Tagblatt, 1923. November (Jahrgang 1, nr. 249-273)

1923-11-01 / nr. 249

sp-WsWKOITWEMMTITANIA-NATURWISS-s-:s»-·---»is—.««-sks"s»Ist, -3sp».«z« Alleinige Anzeigenannahme für das Burgenland und Oesterreich: Beresienn & Comp. Hauptschriftleiter: Adolf Palffy, Debenburg Deichplatz 56. , Anruf 25. Sprechstunden site 9—12 gr. © Verantwortlicher Schriftleiter: Leopold Fleischmann Wien, I, Rennweg Nr. 75. Anruf 601. tlllslllllllllslllllllllllllllllllsllllils 400 zz. Generalanzeiger für das Burgenland 400 == rn » Gelangt mit Ausnahme von Sonne und­ Feiertagen täglich nachmittag zum Bestand. Probeblatt wird kostenlos zugestell­t " Ungeigenberegemmng laut Tarif­­folge 249. (Dedenburger Zeitung) Bezugspreis: Monatlich 10.000 K, vierteljährlich 30.000 K. — Einzelblatt an Wochentagen 400 K, an Sonntagen 600 K. Diese Teppichpreise!!! offeriert nur das Teppichhaus Wei Wien. VL, Vlariahilferstraße. J Tiichteppich 190 K, Speiferi Berjevart,­­ 590. K,­­ Bett Elothiteppcheren 175 K, Br 45 K, Betigarnitu­ren, bibich geftich, 190 K, gem­entij whded­en Ga duch Aa zum Bit Su Allerheiligen — AUlterseelen. Dedenburg, 31. Oktober. Selbst wilde Völkerschaften, unseres Planeten, die vom Gottesbegriff nur eine sehr dunkle Vorstellung haben, wei­­­chen einen Tag des Jahres dem Gedächt­­nisse ihrer­ Bestatteten. Die Kirchen der ziilisierten Völker erhoben diesen Tag zu einem Teste des stillen Gedenkens, zu einem Tage des Naherinnerns an unsere lieben Verstorbenen, die vor uns oder zu­­sammen mit uns auf Erden­ gewandelt sind und im schüßenden Schoße der Mut­­ter Erde, dem Lichter der Auferstehung entgegenharren. Wieder einmal haben wir ein solches Shwertfest vor Ans "Yung und Alt, die blühende Maid und Die altersschwwache Matrone, sie alle pilgern mit Blumen­kränzen und mit Weihefetzen in den Händem­ hinaus in die Totenstadt, wo ihre Lieben schlummern, um deren Gras­­berg zur sehmüden und den Entschlafenen eine stille Träne der Erinnerung und­ des Gedenkens zu weihen. Und eine ganz eigenartige Stimmung ergreift uns beim Teile der Toten. Ist es aber dio Stim­­mung, oder aber ist es ein ganz bestimm­­tes Gefühl, daß an diesen Tage eiimal an unser Herz greift, von welchem wir uns seine rechte Lechenschaft zu geben vermögen? 3 ist beides: Stimmung, weil wir alle an diesem Tage unserer lieben Toten gedenken und Tatsache, weil wir auch durch die dem Winterschlafe entgegengehende Natur an das ewig Sterbende und an die Vergänglichkeit alles irdischen Seins erinnert erden. Denn wer ist wohl im Gemüt derart ver­­­­härtet, daß er nicht ergriffen wird en der majestätischen Erhabenheit des To­­des und der imstande wäre, ohne tiefe Gemütserschütterung zw­ischen jenen Gräbern zu wandeln, die häufig genug das Liebste einer Mutter oder eines lie­­benden Gatten, die Hoffnung eines grei­­sen Elternpaares bergen. In dem tollen Labyrinth der Welt­­ereignisse, welche wir im lebten, al so furchtbar schiveren Jahrzehnt durchzu­­machen hatten, war uns reichlich genug Gelegenheit geboten M Worden, Tränen des Schmerzes und der Entsagung zu sei­­nen. Wieviele tausende der edelsten Herzen hat nicht der Weltkrieg gebrochen, wieviele unserer beten Säuglinge und Männer ruhen für immer unter dem fairen Rasen, nachdem te. ihr Leben für eine hehre, erhabene Gac­e, für das Baterland, zum Opfer gebracht hatten! Roh sind die Wunden, die der Weltkrieg unseren Herzen schlug, lange nicht ver­­harcht, noch schmerzen sie heftig und mahnen uns laut und eindringlich daran, wie selbst das Glüh und das Unglüh­ der Völker nur durch ein Meer von Blut und Tränen erreicht werden . fanen.­ Das: Shrif!?7 Sind jene» Völker, Dcie­­den, Weltkrieg, dieses ruchlose Wölfermorden , heraufbeschmoren, heute, nachdem sie sich VII-Ess-«-s---.-F-s--««--««««-««-f-i«-«-«.«:-s·.«-,-s-·«ks7s.ss-—-i.'T- in ie eh. 2 ni = donnersing, Den 1. Redember 1923. Bormarsch wegen Berlin? Die Hitler und Erhardt-divisionen an der thü­ringischen Grenze. Berlin, 31. O1 Zuverlässige Nachrichten besagen, daß Die bayrische Reaktion im Begriffe steht, den wiederholt angekündigten Bormarsch gegen Berlin anzutreten. Der Aufmarsc der Hitler und Ehrhardt: Divisionen an der thüringischen Grenze i­ vollendet. Die Aufmarsch-Basis in Bamberg. Die Divisionen verfügen über einen großen Waggonpark, über Ar­­tillerie-, Maschinengewehr- und Flugzeuge, die das Hafenkreuz Minenwerferformationen, Audi tragen, sind festgestellt worden. Ferner bestehen im Abschnits Kronahd—Roburg zwei getrennt organisierte Sturmbipifinnen. Die Kriegsführung ausgestattet sind, mit den modernsten Mitteln der Ehrhardt und Roßbach waren dieser Tage in Berlin, 09 sie wiederholt eingehende Besprechungen mit bekannten rechts­­radikalen Persönlichkeiten hatten. Auch Hitler soll in Berlin ges­­esen sein. Entspannung der Sape i in Saden. Berlin, 31.Ost. Die Regierungs feife in Sachsen II beendet,­­ gelungen, ein fast aldemokra­­­tisches Kabinett zu bilden. Ministerz] >­präsident ist der frühere Minister EITis­ch. Aus dem­sen Kabinett Zeigner wer­­den einige Minister übernommen. Die übrigen Ministerposten werden neu befeßt: Die­­ Bildung der neuen Negierung hat innerpolitisch eine Entspannung ge­bracht insofern, als diese Tatsache auch auf Die­­ sozialdemokratische Reichstags­­fraktion beruhigend wirken wird. it Zur Anziehung der­­ Reichswehr. Berlin, 31. DD. Der Sächsissche Landtag ist gestern um 1 Uhr unerwartet zusammengetreten. Unmittelbar vorher ist der Reichskommissär „von Dieser Tatsache verständigt worden. Die Reichs­wehr­­beja&ung­st aus dem Landtag zurück­­gezogen worden. Das Landtagsgebäude wird nur von der Wien bewacht. Mustafa Kemal Baldıo — Präsident der türkischen Republik. Angora, 31. Ort. Die National­­versammlung hat mit Stimmenmehrheit die Republik proklamiert in Mustafa Kemal, Baldıa zum Präsidenten gewählt. >94 FETTE 1. Jahrgang. Die im redaktionellen Teil (Burgenland, Oedenburger Nachrichten, Bühne und Kunst, Filmmwesen, Eingesendet, Offener Sprechsaal) enthaltenen entgeltlichen Drit­­teilungen sind dor­t gekennzeichnet. BESSERE 1.!Neuerlicher Bau­chversuch in Rumänien. Bukarest, 31. Ost. In den lethten Tagen wurde ein neuer Staats­­streichplan in Rumänien enthüllt. Die Untersuchung, die diesmal der Hee­­resminister Marciarescu­ selbst lei­­tet, soll ergeben haben, Daß­ die Organi­­sation des neuen P­utschplanes, genau­ so, wie die jüngste Kalziitenverschwarung, das ganze Neid umfacht habe. Die Faden­ des­­ Putschplanes führen zu einem­ Major namens Holberg, der vor einem­ Jahr beim 15. rumänischen Infanterieregiment diente, dann aber glößlich aus Rumänien, verscch­and und si seither in­ Wien­ aufhielt.­­ In Wien empfing er oft Besuche von Offizie­­ren der rumänischen Armee. Die­ rumä­­­nischen Grenzbehörden fanden vor­ eini­­ger Zeit beim­ Durchsuchen­­ des­ Reise­­gepäcks eines ins Ausland­ reisenden ru­mänischen Offiziers: Chiffrebriefe, auf Grund deren die Namen der meisten Zeitnehmer der Organisation­ festgestellt werden konnten. E83. handelt­ sich zum größten Teil um ehemalige Offiziere ru­­­m­anischer Nationalität der österreichisch-ungarischen und der­­ russi­­schen Armee. Bisher sind 70 V­er­­chwörer­ in Haft genommen wor­­den. — >. TIEREN­ES Beneshh und die Bolitit Ungarns, Prag, 31. Ort. Der Augenminis­ter Der tschechoslowakischen­­ Republik Benesch hielt gestern im Parlamente eine für einstündige Rede, in welcher er sie­ hauptsächlich mit der ungaris­chen Frage beschäftigte. . .. Er erklärte, daß Die Kleine Entente sie bei Gewährung der­­ ungarischen Außenanleihe unbedingt Die Binanz­­kontrolle vorbehalten and Ledimgen habe, daß die Abrüstung zur Gänze durchgeführt werde, und Ungarn Ga­­­rantien Dafür bieten müsse, daß 3 Fribem­­bereit sei, eine politis des dens zu befolgen. »Er­ habe ich mit Bethlen bereits wegen mehrerer Kta­­gen in Genf geeinigt, während andere Fragen noch in Schwebe blieben. Die Grundbedingung zur Wiederaufnahme normaler politischer und wirtschaf­tliche Beziehungen mit Ungarn »sei, daß-dieses seine frühere­ politik verlasse, und­­ vollständig auf den­ Standpimstines. Trianoner Friedensvertrages stelle. Niemand wünscht eine Einmischun­g in die inneren Angelegenheiten Ungarns, doch wird auch eine Einflußsphäre, it die demokratische Opposition, mit be­­sonders aber die Mussolmat­ry den Emigranten. &s je Soff­ nung zu einem wollen du nehme Bethlen vorhanden. ‚eine dr Enttäuschung, wenn e3 Eu herausstellte, E­he die Politik Ungarns feine aufrichtige er — mit in den erborgten Nahmesstrahlen eines ephemären Sieges sonnen sünnen, glüc­­licher gei­orden? Haben nicht auch sie Millionen verlorner Landessühne zu be­­weinen und jedwebt nicht auch über ihnen das Dampfles­sb­iwert der irdischen Ver­­gänglichkeit? Sie, die Staatsmänner dieser Siegerstaaten werden sich im stil­­len Kämmerlein wohl oft genug reuig an die Brust schlagen und sich darauf erinnern, daß sie sich den uud vieler tausender meinender Mütter und Gattinnen, das Wehklagen der Waisen auf das Gewissen geladen und eine Schuld auf sie gebürdet haben, von welcher sie seine Macht der Erde losspre­­chen kann. Wir beweinen unsere Toten, doch träufelt uns die Raderinnerung an sie einen wundervollen Trost in das Herz. Nach­ der Grabesnacht Folgt die­ Aufer­­stehung, nach den Stürmen des Winters , folgt der Frühling­ mit Reichengetriller und fahrendem Sonnenschein. Wie min­­derbar symbolisiert die Natur da das Werden und Vergehen! Wir, Die wich von dem Geiste einer höheren Erleuch­­tung beseelt sind, wissen es, daß es im Weltall seine tote Materie gibt und da dem physischen Tode eine seelische Auf­­erstehung folgt. Die Geschlechter der Menschheit reihen sich aneinander und jede Generation hat ihre ihr von der Na­­tur bestimmte Aufgabe zu erfüllen. In ihren Kindern und Enkeln leben Die Großeltern Weiter; nachdem sie ihr le­­benswert vollführt, "übernehmen ihre Nachkommen die Fortlegung des Werkes. Dies war von Anbeginn der Welt so und wird immerdar so bleiben. Darımm hat der Tod für uns seinen Stachel verloren; wir hoffen auf ein bessseres Jenseit um? auf eine Wiedervereinigung mit unseren Kieben, deren Tod uns in einen derarti­­gen Schmerz verlegte. Auch im Wölfer­­leben erhoffen wir eine Erneuerung und ein Durchringen von der Nacht der Ge­­genw­art im die lichten Höhen einer besse­­ren Zukunft. Wäre uns diese Hoffnung nicht geblieben: Finwahr, wir­ müßten berzweifeln! a­llerheligensrieze Warkoweil Nachf. Karl Schneider Bäckermeister Sopron, Schlippergasse 44. in bekannt vorzüglicher Qualität bei .>— in drei Fragen an Poincare. London, 31. Df. Das englische Kabinett hat über den Text der franzö­­sishen Note in der Trage des Sachver­­ständigenkomitees beratschlagt.­­ Das­ K­a­­binett beschloß, folgende Frage­­punkte an Boincare zu richten: 1. Zu welchem Datum kann der Sach­­verständigenausschuß .. seine­ Arbei­­ten beginnen? Welche Mächte werden­ beauftragt, die Komitee zu stellen?­­Sachverständigen ; zu­ diesem ...­­. Auf melche Weise werden die Sach­verständigen von den Verschiedenen Regierungen­ erstaunt werden? 2. Bonar Law T. London, 31. DE. Der geb­etene Ministerpräsident. Bonar Lam ist gestern, 65 Jahre­ alt, gestorben. |

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