Oedenburger Zeitung, Mai 1933 (Jahrgang 66, nr. 98-122)

1933-05-02 / nr. 98

" . EN REM PO BE Oedenb IIIIlIIIIIIlIIllIIIIIIIIIIlllllllllcutlslllllll-·tIIIIIIIIIIIIIIIIlIIi-·.tII Verwaltung:Oedenburg,Deåkplatz56,Anruf:19. AnzeigensundUbonnementssUnnahme.Bezugsprei5: Znonatlich2.80Pengö(samtzustellungin5Hau5). 66. Sahıg. Folge 98. Taqmnu fü olle stünde Mes SchriftleitungxOedenburg,Deåkplatz56,21nruf:19. GelangtmitUuSnahmevonSonn-undFeiertagen Uhr (15 Uhr) zur Ausgabe. dienstag, 2. Mai 1933. Ginzelblatt: 12 Heller. Wllllljalllllllksllh täglich nachmittags 5 us Urteil negen Den Rronten­­führer It. Marel, Der Hadverratsprogeß,. dev . vor dem Belgrader Ausnahmsgerihti gegen den Führer der Kroaten Dr. Vladfo Macef durdgeführt wurde, hat neue Beweije für die Unhaltbarkeit der gegenwärtigen Zus ftände in ISugojlawien wie fürn die zuneh­­mende Schwäche und Unfiherheitl des Bel­­grader Regimes erbradt. Die Anklage war erhoben worden we­­gen der Abfafjung der jogenannten Agra= mer Bunttationen vom 7, November 1932 und wegen zweier Interviews Dr. Macefs, die im „Mancheiter Guardian“ und. im „Petit Barifien“ veröffentlicht wurden. Die Agramer Bunftationen wurden des­­halb infriminiert, weil in ihnen die Wie­­derherjtellung der politiihen Qage vor Dem 1. Dezember 1918 verlangt wurde, ». h. jenes Zuitandes, wo Kmomitien nach der LBostrennung vom der Deiterreichtich- Ungeriichen Monardie ein jelbitändiger und unebhängiger Staat war. Bei jeinem Verhör erklärte Dr. Mkıcef, die Beitrebungen, die froatiichen Vänder von Serbien loszuföjen, jeien im ganzen: froatiichen Volfe jo mächtig geworden, daß fi die politifchen Perjönlichkeiten Kroa­­tiens— Kroaten jowohl als auch Serben — genötigt jahen, eine Grundlage zu fin­­den, um dieje- jeparatütilche Volksitim­­mung mit der realen Tatjache des Beitan­­des eines jugohlawilchen Stwates in Ein­­fang zu bringen, dies um jo mehr, da jei­­tens der Froatiichen. Führung die Befürde tung beitand, daß die vom Froatijchen Volfe gewünschte - Lostrennung von Ger: bien zu einem Krieg führen tönnte. Dof­­tor Macef habe perjönfihi für die Qos­­trennung Kroatiens nicht Pro­­paganda gemacht, jondern nur feitges itellt, da das Froatiiche Volt in jeiner überwiegenden Mehrheit mon-einerStaats­­gemeinichaft mit Serbien nad) den Erfah rungen der legten 14 Jahre nichts mehr willen wolle. Er felbit Halte es für mög. lich, daß duch eine gründliche Aenderung der inneren Organijierung des jugojlawi­­ihen Staates diefen Tendengen des froati­­hen Volfes Einhalt geboten umd ber Staat noch gerettet! werden fünnite, Aus den Erklärungen Dr. Macefs geht hervor, dat die Führer des Froatiichen Bolfes in Toyaljter MWeije beitrebt waren, in elfter Stunde einen Meg zu weijen, auf dem eine Aenderung der einer Ratajtrophe enigegentreibenden, in aller Welt befann­­ten. Zuftände im JSugoflawien Herbeige­­führt werden förnnte. Das Belgrader Re­­oime hat aber dur die Erhebung der An­­floge und die Verurteilung Dr. Macefs den Beweis geliefert, daß es nicht bereit tt, den Kompromikplan der Führer der Kroaten und Serben in den froatifchen Ländern angunehmen, jondern daß es auf eine gewaltiame Austragung der Gegen­­läge antommen Jajjen will. Rum it Dof­­tor Miacef, der erite Führer derKroaten, duch das Urteil des Belgrader Ausnahms­­gerichtes aus der hochgehenden politiichen Bewegung des Froatiihen Volkes für län­­gere Zeit ausgejichaltet. Es dürfte ich aber über furz oder lang erweilen, daß Belgrad damit dem jugollawiichen Staat jelbit den Ihlechtejten Dienjt erwiehen hat. % Yemonftrationspläne der Buda­­peiter Kommunilten. Die Oberitadit- Budapeit, 1. Mail hauptmannichaft,;, die in Erfahrung ge bracht Hatte, daß von jeiten verichiedener fommuniltiicher Gruppen die Barole aus­­gegeben wurde, am 1, Mai Demon-|jhem Inhalt beihlagnahmt. gemacht, dann zwanzig im Haft genom= men und gegen dreißig Das Berfahren ein­­geleitet. In einer Druderei wurden meh­­| tere taufjend Flugzeitel mit aufrührert- Die Polizei ftradionen zw veranftalten, hat Fünf­­| wird auch den ganzen heutigen Tag Hin­­sig Rommumisten zur Polizei ftellig ‚dur in Bereitichaft fein. Annahme des snilntionsgejekes im amerilaniichen Senat. Wajhington, 1, Mai. Der Senat bat Das gejamte Projebt ver Inflationsbill (Einführung der Doppelwährung und Herabjegung des Dollarwertes bis auf, 50 Prozent des Goldiwertes) angenommen, Serner hat der Senat den Zujagan­­trag zum Inflattonsgeiet, wonad Präji­­dent Roojevelt ermächtigt wird, die Kriegsihuldenzahlungen : innerhalb der nädhjiten jechs Monae bis zu einem Betrag von 200 Millionen Dollar in Silber ent­­gegenzunehmen, gebilligt. Auf Grund diefer geieglichen Beitim­­mung fan praßtiich die gejamte Kriegs- Ihuldenrate vom Juni (144 Millionen Dollar) von den Schuldnnern der Vereinig­­ten Staaten in Silber bezahlt werden, Die vom Senat mit 63 gegen 21 Stim­­men angenommene Inflationsporlage er­­mädtigt den Präfidenten, den Goldgehalt des Dollars bis zw 50 Prozent herabzujet­­zen, ferner zur freien Yusprägung von Silbermüngen und zur Ausgabe vom drei Milliarden Dollar newer Bantnoten, und ihlieglih zu einer Kreditausweitung müt Hilfe der Kederal Rejerve-Banten durd Emiffion von Chagiheinen der Vereinig­­ten Staaten in der Höhe von. drei Mil­­karden Dollar. Tor wichtigen Entjheidungen. Ein Berichterjtatter der Agentur Radio in Walhington meldet Neinem Blatt im Paris, in der Krage der Währungsitabili­­fierung Deute alles darauf Hin, daß Die amerifanilche Regierung jobald als möge lich aus der gegenpärtigen unficherernn Lage herausfommen wolle Mean müjje daher mit bedeutenden Enticheidungen im dem näditen Tagen reinen. reignhre Gefängnis für Denstrontenführer Dasel Belgrad, 1. Mai. Der Gerichtshof zum Schuß des Staates hat im Prozeh ge= gen Dr. Mwcet das Urteil gefällt. Dof­­tor Macet wurde zu drei Sahren Gejängnis verurteilt. In der Begründung des Urteils Heißt es: Dr, Macef tt jhuldig, weil er vom 5. bis 10, November 1932 an der Zujammen­­tellung und jchriftlichen Verfajjung der befannten Rejolution beteiligt war, in der angeitrebt worden war, bei anderen die Veberzeugung und die Dispofition herpor­­zurufen, daß ein Teil Iugollawiens vom der Gejamtheit als jelbitändiger Stwat losgetrennt werde. Hiedunch Hat fich Doktor Macef des Verbrechens nach dem Gejeh über den Schuß der öffentlichen Sicherheit und Ordnung, Artikel 3, Ihuldig gemacht. Das Urteil wurde ohne jede Kundgebung. zur Kenntnis genommen. die Geliebte des Rözja war, nach Deden­­burg gebracht, und in ihrer Wohnung ver: tet. Die Verteilung der Hlugihriften in den umliegenden Gemeinden bejorgten jodanm die übrigen Mitglieder der Rom: munsijterigruppe. Rözja gab ferner an, daB er mit der Wiener Rommuniftenpar­­ter tändig forrejpondierte. Die Geheim­­befehle wurden in den Briefen mit chemi= iher Tinte. gejchrieben und waren für Uneingeweihte unlejerlih. Rözla, der ge­­fündig it und jtolz erklärt, ein Kommunijt zu jein, gab auch zu Protokoll, daß jeine Gruppe auf den Minijterpräfi= deniten Julius Gömbös ein Bombenat­­tentat plante, Wls jeinerzeit die Nahricht verbreitet wurde, da der Miniiterpräfi­­dent während feiner Propagandareiie auch Dedenburg aufiwhen werde, fakte man den Plan, in den KRaftnojaal, wo voraus­­fichtlihH der Minifterpräfident eine Rede halten werde, eineBombe einzufhmuggeln, die man zu einer beitimmten Stunde zur Erplofion gebracht hätte, Dat diejes Vor­­haben nicht ausgeführt wurde, ifb dem zu verdanken, daß der Miniiterpräfident nicht mach Dedenburg fam. Auf eine Anfrage des Leiters der Kriminalabteilung ver hiefigen Stawtspoligei Dr. Stadler gab Rözja noch befannt, da en die Bombe aus Wien beichaffiti hätte, vom wo er auch jeitweile Geld erhielt. Rözia gab im weiteren Berkaufe jeines VBerhörs auch an, daß er jeit Monaten un­­ermüdlich beitrebt war, in Dedenburg für jeine Gruppe Mitglieder angumerben. Bon den Einheimiiden war hiezu miemand zu haben, bloß zugereiite Ortsfremde, meiftens Taglöhner, die jih vor einigen Jahren in Dedenburg niederließen und ningends Arbeit finden fonnten: Verhaftet find außer Rözja noch: jeine Geliebte, die gejchiedene Frau Karl Knabel, geb Anna Bencsif aus 2500; ferner der jährige Taglöhner Anı dreass Nagy, der Mährige KRutjcher rang Szijjardd, der jährige Tag­­löhmer Iohann Szalay, den 30jährige Rauchfangfehrergehiffe Iohann Ben­­este (Rövö) und der jährige Hilfar­­beiter Iohann Babos, Die Verhafteten, die alle geitändig find, wurden Heute dev Dedenburger Staatsanwaltichaft eingelie­­tert. Der Dedenburger Polizei ift zw ihrer erfolgreichen Arbeit zu gratulieren! Beratung von Rommuniiten in Yedenburg. Bon 11 Berhaiteten wurden bier wieder entlaflen. — der Führer der Kommuniften plante ein Bombenattentat auf den Minifterpräfidenten. Dedenbung, 1. Mai. Mie erinnerlich, wurden vor mehreren Mochen in einigen Gemeinden des Deden­­burger Bezirkes fommuniftiiche Ylugjchrif­­ten verteilt. Die Gendarmerie forjchte un­­ermüdlich nach Der Verteilung der Flug- Ihriften und nachdem die Spuren nach Dedenburg führten, beteiligten fih an den Nahforihungen auch die Mitglieder der Deteftivgruppe der Hiefigen Staatspolizei. Dabei wurde feitgeitellt, daß im unjerer Stadt, eine fommuniftiiche Bewegung im Zuge ijt, die von der fam. Partei im Wien unterjtügt wird, Um alle Mitglieder der hiefigen KRommunijtengruppe fajlen zu fönnen, ging man mit größter VBorficht zu Merf. Es herrichte über die Angelegenheit gröhtes Geheimnis, jelbit Die Prejjeleute ahnten nur, daß etwas Großes im Zuge jei. Gegen die Kommuniiten Ichritt Die Po­­liget Samstag überrajchend ein, machden zur Verhaftung genügend Beweije »or­­­­handen waren. Es wurden eli Perjonen, darunter auch eine geichiedene rau, ver­­haftet, Nach ihren Einvernahme wurden vier Verhaftete wieder auf freien Fuß ges legt, nachdem fich erwiejen hatte, daß, fie on der fommuntjtiichen Bewegung aktiv nücht teilgeniommen haben. Unter den Verhafteten befindet fi auch der Führer der Hiefigen Kommus nijtengruppe, der 24jährige Taglühner Solef Rözsa aus KRecsfemet Er Hießt füch jeit Monaten in unjever Stadt auf und wohnte zuleßt als Untermieter in der Shlippergajje. Er geitanid bei, jei­­nem Berhör ein, daß er die fommuniiti­­ihen Slugichriften mittels Eifenbahm von Mien nadı Dedenburg brachte. Die Flug­­ihriften, die jtets in einem Rudiad ver­­padt waren, warf er auf dev Eifenbahn­­itvede zwilichen Ygendorf und Deden­­burg aus dem fahrenden Eijenbahnzug. Der Rudjat wurde jodann jamt Inhalt Unter den Notjtandsattionen, die von der ölterreichiichen Regierung zweds Behe­­bung der Urbeitslofigfeit geplant werden, befindet fi — wie in unjerer Samstag. nummer bereits berichtet — aud ein Pro­­jeft der Trodenlegung des Neufiedlerjees. Zu diefem Plan Fnüpft die „Neue MWein-Zeitung“ Yolgende nicht unterichüt­­bare Bemertung: „Es joll bei diejer Ge­­legenheit nicht verabjäumt werden, darauf aufmerfjam zu machen, daß burgenländi- Ihe Weinbaufreile an diejer Yrage injo­­ferne Interejje nehmen, als eine VBerjchiie­­bung in den flimatiichen VBerhältniffen zum Nachteil des Meinbaues bei Troden­­legung des Neufiedlerjees befürchtet wird. Zweds Beruhigung der Gemüter wäre es wünjchenswert, wenn von öterreichilcher Regierungsieite entiprechende fachmänni= iche Erhebungen gepflogen und Aufflärun­­gen der burgenländilchen Weinbauinterej­­von einer Hiefigen geihiedenen Frau, die enter im diejer Frage erteilt würden.“ Zur Sroßenlegung des NeufielerieeS.

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