Oedenburger Zeitung, Dezember 1927 (Jahrgang 59, nr. 273-297)

1927-12-01 / nr. 273

· Seie2, Donnerstag Depenburger Zeitung .­­ us­w . . Die Auswahl der Stück gibt auch An­­laß zum Nachdenken. Schon der Antritt des Singpersonals kann beinahe als ganz ü­berfehlt betrachtet werden, denn er gab den übrigens singfreudigen und teil­weise auch vorzüglichen Kräften seine rechte Ge­­­legenheit, das P­ublism­ gleich eingangs mit vollwertiger Kunst fesseln zu können. Nuch das übrige musikalische Repertoire war mit Ausnahme einiger bewährten Operetten seicht und nach Budapester Vor­­tadtgeihmaf und Majlenfonsun bestellt. .. Dedenburg verlangt hier mehr Belteres und weniger Barfettmusik. — Dem dra­­matischen Personal wurde auch nicht allzu­­viel Gelegenheit geboten, seine individuelle Darstellungsfrist zu beweisen. Selbst Bela Bodonyi, den man als Stüße der Gesellschaft mit viel Aplomb anfindigte, trat nur gelegentlich in ein, zwei P­arade­­rollen auf. Ansonsten ließ auch das dra­­matische Repertoire, besonders vom Flassi­­shen Standpunkte aus viel zu wünschen übrig. Was die Vorführungen selbst anbe­­langt, da läßt sich nebst Tadelnswertem “auch viel Gutes sagen. In erster Linie sei die borzügliche Regie und die routinierte Spielfreudigkeit der Schauspieler erwähnt, die mit Spikfindigkeit umd oft an Unber­­frorenheit grenzender Geistesgegen­wart über manche Klippen der unungenügenden Vorbereitung h­inwegtäuschten. Doch mal im Harten und Haften nach dem Geschmacke des Publikums das Draufgängertempo auch dem Uneingeweihten Chor sehr be­­merkbar geworden. Die Regie bot in der Ausstattung, in der Bühnenordnung und­­ im flotten Spiele manche freudige Weber­­taschung, was zur allgemeinen Befriedi­­gung diente. Aber manchmal snarıte und haperte es doch ziemlich bedenklich. Kein Wunder, die Schauspieler kamen kaum zur­­ Men, denn oft folgten drei, vier Premie­­ren in einer Woche einander auf dem Fuße. Dab diese Stu­de dann noch auf der Haupt­­probe nicht „fertig“ waren, liegt auf der Hand. Und daß solche überhastete Vorstel­­lungen seine besondere Anziehungskraft haben können, das möge die T­heaterlei­­tung einsehen. Weniger, aber Gutes gilt viel mehr, als vielerlei, aber Infertiges. Dies sollte jeder Theaterdirektor gründlich erwägen. « INN­ | 1! Abend = Liederkranz“ Dedenburg ist leider seine merkantile­ Stadt mit häufig wechselnden, aus allerlei Gesellchaftsschichten zusammengewürfelten ad hoc-Rublikum, wo welches, nach dem All­­tagsgeschäfte und den damit verbundenen profanen Emotionen den langweiligen Abend irgendwie vergnügt totschla­­gen will. Hier sind schiverbewegliche Bür­­ger und­­ Patrizier, überw­iegend viele, schlechtbesoldete und dennoch nach Kultur ledigende Beamte aller Gattungen und ein strebsamer, nach Höherem trachtender, bei­­der aber von den tristen­verhältnissen stark mitgenommener Landels- und Gemerbe­­stand, aus denen fi das eigentliche Stammpublikum Oedenburgs rekrutiert. ‚Dieses Publikum ist überall dasselbe: im Theater, bei Konzerten und jedwelchen kulturellen­­ Veranstaltungen. Mit die­­sem Publitum, feinem Geschmack und K­ulturanforderungen sollte gerechnet wer­­den. Und dieses steht auf bedeutend höhe­­rer Stufe als das bunte Gehwimmel der schnell und flott lebenden Merkantilstädte. Dies sollten auch die Theaterdirektoren einsiehen und sich ,darnach richten, dann würde auch ihre Bilanz in jeder Hinsicht günstiger ausfallen. So lange aber eine Kulturleitung als Richtihnur den­ eigenen Geschmack oder aber die ephemeren „Bom­­benerfolge” der modernen, sehr seichten Sefchmadsrichtung vor Augen hält, wird‘ unser Bublikum dieser Kultur im­ samstag,3.llsz'smvst in sämtlichen Sälen des Hotels „Pannonia“ wer mißtrauisch und reserviert begegnen. Und da hilft auch das beste Personal mit der unverfrorensten Spielfertigkeit nicht, wenn die angekündigte „Kultur“ dem besse­­ren Teil schuldig bleibt. Jeder Direktor sei, dessen eingehend: was uns Hulturfrage­n­, das ist ihm eine offene Emid­enzfrage, die er selbst bejahen kann. RKBärpari­­ ei:­­ 1. Dezember 1997. Nachrichten des Ungarländischen Deutsschen Rou­sbildungsvereices. Donnerstag, den 1. Dezember, wird der Poet und Mitarbeiter der­­„Oedenburger Zeitung“ Lehrer Johann Neubauer einen Vortrag über das Thema: „Die Heinzen Ihre Schicfsale und Eigenheiten“ Halten. Beginn 7 Uhr abends. Ort: Realschi­le, erster Stod, Zinis, Geometriesaal. Schredensherrschaft chinesischer Kommunisten. Songkong, 30. Nov. In den Sti­­ftengebieten östlich von Kanton haben die Kommunisten eine Schreiensherrschaft eingerichtet. Mehr als tausend­e­ersonen solen masjafriert worden sein. Uhren- Reparaturen gut und billig === nur bei = Johann Freiler Uhrmacher, Sopron Theatergasse Nr. 6 Neue Uhren in reicher Auswahl. 9027 N. Det ee gedenburger Swhrten | ;ıL JLn il der Neugierige. Der Sams-Better saß in seiner Woh­­nung und aß eben „Bohnm­öd'en“. Da stürzte der Nachbar ins Zimmer und verseßte ihn, ohne ein Wort zu jagen, eine gewaltige Oberfeige. Der Sams-Better war von dem uner­­warteten Angriff so überrascht, daß er sein Wort sprechen konnte. Der Nachbar stürmte aus dem Zim­­mer, kam aber nach einigen Sekunden wie­­der zurü­c — und versetze dem Saml- Better eine zweite Ohrfeige. Der Saml-Better konnte auch diesmal nichts Sprechen, — — weil er gerade den Mund voll hatte.­­ Und der Nachbar Fam auch ein drittes­­mal ins Zimmer gestürzt, gab dem Saml- Better einen neuen Badenstreich und ver­­ließ dann wieder eiligst das Zimmer. Der Saml-Better würgte den Anedl nun rasch hinunter und rief aufgeregt: „Statt war’ s do neugierig, was s­chon mir will!?“ der Nazi. Das Konzert zu Ehren des Musik­­­ direktors­ Viktor Altdörfer. Wie be­­richtet, veranstalten Sonntag, den 4. De­­zember, 8 Uhr abendS die derzeitigen und die gemesenen Schüler des Oedenburger Musikdirektors B Viktor Altdörfer im großen Saale des Kasinos einen Konzert­­abend. Karten sind in der Buchhandlung Mähr, Grabenrunde, zum Preise von 50 Heller bis 2.— Pengö erhältlich. e-20­+ Dedenburg, 30. Nov. Silberne Hochzeit. Der Dedenbur­­ger Selder- und Fleischhauermeister Gott­­lieb Kheim feierte Sonntag mit seiner Gattin, geb. Irma Böhm, die silberne Hochzeit. D Personalnachricht. Der germesene Direktor der Eisenburger Warenverkehrs 4­6. Karl Salzmann wurde dieser Tage zum leitenden Direktor der Szom­­bathelyer städtischen Betriebe gewählt. Z­ winz Testverek sopron, Ráköcezigasse Br. 3 int. Telephon Nr. 575 und 260. mmanım Garage — Reparaturwerkstätte. as mamım Te ED Zus BRD Er <> BER SER ER ER ER wur un nn Autos, Lastenautos, Traktoren, Motorräder,­ Fahrräder, Ford-, Fordsonfabrikate u. sämtl. Bestandteile. — Sämtliche Fabrikate der I. Ung. Landwirtschaftl. Maschinen­­fabrik, besonders Dreschmaschinen, Lokomob­ile, einfache und kombinierte Sämaschinen, System Losenci, Mühleneinrichtungen. as . u­ ­ (Nachdruch verboten.) 305 RiE in der Sindernis“ Roman von 3. Bod­ Stieber, (Fortlegung 8.) „Da, weil Sie sie gar nicht mehr bei ihr bliden lassen, seit Sie von Muttern ausgezogen sind.“ „Sa, in der Tat, ich war lange nicht dort,“ erwiderte Georg zögernd. ‚Aha, nicht wahr. Die Sulie läßt Sie fragen, ob Sie denn jet so nobel ge­wor­­den sind, daß Sie die alten Freunde ganz vergessen .“ Ueber Georgs Gesicht Hurchte ein unbe­­haglicher Ausdruch: „Fräulein Sulie hat recht, es ist haklich und undanfbar von mir. Sagen Sie ihr herzliche Grüße, und zu nobel sei ich nicht geworden, es fehlt mir nur die Zeit. Abends wird es immer so spät, und bei Tag...“ „so denke, Sie geben jeit weniger Stunden als früher?“ „Das schon, aber dafür it meine ganze freie Zeit mit dem Studium ausgefüllt, und wenn ich hier im Hause fertig bin­­ts mit meiner Kraft zu Ende, ich falle­­ fast um vor Müdigkeit.“ »Da­s ist mir schon aufgefallen,wenn ich Sie fortgehen sah, darum habe ich mich auch bisher noch nicht getraut, Sie aufzu­­fordern, doch einmal mit mir nach Schluß zur Suche zu kommen,“ sagte Berger treit­­herzig. Miüffen Sie nächstens aber doch tun, Herr Berger, ich bitte Sie darum. Sie, müsfen mich ‚einfachh mitschleifen. Abge­­macht?" Er reichte dem Naffierer die Hand. . „Mü­slen wir machen, sonst holt Lusie Sie selbst einmal.“ Ein schlarfes Klingeln gellte durch das Haus,und­ mehrere ne­u eintretende Gäste, die zur Kasse strebten,machten der Unters­haltung ein Ende.­­ Georg saß auf einem Flügel i­n der linken Ecke vor der gespannten Leinwand und ließ seine Fingerreise präludierend über die Tasten gleiten.Er war nachdenkl­­ich.Bergers Worte hatten ihm erst zum Bewußtsein gebrachst,daß in seinem neum Leben schon eine geraume Zeit verstrichen war,ohne daß er·srechtgemerkt hatte.Wie seltsam der Mensch ist,wie ihm zur Ge­­wohnheit werden kann was ihm vorher ganz unerträglich erschien Vierzehn Ta­ge lang war Georg anfangs täglich mit den festen Entschluß her gekommen,von­ IJU Direktor sein Wort zurückzuerbitten,ihm zu sagen, daß er das ihm übertrage­ te Amt doch nicht versehen könne. Sie waren ein Martyrium für ihn gewesen,­diese er­­sten Versuche, seinen Stolz zu erniedrigen, denn als Erniedrigung empfand er seine neue Tätigkeit. Sah er auch abseits smd fast nicht zu sehen, im Dunkel, so flank­te in ihm doch die Scham auf, empfand er doch die Blide der gleichgültig über hi­einlauchenden Augen da unten sc­­hmerzhafte Stiche, die sich in seine Seele gruben. Doch täglich kam er wieder und fün­­digte nicht. Und als er seine erste Gage in Händen hielt, erfaßte ihn ein Gefühl der Befreiung. Und gar, als er von Wellists fortzog in eine freundlichere, weniger arın­­selige Stube in der Nähe des Ainos, ü­be­­­fam ihn sogar ein Stehgefühl, wenn er nach Hause kam. Er schloß einen Vertrag mit sich selbst, und Strich die vier Aberrd­­stunden aus seinem L­eben, aus seinem Be­­wußtsein.ı Sein Tag hatte nur zwanzig Stunden, alt immer saß er mit geschlos­­senen Augen vor der Zeinhwand und spielte rein mechanisch. Ab und zu fesselte ihn einmal ein Bild, dann vergaß er sie und spielte bewußt, wenn dann aber, sobald er anhielt, vereinzeltes Beifallstlau­chen bei dem einen oder anderen Besucher mehr Musikverständnis verriet, schraf Georg auf und war fi plöglich shamboll Jamußt, daß er als armseliger Kinoklavierspieler dajaß, der sein Publikum Wohl zu belusti­­gen und anzurgen hatte, aber mich­ zu­ er­­bauen durch verfeinerte Kunft, die ihm hier nit am richtigen Blak schien. Sein Äußeres Leben wurde dur­ s eine Stellung allmählich erträglicher, so daß er si bald aufraffte und einen seiner frü­he­­ren Professoren vom S Konservatorium be­­suchte, der sich seines Lieblingsidjuse­s gern annahm. Georg war gräflich, Daß er nun jede Wod­e eine halbe Stunde Wile­t= rieht bei dem verehrten Lehrer gleichen durfte, und daß er sich diese Gnade nicht einmal schenfen lassen mußte. Das Klub des Lehrers hob seine Stimmung, sein Selbstvertrauen, seine Schaffnäf­ende, aber der Abend beschattete noch immer fett frohe N­egung in seiner Seele. Und doc wußte er, da diese vier Stunden Frei­­dienst vorläufig nicht zu streichen waren, wenn er seine Zukunft aufbauen wollte. Also biß er die Zähne zusammen und blieb Das Kino war heute gut besucht.­­Wäh­­rend Georg irgendein Opernvorspiel als erste P­rogrammnummer herunterpauste, wanderten seine Blide gedankenlos im Rubiitum umher. Er hatte sie daran ge­­­wöhnt, die­ Menschen ab und zu einmal zu beobachten. Ein leises Lächeln flog über sein Gesicht, da vorne, an der Ehe, da war ja wieder die blonde Kleine, die jo herzlich lachen konnte ‚Ein P­uppentöpfchen, so jung, so rosig! Und wie diese braunen Augen immer wieder zu ihm Herüber­­blitzen! « » Im Warenhaus­­­­ Sopron, Krabenrunde Nr. 5­2133 | Telephon Nr. 448 erhalten Sie Sohlenleder Sch­uheinlagen Gummiabsätze Stiefeleisen Schuhriemen Stiefelfett Schuhpasten Lederwaren die besten und billigsten: Schuhcreme Schuhbedarfsartikel Gute Hausseile 1 xs von P 1-12 aufwärts Prima Langenstein (die Dosen nehme ich zurück). Firmeninhaber: J. H. Turcsik.

Next