Oedenburger Zeitung, Juli 1927 (Jahrgang 59, nr. 146-172)

1927-07-01 / nr. 146

i RESET TEE s-. .«-.-.....«.. « TEE IT a .«.-.« » «sp-· Seite 2. Freitag Erweiterung der Steinanfalt in Steinambrühl. Errichtung den Arbeitshäusern. "Die neue Strafnovelle enthält einen Paragraph, der besonders fü­r ung Deden­­burger und die Bewohner der umliegen­­den Ortschaften von Interesse ist. &8 soll nämlich dem diesbezüglichen Punkte der Strafgelegnovelle entsprechend im Straf­­verfahren bei kleineren Webertretungen eine Renderung eingeführt werden. Anlaß dazu gibt der Umstand, daß gar viele arbeitsschette I­ndividuen nach Berbüßung ihrer kurzen Strafe sich wieder ein Ber­­gehen zuschulden kommen lassen und so in rascher Aufeinanderfolge im Zuchthaus auftauchen. Die kleine Abwechslung scheint nämlich den arbeitsscheuen Herumstreichern ganz gut zu gefallen. Nun ordnet aber der A­nstigminister an, daß in Zukunft für berlei lichtscheues Gesindel das Zucht­­haus sein Ruhepläßchen sei, sondern ein­­ Ort, wo eine Arbeit geleistet werden muß. 3 soll also der Arbeitsscheue im Zucht­­haus zur Arbeit herangezogen werden. Mit Rücksicht darauf verfügt die Bor: ‘Tage, daß eines der Landeszuchthäuser er­­­weitert werden soll in»der Weise, daß demselben Arbeitshäuser angegliedert wer­­­den. Der Justizminister hat für den Aus­­bau der Strafanstalt n Steinambrückl ‘Stellung genommen. Die Erweiterung der ‚Strafanstalt soll mit einem Kottenauf­­wand von 250—300.000 Bengö bemert: Wie verlautet, werden ‚stelligt werden. ‚die Arbeiten noch im Laufe des Som­­­mers in Angriff genommen. ;­ er Oedenburger Zeitung , RR Tu l. Sult 1927. Nr. 146, >) KORR .­ight by Martin Peuchtwanger, Halle a. 4.8, (59.Fortsetzung­) Ein Eintriestzein erregendes,Grauen er­­weckendes Schluchstenge biset war­ d­iese Ge­­gend,an unerm­nschlicher,­ssichweigend­er Oeide erstreckt es si­chs dies­e vor uns,in lautlosem Schweigen lag sie da, das vom feinem Vogelruf, von feinem Geraufich unterbrochen ward, als Shöchsteng einmal von dem eines niederrieselnden Tessibrörc­­chens. Nur selten Hurchte einmal eine metallsichimmernde Eidechse über die glü­­hendheiße Felsplatte, und die Kristalle des Quarzes flimmerten und gleiften wie teufend Brillanten — aber ihr Glanz tat dem Auge weh, daß sie brannten und die Biber sich entzündeten. Sie strahlten, die mengende Hiße der Sonne wieder . . „Sim trostloses Bild,’ Tagte bald laut einer meiner Begleiter, „da Tann selbst ein Zuchthäusler genug leiden; so viel mir scheint, ist Die Sträflingsgrube in jener breiten Schlucht dort drüben, wenig­ ERKLEININ­.RLIII­I der Fall Grolavescu. Das milde Urteil und seine Folgen. Weshalb wir Sie daran erinnern, daß Ihr Abonnement auf Die „Dedenburger Zeitung“ für Suli zu erneuern ist. Damit in der BZustellung des Blattes seine Unterbrechung eintritt! Dedenburg, 30. Juni, Eine Frau, vom leidenschaftlicher Eifersucht getrieben, f­allt meuchlings ihren Mann nieder und wird von dem Geschiwornengericht — freigespro­­chen. — Die Tat an und für si ist darnach angetan, die öffentliche Meinung in zivei Lager zu teilen. Dassselbe gilt auch für die Stellungnahme bezüglich des Urteils um Kalle Grojawescu. Die Frauen fassen die Lage anders ins Auge, als die Män­­ner. Die Frauen selbst dann, wenn die leidenschaftliche Eifersucht der Frau Oro­­­ f javescu als nicht ganz begründet erklärt wird. Denn eine eifersüichtige Frau muß in den Mugen anderer Frauen immer veht Haben. Die Männer wieder haben für die Eifersucht der Frauen sein rech­te­s Verständnis — heißt 68 immer —­­und halten dieselbe in den meisten Fällen für die Franshaften Begleiterscheinungen hytterischer Frauen. Troßdem erlebte die Welt eine Senja­­jten, war es mir, als 13 Görke ich eben einen Hammerschlag oder Perüichenm­all.” Auch zeigten hier einige harte Spus ER das Wagen Diesen Pfad gefahren Ind, Der Mann Hatte recht gesehen und gehört. In einer breiten Seifenschlucht lag die Silpenmine nebst den Wohngebäuden­ der Sträflinge, die allerdings sehr primitiv aussahen und eher einem Hundestall gli­­en, als menschlichen Wohnungen. Hohe Gitter rahmten den ganzen Plan ein. Schon von weiten Nahen wir Im Waffen des absonderlichen Zuchthauses. Die gin­­gen z­war teilsweise allein im Vorhof spa­­zieren, trugen indessen aber starre Hand­­schellen und mimden von mehreren Wär­­tern immer scharf beivacht. Nur äußerst widerstrebend ließ uns der Oberaufseher ein; ohne den Schein Mirtons Hätten wir überhaupt seinen Einsat erhalten. So aber — natürlich durfte ich auch­ hier oben mit Teinsgeld nicht wauserig sein — gelang 8 endlich, die Erlaubnis zur Besichtigung der Silbermine zu er­­z­wingen. Fröhliche Gesichter sahen wir begreif­­licher­weise nirgends; weder die Wärter noch die Aufseher zeigten sich Freundlich­, von den Sträflingen gar nicht zu reden. Einmal hatte ich mir erlaubt, den Doberaufseher zu fragen, ob die Anlegung von Sandichellen tatsächlich hier oben von Notwendigkeit sei. Da kam ich aber nett an! Mergerlich erhielt ich die wenig höf­ Eche Antwort: „Das dürfte Ihnen wohl jeder gleichgültig sein!“ Seither wagte ich seine derartigen Fragen mehr an den Mann zu Stellen. Schimweigend folgten wir einem Fü­h­­rer, den man ums beigegeben und der uns gegen gutes Honorar die Anlagen zeigen sollte. Bald betraten wir denn an die Sträflinsgrube. Eine Hife und eine drühende, schwefelhaltige Atmosphäre schlug uns gleich im ersten Stollen ent­­gegen. Im großen und ganzen sah der­­ Schacht jedem anderen ähnlich, nur fehl­­ten hier eine große Anzahl Abzugslöcher für die schlechte Luft, durch die ganz Ticher en eninchmen es­­ Schaffen erzielt tor= den are. Ueberall hämmerte es. Beidel und Acrte schlugen in die Steine ein. Die Be­­förderung des Kieses geschah Hier nicht durch Fallrnorrichtungen, sondern mittels teiner Holzfarren, die gestoßen werden mußten. &3 war ein Bild schreelichen Elendes, daß wir hier sehen mußten. Und dab d­iese Zustände auf jeden Tal nicht derart bleiben dürften, war für uns alle sofort selbstverständlich. Ms nun unser Führer gar einem der bleichen Arbeiter einen Fußtritt verlegte, weil er ihm gerade im Wege stand, konnten wir uns nicht länger ‘ bemeistern — wir fesselten den Mann. Darauf legte ich hessen schmugige Pergmannsfutte an, nahm ihm Die Schlüssel ab und öffnete die verschiedenen Tore. In der Linken hielt ich e3 Wär­­ter 3 Lampen, die Rechte umflammerte den Revolver. So trat ich voran in die Stollen. Einige Meter hinter mir folgten die vier Bolizisten, jeder Schuh bereit. Lange wanderte ich der nur wenig beleuchtete Gänge; zwei Aufseher begeg­­neten mir — sie wurden in Ketten gelegt. Endlich erreichte ich die hintersten Gru­­ben; die Luft war hier erst recht drühend bei, und Sch­wefelhaltig, ich konnte nur ichiier atmen. Wir drangen indessen mei­­ter bot, Freitag, den 1. Juli I. J. geschlossen­ tion. Das Wiener Geichswom­engericht, das bloß aus Männern bestand, sprach die Gattenmörderin frei und stellte die Tat als eine solche hin, die in­ Sin­­nesperwirrung begangen wurde. Hätten das Urteil Frauen gesprochen, dürfte es uns nicht wurübernehmen. Sinnesperwim­m­ung. Sie dürfte in größerem oder kleinerem Maße wohl jedem Mond unmittelbar voraus­­gehen, mie überhaupt jedem Verbrechen. Einer derartigen Störung des seel­ichen, die bereits auf freien Fu gejeßt ist, am­ Gleichgewichtes, wie sie bei einem Morde zutage tritt, muß ja eine Sinnesperivir­­rung an Das darf den Ge­icht vornen nit in dem Make beein­­flußen, daß er­­ Mord all entihul­digt hinstellt: Ein Meuchelmord an dem Gatten, der ans­onsten als gutmüti­­ger Mann himgestellt wird, Bloß aus nicht einmal ganz begründeter Eifersucht, ist und bleibt eine trafbare Handlung. Das wird auch Frau Nelly Grojavescu. Auf eim solh milde Ar­­beiten s­püren. Die große Zeit war selbst je nicht gefaßt. Deffentlichkeit noch weniger, empfieh­ sein reichhaltiges Lager in Salami, Käse, Fleisch, Leber­­frischungssconbons und in Und die Folgen der­­ gänglichen Frei­­sprechung zeigen sich bereits in unheim­­licher Weise. Fälle, wie die der Familie Grofavescu, stehen nicht vereinzelt Da. In vielen Familiern tött die Eisensucht das Glück Der Cheleute. Nun sind aber durch das Urteil im Prozek Geofavescu Richtlinien festgelegt worden, die in­ ihrer A­uswirkung sehr zu bedienten geben. Die Frau, die ungestraft ihren Gatten nieder­­m­au­len konnte, findet Shhon Nachfolge­­rinnen, d­ie wir bereits in unserer leßten Blattfolge einen Fall brachten, wo eine Frau in Mährisch-Di­rau, die, als sie von dem Freispruch der Frau Grojapescu [c], zu ihrem Mann, mit dem sie in Um­­frieden­ liebte, sagte: Wenn ich Di­er­­ichieße, werde ich genau so freigesprochen, wie die Grofavescu. Allerdings kam ihr Gatte ihr zuvor. Er fmafllte sie mit sechs Revovershüften nieder. Haben die Wolfsrichter an solche be­dauerliche Folgen bei ihrem Urteilsspruch nicht bedacht? Stefan Friedrich Spediteur,­­ Zoll- u. Handelsagentur Sopron, Szöchenyipl. 16 Radio-Programm­­en Freitag, den 1. Juli. Budapest. 9.30, 12 und 15: Nachrichten, V­olkswirtschaft. 13 und 17: Wetterdienst. 16: Kindermärchen in deutscher Sprache. » 18.20: Zigeunermufik. 20.30 : Konzert de Waldbauer-Streichquartetts. 22: Zeitzeichen, Nachrichten, Schallplattenk­onzert. Wien. 11 und 16.15: Stonzert. gabs N für Sport und Fremden. eriehr. 17.50: Aus der Geschichte der Postwertzeichen. 1830: Das 10. Deutsche Sängerbundfest im Juli 8. 1850: Im Postkraftwagen durch Oesterreicd Als penmelt. 3. Kärnten. 1930 : Gesangsvorträge der Opernsängerin Grete Hufla. 20: Abendprogramm. nen Für Ausflügle ame anne: ul Ferner in­ u.ausländischen CoSnae. Sopron, Grabenrunde Nr. 107a, Telephon Nr. 375. Fischkonser ‚ NOLOT­ÄdEr­­-u. Fahrräderniederlage < Zwei Jahre Garantie. — 33 Prozent Kraftersparnis. — Günstige Raten. "Sar­el Lenck’s Nachfolger Franz Varga, Sopron, der 1. ift on! —I ER ven, Sthokoladen, u Johann Gruber Delikatessenhändler (Fortfegung folat.) 1426

Next