Oedenburger Zeitung, 1923. März (Jahrgang 55, nr. 48-74)

1923-03-01 / nr. 48

Donnerstag, 1. März 1923, erklärt hat, die Entscheidung über Die Vergütung des im Burgenlande gelege­­nen Staatseigentums (Artikel 191 des Vertrages von Trianon) den beiden Ne­­gierungen zu überlassen. EHEN .n­ ­ a Dedenburger Zeitung Aus der Mappe eines Nörglers. Liebe „Dedenburger Zeitung“, Bit mir eine Vorbedeutung. Denn du hast mit ung Erbarnten, Schüß’st der Wucher umd, die Armen. Dur verfündest ung sehr weife Stete die Lebensmittelpreise. Sehe ich die P­reisberichte, Wird e8 Schwarz mir vorm Gesichte; Mir die Augen tränend flimmtern, Möbel tanzen in den Zimmern, Und ich frage mich voll Leid: Geht das so in Ewigkeit? Breife grinsen gleich Gespenstern Aus den vielen Ladenfentern, Schuhe, Hut und Unterhose “ Zeigen Preise, riefengroße Und ein Stübchen Leinewand St­ein Schag vom Märchenland. ALS ich sah’ den Preis der Laden, Bin ich Kreidebleich erschroden. Mit den Breiten wird’ stetß ärger, Wie bei Hambach, bei Schneeberger ; Auch die andern Fleischermeister Sind grad’ seine Wohlfahrtsgeister. Ich zerrauf mir fast die Haare, Denn das Fett zit rare Ware! Wil ich eine Blunzen kaufen, Wıunk in Schulden ich erjaufen, Oder mich dazur bequemen, Eine Hypothek zu nehmen. Will ich mir ne Milch verschaffen, Muß ich stundenlang erst­raffen. Butter, Topfen, Rahm? — DO Gott; Neicht’3 doch kaum für's trohne Brot. Angesichts der großen Tew’rung Ward zum Lurus schon die Feu’rung; Heut E oft’3 Wasser — e3 ist zum Schrein — Was in Triebenszeit der Wein! Doch ich zu die Fäuste ballen Und den Niemen enger schnallen, Aber machen t­­ich nicht, Das verjagt die Bürgerpflicht ; Suppen effe ilt aus Knochen, Denn e3 langt nicht mehr zum Kochen ; Wird der Mietzins mir zu hoch, Bieh’ ich in ein Humdeloch. Unsre weise Stadtverwaltung, Sorget stet3 für Unterhaltung; Auch sie steigert Inftig weiter, Denn das Leben ist so heiter; Bis das Lisabethspital Uns erlöst von jeder Dual, Oder bi mit schlaffen Händen, Wir im Bürgerheim verenden. O ha. Monatskalender für März. Der Monat März zählt 31 Tage, beginnt mit einem Donnerstag und endet mit einem Samstag. Die Sonntage fallen gleich wie im verfroffenen Monate Feber auf den &., 11., 18. und 25; das Fest Mariä Verkündigung fällt auf den legten Sonntag des Monats, der Charfreitag — ein hoher Feiertag unserer protestantischen Glaubens, geworfen und ein Trauertag der Katholiken , fällt auf den 30, und das Auferstehungsfest auf den 31. Damit geht auch die Fastenzeit zu Ende. Am 3. findet eine teilweise Mondesfinsternis statt, die bei uns sichtbar ist und von 3.28 Uhr bis 5.30 Uhr morgens andauert. Auch eine ringförmige Sonnenfinsternis findet in diesem Monat am 17. statt, doch ist Diese nur in den Endteilen südlich Bauernregeln für den Monat März. Märzenschnee tut den Früchten weh. — Donnert3 im März, schneit e3 im Mai. — Wie’s im März regnet, wird’S im Juni wieder regnen. — So viel im Märzen Nebel sc plagen, so viele Gewitter nach Hundert Tagen. (EEE Aue EES CE ): Be 7 « de3 Hequatord sichtbar. Am 1. ist der Tag 10 Stunden 57 Minuten lang und nimmt bis Ende des Monats um 1 Stunde 41 Minuten zu. — Mondesphasen: Vollmond am 3. um 4 Uhr 24 Minuten vormittags ; Lebted Viertel am 9. um 7 Uhr 31 Minuten nachmittags; Neumond am 17. um 1 Uhr 51 Minuten nachmittags und Erfted Viertel am 25. um 5 Uhr 41 Minuten nachmittags. Wirtschaftskalender für März. Ackerbau Dan füet Hafer, Numm­elrüben und Sommerroggen. Die Slleefelder sind zu reinigen ; Getreidefelder, besonders im Sandboden, zu walzen. Wiesenban Gedüngte Wiesen werden ab­­gerecht. "Das Eggen moosiger Wiesen ist zur ent­pfehlen. : Aufftreten von künstlichen Düngemittel, besonders b­e. Weinbau. Das Aufziehen und Beschneiden der Neben fällt in diesen Monat; bei trockener Witterung kann Schon gehauen werden. Bergreben. Schnitt- und Sturzreben machen. Neue Weingärten mit Wurzelreben fegen. Im Keller müssen die Weile vor der zweiten Gärung abgezogen werden. Oobstbau. Scheiben um die Obstbäume machen. Buben, beschneiden. Nee Baumschulen werden angelegt; neue Beete mit Samen bejäct. Obstbäume verlegen.­­ Gartenbau.Die Aussaat der Garteui­gewächse geht fort Angsetzen der Samenpflanzen. Spargelbeete reinigen. Bienenzucht. Die Stöde sind zu reinigen. Die Fluglöcher werden noch fein belassen. Das Rauken des Honigs findet jegt gerne statt. Schwache Stöde sind zu füttern. Rastinspektion der Upotheken. Die Nachtinpektion der Debenburger Apotheken, sowie der Inspektion während der Sonn- und Feiertage, ist folgende: Vom 1. bis 15. März: Apotheke „Zur Barn­­­herzigkeit” und „Zum goldenen Löwen”. I­­ Oedenbach­h,98.Februar. Todesfälle«S011111­1x1,de1125.S.M., verschied die hiesige Einwohnerin Frau Mathias Jambrits, geb. Katharina Herfovits, im 81. Lebensjahre, — Mon­­tag, den 26. Feber starb Therese Span­­vart im Alter von 16 Jahren. Personalnachricht. Der gegenw­ärtig in Miskolcz stationierte Oberst in Gene­­ralstabe, Georg Köller, meilte gestern zum Besuche jener Bekannten in unse­­rer Stadt. Der Diözesanbifguf von weißenburg, Ottokar Brohapka, trifft heute nachmittags in Dedenburg ein und wird im Benediktinerordenshause Apsteiggquartier nehmen. Der Kirchen­­fürst wird sich in Deden­burg fünf Tage hindurch aufhalten und im Dieser Zeit sechs K­onferenzen abhalten, und ziwar zwei für die Soziale Missionsgesellschaft und drer für die Männerkongregationen. Die Konferenzen finden für Frauen am 1. und 2. März­­, für Männer oder am 28. Februar, 1., 2. und 3. März um halb 7 Uhr abends in der Benediktiner­­firche statt. Bom Wetter. Der warme Süd­west­­strom überflutet bereits ganz Deutsch­­land. An seiner rechten Zlanfe in Oester­­reich ist aber die Polarluft wieder etwas vorgestoßen. In unseren Gegenden fiel abends zuerst Eisregen, dann Schnee, Die Polarluft. Scheint also Hier etwas an Mächtigkeit zugenommen zu haben. Ihr Randgebiet ist Durch Nebel gekennzeich­­net. Im Nordwesten weben Stürme, Borauslage, M Wetterkarafter une sicher, wahrscheinlich Wettiveiter, Stuff- Das Komitee der Oedenburger Hor­­thy-Aktion hielt Montag nachmittags un­­ter Vorsit des Magistratsrates Dr. Ste­­fan F­arfas eine Giltung ab, in wel­­er die Detailfragen der Aktion bespro­­chen wurden. Da jedoch die straßenweise Zusammenscheibung wo nicht beendet ist, konnte bezüglich der Verteilung von Lebensmitteln einstweilen kein Entschluß gefaßt werden. Sobald die Zusammenschreibung beendet ist, wird eine neuerliche Gigung abge­­halten, von der Örenziwache. Der Komm­an­­dantstellvertreter der Oedenburger Grenz­­wache, Major Kornel Milapin, 308 fich auf einen Dienstgange an der Grenze eine schwere E­k­altung zu und wurde zu seinen Familinangehörigen nach Erlau übergeführt. Im Elektro-Bioffop gelangt vom 1. bis 3. März der erste Griffith-Welt­­film zur Vorführung. In Anbetracht der kolojjalen Filmlänge beginnen die Vor­­stellungen bereits um "/g5, 1/7 und "/s9 Uhr. Von Sonntag den 4. bis Mittwoch den 7. März gelangt Robert Neinerts Meisterwert „Sterbende Bölfer“ in 9 Alten zur Vorführung. Karten im Bor:­verlauf täglich ab 9 Uhr. Die Beerdigung der auf so tragisce Weise aus dem Leben geschiedenen Katha­­rina Bo­sch findet heute, Mittivod­, nach­­mittags halb 4 Uhr, im evang. Friedhofe statt. — Zu dem Geleitmord erfahren wir noch folgende Einzelheiten: Als man die Tote im Elisabeth-Spirale ausklei­­dete, fand sich zwischen Hemd und Bluse, ein mit D Bleistift beschriebener Zettel vor, auf welchem folgende Worte standen: „Brief it auf der Küchenfredenz der Frau Franz Vida zu finden. Ich bin Katharina Boih, Bitte den Direktor Vida zu verständigen!” — Die Polizei­­hauptmannschaft forderte den erwähnten Brief von der Familie Vida ein, in wel­­em man Aufklärungen über die Ursache des Selbstmordes zu finden hoffte. In dem Brief waren jedoch nur einige Ab­­schiedsworte an die Familienangehörigen enthalten. Das Motiv der Tat bleibt daher weiterhin in Duniel gehüllt. Neurastheniferi, deren Ohmwäde auf Unterleibsstörungen beruht, schafft das „Franz-Fojer Bitterwasser eine gere­­gelte Magen und Darentätigkeit, freien Kopf und ruhigen Schlaf. Die städtische Aufsichtskommission des „Bürgerheims" hält heute, Mittwoch, nachmittags 4 Uhr, im Bürgerheime eine Sigung ab, in welcher verschiedene in­­terne Angelegenheiten erledigt werden. Die städtische Preisbestimmungskom­­­mission hält in Einfrift ihre Sigung je­­den Freitag, 5 Uhr nachmittags, im klei­­nen N Rathaussaale ab. Der Märzjahrmarkt in Oedenburg findet Montag, den 5. d. M. statt. Die­­ser ist mit einem großen Viehmarkte ver­­bunden, Gold, Silber, Platin, Brillanten Laufe zu Höchstpfeifen Schaffer, Neustiftgasse 1. Weshalb wir Sie daran erinnern, daß ir Abonnement auf Die „Oedenburger Zeitung“ für März zu erneuern ist, damit in der B Zustellung des Blattes seine Unterbrechung eintritt! — und Kleidungsstüden, & der 1. it Da! Der 1. März (Donnerstag). Kath.: Suitbert; Prot.: Micinus, — V­er­­anstaltungens 6 Ihr abends : Pferdeifeier des Jugendklubs der Oedenburger Hochschüler im Komitatshaussaale.. — Historischer Kalle­der: 1809 der Tondichter Fr. Ir. Chopin geb. — 1834 die tragische Schauspielerin Charlotte Wolter in Köln geb. — 1837 der Negyptolog und Roman­­schriftsteller Georg Ebert in Berlin geb. — 1871 Einzug der deutschen Truppen in Variß. ENTE REEETENER KETTE ET EEE TEE EEE NETETSTTEE RC TEE u - ee en "2 — ·­­ss x ———————— rem m ET EEE ETETEENE ERBETEN v a E x a , «. i Nr. 48. — Seite 3. denn von D­ieser Ohrfeige hat si­ch der Kerl nicht wieder erholt. Aber auch ı­ein Vermögen hat sich nicht wieder erholt, er hatte sich ebenfalls der s­chwarzen Sade angeschlossen und sich von seinem­ Beliger, also von mir befreit. Was blieb mir übrig? Ich verstand sein Handwerk, als das des Strieges, also fachte ich den düsteren Entschluß, mich für die britische Region in Indien als Gemeiner aniwer­­ben zu lassen. Ueber die sechs Jahre Ty­­rannendienst laß mich schweigen. ALS sie herum waren, hatte ich durch beson­­dere Tapferkeit — mein Gewissen war doch den Mord von einem Dutend ar­­mer Hindus beschwert worden — eine Zivilverforgungsberechtigung erlangt. Ka­­ih wirkte sie aus und wurde Beam­ter. Zwölf Jahre lang. Er wäre ja auch sehr hübsch gerwesen — ich war nämlich­ gewissermaßen Repräsentant des moder­­nen Fortschritts! —, wenn’s nicht eine Unannehmlichkeit gehabt hätte. Alle Vierteljahr nämlich hatte ich acht Tage Freiheit, mit meiner Beit anzufangen, was ich wollte, für den Nest jedoch war ich gebunden, also jährlich achtundvierzig Wochen. Und während dieser achtund­­vierzig Wochen, denfe dir, Rochus, durrfte ich nicht eine einzige Nacht Schlafen!“ „Da waren Sie also wohl Nacht­­­mwächter, wie?” warf­ der Freiherr lachend ein, Groß seines anfänglichen Bergers belustigte ihn die originelle Art D­ieses phantastischen Spealisten. Der andere schüttelte wehmütig das Haupt. „Icht Nachtwäachter!” entgegnete er. „Schlimmeres! Lokomotivführer eines Nachtzuges! Von da rührt auch meine leidige, nım nicht mehr zu ändernde Ge­­­wohnheit des Schlafes am Tage!” Er schwieg und starrte in Sinnen verlunfen vor si) nieder. „Ein Zofomotivführer und das blaue Einmer!” dachte Herr von Rohnsdorff. N der andere im Gartenpavil­ Mes E3 wäre zu lächerlich gewesen, wenn es nicht so grenzenlos dumm gew­esen wäre! Und doch den Mann da jo ohne weiteres fortzumweifen . . ., e3 Wis­derstrebte dem Aristokraten in ihm.. Wenn er nur gewußt hätte, im welchen Beziehungen er zu jenem gestanden, Aber da auf dem Tide lag ja die Gil­­houette! vielleicht . . . Und so ergriff er das Blatt, das ihm seine eigenen Züge zeigte aus jener Zeit, da er junger Leutnant gew­esen, und las, was er einst selbst geschrieben: „Rochus, Freiherr von Nohnsdorff fl. Konstantin von Engstrandt in unver­­brüchlicher dankbarer Freundschaft!” “an Und so sprang der Freiherr in war­­mer Herzensregung auf und legte dem Alten die Hand auf die Schulter und schaute ihn in die, wie e&8 ihm momentan schien, scharf auf ihn gerichteten Augen. „Engstrandt!“ rief er, „du?“ Der andere hörte nit auf ihn. Seine Gedanken schienen in weiter Terne zu schweifen, denn seine Augen blicften wie traumverloren und Leere und um seine Rippen flog hin und wieder ein halbes, trübes Lächeln, „In dank­barer Freundschaft!” Hatte Nohus vor Jahren geschrieben. In ehr­­licher Gesinnung und mit Grund. Denn dem Alten dort verdankte er fast alles, Ehre und Lieben. Der Spielteufel hatte ihn damals in seinen Fängen gehalten, wie später zumeilen auch noch einmal. Und in einer wüsten Nacht hatte er mehr verloren, als er voraussichtlich in seinem ganzen Leben hätte bezahlen können, selbst wenn Hohenbüch unter den Ham­­mer gekommen wäre, War das ein Er­­wachen am folgenden Morgen gewesen! Das Ende — natürlich — die Bii­ole. Aber Engstrandt, der Gewinner, hatte ihn im legten Moment überrafft, ihm scheltend­ die zerrissenen Wechsel vor die Füße geworfen und sich als einzige Be­­zahlung nur jene Silhouette ausgebeten. Und hatte das nicht zu dem ganzen Charakter des Mannes gewakt? Ein idealer Schwärmer war er von jeher ge­­wesen, ein aristokratischer­­ Revolutionär in Offiziers­uniform. Auch die Art, wie er aus dem Regiment geschieden, hatte das bewiesen. Er, der mehrere Aus­­zeichnungen wegen Rettung anderer aus­ ­ Berließung folgt.) Z Todesgefahr mit Einfegung des eigenen Lebens besaß, hatte ein Duell verweigert als unfittli, mittelalterlich, barbarisc. Der Abschied war selbstverständlich die Folge gewesen. „In dankbarer Freundschaft!” Und nun — Aus dem Menschen voll hoher Ideen war ein Wind geworden, einer jener Un­­glücklichen, die sich ein ganzes Leben lang im Dienste der Menschheit quälen, um schließlich verlacht und verspottet am Wege zu enden! Denn ging Engstrandt nach seinen eigenen Worten nicht von Haus zu Haus, um sich ein stilles, bes­­cheidenes Plätchen zum Sterben zu er­­betteln? In Rochus von Rohnsdorff t­enig­­stens sollte er sich nicht getäuscht haben! Rochus von Rohnsdorff hielt noch Stets, was er versprochen! Und wenn es auch nicht möglich war, ihn ganz in dem von Henriette begonnenen Gu­te weiter zu be­wirten, so sollte er doch « . . % z f EN 7 RT il TREE De

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