Oedenburger Zeitung, Mai 1922 (Jahrgang 54, nr. 98-121)

1922-05-03 / nr. 98

. BEREITETE ITO FEAR FETT TR, N N « » THE-ff ;-(·F««H331IYFF.JP IRS-AS VIII EEE 3 Schriftleitung: Oedenburg, Deäkpl. s6­­ Sprechstunden täglich vor ı1 bis ı2 Uhr, Zuschriften sind stets an die Schriftsek mng und nicht an einzelne Personen derseiben zu richten, Fernsprecher Nr. 25 Bezugspreise: Monatlich 75 RK, "­jährlich 225 R, /s jährlich 450 R, ganzjährig 900 R frei ins Haus gestellt. Mittivoch, den 3. Mai 1922. Gelangt mit Ausnahme von Sonntag an jedem Tag um 15 Uhr (3 Uhr nachmittags) zur Ausgabe. 4äR Be Verwaltung: Oeienburg, Denkplatz 56 Anzeigen und Abonnements werden in unserer Verwaltung, Denkplatz s6 und in unserem Stadtlokal Grubenrunde 72 angenommen. Fernignecker ül­. 6 und ı9 u­n ge­ m­er­nd Einzelnummer 4K 34. Jahrgang. Az. 9. Innenminister Graf Klebelsberg bei uns! Begeisterte Aufnahme! — Sein PBroseamm! — Bei den Kaufleuten! — Bei den Wirtschaftsbürgern! — Bor dem M­ärtyrerdenkmal! — Einführung eines Erbortrindermark­es! — Wie kann Oedenburg geholfen werden! Graf Kuno Klebelöbera, Innen­­minister und Kandidat der Einheitspartei für den Wahlbezirk Stadt Oedenburg, weilte Samdtag, Sonntag und Wontag im unserer Stadt. Er wurde überall recht Herzlich aufgenommen und dürfte den Bin­­dend gewonnen haben, daß seine Sache gut steht. Für und ist vor allem wichtig, daß der Herr Innenminister in diesen Tagen mehr als sonst wohl Gelegenheit hatte, die Nöte, unter denen Dedenburg Fenfzt, tennen zu lernen. vielleicht Hat die persönliche Fühlungnahm mit allen Stchten der Bevölkerung ei z Zustande ge­bracht, daß die Negierung zur Behebung der berechtigten Beschwerden Durchgreif­fende und großzügige Maßnahmen verfügt. Lüngered Zaudern wäre saR den schwersten Folgen be­­gleitet. Wir glauben den Dank unserer Befer dadurch zu verdienen, daß wir, ent­­sprechend der großen Bedeutung dieser­­ Zage, den Bericht über die Tätigkeit des Herrn Innenministers möglichst aus: Fahrlich behandeln. Ergänzende Ein­­zelheiten Bringen wir im der morgigen Kammer. = Bebeigabe des Märtyrerdenkmals. An einem Mauervorsprung im mittleren Teil des neuen katholischen Friedhofes erhebt RG ein aus gelbem Sandstein von der hiesigen Steinmebfirma Hild gehauenes Brennmal, das in idealisierter Form die rebten Augen= bliche der zwei Märtyrer der weißen, Großzin­­zendorfer Gegenrevolution, des Oberleutnants Robert Szanto und Einjährige Freiwilligen Rudolf Fenneß darstellt. Hinter den beiden Figuren erhebt sie ein Doppelfranz mit der Iufrift: „Mit Ehren fürs Vaterland!" Das Denkmal, dessen Entwurf vom talentierten Bildhauer 2. Behedes herrührt, wurde im Wege gesellschaftlicher Sammlung durch die Deidenburger Gruppe des Move errichtet, deren Leitung General d. R. Ludwig Nemzih de Bejcz als Präses und Direktor i. PB. Bon­ Mearujaf als Sekretär innehaben. Die am Monument, das pyramidenförmige Lebens­bäume flankieren, angebrachte wunfelgraue Marm­ortafel enthält in goldenen Lettern fel­­gende Inschrift: · «Zur Erinner­·ung an die durch die Henker der toten Herrschaft am CJulilslS an dieser Stelle hingerichteten Märtyrer,Oberleutnant Robert »Szauto und Einjährigs Freiwilliger Rudolf Henneß,der im Dienste der Verteidigung der nationalen und christliche Sache stehenden Groß­­zinkendorfer Gegenrevolu­tion.« Sonntag um ZlLUherr mittagsdmd bei prachtvollem Wetter,in Anwesenheitssinr gegen Menschenmenge und Schöglinge der verschiedene Institute die feierlichel­kjtxs­garbe des Denkmals an die Stadt durch die hiesige Gruppe des Move statt.Unterdemsels­p ruht jedoch nur noch der Hidegseg er Ujährige Oberleutnant Szanto.Der z­-w s:ite Märtyrer,dessen Angehörige gleich denen der sindeten sich um das Grab gruppiertum wurde in seinen Geburtsort Großzinkendorf über­­geführt Der Uebergabefeier,die allen Unver­­wandten unvergeßliche Eindrücke hinterließ, whnten der Innenminister Dr.Graf Arno Riebelsberg, sowie der Obergespan Eugen db. Sertjaf, Bürgermeiter Dr. Michael Thurner und Pizegerpin Ludwig Ge­­may Wolff, hohe Militärs und andere führende Persönlichkeiten unserer Stadt bei. Die Feier eröffnete der „Soproni Magyar Serfidalför“, dirigiert vom Chormeister Pilz, mit einem ergreifenden Trauerlied Mirzander Erdelyis. Dann stellte sich der Benediktiner­­professor Dr. G­alesius Gerecs vor 002 Denm­al und lieg vom erhöhten Friedhof aus, der gleich einer unvergänglichen, an Tras­dition und Pietät reichen Trubbirg ins weite, zum Teil zur Fremde gewordene Yant schaut, eindrucksvolle Worte der echten Vaterlandsliebe ertönen.. Seine Rede enthielt außer dem ges­chichtlichen Nachbild auf jene Nunttage im Jahre 1919, als Großzinsendorf mit 10 älte­ren Ortschaften gegen die rote Schredensherr­­schaft die leider nur ungenügenden Waffen er­­hob, u. a. folgende Ausführungen: „Wir Here sammelten uns hier, um eine Feier zu Les gehen, in welche sich leider Trauer mengt. Tu8 ungarische Wolf, rennt faum einen feierlichen Moment in seinem Leben, in das, nicht trau= tige Erinnerungen hineinspielen würden. So mußten auch, troßdem sie vielleicht nicht ges­trade führende Rollen spielten, Szanto und Benneß daran glauben. 3 hatte nach Nie­derwerfung der gegenrevolutionären Bewegung fast den Anstein, als ob alles ohne Blutver­­gießen verlaufen würde. Da kam der Oberhenfer Szamuelly. Er wollte Opf­­r haben und ließ die beiden Unglückkichen am 4. Juli um halb 5 Uhr nachmittags an dieser Stelle im niederträchtigster Weile Hinmorden. Oeden­­burg möge dieses Datum nie vergessen! Möge das neue Blut der beiden Märtyrer, aleich dem der alten Chhristen, die tränkelnde Seele des Ungartums genesen lassen. Dieses Denk­­mal macht uns auf die Schädlichkeit einer Klaffenherrschaft aufmerksam, die den Gedan­­ken an eine Volfsgemeinschaft nicht duldet. Die Großzinkendorfer Gegenrevolution, bei der Ungarn mit Deutschen und Kroaten im Ein­­verständnis handelten, Soll uns ein leuchtendes Beispiel sei, die echte Vaterlandsliebe bei uns aufzufasfen is. Das Denkmal mit seiner beherzigenden S Inschrift: „Wir Ehren fürs Vaterland!” soll gleichsam der schlafende Löme I in der Enge von Termovylac sein,uns stets an unsere Pflicht erinnern und Kraft zum siegreichen Ausharren geben.“ In Namen des Move und in Vertretung des erfranften Grafes General vol. Nemeth hielt der Sekretär der Gruppe, Direktor Vaul Marujaf, eine sehr schöne und formvoll­­endete Ansprache, in der er seiner Genugtuung Ausdruck verlieh, daß das Denkmal’seiner Be­ stimmung übergeben werden kann. Wie er u. a. ausführte, sei es w unsere vornehmste Pflicht, an dieser Stelle pietätsvollen Dank zu empfinden. Al Spender, die die Erh­utung folgende an­ Ortschaft HSıdegreg, die als Geburtsort Szantos als erste spendete, die im Amerika wohnenden Geschwister Szans 108, das Oedenburger Stadt und Komitatsmunizipium, Fürst Paul Esterhar­d, der das Material bergab, den katholischen Konvent, der eine Ehren­­grabstelle überließ, sowie einzelne Personen und Korporationen. Da das Denkmal nun fertiggestellt wurde, it auch die Aufgabe des Move beendet und glaubt Redner, daß er die Grabstätte seinen würdigeren Händen über­­geben kann, an Dedenburg, der „cibitas fide­­liffima“. Möge das Denkmal stets unser uners­chütterliches Vertrauen in eine Auferstehung. Großungarns verkünden, die kommen wird da wir in uns das Nechtsgefühl, die Kraft und den Glauben an eine bessere Zukunft haben. Bürgermeister Dr. Michael­­ Thurner übernahm die Sandsteingruppe im Namen der Stadt, wobei­ er einen Nachblick auf die stürmischen Reiten warf, die zum Märtyrertum der beiden erschosfenen Helden führten; jedem­ führe er aus, daß nur selbstlose Menschen, die für ihre Ueberzeugung auch den Mut haben zu sterben, Bleibendes und Wertvolles schaffen können. Mit der Versicherung, daß unzählige Generationen das Andenken dieser zwei jungen Helden bewahren werden, schloß er seine Rede, worauf Der städtische Heidud den Franz der Stadt am Fuße des Denkmals niederlegte. Auch andere Kränze bedecten das Grab. Um 12 Uhr fand die Feier nach Abfingung des Thymnus ein Ende. ” Die Konferenz in Der Handels und Reinerse-Kammer. Sonntag um halb 12 Uhr mittags eröff­­nete Srmerpräsident Siegfried Spiegel die Konferenz der Oedenburger Kaufmanns­chaft und der Klein- und Großindustriellen mit einer Begrüßung des Innenministers Klebelsberg, der als erster aktiver Mini­­ster die Kammer aufsuchte. Nedner erklärte, daß dies die beste Gelegenheit für die Er­­schienenen sei, ihre Klagen und Bitten borzu­­bringen. Ws erster sprach Kammersekretär Dr. Julius Silias, der die fünfreien Bec­hwerden der Kaufleute und Ge­werbetreiben­­den äußerst rar und prägnant vortrug. (Seine Rede bringen wir auszugsweise in einem separaten Artikel) — Dann wandte sich der Cleftromechanifer Ludwig Tepper an den­ Minister und hielt eine sehr eindrucksvolle und außergewöhnlich schöne Nede über die verschie­­denen Wünsche und Klagen des Kleingewerbe­­standes, die er mit der Bitte um Durchfüh­­rung der Altersversicierung­­ und der Gewährung von Arbeitsmöglichkeiten für seinen­ Hart um seine Griffenz kämpfenden Stand verwob. Großlaufmann Dr. Franz Varga erhob gegen die Art des­ Vor­gehens der Umsaufteuerkontroll­­organe, die wegen des geringsten Weber­­standes sehr scharf gegen den ohnedies schon ge­­plagten Kaufmannsstand vorgehen.­­ Beschwer­de. Großkaufmann R. Hollos beantragte, daßs die Regierung die Gelegenheit des unterbun­­denen Viehtransportes nach Oesterreich, drüben große Bestürzung ermwedt, dazu be­­nügen solle, um im Kompensationswege dafür zu sorgen, daß einige der für Dedenburgs Gristenz so wichtigen Grenzgemeinden rücgeschlos­fen würden. Weingroß­­händler Edmund Klaber beantragt, daß im Sinne des ungarische österreichischen Handels»­vertrages zur Erleichterung der Warenverzol­­lung in Dedenburg ein mit dem un­aris­ichen parallel wirkendes österreichisches Bollamt aufgestellt werden möge. « Anläßlich der am’ Sonntag mittags statt» gefundenen Versammlung der Oedenburger Kaufleute und ‘Gewerbetreibenden unterbrei­­tete Sekretär Dr. Julius Silias dem er­­schienenen Innenminister Klebelsberg im Rahmen folgender Rede die zwölf Bitten der» selben: : « » »Hechimstkr!Meine sehr geehrten Herren!Die wirtschaftliche Lage der Stadt Lschönbmrg ist durch die Ereignisse der jüng­­stc Vergangenheit,richtig gesagt durch die Abtrennung der westlichen Grenzgegend des Landes kritisch geworden Mit«dexn verlorenen Gebiet ging nahezu der X-Teil»jene­ s Konsu­­mentenmarktes in Verlust,der m­it seinen Ein­­käufen und mit seinen Bestell­ungen den Han­­del und das Gewerbe der Stadt Oedenburg seit uralten Zeiten­­ alimentierte. Die Stadt Oedenburg liegt heute auf einer aus der westl­icchen Grenze des Landes herberspringenden Erdsunge, abgetrennt von­­ seiner als Marti Seen nördlichen, westlichen und südlichen Umgebung. Die durch diese­pezielle geographische Lage verursachten Schwierigkeiten beschhärft der Umstand, daß der wirtschaftliche Verkehr der unterbinden sollen, erschwert wird. ALS Ergeb­­Stadt mit dem inneren Landesgebiete d verfehlte Verfügungen, die den Schm nss dieser Schwierigkeiten des äußeren und inneren wirtschaftlichen Verkehrs meldete, be» aiehungsweise meldet sie auch heute jene wirts­schaftliche Depression, die er in ganz Mittel­­europa zeigt und die in Rumpfungarn ver­­stärkte Formen annahm, in Dedenburg gleich­sam in der Gestalt einer vollständigen Wirt­schaftstü­fe. Die Dedenburger Handels- und Ge­werbe­­kammer hat in dem Augenblick, als Dedenburg dem ihm bestimmten traurigen Schicsal, der österreichischen Begehung, die für die Stadt noch einen unverhältnismäßig­ schwerer ins Gewicht fallenden Schlag bedeutet hätte, als die eingetretene große Wirtschafsfrise es ist, entrann, die Schwierigkeiten erfannt und zö­­gerte nicht, diese Schwierigkeiten und die zur ihrer Sanierung sich bietenden Möglichkeiten der kön. ung. Regierung bekanntzugeben. Der Zweck der von den Siebenbürger wirtschaftlichen Lokalvereinigungen und Be­­hörden geförderten Bewegung war die Aus­­mittelung der zur Sicherung der wirtschaft­­lichen Zukunft Oedenburgs , erforderlichen Ne­­gierungsberordnungen. Die fün. ung. Regierung nahm die Vor­­lagen­­ der Kammer mit Wohlwollen­ entgegen und ent­sprach denselben fon zum Teil, wäh­­rend wir der Durchführung ihrer anderen Teile vertrauensvoll hatren. Nedner tat so= dann die wirtschaftlichen Wünsche Dedenburgs in 12 Bunfte zusammen, die wir in unserer morgigen Nummer veröffentlichen werden. So­ dann fährt er fort: „&3 it naturgemäß, daß die Reihe der aus der speziellen geographischen Lage resul­­tierenden wirtschaftlichen Wünsche mit dieser nicht erschöpft it, da es Verhältnisse, die nicht von uns abhängigen mit sich bringen, daß­­ jeder Tag seine wirtschaftlichen Schwierigkeiten­­ produziert. Nach den aufgezählten und vo­n der Erfüllung harrenden Wünschen wird es die­­ natürliche und billige Bitte der gesellschaftlicher­­ Schichten der ‚Oedenburger Handels- und In­­dustriewelt bleiben, daß Euer Erxzellenz fi der­­ in der AZukunft vorzubringenden diesartigen Wünsche mit derselben liebevol­­len Sojafalt annehmen möge, welcher Eifer die Erfüllung eines großen Teiles unserer bisheriger Wünsche zum Erfolg Hatte und welcher Gifer eine Gewähr ist, daß wunsere bereits verdolmetichten, jedoch noch der Erledi­­gung harrenden Wünsche Gehör finden. Von der richtigen oder unrichtigen Lösung dieser Fragen, von dem ungehinderten Fort­­gang der produktiven Arbeit hängt die Zukunft und das­ Wohl Ungarns ab. “ Der eingehenden Behandlung dieser Fra­­gen von Landesbedeutung enthalte ich mich, da die Besprechung derselben den Rahmen dieses meines Glaborates überschreiten würde. IH gestatte mir nur zu bemerken, daß diese ,Lan­­desfragen nach der einheitlichen Auffassung der Teilnehmer dieser Konferenz h­insichtlich der Industrie durch die Sicherung der Arbeits­­gelegenheit und der Möglichkeit, vom Gesichtspunkte des Handels aus bei Be­­achtung des Prinzips des Freihandels zu lösen sind und­­­ gelöst werden können. Die staatliche Begünstigung und Un­terstüßung aus Steuergeldern der verschiedenen, für das Kleingewerbe und Han­­del in gleicher Weise eine ungleiche Konkur­­ren bedeutenden Genossenschaften und Bereinigungen muß aufhören, wenn wir dies nicht mit der Vernichtung der in krisenhafter Lage befindlichen Kleinindustrie und mit dem Ruin des Handels * bezahlen wollen. Mir erfuhen vertrauensboll Euer Erzek­lenz, das Gesagte Ihrer hohen Aufmerksamkeit zu würdigen und ihren wirtungsbollen @in- Fuß zum ESchade der berechtigten Interessen | | v | \ | des Monuments ermöglichten, führte er u. a. der | % “

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