Oedenburger Zeitung, 1923. März (Jahrgang 55, nr. 48-74)

1923-03-21 / nr. 65

Seite 2.—Nr.­17. . das Bajaer Mandat. (Drahtbericht der „Oedenburger Zettung”.) SB. Budapest, 20. März. Wie aus Baja halbamtlich gemeldet wird, haben den Wahlantrag für den Handels­­minister Walfko 2150, den des bür­­gerlichen oppositionellen Kandidaten Ge­­org Kiss 980 Wähler unterfertigt. Rebision der Ranfam­er Beichlüffe. (Drahtbericht der „Debdenburger Zeitung”.) SB. Rom, 20. März. Die italie­­nischen Delegierten für die in London stattfindenden Besprechungen zur Beant­­­wortung der legten türkischen Note und Vorberatung der Konferenz für die Re­vision der Beichlüffe von Lausenne sind heute nach London abgereist. Dedenburger Zeitung dr. Alexander Ghlvaz — der Movo­atur verkuftig erläit, Dedenburg, 20. März. Fortlegungsweise verhandelte der Disziplinarsenat der Dedenburger Abd­­olofatenkammer gestern die Disziplinar­­angelegenheit des Rechtsanw­altes Doktor Alexander Schwarz. As Mitglieder des Senats fungierten dieselben Perso­­nen, die al) in der ersten Verhandlung als solche tätig waren. Die Disziplinar­­anflage war durch den Rechtsanwalt Dr. Stephan BPinezich vertreten. Die gestern vernommenen Zeugen, fün. No­­tar Dr. Merander Gallus, Dr. Elef Hoffmann, Franz Lang, Mladar Schlesinger und Ludwig Schwarz deponieren entweder Belangloses oder aber sie können sich auf die einzelnen De­­tails nicht mehr erinnern. Zeuge Eugen Moeller, der gewesene Leiter des be­­hördlichen Lebensmittelamtes während des Kommunismus, erklärt, daß der Disziplinarbeschuldigte nicht nur nichts im SFeftetih-Meierhofe­ zu suhen hatte, sondern er — Welle — verm­ied es sogar, mit ihm auf der Strafe aussam­­menzutreffen. Auf die Aussage des ge­wesenen Wachmannes Johann V­arga verzichtete der Senat. Der Aufseher des Komitatshauses, Franz Farfas depo­­niert, daß Dr. Schwarz auch mit Ga­­muelly wiederholt in Berührung getre­­ten sei, um so mehr, als das Zimmer Kellner nur nach Passieren­ des Amts­­raumes des Dr. Schwarz erreichbar war. Beftoberinspektor Madar Maharsef gibt als Zeuge an, daß ihm das Stein­­amangerer Direktorium in seinertechriger Wohnung mit Gewalt Proletarierfam­ilien einquartierte. Er wandte sich mit einer Beichtwerde an Knapp, der über das Vor­­gehen des Direktorium sehr ungehalten war und intervenieren wollte, don Dr. Schwarz jedoch darauf aufmerksam gemacht wurde, daß das Dedenburger Di­­reftorium für Technik nnt­kompetent ist, worauf die Intervention unterblieb. — Zeuge Roleman Kıjs gibt seiner Mederzeugung Ausdruck, daß Kellner nur der nominelle Leiter des Dedenburger Direktoriums ge­wesen sei, da er vollstän­­dig unter dem­ Einflusse des Dr. Schwarz stand. — Damit war die Reihe der Zeu­­gen erschöpft. Vorsibender Dr. Stephan Kordaacz verliert die Entscheidungen der Raaber von. Oberstaatsanwaltschaft in Angelegenheit der gegen Dr. Ehrwarz geführten strafgerichteten Untersuchung, so­wie einen Artikel, welcher in der Num­­mer vom 28. September 1921 des „Wie­­ner Mittag“ erschienen ist und laut wel­­chem der Inkulpat österreichischen Boli­­tifern über die materielle Lage der Stadt Oedenburg wichtige Musiklüfte erteilt haben soll, worauf Dr. Schwarz die Ver­­lesung einer Anzahl von ihn unterbrei­­teter Dokumente und eines versiegelten Briefes beantragte, welchen er seinerzeit einem Vertrauensm­anne übergeben hatte. Aus öffentlichen­ Interesse bean­­tragt er ferner bei der Verlesung dieser Arztenstufe den Ausflug der Deffent­­lichkeit. — Nach einer einstündigen Pause hält Rechtsanwalt Dr. Stephan Bine­­ich seine Anklagerede- die er dahin formulierte, daß Dr. Schwarz an der Er­­richtung des Revolutionsii­sunald aktiv beteiligt war; er sei nach Oesterreich ge­­flohen, um dortigen Politikeen sehr wich­­tige Informationen zu erteilen. Während der Kommune habe er als Präsident der Präsidialabteilung fungiert; als solcher sei er vom aktiven Militärdienste ent­­hoben worden; aus einer Zeugenaussage gehe hervor, daß ihn auch der sterbende Snapp beschuldigt habe, das Dr. Chimarz Schuld sei am Kommunismus in Oeden­­burg; er habe mehrere Verordnungen verfaßt, sich wiederholt zugunsten der Proletarierdiktatur geankert, die nach dem Sturze des Kommunism­us herber­­brechende, gerechtfertigte Reaktion vol3 weißen Terror bezeichnet und die Dis­ziplin der roten Soldaten gelobt. Alle diese Heußerungen und Handlungen sind bei einem A­dvokaten doppelt aravami­­nd8. Er beantrage daher die Verhän­­gung der schwersten Strafe über den An­­sulpaten. — Dr. Schwarz hielt hier­­auf seine Verteidigungsrede, im welcher er die Ank­lagepunkte zu entkräften suchte. Er erklärte, daß er sich während der Bolfsabstimmung aus dem Grunde von Dedenburg fernehielt, weil er si Sonst Sciweren Mitdeutunger aufgefeht hätte. — Naht um ein Uber erbrachte schließlich der Senat sein Erkenntnis, laut welchem Dr. Merander Schwarz der Modofatur verlustig erklärt und er­­ von der Ausübung der Appofatenpreris ausgeschlossen wird. Der Senat beruft sich hiebei auf die Rechtspraxis des Abd­­vofatensenat, der urie, laut melcher je­­der Rechtsanwalt als schuldig zu erachten ist, melcher der Dienste geleistet hat. Proletarierdiktatur­­( Verzebinis der Besteuerten. Die Einkommen­ und Vermögens­­steuer für die Jahre 1920 und 1921 wurde bei nachbenannten Personen nach folgenden Beträgen bemessen (Fortlegung): Private Frau Alfred Lagler —.— (500.000); Wirtschaftsbürger Steiner Zagler 16.400 (420.100); S­ngenieur Wilhelm­­’Allee 13.600 (1,020.000); Wirtschaftsbürgerin Frau Witwe An­­dreas Lang 43.250 (347.870) Holz­händler Julius Lang­ 237.000 (2,310.000) ; Agentur Yanja Lang 150.000 (200.000) ; Haußbefiger Anton Lapig —.— (417.500); Schuldirektor Gustav Lajchober 203.576 (818.400) ; Bärkermeister Johann Lajcho­­ber 122.576 (626.720); Advofat Dr. Wilhelm Lähne —— (535.300) ; Wein­­händler Bernat Lederer 870.320 (2.425.000); Schnittwarenhändler N. Lederer 120.000 (301.000); Advofat Dr. Mano Lederer 90.000 (240.000) ; Kaufmann Mlerander Mar Lederer 721.534 (4.972.475); Tra­­fifant Franz Lehner 66.653 (428.280); Kaufmann Johann Lehner 104.770 (213.600); Hausbesiger Gottlieb Leitner 130.990 (271.500); Privatier Gottlieb Leitner 164.590 (741.800); Wirtschafts­­bürgerin Witwe Michael Leitner 194.520 (824.200) ; Wirtschaftsbürger Tobias Leit­­ner 141.370 (659.900); Apotheker Sofef Lelovit 3­61.663 (622.900); Kaufmann Armin Lengyel 596.134 (2.790.800) ; Wirtschaftsbürger Samuel Leyrer 111.260 (617.550) ; Wirtschaftsbürger Paul Leyrer 165.120 (77.460); Wirtschaftsbürger Gottlieb Lichtl 90.000 (465.800); Wirt­­schaftsbürger Ludwig Lichtl 93.240 (557.800) ; Wirtschaftsbürger Josef Lim­­berger 92.950 (606.000); Wirtschafts­­bürger Ludwig Limberger (Holaplaß 11) 95.340 (485.200); Wirtschaftsbürger Ludwig Linzer 144.400 (310.800); Wirts­­chaftsbürger Samu Linzer 164.666 (389.770); Kaufmann Frau Baronin Sulius Lipthbay 353.778 (3,312.854); Photograph Harald Lobenwein 146.600 (1,100.000); Wirtschaftsbürger Tobias Zoibl 142.036. (794.707) ; FML. Gabriel v. Lössay 64.285 (2.593.884) ; Fleisch­­hauer Georg Löffler 814.995 (725.000) ; Fleischhauer S­ohann Löffler 816.000 (720.000); Schuhmacher Stefan­ Löffner 115.468 (496.000); Schuhmacher Karl Löffler 81.000 (655000); Kleiderhändler Ludwig Löwenstein 56.000 (940.000) ; Wleischhauer( Martin Lustig 280.000 600.000) ; Geschäftsführer Alexander Le­­derer 129.000 (502.000) ; Privatier Sig­­mund Lederer 10.500 (1,165.000) ; Major u­. B. Paul Lenf 13.412 (1,039.531); Direktor Julius Madardo 83.690 (247.700); Holzhändler August Magel 246.455­­,715.771); Privatbeamter Wilhelm Magel 21.770 (71.400); Gastwirt Julius Mahl 60.444 (324.857); Weinhändler Benno Mayer 954.200 (2,930.000) ; Holz­­händler David Clayer 307.500 (1,288.520); Schneidermeister Frig Mayer 180.370 (547.568); Weinhändler Leo Mayer 954.750 (2.935.3000) ; Betroleumhändler Sigmund Mayer 200.000 (800.000). (ortfegung folge.) «f= bummiwarenhaus = Koczanderle & Potuzaik, Wien 3. Bez. Hauptstrasse Nr. 66 (Nähe der Ost-, Süd- und Aspangbahn). Sämtliche Artikel zur Krankenpflege und Bandagen, „Regenmäntel“, Fussbälle, Garten- u. Weinschläuche, sowie alle technischen Gummi- und Asbestwaren. « Mittwen, 21. März 1923. M­ EG 3 ...» QU­U II An der Mappe eines Mutes­. Eine abgetrieb’ne Mähl­e, Die stetg Hunger nur gekannt, War vor einen großen Wagen, Süß bduftenden Hew’s gespannt. Heuduft füllt des Gaules Nase Und der Magen Inurret Laut, Denn durch Fortgefegten Hunger, Schaun die Rippen durch die Haut. „Da tst Schlot, so muß ich finden, Und durchaus nicht wohlgetan, Daß das Pferd nicht auch von Hinten, Heu und Hafer treffen kann. Sedes Pferd und jeder Ochse, Der an mir herüberzieht, Nupfer dreift an meiner Badung, Nimmt ein maulpol­len ich mit. Wenn dieß doch auch mir gelänge,.­­ Nähm auch ich mir meinen Zoll, Hinderten mich nicht die Stränge, Sraß' auch ich mich endlich voll.“ Da das Tante Nationieren, Half dem Gaul nicht aus der Not, Denn er stürzt vor Hunger nieder, Haut um sich und war dann tot. * * * Mancher Mensch, wie dieser. Klepper vor dem schweren Fuder Heu, I­st zeitlebens Laffenschlepper Und verhungert ftcr dabei. Dha. « Der 21. März (Mittmodh). Kath. und Brost.: Benedik­us. (Frühlings­­anfang). — Historifer Kalender: 1685 deutsche Komponist Johann Sebastian Bach in Eisenach geb. — 1763 der deutsche Dichter Jean Paul (Friedung Nichter) in Wunsiebel geb. — 1801 Sieg der Engländer über die Franzosen bei Abusir. — 1871 Eröffnung des ersten deutschen­­ Reichstages in Berlin. Bismarc wird in den Fürstenstand erhoben. — 1918 Beginn der deutschen O­ffensive in Frankreich. — 1919 Bildung der Budapester revolutionären Somfjerregierung. Was­ suchten. Wer Herr im Hause »Dann kann ich also nachher proklas­miseren?«fragte er weiter. .,Dewiß!Proklamieren wir!Und dann werde ich an Papa teledraphieren.» Dott,er wird sich toloff«.El freuen!« »Aber,hm,ich sehe sie ja nicht!«mur­­melte Herr von Rohnsdorff,seine Bluse im Saale umherschweifen lassend.»Sollte­­ sie noch oben fein?« Er wandte sich zum Ausgange. »Da ist sie ja!«rief ihrherrj von Kunkelsberge nach,aquittede­u­­tend.»Dort spricht sie mit hinr­eister Waldett!« Der Freiherr i­crte ihn nicht mehr. Landrat Graf Sternberg, ein wenig be­sctwipft, hatte ihn aufgehalten mit seiner lauten, lachenden Stimme. „Rochus, alter Freund,” hatte er ge­ zufen, „wohin­ fon wieder? Zur Tanfit, ja immer ‚raus und rein, Mensch! Sa! bleibe doch mal endlich fißen!“ swhrist schersdomau a ugdchorkrequieit huseturich WilWh Schusscher. was­ Nichttu­­ ! Herr von­ Rohnsdorff benate sich la­­celnd an sein Ohr. „IH will nır meine Kran ımd Ile holen!“ flüsterte er. „Weißt dir, 5! gibt d vielleicht oh etwas Besonderes, Versteh’, eine Art von freudigem Freig­­ang, Und das macht immer ein wenig Unruhe, bis es erledigt ist!” „steudiges Ereignis?” S[allte der Zandrat: „Kannst du es mir nicht sehr gleich mitteilen?” „Roh nit! Später: In einer hel­­ben Stunde hoffe in!“ Der Landrat sah ihm ärgerlich nach, bis er das Zimm­er verlassen hatte. „Herrgott,“ brummte er dann, sich in feinen Lumpen versenfend, „nicht einmal einen ruhigen Tropfen gönnt einem die sie haftende Menschheit! Sekt quält mich der Rochus auch nach mit fei­­nem freudigen Ereigis! In — es wird doch macht — Frau Henriette sah vorhin, schien’s mir, Do ganz mohl aus!” a „Schnell, Bio!” befahl draußen der Freiherr. „Den Röderer Carte Blanche auf Eis! Und die Geldgläser im den Saal! — Bertha, too ist die girädige Frau?“ Die Frau Baronin waren vor weni­­gen Augenbhiten wo in ihrem Zim­­mer!” Herr von Nahnsdorff ging­ dorthin. Er fand Frau Henriette jedoch nicht. Dagegen war, so viel er bei dem fladern­­den Lichte seiner Stearinferze bumerfen mus konnte, das Zimmer in einer seltsamen, ungewohnten Unordnung. Die Schub­­falten der großen Armmode zum Bei­­spiel standen sämtl.ch weit offen und die Wäsche darin war tpi­d durcheinander getworfen. Der Freiherr betrachtete Das alles voll Verwunderung. Was hatte das zu bedeuten ? „gum Henker!” brummte er ärger­­lich. „Wenn sie bei der Veröffentlichung der Verlobung nicht zugegen ist, so hat sie es sich selbst zuzuschreiben! Es ist seine Zeit mehr zu verlieren! unselg­­berge schien mir ohnedies schon ein wenig sehr luftig. Vorwärts denn zu ilffe!” Er verließ das Zimmer wieder und stieg langsam­ die vielstufigen Treppen zum Boden hinauf. Endlich war er oben und sollte eben alfas Namen rufen, als er­­ plöglich inne hielt und erstaunt zur der Sammer hinstarrte, weniger, weil er Frau Henriette gedämpfte Etinune hörte, sondern weil — Herrnott, mas führte die Frau im Sinn? Was sollten ihre Worte bedeuten? Rautlos und reglos verharrte er in feiner Stellung, mit angehaltenen Atem laufend. Und da : „Nur das Nötigste, Frau von Rohnsdorff. „Zwei Kleider! Dein graues für die Reife und das Schwarze — soviel ich weiß, ist'S ın Eng­ flüsterte Ulla ver­­land Sitte, si in Schwarz trauen zu lassen!“ „od, Mama!” schämt. „a, ja, mein Liebling, trauen! . . richt So viel Wäsche! Unnüter Ballast! Wir können unterswegs genug laufen! — Du liebst ihn also sehr? So recht Von Herzen?” Ein Geräusch, als wenn ein Mensch einem anderen an den Hals fliegt. „Meine Ulla! . . . Da! Hier! Eted die Kleiderbürste noch zu dem­ Necessaire! Man kann nicht wissen . . . Was hättest du aber getan, wenn ich nicht gefongen wäre?” « Ein neues Geräusch Erwidert an­­mand aufschluchzt. »Dann...dann.. ich weiß es nicht, aber ich glaube . . . ich wäre lieber in den Mühlbach gesprungen, als Die Stau dieses schredlichen, dummen Herrn u Bor... „Unsinn! anvertraut, gefommen!” Hättest du dich nu­r gleich e8. wäre gar. nit. so weit ‚dir, Mamacen, mir­st so... ich freue mich. so, und bin doch so bange! Wenn und P­apa begegnete. . .“ (Rertießung folgt.) ; = , Ulla!” sagte Dedenburg, 20. Milz. Trauung. Sonntag den 18. d. M. ehelichte Zä­hler August Kreusch­­mahder seine Braut Sophie Simon. Spende. Kür. das Oedenburger Dispensär spendeten: Wilhelm Heinfeld 1000 K, Friedrich Paris 400 K, Dr. to­­loman Schreiner 1000 K und Friedrich Manninger 300 K. Ein nachahmenswertes Beispiel. Die Oedenburger Kreditbank hat gelegentlich ihrer am vertloffenen Sonntag stattge­­fundenen Generalversammlung beschlof­­sen, 10 Prozent des Reingeiwinnes, dem­­­nach 180.000 K, für Wohltätigfertigmede au beriwenden.­­ Der Oedenburger VolkskäGens verein hält seine diesjährige General­versammlung im Sitzungssaale der Sop­­roner Sparkasse am 28.März 1­.J.ab. Einigung im Bäckergewerbe.Die Bäckermeister haben die Lohnforderung der Bäckergehilfen zur Gänze bewilligt. "Gold,Silber,Platin,KBrillant­nkaufe zu Höchstpreisen Schasser,Neustiftgassel. B

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