Tagblatt, 1923. Juni (Jahrgang 1, nr. 123-146)

1923-06-10 / nr. 130

röghlen Firmengung­spreisemI sur-L Lagerbesichtigung für frei ohne jede Kauf­­..— Schlafzimmer ‚200.000 K aufwärts. ° Gegriitdet 1872.» Telephon 30-7-59. Bundesbeamten Vorzugspreise. 483 Ungarn. beit Einbrecher, dan Nörber. SB. Budapest, 9.­­ Juni. Der Maschinenschlosser Bernhard Mittler erstattete bei der Polizei die Einzeige, daß aus seinem Lager eine gunge Menge feiner P­atentschlüffel durch Einbruchs- Diebstahl entwendet worden seien. Mit Der Ermittlung des Diebes wurde der Detektivinspektor betraut, welcher erhob, daß als Täter der auf dem Kofersring wohnhafte angebliche Privatneuınte Nur­dolf Chlo­­fe in Betracht:­Fomme. Der Detektiv wartete dessen Nachfrift in seiner Wohnung ab, als er jedoch zu dessen Verhaftung schreiten musste, schoss ihm Schlomfe nach einem kurzen­ Wort­­­wechsel aus einem Revolver mehrere Kugeln in den Leib und entfloh. An dem Aufkommen­­ des Schwerverlesten wird­­ gezweifelt. Die Polizei hat alle Maß­­nahmen getroffen, um des Flüchtigen­ habhaft zu werden. .a Große Fabriksbrände in Budapest. SB. Budapes­t, 9. Kunt. Gestern­­ abends nach 6 Uhr geriet das achtzig Meter lange und zwanzig Met breite Lagerhaus der Hungaria-Sumftdinger­­und Sch­wefelsäurefabrik aus bisher um­­­­­­benannten Ursachen in Brand und­ wn­rde vollständig eingeäschert. Es verbrannten­­­ hiebei auch vier­ Eisenbahnwaggons. Der Schaden wird auf 250 -300 Millionen Kronen geschäßt. Etwa um 5 Uhr nachmittags wurde­ an der­ in Neupest befindlichen Anlage der »ult-Glühlampenfabrik Großfeuer avisiert. Es verbrannten aus dem Mit­­teltraft des Gebäudes 7000 K­ilogramm­ ungeschliffenes Glas, 5 Waggon Pad, bapier, 500000 Glasplatten, 250.000­­ Glühbirnenbehälter, 3000 Schaufeln Blühlampen, 5 Meterzentner Kabel und 40 Waggon Brennholz im Gesamtiwerte von etwa 300 Milionen Limonen. Von der Feuerwehrmannschaft­ wurden im Verlaufe der Leicharbeiten drei Mann schwer verlebt, darunter einer in so be­­­denklicher Weise, das an seinem et mem geziweifelt t wird. (Brachtbericht der „Deden­burger Zeitun­g Brlin,9«01mr.. Nach sie Meldung aus Stiefeld inte dieser Tage bei Kerchenbroich, ein junger deutscher Ar­­­beiter,von­ einem Bergischen Bahmosten des Bahndamm­es­­ bein Weberschreiten, angeschossen und­­ exlag einen gen nach einigen Stunden. * Berandte Geldsumme. (Drahtbericht der „Dedenbium­er Rettung“.) Rath,9 ° 8unt. Sm,1. Sum. haben die Franzosen aus der Reichsb­e­trieben- Stelle Mettınann 72.200.000 Mark tweg­­genommen. Die Tresorschlüffel nahen sie mit Gewalt an i­. Auf­ dem­ Bahnhof Diez Lahn Testen die Tranzofen einen Steinbrucharbeiter als Oberbahnhofvorsteher, jenen Can, den Beruf Schneider, “ als Betriebscon­­trollor, und einen ehemaligen Schuldie­­­­ner als Oberbahnhofvorsteher in Fagenz­gen ein. (Beachtbericht der „Debentburger Zeitung­ “­­ Köln, 9. Sitz. Wie die „nöfnische | Zeitung” meldet, ist der ortsfremde Yin: ,ton­­ 11ens auf dem Bahnkon­ter Trier von einem frangöstischen Rottent da ex. dessen Miruf|| | Die Leiche Eilens | £ wurde vom den Kranzofen mit Beischlag belegt und exit nach durchgeführter Uns­­­ershoffen worden, Rn ird sie TEEIBERDEN. Beiwalt seht der Rent. (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung”.) Berti Pam. Wie­ die Bar­ter­ aus Seltenfirchen melden, bereiten die Franzosen gestern vormittag die Sta­­tion Gelsenfirchen-Wafferstein. Gegen Mittag gaben sie den­ Bahnhof wieder frei, nachdem sie die Anschlußgeleise zu den "Zechen „Bentrum" und „Holland“ zerstört hatten, so daß die Zechen von jedem Verkehr abgeschnitten sind.­­ Bei den Zechen wurde der Befehl bekannt­­gegeben, daß ihre halben Bestände von Kohle und Koks mit Beschlag belegt seien. Als Antwort auf den gewaltsamen Ein­­griff in den Betrieb, traten die Beleg­ Schaften in den Proteststreit. Gewaltperrichft im Ruhrgebiet, Snfer franzö­sfsscher Gewehre. « Hafer belan­her Gewehre, er N er­s Berlebun­ nicht beachtet hatte. | a.um ” bi­e— Zu den Ausfipreitungen in Leinzin. Reipzig, 9. Juni. Wie das Po­­lizeipräsidium mitteilt, sind in das hie­­sige Krankenhaus gestern ein Toter und 51 Verwundete eingeliefert worden. Von den Verwundeten sind 20 Personen nach ambulanter Behandlung entlassen wor­den. Von den 31 Zurückbleibenden star­­ben drei im Laufe der Nacht. Sieben Personen sind schwer verwundet. Die 15 schwerverwundeten Angehörigen der Polizei sind in dieser Zahl nicht inbe­­griffen. Der Marksturz in Deutschland.­ ­Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung”. Berlin, 9. Juni. In Bean­twor­­tung einer ‚sozialdemokratischen Inter­­pellation über den Marktsturz; machte Reichsarbeitsminister Braum im Reichstage Mitteilungen über die von der Regierung eingeleiteten Maßnahm­en zur Unterftügung­­ der Notleidenden und über die produktive Erwerbslosenfür­­sorge. Der Minister erklärte, eine dat­­­ernde Stabilisierung sei nicht möglich, so lange das entwaffnete Deutschland ständig, bedroht und vergewaltigt werde. Neidsfinanzminister Set führte aus, Die Regierung sei im­ Be­­griff, die Befibsteuern der Geldentwwer­­tung­ anzupassen. Much werde eine be­­trächtliche Erhöhung der Gebrauchssteuer erfolgen. Reichswirtscaftminister Bader er­­klärte, die Hautursache für die Verelen­­dung Deutschlands sei das Wersailler Diktat. Der deutsche Devisenheilsg Am­en und Auslande werde von Sachver­­ständigen sehr gering eingeschäßt. Eine Gesundung umserer Währung sei­ exit m­öglich, wenn wir frei von Neparationse­lasten ımsere Produkte auf den Welt­­markt abseßen können. m­e$ nn. la EATITFSTTLLLTETTSTTTTTTTTTLITETTETETTTTTTTTTTTTTITTTTTTTTTTTTETEITTTTTTTTTTTTTTTTTTES ZEUCHN­ETII­NERDEIETETETLERIING Siegmund Gingberger Spediteur Dedenburg, Grabenrunde Ar. 50 Zerephon Nr. 292. 1243 HIRTER ARRTAN­TSRRDSIERTLETRLDERTRISHIHOTEDIGERTDERLDERTDUNSRTLLIL­RDERLEDERLEANARANGS­IR UBRETTEERREITERRROTEDERTRRE IHNEN­ < PRÄMIEN PURE ABADIE wi an, X, Davidgasse 92 oo , Baal an ' Wade a Re. 4340 „ teilte Beliebtheit in allen Krei­­erter dauernd erhalten und, das ist er­ Seiente "mit der Lionel_ " Dieses populäre, Erzeugnis besigt alle Gore um auch den verwöhntesten Gaumen befriedigen zu­ können. Besondere Borficht beim Einkauf wegen täuschender Nachahmungen notwendig. Burgenland. Jugendliche Burgenländer vor dem Schüf­­fersenat. Aus Wien meldet man uns: I Wiener Schöffensenat des Landesgerictes HI. in « Strafladen unter Vorsiß, des Hofrates Dr. Haerdtl. Batten ab Anfang dieser Woche ‚drei junge Burfehen aus dem­ Burgen­lande "wegen verursachter Sprengung, einer Brüce zu verantworten. Es sind Dies drei Jun­gen aus guter bürgerlicher Familie; sie muß­­ten in einer langwierigen, bis in die Mitter­­nachtsstunde dauernden Verhandlung für das büßen, was ein gewissenloser Er­­wachsener , der zur selben Zeit wohlges­­borgen im feinem Bette shlief — angestif­­tet hatte. Der Erwachsene, nicht Anwesende, ist ein Braltado, namens Ludwig Szeper, der seine Helfershelfer, besser gejagt, seine une­rguldigen Opfer unter jungen, unerfahrenen Burschen suchte. Von ihn berichtet die von Hofrat Sacher vertretene Anfrage, das er (im Beige größerer Dengen von Sprengm­i­s­teln) in Dezember vorigen Jahres plante, im Burgenland Gisenbahenobjekte zu sprengen, um so d­ie­ Reprülierung su beunrußigen. Seine Helfer habe er in­ dem heute angefragten dreisignigen Befun­­den. Einer der ersten, an die er ji gerwendet hatte, sei der Angeklagte d­er 9. gewesen, der nach Angabe eines anderen Angeklagten, des Stephan. ©., schon zu Weihnachten von dem bevorstehenden Bombenattentate wußte.­­ Doch auch Stephan ©. sei in die Absichten des Ludr­wig Szeper eingeweiht gewesen und habe be­­reits darauf gewartet, daß die Bomben fertig werden, um dann an der Sprengung der Naab-Brüde nitzweirfen. Das Einverständnis des Stephan &. ergebe sich insbesondere‘ aus einem ‘von Szeper an Tibor 3. gerichteten Brief, im welchen dieser den Auftrag erhielt, dem Stephan I. mitzuteilen, daß „alles Fertig sei“. Zur Sprengung der Brüche sei es nur des­halb nicht gekommen, weil sowohl die Bun­­desbahn, wie auch die Gendarmerie votzeitig gewarnt wurden und weil die recht­­windisch angefertigte Bombe bei Tibor...” ge­­funden und beschlagnahmt wurde. Bei­ der ib­­rigens’ ganz findischen Sache ist das Be­­dauerlichste, das nach dem Freispruch der beiden anderen Jungen und nach einer qual­­­vollen Verhandlung Tibor­s. demnach zu der geringsten, nach dem Geiet zulässigen Striffe, und zwar zu herfernm der Dauer von schs Monaten verurteilt werden mußte und der Erwachsene, sich zur selben Zeit durch molligen Schlaf kräftigende Anstifter, unbestraft blieb, weil man seiner Hit habhaft werden konnte. Ein Vietnamiger, der in Mattersdorff einen Diebstahl verübte. Vor kurzer Zeit wurde am Wiener Südbahnhofe ein Mann angehalten und unter dem Verdac­hte­n der Geistesstörung der psychiatrischen Klinik zur Beobachtung über­­ Nachdruch und Ueberlegung verboten.“ Bezieungen. „Ich hatt’ kaum so Glück­c für ihr „a, ich bin’s,” sagte die Schriftel mit, langsamen, gewichtigen Schritten in die Stube tretend. „Guten Abend auch!­ Wunderst di mohr, mich wieder zu­ sehen? Bon Erfurt fondme ich, zu Fuß natürlich, ist ein derber Weg.“­­ Gretchen hatte sie bei der Hand ge­faßt und zog sie nach dem Kanapee. Die scheue Befangenheit lag noch auf ihr. „Da mußt du arg müde sein, Chris fiel, ruh’ dich nur zuerst aus.“ „Müd?“ prüstere darauf Die Chrisle, mit dem Schürgenzipfel ih Das Gesicht wild­end. „Na ’S geht an. Aber Durit hab’ ich, und wenn der vielleicht einen Tropfen Kaffee stehen hätten­ ımd eine Brotsrinde dazu, nahm ich's m­it Dant an. Ich hab’ mir heute früh für meinen legten Gretchen ein Brot in Erfurt ach fauft ,und in dem teuern Nest find ja u Raibe so flein, daß es eine Schande it. — « Mit sichtlichem Genuß vertilgte sie das Essen,das Gretchen ihr bärtig auf­­trug,dann sprang sie auf und stellte sich steif vor dieser hin h­i,,9Weißt daß Ich Ihn gestern gesprochen Gretchenerzitterte leis und schwieg. Dasärlusläutglöckle sah sie scharf an und zog mit beiden Fäusten die Schöße der prallsitzenden Jacke herunter.­­ Vater und Tochter gewechselt worden­ herein.«8­ erwartet, das Urteil kommmt beinah’ einem T­reispruch gleich,” fragte der Törster. Stetchen schiwieg. Aber in ihr redeten wirre Stimmen. Kaum so alüklich er­­wartet — fast ein Kreispru­ch --- gefanz­gen, drei lange Monate, und — ein reis­spruch? Und wie er selbst sich zu dem Urteil gestellt — „sa, ich beruhige mich —“. Sie sah ihn vor sich m­it den, von,den Zähnen gezogenen L­ippen, glaubte den harten Strang seiner Stim­me zur hören. Und es fah ihr ein Glaube, eine tiefe Weberzeugung, daß er sich wirfli ziwin­­gen werde, es in Ruhe zu nehmen, daß er 05 zwingen, bezwingen werde, ja, vielleicht Schon vor dem Bezw­ungenen stand. Sie preßte die Hände imeinander­­und senkte tief das Haupt. Er dunkelte Stark, und Gretchen be­­gann das Mbendessen für den Vater zu richten, als kurz und kräftig an die Tür geflopft und deselbe, bevor no Herein geantwortet, geöffnet wurde und steif und Stumm auf der Schwelle stehen blei­­bend, das Auslaufglöck­ sichtbar ward. Auch Grethen hatte zunächst einen Augenblick des Fragenden Schiweigens, dann sagte se leise, fast icheu: „Christel, du bist’s? Komm’ Doch Original-Roman von 9. Akt. (40. Rertrebung.) „Ich empfehle den Angeklagten nicht der Milde, sondern der Gerechtigkeit der Herren Geschworenen.” Und dann, nach nun kurzer Beratung der Gesc­­worenen, war der Urteilssprit verfi­ndet worden. „Unter­ Zubilligung mildernder Um­stände wegen im Affest begangener schiwe­­rer Körperverlegung drei Monate Ge­­fängnis.“ Dann die übliche , Frage des Por­­figenden: ‚Angeklagter, wollen Sie sich bei dem Urteil beruhigen?” Der Müllerfriß stand aufrecht da, den Kopf aus den Schultern gereeft, die Faust auf die Barriere des Auflageraum­es ge­stemmt: „sa, ich beruhige mich.“ EsTrag um feine Lippen i­ie beißender Hohn und eisernes Wollen. Ein Telegramm hatte wenige Stun­­den später den gefällten Urteilsspruch im Forsthaus verkündet, die ausführliche Wiedergabe der Verhandlung brachte die­­ Zeitung des folgenden Tages. Es waren nicht viel der Worte darüber zwischen „Dawohl, wie's alles vom Gericht be­­endet war, hab’ ich mir’3 dire­ den Rechtsanwalt erwirft — das ist einmal einer, wie’3 so leicht seinen wieder­gibt! — daß ich zu ihm durft’, und er hat nichts dagegen gehabt. Was ich­ eigent­­lich bei ihm wollt’, wart’ ich selber nicht, und gejagt hab’ ich ihm auch nicht viel; aber er hat’s doch verstanden und hat mir die Hand gegeben aus freien Stürfen und gesagt: „So dank dir, Christel. Du bit von allen wahrhaft Doch die einzige Getreie.” Sa, das hat er mir gejagt und mu­m die Hand dabei gedrückt. Triumphierend stand die Ehriftel da, die Hand por Gretchen ausgestrebt — Die Hand, die er gedrückt. Triumphierend — eine Siegerin, Gretchen Stand auf, das Gesicht bis in die Lippen blaß, aber ruhig. ‚Sa, denen, die in Treue ausharren, kommt zuleit der Sieg. Und ich wünsche dir Glück dazu.“ Das­­ Ausläutglöckle trat zurück: „Slük? Hm — gebrauchen kann’s ein Mensch schon immer, wenn’s ihm ge­­wünscht wird. Und ich lebt schon gar, wo ich ungefähr wie ein herrenloses Bürndel 4 auf der Straß’ lieg’. „Dein Heim ist dir, ja doch bereit,” sagte Gretchen leite­n. (Fortseßung folgt.)

Next