Oedenburger Zeitung / General-Anzeiger, November 1922 (Jahrgang 54, nr. 248-272)
1922-11-01 / nr. 248
Mittwoch.11.November 1922. Oedenburher Zeitung—General:Anzeiger für das Burgenland _Burgenland_ Grenzuagen! Eisenstadt,31.Oktober. Burgenlandes Endlich,nach banger Erwartung ließ ich auch der Nationalrat in der Grenzregulierungsfrage es vernehmen.‚Die dringliche Anfrage der Nationalräte Saier,Morawegg und Genossen(Sozialdemokraten)‚über die bereits bekannten neueren Bestimmungen der Grenzrequierungstormision führte zu einer Debatte,in der sich jedoch nur Burgenländer hervortaten, während die übrigen Nationalräte jugendwenig orientiert gewesen zuJet Icheimen.Ist es vielleicht joder Brauch, daß von einschneidend wichtigen Angelegenheiten immer auf einige wenide etwas willen? Uns Außenstehende“erscheint esjunderbar,daß diese bedeutende Dringlichhkeitsanfrage nicht von der Großdeutschen gestellt wurde—freulth,sind da wieder einmal„Bartelstandpuntte“maßgebend, Die uns nicht im geringsten berühren. Ueber die in der Anfrage angeschnittene Personenfrage wollen wir diesmal Hinweggehen,da wir hierüber soviel zu sagen haben,daßs der vorhandene Reum nicht ausreichen würde. Einen pilanten Zwischenfall gab es anläßlich der Debatte.Als Abgeordneter Möolinger(Großdeutscher)an die Regierung die Aufforderung richtete, don Burgenländern Schuß gegen die „feßt in Bildung begriffenenSreijbaren“zu gewähren und die Regierung audyjoni«mit sehr nüßgiihen Vorschlägen bewachte,spendeten ihm nur seine eigenen Barteigen ofsen Beifall.Haben die übrigen Herren während der Rede einen Ohren, tatarch gehabt oder fiel virteni oder dem anderen eines der Wollingerichen Worte auf—das Hühnerauge—,wir wissen 5 nicht. Wir hoffen,daß der Nationalratsich noch österg mit dlicsen Fragen beschäftigen wird,denn eins schlafen darf die Sache nicht,bevor sie nicht geklärt ist. Vielleicht tritt gar einmal sogar wie Der der burgenländische Landtag zusammen und spricht dann auch ein Wörtlein Darüber wie Grenzfragen eigeinlich rührt und behandelt werden müssen. I Nr.48.—Seite 3. Gründung des Zweigvereins „Burgenland“ der deutsch-öfterr.Richtervereinigung. An Sonntag,den 22.Oktober 1922, fand im Verhandlungssaale des Bezirksgerichts Eisenstadt die Gründung des Zweigvereins„XBurgenland“der deutsch- österreichischen Richtervereinigung statt. Der Einladung zu dieser ersten offizie len Tagung der burgenländischenKhyter hatten Folge geleistet:Vertreter yamtlicher Bezirksgerichte des Burgenlandes,vom Hauptausschuk der Nichter-Beeiigung Präsident Dr.Friedrich Engel,die Hofräte Dr.Ottoguy, Dr.Heinrich Klang,DrMoolf Er>lad,vom Zweigverein Wien der Obrmannstellvertreter Döer Landesgerichtsrat Anton Hummel und Nidier Dr.Louis Schromm,vom Bundesministerium für Justiz Ministerialrat Dr.Otto Leonhard,vom Obersten Gerichtshof Hofrat Karl Reimoser, Präsident Dr.Ludwig Bizille vom Landesgericht Wien,2.Bezirk,Vereier niederösterreichischer Zivil.und Strafgerichte erster Staatsanwalt Dr.Oto Brabbe und andere, „‚Justizminister Dr.Leopold Wabe infolge einer bereits gegebenen Zulage verhindert,sandte schriftlich und mündlich um einen»Vertreterdiehes,lichten Grüße und Wünsche zur Tagung. Von der Begrüßungsschreiben fand insbesonders eine Zuschrift des Obmannes des Zweigvereins Graz,Hofrat Dr.Franz Glas allgemeinen Anklang, der zum Ausdruck brachte,dahin dem Zusammenschluß der burgenländischen Richter ein untrüulicher Beweis für die hohe Entwicklung ihres Standesbewußstseins und ihrer strammen Geschlossenheit zu erbliden sei,die eine Gewähr.Dafür biete,daß ihre andere Pionierarbeit auf starren Schultern ruhe und das Burgenland in Bälde dahinbringen werde, an auf dem Gebiete der Austiz eine achtunggebende Stellung einzunehmen. Sodannhie es:„Was wir dazu beitra gen können,soll uns jederzeit und allerorten eine brüderliche Brlicht sein.“ Als ältester burgenländischer Richter und Hausherr bisk Oberlandesgerichtsrat Hermann Ambros, die Gäste freundlichit willommen. Nach herzlichen Erwiderungswerten des Vertreters des Bundesministeriums, des Präsidenten der deutschösterreichischen Richtervereinigung,sowie der einzelnen Vertreter,wurde derZmweitverein„Burgenland“der deutschösterreichischen Richtervereinigung,mit dem Sitz in Eisenstadt,gegründet und folgende Richter in den Ausschuk gewählt: Bezirksrichter Otto Schinvelta, Eisenstadt,Obmann;Landesgerichtsrat Dr.Richard Ufer,Neusiedl,Obmannstellvertreter;Richt.Amtsanwalt Dr.Ri Hardtung,Eisenstadt,Schriftführer; Landesgerichtsrat Dr.Josef Saater, Eisenstadt,Sädelwart;Landesgerichtsrat Wilhelm Ludwig Winter,Obermwarth und Landesgerichtsrat Dr.Friedrig Seller,Jennersdorf. Nach dem Mittag offen in der Beamtetenmesse,an welchem die Rechtsanwälte und der öffentliche Notar von Eisenstadt Dr.von Brada,der Stadtkommiliär Emilian Necejany,Vertreter der Bezirksverwaltung,der Heeresverwaltung,der Fürst Esterhazyschen Güter: Direktion,des Gendarmeriekommandos,der Staatspolizei,des Steueramtes und der richterlichen Kanzleibeamtenschaft teilnahmen,besichtigten die Bärte unter Führung des Güterdirektors D.Johann Karall das Fürst Schlo mit seinen Gartenanlagen.Zum Schluß statteten die Gäste noch dem fürstlichen Keller einen Besuch ab, Eitsrhäzyische Glashäusen und in welchem Kellermeister Zadislaus Nyomarfan in schtburgenländischer Gastfreundschaft manchedlen Tropfen fredengte. Abends verliefen die Gäste die fünftige Landeshauptstadt mit Der Bereicherung,daß ihnen der erste Aufenthalt darselbst in schönster Erinnerung bleiben wird, Eisenstadt, Wenn sie täglich die neuesten Nachrichten aus dem Burgenland,die neuesten Telegramme aus aller Welt,Kurse und Sportberichte,die besten Romane und sonstige Neuigkeiten—kurz: eine vollkommen unparteilsche,gutredigierte Beitung lesen wollen,so befreien Sie den General-Anzeiger für das Burgenland Oiedenburger Zeitung .Bu haben in Eisenstadt in allen Trafifen oder direkt duch unseren Generalvertrieb Ludwig Friedl, Eisenstadt,Klostergasse Nr.93/0 Abonnementspreis brieft per Bott sugerlandt oder buccanieren Austräger ins Haus gebracht, monatlich nur 10.000 Kronen! Bei der Bezirkslehrertonferenz, eines Uebergangslehrplanes für die in Eisenstadt,Neusiedl,Mattersdorf, Stoob,Oberwarth,St.Michael und Lennersdorf tagte,und deren Hauptsaufgabe in der Stellungnahme zum Entwurf Boltsschulen bestand,wurden als Vertreter in den zu schaffenden Bezirksschulrat gewählt: Birk Neusiedl;M.Brudner, Gols;Franz Bresih,Gattendorf;Josef Pecho,Brudnendorf;Koloman Prenner, Mönchhof.(Kriagmitglieder:Hillinger, Leni,Wallner,Kojar.) Baiis Eisenstadt:U.Rusmitich, Stinfenbrunn;M.Mittermayer,Neurfeld;%.Höfer,St.Jörgen;R.Kampitih,Oggau;(NR.Burgmann,Eisenstadt;T.Zworanitih,Klingenbadh;8. Kath,Wimpassing;M.Niegl,Donners, tihen,) Bezirk Mattersdorf:M.Boftl, Mattersdorf,5Bayrisch,Antau;Franz Schwarz,Loipersbach;Rhan,Pöttiching.(KR.Oberdorfer,Neudörfl;M. Ihom,Schattendorf;G.Ugzel,Sauerbrunn;E.Ring,Marz.) -Bezirk Oberpullendorf:S. Polsster,Weppersdorf;A.Neuter,Unterpetersdorf;J.Dobrowitsch,Minihof; Franciß,Steinberg.·(W.Nicolsl, Deutschkreuz."Nikolar Koberdorf, St.Bozi,ae ©.Birik,rammenau.) Beiit Oberwarth:Free Obershagen;KR.Schuller,Oberdorf;9. Schwarz,Obermarth;©.Rehling,Grobe P Betersdorf.(FT.Baldauf,Bernstein;W. Niedermayer,Klein Betersdorf;R.Mir fola,Schachendorf;St.Mittl,Neusiedl a.d.%.) Bir Güssing;I.Karner,Rufmin;M.Rieger,Gaas;M.Rösler, Deutsch,Ehrendorf;%.Scharidh,Eisen, hüttl.(Erenner,Neustift;3.Bauer, Steingraben;8.Lantos,Inzenhof;5 Mayer,Heiligenbrunn.) Birkrennersdorf;I.Dirbed,St.Martin a.d.R.;%.Schmitt, Lennersdorf;I.Yandl,Dobersdorf; Oskar Schneider,Zahling.(U.Neveh, Neumarkt;%.EggHenndorf; M.Bader,Heiligenfreug;GE.Brenner, St.Martin a.d.R.) Um Allerseelentage. Gedämpft tönte das Summen und Dröhnen ver Gloden von Kirchen und Kapellen in den malerischen Tälern und über den bewaldeten Höhen des Tabor? Kreises im Böhmerland.Gelbst das versteckteste,kleine Dorf erhob seine Stimme und sang mit in dem großen Shor der alljährlichen Totenfrage zum Gedächtnis der Hingeschiedenen,denn 5 war am Morgen des Allerseelentages. Schwer undna lag Der November: itebel über der Gegend,sodass man nur wenige Schritte weit sehen konnte.Die vielen,geweihten Kerzen auf dem Kirchhof klommen matt wie fahle,gelb’ liche Füntchen durch das dichte Grau der Himossphäre und schattenhaft bewegten sich die Schwarzen Gestalten der Leidtrau aenden zwischen den Gräbern,die mit Kränzgen von Perlen und Wachsblusmen,mit immergrünen Girlanden und slutroten Ebreihen geschmükt waren. Zwischen all den einfachen,eisernen, steinernen und hölzernen Kreuzen prangte ein steiges Grabmal über einer Gruft am Kirchengiebel,das Erbbegräbnis der Familie von Bubna,der Bergen von Filtebing.Hier drängte sich das Land voll,um den reichen Schmuck des Marmormonuments zu bewundern, das mit üppigen Treibhauspflanzen und hohen,starren Machsterzen defoviert war,und um die Krau anzustarren,die in ihren wallenden,sywarzen Scleiern betend auf den Stufen vor dem Todesengel fniete.Der über den modernden Gebeinen der verstorbenen Bubnas trauerte. Es war die alternde M Witwe des Leuten seines Geschlechts.Sie hatte einen prächtigen Kranz für ihn niedergelegt und betete lange;als sie sich endlich erhob und langsam der Kirchhofspforte zuschritt,grüßten sie alle ehrerbietig. Sie verschwand im Nebel,niemand sah,Daß sie von der Straße nach dem Herrenhof abbog und einen Bindeinschlug,der um das Rarfgelände herum in den Siltebinger Hohwald führte. Dunkel und totenstill waren in den meilengroßen FYorsten,der Nebel suichte das Leben.Wie schwere,alte Leichentücher hing er zwischen den Schwarzen Tannen,Gestrüpp und Unterholz tropften von Feuchtigkeit.Nur ab und zu ging ein Schauern und Rieseln durch das Dieficht oder der Flügelschlag einer aufgescheuchten Elsterrayhefte gespensterhaft in den Wipfeln. Die alte Frau von Bubna schritt tief verschleiert mit schnellen Edyritten,Die ihr Ziel feinen,aufjhm awen Maldwen vorwärts. Nach einer halben Stunde erreichte je eine feine Lichtung,in der seitwärts eine halbverfallene Jägerhütte und eine alte Meißbuche standen.Unter der Bushe ein verwittertes,schiet in die Erde £ r? gesungenes Holzkreuz,von w Wucherndem Unkraut versteht. Semand war Hier Der Herrin von Sittebnig zuvorgekommen;ein Immortell enzwang hing an dem Kreuz und eine alte,grauhaarige GrauInietehetend davor,die den Reism franz leisemurmelndDur die arbeitshaften Hände gleiten ließ. Frau von Bubna stand eine Meile MasführtEn mit ihrer befehlen„Wer seidFor? hierher?“fragte sie den Stimme. Die Alte starnte sie mit ihren schwarzen Beerenaugen aus dem gelben Runzelgesicht eine Wert:sprachlos an. „Ei,und wer seid dennShr?“erwilderte sie endlich weitfrähender Stimme, „daß Ihr mit Euren seinen Kleidein in den wilden Wald lauft,anso einen verrufenen Ort,wo er nicht geheuert, weil hier einer umgeht,der seinen Mörder ruht?“. „Habt Ihr den gefan ist,der hier ershossen wurde?“fragte Frau von Bubna,näher an die fremde herantretend, „Gefannt?“wiederholte die Alte mit einem seltsamen,s&nndenden Nahen, „“zwar mein Rebiter,Speinen,wie den Toni Erdmann gab'sfeinen Zweiten mehr.Darum habe ich ihn an nie vergessen künnen.Einmalno,ehe ich sterbe,,wollte ich an der Stelle beten, wo er sein tunges Leben lassen mußte —und dem verruhten Mörder fluden, den bis heute niemand rennt!“ Frau von Bubna sah die Fremde forschend an,mit großen entgeiterten Anist aus einem toten blaysen Gesicht. Die Aite war ärmlich,aber anstande n gefleißet. „Barın war Denn das,daß ihn eine unbeweglich,bis Die alte Frau sie Liebschaft mit dem Erdmann hattet?“ erhob. Tragiejie genannt Vera GreteSee EEE ee3 r x