Oedenburger Zeitung, Mai 1925 (Jahrgang 57, nr. 98-122)
1925-05-01 / nr. 98
, u Br: ER SErBHRER BEN Schriftleitung und Vermwaltung Dedenburg, Deskplag 56. Sslangt mit Ausnahme von Spnn und Leiertagen an ebn Tag um 3 Uhr nachm. (15 Uhr) zur Ausgabe 57. Sabre. Folge 98. inssxxspkp abhängige-vol tie- Tagblatt für alle stunde Steitag, den 1. Mai 1923. 2% 4 a af« FI Anzeigen und Bestellungen werden in unserer Verwaltung sowie an im Stadtgeschäft Grabenrunde 72 angenommen, Anruf: Schriftsetzung 25, Verwaltung 19, Geschäftsstelle : Sinzelblatt: K 1400 die Entscheidung in der burgenländie n ur auf heute hoben. Eisenstadt, 30. April, Die Lage der burgenländischen Hauptstadt ist in der gestrigen Situng des burgenländischen Landtages noch nicht entschieden worden. Der Beginn der Situng verzögerte infolge verschiedener Besprechungen bis halb 7 Uhr abends. Nach Eröffnung der Situng twurden die eingelaufenen Anträge verlejen, darunter ein Antrag der Abgeordneten Gesell (Landbund) und Genossen betreffend die Wahl von Binfafeld zur Hauptstadt des Burgenlandes, ferner ein Antrag der Abgeordneten Burgmann (Khristlichsozial), Moramik (Sozialdemokrat) und Wahlheim (Landbund) betreffend die Wahl von Eisenstadt zur Hauptstadt, und schließlich ein Antrag der Abgeordneten Roc (christlichsozial), Su- Hard(Sozialdemokrat) und Genossen betreffend die Wahl von Sauerbrunn zur Hauptstadt des Burgenlandes. Diese Anträge wurden dem Rechtsausschus des Landtages zugeiiesen, der sich heute vormittags mit der Frage beschäftigt. Um 11 Uhr tritt das Plenum des Landtages zu einer Situng zusammen, um über die Anträge des Rechtsausschusses zu entscheiden. In der gestrigen Situng des Landtages erfolgte auch die formelle Demis-ion der Mitglieder der Landesregierung, da die Zahl der Landesräte herabgelegt wurde. Bei der Neuwahl der Mitglieder der Landesregierung wurden Mg. Lejer (Sozialdemokrat) zum Landeshauptmannstellvertreter, die Ag. Koch (riftlichsozial), Burgmann (Hriftlichsozial), Till (Sozialdemokrat), VBost (Landbund) zu Landesräten gewählt Mg. WagLheim legte sein Bundesratsmandat zurück, an seine Stelle wurde Martin Dresher (Natding) zum Bundesrat gewählt. Ein Antrag der Abgeordneten des Zand- Bundes auf Absendung eines Glückwunschschreibens an den Reichspräsidenten Lindenburg wurde nach einer Entgegnung des Landeshauptmannstellvertreters Leser (Sozialdemokrat) mit allen gegen die Stimmen des Landbundes abgelehnt. Die Sitzung wurde un bald 9 Uhr abends beendet. 0 Außerordentliche Scherheitsmattes geln bei der Maifeier in Paris Paris, 30. April. Zur Aufrechterhaltung der Ordnung bei der Maifeier werden außerordentliche Sieheitsmaßregeln getroffen werden. Bei einer im Ministerium i 3 Iinnern abgehaltenen Besprechng sei beschlossen worden, da sämtliche in Paris und in der Bariser Ranimeile rationierten Truppen an : Mai reinhaft gehalten und dad die Bo- Tizelposten in den verschiedenen Stadtvierteln bedeutend verstärkt werden solen. In Re= Paul Radics in Audienz beim König. "fibent Bajtcs und Belgrad, 30. April: Ministerprä- Paul Radics wurden vom König Mieranmder im Hudienz einpfarası, welche eine volle Stunde dauerte. In politischen Kreisen migt man diesen neuer den Erscheinen Paul Radics bei Hof große Richtigkeit bei Die Suche der Verständigung schretet vorwärts. Direkte Verhandlungen sind bereits im Gange. .40.—+ zu Mürteht Englands zur Goldwährung. London, 30. April. Das Reutershde Büro meldet: Schafkanzler Churchill teilte im Unterhause mit, das England beginnend mit dem heutigen Tage zur Goldwährung zurückehrt, und zwar auf die Weise, das der Bank von England eine besondere Bewilligung erteilt wird, Gold auszuführen. Die Nachkehr zur Goldwährung in England hat speziell für Ungarn besondere Bedeutung, weil auf Grund der ihmn die Abmachungen zwischen der Banf von England und der Ungarischen Nationalbanf die ungarische Krone im englischen Pfund verankert worden ist und sie mit Höherbewertung des Pfunds automatisch mitmacht.— die Vorgänge in Bulgarien. Brandstiftungen dur Militär. Sofia, 30. April. In mehreren Stadtvierteln Sofias kam es unter der Bevölkerung zu einer Panik, da grösste Brände ausbrachen. Man glaubte, dab es sich um einen neuen Verdi der Bauernpartei handle, das Regime Hansows zu bürgen. Erst später wurde Durch Plafatierung bekannt, daß die Brand» dtiftungen vom Militär Stammen, das den Befehl erhalten hatte, die Häuser, in denen ich Agrarkommuniisten aufhielten, in Brand zu stecken, um wndige Verluste bei einem Kampfe zu vermeiden. Die Regierung appelliert an die Bevnsferung, verstedte Revolutionäre ar3gtte liefern. * Hinrichtungen am 1. Mai. Sofia, 30. April. Die Blätter bringen die Nachricht, daß das Urteil an den wegen der Teilnahme am Attentat in der Kathedrale zum Tode Verurteilten am 1. Mai vollstieft wird. Es werden große militärische Vorbereitungen antreffen. Von Der Gegenpartei mınten lugzettelt verbreitet, die zum blutigen Widerstand gegen Zanssow auffordern. Schön.: Lager von Weckerund Taschenuhren, Juwelen in = reich.: Auswahl, Hals- Anhänger, Ringe, Armreifen in Gold und Silber bei Schafter, Uhren- und Juwelengeschäf! Neustiftgasse Nr.1 +08 ketten, u KRITIK ak Ku Ku aku ak ku XXX Hindenburg und Ungarn. Politische Ereignisse sollen nicht aus den Empfindungen und Gefühlen eines raschen Dichters heraus erklärt und beurteilt werden. Die Wahl des Generalfeldmarschalls Hindenburg zum Reichspräsidenten der deutschen Republik ist der Richtlinien der bdeutschen ein politisches Ereignis. Ein zum Teil aus nationalistischen, zum Teil aus fon= festionellen Stimmungen herausgewachsenes Ereignis, jedoch ein handgreifliches, ein realistisches Ereignis, bei dessen Beurteilung die Antezedenzien, also die Stimmungen, die es schufen, mögen sie noch so interessant und lehrreich sein, immerhin minder wichtig sind, als die Folgen, die er nach sich ziehen wird. Die innerpolitischen Folgen, die die Präsidentschaft Hindenburgs nach sich ziehen konnte, gehen uns nicht viel an. Die sind eine interne Angelegenheit Deutschlands und da sollten unter anderen auch die Bürger Ungarns den Grundtag vor Augen halten, daß sein Bolf das Recht hat, sich in die inneren Angelegenheiten eines anderen Wolfes einzumengen. Freilich ist dieser Grundjaß besonders seit den 1919er Friedensverträgen von Seiten der Siegerstaaten brutal niedergetreten worden, aber wahr bleibt ex tropdem. Ich erinnere nur daran, daß die sogenannte kleine Entente sich besonders in der Staatsform Ungarns das Recht anmaßte, in diese rein interne Angelegenheit Ungarns dreinzureden und uns den auf die Dauer unhaltbaren Zustand aufzuzwingen, ein Königreich ohne König zu sein. Wir wollen uns also hüten, die Frage zu erörtern, ob der bis auf die Knochen monarchistische Generalfeldmarschall Hindenburg , als mit bloß relativer Mehrheit gewählter Präsident der deutschen Republik einer Restauration der Dynastie Hohenzollern die Wege ebnen, oder aber sich auf die Basis der Weimarer republikanischen Verfassung stellen wird. Diese Frage ist bereits als gelöst zu betrachten. Hindenburg wird den Eid auf die Weimarer Verfassung ist ganz gewiß die Ehrlichkeit, die unweltbekannte deutsche Ehrlichkeit, welche ja auch eine hervorragende Tugend seines unterlegenen Gegenkandidaten Mar ist. Und da der deutsche Reichspräsident troß seiner hohen Machtbefugnisse dennoch sein Diktator it, sondern die Bestimmung Politik dem Reichstag und der Reichsregierung zu überlaffen hat, so ist es bloß ein nicht anders als frankhaft zu nennendes Symptom des französischen Nationalismus, wenn man im Paris schon de Furcht hat vor der Restauration der Hohenzollern und im Zusammenhange damit vor einem Deutschen Nahtkrieg gegen Frankreich. Hindendbing hat eine Aufgabe zu lösen: auf dem von Maxx, Luther und Stresemann eingeschlagenen Weg weiter:schreitend, das Deutsche Reich und das deutsche Volk geistig und materiell der Gesundung entgegenzuführen, den Beweis dafür zu erbringen, daß ein 70-Millionen- Volt nicht ohne weiteres exdrosselt werden kanı. Hindenburg ist nebst Macdensen wohl derjenige deutsche Speerführer des Weltkrieges, der auch in Ungarn Die höchste und aufrichtigste Popularität genießt. Die Popularität nicht irgendeiner Partei, sondern des ganzen ungarischen Dorfes. Er it eine Naivität, wenn z. B. die ungarischen Haffenschüßler sich an die Fradschöße Hindenburgs hängen, ihn in eine Neihe mit Mussolini, Kemal und Primo di Rivera stellen und das Heil Ungarns von derjenigen deutschen raffen= schüßlerischen Nichtung erhoffen, die an dem Siege Hindenburgs freilich mitgeholfen hat, allein nicht als aussschlaggebender Faktor dieses Sieges dasteht, da ja Hindenburg seine Wahl zum Präsidenten vor allem seiner persönlichen Popularität, seiner persönlichen Ehrenhaftigkeit, feiner konfessioneller und exit in dritter Reihe nationalistischen Stimmungen zu verdanken hat. Aber auch die zum Selbstbemußtsein erwachten Deutschen Ungarns würden fehlgehen, wenn sie aus dem Siege Hindenburgs irgendwelche Rückwirftungen auf ablegen und Hindenburgs höchste Tugend die Lage der Deutschen Ungarns erhoffen würden. Das würde im Lager der mal ayarischen Raffenschnsler der grundlosen Verdächtigung frische Nahrung zuführen, als ob die Deutschen Ungarns „nach außen hin gravitieren“ würden. Wir haben hiezu seinerlei Ursache. Die Deutschensfrage Ungarns ist eine interne Frage Ungarns. Die Deutschen Ungarns sind Manns genug, ihre Angelegenheiten selbst zu ordnen und zwar im Rahmen der ungarischen Gehege, im Rahmen des ungarischen Staates, einvernehmlich mit der ungarischen Regierung. Wenn sie trogdem die Wahl Hindenburgs mit lebhafterreude begrüßen — die sie ja auch die Wahl Mary begrüßt hätten — so künnen sie dies umsjomehr tun, als ja die ma= Hyarischen. Raffenjchügler, also die ausgesprochenen Gegner des deutschen Geistes ob der Wahl Hindenburgs außer Rand und Band gerieten. Ungarn war, ist und bleibt in der Richtung der deutschen Orientation. So weit das Auge weicht, hat Ungarn und das ungarische Volk nirgends einen aufrichtigeren Freund als Deutschland und das deutsche Volk. Ungarn und Deutschland, das ungarische Bol und das deutsche Volk waren und sind auf Gedeih und Berderb aufeinander angewiesen. Gewiß: Deutschland wird unter der Präsidentschaft Hindenburgs gefährlichere Klippen zu umschiffen haben, als er unter einer Präsidentschaft Marx gehabt hätte. Nun, wir Ungarn hoffen und wünschen es, daß der Sieg Hindenburgs seine Verschlechterung der Dolfslage, der Lage Deutschlands, der Lage Ungarns bedeuten wird. Wir wollen und sollen uns ein Beispiel nehmen an der Entschlossenheit der Deutschen, sich durch alle bestehenden und bevorstehenden Widerwärtigkeiten durchzuringen, wieder in die Höhe zu ringen, damit das alte Wort sich wieder bewähre. An deutlfchem Wesen wird die Welt gewesen ! Franz Bonig Ministerialrat a. D. die Generalversammlung des Zita - Krankenhauses. Oedenburg, 30. April. Sonntag fand im Fleinen Rathaussaale die Generalversammlung des Zita- Krankenhauses statt. — Anweiend waren Frau G. von 2ossan, can Dr. W. von Schwarsk Abt Mohl, Dr KretthH, N Regierungsrt 8. Schwarz, Sabrifant G, Steiner Mensberger, Vermer, Bergmann u.a Nach; Begrüßung der anmesenden Mitglieder hielt der BVorjigende Kabrifant Holndonner dem dahingeschedenen, allseits verehrten Abt,Stadtpfarrer Tastor Otto Zehetbauer einer warmen Nachrut und wurden dessen große Verdienste protofollarisch verewigt. Sodemn folgte der Bericht über den Rechnnungsabschlag pro 1924, welcher von den Intesenden zur Kenntnis genonmen und der Vereingleitung sowie den Ausschuß das Absolutorium erzielt wurde