Oedenburger Zeitung, Januar 1933 (Jahrgang 66, nr. 1-14)

1933-01-01 / nr. 1

s AT Verwaltung:Oedenburg,Deåkp1atzöö,Anruf:19. UnzeigensundAbonnementssAnnahme.Bezugspreis: Monatlich2.sopengö(sathustellungin5Hau5). 66. Fahre. Folge 1. olle Stünde Sonntag, 1. Januar 1953. und (15 Uhr) Einzelblatt: 20 Heller. Unadhängiges woltühes Zondlntt für Schriftleitung: Oedenburg, Deäfplag 56, Anruf: 19. Gelangt mit Ausnahme von Sonn: täglich nachmittags 5 Uhr Feiertagen zur Ausgabe. Reichsminifter a. 9. dr. Gehler über das Nationali­­tatenproblem. Berlin, %, De Ein TJournaliit hatte Gelegenheit, mit dem Reichsminilter a. D. Dr. Gehler, dem Borjigenden des Vereins für das Deutichtum im Auslande, über das Nationalitätenpro­­blem zu jpreden. Dr. Gehler wies in jeinen Ausführungen auf den Umfang des Unvehts Hin, das in den letvergangenen 14 Sahren deutichen Minderheitsgruppen im Auslande angetan worden ijt. Er! jagte, es jeien in diejer Zeit weit über 7000 mutteripraliche Schulen der Mine derheiten geichlojjen worden, Während im ganzen 19. Jahrhundert nur etwa 10 Got­­teshäujer von Mehrheitspölfern beichlag­­nahmt worden jeien,-habe man allein. in diejer Zeit 2500 Kirchen den Minderheiten zwengsweije genommen, anderen Zweden geichloilen oder zugeführt, jelber benüßt, yeritört. Dieje erjhütternden Beilpiele be­­weilen far, daß eine europäilche Zujam­­menwarbeit ohne ein zuvor annähernd an. tändiggelöfttes Minderheiten problem nidht dventbar fer. BANıO L Oral Bee rührt nad Yenticland. „Alles Miktrauen denen gegenüs ber, die nicht die ungarifche Sprache zu ihrer. Mutterjprabe Haben und beftrebt find, das Recht auf linter­­riht im ihrer Mutterfprache vom Öffentlihen Leben anerkennen - zu lafjen, muß verftummen.“ (Graf Bethlen in Wolfs, im Oftober 1928). Die Zeitungen berichten, dag Graf Bethlen eine Vortragstreie mach Deutiche­­land unternehmen wird und über die Rolle Ungarns im neusn Europa Iprechen will, Es ijt nicht anzunehmen, dab er nicht da. und dort Gelegenheit jinden und vielleiht aud Juden wird, um aud über die deutihe Minderheit in Ungarn Die deutiche Deffentlich­­feit nimmt einmal großes Interejje an dem Schikjal der in der Welt zeritreuten deutschen Bolksiplitter. Dem Grafen Beth­­len gegenüber wird diejes Interejle aus zweifachen Gründen gerahtfertigt fein. Er­­jtens, weil aud er der Erpoment eines Volkes it, weldhes auf der Minderheiten­­front erste Interejjen zw verteidi­­gen hat, Interejfen, die weit über die des deutihen Volkes hinausgehen, welches den allergrögten Teil” feiner uusländiichen Rolfsgruppen als Minberheit und nur als Minderheit betrachtet, während Graf Bethlen und mit ihm das Magyaren­­tum in den abgetrennten Brüdern nicht nur eine Minderheit, fondern ein altes und zufünitiges Staatspolf er bliden. Der zweite Grund ift, da Graf Bethlen zu jenen wenigen ungariichen Po­­ditifern gehört, die klar erfannt haben, daß der ungariihe Staat auf der Minderhei­­tenfront nur fiegen fann und mit dem weitlihen Deutihtum ein dauernd einvernehmlidhes Verhältnis nur heritellen fann, wenn er jeiner eigenen Minderheit gegenüber jene Grundjäße verwirhlüht, Für vperem Dunrdfüh­­rung er Jih in den abgetrenn: ten Gebieten einjeßt. Graf Bethlen darf bei feinen zutünfti ‚gen AWeußerungen in diejer Krage mit vol­­lem Redte darauf hinweilen, Daß en für diejes Vroblem nicht nur Verjtändnis hat, jondern dah bei ihm auch der. gute Wille vorhanden war, es zu löfen. Diejes Zeug­­nis werden ihm au jene Faktoren, die als Bertreter der Minderheiten jeine Mit­­arbeiter waren, unzweifelhaft ausitellen können. Nun ilt aber auch das unzweifel­­haft, dar alle Kreife, die an dem europüi­­ihen Minderheitenproblem ein Interejie wehmen, jich und ihm die Krage itellen werden: Morim zeigen jüh die Srüdte jeimer politifhen Ein­­it? Im Wolfs erflärte er im Iahre 1928, daß alles Miktrauen denen gegen­­über, die Schulen im ihrer Mutteriprache haben wollen vertummen muß. Diejer Wunjch it bisher nur Munfch ge= blieben. Ja, das Mißtrauen ijt nicht nur nicht veritummt, es hat jeit vier Jahren Und jegt tft man leiden jchonm jo weit, um dieje feh­­lerhafte Politif dur) angebliche Verfeh­­lungen auf der minderheitlihen Seite nahträglid zu redhtfertigen. Wir haben nur fürzlich in dem führenden Regierungsblatt die Anklage vernommen, dag man: im MWirejelburger Komitat Hoch­­verräteriihe Propaganda betreibt und daR ein Deutihipruchiges Blatt in: Ungarn ge­­gen die ungariiche Sprache het. Diele Anlagen erinnern zw ehr anı den berühmt Ymerkslisschzsu»sgi«eno.msmien. .-et:wag-zufiasgsL-11. 5 s umio mehr als aud) die gegenwärtige Re­­gierung auf, jeine jtaatsmännilche Cinficht und jeine itwatsmänniichen Erfahrungen möcht verzichten: will. Die Zeit der Tiheo­­rien, die Zeit jtaatsmännihcher Entwürfe it auch in der Minderheitenfvage vorüber: die Tat muß folgen, will man das Bertrauen in die vedlichen Beitrebungen der Regierungspolitif wicht erichüttern. Graf Bethlen hat in diejer Angelogene beit gewiß feinem leichten Stand, er iült aber Mann genug, um fi) Durchguiegen, wenn er es nur will. Arpad Töröt. Nenerlihe Bauernt Graz, 31. Dez. Die Bauernunruhen in Vorau Haben fich heute im verjtärk­­tem Yusmak wiederholt. Gegen mittag | notteten; fi 300 bis 400 Bauern zujammen und nahmen vor dem Rathaus in Worau Aufitellung, wo ji auch die Kanzlei des Gendarmeriepojtens befindet. Die Demon­­itranten waren in den eingelnen Dörfern durh Böllerihüffe alarmiert worden und erhielten auf ihrem Marche Zuzug von Landitreihern und Ähnlihen Elementen. Der Kriltlichjiogiale Landtagsabgeordnete Bürgerihuldireftor Gaugl aus Fried­­berg verjuchte auf die Menge beruhigend einzuwirten. Die VBertrauensmänner der. | Deomonitranter verlangten nicht-nur die | Freilajlung Der Verhafteten, jondern aud| freie franfenfajjenwahl, da fie mit dem Vorgehen und den Leijtungen: der Bandestrantentajle nicht zufrieden find. Abgeordneter Gaugl veripracd; den Leuten, telen ins Einvernehmen zu jeten. Als die ih jofort mit Qanveshauptmann Dr. Rin- Anführer die Ergebnifje der Untervedung der Menge miütteilten, wurden die Führer niedergejchrten, - eingelne Demonitranten nahmen eine aggrejlive Haltung totwalle in Boran. gegen die Gendarmen ein; einzelnen Gen­­darmen gelang es, fie dur gütlihes Ju­­reden einigermaßen zu beruhigen. Ver­­juche der Bauern, ins Rathaus ein­­zudbringen wurden abgewiejen. Nahdem Abgesröneter Gaugl nochmals an ihre Vernunft appelliert Hatte, jegten jich die Vertrauensleute mit dem Abgeord­­neten Gaugl in einem Geithaus zujam­­men, um ein Brotofoll über die Forderun­­gen auszuarbeiten. Da aber alle Demon­­itmanten nicht in das Geithaus eingelajjen wurden, wurde Wbgeoröneter Gaugl zum Gefangenen ermlät Man drohte, ihn nit Früher freizu­­lasien, bis die Verhafteten aus Graz na Vorau gebradt jeien, Doch gelang "s Abgeordneten Gaugl, die Leute neuerdings zu beruhigen. Als die Dunfelheit einbrad), zeritreuten fich die Bauern, wobei fie an­­fündigten, eine Abordnung nach Ovaz zur Landesregierung zu entjenden. Inzwichen war gegen 17.30 Uhr ein Ueberfallsauto mit.40 Gendarmen aus Graz eingetroffen; auch der Bezirkshauptmann und jeim Stell­­vertreter waren erjchienen. . Kleine Nachrichten. Eine engliihe Zeitung berichtete über eine bevorjtehende Zufammentunft zwi­­ihen dem deutichen Reichskangler umdı dem Manzöfiihen Minifterpräfidenten. Diele Nachricht wurde widerrufen. Der zufünjtige ameritaniihe Außen­­minifter erklärte, daß Amerita auf ver MWeltwirtichaitstonferen; die Zollpolitif, die Frage der Währungsitabilifierung und die Robitoffrage behandeln will. Die Kriegsihulden müßten jedoch Gegenitand gejonderter Verhandlungen jein. Gräfin Karoline Eziraly, eine gabo­­rene Stiasny, deren Water zu dem veichiten Reuten Der ungariichen Hauptitadt ge­­hörte, hat, wie „Peiti Napls“ meldet, um die Bettlerbewilligung angejwcht, da te jich in äußerjter Not befinde. Die: Gräfin war noch ve nicht allzw longer Zeit aud in Wiener Gejellichiaftsfreilen befannt. ten Sriedjungprogeh der Vorfriegszeit, wo man fünftliches Beweismaterial gegen: an­­gebliche Hochverräter fabrigierte. To dieier Legteren Feititellung wollen wir feineswegs annehmen, daR much die amtliche Regierungspolitif dem Einfluß dHaupinijtiihen KRurzieher bereits endgül­­tig erlegen ilt. Graf Bethlen ift auch Heute noh ein mähtiger Mann. Er wind fü umjo mehr durdjegen fünnen, als bei: ihm die Tatfraft mit wirklich; Kaatsmänni­­iher Rongeption verbunden ift. Wenn er von der Richtigkeit jeiner Uhele voll über­­zeugt üjt, jo fann er davon auch die mah­­gebenden Regierungsitellen überzeugen, Finanzminijter Imredy beabfichtigt das Budget auf 760-770 Millionen Pen- 96 herabzujegen, und zwar nicht Durch weiteren Abbau von Perjonal und Gehalt, jondern durd; die Vereinfachung Der Ver: waltung und Auflafiung überflüffiger Aemter. Aus dem Zudthaus in Steinambrüdl wurde ein politiicher Gefangener entlailen, der vom Reichsperweier Amneftie erhielt. Es handelt fih um Jojef Magyar, der zur Zeit als Recs-Fünffichen von dem Serben bejett war, eine unpatrüotilche Rolle jpielte, Er erhielt jeinerzeit 15 Jahre Zuchthaus, von denen er jehs Jahre ver: büßt Hat. In Györ-Raab wurde ein Auto ange­­halten, weldes aus Dejterreih; gefommen |ift und 130 Kilogramm Saccharin über die Grenze jhmuggelte. Der Inhaber des Autos wurde jofort verhaftet. Cr vertei­­digte fih damit, daf er das Paket auf Er­­juchen eines Freundes mit fich brachte. KEZDJE MEG AZ ÚJ ÉVET! BP Ölofjen. Gefahren an der Milhfront. Nieder mit den Kartellen, Hoch die Kleinland­­wirte, Schuß dem Kleinproduzenten ujw.! So und ähnlich lauten die Schlagworte, von Dewen Das öffentliche Leben vo it. Dieje Sihlagworte werden am maßgeben­­den Stellen dDurhaus nicht verworfen. Und doc joll ein neues Kartell ins Veben! ge­­rufen werden, weldhes die Produzenten nicht auf Umwegen, jondern Direkt, von Angeficht zu Angefiht, Shädigt. Allerdings, die Gefahr ijt erjt im Zuge und noch fei­­neswegs afut. Es hängt wohl auch von den betroffenen Produzenten ab, ob fie ge­­bannt werden fann oder nicht. Mollen fie fih helfen, jo müjjen fie dagegen Stellung nehmen. — Seht wird es fich jeigen, ob die Kleinlandwirte aus eigener Kraft etwas jchaffen fönnen oder ob fie auch wei­­texrhim veifi für — de Bormundihart bleiben. Renjahrsgruß. *) Hinweis auf das „Heilige Jahr 1933“. Sei uns gegrüßt, du junges Iahr! Ein zarter Sıhleier dich verhüllt; Do jtwahlt aus deinen Augen: Klar, Zu wem die Liebe.dich erfüllt. Mie eine jungfräulihe Braut Trittit [hüchtern, zagend dw hervor. Mie Ichlagen unj're Herzen laut, Meil dich der Fried zur Braut erfor. Verhüllit dw auch dein Angelicht, Die Stirne dein trägt goald’me Zahl“) Du bit das Iahr voll Glüf und Licht, Du madhfit uns frei von Not und Qual. So tritt heram am den Alter Mit dem erjehnten Bräutigam, Der Gott. des Lichts, das anfangs war, Als Priejter euch, zu jegnen Fam. DO, Ta die Rojen wieder blüh'n, In hellem, heiterm Sonmenglanz, D, lohme unjer Tun und Mühen, Gib uns den geld'nen Erntefrang! Aus diejem Bund eritehen muB Der Menfchheit neues, frohes Sein; D’'rum töne dir der Willtommgruß: Tritt heiter lächeln bei uns ein! Sopron-Dedenburg. Stanz Liebhold. KR r \ rn 2 2 : N ten ee eG |

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