Oedenburger Zeitung, April 1933 (Jahrgang 66, nr. 74-97)

1933-04-01 / nr. 74

»O IIlIIIIIlIlIlIIllIllIIsIlIIlIlIIIIIIistIIlIIIIl-stllllllllllllllllllligtll Verwaltung:Oedenburg,Deåkplatz56,Unruf:19. Tlnzeigen-11ndUbonnementssAnnahme.Bezugsprei5: Monatlich2.80pengö(samtzustellunginS—HauS). Tal-Man 66. Sahre. Folge 74. Unabhängiges nolitiihes für alle stünde Ginzelblatt: 12 Heller. Samstag, 1. April 1933. Schriftleitung: Oedenburg, Deäfplat 56, Anruf: 19. Gelanat mit Ausnahme von Sonn: und Setertagen täglich nachmittags 5 Uhr (15 Uhr) zur Ausgabe. !izenlvorträge. Dedenburg, 31. März Dr, Ludwig Szentimrey und Dr. Alfred Romwalter am Bortragstijch, 1. Theater und Kino, Ueber diejes aktuelle Thema jprachy Dr. Ludwig Sz;entimrey. Es sit ja befannt, dak Theater und King zwei Gegner find, die um die Gunjt des Bublitums einen hart­­nädigen Kampf führen. Dr. Sgentimrey wies an der Hand eines überzeugenden Beweismaterials auf die Tatjahe him, daß diejer Kampf in dem Augenblid ein Ende hat, wenn jeder der erwähnten Institwtio: nen, das Theater und das Kino, im Be­­wußtiein ihrer Aufgabe das zu verbleiben trachtet, was es it. Das Iheater muß Theater bleiben und das Kino joll nidts anderes jein als ein Kim. Wenn das Theater Kinowirkung anitrebt und das Kino Theater nahäfft, jo it eben der Zu­­jammenftog unvermeidlich. Nicht Rinomwir­­fung, jondern innere Bereicherung muß im Theater geboten werden, — Der Vortrag Töfte lebhaften Beifall aus. 2. Die VBeredlung ungarlän- Bilder Kohlen Mies angekündigt wurde, prah Hohihuleroieflor Dr. Alfred KRommwalter über die:Aufgaben - der Beredlung ungarländiiher Kohlen. Er tat dies in der gewohnten, gründlichen Weile, die all jeinen Vorträgen eigen it. Wus­­gehend vom Begriffe der Veredlung über­­haupt, ertennt man, da au die Kohlen: veredlung die Nukbarteit ihres Rohmate­­tials zu jteigern trachtet. Da fih die Nub­­barkeit im Gebrauhe zeigt, muß man das Verhalten unjerer Kohlen im Gebraudhe fudieren. Als Forderung des Tages er­­fennt man die Verminderung dev Aichenz menge und die Veritüdung unjerer Kob- Ien, dann die Bereitung von gutem Kofs und Gas, endlich neuejtens die Gewinnung rlühfiger Brennitoffe aus denjelben. Die Alchenminderung und VBerftücdung pflegt man ebenjo wie die Trofnung nur im weiteren Sinne als Beredlungsporgänge enzulprehen und zählt diefelben zur Auf­­bereitung. Im Vortrage wurde darum nur die Rofsbereitung und die VBerflülfi: gung beiprochen, Nah einem kurzen Hin­­weis auf die hemilchen MWejenszüge unje­­rer Kohlen Konnte gezeigt‘ werden, daß deren Veredlung am zwedmähigiten im Mege eines beionderen Schwelwerfahrens nachfolgender Grudeverjtüdung mit dem Dikteeranfall und Tonitigen: Zulchlägen webjit BVBerfofung der Preflinge erfolgen fann. Hiebei erhält man nur Prekling­­fofs und Dele. Der Schweielgehalt beider Produkte ftellt im Hinblid auf gemille Berwendungsarten neue Aufgaben, wel­­de zum Teile Teikht lösbar find. Im Zur fammenhang mit dem behanldelten Gegen­­ftande wurden eingelne Tatjachen mus der Gehhichte unjerer Technik beleuchtet. — Die Anwejenden folgten den Tehw­­zeichen und imterejlanten Ausführungen des Horhichulpnofeflors Dr. Romwalter mit großer Aufmerkjamfeit und lebhaften Ines terejie. zuteil, als er feinen Vortrag beendete. Ungeteilter Beifall wurde ihm Aukenminifter d. Kanya über unlere Nußenpolitit. Budapeft, 31, Mir. Im Auhene ausihuß des Oberhaufes eritattete Minis fter des Aeußern von Räanyga einen Be­­richt über jeine Reifen nach Genf, Rom und Wien, in dem er u. a. ausführte: Die om Beginn der Abrüjtungstonfereng auf­­getretenen Gegenjäße haben fich To zuge: ipißt, daß die Komferenz in eine Sadgalje geraten. iit. Die Beunruhigung im Krank: reich und der Tihechojlowakeil wurde dur das Bordringen der Hitler-Bewegung, der man friedensitörende Abjichten zuichrieb, jowie dur Die innere. Rrije einiger Bal­­tanitaaten, für die die betreffenden Re­­gierungen die Verantwortung einer aus­­lündtichen Hebe zugufchreiben trachteten, noch geiteigert. Die Forderung Ungarns nach einen friedlichen Vertragsrenifion wurde jo Hingeitellt, als ob fie den Welt- Trieden gefährde, und es waren jogar Ge­­rühte über einen ungeriicheitalieniich- Beutichen revifioniitiichen Dreibund ver­­breitet. Dieje tendenziös organifierte Werbäde­­tigungs- und VBerleumdungstampagne hat die europäiiche Atmoiphäre derart vergif­­tet, daß man auch im jonit gut informierten politiichen Kreifenm ernitHaft Die Mögligfeit eines Bräventiv- frieges oder eines Arieges befürdtete, dem die militärifh vorbe­­reiteten Staaten gegen die abgerüjteten Völter führen würden, um dadurh deren Miderjitand für lange Zeit unmöglich zu machen, In dielem Augenblid unterbreitete Macdonald in Genf jeinen Abrü­­ftungsporjchlag, der einen entichiedenen und fühnen Schritt zur fonfreten Abrü­­tung bedeutet. Bezüglich des Muflolini- Rlanes erklärte der Mintjter, er jet; über: zeugt, daR die Zujammenarbeit der vier weitlüchen Großmädte nicht nur den rie­­den wirffam gewährleilten, jondern gleich­­zeitig audh Die vielgenannte Sicherheit bejier garantieren könnte, als mächtige und gerüjtete Armeen oder militäriiche Berträge. Die Kleine Entente und die mit ihr verbündeten Staaten müllen fi) jegt Dar­­über jhlüffig werden, ob fie ihre politijche Suprematie auch weiterhin auf die Barjo­­nette geitügt aufrechterhalten wollen oder ob fie geneigt find, den Weg einer ftied­­lihen Zöjung der europäilchen Fragen ein­­zufchlagen, wie es von Muffolint vorge- Ihlagen wir. -Yer Nevifionsplan Muffolinis, London, 3. März. Im einer engli­­jhen Zeitung veröffentlicht ein. befanmter Rubliziit den Plan, den Mufjolintn Mac- Donald vorgelegt Haben joll. Als Mufio­­ini feinen Biermädhtepaft entwarf, ging er von der Annahme aus, dak eine wilrk lihe Beiriedigung Europas nur möglich jein wird, wenn auch die Reviftionstrage endlich ernit angeichnitten wird. Im Prin­­ip haben fich jogar die Yrangojen dazu befannt, obzwar - fie große Vorbehalte machten, Hauptfächlich wegen ihren Ver: bündeten, der Kleinen Gnterite und Ro­­len, die die eigentlichen Leidtragenden des Mufioliniichen Planes wären. Ihre große Gegnerichaft dem BVBiermähtepaft gegen­­über ijt auch auf diejen Umfjtand zurüdzu­­führen. Der NRevifionsplin Muflolinis it bejonders für Ungarn ehr günjtig. Er fieht die Rüdgabe des Banats und Sieben: bürgens und des an Iugoflawien gefulle­­nen Teiles vor. Das ehemalige Kiönig­­reich Kroatien Toll eine Autonomie erhal­­ten. Aus Albanien fjoll ein PBurferftant unter italieniichem Broteftorat gemacht werden. Diefer Plan ijt allerdings - nur mit VBoerbehalt aufzunehmen. der ingoflawiiche Außenminifter über den Nevifionismus. Belgrad, 3. März. Außenminilter Dr. Jeftic- erflärte geitern im’ der Bud­­getdebatte des Senats , daß duch die Schwierigkeiten, die gewilje Staaten auf der Abrüjtungsfonferenz; der Verwirfli­­hung der Sicherheitsgarantie und der ge­­genjeitigen Hilfeleijtung im Falle eimes Angriffes bereiteten, die Hoffnungen auf eine Verjtändigung sehr beeinträchtigt worden jeien. Auch die beruhligenven Er- Härungen, die die Kleine Gntente über den Plan Mwflolinis erhalten habe, jeien noch nicht völlig befriedigend. Die revi­­ftoniltiiche Propaganda Habe ein unerhör­­tes internationales Mißtrauen und große Beunruhigung hervorgerufen. Die Kleine Entente fer jejt entjchlofjen, das ganze Ge­­biet, das fie erfämpft Habe, mit allen Mitteln zu erhalten. Kleine Nacrichten. Der vor einigen Tagen verhörte Ober­­ingenieur Eugen Sözja, der beihuldigt war, durch die Kirma Eternit-Pala beito­­hen worden zu jein, hat gejtern in Buda­­pejt Selbitmord begangen. Die Polizei ging jofort an den Ort, wo der Gelbitmord geichehen it. Im den Tajchen des Toten fand man verjchiedene Aufzeichnungen. U. a. einen Brief am feine Yrau. Der Selbitmord Hat im Budapeit ungeheuere Aufregung hervorgerufen. Das Hauptquartier der irifchen Kom: muniften wurde von jungen Leuten ange­­zündet, jo daß die Keuerwehr jhwerite Ar­­beit hatte, um das Feuer zu lofalifieren. Bor dem Brand hat eine Gruppe von mehreren hundert Männern die Yeniter des Gebäudes eingeichlagen. Im Zujammenhang mit dem Skandal der Stodamwerfe im Rumänien Hat ber Rommandant des 1. rumäniichen Armee­­forps General Ropescou Selbitmord began­­gen. In Hinterlaffenen Briefen beteuert er jeine Unschuld. Ölofien. Teuere Berwaltungsverbilligung. Schon kange wird bei uns von der Ratüonalifie­­rung, alfo Vereinfachung und jomis auch Berbilligung der Verwaltung geipuochen. Es gab jogar einen eigenen Regierungs­­fommiljär dazu. Diejer NRegierungstom: mijlär Hat zuerit eine Studienveije mach Amerita unternommen und als er jchwer beladen mit Erfahrungen und Seen heimfehrte und endlüh rationalifieven wollte, jtellte es fi heraus, daß man mit jeinen Ideen nicht einverftanden it und er mußte gehen. — Die Berbilligung der Verwaltung foitete uns bisher einen Ra= ttonalifterungstommiflär mit jicherlich nicht zu beiheidenen Bezügen und eine Studienreife na Amerita. Vielleicht wird man es jest mit einem anderen verjuchen. Nenn man endlich jo weit jein wird, um nun auch zu -ratiomalifieren, jo werden wir noch‘ die Ueberraichung erleben, dab die Eriparnijje bei der Verwaltung von den Regierungstommiljären und ühren Reijen aufgezehrt werden. Dann wird die Berbilligung allenfalls notwendig werden, um wenigitens dieje Auslagen einzubrin­­gen. at. = Katholilentag des Heden: burger Tatholiihen Stauen: berbandes. Dedenburg, 31. März. Am Tage Maria Berfündigung ver­­anjtaltete der Dedenburger Tatiholilche Frawenverband einen Katholitentag, der fi eines jehr zahlveichen Zulpruchs er­­freute. Auch war für diejen Tag eine Berjammlung anberaumt, die aber erit Dienstag nachmittag abgehalten werden fonnte. Die Teilnahme an diejer Ver: fammlung wies eimen jolhen Umfang auf, dat der geräumige Sigungsioal der röm.­­fath. Boltsihuk am Petöriplat bis auf das Iete Pläychen bejegt war. Den Borfig führte, Witwe Iojef Fi­­iher, nad deren kurzen Gröffnungswor­­ten der Direktor des Fatholiichen Weilen­­haujes Iohann Ban einen tieflchürfenden Bortrag über Yamilienihug und Hriitlüche Erziehung hielt. Mit Iharjen Worten geißelte er im Verlaufe feiner Ausführungen die Mih­­bräuche und Auswüchle, die das heutige Familienleben in vielen Fällen vergiften. Yus wies er auf die großen Gefahren hin, von denen die Iugend Durch die Grotif be­­droht wird. Cr betonte die Notwendigkeit der Einführung einer reineren Lebensauf­­faflung. Wohl anerfannte er das Beitre­­ben des Staates, der Abhilfe Ichaffen will und auch Erfolge aufweiit. ITnobdem hat aber die Kinche im Intereile des Yami- Iienichuges vom Staate noch vieles zu for­­dern. — Sejus Chriftus — jagte Redner — Hat der batholiichen Kamilie drei Gü­­ter gefihert: Die eheliche Treue, Die Saftramente und das Kind, — Redner legte hierauf noch die Richtlinien der Kin­­dererziehung feit. — Die Rede erntete rei­­hen Beihall. Zum Schluß hielt noch Dr. Ilm Imre über die Whtung vor der Autorität eine Iihwungoolie Rede. Damit wurde die Berjammlung geichloffen. PER N: FIRE REN ”* ee einer

Next