Oedenburger Zeitung, Februar 1926 (Jahrgang 58, nr. 26-48)
1926-02-02 / nr. 26
gren»was-« :—--,«.«ssp.,g-»:..J.zs«-;«Ds·s.— Seite 2. Dienstag Dedenburger Zeitung 2, Februar 1926, Nr. 26. Rund Töfer Grabenrunde 42 Geründet 1800 Genau sieben Jahre, ein Monat, und sechs Tage war Köln von fremden Truppen beseßt. Sieben Jahre der Bevormundung, gar oft auch der Drangdalterung und Unterdrückung sind eine schreiflich lonige Zeit. Lang und unerträglich für den, der sie tragen und erdulden mußte. Das niederdrücende Gefühl, nir Herr im eigenen Hause zu sein, ist wohl nicht geeignet, wahre Lebens- und Shhaffensfreude aufkommen zu hasfen. Bieben lange, fast unerträgliche Jahre. Unter dieser Zeit sind Kinder zu Nüng- Lingen, Jünglinge zu Männern und Männer zu Greifen geiorden. Aber in das Herz eines jeden einzelnen sind die verhängnisvollen Tage und Stunden der Pfeiebung mit unausleihbaren Lettern eingegraben. Denn die langen steben Beides, der Erbitterung und moralischen Demütigung und verursachten in Wirtschaftlicher Hinsicht einen unermeßlichen Schaden für die Stadt selbst, sorie auch für das ganze Bejeßungsgebiet und font auch für das ganze Deutsche Rei. Und nun sind die Tage der Unsicherheit, der Benpormundung und der Demittigung herüber. Köln ist wieder frei. Der Säbel der Stat Köln Flingt 6i8 zu uns herüber und macht, dab auch in unserem Tiefinnersten eine unte er Jahre bedeuteten Tage und Stunden des zittert, die mit ihren zarten Schiwingimegen mitenstimmt in die Treudefundgedungen des deutschen Waffen. Sa, auch ich wollen Anteil nehmen an der Freude unseres einstigen Waffengefährten und wollen unsere Anteilnahme in Worte Freiden, die aus einem aufrichtigen Herzen kommen. Deutschlands Schicksal it ja, auch unser Schicksal und seine Wuerstehung ft ja auch unsere Muferstehung. Daher muß jeder neue Schritt nach vorwärts in Deutschland; auch in unseren Reihen mit aufrichtiger Herzlichkeit begrüßt werden, denn er her, deutet auch für uns einen Schritt nach vorwärts — der Muferstehung entgegen. Und wo ein wichtiges Moment, des bei der nun erfolgten Räumung der, Stadt Köln besonders hervorgehoben füerden muß, ist das, daß die Räumung eine Nachwirkung des Vertrages von Rocarno ist. Jenes Vertrages, don dessen segensreichen Folgen auch mit Ungarn den Anbruch einer neuen Viergenkröte erharten. Denn wenn le Bunfte Lederniederlage dieses hechtwichtigen Uebereinkommens ehrlich und rechtschaffen durchgeführt werden, dann tied sich die dringende Notwendigkeit der Schaffung eines neuen Werkes ergeben. Locarno t wirde all jenen Hoffnungen, denen man bei Ab-schließen des Vertrages Raumach, nur dann volle Verwirklichung beinhaffen, wenn das Wert von Locarno eine Fortiegung haben wird. Und diese Bett fegung man nichts anderes sein, els die Schaffung eines zweiten Locarno auch für ung Ungarn, denen in nicht geringerem Ausmaße Ungerechtigkeit irnderfahren ist, als dem Deutschen Reiche. Und all diese Ungerechtigkeit mus gut gemacht werden, wenn die Hoffnung, die man an Locarno knüpft, Die Wiederherstellung des Kirchens in Europa, im Erfüllung gehen sol. Darum begrüßen auf wir Ungarn ganzer Freude. — Das Wert der Verständigung, der Weg der Vernunft sendet seine Lichtstrahlen voraus und m wir hoffen, daß die siegreichen Strahlen des Lichtes an Bis zu und dringen Werden. +. die Räumung Kölns mit "…die CHÖN...... von Wecker- Jeden Mittwoch und Samstag gebratene Spanferkel, Käse, valamı, partinen, RonSerVen u. Liköre in’reichster Auswahl bei Delikatessenhändler ! Gegründet 1800 Grosse Auswahl in inländischen und ausländischen Lederwaren für Schuh, Tschismenmacher und Sattler- Uhren- und Juwelengeschäft Neustiftsgasse Nr. 1 Schaffer Taschenuhren, Juwelen in Teich. Auswahl Halsketten, Anhänger, Ringe, Armreifen in Gold und Silber bei erfreute sich eines so großen Andranges, daß die Schönen Räume des lath. Lesevereines die zahlreichen Besucher kaum fallen konnten. In den Reihen der Zuhörer sahen wir Bürgermeister Dr. Michael Thurner, Vizebürgermeister Dr. Andres Schindler, Ocherff Martini Hauptmann Held Oliver Karpanati, Oberstleutnant v. Liißfay, Sekretär Vikor Friedrich, Die Kommandanten Held Anton Laploe, Sosef Leitner und Sosef Mechle, weiters Giza Benklö, Direktor Samar ımd no viele aus der Gesellschaft. Am vorhergegangenen Programme nahm auch der geschäftsführende Landespräses Eduard Faragoö teil, der an die Anwvesenden eine auch sprachlich sehr schöne, schwungvoll begeisternde Ansprache hielt, in der er allen die edle Sache des Pfadfinderwesens ans Herz legte. Seine Rede wurde mit brausender Zustimmung entgegengenommen. Ebenfalls reichen Beifall hatten die Sesangsvorträge und kleinen Schauspiele der Pfadfinder, unter Tepteren besonders die mit flammender patriotischer Begeisterung verfaßte Revue „Warum wurde ich Pfadfinder?“ des kaum siebzehnjährigen Alois Simonis. An den Vorträgen beteiligten sich mit viel Geschik Franz Sterbenz, Johann Nemeth, Bela Kellner, Sal Schranz N. Simonis u. a. Die von Franz Sterbenz verfertigten transparenten Embleme waren eine hübsche Zierde des Ganzen und das schöne Schlußtableau mußte wiederholt gezeigt werden. Zum Tanze, der bis zum anbrechenden Morgen dauerte, spielte die Herrenkapelle ‚Rajta” flotte Meifen ,und auch ein verlodendes Büfett jagte für gute Lederbissen. Die prompte und umsichtige Bedienung des Gasthauspersonals von Johann Wabel verdient gelobt zu werden. Während der großen Pause fand im Speisesaal eine kleine interne Feierlichkeit der Báthory-Gruppe statt, deren uffiger Verlauf auf alle Teilnehmer nicht nur erheiternd, sondern auch herzerfreuend wirkte. Es war die ‚„Plußer”’-Reihe von 13 Altgesellen der 66er, deren jeder von seiner Mugeriahlten eine mit einem Wahlspruche und dem Spitnamen des Pfadfinders gezierte Seidenschleife erhielt, die dann feine Schöne unter heiterem Gesang und gluefenden I Tönen des ‚„Pflußers“ an das Trinkgefäß befestigte. Die Tuftige Zeremonie fand während des weitejlens statt, an dem nebst Landespräses “ Ball der 66. Báthory-Pfadfinder Schuhoberteile ständig auf Lin, Eduard Farags und Gemahlin auch die Kommandanten sämtlicher Oedenburger Pfadfindergruppen, sowie einige geladene Säfte teilnahmen. Eduard Farago, sowie Oberst Robert Martini hielten eine schöne Ansprache und im Namen der Pfadfinder danften Simonis und Auer mit dem feierlichen Versprechen, treu bei der edlen Sache auszuhalten. Der ganze Verlauf der äußerst gelungenen Veranstaltung bezeugt in erfreulicher Art, daß. das Pfadfinderwesen schon tief Wurzel gefaßt hat. Die ammHaige Matinee des Stantenburgvereines zeigte abermals von der regen literarischen Tätigkeit, in unsere Stadt, die immer wieder neue Talente mit wertvollen Geistesprodukten auf die Oberfläche bringt. Diesmal erfreute ungevieder Boltan Benedek, dieser Feinfichlige Literat mit einer in ungemein einziehender Art gebrachten Studie über den ihen halb vergessenen ungarischen Westen Julus Reviczty. Er entrollte in einem mit poetischen Bildern reichdurchhwickten freien Vortrage ein ergreifendes Bild von dem Leidenswege des oft verfainten, vielgeschmähten und endlich doch durchdringenden Poeten, dessen tieftrauriges Shi: Tal auf alle seine Dichtungen den Stempel einer stillen Melancholie, eines von Schopenhauer genährten PBejlimiskrus aufprägte. Der aber troßdem, selbst in den modernen ‚Berchtaliedern den Glauben an das Gute und Schöre nicht verlieh. Der fesselnde, in sehr gewählter, feiner Sprache gehaltene Vortrag höste einen anhaltenden Beifall aus.— Der zweite Literat, Dr. Taddäus Hein, Brofessor des Benediktinerobergynnssiums, war als solcher dem Oedenburger Bublitum ein homo novus. Er wählte sich zum Vortrage ein heisles Thema: Die Traat in Koloman Harlanyis historischem Drama „Elläaf“. Seine von großer Begeisterung für den lterarischen Normwurf getragenen Auslegungen begannen mit einer etvas weit iht wertenden Einletung über den geistigen Peariff des Schönen und des Tragischen. Die ganze Studie über den Zicielpalt Attilas und Ellif3 und über den tragischen Zerfall des mächtigen Hunnenreiches war man fesselnd, doch brachte sie und das eigentliche Thema nicht näher und ich glaube, Karl Gillig ,Sz&ächenyiplatz 17, Telephon 125 Nahdruf verboten.) Salischer Wert. Roman von SH. Abt. k16. Zertregung.) Vier Wochen Später fehrte Das weltvermählte Bar aus Italien zurück. Aus dem Kranze verschwerter Linden leuchteten ihnen die Lixhler den Lügenburg entgegen. Siewindlich bvegireifende Tierne, die die Ankommenden zu großen Schienen. Die Schar der Gutsleute hielt «8 fdeniger schiweigend mit ihrem Williomm. Schüffe fallten, Trompeten schmetterten, Ansprachen wurden gehalten, und unter Hurrarufen und Musik hielt zwischen den türbefränzenden Qannengewinden hin. Durch über gestreutes Grün Hinweg Franz Lüben firhen mit seinem Weibe Den Einzug in sein Haus. Bon Frau Klara war mit einem Bufett eine Karte gekommen des Inhalts: „Segen Euerm Eingang! Ich kann leider nicht persönlich Eure Ankunft * Borbereiten, da ich durch Unwohlfein um das Haus gefesselt bin. Ihr feht wohl bald nach Eurer treuen Mutter.” +. Am in Rem spritten sie durch Die Stuben. Ueberall geöffnete Türen, brennende Lichter, trauliche Wärme, Wohl war auf Frau Klaras Veranlassung keine Neumöblierung der Wohnräume erfolgt, aber im Geheimen hatte Süßenfichen doch allerlei Ergänzungen und Ausbesserungen vorgenommen, die nun unauffällig in dem alten Rahmen einfügten und doch nicht mehr ein abgenüßtes, sondern nur ein anheimelnd gemütliches Bild gaben. Im saalartigen Besuchszimmer schimmerte im Weißer Marmorihöne der Genius des Friedens. „Unier Schußgeist“, jagte Lükenflrchen,die an seinen Arm Geschimiegte feiter umfassend. Am Nachmittag des folgenden Tages fuhren sie nach der Stadt, Frau Menger3 zu begrüßen. E 3 hätte Gertruds Bitte darum nicht erst bedurft, die sich dur der Mutter Unwohljern geängstigt fühlte — auch Lüben fir den Tag daran, Frau Slava zu sehen. Die Hochzeitsreise hatte sich um eine Woche länger ausgedehnt, als beabsichtigt gewesen, und als es der Fall hätte sein dürfen. Nun drängte allerlei zu Erledigendes auf ihn sie. Frau Klara kam ihnen mit ausabreiteten Armen entgegen, aber ihre Feierungen waren matt, ihre Stimme reife und angegriffen, und sie bat unterzeihn wegen des bequemen Morgenkleides, das ihr Befinden ihr aufnötigte: „Sie kommen wohl morgen allein zu mir.” Er nichte. Die Rede. Als er am nächsten Tage wieder bei Frau Klara erschien, empfing ihn Diese im halbverdunkelten Zimmer, auf der Chatielongue liegend, in Deden gebüllt. ‚Ich fühle mich besonders leidend heute,“ sagte sie nach kurzer Begrüßung; „aber da unsere Unterredung seinen Aufschub mehr duldet und zudem im engen Zusammenhang mit meinem Befinden steht, so wollen wir so schnell al möalic zur Sache kommen.” Die fuhr si über die Stirn und sagte mit scheuer Haft: Den Geschäften war nicht „Ss mus Ihnen, die für mich furcht- |.. bare Eröffnung machen, da ich meinen Ihnen gegenüber eingegangenen Verpflichtungen nicht nachkommen fand...“ Und als fürchte sie Schon, daß er aufspringen könnte und sie paden, so duchte sie sich fief in die Kiffen hinein. Aber Franz Lübenfirhen sah ruhig auf seinem Stuhle. Nur sein Kopf hatte sich steif aufgereft und seine Stimme klang falt und energisch. „Ich bitte, hat Gie sich derständlicher ausdrücen wollen!“ &3 war, als ringe sie eine Weile nach Kraft und Mut. Endlich sagte sie reunlos, uch vermag es nicht, Ihren die vereinbarte Mitgift auszuzahlen. Eine Verfetzung unglüdkeliger Umstände.. . macht es mir vollkommen unmöglich . ... Küßenfierhen gab nicht sofort Antwort. Aufstehend ging er mit siwrren, wichtigen Schritten Hin zum Fenster und schob die Gardinen zurück: „Welche unglückeligen Zustände mären das?“ Er stand aufrecht Frau Klara gegenüber, sein Gesichtsausdrus war hart und starr. Sie stöhnte auf: „Verluste, umselide Papiere... IH Bin, eine armne Frau , eine kleine Leibrente it alles, was mir geblieben it . . “" „Und... all das Unglück hat si ereignet... nach meinererheiratung mit Ihrer Tochter?" „ch wurhte es vordem “nicht so . . .* Sie Stotterte, furchte nach Wortenz Süßenfirdens unheimliche Ruhe mirfte beängstigender auf sie, al wenn er in wilder Seftigkeit getobt hätte: „Ich hoffte, alatıbte — ah, me felsenfest glaubte ich!“ (Fortfeßung folgt.) Am 2. und 3. Februar 1926 bringt „ELEKTRO-BIOSKOP“ SUMURUMEin unter riesigen Dimensionen aufgebautes Monumental Filmwerk, mit Harry Liedtke, Pola Negri, Paul Wegener und Aud Egede Nissen in den Hauptrollen. wu