Oedenburger Zeitung, Januar 1934 (Jahrgang 67, nr. 1-24)

1934-01-03 / nr. 1

II is«. . » Verwaltuyg:«0edenburg,Deäkplatz56,Anrufj-19. AnzeigensundUbonnementsiAnnahme.Bezug-pfei-: Monätlich«2.80«Pengö(sathust-llanginssit-) 67. Jahrg. Folge 1. Rs? 9 LHH SOPRO Kr Schriftleitung: Dedenburg, Deäfplat 56, Anruf: 19. Zonblatt für nle etünde täglich mit Ausnahme von Sonn: und Seiertagen 3 Uhr (15 Uhr) zur Ausgabe. Mittwoh, 3. Januar 1934. Einzelblatt: 12 Heller. Unabbüngiges volitiihes Gelangt nachmittags Kriegsausbruch zwilchen Nukland und yapan? Aus London wird berichtet: Der| diplomatijche Korrejpondent der „News ı of the World“ berichtet, dak in diploma­­tiihen Kreijen Londons das Gerüdht im Umlauf gemwejen jei, Tapan Habe Ruk­­land den Krieg erklärt. Das Gerüdt jei allerdings jpäter Durh eine Mosfauer Meldung dementiert worden. Dieje Mel­­dung unterjtreihe jedoch Den auferge­­wöhnlihen Ernjt der Lage. Während Somwjeirußland bisher geduldig die japa= nie Nadeljtihpolitif eriragen hätte ’ habe es jebt den Ton geändert, was of­­fenbar darauf zuridjuführen jei, da es auf Grund der neuen Freundichaft mit den Bereinigten Staaten auf eine Verjorgung mit Geld und Munition aus Amerika rechnen zu fönnen glaubt. „Sunday Erprei“ fügt Hinzu, der ruj­­fiih-japaniihe Krieg werde zum erjten­­mal Gelegenheit bieten, den militärijchen MWert der Lujtitreitfräfte im Kampfe ge­­gen Kriegsihiffe und Transporte zu er­­proben. r Li ;Wanntuuqeumveckacannis ten 0 Vom Geheimen Kat Dr, Gujtav Gras, Minilter des Meußern a. D. Auf dem Schadhbrett der europäijchen Politif haben ficy die Stellungen in der jüngften Zeit merflich verfhoben. Unter den Wandlungen, die eingetreten find, befinden jich auch jolche, die für Ungarn günftig find. Die Beivegung für eine Re­­vifion des Friedens von Trianon hat an Ausdehnung, Intenfität und Schwung: fraft zugenommen. Much in Ländern, die diejer Bewegung bisher faum Beachtung ichenften und ihr feine bejondere Wic­­tigfeit beimaßen, erheben fi allmählich Stimmen, die zum mindejten zeigen, daß fi die Frage der Revifion des Friedens­­vertrages don Trianon und einer Kor­­reftur der in diefem Vertrag gezogenen Grenzen Ungarns zu einem ernten Pro­­blem der europäifchen Bolitif durchgurin­­gen beginnt. Die großen Gegenspieler in der euro­­pätfchen Bolitif find derzeit mehr als je zubor Franfreih und Deutfchland. In beiden Ländern bat fich die Xage im Laufe der Ietten Jahre von Grund auf verändert. Tranfreih mußte die Erfahrung ma­­chen, daß jein in den Friedensverträgen zur Niederhaltung Deutichlandg aufge­­richtete Syitem nahezu vollitändig in Stüde gejehlagen wurde. Diejes Syitem beitand in der Abrüftung Deutjchlands, in den Deutichland gegenüber erhobenen untragbaren Reparationsforderungen und in dem Recht auf Bejegung gewiffer Zeile Deutjchlands für den Fall, daß Deutihland diefen Reparationsverpflid­­tungen nicht nadhfommt. Der Gedanfen­­gang derjenigen, Die Diejes teuflifche Spyitem erfonnen und in den Friedens­­verträgen verivirflicht haben, war unge­­fähr der folgende: Deutfchland mird mehr zu zahlen haben, al3 e8 zahlen fann, daher wird immer, wenn dies die Sntereffen jeiner Gegner e8 erfordern, ein Anlaß zur Bejegung diefer Gebiete gegeben jein, und da Deutjchland infolge jeiner Abrüftung fich dagegen nicht zur Wehr jegen fann, jo wird e8 ih dem Willen jeiner Gegner immer gefügig er­­weifen müffen. Die Urheber diejes Sy­­item8& haben nicht daran gedacht, daß die Niederhaltung Deutjchlands auf diejem Wege nur. dann gelingen kann, wenn jene Kriegsmentalität, die zur Zeit des Sriedensichluffes bei den jtegreichen Mächten herrichte, perpeturiert merden fann. Das var aber nicht der Fall, und jene Prüfungen, die die dauernde Auf­­rechterhaltung der Kriegsmentalität für die Welt und bejonders für Europa be­­deutet hätte, ift ung glücflicheriweife er­­ipart geblieben. Frankreich hat einen Verjuch mit der Bejegung deuticher Ge­­biete gemacht, aber den Zwed, Deutich­­land dadurh mürbe zu machen, hat e8 nicht erreicht, im Gegenteil, gerade die durh NRuhrbejegung aufgewühlten des deutfchen legten Jahre ftattgefunden hat, am wirf­­; Set famften gefördert. lien Zahlungsverpflichtungen ließen fich wegen der großen Störungen, die da­­dureh ii der Weltiwirtfchaft eingetreten und fie mußten im vorigen Jahre im Vertrag nicht aufrechterhalten, werden. fampft Franfreid, aller Wahr- | Icheinlichfeit nach vergebens, um den Iet- Pfeiler de zur Niederhaltung Deutichlands aufgerichteten Syitems: um die Sicherung der Difparität zwifchen den militärifhen Kräften Franfreichg und Deutichlands. Aber auch diefer Pfei­­fer zeigt bereit8 brüchige Stellen, feit im Dezember des Jahres 1932 der Grund­­jag der militärifchen Gleihberedhtigung Deutjchlands wenigitens im Prinzip an­­daher dor völlig neuen Entfchliegungen. die nationalen Empfindungen Volfes burt, haben jene die Deutjchen Reich so. nationale Wiederge­­Aberauchdiedem | ;iparen, in Deutfchland im Laufe der von Laujanne auferlegten unerträg­­| ten fallen gelafjen Anghelescen Nachiolger Yucas. Aus Bularejit wind berichtet: Die neue rumänilhe Regierung ijt bereits ge­­bildet worden. Der König hat das Äältejte Mitglied des Kabinetts Duca, den bis­­berigen Unterrichtsminijter Dr. Conitan­­tin Anghelescu, mit der Bildung, der neuen Regierung betraut. Anghelescu hat das Kabinett zur Gänze in feiner bisherigen Zujammenjegung belajien. Im Laufe des Sonntags und des Montags find mehr als 200.000 Menichen vor dem im Athenäum aufgebahrten Sarg Ducas vorübergezogen. Während des ganzen Tages jtanden immer Taujende vor dem Gebäude angeitellt, da nur Gruppen von je zehn Perjonen in das Palais hineingelajien wurden. Auf Grund des verhängten Belage­­rungszujtandes hat das Militärfommando angeordnet, dak alle Bewohner, die MWaf­­fen bejien, dieje bis 2. Ianuar abliefern müjlen. Das Tragen von Uniformen und privaten Abzeichen jowie alle öffentlichen VBerjammlungen, Kundgebungen und Umzüge find unterjagt. Im ganzen Qand wurde die Prejjezenjur eingeführt. den Gatten ermordet und zeritüdelt. Aus Budapejt wird berichtet: Die ungarilche Deffentlichkeit, die lange dur den Muttermord in der Familie des Uni: verjitätsprofejlors Zemplen in Atem ge­­balten wurde, ift durd die beitialiiche Untat einer lager Selhermeiitersirau von neuem aufgerüttelt worden. In Wj­­pejt find in einem Klojett und im Kanal Beine und andere Teile einer männlichen Leiche gefunden worden. Die eingeleitete Unterjuhung ergab, daß es fi um die Ermordung des jeit einigen Tagen ab­­gängigen jährigen Selhermeijters Ste­­fan Bognär aus Alag handle, der angeblih von jeiner Frau ermordet und dann zerjtüdelt wurde. Die Frau des GSelchermeiiters wurde in Haft genommen. Sie Teugnete anfangs die blutige Tat, Tegte aber Sonntag ein Geitändnis ab. Sie gab zu Protofolf, dak fie vergangene Wohe mit ihrem Gatten wegen eines Geldbetrages in Streit geraten jei. Es fam zu einem Handgemenge, wobei der Geldhermeiiter einen Revolver zog. Sie wand ihm die Maffe aus der Hand und jagte ihm eine Kugel in den Kopf. Der Chu war töd­­lih. Später zeritüdelte fie den Leichnam und verjuhte die Fleilhitüde und Glied­­maßen an verjchiedenen Gegenden zu ver­­bergen. Die Gattenmörderin wurde der Staatsanwaltihaft eingeliefert. — ‚Bei einer Hausdurhjuhung fond man unter den Korrejpondenzen der Frau Briefe eines Budapeiter Heiratsver:iritt­­iurgsamtes, aus denen herostgeht, daR Frau Bognar — die mit ihrem Gatten in Zwiltigfeit Iebte — fidy bereiis jeit lärge­­ter Zeit mit Heiratsabfihten beiakte. Es tjt nicht ausgefchloffen, Dak fie ihren Gat­­ten deshalb ermordete, um deilen Ver­­mögen zu erben und neuerlich heiraten zu können. Die Unterfuhrng wird fort­­gejett: Muttermord eines Bürger ülers. Aus Budapejt wird gemeldet: Der Hall Zemplen Hat allzu rajch eine Nach­­ahbmung gefunden. Sn Dunavecse erihlug ein vierzehnjährigen Bürgerjhü­­ler mit einer Axt jeine Mutter, die ihn mighandelte und nach dem vor kurzem er­­folgten Tode ihres Mannes jih wieder verehelichen wollte. Die lebensgefährlich verlegte Frau Iiegt im Sterben, ihr Sohn it verhaftet worden. RETTET a pr De Ein Flugzeug mit zehn öniaflen verbrannt. erfannt werden mußte. Tranfreich jteht | Aus Brüjjel wind beridtet: Ein engliihes Flugzeug der Linie Köln— London, das zehn Perjonen, darunter acht Pallagiere, an Bord Hatte, jtieg im dichten Nebel an eine Antenne der Ra­­diojtation von Ruijjelede, ftürzte ab und geriet in Brand. Alle zehn Injaffen fa­­men ums Leben. Paris, 2. Jan. Bei Athis-Mons in der Nähe von Paris ijt ein Flugzeug aus unbefannter Urjache abgejtürzt. Der Pi­­!ot war jofort tot. Der einzige FZahrgalt itarb bald nad dem Unfall. TEREEETEEESETKEEBEEREn Bloffen. Die höflihen Beamten. In den leh­­ten Wochen verhandelte man im Abge­­ordnetenhaus wie auch im Oberhaus die Venfionsvorlage. Es handelt fih darin um das Schiejal der Beamten und jo wird, wie jich das bei jolcher Gelegenheit ichon gebührt, viel Gutes und Chünes über das Beamtentum gejagt. Das umjo mehr, als das neue Gejeg nit gerade viel Gutes für die Beamtenichaft enthält. Auh Finanzminifter Imredy hat mand gute Worte für die Beamten gefunden. Da er aber nicht nur Vertreter der Be­­amtenjcdaft, jondern audi des, fteuerzahs enden PBublitums ift, mußte: er auf auf einen Heinen Schönheitsjehfer gewiller Beamten hHinweilen. Es gibt nämlid auh Beamte, die allerlei gute Cigen­­ihaften bejigen, blok mit dem Publifum nicht genug höflich umgehen fönnen, Er legt es der Beamtenichaft übrigens auch nahe, in diejen jchweren Zeiten dem Rublifum gegenüber geiteigerte Höflich­­feit und Zuvorfbommenheit zw befunden. Was joll man aber mit einem Beamten, jagt er, der weder mit dem Bublifum umgehen, noch auf einen anderen Plaß geitellt werden fann, anderes anfangen, als ihn — penfionieren?! — Gehr erfreulich dieje Fürforge des Finanzmini­­ters Imredy für das Publifum. Damit aber die Wirkung des Penftonsgejeßes nicht ausbleibt, und audh die wenigen Beamten, die den Höhepunkt der Höflich­­feit noch nicht erflommen haben, ich diele ihre Pilicht tief ins Bewußtjein einprä­­gen, wäre es immerhin gut, auch dem PBublifum gleich tief ins Bewuhtjein zu prägen, dab es ein Nedht Darauf hat, vom Beamten Höflichkeit zu erwarten, a. t. Heujahtspehenfen über die Anigaben des Yedenburger Gemerbeberbandes, Bon Stefan Weidinger, geidhäfts­­führender Präjes des Dedenburger Ge­­werbeverbandes, Dedenburg, 2. Ian. Mit dem Rüdtritt des verdienftvollen Präjes Geza U. Szekely ift der Deden­­burger Gewerbeverband führerlos gewor­­den. Wohl ergeht man fi in makgeben­­den Kreilen der hiefigen Gewerbetreiben­­den betrefis der Perjon des zw erwählen-\ den VBerbandspräjes in mancherlei Roms binationen, doch will ih mich Ddermalen nit mit diejer Frage bejchäftigen, jon= dern die nächiten Aufgaben des Dedenbur­­ger Gewerbeverbandes jfizzieren, deren glükflihe Yöjung meines Eraditens nad) manches zu einer bejjeren Zufunft unje­­res Gewerbejtandes beitragen würde. So mu in erjter Linie der Dedenbur­­ger Gewerbeverband im Änterejje der Gewerbetreibenden unbedingt aufrerhter­­halten bleiben! Es gibt nämlich gewille ragen, deren Böjung einzig und allein dent Gewerbeverband zufteht, da: fich die Hantels, und Gewerbefammer und die Gewerbeforporation als gejegliche Imiti­­tutionen mit diejen nicht beichäftigen dürfen, da dies jtatutenwidrig wäre. Im allen anderen ragen wird der Gewerbe­­verband alles daranjegen — dies betone ich naddrüdlidit —, Ddieje beiden jo wich. | tigen Yaftore mit allen Kräften zu unter

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