Oedenburger Zeitung, September 1928 (Jahrgang 61, nr. 198-222)

1928-09-01 / nr. 198

«· »Hm-Hm ’"x » 61."Ianrs.sotse198. ZERREBEEER Pr BEERuTG Samstag, den 1. Gebtember 1928. 5 N) BERERSSAEREREREBEREEANKERRUE.T. Scheiftleitung: Dedenburg, Deätplag 56, Anruf: 25 Geangt mit Ausnahme von Sonn und Leiertagem täglich mechmittags 5 Uhr (15 Uhr) zur Ausgeie en TR­EIER Einzelblatt: 12 Heller. Fe « Mißtrauengresolution veH Minveclress fteulongrelles gegen N­ew Bu­lletlmnv. Genf, 31. Aug. Der Vierte Minder­­heitenkongreß hat in seiner gestrigen Volls fung eine Resolution angenommen, in der es unter anderem Heißt, daß das Vertrauen der vierzig Millio­­nen Angehörigen nationaler Minderheiten zum Bölferbund als Garanten der Minderheitsrechte ers­chüttert ist. Für die Lösung de Minderheitenproblems ist bisher durch den Völkerbund infolge der anges­cwendeten Methoden nichts Ernst —— — haftes getan worden. Die Wah­­rung. „Mechte der nationalen Minder­­heiten als Vorauslegung der Erhaltung­ des Friedens ist und bleibt eine Bilicht "Des Berferbundes. ES wird er­ wartet, daß er in Zukunft. Dieser Ver­­pflichtung gerecht­ werden wird. & & * — der Kriegsächtungspatt. . Neue Beitrittserklärungen. Baris, 31.. August. Bisher­­ sollen folgende Länder ihre­­ Absicht no­­tifiz­iert haben, dem Kellogg- Baste haheizutreten: Oesterreich, Griechenland, Bolivien, Kuba, Dänemark, Ziberia, Jugosla­wien, Bern und Rum­äien. * Beitritt Oesterreichs zum Patt. Wien, 31. Aug. Wie amtlich mit­­geteilt wird, hat auf Antrag des Bun­­deskanzlers Dr. Seipel ein gestern ab­­gehaltener Ministerrat den Bei­­­tritt der Republik Oesterreich zu dem am 27. d. in Paris von einer Reihe von Mächten unterzeichneten K­riegsächtungspatt beschlossen. Amnestie in­­­esterreich. Wien, 31. August. Ein gestern stark­­gefundener Ministerrat hat auf Vortrag des Justizministers Dr. Slama den Bes­chluß gefaht, dem Nationalrat einen ©­e» jegentwurf vorzulegen, demzufolge aus Anlaß des zeh­njährigen Be­­standes der Republik eine Am­­nestie erlassen wird. So. von einer Granate der Kopf abgerissen. Prag, 31. August. Bei den tschecho­­lom­atischen Manövern in Südböhmen er­­eignete sich ein entjelicter Unglücksfall. In Horashdomwigk explodierte beim Sammeln von­ Gaihoffen eine Granate Der N­ottmeister Ploner wollte den nicht ex­plodierten Zünder einer Granate abschrauben, das Geschog explo­­dierte, und riß ihm den Kopf ab. Die Granate traf ferner einen Zivi­­listen so schwer, dab er nach Einlieferung ins Krankenhaus starb. Ein Soldat und ein zweiter Zivilift wurden ebenfalls fc­ine verlegt. .... Eine Friedensresolution des Belt: Tongreses der Kichen, Brag, 31. August. Der Friedens­­weltfongref der Sirhen nahm in seiner gestrigen Schlüpfigung eine Re­­solution an, die zunächst die Bestre­­bungen der Vergangenheit nach Abrüstung und Frieden erwähnt und darauf hinweist, daß fünffigen Kriegskatastrophe n­ur durch die Abrüstung begegnet werden künne. Der Kongreß fordert alle Kirchen auf, bei den Regierungen ihrer Länder auf die Verwirklichung dieses Ge­­dankens hinzuarbeiten, und appelliert auch an den Rem­erbund, auf das gleiche Ziel hinzuarbeiten. Die Resolution wurde ein­­stimmig bei Stimmenthaltung der Fran­­­­zosen angenommen, die eine noch schärfere Formulierung gewünscht hatten. Der Kongres wurde mit einem Gottes­­dienst, bei dem der Erzbischof von Upsala Söderblom die Predigt hielt, feier­­lich abgeschlossen. Sturmkatatrophe in der Lombardei. Mailand, 31. Aug­ust. In der Lombardei mutee ein 7HEflon­­artiger Sturm, der besonders die Gebiete der I­ndustrieorte von Monza, Busto-Misicio, Gallarate und Reniano heimsuchte. In Monza al­lein wurden zehn P­ersonen getö­­tet und etwa 30 schwer verlegt. In der Luft flogen schhwere Baumäste und Ziegelsteine umher, in den Fabriken stürz­­ten Schornsteine ein, wobei zahlreiche Ar­­beiter,­ verschüttet wu­rden. In Mailand hat der Sturm, der nur fünfzehn Minuten mutete und mit Wolfenbruc­ umd­ Hagel einherging,­­ unzählige Bäume enttwurzelt und Sauer abgedeckt. .o. von einem Flugzeugpropeller getöpft. Le Treport, 31. Aug. Der Chef­arzt der Pariser Spitäler Coyon wurde vom Propeller eines F­lugzeu­­ges, dessen Landung er zusah, getöpft,­ der französische Bejagungstruppen noch auf deutschen Boden stehen, it in Paris dem P­ublikum mit betonter Sympathie aufge­nommen worden. In besonders feierlicher Aufmachung ist die Unterschrift unter den sipilisierten Gesellschaft der Staaten und­ Bölfer verbannen soll. Zweifellos "Ereig­­­­nisse, die ihre Bedeutung in sich lösen. Justitia fundamentum....! Der deutsche Außenminister Dr. Strese­­mann, der erste deutsche Staatsmann seit 1867, der im amtlichen Auftrage der fran­­zösischen Hauptstadt einen friedlichen Be­­uch abstattete, und zwar noch nicht zehn Jahre nach Beendigung der größten aller Weltkriegskatastrophen, zu einer Zeit, in den Brotgetreide resultieren und, Auf | Pakt erfolgt, der den Kriegsgott aus der Berlin, 30. Migust. 20­0 ee KIEL Außerordentlich günstige Gente: in deutschland. Berlin, 31. August. Die Deutsche Bank shält die Deutsche Ernte so günstig, daß sie ein Mehrertrag­, ins­chon zwei Millionen Ton­­die Zand­wirtschaft auf Grund der heutigen Preise um 400 bis 500 Millionen Mark mehr erhalten würde. J­ uno Gü­nnes wegen dringenden Verdachtes des Betrunes verhaftet, Berlin, 31. August. In der dor kur­­zem...aufgetauchten Kriegsanleihe­­affäre i­ eine Wendung dadurc) “ ein­­getreten, daß gestern Hugo Stinne, der z­weitälteste Sohn des verstorbenen In­­habers des ungeheuren Stinnes-Konzerns, der bekanntlich vor Jahren zusammenge­broc­hen ist, nach einem Verhör beim Unter­­suchungsrichter und nach der Konfron­­tation Stinnes’ mit seinem in Haft­ be­­findlichen früheren Sekretär von Wal­­dom wegen dringenden Verdachtes des übersuhten Betruges zum Schaden­­des Reiches und wegen V­orliegens von Verdunstungsgefahr verhaftet wurde. Bei der Einvernahme gelangte auch eine Denkschrift zur Verlesung, die Waldoma im Gefängnis abgefacht hat, und in welcher darauf hinge­wiesen wird, dab Hugo Stinnes ihm in einer Zeit, wo die Geldmittel äußert knapp­ waren, 250000 Mark zur Verfügung gestellt hatte, um in London für 30 Millionen Mark Kriegsanleihe Nteubei­g zu laufen, die von Stinnes dann als Alt«­besiß angemeldet worden sind. Unter dem Druck dieser Mussagen gab Stinnes schließlich zu,­­das er von­ den Geschäften seines Sekretärs ge­­wußt habe und ich dadurch finan­­zielle Vorteile sichern­­ wollte. Die Einführung des lateinischen Alphabets in der Türkei. Angora, 3. August. In diesem Un­iersitätsjahre werden bereits an allen Fak­­ultäten der Universität Angora die lateinischen Schriftzeichen eingeführt. An der entsprechenden Nenderung der Terminologie wird eifrig gearbeitet. Die medizinische Terminologie, in der bisher arabisische Musdricke dominiert haben, wird in eine ausschließlich lateiniische Terminologie umgeändert. Der ehemalige faizistit­en Berlin, 31. Aug. Wie da­s Ber­­liner Tageblatt” aus Rom meldet, ist­ der frühere Leiter des faizistis­­chen­­ Pressebureaus Gesare Rossi verhaftet worden. Ueber die Gründe der Verhaftung ist bisher nichts bekannt geworden, wo Own des Zu Luz Lu REED IER besonders in Richtung auf die Rüstungen und Kriegsvorbereitungen hat. Um die Räumung des troß der Locarno-Verträge immer noch belegten Rheinlandes müssen Eintwillung der politischen Verhältnisse, und werden in diesen Wochen si­cie Ver­­handlungen der Staatsmänner drehen, ebenso wie die Räumungsfrage Gegenstand der persönlichen Fühlungnahme z­wischen Stresemann und Poincare sein mußte. Und doch handelt es sie um unendlich mehr als nur um diese eine Teilfrage einer frü­­heren oder späteren Räumung eines kriegs­­mäßig beseßten Gebietes. Es handelt es darum, » aus den Nachrichr­ungen des Kriegsereignisses überhaupt herauszukom­­men, wenn nicht die Kriegsächtung eine der­ so zahlreichen und in der Diplomaten­­sprache beliebten leeren Wortäußerungen bleiben soll. Bald zehn Jahre find es her, seit­dem ebenfalls in feierlicher Aufmachung, und mit großen Worten unter dem Borfig eben­­falls eines amerikanischen­ Staatsmannes, Präsidenten­­ Wilson, mehr­ als 20 Staaten die Verpflichtung eingingen, „die Gerechtigkeit herrschen zu lassen, in­ aller Deffentlichkeit auf Gerechtigkeit und Ehre gegründete internationale Beziehungen zu unterhalten, die Vorschriften des inter­­nationalen Rechtes genau zu beobachten und nie mehr zum Kriege zu schreiten.” Diese feierlichen Verpflichtungen befinden sich in der Einleitung der Friedensdiktate von Bersailles, St. Germain, Trianon und Neuily. Wie sind diese Verpflichtungen innegehalten worden?! Wie oft sind Mb­­fommen geschlossen worden, die durchaus das Licht der Oeffentlichkeit zu scheuen haben, bis in die jüngsten Tage hinein? ‚Wie oft sind die Vorschriften des inter­­nationalen Rechtes, man dente nur an die Minderheitenfragen, gebrochen worden! Wie viele Kriege sind seit Ende des Welt­­­krieges ringsum geführt worden und wer­­­den seitdem mit allen Mitteln der Kriegs­­­technik vorbereitet. Und endlich, it e8 ein Zustand der Gerechtigkeit, daß diejenigen Staaten und Völker, für die der­ Krieg um­­gübtlich ausgegangen ist, in ihrer Sou­­veränität bescränkt sind, da sie inmitten einer Welt starrender Rüstungen vollk­om­­men ungeschürt dazustehen gezwungen wer­­den, daß fremde Bejagungstruppen in ihrem Grenzgebiet sich befinden, daß ihre Wirtschaft, durch ungerechte Grenzführ­un­­gen geschtaächt,­­ mit ungeheuer großem Kriegskontributionen,­ vorläufig ohne Be­­grenzung, belastet ist, daß das nationale Selbstbestimmungsrecht völlig ausgeschal­­tet bleibt? Nicht schöne Reden und feier­­­lich verbriefte Abmahnungen verbürgen den schon allen Belfern ersehnten Friedenszu­­­stand, sondern nur die Gerechtigkeit, die ‚ völlige Gleichberechtigung, d. h. die Auf­­hebung aller Beschränkungen, die eine na­türliche Weltgeltung entsprechend den eige­­nen Kräften und Entwicklungsmöglich­­keiten Hindern, kann einen Zustand des Liedes ı und des verständnisvollen Zusam­­menlebens der Wölfer herbeiführen. Niemand ist der Ansicht, das et­wa von heute auf morgen Durch eine allgemeine bis in alle Einzelheiten gehende Reliision der Friedensdiktate in bezug auf ihre un­­haltbaren Bestimmungen durchgefegt wer­­den kannı, daß etwa ein Dokument, ähnlich wie es der Kellogapaket ist, nun auf einmal alle Mitstände mit einem Schlage besei­­tigt. Aber mit der unhaltbaren und doch immer wieder vertretenen Einstellung muß gebrochen werden, als seien die Friedens­­vertragsbestimmungen das Endergebnis +. was die amerikanischen Alkohol- Schleichhändler verdienen. Nemo-Norf, 31. August. Der Staats­­an­walt von Philadelphia gab bei Gericht die außerordentlichen Gewinne der Schleifhändler mit alkoholi­­schen Getränken bekannt. Im Jahre 1927 wurde vom Syndikat der Schleichhändler mit alfoholischen Geträn­­ken in den dortigen Banken ein Betrag von 10 Millionen Dollar de­­poniert. Die Einleger haben erfundene Adressen, darunter auch­ den Friedhof, an­­gegeben. Und doch ist, die allgemeine Stimmung in Baris selbst wie auch in der Weltöffentlich­­keit durchaus nicht so zudersichtlich, wie man es nach dem Klange der Reden und Zined­­artifel annehmen sollte. Neben dem feier­­lichen Unterzeichnungsart lief eine beson­­dere private Unterredung z­wischen dem deutschen Augenminister umd dem Leiter der französis­chen P­olitik einher, in dessen Persönlichkeit fi die Bittersten Ak­ien in den Nachkriesbeziehungen der beiden be­nachbarten Völker sowie auch die inneren Widerstände gegen eine unwirfliche Befriedi­­gung dieser Beziehungen verkörpern. E83 muß gerade gelegentlich der Unterzeichnung des Kriegsächtungspattes mit aller Deut­lichkeit ausgesproc­hen werden, daß dieser Pakt ein Blatt Papier bleiben muß, wenn er nicht sehr reale Rückwirfungen auf die­ einer gemeintermaßen göttlichen Weltord« ae ze Ve .« aan b .-U..-..«--.-4«L»-—-—-—s--ZJJ«-.. «’t-z-«4-.-«x’.s«tx-i««t--s.- «-

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