Oedenburger Zeitung, August 1929 (Jahrgang 62, nr. 172-196)
1929-08-01 / nr. 172
»—«.-.......«..»—«-.-c—..7....--——·--.. -.«..««·:Hs-—.»-..« Seite 2. Donnerstag Dedenburger Zeitung 4 * 1. August 1929. * famen Kampf gegen Baueuropa. Dieser Riß geht dur die Parteien, denn die Entscheidung für oder gegen Europa ist seine Frage der Partei, sondern des Gemissens. 7 * Der gesunde Menschenverstand der europäischen Völker spricht für Paneuropa, das den Frieden sichert und die Wirtschaft. Denn nur eine unsinnige Politik fann den europäischen Haß verewigen und den europäischen Krieg vorbereiten, dessen Ergebnis schon seht feststeht: der Untergang Europas, seiner Nationen, seiner Kultur und Wirtschaft. Und nur eine unsinnige Wirtschaft kann an einer Zollpolitik festhalten, die der Zwischenzölle fünflich den europäischen Markt zerstüdelt und alle Waren verteuert. Weil die Vereinigten Staaten von Amerika seine Zwischenzölle haben, können sie dur; Produktionssteigerung zugleich ihre Preise senfen und ihre Löhne steigern. Nichts Hindert Europa, durch eine Zollunion diesem Beispiel zu folgen, einen inneren Markt von 300 Millionen Konsumenten zu schaffen und alle Europäer teilnehmen zu lassen an den Segnungen dieser vernünftigen Wirtschaftsorganisation. Die Antieuropäer können diese Tatsachen nicht bestreiten. Darum arbeiten sie mit anderen Mitteln und warnen: „Bans europa bedroht eure nationale Kultur!“ Mittrauet dieser Warnung, denn Paneuropa bedroht nicht die nationale Kultur, sondern sichert sie vor einer Politik, die zu, Krieg und Revolution führt. Paneuropa wird die europäischen Nationen weder ver=wischen, wo vermischen, sondern die dauernde Zusammenarbeit befreundeter und selbständiger Nationen organisieren. Miltraut auf jenen, die euch warnen: „Paneuropa bedeutet die Hegemonie einer feindlichen Nation!“ Denn Paneuropa wird entweder ein Bund gleichberechtigter Belfer sein — oder es wird nicht sein. Selbst das kleinste Volk Europas wäre zu stolz, seine Freiheit gegen die Vorherrschaft einer fremden Nation einzutauschen. Auch die Sprachverschiedenheit ist sein Grund gegen den Zusammenschluß: die Schweiz beweist, wie Völker verschiedener Zunge friedlic, in einem Bundesstaat zusammenleben können. ” Europäer! S Jenseits eurer Grenzen leben Menschen wie ihr, mit gleichen Gedanken, Gefühlen, Interessen, Idealen, Sorgen und Hoffnungen wie ihr. Sie lieben ihre Familien, ihr Heim, ihre Sprache, ihr Vaterland wie ihr. Sie wollen in Frieden ihrer Arbeit nachgehen wie ihr. Sie denken nit daran, euch zu überfallen und auszurauben — ebenso wenig wie ihr. Aber es gibt Intriganten diesseits und jenseits der Grenzen, die si der Verschiedenheit eurer Sprachen bedienen, um es gegeneinander zu legen und Mißtrauen, Halt und Beratung zu säen. „Recht so wird dein Schaden nicht sein. Du weikt doc, die Lilly Hat mich gern. Das mit beweist sie übrigens einen guten Geschmah; das wird auch ihr Vater anerkennen. Also, ih. werde sie Heiraten; daran soll mi auch nicht ihr märchenhaftes großes Vermögen hindern. Ich werde dann Teilhaber deines Werkes. Was meinst du dazu?“ Erdmann lächelte. Sein Eid ruhte auf: Ostar Laudins Gesicht. Mit seinen großen dunklen Augen, der schmalen, gebogenen Nase und der Hohen gewölbten Stirn, konnte er wirklich den Mädchen gefallen. Kein Wunder, daß Lilly sich in Osfar ver= Europäer! Macht diesem furchtbaren Unfug ein für allemal ein Ende. Besinnt euch. Schließt er zusammen. Bertraut einander. Berzeiht einander. Tretet ges meinsam für den Frieden ein. Tretet gemeinsam für Baueuropa ein. Der Augenblickt so günstig wie nie. Die kommenden Monate werden vielleicht die Entscheidung fallen für oder gegen Europa, die Entscheidung über Krieg und Frieden, über euer persönlicstes Schiesal, über Leben und Tod eurer Kinder. Entscheidet euch für die Zukunft. Entscheidet euch für den Frieden. Entscheidet euch für Europa. Tretet der Vaneuropa- Union (Zentrale: Wien, ]., Hofburg) bei, die seit sieben Jahren in ganz Europa für dessen Einigung sümpft und deren Ehrenpräsident Aristide Briand den europäischen Zusammenschluß verwirklichen will. Paneuropäer! Reicht euch nach fünf zehn traurigen Jahren über die Grenzen und Zolligranfen von heute — über die Schügengräben und Stacheldrähte von gestern die Hände zur Freundschaft, Ramestadjchaft und Zusammenarbeit. Bringt in den kommenden Monaten eueren Willen zur Einigung überall zum Ausbruch: in Reden und Versammlungen, in Bereinigungen und Parteien. Werbet neue Baueuropäer, werbet Organisationen zum forporativen Beitritt. Traget das Baneuropazeichen, hat die Baneuropaflagge! Zeigt, daß ihr dem großen Augenblick gewachsen seid! Wenn eure politischen Führer euch in dieser Bahn nicht vorangehen, zwingt sie, euch zu folgen. Denn nur der Mille der Europäer, nur der Wille der europäischen Völker fan Europa schaffen. Denkt an den 1. August 1914; und daß nur die Schaffung Paneuropas euch die Golden Intriganten ist es seit Jahr- Hunderten immer wieder gelungen, die friedlichen Völker Europas dazu zu bringen, einander zu erschießen und zu erstechen. ® y Bi Wiederkehr dieses Tages und der folgenden Jahre ersparen kann. N. N. Condenhove-Rat Präsident der ns % Wien, Hofburg. HH HHHHHH HH HH HHHH HS Zentral-Autogarage Sopro hinter dem Finanzpalais (Zufahrt vom Denkpl.od. Elisabeth.) Bequeme und billige Garagierung, Reinigung und Reparaturen. — 194 Benzin-Ausfolgung Tag und Nacht, — Telephon #1. 641. Esterházyschen Porat- Kommissionslager auch Verkaufsstelle der BERSLETEL Fürs. und Säigewersprodukte Julias Lang. Dampfläger Vepakon 251 SorROH, Haaber-Bahnstrassee Breiter, Laiten, Dielenholz, Brchochsbauholz, Eichen- u. 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Da den Frauen schon fast alle Benrufe offen stehen, so stößt der Mann während der „Jagd“ nach einer Erittenzemöglichkeit Schritt für Schritt auf unweibliche Konkurrenz. Und oft muß das„starke“ Geschlecht unterliegen, denn der Liebreiz oder die Zähigkeit der Frau obs fest; selbst auch da, wo das Vordringen es männlichen Talentes wünschenswerter wäre. Damit will weder der Fleiß noch die Intelligenz der Frauen angezweifelt sein. So es gibt sogar Berufe, die nur für as weibliche Geschlecht taugen, 5. 8. Kindergärtnerinnen, Volksschullehrerinnen, Kinder und Frauenärzte, Pflegerinnen, Institutsleiterinnen usw. Doch gibt es auch für Frauen geeignete Anstellungen, die nicht an ein Diplom gebunden sind, wie kosmetische Geschäfte, Moderalong, Handarbeitsgeschäfte, Schnittwarenhandelungen, Zuderbädereien und mancherlei andere Berlaufsstellen. Leider aber jagen diese den Damen von heute nicht zu, denn jede möchte lieber „Beamtin“ sein, in der Meinung, Dies gebe mehr Ansehen, mehr Würde und mehr ... freie Zeit. Im Auslande ist die Frauenemanzipation so weit gediehen, daß es meiblische Juristen, Architekten, Apotheker, Synsgenieure, Berufsgeistliche (Prediger), Bürgermeister, Abgeordnete, selbst Minister gibt. Nun die Zeiten werden es beweisen, inwiefern sich die Berechtigung und Tüchtigkeit der Frauen in diesen verantortungsvollen Berufen bewähren wird. Bei uns sieht man diesbezüglich exit bei einigen zaghaften, starr angezweifelten Bersuchen, ihnen Doch um so Höher ist die anschmellende Flut auf dem Gebiete der sogesnannten Schöngeisterei, und die Zahl der Dichterinnen, Künstlerinnen und Romanschreiberinnen macht sogar die literari ichen Kreise schon stußig. Hier darf der Rang der Frauen nicht unterschäßt werden, denn die Phantasie, das ganze Gefühlsleben, der echt weibliche Instinkt prädestiniert manche von ihnen dazu, und ihre Erfolge sind ehrlich und ungeschmälert. Doch sind dies nicht Berufe, die von den Eltern voraus bestimmt und al solche dann erlernt werden können. Sie bedingen in erster Linie eine gemeilte Bestufung, eine eigene seelische Disposition: den sogenannten „göttlichen Funten“, den man ich umsonft wählen möchte, wenn ihn die Beziehung verjagt hat. Bei Er mwägung der weiblichen „Künstlerberufe“ (Nachdruch verboten.) Gromann Ulrichs Ben zum Bier. Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle a. d. S. Roman von Grete von Gap. [13 liebt Hatte. Aber was Oscar erhoffte, würde sich nie erfüllen. Onkel Aler würde nie seine Einwilligung zu dieser Verbindung geben, selbst wenn Lilly ihn auf Knien darum anflehte. „Eigentlich mühte ich ihn warnen,“ dachte er, und maß seinen Freund mit besorgt-joichendem Blid. „Ich will mal sehen, was sich machen läht. Heute abend sind Schraders bei uns. Komm da mit.“ „Abgemacht. Muß ich erst nach Hause gehen, um mich umzukleiden, oder ist es nicht nötig?“ „So! Es ist ja nichts Besonderes bei uns los; nur daß Schraders zum Tee da sind. Du bist ja auch äußerst nobel. Dein blauer Anzug figt dir so gut, man könnte glauben, er sei vom ersten Schneider gebaut.“ „Ra also. Dann lege deinen Kram hier zusammen, Erdmännchen. Um jechs Uhr macht ihr doch wohl Feierabend?“ Er sah auf seine Uhr. „Es ist bereits halb sieben Uhr.“ Erdmann wies zum Hof. „Da schafft dein Vater noch. Bevor er nicht fertig. ist mit seiner Arbeit, höre ich auch mit meiner nit auf. So halten wir es.“ * Lotte Ulrich war der Besuch Oskar Laudins gar nit sehr angenehm, aber sie zeigte es nit. Begrüßte ihn vielmehr in ihrer stets liebenswürdigen Art. Sie fühlte: Schraders war die Begegnung mit Oskar Zaudin nit lieb. Sie saßen auch beide mit verfriffenen Gesichtern da, während Lilly si sehr angeregt mit Oskar Zaudin unterhielt; auf jedes Wort, das zwischen den beiden gemwechselt wurde, Tauschten sie. Wie sie mich voll verbissener Gehäfsigkeit betrachten, date Oscar, während er ruhig weiter sprach. Was habe ich ihnen getan? Ist es etwa ein Verbrechen, daß ich mich in ihre Tochter verliebt Habe? Tausend andere Eltern würden glücklich darüber sein. Er empfand nicht den ge= tingsten Verdruß über die Art, wie Schrauders ihn behandelten. Einmal wandte er sich während der Unterhaltung an den Bankier, der si aber nicht aus seiner fahlen Reserve laden ließ. Lotte empfand das Verhalten des Bruders gegen ihren Gast überaus peinlich. Bei dem Fortgehen nahm Oskar Erdmann beiseite, um ihm zuzuflüstern: „Lilly ist mit von der Partie. Wir machen morgen einen lustigen Bummel. Ihre Alten sind in Gesellsschaft. Treffpunkt Zeißiger Straße, abends sieben Uhr, Polizeistunde zehn Uhr.“ Er drühte Erdmann lächelnd die Hand. (Bortfegung folgt.) ACHTUNG! TOURISTEN UND AUSFLÜGLER! Salon-Gulyas, Kalbspörkölt, Erbsenpürre mit geräuchertem Karree, Rindfleisch-Kraftsuppe, Schweinspörkölt, gefüllte Paprika in Paradeis, gefülltes Kraut, Gans- und Kalbsleber- Pasteten pro Dose 96 H bis P 160 193 JOHANN GRUBER Delikatessenhandlung Sopron, Grabenrunde Nr. 107a Telephon Nr. 375. ; ne Zur ih # lie N 2 BE