Oedenburger Zeitung, Juli 1932 (Jahrgang 65, nr. 146-172)

1932-07-01 / nr. 146

M TELLLEELLLDELELTTTTLEETELLLLEEL EI Of Verwaltung:Oedensburg,Deåkplatz56,Unruf:19. Anzeigen-undUbonnementS-21nnaljme.Bezugspreis: Monatlich2.80pengö(samt Zuftellung ins Baus). 65. Jahre. Folge 146. Steitag, den 1. guli 1932. Ginzelblatt: 12 Heller. Inabhängiges Dolilies 3ngdlatt für alle Clände Schriftleitung: Oedenburg, Deäfplat 56, Anruf: 19. Gelangt mit Ausnahme von Sonn: und Seiertagen täglich nachmittags 5 Uhr (15 Uhr) zur Ausgabe. die berlehrie Well. Es ijt nicht der Yall, dak die Menich­­heit feine Ahnung hat, wiejo fie in das gegenwärtige Elend geraten tft. Es: ilt aud nicht jo, daß fie nicht wüßte, welde Maknahmen zu treffen wären, um nit ganz in den Abgrund zu jtürzen. Nur bringen wir nicht die Araft auf, um das zu tun, was die gegenwärtige Lage eben erfordert. Der heutige Zultand erinnert lehr an jenen, der um die Mitte des MWelt­­frieges herrihte. Im Iahre 1916 dab es feine Sieger und feine, Beliegten. Die beideni Gegner hatten aud) nicht die Hoff­­nung, den Feind gänzlich niederringen zu fönnen. Man hätte Frieden jchliefen fün­­nen, ohne dah irgendeine Seite allzaugroße Opfer gebracht hätte. Niemand. hat aber damals die Kraft gehabt, auf einen wah­­ren Frieden einzugehen. Heute Haben darunter Sieger und Befiegte in gleiher Meile zu leiden. Ein berühmter englijcher Gelehrter hat fich kürzlich mit den Urjachen der Welt» frije befaßt. Seine Ausführungen find überaus intereilant. aller Wirtihaftsgüter find SKatajtrophal gefallen. Zu gleicher Zeit finde aber die Schulden ver Menidennuhtherunter gegangen: Dieies-Mifverhältnis-hat fich derart zugeipigt, dak heute das Ge-. jamtvermögen aller Schuldner nicht jo viel Mert ilt, als was ihre Geldichulden betra­­gen, Würden die Schuldner alles, was fie bejigen, verfaufen wollen, jie fönnten dafür nicht jo viel Geld befommen, als ihre Schulden ausmahen. Dem nicht ge­­nug: Biele Schuldner, über deren Kopf das Wafler noch nicht zujammengelchlagen tit, wollen fi janieren. Cie verfaufen Vermögensobjette, um ihre Schulden be­­zahlen zu können und den Reit des Ver­­mögens zu retten. Die Folge davon ijt aber, daß die Peije weiter Heruntergehen. Der nädjite, der jih Janieren will, muß bereits zu tieferen Preifen verfaufen. Und jo geht es weiter. Der eine reißt den anderen ins Elend. Jeder Nädite muß mit einem geringeren Erlös rechnen. Gei­­ne Sanierung wird jchwieriger. Nicht viel anders mahen es die Staa­­ten. Gie greifen in der Not zum Selbit- Ihuß. Das Beiht, fie tradten aus dem Auslande weniger zu beziehen. Dabei ijt die Rehnung ganz falih. Zum Beijpiel ein Staat führt um 100 Millionen mehr ein als was er ausführt. Man jagt, jein Aukenbandel it um 100 Millionen paffiv. Er erläßt num Einfuhrverbote, um diejes -Baflfivum zu beheben. Es gelingt ihm aud feine Einfuhr um 100 Millionen zu kürzen, Mas jehen wir aber auf der an deren Seite? Auch die übrigen Staazen bandeln nach dem gleihen Syiter. Auch fie fürzen ihre Einfuhr. Der Staat, der fih auf der Einfuhrjeite 190 Millionen eripart hat, verliert nun auf der Ausfuhr­­jeite einen ähnlihen Betrag. Sein Auken­­handel fhhrumpft zujammen und damit das Einfommen jeiner Bürger. Damit joll nicht gejagt jein, daß ein Staat plöglich das Gegenteil von dem tun müßte, was er bisher getan Hat. Ein Staat allein hätte dabei feinen Vorteil, londern nur Nachteile. Die üdrıgen wür­­den ihn ausnügen und er wäre noch Ihlechter daran. Hilfe fann es nur geben, wenn alle Staaten gemeinjan etwas unternehmen, um die verkehrte Welt zu ändern. Es werden zahlreiche intermatio­­nale Konferenzen äbgehalten, vielleicht wird man dort endlich auch den Willen zur Tat aufbringen. uns jhon reichlich genug befannt. Er jagt: Die BVreife Die Theorie ijt 3 5 SEN Fe 102,000 Bertagung der Raulanner Konferenz? Zaujanne, 30. Juni. Die bisheri­­gen Berhandlungen auf der Laujanner Konferenz zeitigten fein pojitives Ergebnis. Mam beurteilt die Lage pejlimijtiich und ijt der Anficht, dak ein gewiller Abihlug der Konferenz erreicht jein dürfte. Es jheint, daß die Seds­­mächtefonfereng die vorläufige Beendi­­gung der. Beratungen vorbereiten wird. Damit. joll die Entjcheidung der Fragen, deren Löjung die Aufgabe der Konferenz gewejen wäre, vertagt werden. Mie die Konferenz; unterbroden werden fünnte, diesbezüglich Tafien fi die Möglichkeiten dahin zulammenfajjen: 1. Einfade Ber: tagung Der Konferenz mit einer Erflä­­rung, wonad die Arbeiten jpäter fortge­­jeßt werden jollen,. 2, Unterbredung der eigentlihen NReparationsverhandlungen und Fortjegung der Ausipradje über die Frage des Wirtihajtsaufbaues Europas, 3, Unterbredung der Plenarfonferenz und Einjegung von Kommiljionen zum Stu=s dDium Der Reparationsfrage und des Auf: bauplanes. Laujanne, 30. Juni. Laut der neuejten Meldung aus Laujanne wird die Konferenz fortgejegt. Es wird getradhtet, vajch zu einem Ergebnis zu fommen. Um dies erreichen zu fünnen, wurden auf An trag Macdonalds zwei Komitees eingejet. Das eine it das Finanzfomitee, das unter dem Borfig Macdonalds die Hauptfragen der Reparationen zw flärem hat. Eim zweiter Yusihuß it aus den Handels und MWirtihaftsminijtern der jechs einladenden) Mächte gebildet, der über die notwendigen Maknahmen zur Löjung der öfonomilhen und finanziellen Schwierigkeiten Borihläge maden joll. Hitler für die Münden, 30. Juni. Gelegentlich der Schlußfigung der Gauleitertagung erklärte Hitler, die nationaljozialiftiiche Bewe­­gurig wird unter allen Umjtänden Wahre­­tin der Reichseinheit fein. “Die national: jozialiftiihe Partei nehme den Kampf für | die ungertrennbare Einheit des Deutjgen Reiches auf und werde die Einheit mit Neichseinheit. aller Energie und ihr zu Gebote jtehenden Mittelm verteidigen. Insbejonders in Bayern werde jie der Edpfeiler jein, an dem fich die Feinde des Reiches die Köpfe einitogen würden. -Ferner-betonte Hitler, dah die treibenden Kräfte der bayerijchen Bewegung nicht mit vem bayeriihen Wolfe zu verwechleln jeien. Zuiammenftöße zwiihen Nationaliozialiiten und Kom­­muniften in Seibzig. Angriff auf die Polizei, Leipzig, 30. Juni. Die Zujammen­­töße zwilhen Nationaljozialiften und Kommunijteni dauern an. So fam es ge tern nadts im öjtlihen Teil der Stadt Leipzig zu Straßenfämpfen. Die Rom­­munilten jhofjen zuerit auf die National: loztaliiten und Angriff auch geger die Polizei. Um ven Angriff erfolgreicher geitalten zu fünnen, errichteten fie aus umgejtürzten Yahrzeu­­gen) Barrifaden. Als es der Rolizei troß­­dem gelang, in die Nähe der Barritaden zu gelangen, ergriffen die Rommunijten richteten hierauf ihren! die Flucht. Prüfung der ungariichen Finanzlage durch das Sinanzlomitee des Böllerbundes. Genf, 30. Juni. Das Sinanzkomitee des Völferbundes hat die Prüfung der Fi­­nanzlage Ungarns und Bulgae riens begonnen. nahmen der Vertreter des Yinanzlomitees | den. in Ungarn Tyler und der Berater der bulgarischen Nationalbant Batteau teil. Die beiden Fragen werden in den An der Diskujjion | nähjiten Sigungen weiterverhandelt wer­­ Amerila muh aud Iharen. Wafhington, 29. Juni. Senat und| wird ein Zwangsurlaub ohne Ge: Repräientantenhaus Haben ji darüber geeinigt, daß das Sparprogramm zuguniten bait für die Dauer eines Monates einge­­führt. It der Beamte unabhängig, dann der allgemeinen Bundesausgaben am 1.| tritt eine Gehaltsfürzung von 8°3 Brozent Suli in Kraft tritt. Bei allen Beamten | bis 20 Prozent ein, 4 Et SSR ne Zunahme der Mrbeitslofigteit in der Melt. Die jtatijtilchen Erhebungen, die dem Internationalen Arbeitsamt in dem leb­­ten Monaten zjugegangen find, zeigen weiterhin fajt allgemein eine Zunahme im Frühjahr 1981. Einzig in Finnland und Velen wurde ein leichter Rüdgang der Arbeitslofigbeit um 1 Prozent, beziehungs­­weile 3 Prozent Feitgeitellt. Deutjchland wies Anfang Iuni 1932 5,675.307 Arbeits oje auf, gegenüber 4,211.000 im. Juni 1931; Großbritannien und Nordirland verzeichneten 2,821.840 gegenüber 2,577.916 Anfang Suni 1931; die Schweiz wies im April 1932 103.082 Arbeitsloje auf gegen 60.871 im April 1981; Frankreich, verzeich­­nete für Sunt 1982 315.502 Wrbeitsloje gegenüber 51.354 im Juni 1931; Italien hatte im Mai 1932 1,032,745 Arbeitslofe gegenüber 699.133 im Mai: des Vorjahres; die Tihehojlowakei für Suni 19832 482.000, während: fie im Suni 1981 93.141 hatte, In der Regel nimmt die Arbeiislofig­­feit in den meijten Imöuftriejtaaten im Frühjahr infolge jaijonmäßiger Yaktoren ab; diejes Jahr war dies jedody nicht der Hall. Eine Vergleihung der Zahlen zeigt, da in einer großen Anzahl von Staaten die Arbeitsfofigfeit nit abgenommen hat, jondern dak verjhiedene Länder Togar eine Zunahme verzeichnen, was im Vers gleich mit der allgemeinen! Lage zu Anjang diejes Jahres auf eine Verjhlimmerung ihließen läßt. — SE —- —- ‚gehn Jahre im Bienfte der Bollsbildung außerhalb der Schulen. Der Ausihug für Volksbildung außer: halb der Schulen des Romitats Dedenburg blickt auf eine 10jährigeWirfjamfeit zurüd. Diefer Umitand verlieh; der jüngjt abge­­haltenen Generalverjammlung des Aus­­ihufjes eine bejondere Bedeutung. Dieje fam auf darin zum Wusdrud, daß der Generalverjammlung aud Obergejpan Dr. Elemer von Simon beimwohnte und bei diejer Gelegenheit betonte, daß er die Arbeit des Ausihujjes jtets mit der gröf­­ten Aufmerfjamfeit und Anerkennung ver­­tolgte. Der Borfiende, BVBizegejpan Ludwig von Gevay- Wolff gedadte in jeiner Eröffnungsrede der 10jährigen erjolg­­reichen Tätigkeit des Ausihufies Ddiejer Bolksbildung, deren Arbeit ji in jede Gemeinde des Romitats erjtredt. Hierauf jchilderte der Geftetär des Ausihufies, Bürgerfchuldirefton Ludwig Esuppay, eingehend die Tätigkeit des Ausichulles in den verflojjenen zehn Sahe ren. Mit ganzer Anerfennung gedachte er dabei der Hingebungsvollen Arbeit der Lehrer, Seeljorger und Notare der einzel: nen Gemeinden, ohne deren Mittun es uns möglich gewejen wäre, einen Erfolg zu er-* reihen, wie ihn der Ausihuk num nad zehnjähriger Wirfjamteit aufweijen kann. Einen jhönen Aufihwung nahm die Arbeit der Volfsbildung außerhalb der Schulen im SIahre 1925/6. Im Sabre 1928 erreihte die Zahl der Vorträge im Komitat bereits 9000. Gelegentlid der achtzehn Analphabetenfurje ern: ten nicht weniger als 141 Berjonen lejen und jchreiben. Ferner wurden aud der Kultur des Liedes die größte Aufmerk­­jamfeit gewidmet. Gegenwärtig wirken bereits in 48 Gemeinden 54 Gejangver­­eine. Des weiteren eritredte jih die Arbeit des Boltsbildungsausihufes auf Die Gründung von Bibliothefen, der Wahrung der KRulturjchäge in den einzelnen Ge­­meinden, der Bereihterung der Dorfbe­­völterung in landwirtichaftlihen Kennt­­nifien, der Pflege des Tier- und Pflanzen- Ihußes ujw. Ay war der Ausihuß be= itrebt, die gejellihaftlihen Gegenjäße unter der Dorfbevölferung auszugleichen, KRulturhäujer zu erridten und überhaupt in erziehliher Hinfiht unter der Jugend der Dorfbevölterung jegensreich zu wirken. Als Sekretär Csuppay jeinen Bericht beendete, braujte lauter Beifall dur; den Saal. Er galt nicht nur der Arbeit des Ausihufies, jondern aud) den vielen Be­­mühungen des unermüdlichen Sefretärs Esuppay, dem ja ein Löwenanteil an dem ihönen Erfolg der zehnjährigen Wirfjam­­feit des Ausihujles für diefe Art der Bolfsbildung zufällt. Obergejpan Dr. Elemer von Simon gab zum Schluß jeiner vollen Anerfen­­nung binfichtlich des jchönen Erfolges der geleifteten Arbeit Ausdrud und tat dies bejonders dem BVizegeipan von Gevap- Wolff und dem Sefretär Csuppay gegenüber. Aber au) alle übrigen, die der Sahe dienten, jagte er Dan. In diejem Sinne ergriff aud; der De­­hant von Bagyog Julius Nagy das Wort und gedachte der wertvollen Arbeit, die von dem Ausihuß für Volfsbildung außerhalb der Schulen geleijtet wurde. Sefretär Csuppay unterbreitete no das Arbeitsprogramm für das fom­­mende ISahr und damit wurde die Gigung geichlofjen. SWEET TEE ENTE EERTEN® sieh

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