Oedenburger Zeitung, September 1933 (Jahrgang 66, nr. 198-222)

1933-09-01 / nr. 198

" = Verwaltung:Oedenburg,Deåkplatz56,Unruf:19. ’?,lnzejgen-undUbonnementssUnnahme.Bezugsprei5: «Monatlich2.80Pengö(samtzustellungin5Hau5). 66. Fahre. Folge 198. naavaiiuqiaexnuntixmex Tuavluufncaaeemuncch Schriftleitung: »Oedenburg, Deäfplat 56, Anruf: 19. Selangt mit Ausnahme. von Sonn: und Feiertagen 5 Uhr (15 Uhr) zur Ausgabe. Steitag, 1. September 1953. Einzeiblatt: 12 Heller. “ DAL BZ di Bolitihe Stifte. Wenn die Wogen politiiher Ereigniile, politiiher Krifen Hocdhgehen, jo entiteht eine politiiche Literatur, die oft vorhande­­nes Bedürfnis befriedigt, oft aber weit darüber hinausgeht und eigentlich über­­iiffig it. Mir Haben es auch hier mit der Erjigeinung von Nachfrage und Angebot zu tun, bio daß die Schriftitellen nicht immer wiljen, wie weit die effeftive Nad­­frage reicht, ob fie auch für ihre Arbeit vorhanden it? Wer fi der politilchen Literatur in jo Frilenhaften Zeiten bedie­­nen will, um tieferen Einblid in die Pro­­bleme der Gegenwart zu gewinnen, hat es taher nicht leicht, fich das richtige. Mia­­terial auszjujwhen. Die beiden Hier zu beiprehienden Werfe — das fann vorweg­­genommen werden — find nicht überflülli­­gerweile auf dem Bürhermarft gelangt. Rad der Arbeit Iojef BPapeid: Fei­­jeln um Deiterreidi (Hanjeatilde Berlagsanitalt, Hamburg) wird gerade in diejen Tagen Jicherlich oft gegriffen wer­­den. Denn man möchte doch willen, wie es mit. den tiefiten Tiefen des öfterreichi­­ihen Broblems beitellt it, It das, was die Tagespolitif am: die Oberfläche bringt, das ölterreihiige Problem, oder jieht es bei näherer Betrachtung, bei tieferer Ein- Pringung anders aus?. Heute wird uns Deiterteih als ein deutjcher Staat mit beionderer Mijjion in. Südojt­­europa vorgeführt, der eben um dieje Mij­­fon: erfüllen zu, fünnen, für ewige Zeiten unabhängig und jelbjtändig ‚bleiben muß. In der Tagespolitit erleben wir eine Renailiance des alten ölterreichiichen Staats: und Volksgedanfens. Die alten Uniformen wurden eingeführt, die Herr: lichkeit aus der ruhmreihen Keaijerzeit wird. der Benölterung vorgeführt. Ift dies das eigentliche, wahre Deiterreih? Pa­­peih it nicht Diefer Meinung. - Er lagt, es.habe niemals einen ölterreihijchen Staatsgedanfen gegeben, denn diejes Land war die deutiche Oftmarf. Ein ölterreichi- Ihes Volf fennt er jhon gar nicht. Die Bevölferung Dejterreihs ijt ein deuticher Stamm, wie die aahlreihen übrigen im Reiche lebenden Ddeutjchen Stämme, die alle den einen gleichen unteilbaren deut ihen Volfsgedanten in fi tragen. Wir tehen, Papeich it ein Anhänger des An- Ichluljes, er verurteilt die zahlreihen Ver­­fuche, die gemacht werden, um Deiterreich irgendeinem Staatenblod einzunverleiben und jo den Anflug zu verhindern. Das Werf von Walter Hagemann: Die Revijlion marjhiert! (Carl Hey­­manns Berlag, Berlin) ift ebenfalls den drängenditen außenpolitiichen Fragen der Gegenwart gewidmet. Ihn interejfiert das zufünitige Schidjal des Deutichen Reiches und des Vertrages von Verfailles, Er arbeitet mit joziologifchen Mitteln, Die neue Aukenpolitit muß aus dem Bolfstum fommen. „Außenpolitif ‘ ann nur Sade eines erfül­­‚Ten fann, wenn man dem fremden Volfs­­tum nidt verfagt, was man für ganaen Volkes die au) wir garn nur zu oft zu hören befommen. Das beengte Staatsdenfen mu dem breiteren Bolfstumdenten Raum geben. Mit ande­­tem Morten: Deutjchland mu über die Staatsgrenzen hinaus auh vom Stand­­punkt feiner in Europa zeritreuten Min­­derheiten Politif machen. Cine Yorde­­tung, die in gleicherweije auch für Ungarn Gültigkeit hat. Schön drüdt er fi aus, wo er jagt, daß der Volfstumsbegriff nur dann jeine übernationafe Aufgabe fein.“ Eine Thefe, in Un­­ Bermegener Hanpftreih gegen das sunsbruder Gefängnis. Berlleidete Nationalfozieliften befreiten einen verhaiteten Ganleiter. die Gefangenhausbeamten überfallen, geichlagen und dloroformiert. Aus: Wien wird berichtet: Drei Innshbruder Nationaljogialiiten Haben ıge= itern nacht Das Gefangenhaus des dortigen Sandesgerichtes überfallen und den in Haft befindlihen Gauführer Franz 90- fer entführt: Weber den Handitreich Tie­­gen die folgenden Meldungen vor: Die Torwädhter überwältigt. Kurz vor 1 Uhr morgens erihienen an der feinen Einlahpforte im Gefangen­­baus zwei Heimwerhmänner, Sie eskor­­tierten einen gefejjelten Gefangenen. Auf ihr Läuten wurde ihnen geöffnet. Die Ajiiitenzmänner erflärten dem dienittuen­­den Beamten, dem Kontrollor Zeilberger, daß fie den Auftrag Hätten, den Verhafte­­ten ins Landesgericht einzuliefern. Ohne jeden Verdacht lieh der Phürtner die drei Männer eintreten und Dachte nicht einmal daran, nadhzujehen, ob fie aud das Ab­­zeichen der Hilfspolizei amgeitedt hatten. Kaum waren die drei Männer im Innern des Gefaitgenhaufes, als jte die Tür zit, Ihlugen und den Torwächter übermältig­­ten. Er wurde zw Boden geichlagen, hatte aber noch Zeit, die Alarmglode zu er­­reichen und den. zweiten Ddienjthabenden Beamten zu alarmieren. Die drei Nationalfozialiiten bemärhtig­­ten fich der Schlüffel zu den Jellen und drangen im Gefangenhaus weiter vor. Die Häftlinge erhoben darauf ein wüiltes Gejhrei, das weit in der Umgebung des Sandesgerichtes zu Hören war. Sie glaub­­ten, daß fie alle aus ihren Zellen. befreit würden. Als fi der. zweite Beamte, der Kontrollor Bergler, den Eindringlingen entgegenitellte, wurde er ebenfalls über­­wöältigt und durch einen mit Chloroform getränften Mattebaufch betäubt. Die Ge­­walttäter öffneten hierauf die Zelle Ho­­jers und hefreiten ihn. Sie begaben fidh dann in die Wohnung des Kerfermeiiters, der nicht anwejend war. Gie hielten der zu Tode erjchrodenen Frau einen Revol­­ver vor und jwangen jie.zur Ausfolgung der lüljel zum Ausgang aus dem Ge­­füngnis. Dann verliefen die drei Müän­­ner mit Hofer das Gebäude, beitiegen ein bereititehendes Auto und fuhren in jhärf­­tem Tempo davon. Die Verfolgung, Die Siherheitsbehörden wurden jojort alarmiert und Tießen alle Grenzitragen perren. Von Innsbrud aus fuhren Autos mit Gendarmen und Boliziften gegen die Grengorte. In der Nähe von Matrei, auf der Brenneritraße, jtellte ein Gendarm das rajend dahinfahrende Auto. Gs blieb jedoch nicht Stehen, worauf der Gendarm dem Magen nahlhoß. Später wurde das Auto leer auf der Brenneritrage zwilhen Steinah und Gries aufgefunden. Blut! jpuren im Innern des Wagens und auf der Strafe deuten darauf hin, daß dur die Schüfje des Gendarmen vein Infalje verlegt worden jein muß. * Gauleiter Hofer wahrjheintiih jhon auf italienijchem Boden. Die „Korreipondenz Herzog“ meldet aus Innsbrud: Trog der fieberhajten Sude nad dem von zwei Nationaljozia­­liiten in Heimwehruniform entführten ehe­­maligen Gauleiter Franz Hofer, an der fi eine große Anzahl von Gendarmen und Heimmwehrleuten mit Bolizeihunden betei- Tigten, ijt es nicht gelungen, der Flütigen Habkaft zu werden. Daadie ganze Grenze von den behördliden Organen abgeitreift wurde und auch die Wälder einer genauen Durhjuhung unterzogen wurden, gilt es als äußert wahricheinfich, dak den Flüdh­­tigen der kurze Vorjprung von fünf Mi­­nuten vor ihren Verfolgern genügt: hat, die Htakienilde Grenze auf einem Gebirgs­­piad zu überfchreiten. Majienverhaftungen in ISnnsbrud, Geitern wurden in Innsbrud, Hötting, Mühlau und anderen Orten gegen hundert NRationalfozialiiten verhaftet, um zu uns terjuchen,: ob von irgendeiner Geite Bei: Dilfe geleijtet worden jei. Borjihtsmahnahmen gegen Wieder: holungen, ISnnsbrud, 31. Auguft. Die Nah­­richten über die Entführung Hofers haben in. ganz Tirol ungeheures Aufjehen Here vorgerufen und zunädit außer. einer neu­­erlihen, ehe beträdtlichen BVerjtärfung aller Grengpoiten, insbejondere gegen Bayern, auch zw einer vom. Landesjicher­­heitsdireftor. Dr, „Steidle., verfügten rigo­­tojen Ueberwarhung aller noch in Haft befindlichen. , Nationaljozialiiten geführt, da weitere Handitreiche nicht ausgeiglofien ericheinen. · . s | Beiuhb des ungeriichen Sandelsminifters in SYeiter: reich und in Der Gehiweiz. Aus Budapeft wird gemeldet: Wie berichtet, begibt fh Ende diejer Moe Handelsminifter Habinyi auf eine Stu­­dienreile nad Defterreih und in die Schweiz. Ueber den Zwei diejer Reije teilte Minilter Yabinyi mit: „sn den näkhiten Tagen teile ich nach Deiterreih, wo. ich vor allem) die bisheri­­gen Fortichritte der öfterreichiichen Elek trifizierung jtudieren werde. Bejonders die Tauerndbahn und das Dazu gehörige Kraftwerk werde ift ‚gründlich befichtigen lowie das Stubahwerf. Im Zufammen­­bang mit diejen Yragen möchte ich jelbft­­verjtändlic hinfichtlich der Elektrifizierung der Gtrede Hegyeshalom--Wien Beipre- Hungen pflegen. Dieje Erörterungen be= gannen Ihon in Budapeft mit Bundes: minijter Stodinger. Wir jegen die Be- Iprehungen fort, um eheitens Ergebniiie zu erzielen und die Reife zwiichen Wien und Budapeit abzufürzen. Sn der Schweiz möhte ih u, a. den Mettbewerb zwijchen Auto und Eijenbahn tudieren. Die Chweizer Bahnen beab­­fichtigen bahnbreende Newerungen zur Löjung diejes jchweren Problems. Das­­jelbe wird auch in Deiterreih verfunht. Von beiden Seiten wird der ungarifche Verjuch, zur. Löjung diefer Frage durch | Vereinigung der Autotransportunterneh: | mungen in einen Verband: mit großer Aufmerfjamteit verfolgt.“ Der Minijter erflärte: fchlieklih, dag (WERE EEE SET ZI EISEN ERDE TER BERNER EEE ET 0 0 RL TEE TET TEE TEEN BELIEBT EEE TEEN TESTEN dDaseigenefordert Ein Sat, den jo. mande, die glauben, den Volfstumsge­­danken in voller Reinheit in fi verför­­vert zw haben, beherzigen mögen. Viel beiakt fi Hagemann. mit Südojteurone, wo er Deutichland und dem Deutjchtum nad eine große Milfton zujchreibt. Und die Löfung? Nun, dafür hat au er fein anderes Rezept, als jo viele vor ihm. Ein ‚europäilher Bölferbund, der auf AWb­­rültung und Gleichberedtigung und nicht auf der VBorherrihaft irgendeiner Macht | beruhen muß. Ein folder Völferbund wird erit ein brauchbares Revifionsinitrument werben. Arpad Töräf. ® Bias: BER sssssxksswspsswsssfswwsms ON feineAugslsandsreiTeungefährzweiWochen dauern werde. % Minitterpräfident Gömbös in Iadolce. Yus. Budapejt wird berichtet: Ge­­tern vormittag weilte Minijterpräfident Sulius Gömbös in Tapolce, um die von Elementarihäden heimgefuhte Bu- Dacsonyger Gegend zu beiuchen und die Wünjche der Bevölferung entgegenzu­­nehmen. Der Minijterpräfident wurde von einer aus mehreren Hundert Mitglie­­dem bejtehenden Abordnung erwartet, Nach der Begrükungsanipradhe des Sefre­­tärs der Tapolcaer Bartei der Nationalen Einheit Dr. Handlery verf der Mi: nifterpräfident, Da die Regierung nad) Mahgabe ihrer finanziellen Leiltungsfähig­­feit den gejhädigten Landwirten beiltehen werde. Dann begab fih der Minifterpräfident nach dem St. Georgs-Berg, wo er die vom Hagel heimgejugten Gegenden befichtigte und die Wünfhe der Berölferung ent­­gegennahm. * Sürft Starhemberg in Rom. Aus Wien fommt die Meldung: Auf Einladung der Taihiftiihen Partei Ita­­liens ijt gejitern um S Uhr früh der Bun­­‚desführer des ölterreichiihen Heimat­­ihußes, Fürft ER. Starhemberg, in Begleitung jeines Mdjutanten, Haupt: mann Reihel-Erlenhorjt, mit dem Parteijefretär für Defterreich der Tafhiiti- Ihen Rarter, Dr, Eugenio Morreale, in einem GSonderfluggeug nah Rom ge­­jtartet und dort pünftlih um 2 Uhr nad mittags gelandet. Der Bundesführer wird jeinen römijhen Aufenthalt dazu benüt­­zen, um dem italtenifchen Regierungschet feine Aufwartung zu machen. ER: wa

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