Oedenburger Zeitung, Januar 1922 (Jahrgang 54, nr. 1-25)
1922-01-01 / nr. 1
.«...-.j-·..«.1.-s-«s·, THE-»das el Seite 4. — RW. 1.x - Touristentlängchen. Am 7. Jänner Hält unser Touristenor ein sein Diesjähriges Kränzchen ab, das allen Anzeichen nach auch hrner eine der schönsten und besuchtesten Leihtungsunterhaltungen sein wird. Das Vergnügungskomittee ist Ichon jet Wohn am der Arbeit und übertrebt, den Kränzchen nicht nur einen touristischen, sondern ad in Anbetracht der glücklich verlaufenen Bollsabstimmung, einen ungarischnationalen Charakter zu geben. Es ersucht darum ud auf diesem Wege die Teilnehmer, da sie womdalich in amegariicher Volkstracht oder in Touristentrat erscheinen mögen. Der Einzug der verschiedenen Gruppin in den verschiedensten Trachten verspricht eine besondere Sehenswürdigkeit zu werden. Den Einzug wird die Kindergruppe eröffnen und die Eltern, die ihre Kinder am Einzug teilnehmen lassen wollen, werden auch auf diem Lege ersucht, diese ihre Absicht bis spätestens >. Rünsner dem Obmann des Berantaungseomitees Herrn KRolsman Steiner (Grebenrunde) bekauntzugeben. — Nach dem Einzug kommen in Driginaltrachten drei Tänze zur Aufführung, und zwar ein „Walotas“, ein „Gömörl cearbus und ein „Touristenläuchen“. Näheres dur die Einladungen, die besonders geihmarkvoll ausgestattet ind und in Hintergrund das Bild der im Sommer erbauten Herrentisihgütte bringen. Auf die Details des Kränzchens formen wir wo zurück. « Der Finanzminister hat in Ergänzung der bieher im Verkehr gebrachten SUmfagsfeier ftempel auch solche im Werte von 50, 100, 300 und 500 Pronen ausgegeben, dagegen die Erzeugung von Stempeln im Werte von 90 Pronen eingestellt, so daß Diele nur So Ianne im Wertche bleiben, a 3 der Dorrat reiät. Erfranzter Schauspieler. Der in grotest-fomischen Rollen unübertrefflicheTopfer Medayejy (man braucht nur an seinen Lafai im „Der Tanz ins Glück“ wenfen) liegt seit neun Tagen schwerfrant darnieder und würden ihn bei seiner gänzlichen Mittellosigkeit einige foitaufhelternde Aufmerksamkeiten des von ihm geliebten Rubiikums sicherlich sehr erfreuen. „Der “franfe Schauspieler wohnt mit seiner Schwester, der fomischen Alten Crass Medayesy und deren 70jährigem Mütter,chen im Hause Neugasse 15, TÜr 7. Die Verhandlungen über den Grenzverkehr zwischen Ungarn und Desterreich gehen nach wohlinformierten Kreisen dahin, dak auf dem Gebiete eines Grenzstreifens von 15 Kilometern beiderseits die Polizeibehörden erster Instanz, auf einem weiteren Gebietsstreifen von 15 bis 45 Kilometern von der jenigen Grenze Die Polizeibehörden zweiter Instanz zu bevollmächtigen wären, für die Bewohner dieser angeführten Landstriche Grenzüberschreitungslegitimationen auszustellen. Neue Umsatzsteuerstempel. Als Ablösung der Neujahrwünsce Dr. Ernst Balman und Frau 30 Krhichte der Vergiftung. Die in einem ein. —ahrsnummer tt 12 zietit tseftrestarktegieh enthält einen in mens en ne teressanten Brief eines Oedenbur. : |Bergaffe seger Schillerverehrers aus dem Mt einem a Waffe. Fräulein Margarete Tajdıner; Am nächsten a: danft auf diesem Wege dem evelmütigen, | stunden begannen si die drei Sektoren in der Molfierstraße 32 wohnenden Saft | präglich über ein Mebelfein und jchredwirt Mioig Bragmer tiefein Weihnach d« : EEE ESCHER ı | Opfer eines vermutlich vergifteten liefen heute beim Bürgermeisteramte | Yajen wurde die am Rudher zu Rr 2 als erste Spende vom Magistratsrat wohnende Familie Graf. Die Borges Weingarten einen von einer Acht nf! Drahtschlinge erwürgten Hasen, den er eben: seinem Freunde, dem 61jährigen = beilage beginnt der Spannende Romanek Graf, zur „Z ubereitung sie Das Hans ded Somderlingsr! brachte. Dessen 62jährige Frau, Ihes u 8reje, richtete den Hafen her, von dem aus der Feder des unseren Lesern wohl ker dem Finder Dorn mit seiner bekannten Schrifttellerd Erich Ebenhteim, Frau, an Gottlieb Graf mit feiner der fi aus diesem Merk zweifellos neue | Frau’ ee | Tiche Schmerzen zu befragen, worauf gehent. |Dr. Klauß sofort dieselben ins Zita- Für Die Familie Damnapich, spital abtransportieren Tick. Hier spendeten heute: zwei schlichte, edel und wurde bei ihnen eine Magenwaschung menschlich denkende und fühlende Feldhüter | vorgenommen, die jedoch der alten namens Sofef Zottl und Theofil Sa» | SHjährigen Frau nichts mehr half. Die lamen je 100, zusammen 200 K. Wie! Obduktion der Witwe wurde heute im warme Herzen haben do die wirklich, Elisabethspitel _ vorgenommen. _ Die Armen! : Meberreste des Hasen werden zur chemischen Untersuchung nach Budapest geachtet. Man vermutet, daß der Hase eine mit Stindhain vergiftete Zodspeise ls betteingeführte, altrenommeierte Kr Fichte war. Wunderbarerweise ist Fisenhandlung dem Ehepaar Dorn nichts zu bestehen. Die behördlichen Nachreichungen zur Klärung des Vergiftungsfalles dauern an. “— empfehlen sich FM Sämtliche Kurzwaren, Strümpfe, Dedenburg, Grabenrunde 55. Telephon F34 beiten bi N. Kaufmann, Auf Briedeich Langs Nachfolger Bänder und Stichereien, laufen Sie um warenhandlung, Grabenrunde Nr. 4. Weshalb wir Sie nochmal daran erinnern, Ihr Abonnement auf Die „Oedenburger Zeitung“ für Sanırar sofort zu erneuern, damit in der Zustellung des Blattes seine Unterbrechung eintritt! — ® . & alle bereits tödlich Bele ; Der Verwandte der Familie Graf man, mitt, der Mine, Beinen "LT Schaden Die Heutigen Silvesterunterhaltungen: Ab 10 Uhr abends Kasinoverein, Tanz im großen Saale, ab 8 Uhr abends „Kerfidalför“, im Hotel „Bannonie“, ab halb 8 Uhr abends Katholischer Berein in der Neusasie, Tanzunterhaltung, ab halb 8 Uhr abends Tischgesellschaft „Biezne“ in der „Krone“, gemütlicher Sie weiterabend ohne Entree. Wenn Sie Bedarf an was immer für Möbel haben, wennen Eie fi an das Möbelhaus Leopad Ropste in Oedenburg, Grabenrunde 62. Telepfon Nr. 239. ungarische Staatsbürger,die sich in Holland nicht lästiger als ZOTsage aufzuhalten gedenken, müssen sich — mit Ausnahme von Grubenarbeitern oder Arbeitern in ähnlichen Betrieben öek-"5« den holländischen Polizeibehörden weder"«anz no abmelden. Natürlich hat jeder Reisende auch weiterhin bei einer Sabıt nach Holland dafür zu sorgen, daß sein Bak mit dem vorschriftsmähig ausgestellten Bitum versehen werde ne D. Ten .». N Ey egaken. ee .. SEEERESEERSIEREESEEESE STREBEN ( BESREHDESCEERSEERENE) Oedenburger Zeitung Sonntag, 1. Jänner 199, ; . Aus dem Matrifelamte.' Eintragungen von 23. Dez. bis 30. Dezember 1921 Geburten: Johann Böröndy, Schuhemacher und Barbara Csupor, Knabe;Josef Seidl, Maurer und Susanna Salamon, Knabe; Ludwig Rau, Tischlermeister und Rosa Raktovics, Mädchen: Ludwig Für, Volldiener und Elisabeth Gyürü, Knabe; Lulias Koch, Anztreiher und Emilie Simon, Knabe; Alexander Payrish, Gastwirt und Agnes Blazovich, Mädchen; Michael Salfer, Maurer und Sophie Linzer, Mädchen; Ferdinand Schranz, Meingärtner und Sophie Feigl, Knabe; Alois Reineder, Sahrissarbeiter und Katharina Kaiser, Mädchen; Qudw; Schwarz, Kaufmann und Kornelia Kornfein, Mädken; Michael Brunner, Fleishe bader und „Soleia Böhm, Knabe; Alexander Nemeth, Heidud und Maria ‚spancsics, Knabe, Arnold Breuer, Kaufmann und Malvine Breuer, Mäd Ken; Samuel Holzmann, Taglöhner und Anna Marhold, Knabe. PS AGRARIA-Maschinen — das Beste vom Besten Putzmühlen Schrot- u.Putzmühlen, Futterschneidemaschinen, alle Maschinen für Ackerbestellung in der « Wien-listk lsssssssuslsnhstir. «cn«m«a.m.d.n.,wscasv.« Isaltswloszsusl.—FluslsschtzJsusstr.sQ Stefan Friedrich Speditions-Unternehmung Spediteur der Südbahngesellschaft. Möbeltransport mit eigenen, verschliessbaren, innen tapezierten Patent-Möbelwagen. — Zollagentur, Handelsagentur. Ein Yedenburger Brief an Schiller. „gaffet alle Völker unter gleichem Himmel Sich gleicher Habe wohlgemuth erfreuen.“ Dieje Anforderung, die Goethe an die Dichter gestellt hat, scheint sein bester Freund, Schiller, völlig erfüllt zu haben: Schon am Beginn seiner literarischen Tätigkeit drang sein Ruhm über Deutschlands Grenzen. Er mag schon früh an in Oedenburg bekannt geworden sein, denn von dieser Stadt gingen junge Theologen nach Deutschland und kamen von der deutschen Philosophie und Dichtung bergeistert zurück. Unter den sahleigen Oedenburger Bibliotheken gab es eine, die des Professons Ratcs, welche ich besonders für zeitgenössische deutsche Literatur eingestellt hat und auch für Private zur Verfügung gestanden ist. Nach folgen Vorbedingungen wird es uns nicht überraschen, da sich auch ein Schwärmer unter den Lesern befand, der eines Tages dreit und zugleich schüchtern folgenden Brief an Schiller richtete: Mohlgeborner Herr Hofrat! Es ist eben so ungewöhnlich nicht von einem Goethe. Weltliteratur. Scharenweise fremden, unbekannten Freunde einen Brief zu erhalten, aber eben in meinem Vaterlande sfich einen B Verehrer verschafft zu haben, der wärmsten, herzlichsten Liebe gedrungen in einer sühwärmerischen Stunde die Feder ergreift, um an den geliebten — Unbekannten — zu schreiben, das könnte mehr ungewöhnlich sein. In meinem Vaterlande, jage ich, denn ich bin ein Ungar, aus einem Lande, wo noch vor 50 Jahren die ganze Kenntnis fremder Gelehrten ich kaum weiter, als auf eine höchst magere, von unseren auf deutsche Universitäten geschieften Theologen hin, und wieder zusammengeraffte Namen alter ahantisc- Theologen erstrebte. Doch diese Zeiten sind nit mehr; Deutschlands große Männer sind uns set ebensowenig fremd, als unsere vaterländischen Schriftsteller. Und eben weil ich ein Unger bin, frei wie die Nation, warm wie mein Klima, unterstand ich mich, an Sie zu schreiben. Scelten Sie mich nicht unhöflich, daß ich meinem Herz gefolgt bin, Ihnen zu danken, Sie zu versichern, daß ich Sie liebe, als meinen Bruder, daß ich Sie verehre, wie meinen Genius. Ich werde Sie vielleicht nie sehen, werde Sie nie rennen, Sie mich nie rennen und doch ist Dieser, mein Wunsch heiß, wie mein Gebet, ich möchte Sie so gern nur ein kleines, leines Stündchen sprechen, fallen ins Aage den großen Bereciger „Kiesces“, umarmen denn Empfindung malte den naunenswürdigen „Räuber“, für den den edlen Mann, der mein menschliches Ideal bleiben soll, so lange ich lebe. Aber ich trauere mit Klopftod: „Herzen finden sich nicht, die füreinander doch und zur Liebe veschaffen sind; sie trennt die Nacht fernerer Himmel.“ Es it nicht Hochmut, der mich jagen läßt, unsere Herzen sind füreinander geschaffen; nein! Es ist der Gedanke, an dem ich mich weide, den ich tausendmal denke, bei dem ich tausendmal schwärme, um ihn wieder tausendmal lebhaft denken zu können. Und wäre ich unter dem Himmel geboren, wo Sie aufwuchsen, ich möchte streben nach Ihrer Freundschaft, geizen mit Ihrer Liebe, wenn ich sie erhielten und erhalten müßte ich sie, oder die Einstimmung der Grundsäße, das geheime Gehnen der allmächtige Zug der Seele nach dem Tieben Gegenstande i zu ohnmächtig, eine Freundschaft zu stiften. Ich habe Ihre Schriften gelesen, zwar nicht alle, Do eine nur war schon genug, um mich Ihnen ewig zu verbinden. Doch ich will sie, die enthusiastiischen Stunden, die Sie über mich ausgoffen, nicht wiederholen; es könnte dem biederen Verfasser manches Schmeichelei scheinen, was der liebende Tüngling warm niederschrieb und schmeicheln ich einem Manne, wie Ihnen, der von Mann, der mit unerfünstelter, warmer möchte nicht. Wie oft stieg mir der Wunsch bei Ihrem „Fiesco“ auf, möchte de Schiller einen Rakoczi, Naadasdy, Bankus verewigen, möchte er da, der allein fähig — und wert ist, diese Männer ins Leben rufen, verfünden weit die Edlen, deren Ruhm, wären sie von Römerinnen geboren, allumfassender würde, als der Ruhm eines Scipio oder Cäsar. Darin beneidete ih Weneas seinen Birgil nicht, nicht dem Achill seinen Homer, denn Schillers Geist ruhte über Ungarns Helden, der Geist, der Täter zu Bergen umschafft, der uns mächtig anspornt zu tun, was wir ewig unterlassen hätten. Denn wer vermochte mich zu überreden, den Plutarch lateinisch zu lesen (griechisch fann ich nicht), hätte Moor nicht gesagt: „Mir eselt vor diesem tintenflechtenden Sofulum, wenn ich meinen Plutarch lose von großen Menschen.“ Mein Brief wird lang und da] möchte ich ihn noch verlängern, obiH auch die vorteilhafte Regel weiß: Mach’ deine ersten Besuße kurz. Es ist wirklich eine eig'ne Sache, wenn man Männern schreibt, was das Herz so gern ergtehen möchte, und wo man mit jedem Schritt befürchtet, den Anstand noch mehr zu beleidigen, den man ohne dem überschritt. Meine Neugierde möchte es so gern fragen, welche waren Ihre großen Muster in der Dramaturs =