Oedenburger Zeitung, September 1924 (Jahrgang 56, nr. 200-223)

1924-09-02 / nr. 200

IETTENTE RT nn Du I EN a a a ER ENDEN ERSETZT EEE BE RAN­ r t. DER RETTEN ET N Seite 2, Rr a­ar Er RR > 020585 per PR Dienstag Dedenburger Zeitung dritter Bericht Des General­­ars Smith. Dedenburg, 1. Sept. Generalkommissär Smith legte dem Völkerbunde den dritten Bericht über die wirtschaftliche und finanzielle Lage unseres­ Landes vor. Derselbe umfaßt den Zeitraum vom 1. bis 31. Juli und bietet ein klares und umfassendes Bild über die wichtigsten Geschehnisse dieser Periode. Gleich am Eingange des Berich­­tes macht Generalkommissär Smith dieselben namhaft. Es sind dies: Die er­­folgreiche Emission der Völkerbandan­­anleihe in sechs Ländern, Die Aufnahme der Tätigkeit der Ungarischen National­­bank, die Einstellung der Inflation und die daraus folgende Stabilisierung der Währung. Mie aus den beiden früheren, so spricht auch aus dem gegenwärtigen Be­­richte der Ton aufrichtigen Wohltrollens. Die Absicht dabei kann bei aufmerksamem L­eien des Berichtes nicht bek­annt wer­­den. Generalkommissär Smith will au­f­­rü­sten und aneifern .Aufrich­­ten alle Gemüter an den Bemeisen des bisherigen Erfolges des Wiederaufbaues und aneifern zur weiteren zielberuf­­ten Arbeit, die neue Erfolge sichern soll. Nicht mit Phrasen und tendenzieller Be­­schönigung der Ereignisse tut er Dies. Kein, sondern mit klaren und deutlichen Beweisen, die in dem übersichtlichen Be­­richte zahlenmäßig und untrüglich zum Ausdruf kommen, ° &3 lohnt sich, den Bericht eingehend zu Studieren. Er enthält viel Interessan­­tes, Erfreuliches und auch weniger Er­­freuliches. Sehr erst sehen wir, welch ge­­waltige Aufgaben zu lösen sind, wenn der Wiederaufbau zustande kommen soll. Eine gigantische Arbeit muß noch verrie­­tet werden, wenn die bisherigen Erfolge die Grundlage für weitere Erfolge sein sollen. Und diese heroische Arbeit darf nicht sprunghaft, im Draufgängerte­mpo geschehen, sondern sie muß schrıttweise, in wohlweislicher Absrägung und Bemälti­­gung der si entgegenstellenden Ginder­­nisse dem Spiele zustreben, das erreicht werden soll. Jede Haft, jede Hebereilung würde unermeßlichen Schaden anrichten. Wehe, wenn der Kutscher seine Unge­­durld nicht zügeln kann und auf rauhen, steinigem Wege sein schweres Fuhrunwerf "in dem gei­ohnten raschen Tempo vor­­wärts bringen will. Räder werden zer­­schellen, Stränge werden reißen... e8 wüßt weder Pfeitsche, noch Fluchen und Drohen — e3 geht nit. Mit Ruhe und Wederlegung wäre e3 gegangen, aber mit Ungeduld und Unverstand geht e8 nicht. Möge diese Tatsache auch unsere Unge­­­duld zügeln bei dem Gedanken, daß das Wert­ des Wiederaufbaues, troß­ der be­­reits geleisteten heroischen Arbeit, erst eine kleine Strebe Weges zurückgelegt­ hat. Als interessante Einzelheit des Be­­richtes möge er­wähnt werden, daß Gene­­ralfommissär Smith die baldige Mög­­lichkeit einer Gleich­wertung der ungari­­schen Krone mit der österreichischen Krone ins MAuge faßt. Dabei wird als wichtiges Moment hervorgehoben, daß sich der Wert der ungarischen Krone dem Pfund Ster­­ling gegenüber bereits stabilisiert hat. Dieser Umstand stärkte auch im MaSlande das Zutrauen zur ungarischen Währung. Sie steht fest und dadurch wurde dem Schleifhandel, dem Barafit der Volfswirtschaft das Handiwerf gelegt. Der Bericht sagt unter anderem an: „Die Nationalbank vertraut darauf, daß sie über Hinrei­­chende Mittel verfügt, um d­ie Krone auf dem für die Stabi­­lisierung gewählten Kurse zu halten.” Die­ser Sat wird gewik in den weitesten Schichten der Bevölkerung Beruhigung hervorrufen. Denn eine­ Wertbeständigkeit des ungarischen Geldes­­ ist ja die Vorbedingung für das Gelingen des­­ Wiederaufbaues. Die Bolleinnahmen teilen für Suli eine beträchtliche Zunahme auf, was hauptsächlich dem Umstande zuzuschreiben ist, daß die Zölle auf Goldbasis bezahlt wurden. Um die Einnahmen zu erhöhen, mußten leider auch die Zuder- und Salz­­preise erhöht werden. Der Suliausweis hat eine große Zunahme der Einnahmen unter diesem Titel zu verzeichnen. Dies it etwas, was uns gewiß nicht Freude bereitet. Diese Maßnahmen vw­as wohl am unwehesten. Die Regierung müßte Mittel und Wege finden, daß viele wich­­tigen Bolfsernährungsmittel, Zuder und Salz nut zur Erreichung von Mehrein­­nahmen herangezogen werden müssen. Besonders gilt dies für den Zenfer, dessen Preis infolge der hohen staatlichen Nub­­beteiligung schon ins Gigantische steigt. SERenburget Hier tut rasche Abhilfe not; so wie der .Junimonat weist auch der Sub­monat einen Lehrbetrag auf.­ Ein Uebel, der wettgemacht werden soll. Generalkommissär Smith stellt fest, das das Stil —August—September-Vier­­tel die schlechteste Periode hinsichtlich der Einhebung der direkten Steuern ist. Dar­­­­um soll uns das derzeitige Defizit seine zur große Sorge machen. Auf Grund der bisherigen Erfahrungen werden die Ein­­nahmen in den nächsten Vierteln so an­­­fallen, daß die Grenzen nicht überschrit­­ten werden krüffen. Wir wollen es hoffen. Alles in allem entwirft der Bericht ein Bild unserer finanziellen Lage, das imstande ist, neue Hoffn­ungen zu ertref­­fen und die Verzagten aufzurichten. Da­ es der Verzagten nicht wenige geht, darf uns nicht wundern, denn troß der Sta­­bilisierung unserer Währung verschlim­­mern sich die Lebensmöglichkeiten von Tag zu Tag. Hier stehben wir vor einem Nätjel, dessen Lös­ung wir im nächsten Bericht unse­­res Generalkommisssärs ger­­ne lesen möchten. Wir wollen ja zugeben, daß noch viele Sch­wierigkeiten zu überwinden sind und wollen den Be­­richte ganzes Vertrauen entgegenbringen, aber, wenn wir bei dem schönen Tortschritt, den unsere Sa­­nierung macht, langsamn ver­­h­ungern — dann ist niemend mehr da, der an der endgültigen Sa­­­nierung Freude haben wird, —t. Setzerlehrli mit entsprechender Schulbildung (vier Mittelschulen) wird aufgenommen in der Röttig-Romwalter Druckerei-A.-G. Oedenburg, Denkplatz Nr. 56. Eine Mahnung an lebensmüde! Eine typische Krankheit der Nachkriegszeit hat auch in unsere Stadt Eingang und Verbreitung gefunden: Die Lebensüberdrüffigkeit. Auffallend viele sind kopfhängerisch, verzagt, ver­­zweifelt, aus irgendwelchen, oft nichtigen Gründen, und finden seinen besseren Ausweg, als sich ins bessere Senseit ® zu befördern. » Es soll diesen Verzweifelten hier keine Morals­redigt gehalten werden,obwohl eg da vieles zu sagen gäbt.Eß wäre wohl auch vergeblichk Mühe, denn die Lebensmüden,die sich merkwürdigckweise meist unter Jugendlichen finden,sindfixr derlei Predigten unzugänglich,lassen ihren unseligen Ges­danken bald die Tat folgen und deuten dabei höchstens­ nur fort­ von dieser schnöden Welk, wo uns nicht mehr gehalfent werden kann.—Ge­­lingt ihnen oft ihr PlanJo stehen die Angehörigen oder sonstigen Hinterlassenen vor einem Rätsel dennbas Motiv ist meistens»unbetaant«.So melden es nämlich stets die Tagesblätter weil er scheinbar der faule Reporter unterlassen hat, die lebensmüde Person vor ihrem Entschluß um­­ die näheren Einzelheiten, die doch auch die Oeffentlich­­keit interessieren, zu befragen. Der Reporter redet sich aber stets auf die Polizei aus. „Diese knöpft sich biß oben hinauf zu“, sagt er, „und gibt Die Briefe, die einzelne Lebensmüde nach,ihrer unglüc­­keligen Tat — ob sie nun gelungen ist oder nicht — hinterlassen­ hatten, auch den Familienangeberi­­gen oder an andere Adressaten erst nach einigen Monaten heraus.“ . Auf diese­­ Weise erfahren auch die Hinter­bliebenen oft erst nach Wochen, warum ihr Familienmitglied ins bolumnile Senseit3 umanderte. Das verursacht dann abermals bittere Tränen und trübe Tage. Wenn also die Lebensmüden schon gegen ihren eigenen Leib so rücksichtslos vorgehen, so mögen sie wenigstens gegen ihre Angehörigen und Ber Kannten, denen das Motiv sein Geheimnis bleiben sol, mehr Rücksicht üben und eventuelle Briefe nur der Boit anvertrauen. Dann ist die Beförderung an die Adressaten sicher, da Raten „Warum ?* Hat ein Ende und auch so manche bösen Zungen kämen zum Schweigen. So wird es dann vielleicht auch möglich sein, daß der Reporter das Motiv der Tat erfährt und den nachrichtenhungrigen Lesern brennheiß mit­­teilen man. Ihm­­ aber lieber, wenn die Selbst­­morde in unserer Stadt aufhören würden, da er dann weniger Zaufereien hat und mehr faulenzen kann. —i. oo Uebernehme fachgemäßen Rlabierunterteil sowohl für Anfänger, ab 38 auch für Vorgeschrittene. Anmeldungen werden entgegengenommen: Deakplah Nr. 16, 1. Stod, vormittags von­ 10­—1 Uhr, nachmittags von +­5 Uhr. Hochaltungsvoll Anna 9. Hajas. (Nahdruch verboten.) „Monk­ies Ehe. Roman von Erich Ebenstein. (27. Versietung.) „Run, dann mochte er nur! Gehient hatte sie ja doch, und das war die Haupte fahe! Aus Verliebthet machte sie si ohnehin nit viel. z Freundschaft war viel besser:. . .“ Aber als er dann gleich nach Til nachfarolinenruhe zurükfuhr und Adali­e vom Fenster aus dem Y Auto nachsah, bis er um die Ehe bog, padte sie plößlich eue seltssame Traurigkeit. Es war da auch schön gewesen drau­­ßen in Sarolinenruhe , manchm­al! Zum Beispiel, wenn sie an den meitigen schönen Tagen Arm im Ofen Spazieren ber in Eichstein gewesen war, ehe die Sottulans sich dort angesiedelt hatten und — wie mit ihnen der Wohlstand für die ganze Gegend geformien war... Dann war sie inner­ 9 im­mer ein bisschen stolz auf ihn gewesen, und seine Geschäfte ers­chienen ihr weniger wider­­­wärtig. 11 Ein Jahr war vergangen. Adalije hatte das Ziel ihrer Sehnsucht erreicht: Ihre Gesellschaften waren­­ die elegante­­sten. Ihr Plan führtee der gesuchteste, sie selbst war eine vielbewunderte, ton­­angebende Persönlichkeit geworden in der Stadt. „Aber Ihre Frau it ja eine kleine Zauberin! So reizend, wie bei Ihnen, it es nirgends! Langweile — ein un­­bekannter Begriff und immer so viel nette, vornehme XZeute .. .| Sind ein Glühspilz, Gottulan!” Solche und ähnliche Bemerkungen wurden Leo oft gemacht. Wenn er sie lachend Adalife erzählte, sah sie ihn fort­­chend von der Seite an: „Nun , und du? Bist du nicht Stolz darauf?“ Dann lächelte er seltsam: ‚der gewiß, Medalife! Und, die Hauptsache für mich ist­, ES macht dich froh und glücklich!”­­ : 0-0-0-0-08 Kommissionslager u.Verkaufsstelle der Fürstl. Esterházy'schen Forst- und Sägeprodukten Julius Lang, Dampisägewerk SOPRON, Raaber-Bahnhofstrasse, Bezimmertes Bauholz, E­iter, Dielenholz, Latten, Buchenholzkohle, geschnittenes Bauholz, Eichen- und Buchen-Schnittmaterial, Fichtenstangen (Raffen), Weinsteck (B hen­, Bie vr re | F E ‘: Be Brennholz, Rad - Felgenholz,­­ 4945 ° Nur freilich auch oft ein bis- & ns. gingen und er ihr verschrieb, wie es früs, hen müde, weißt du! Manchmal Fonnt fast zuviel zusammen. Wenn ich früh­­morgens mit Frau von Weh­ner reiten, vormittags bei Baron Gärtners draußen vor der Stadt Tennis spielen sol, am Nachmittag dann eine Menge Leute zum Tee habe und abends wo eine Vorstel­­lung im Theater ‚oder eine Gesellschaft in Aussicht steht, dann,” sie sah ihn schaffhaft von der Seite, „sehne ich mich beinahe nach der Totenstile von Karo­­linenruhe!“ „Du meinst, wie es war, ehe du in diesem Sommer dort fünfzehn Gastzim­­mer einrichtest und deine feenhaften Gars­tenfeste gabst, wodurch die „Zotenstille“ gründlich vertrieben wurde!” „Sa, natürlich, wie 8... war. Da wir übrigens gerade daugesprechen, Leo: Wie steht es denn mit Deiner Mühle? Nemlich wurde darüber gespro­­chen, Kommerzienrat Ehrhardt sagte, er sei etwas Fabelhaftes — eine Sehens­­unwürdigkeit ersten Ranges. Im ganzen Reich gäbe es seinen zweiten so großarti­­gen und modernen Betrieb. Dann san­­gen sie alle dein Xoblied. Prinz Lönnen­­krenz­ nannte Diet „einen­ Bürsten Der Arbeit“ — ich war ganz Stolz auf dich!“ „Birklich? Dann muß ich ja Seiner Durlaucht danken, daß er mir durch seinen geistreichen Ausspruch zu einer so seltenen Ehre verholfen hat!“ Der 2. September (Dienstag). Kath.: Yustinus; Prot.: Rachel, Lea. — ‚Historis &e3: 1701 Sieg der Oesterreicher über die Franzosen und Spanier bei Chiari. — 1814 der Geschichtsschreiber Ernst Kurtis in­­ Zisbed geb. — 1851 der Dichter Richard Voß ‚in Neugraß geb. — 1853 der Chemiker Wilhelm­­ Ditwald in Riga geb. — 1870 Kapitulation von­­ Sedan. Unterredung zwischen Bismarc und ‚ Napoleon in Doherg. — 1875 der Bildnis­­­maler Karl Stauffer-Bern in Trübshaden geb.­­_ 3m Biostop: „Laceuse‘, Tragödie un­­seres Beatalterd. — Im städtischen Mozi: „Das umzingelte Haus“, Schauspiel; außerdem „Die Schreden einer Nacht“, eine furchtbare Geschichte und „Sig und Fox“, Bur­­leese, Besuchet das Turnfest am 8. September In der Turnhalle!!! ‚Wie du das sagst, Leo — so spöt­­tisch! Was hast du nur immer gegen den armen Sömwenkreuz?” „So? Aber nit das mindeste!” „Do! Du sprichst immer in einen In­merkwürdig geringm­äßigen Ton von ihm!“ „Weil ich ihn geistig für herzlich un­­bedeutend halte. Menschen, die mit ihrer Kraft nichts anderes anzufangen wissen, als die Tage totzuschlagen, imponieren mir eben sehr wenig!” „Mein Gott, was soll er denn aber tun in jener Stellung? Er kann doch ar dafür, daß er seinen Dienst mehr . De­r Barum gab er ihn auf? “ hieß damals, er solle auf Wunsch seiner El­­tern den Abschied nehmen und nach Bir­­kenheide übersiedeln. Aber nun treibt er si ja doch beständig hier herum und stiehlt dem Hieben Gott den Tag!” „Weil er in Birkenheide fortwährend von den Eltern gedrängt wird, ich mit einer Rufine zu verloben, die er nicht mag!“ „ch so!” „Sa. Und arbeiten, wie du es zu er­­warten scheinst, Zeo, kann er doch als Prinz nicht! Das mucht du doch selbst einsehen, daß er einer anderen Klasse an­ gehört, als . . .“ (Fortfegung folgt.)

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