Tagblatt, 1923. November (Jahrgang 1, nr. 249-273)
1923-11-01 / nr. 249
i | ° ” Er er BEE ISO BENEFEEEE FREE GOES Tt Beite 2. Donnerstag Unger. Abdanzung des Jufigminsters. Budapest, 31. Ost. In der gesteigendigung "der Nationalversammlung hielt der Abgeordnete Ludwig © 3ilägdyi eine große Rede, in welcher er die Finanzpolitik der Negierung einer eingehenden Kritik unterzog. Unter anderem berief er ss auch auf die Auffassung des Justizministers Dr. Emil Nagy, der vorgegeben habe, daß unsere Finanzplizit nicht jene Wege wandle, welche zur Sanierung unserer finanziellen Notlage führen. Abgeordneter Uslain machte eine Zwischenbemerkung, daß der Justizminister mit den Ausführungen des Redner einverstanden sei, worauf der Justizminister zustimmend mit dem Kopfe nichte. Dieses Verhalten erregte den Abgeordneten und Mitglied der Regierungspartei Berenyei derart, daß er von seinem Cie aufsprang, dem Justizminister über sein Verhalten schwere Vorwürfe machte und schließlich mit blutrotem Gesicht den Gaal verließ. Der Justizminister begab er nach dieser Szene in sein Zimmer und verfaßte an den Regierungschef ein Schreiben, in welchem er unter Berufung darauf, daher sich infolge seiner Ansicht über die Finanzpolitik der Regierung beeint fühle,seine Demission gebe. Zurückziehung des Nachtrittsbesuchs? Budapest, 3. DOM. (UTKB. ALS Justizminister Dr. Emil Nagy sein Demissionsschreiben dem Ministerpräsidenten Grafen Stephan Bethlen überreichte, nahm es dieser lächelnd in Empfang und lud ihn zum Lund ein, welchen der Ministerpräsident zu Ehren des in Budapest weilenden G Sekretärs des Völkerbundrats Drummond veranstaltet hatte. An diesem Lund nahm der Justizminister als Mitglied der Regierung teil. Den heute vormittags stattfindenden Besprechungen des Ministerpräsidenten mit dem demissionierten Läftigminister wird große Bedeutung beigemessen und allgemein angenommen, daß dieser seine Demission zurückziehen wird, wodurch diese Angelegenheit ihre restlose Erledigung findet. Debenburger Zeitung 1. November 1923. Nr. 249: Das endgültige . tigt bleiben dürften. Urteil wird dann erst der Verfassungsgerichtshof zu fällen haben, an den der Protest des Landbundes dem Gesetz entsprechend geleitet werden wird. Die Ursache der Aberkennung des Grundmandats im Burgenland liegt darin, daß der Landbund, wie bekannt, nicht ordnungsgemäß die erforderliche Anzahl von 100 Unterscriften für die Wahlwerberliste beigebracht hat, wiewohl die Partei für die vier Landtagswahlstelle die notwendigen Unterschriften vorgelegt hat. Es handelt sie um ein formelles Versehen der verantwortlichen Parteiorgane, das aber kaum so sehr ins Gewicht fallen kann, da ja die Partei durch die Missbringung von 24.000 Wählerstimmen ihre Legitimation für den Eintritt in den Wahlkampf in ausreichender Weise erbracht hat. " * In den dem Landbunde nahestehenden Streifen wird erklärt, daßs der Landbund jetz „bereits“ über vier ımd nicht wie irrtümlich gemeldet wurde, über zwei Abgeordnetenjige verfügt, nämlich über die zwei Site in Kärnten und Oberösterreic Der Führer der Partei, Doktor Schönbauer ist allerdings vorläufig no ohne Abgeordnetenfit, da die Kreiswahlbehörde für das Burgenland, wo er gewählt (?) wurde, den Wahlvorschlag des Landbundes wegen zu wenig lnter- Schriften für ungültig erklärt hat, so daß unbedingt Die Entscheidung des Verfassungsgerichtshofes abgewartet werden muß. Die Landbündler hoffen mit vollster Zuversiät, daß der Verfassungsgerichtshof Drei... Bartei. Das atribig gemachte Mandat zu erteilen wird, «" He Einberufung Des Rationalrates. Die gestrige „Wiener Zeitung” verlautbart die Entschliefung des Bundespräsidenten, betreffend die Einberufung des neuen Nationalrates Für Dienstag den 20. November 11 Uhr vormittags. x. · Die Zusammenlegung des Bundesrates. Gleichzeitig wird eine zweite Entschliegung des Bundespräsidenten, betreffend die Feststellung der Zahl der von den Ländern in den Bundesrat zu entsendenden Mitglieder publiziert. Danach delegieren aufgrund des Ergebnisses der Volkszählung: Wien 12 Mitglieder, Niederösterreug 16 Mitglieder, Steiermark 7 Mitglieder, Oberösterreich 6 Mitglieder, Burgenland $ Mitglieder, Salzburg 3 Mitglieder und Vorarlberg 3 Mitglieder in den Bundesrat. — » Das trittige Landbundmandat. Aus Wien wird uns gemeldet: Die Aberkennung des dem Führer des Landbundes Dr. Schönbauer im Burgenland zugefallenen Mandats dur die Eisenstädter Kreiswahlbehörde hat die Hauptwahlbehörde in Wien in ihrer Montagiitung nicht beschäftigt. Die Angelegenheit steht fett in der Verbandswahlbehörde in Graz in Beratung, die aber auch noch zu seinen Entschluß gelangt ist. Die Entscheidung wird sich dort wahrscheinlich mit dem in Eisenstadt gefällten Erkenntnis reden, so daß die für den Landbund im Burgenland und in Steiermark abgegebenen 74.000 Stimmen — das sind vier Man- Date — vorerst vollkommen unberufflich‘I Protest Pr. Schönbauers. Aus Wien wird ums. ‚gemeldet: Nationalrat Dr. Schärhnauer hat gestern namens Ss Zanddbundes für Oesterreich einen PBrotest bei der Hauptiwahlbehörde inberreicht. Der PBrotest richtet ihn gegen den Verschluß der Kreiswahlbehörde in Eisenstadt, die die Mandate annuullierte, weil nachträglich die Gültigkeit des Wahlvorschlages wegen Mangels der erforderlichen Anzahl von echten interschriften in Abrede gestellt worden ıt. Der Protest besagt, daß die Gültigkeit des MWahlvorschlages nach 8.47 der Wahlordnung unverzüglich zu prüfen ,und die Antragsteller von einer etwaigen Ablehnung infort zu der ständigen seien; dies sei aber nicht geschehen. Der Protest beruft sich weiter auf $ 69 der Wahlordnung, in dem genau festgelegt ist, was die Krieswahlbehörde nach vollzogener Wahl zu tun hat; das ist nämlich die technische Ermittlung des Wahleranpnzises. Nach Ansicht des Protestes sei daher die Kreiswahlbehörde, nun nicht mehr berechtigt, die Gültigkeit des seinerzeitigen Wahlvorschlages zu überprüfen. +. h Ein gerichtliches Nachtbiel der Landtagswahlen, ein gerichtliches dorf hat nämlich die sozialdenokatiftige Partei unmittelbar vor der Wahl an zahlreiche Bürgermeister telegraphiert, sie mögen sofort austrommeln lassen, daß jeder, der sozialdemokratisch wählt, Streit bekommen werde. Das Telegramm soll von dem Landtagsabgeordneten und Kreissekretär Suhard ausgegangen sein. Die schristlichsoziale Parteileitung ihrerseits richtete an denselben Bürgermeister die Aufforderung, austrommeln zu lassen, daß jeder, der s chriftlichsozial wähle, nur nur Streu, sondern auch Holz bekomme. Der Urheber des criftlichsozialen Z Telegramms soll der Adg. Michael Koch aus Mattersburg sein. Die Gendarmerieerhebungen sind noch nicht abgeschlossen.. Da die Telegramme wenige Stunden vor der Waht an die Bürgermeister gerichtet wurden, kann ein solches Vorgehen nicht mit den gewöhnlichen Wahlversprechungen verliehen werden. Die gerichtliche Anzeige wegen Uebertretung des Wahlschußes wurde erstattet. Wie verlautet, werden die Landtagswahlen im Burgenland] Nachspiell: haben. Im Beruf "Dyerpillen ® " FETTE EBE N W ORTEN ERBETEN Mäntel Mäntel tel aus feinst. Seiden aus stoffen . . aus Prima £ lours. .£ Ar 180m Ah 950.000 1::1,100.0 tel, 1.250, 1.500.000, 11.900.000 Kleider, Kostüme Wien IX., Alserstrasse 44 a Zu Allerheiligen den ganzen Tag geöffnet. > ° = 9edenbunger Adrigte Der 1. November (Donnerstag). Kath.: Allerheiligen; Prot : Hilarius. — Kirchliches: 9 Uhr vormittags: Gottesdienst in der Stadtpfarrkirche zu St. Michael; 5 Uhr nachmittags : Allerheiligenpredigt und Segen. — 9 Uhr vormittags: deutscher Gottesdienst in der evang. Kirche durch Pfarrer Karl Hanzmann (Reformationsfest). — Veranstaltungen: 8 Uhr früh: Trauerfest im Wandorfer Militärfriedhof zum Andenken an die gefallenen Helden des Weltkrieges. — Im Stadttheater: „Der Thronfolger“, Schauspiel. — Im Bioskop: „Der Spiegel der Liebe“, Gesellschaftsdrama. — Im städt. Lichtspieltheater: „Christus”, Oberammergauer Prasitionsspiele. — Historischer Kalender: 1903 der Geschichtsschreiber Theodor Mommsen in Charlottenburg gest. — 1914 deutscher Seeflog unter Vizeadmiral Graf Spee bei Goronel über die Engländer. W Der 2. November (Freitag). Kath.: Allerseelen; Brot.: Gottlieb. Kirchliches:10 Uhr vormittags : Requiem in der Stadtpfarrkirche zu St. Michael. — Im Stadttheater: „Das verwunndene Schloß“, Hafliiche Operette. — Im Bioffop: „Die Erdbebenkatastrophe in Japan“. Original-Aufnahmen. — Logierhaus für Gentlemen, Abenteuerdrama. — Im städt. Lichtspieltheater: „Christus”, Oberammergauer Bassionsspiele. Historischer Kalender: 1642 Sieg der Schweden über die Kaiserlichen bei Breitenfeld. — 1766 der Österreichische Feldmarschall Franz Karl Graf Radegky in Trebnig geb. — 1914 Kriegserklärung Nußlands an die Türkei. — Serbien bricht die Beziehungen zur Türkei ab. — 1917 Graf Hertling wird deutscher Reichskanzler. — 1918 Waffen: a zwischen Oesterreich-Ungarn und der € ©. .. , W Der Monat November. Wir sind im Zeichen des Nebelmonats, des Novembers. Neumond, Frostmond wird er auch genannt. Er forgt meist nicht mit Wind, Negen und Kälte. Die Feldarbeit ist im großen und ganzen beendet. Nur Zuderrüben und Kartoffeln werden oft erst im Nebenber geborgen. Die seßte Wintersaat wird in den Boden gebracht, und man macht sich nunmehr daran, das Getreide auszudreschen. Die Wiesen sind zu regulieren, und im Weinberg werden die Nelben bedeckt. Im Hausgarten aber schübt man ihn die Pflanzen, die im Freien überwintern sollen, vor den Unbilden, der Witterung. Die Winterpflanzen, namentlich die Kohlarten, werden bis an die Herzblätter mit einem schüßenden Gramwall umgeben. Auch manche Obstbäume müssen für den Winter besonders geschübt werden. Die Zimmerpflanzen bringt man an einen geschüßten Orte unter. Qulpen und Slieder blühen auch im Winter bei geeigneter Wärme. Die lustige Jagd ist auf dem Höhepunkt. außerdem geht man dem Gänschen ans Leben. Auch Buschtag und Totenfest fallen in den November, zwei ernste, mahmende Tage. Bauernregeln über den Novembermond. sind: in, Hülle und Fülle vorhanden. Die einen weisen auf das kommende Weihnachtsfest Hin; die andern geben guten Not für Haus und Küche. Die meisten jedoch wollen die‘ Witterung der nächsten Monate deuten, wobei sie Negen und Schnee im November für besonders günstig halten. « »Der Himmel im November. ‚Raschellaub zu unseren Fühen. Negenspriger an den Fenstern. Und wir ziehen und fröstelnd in unsere Behausung zurück.Der Bogen der Sonne ist sehr klein geworden; und verringert sich noch, wenn auch,jeht langsamer, von Tag zu Tag. Am 23. November, 9 Uhr vormittags, tritt die Sonne in das Zeichen des Schüßen; die Sonne geht dann halb 8 auf, um um 4 Uhr wieder zu ‚verschwinden. “Die Mondzeiten sind: 1.November abnehmender Mond; 8. November Neumond; 15. November ‚zunehmender Mond; 23. November Vollmond. Hinsichtlich der Planetenerscheinungen it zu bemerken: Mersur wird Anfang des Monats wieder unsichtbar. Die Venus fann man An fang des Monats abends im Südwesten "erbliden, am Ende November etwa eine halbe Stunde. Die Sichtbarkeitsdauer des Mars beträgt Mitte November zwei, Ende November zweieinhalb Stunden. ANupiter kommt am 22. des Monats in Konjunktion mit der Sonne und bleibt daher unsichtbar. Saturn ist Anfang November auf kurze Zeit, morgen? am ‚öttlichen Simmel ‘zu sehen;. die Sichtbarkeitsdauer nimmt bis nahezu drei Stunden. am Ende des Monats rasch zu. Monatskalender. Der Monat November zählt so Tage,beginnt mit einem Donnerstag und endet mit einem Freitag. Die Sonntage fallen auf den &., 11., 18. und 25. In diesem Monat ist ein einziger Feiertag zu verzeichnen, und "zwar am 1. das Fest Allerheiligen. Für unsere evangelischen Brüder ist dieser Monat insoferne bedeutungsvoll,als auf den 10. der Geburtstag Dr. Martin Luthers fällt. Bas der Landmann » bom November jagt. |ö. (Nach alten Bauerwege an. Wen11’s zuAllerheiligensch11feit,111aced einen Pelz bereit.—ZUAllerheiligenNeif zu Weihnachten weiß und steif-Allerheiligen klar und hell,sitzt der Winter auf dcichwell’. —thannLlllerheiligen der Wuchen-und Birkenspan trocken,wir im Winter hinter dem Ofenhocken,ist aber der Spannaß und nicht leicht,so wird der Winter statt kalt,lind und feucht.—Fällt der erste Schnee in Dreck,bleibt der ganze Winter ein Geck.—Am Martini 111.Sonnenschein,tritt ein kalt hinterein. .—Ist’s am Martini hell und kalt,dann auch der Winter lang’ anhalt. — Im November viel Na, auf den Wiesen viel’ Grad. — Baumes blüte spät im Jahr, mir ein gutes Zeichen war. — Später Donner hat die Kraft, daß er viel Getreide schafft. — Soll der Winzer glüclich sein, so tritt Allerheiligen (1.) Sommer ein. — Wieviel Tage vom ersten Schnee bis zum Neumonde fallen, so oft soll im Winter der Schnee auch ballen (tauen). — Viel und langer. Schnee ‚gibt viel Frucht und Klee. — it der November fatt und flar, ist trüb und mild der Januar. — Wenn im November Donner rollt, wird dem Getreide Lob gezollt. — Wenn im November Bäume blüh’n, wird sich der Winter lang’nauszieh’n. — Der heilige Martin verlangt euer in den Kamin. — Wenn auf Martini Nebel sind, so wird der Winter meist gesund. — Wenn um Martini die Gänse auf dem Eife steh’n, so müssen sie zu Weihnachten im Kote geh’n. — Wie’s um Katharina, trüb oder rein, so wird auch der nächjste Hornung sein. Theater-Cafe 2. ugın Konzert „unter persönlicher Leitung des beliebten Primus Baruth Franci. Dedenburg, 31. Oktober. An unsere geehrten Leser! Infolge des morgigen Feiertag (Allerheiligen) erscheint unser Blatt an diesem Tage nicht, wofür wir unsere Leser durch eine reichlicher ausgestattete Ausgabe heute entschädigen. Die nächste Blattfolge erscheint Freitag, den 2. d. M., zur geswohnten Stunde. Todesfälle. Montag, den 29. v. M., verschied die Nonne des Oedenburger Ursulinerinnenflosters, Soror Fromanna, mit unweltlichem Namen GElise Staller,im 37. Lebensjahre. — Dienstag, den 30. v. M., verstarb der hiesige Privatier Lazarius Engel im Alter von 67 Jahren. Habe Spende. Regierungsrat Enl'Schwarz übermittelte eine ihm als Mitglied der Steuerreforgfommission zugewiesene Gesbühr von 3000 K dem Hilfs- und Penz, ftongverein der Dedenburger Kaufleute. Reformationsfest. Der Verband der Dedenburger evang. Hochschüler und Universitätshörer veranstaltet heute abends 6 Uhr im BVereinslokal (St. Georgengasse Nr. 14) einen Reformationsfest-Abend. Vortragsabende. Der Budapester Primararzt Dr. Schimmert hält heute Mittwoch und morgen Donnerstag, abends halb 7 Uhr, am kleinen Rafinosaale je einen religiös-wissenschaftlichen Vortrag. Der Eintritt ist für jedermann frei, da seine Eintrittspreise gefordert werden. "Die Vortragssprache ist deutlch. Auf diese Vorträge machen wir hiemit unser 'Publi= fum besonders aufmerkant. " Nur im Juwelengeschäft Grabenrunde 4 (Telephon 483) kann man die höchsten Preise bekommen für Brillanten, Gold und Silber. + Wenn Sie Bedarf an was immer für Möbel haben, wenden Sie si an das Möbelhaus Leopold Kopstein, Oedenburg, Grabenrunde 62. Zelephon 336. + Tettverteilung. Freitag den 2. November 3 Uhr nachmittags erhalten in der städtischen Fleischbank jene Unversorgten ihre Fettration ausgefolgt, welche einer solchen am 12. Oktober zuletct teilhaftig wurden. Mehlbuch ist mitzubringen. se Fortlegung des Intalen Teiles siehe Seite 5.