Oedenburger Zeitung, 1922. September (Jahrgang 54, nr. 197-221)
1922-09-01 / nr. 197
«DIE-JOH-t«--!-·f—k«:-«-;Z-FJ"·«T"I"«" Sinzelnummer GK ' es . 1 Gelangt mit Ausnahme von Sonntag an jedem Tag um 15 Uhr (3 Uhr nachmittags) zur Ausgabe. Bezugspreise: Monatlich 125K, /sjährlich 375 K frei ins Baus gestellt. Einzelnummer: Wochentags 6. Sonntags $R. Freitag,den 1. EZTOPEITTHTRER y « . ..- enger: ei u, I ARBREANINg in Anzeigen und Mbsanements werden In unserer Verwaltung, Beäkplatz 6 und in unserem Stadtieksi Gradenrunde 72 angenommen. Perasprecher Br. 4 und 19 a Verwaltung: Gedeaberg, Deikpiatnos Ar. 197. hu = . 6K 54. Jahrgang. Nee Bange machen gilt nicht! (Bon unserem Sonderberichterstatter.) Budapest, 30. August. Mitteleuropa scheint sie ganz plötzlich in einer sehr gespannten politischen Rage zu befinden, welche als Folgeerscheinung der ungeleidten und um möglichen Friedensverträge von Beresailles, Saint Germain und Trianon betrachtet werden mu. Die Spannung wurde durch die Lage Deiterreichs Hervorgerufen, und in furger Zeit haben Ah die Konturen eines drohenden Konflikts zwischen Italien und Der kleinen Entente, respektive der Ticheh Homarei und Jugoslawien entwickelt. hr. Korrespondent hatte Gelegenheit, mit einem wohlinformierten Diplomaten Rüdsprache zu pfilegen und erhielt von diesem über die momentane gehe Lage folgende dankenswerte Aufklärungen: Tihshen und Serben haben den Gedanken an eine Verwirklichung des Hawilchen Korridors, sei es auf Roten Desterreichs, sei es um den Preis einer Austeilung Ungarns, noch immer nit aufgegeben. Dieser Korridor würde die Schließung seines slawischen Ringes bedeuten, welcher nir nur Ungarn, sondern auch Rumänien in ihrer völfischen Lebensexistenz bedrohen. Andererseits würde diese Ausbuchtung des riessigen Trawischen Meeres die Bildung eines jelbhen Staatenbundes bedeuten, der den nördlichen und östlichen Grenzen Italiens weit gefährlicher werden müßte, als es die Habsburgermonarchie überhaupt jemals sein konnte, die Mspirationen Italiens auf die Adria würden zunichte gemacht werden. Dieser Staatenbund würde ich mit einem derartigen Gewichte auf Italien liegen, Daß dieses Königreich im jeinen politischen Bestrebungen einfach lahm gelegt würde. Es ist daher ganz ausgeschlossen, daß Italien diesen Bestrebungen tatenlos zuschauen kann. Seine vitaliten Lebensinteressen erfordern gebieterisch die Verhinderung der Verwirflichung des tsechisch-jugoslawischen Planes und es unterliegt gar seinem Zweifel, da Italien in diesem Sinne handeln wird. Wenn alo die Tschechoslowakei und Jugoslawien den Zeitpunkt für genommen erachten, um den Gedanken des Korridors wider zur Diskussion zu stellen, dann werden sie in kurzer Zeit 34 der Geenntnis gelangen, da Italien die Schaffung dieses Korridors unter allen Umständen zu verhindern trachten wird und es seinesfalls duldet, da die etwaige Aufteilung Oesterreichs durchgeführt werde. Aber auch jeder andere Bericch,ieses Ziel auf Umwegen zu erreichen, wird mit dem entschiedenen Veto Italiens zu rechnen haben. Nocht. Das diplomatische Ringen in der Frage des Korridors nicht in ein entscheidendes Stadium getreten und das Säbeltaffeln, welches aus Belgrad und Prag zu hören it, wird in dem Momente verstummen, in welchem Italien sich mit dem nötigen Wachdruch an die Grobmächte der Entente wendet und dort die Wahrung seiner Interessen fordert. Dem Willen und dem Diktat der großen Entente muß sich aber sowohl Prag, als auch Belgrad fügen, denn Aud ! ET TEETTER TEE die Türfen wehren sich! Sluhtartiger Nachzug der Griechen. SB. Adana, 31. August. Aus Angora wird gemeldet, daß an der griesischen Front in Kleinasien überall Äußerst heftige und erfolgreiche türkische Angriffe im Zuge sind. Bei der fluchtartigen Räumung von Afi un—Rarahisfar wurde eine griechische Remnision fast vollständig aufgerieben. drei Stellen Durchbtoßen Die griechische Front ist an und steht in Gefahr, vollkommen aufgerollt zu werden. SB. Paris, 31. August. Türkischer Kavallerie gelang es, nach erbittertem Kampf Esti-Schehir zu nehmen. Die Türken haben in allen Abschnitten den Bormarst angetreten und sind bis zu einer Entfernung von 70 Kilometern vorgedrungen. “ SB. Konstantinopel, 31. Aug. Die riechische Armee hat nach der Einnahme Mimnarahiliarıs durch die Tirfen den Rückzug angetreten, der stellensweise bereits eine Tiefe von 60 Kilometern erreicht hat. Der griechische Minister des Innern und der Kriegsminister haben Athen verlassen, um ss nach Smyrna zu begeben, wo sie mit dem militärischen Oberkommando Besprechungen haben werden. Die Athener Presse greift die Heerführer in äußerst heftiger Weise an, indem sie i= ihnen Unvorsichtigkeit vorwirft. * SB. Athen, 31. August. Der König hat gestern den Ministerpräsidenten und den Kriegsminister zu einer Bersprechung über die militärische Lage eingeladen. Nachmittags it der Ministerrat in derselben Angelegenheit zursammengetreten. Audienz beim Reichsberiweier. (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung”.) SB. Budapest, 31. August. Dem neuen Präsidenten der Nationalversammlung, Adalbert Schtonffy, getüährte Reichsverweser Nikolaus noir Horthy gestern nachmittags eine Audienz, die fünfviertel Stunden dauerte, läglich der Vorteilung des neuen Präsidenten eingehend über die Tätigkeit der Nationalversammlung informieren. Adalbert Schopokin machte dann auch Erzherzog Iofef seine Aufwartung en . Banfin nach Genf gereift. (Brachtbericht der „Debenburger Zeitung”.) Budapest, 31. August. Minister des Aeugern Graf Banffpyit gestern 3 Uhr nachmittags in Begleitung des Legationsrates Töprös und des Sektionsrates Buläcs vom Ministerium des Renkern zu den Beratungen des Völkerbundes nach Sen abgereist. Ungarn und Böllerbund. Paris, 31. August. Der diplomatische Mitarbeiter des „Telegraph“ schreibt, gegenüber der Kleinen Entente werde Italien die Aufnahme Ungarns in den Völkerbund energisch unterstoßen. Ernennung und Berlegung. (Drahtbericht der „Dedenburger Zeitung”.) SB. Budapest, 31. August. Das heutige Amtsblatt bringt die Verletzung des Titels eines fünf Tafelrichters an den Richter beim Dedenburger Gerichtshof Elemer Barta. Der Justizminister verseßte den Einlagegrundbuchführer beim Oedenburger Bezirkgericht, Hilfsoffizial Stephan Margittay, zum Körmender - Bezirksgericht. Die Ihnmacht der großen Entente, (Drahtbericht der „Oedenburger Rettung“.) SB. Genf, 31. August. Wie aus wohlinformierter Duelle verlautet, hält Lloyd George für die einzige Möglichkeit der Rettung des Wölferbundes die Einbeziehung Deutschlands, Rußlands, Ungarns und der Türkei. "Diese Vereinigung würde nämlich gestatten, an die Hauptaufgabe zu schreiten, die darin bestände, in jedem Lande der durch auinistische Bestrebungen zu befürchtenden Aufwiegelung ein Gegengewicht ” MR Italien und Inposlawien. SB. Rom, 31. August. „Agenzia Stefani“ kindigt eine bevorsstehende Konzferenz der Ankenntniser Schanzer und Nintihitih an, am Das Staatsoberhaupt ließ sich am; sowohl die Tschechoslowakei, als auch Sugoslawien würden in jenem Augenblik die Beute eines inneren Umsturzes werden, in welchem die Grossmächte diesen Staaten ihre scinkende Hand entziehen. Sämtliche Staaten — seien 25 Sieger oder Besiegte — haben heute ein Lebensinteresse an der Aufrechterhaltung des Friedens. Daher würde jeder Plan, der die Antastung der Souveränität Desterreichs oder gar die Aufteilung dieses Staates zum Ziele hätte, unbedingt an dem Widerstande der großen Entente scheitern. Es it Daher für die ungariscche Derjentlichkeit sein Grund zu irgendwelcher Beunruhigung vorhanden. Die Schaffung des jugoslawischtschechischen Korridors wird nicht erfolgen und auch das österreichische Problem wird im Einvernehmen mit den Großmächten irgendeiner Lösung zugeführt werden, die Beratungen der Interparlamentarischen Union. (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung”.) SE Wien, 31. August. In der Nachmittagsigung der Interparlamentarischen Union richtete der Deutsche Sozialistenführer Bernstein Heftige Angriffe gegen den Militarismus, den er nur nur eine Demokratische Behajr jung wirksam zu bekämpfen können glaubt. Im weiteren Verlauf seiner Ausführungen griff er Ungarn auf das heftigste um, wobei er u. a. die Behauptung aufstellte. Doch Ungarn Das Land sei, wo der Buchstabe des Friedensvertrages sreinbar genau, ter Geist ichorch nick eingehalten werde. (Großer Lärm. Zwischenende. Apponyi bittet ums Wort.) Bernstein: „Es ich machten heute noch Tausende von Internierten in Ungarn!“ (Der Präsident macht den Redner aufmerksam, seine politischen Sragen in die Debatte zu ziehen.) Bernstein zog dann eine Parallele zwischen Der, nach seiner Meinung, = blutig verlaufenen Räteherrschaft Ungarn und der jedigen ie Regierung. (Der Präsident droht mit M Wortentziehung, falls Renner seine Ausführungen nicht beendet.) Berm Hein schlieht seine Rede mit der Erkärung, daß er im Namen sämtlicher Sozialisten seiner tiefsten Empörung über die ungarischen Zustände Yusdrud verleiht. Nach ihm ergeift Albert Apponyi ihm hrüche das Wort und be Eugt nach dem ungerechtfertigten Anariff Berteiiski Das Recht vindiziere, den Angriff gegen Ungarn auf das enerailcheste zurückzumessen. Der Angriff der Sozialdemokraten stamme aus derselben Quelle, aus der das Memorandum Der Emigranten hervorgegangen ist und es bestehe ein unverfennbarer Zusammenhang zwischen diesen Diskreditierungsbestrebungen und mit Some ietRuflane. WApponpyi Leugnet nicht. Da gewisse Musschreitungen vorkamen, jedoch hat man diese, welche nür die unsäglichen Leiden des Kommunismus heraufbeschworen wurden, wiufsam bekämpft. Abgeordneter Bernstein leistete mit seinen Behauptungen der im Gange befindlichen, vollständigen Konsolidierung in Ungarn einen sehr schlechten Dienst. Aprponyi bemerkte, Dahk das staatliche und gesellschaftliche Gleichgewicht in Ungarn heute schon fast völlig hergestellt sei. Apponyi, den der vorangegangene Angriff führlich aufgerent Hatte, wiederholte unter dem Beifall der Delegierten seine Ausführungen auch in französischer und engliicher Sprache. as der Kredit Italiens an Sesterreich. (Drahtbericht der „Debenburger Zeitung”.) Rom, 31. August. Die Blätter stellen fest, daß mit dem gestrigen Mi nisterrat die italienisch-österreichischen Verhandlungen nit abgeschlossen seien. Es sei beschlossen worden, ein Drittel des 70-Milliarden Kreits sogleich, den Restbetrag innerhalb der ersten zehn Tage des Monats September auszuzahlen. a A RE | 0 20] JRR PL JEER A rt RE [ | | | |