Oedenburger Zeitung, Juni 1926 (Jahrgang 58, nr. 121-144)

1926-06-01 / nr. 121

Seite 2, Dienstag Mit der Abfingung der National- Hymne und Defilierung des ausgerinkten Militärs, der Mitglieder des Heldenftuh­­es und des Wandorfer Kriegerbundes vor den Seiten der Militär- und Zivil­­behörden fand­ die imposante Trauerfeier ihren Abschluß. Anläßlich des Heldengedenktages er­­tönten geitern vormittags für das Seelen­heil der im Weltkriege verstorbenen Sol­­daten dreimal zehn Minuten in allen Kirchen die Glocken. — In den Straßen aber veranstalteten Vereinsdamen für Die Instandießung der Gräber im Wandorfer Militärfriedhofe Sammlungen. Niemand weigerte sich, diesem edlen Ziwed sein Scherflein beizusteırern. — Mit Genug:­tuung wurde an festgestellt, daß Die Heldengräber im Militärfriedhofe durch die Mittelfchüler und Pfadfinder gepflegt w­erden. gp­ll Eggng Dienstag,den1.8mtk. Sud-post. # 9.30,12 und 15:Nachrichten,Oekon’omi­. 16.45:Vortrag von Ferd.J.Lelkeg:Die Kuruzs­legenden.Mitwirkend:Frl.Julie Sient JstvänyunoH-Dionyö Szijj. 18.30B: Juristischer Vortrag von Dir.Dr­ Robert serkeT - 19:Uebertrqg aug der Vorstellung auf dem Königr.ung.Ope­nyause. Mien. 11: Konzert. Programm nach Anlage. 16.15: Konzert. Mitwirkend: Opernsängerin Herta Stary. 17.50 Stunde der Frau: Wohnung und Hausrat. 18.25: Ränge, Raum und Zeit. 19.10: Französischer Sprachkurs. 19.40: Englischer Sprachkurs für Anfänger. 20.15: Erich Wolfgang Korngold-Abend. Mitwirkend: Kammersängerin Berta Kiurina. Streichiertett Mar Lamm, Erna Mann, Elisabeth Gerstimann, Emi Schönfeld,­­ Neumann, Senmy Fildern). Das Wiener Sinfonieorchester unter persön­­licher Leitung des Komponisten ©. W. Korn­gold. STÄDTISCHES MOZI Dienstag, den 1. Juni 1926: Die Schule von Paris Sittenbild aus der Gesellschaft in 6 Akten. Hauptrolle: Alma Rubens, Jack Mulhall, Harry Myers. „Sujet durchgehends apart und köstlich inszeniert. Sorgfältige Darstellung. Vorzügliche Photographie. Unterhaltendes Beiprogramm SALONORCHESTER: Beginn der Vorstellungen um 6, 7 und 2 Uhr. een­­ jo u­mnialum m muel.jmn e­.0 Tedenburger Zeitung 3 Sumi 1926. Nr. 121. m.mels[me Mm. m) YeDenburger Hacichten SIN­THN­ECHHIOC EI Alt-Yedenburger Anlender. 31. Mai 1882. Stanz Sosef I. in Yedenburg. König Franz Josef kam als 13 jähriger Knabe zum­ erstenmal nach Dedenburg. Er bereite damals das Land, ohne geahnt zu haben, daß sein nächster Besuch schon mit gefröntem Haupte geschehen werde. Er fuhr oft durch Dedenburg, als er Ma­­növern­­ in den südlichen Teilen Ungarns beitwohnen wollte, zweimal aber verweilte er mehrere Tage hier: so 1857 und 1882. Im Yeitgenannten Jahre inspizierte er die hiesige Garnison am Wienerberg. Dieser Plab ist durch eine hölzerne Gloriette b­zeichnet. Aber Gedenktafeln in der Vorhalle der Realschule, der evang. Normalschule usw. sprechen davon, daß der allerhöchste Befehlshaber des Heeres auch großes Interesse für die Arsenale der Wisser­­schaft gehabt hatte. Die übrigen Besuche, oder besser gesagt Aufenthalte des Königs auf Dedenburger Boden waren nur mehr Empfänge auf dem Bahn, Hofe und dann rollte der Sonderzu­g weiter. Oedenburg, 31. Mai. Großes Harfenkonzert. Montag, den 7. Juni um ?­,9 Uhr abends im Stadttheater. Mitwirkend: Der weltbe­­rühmte Harfenist Prof. Nobert Bayı, O Opernsängerin Luise Hellersgruber (18 der Wiener Staatsoper, Violin­­künstlerin Alice Bardos, Bellevictrofe Dito Stigh­t. Das reichhaltige, auf hohem Niveau stehende, hochinteressante, künstlerische Program­m verspricht einen erquifften K­unstgenuß. Karten in den Geschäften Horvath und Ro­llo hältlich. + Todesfälle. Sonntag, den 30. Mai, 3 Uhr früh, verschied im Efifabethspital nach langem sch­weren Leiden der hiesige bestbekannte Privatier und gewesene Tisch­­lermeister Stefan Weidinger d. Äe. im Alter von 75 Jahren. In dem Ve­storbenen betrauern der hiesige Tischler­­meister Stefan Weidinger d. Ä. seinen Vater und Photograph Harald Loben­­wein und Berg­werfsbeamter Alexander Reichard den Schwiegervater. Die Bel­eidigung findet Dienstag, den 1. Juni, abends 6 Uhr, von der Barentationshalle des kath. Friedhofes aus statt. Der Ver­­storbene hätte heuer im Monate August sein 50-jähriges Zubildum als­ Tischler­­meister feiern sollen. Vorige Woche verschied der Zalaegerfeger Schul­inspektor Dr. Merander B­olya im Al­­ter von 45 Jahren. — Am 28. verschied der hiesige Bädergehilfe Sojef Werle im Alter von 34 Jahren. Trauungen. Vergangene Woche traten folgende Brautpaare in den Stand der Ehe: Wirtschaftsbürger Paul Röc mit Katharina Fuchs und Kaufmann Eugen Kohn mit Regina Fuch. Bom Rathause. Bürgermeister Dok­­tor Michael Thurner im Samstag abends aus Bu­dapest zurü­cgekührt. Der neue Geschäftsleiter der Firma P. Müller. Wie man uns mitteilt, hat der Oedenburger Drogist und Kauf­mann Josef Molnär die Großhande­­lung ®. Müller nicht gepachtet, sondern die Geschäftsleiterstelle übernom­­men und seinen Sohn Bau mit der Führung des Geschäftes betraut. Dr. Bela von VBagby — Ober­­regierungsrat. Auf D­orsschlag des Ministerpräsidenten hat der Reichsver­­weser Dem pensionierten Präjeg des sädtischen Waisenstuhles Magistratsrat Dr. Bela von Bäghy in Anerkennung seiner­ Berdienste während seines amt­­lichen Wirkens den Titel eines Ober­­regierungsrates verliehen.­­ Schulnachricht. Im Oedenburger Benediktinerobergymnasium finden Die Privatprüfungen am 16. und 17. Juni statt. Die schriftlichen Arbeiten der Private­prüflinge sind am 16. Juni 8 Uhr früh in der Direktionskanzlei einzureichen. Die städtische Wirts­chaftspartei hielt gestern abends unter dem V­orsitz des Präses Oberregierungsrat Dr. K­oloman Töpfer­ eine Sagung ab, in welcher die Tagesordnung der heute nachmittags stattfindenden städtischen Generalver­­sammlung durchberaten wurde. Bei der Beratung der geplanten Errichtung der städtischen Spartasja verließen als Interessierte in dieser Angelegenheit Präses Dr. Koloman Töpfer und Reingroßhändler Edmund Klaber, die bekanntlich Aktionäure der Oedenburger Allgemeinen Kronenspartasse sind, den Beratungssaal. In ihrer Ab­wesenheit wurde die Angelegenheit verhandelt. Alle an­weienden Mitglieder der Wirtschafts­­partei sprachen ich gegen die Errich­­tung der städtischen Sparkasse aus. Dem­­nach dürfte die Sache in der heutigen Städtischen Generalversammlung nicht Durchdringen Wenn Sie Bedarf an was immer für­­ Möbel haben, wenden Sie sich an das Möbelhaus Leopod Kopstein, Deden- Burg, Grabenrunde 62, Telephon 339. + Original Aufliger Kupferpith­o! erhalten Sie am billigsten im Spezerei­­mwarengeschäfte der Frau Schult, Silbergasse. _ Beamtenabbau in Szombathely. Die Szombathelyer städtische Abbauk­­ommission hielt vor kurzem eine Sigung ab, in welcher der Abbau von 23 Beam­­ten der Stadt beschlossen wurde. Größten­­teils s­ollen Hilfsbeamte abgebaut werden. Die Angelegenheit wird der städtischen Generalversammlung vorgelegt werden. Kleiderverteilung für Rinder des Szombathelyer Rinderasyls. An 147 Kinder des Szombathelyer Kinderasyls, welche bei Oedenburger Pflegeeltern unter­­gebracht sind, werden Mittwoch, den 3. Juni, in der Wohnung der Ispek­­torin des hiesigen Kinderschtigheimes Sandy Kropf (Schlippergasse Nr. 13) Sommerfleider verteilt. Die Sommer-A­mtsstunden bei der Finanzdirektion. Der Leiter der Oedenburger Finanzdirektion Ministerials­rat Eugen Langer hat die Sommer­­msstunden bei der F­inanzdirektion ab 1. Juni wie folgt festgelegt: von 7 Uhr früh bis 1 Uhr nachmittags. Parteien­­verkehr ab 8 Uhr früh. N­ Wu VD N N Nun Weshalb wir Sie daran erinnern, daß Ihr Abonnement auf Die „Oedenburger Zeitung” für Sumni zu erneuern it. Damit in der Zustellung des Blattes seine Unterbrechung eintritt! — 18. (Nahhdruch verboten.) die Geben von Genlenber. + Kriminal-Roman von Erich Ebenstein. (41. Fortfegung.) Freilich war weder die Identität des Ermordeten, no­ jene der Mörder eri­ie­­fen. Und für den Verdacht, Herr von Zavandal konnte mit Dr. Richter iden­­tisch sein, bot das Ganze nicht einen Schatten von Beweis. Aber es war dafür man außer Zinnei­­fel, daß z­wischen dem Mord an der Rahl und den hier verübten ein Zusammen­­hang bestand, daß Dieselben Täter in Trage kamen, daß sie einen bestimmten Plan damit verfolgen und Onkel und Neffe waren. Gott sei Dani, er war auf der richtigen Spur! Diesen Beweis hatte er nun unzweifelhaft. . „Können Sie alles, was Sie mir da mitteilten, unter Eid aussagen?” fragte Sempel. „Ratür­ich! Wenn es sein muß!“ „ie heißen Sie?“ „Antonie Zagler.” „Als der eine der Mörder das Streich- Holz anzündete, müssen Sie sein Gesicht ein­gesehen haben. Wie sah er aus?“ „Er War groß, sehr hager, mit furch­­fich gegenwärtig aufhält. Möglich wäre es immerhin, daß er sich hier im Intim- Dationsgebiet irgend­wo verborgen hält. Schlupfiwinfel gibt es ja genug da herum. Und wenn er eine Ahnung hätte, dass Sie ihn belauscht haben, — übrigens missen Sie was? Am besten wäre e3, Sie gin­­gen in eim Spital, Ihr Fuß würde da auch am schnellsten heilen.“ „Das wollte ich längst. Aber wir sind nit nach Wien zuständig, und bei dem Plagmangel .“ Ich werde sehen, was si tun läßt. Vielleicht kann ich Ihnen Icon morgen Beicheid bringen.“ Sade. Man weiß nicht, wo der Graubart' gem Gesicht, das von einem grauen Bart umrahmt war. Ein gewöhnlicher Mensch war er sicher nicht. Er hatte etwas Vor­­nehmes, auch im Gesicht — nicht Hiof in der Kleidung.“ „Und­ der andere?“ „Den konnte ich nicht sehen. Er stand ganz in der Dämmerung Nur daß er mittelartig war und einen burschigen schwarzen Schnurrbart hatte, wei ich.“ „Den Alten würden Sie wiedererken­­nen?" „Ganz bestimmt!“ „Schön! Und nun, Frau Lagler, noch eines: erzählen Sie vorläufig in Ihrem eigenen I Interesse niemand von der &3 gelang Hempel wirklich, der Frau des Zumpensammlers Aufnahme in ein Krankenhaus zu verschaffen. Er atmete erst auf, als er sie dort geborgen­ wußte und ihre Aussagen zu Brotofoll gebracht waren. Wie leicht konnte er dem Graubart einfallen, ich noch einmal zu vergemis­­se, ob jene Hütte wirklich unbemahnt war. Dann wäre das Leben der Alten sei­­nen Seller wert geiwesen, und sein Zeuge des Mordes hätte mehr existiert. „So aber“ — der Detektiv Lächelte triumphierend, — „it deiner „genialen Umsicht“, du Graubart, doc ein „Be­­weis" entgangen, der hoffentlich früher oder später helfen wird, dir den Hals zu brechen.” Daß der Tote vom Pratersolg nicht „Dr. Richter” war, glaubte Silag jebt bestimmt annehmen zu können, auch ohne Beiweiß daft. Wer sollte sonst der Begleiter des Graubarts ge­wesen sein? Außerdem hatte der Tote einen englisc­h gestärkten Schnurrbart, der Genosse des Graubarts aber einen vollen, buschigen, schwarzen Schnurrbart gehabt, wie auch Richter Feh­­nerzeit.­­ Er war also zehn gegen eins zur met­­ten, daß Richter lebte und dem Toten nur seine Karten in die Taschen gesteckt hatte, um die eigene Spur zu berichtehen. Merkwürdig blieb allerdings, daß des Toten­­ Wäshe mit E. R. gezeichnet war. Hempel Ließ sich die im Polizeigewahr­­sam befindlichen Sachen noch einmal vor­­legen und betrachtete Stüe für Stüd aufmerksam. Er war feine, teure Wäsche, wie sie gewiß nur ein vermögender Mann trug. Außerdem war eine wertvolle, goldene Uhr mit Doppelfapfel vorhanden und ein fleiner, wahrscheinlich ursprünglich für eine Damenhand angefertigter Ring von altertümlicher Fastung und geringem Wert, Gewilt Andenken. Der Tote hatte ihn am kleinen Finger getragen. Alles war seinerzeit in den Zeitungen aufgezählt g­eb­esen, aber e­r hatte sich nie­­mand darum gemeldet. Irgendeinen neuen Anhaltspunkt, der weiters Nachforschungen ermöglich hätte, fand Hempel auch fehr nicht. Kobler, der jeden zweiten Tag bei Hempel vorsprach, um Bericht über Herrn von Lavandal zu erstatten, wußte glei­­­falls nichts von Bedeutung zu erzählen. Herrn von Lavandals Leben glich einem offenen Buch. Er verkehrte viel mit Fräulein Lichtenberg, brachte ab und zu einen Abend mit freunden zu und schlug im übrigen den Tag tot, so gut es eben ging. (Fortseßung folgt.) Ä &­­ä ft: k

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