Oedenburger Zeitung, März 1922 (Jahrgang 54, nr. 49-73)
1922-03-01 / nr. 49
«Seite 2.— Nr. 49. .. Zur Gmirenme flohd George—Boincare. Frankreich lenkt ein SB. Paris, 28. Febr. Sämtliche Blätter stellen mit Genugtuung fest, dassloyd George und Poincare zu einem vollständigen Einvernehmen gelangt seien. „Matin“ erklärt, die französische Regierung sei geneigt, den Eintritt Deutschlands und später auch Rußlands in den Völkerbund Rau zugestehen, Da müsse Die Haltung Dieser beiden Staaten auf der Konferenz von Genua dem Völferbund E Unterlage für seine endgültige Entscheidung liefern. .. ——— | ER |England vor einer Industriekeijelig ® (Drachtbericht der „Oedenburger Bettung”.) ISB. London, 8. Febr. „Obfer: ||| Iver“ berichtet, das eine neue industrielle geber der Maschinenindustrie Habe die [fi -Krise drohe. Der Verband der Wibeitsallgemeine Austsperrung für den 11. März angesagt. Es besteht Die Gefahr, daß es auch in der Schhiffbau-industrie infolge Lohnstreitigkeiten einer Aussperrung kommen wird. au . E .:»Ausgleich der Kriegsschulden« SB.W»·ien,,28.Febrr.AugBer7 li'nwj·-·v»d«sgen13e’ldet:Die Verständigung über die Frage des frianzösischenzschen Wirkensstofl s imdenix Besprechungen von Bioussogne erreicht morgen-Maxst besondere ist csngland WHAT-.dike«z.vgy,Ergy-t-gsxch.p.erxaxxgtg längere Dauer desliebereiinskommens anzunehmen.Das Problemss der Wiedergutmachungen ist bei allen Iltsterredungens gestreift worden-Die Kriegsschulden fallen kompensiert werden - . Unerwartete Versöhnlichkeit Boiicares. SB. London, 38. Febr. „Sunday Times“ meldet, das die Zusammenkunft der beiden Premiers mit einem volltändigen Erfolg endete. vine care habe eine unerwartete Neigung zur Versöhnlichkeit gezeigt. Lloyd George äußerte si in einer Unterredung, er sei über den Verlauf der Erörterung außerordentlich erfreut. Mit Ausnahme des Angolavertrages sollen die zwiigen England und Frankreich bestehenden Meinungsverschiedenheiten aus dem Wege geräumt worden sein. Ob Rukland anerkannt werden solle, legte Lloyd George, hänge allein von Rukland selbst und seiner Haltung in Genua ab. Konferenz des nahen Ostens, EB. -Boulogne, 38. Febr. Lloyd George erklärte englischen Journaliten gegenüber, dad Poincare und er dahin übereingenommen seien, sofort nach der Bildung des neuen italienischen Kabinetts eine Konferenz Frankreichs, Italiens und Englands zur Regelung der Fragen des nahen Ostens einguberufen. In Er reift Ichon wieder! (Brahtbericht der „Debenburger Zeitung”) SB. Prag, 28. Febr. Ministerpräsident Dr. Beneih ist gestern in Prag eingetroffen. ingoslamwiichen Minister des Neußern NinEr wird demnächst mit dem!’ tihitjh in Vreßburg zusammentreffen. as / || Deutschlands Garjlieferungen. SB. Berlin, 28. Febr. Die Verhandlungen mit dem Vertreter der deutschen Regierung und der Reparationskommission über die Durchführung der Sachlieferungen haben gestern zu einem vorläufigen Abschlus geführt. §83 At ein, Abkommen unterzeichnet worden, dad der deutschen Regierung und der Reparationskommission vorgelegt werden soll . Riesenauswahl, gediegene Ausführung, mässige Preise! « m Grösstes Provinzvrsandhaus—— opstein, Oedanburg, rabenrunde 62, Die Verbreitung von Preichrobusten. Der Minister des Iunern hat in Anger. ing der Stadthauptleute der fin. ung. Staatspolizei N Das „Ang. Tel-Marr -Bur.” meldet: legenheit der willkürlichen zum: Prebprodukte an sämtliche Bezirke oberund an Die: ‚ersten Beamten sämtlicher Munizipien folgende Verordnung erlassen : "Das Syndikat der Budapester Tagesblätter führte bei mir die Klage, daß bie dur die Fön. ung. Bolt in die Provinz beförderten Zeitung der emplare von den sozialen Polizeibehörden einer Zensur unterzogen werden und daß man die Blätter exit, wen sie der Sotalzensor gelesen hat, den Abonnenten oder Käufern zur Verfügung stellt. Da das fürn. ung. Ministerium mit seiner auf Grund des G.A. VI:1921 erlassenen Verordnung Zahl 10501/1921. M. E. die im Sinne 93 $ 11,.G. LXII:1912 auchgeübte besondere Preß- Kontrolle eingestellt hat, weise ich Sie an, Ihre untergeordneten Behörden anzuhalten, daß sie die willkürliche Zensurierung und Zurückhaltung der Blätter unterlassen. Natürlich berührt diese meine Verfügung das im verlegten Ahnen des S 11 und 8 12 DS &W. XIV.1914 enthaltene Recht der Behörden durchaus nicht. Gleichzeitig ordne ich an, daß die Infalen Verwaltungs- und Polizeibehörden für den Fall, dab sie im den auf ihrem Gebiete erscheinenden Proiprodukten die Öffentliche Ordnung, die öffentliche Sicherheit, wie auch die Interessen der Auslandspolitik des Landes gefährdende Veröffentlichungen wahrnähmen, wodurch auf Grund des $ 11 des G.N. XIV.1914 und des $ 1 der Verordnung Zahl 6357/1920 M. E. die Entziehung der Straßenfolportage, besziehungsweise das Einstellen des Blattes geboten erschiene, mir, unter Beschluß des Blattes, unverzüglich Bericht erstatten. Budapest, 22. Februar 1922. Für den Minister Nadoly m. p., Zander-Oberstadthauptmann. Der 1. Mär. (Mittwoch). _ Katholiken: Aichermittwoch; Protestanten: Alebinus.. — Gedenktage: 4809,, der Tondichter Fr. 3r. Chopfit geb. — 183# die tragische Schauspielerin Charlotte Wolter im Seln geb. — 1837 der Negyptolog und Sonanschriftsteller Georg Ebers in Berlin geb. — 1871 Einzug der deutschen Truppen In Paris. ” ”itate. Die Installationsfeier im Romi- Zur. festlichen Installation Des im Se TBONAEN.BeN Fanhne und der fgl. Kreistadt Debenburg Gugend. Ferti. hält der Munizipalaus Schub BER NG am 2. März, um 121 Uhr mittags im großen Komitatshaussaal’eine außerordentliche Generalversammlung ab. "Vor derselben findet um 11 Uhr vormittags in Der Benediktinerfirche ein mit „Veni sanete“ verbundener Teitgottesdienst Nart, dem Obergespan Eugen dr. Ferijas, die Mitglieder des Komitatsmuntipalaugschuffes, das Komitatsbeamtenkorps, sowie geladene Säfte beimwohnen werden. Zum F Kirchengang sammeln..fid, die Teilnehmer um 11 Uhr im großen Komitatshaussaal. Anerkennungsdiplom für die Oedenburger Staatspolizei. Für ihre schavere und verdienstvolle Tätigkeit während der Zeit der Volksabstimmung hat der gewesene Oberregierungskommissär General Yıped v. Guilleaume folgende Mitglieder Der Oedenburger Staatspolizei mit Anerkennungsdiplomen bedacht: Oberimiper ist Havas, Polizeihauptleute Roparzis, und Retrovits, Imipertor Brüktl, Cynegen und Zahar, Geheimpolizisten Wlegander Nagy, Ecsy, Ju- Jits und Michael Kocsis, Oberkontrollor Franz Nemeth, Kontrollor Sole Halak, Stabsfeldwebel Stephan Sücsöt, Feldwebel, Stephan Harnath und „die Schuhleute Nikolaus Haversius, Johann Tafats 2, Stanz Boor und Stephan Rajics. Ein Liter Mil — 17 Kronen! Die Oedenburger Milchzentralengenossenschaft hat ab 1. März die Milchpreise pro Liter von 16 auf 17 K erhöht. Sie begründet dies mit der 3%,igen Umfagsteuer und der Erhöhung der Betriebsregie und Arbeitslöhne. — Falls am 15. März die 200 °/ige Erhöhung des Eisenbahntarifs auch beim Milchtransport zur Geltung kommt, dürfte eine weitere WBreißsteigerung um 2 K pro Liter eintreten. Ales Publikum ! Die städtische Gruppe des „Kan“ hielt gestern nach der Obergespansinstallation unter dem Vorsage des Alterspräsidenten, Oberststals Dr. Eugen Zergenyi eine Litung behufs Neuwahl der Funktionäre ab. Präses wurde neuerlich Dr. Schindler, Obersekretär an Stelle des verstorbenen Dr. ©erencser Bizenotär Almasjy, Ralfier Rechnungsoffizial Ernst Nagyp. Todesfall. An 28.9 M. starb die 22jährige Oedenburgerin Rozji Giczy.Trauungen. Sonntag fanden außer den bereits mitgeteilten folgende Ehe hliehungen statt: Schneider Radishaus Eemeith mit Anna Wehofer und Bierbrauer . Rudolf Kräuter mit Anna Reiter Gestern ehelichte Der Taglöhner 2eentin Salamitsin die Fabrikarbeiterin Anna Boros. Die silberne Hochzeit des Grafen Albert Apponyi am 2 März hat zu einer Aktion, der Gesellschhaft Budapests Anlaß gegeben, die varin zielt, dem Grafen Apponyi anläßlich seines Yrubeltages eine ihm würdige Feier zu veranstalten. Promotion... Alfred Menghard, der Sohn des verstorbenen Oedenburger evangelischen Geistlichen Friedrich Menghard, wurde an der Budapester Universität der Wissenschaften zum Doktor der Rede promoviert. . Dr.Pkuezlich-Priefeede«as jholischens Konvents.Die gesternabendz vörgenommene Wahlerforschung ergab einen einstimmigen Sieg Dr.Willezichs,der nun Präses des Katholischenskonvents wurde. Jahresgeneralversammlung des »Nyuk·o ß«."Die»Nyukop«Hauptsektion wird am März um 1 M Uhr nachmittags im kleinen Beratungssaale des Rathauses ihre ordentliche Jahresgeneralversammlung abhalten.Die Mitglieder werden ersucht, möglichst zahlreich zu erscheinen. Die Budapester Zeitungsverlage haben den Preis der Einzelnummern ihrer Zeitungen ab 1. März auf 5 Kronen erhöht. Diesem Kreisabkommen haben sich angeschlossen:: " Velter Lloyd, A Nep, Budapesti Hirlap, Nemzeti Ujfäg, Need Belter Journal, Az Ei, Magyarorkár, Nepkava, Veiti Napis, Szözat, Az Ujfäg, Magyar Hirlap, Magyarlär, 8drat Ujfäg, Berti Hirlay, Virvadat, Ui Nemzebet. Bas it eine Beziehung? f, | Nachdruch verboten. De jedem Ausgang. Zu Haus, in den stil- Ueberraihung. Moden, Monate kamen und vergingen. In die Wohnung der Exzellenz kamen nur wenige Menschen. Ein paar alte Damen fehrten wohl ab und zın für ein Pflauderstündchen ein, hier und da ein junger Gast aus Höflichkeit oder Pflichtgefühl, die meisten Lager aber gingen gleichmäßig und eintönig an Gerda vorüber. Sie gingen » sellen aus. ie hatte Angst vor dem lauten Getriebe der Großstadt, vor den dreisten Bliden und An‚reden auf der Straße und alt vor ihren eigenen Herz, das inmitten des Glanzes da draußen jedesmal schmierzhaft zusammenzuchte.. „So ist die Welt,’ dachte sie dann wohl, wenn’ sie Equipagen mit’ eleganten Menschen sah, vornehme: Safes ud Restaurants, duch, deren Glasscheiben nach der Straße zu lachende Gesichter schauten. „So ist die Welt, die Dich vergessen hat, so schaut das Leben, das Glück aus, dieweil du hungern mußt nach diefen Freuden.” Darin Fürchtete sie sich vor Bricht. Bon Elfe strafft. (12. Fortlegung.) Den Räumen der Exzelllenz, hatte sie nicht viel Zeit zu diesen Gedanken. Da lernte sie arbeiten, da begriff sie allmählich, was es heißt, Pflichten haben. Weihnachten war bes Putetchen aus der Heimatstadt gesomen. Zummitten ihrer von neuen erwachten Spoftlosigkeit am heiligen Abend hatten Magners Christgesjeife gesandt. Ein Buch, eine gestiefte Schürze von der Freundin und ganz zu unterst, «in Süßigkeiten und Tannengrün versteet, ein — Bild, Mnit, die alte Frau und ihr Sohn darauf. +. Gerda war damit in den äußersten Winkel ihres Stübchens geflüchtet. Und sie hatte geweint, als ob ihr das Herz brechen mußte. Sie wußte nicht, ob das Leid oder Freude war, aber es floß so viel mit diesen heißen Tränen fort, was immer noch wie, eine schwere Last ihre Seele, bedrückt hatte. Heinz Wagner hatte seinen Namen hinter das Bild geschrieben, dicht über dem der Schiweizer: „fröhliches Fest!” Tas Gerda mit zuckenden Lippen wieder und Spieder. Und in dem Gedanken, „er schreibt an Dich, ex zeigt Dir, daß er nicht allzusehr mehr zürnt”, wachte i wirklich ein Freuen in ihr auf. Zaghaft zwar noch und Flein, aber sie war doch da, Diese reine Freude über das Stich Daheim. Zu Reujahr hatte Gerda wieder eine Anni war Braut geimgrden. Das Liebe, lustige Mädel hatte ihren Oberlehrer bekommen, für den sie seit Jahren heimlich geihmwärmt. 5 Gerda regte sie sehr darüber auf. Um so mehr, da in ihr Lebe etwas Selt- James, Neues gekonmen har, von DEM sie nicht wußte, wie sie si dagegen verhalten sollte. Ein Neffe der Exzellenz, ein Regiegieringsaffesser, der nach Berlin verlegt worden war, hatte der Tante kurz vor Weihnachten seinen Besuch gemacht. Seitdem kam er oft und schien zu gern zu kommen. Er konnte unermüdlich mit der alten Dame Whist und Sechsundsechzig spielen, brachte ihr Blumen, Geschenke und behandelte auch Gerda mit einer Aufmerksamkeit und Zuvorkommenheit, die dem, verwaisten, Mädchen „ unendlich ‚wohl tat, nach diesen Besuchen. / 53 war ein ruhiger, ernster Mann, der, gut, zu sprechen und. zu unterhalten verstand, und der niemals den Frieden des kleinen Haushaltes durch jenen Beuch störte. war er fort, stimmte die Exzellenz jedesmal ein Zoblied über diesen Neffen an, sprach von seinem großen Vermiden, seiner glänzenden Karriere und frenne ich schon wieder auf den nächsten Beruch). Gerda wurde jedesmal unruhiger : « Herr von Putliß war der erste Mann aus den Gesellshaftstreffen ihres Vaterhauses, der ihr nach dem jähen Wandel allen Glücks wie einer Danıe entgegenkam. Er sprach zu ihr in derselben liebenswürdigen Weise wie zu seiner Tante. Er brachte auch ihr Blumen, wenn die Exzellenz welche bekam, er tat ganz so, als gehöre sie zu der alten Dame wie eine Tochter oder nahe Verwandte. Das tat ihr wohl und ängstgte sie zu gleicher Zeit. Die war so flein geworden nach dem Unglück, und es geschah seltener und seltener, daß sie ber von Dienstleistungen in ihrer Stellung mit einem stolzen „Nein“ den Kopf erhob, „so etwas Habe ich nicht nötig zu tun“. Mutlos und müde war sie geworden in dieser Zeit, da alle Sehnsucht schlafen mußte. Der Negierungsaffessor blieb sie oft so seltsam an, von seinen dunklen, bewundernden Blicken durchlief oft ein Beben ihren Leib und drängte das Blut, heiß und jeder in ihr Gesicht. Sie fühlte, daß er sie schön fand, da ihm ihr helles Haar über dem schwarzen Gemwande gefiel, und einmal hatte sie sogar vorn im Nebenzimmer von ihm Melber jagen hören zu der Exzellenz: „Deine Gesellschafterin, Xante, alle Achtung! Nicht allein ihre tadellose Figur, nein, all ihr Gesicht ist zum Massen schon.“ (Fortsetzung folgt.)