Oedenburger Zeitung, April 1934 (Jahrgang 67, nr. 74-96)

1934-04-04 / nr. 74

ee .t Derwaltung: Oedenburg, Deäfplat 56, Anzeigen: und Abonnements:Innahme. Bezugspreis: Alonatlich 2.80 Pengd (jamt AZuftellung ins Haus). Fa \ a“ CHA SOPRONZ LILILLELTTLITELTTEITTEITTETTTELLTTESSALTLLEITT ALLEN Jonblatt für olle SLÄNDE DBOBBBBBHBREDURSTAEE Mittvodh, 4. April 1934. Ginzelblatt: 12 Heller. Anruf: 19. 67. Jahre. Folge 74. Inadhüngiges nOltühes Schriftleitung: Oedenburg, Deäfplag 56, Anruf: 19. Selangt mit Ausnahme von Sonn: und Seiertagen were nactmitass 5 une 5 um) zur Ausgabe Ye nalitiüihe Rage in Peutinälterreil). Bon unjerem Wiener Korrejpondenten. &s mutet fi heute nahezu Wunder - Dolljuß durh . mehr als Regierung ein Jahr nicht nur gehalten, jondern jogar, beieitigt hat, wenn man bedenkt, in welcher prebä­­ren Sitwation fie fü bei der. vor mehr als einem Iahr erfolgten Regierungsüber­­nahme befunden hat. Dolliug hat miht nur waußenpolitiich große Erfolge zu verzeichnen, jeine inner­­politijchen Erfolge find vielleicht nody be­­deutender. Er hat auch jeine Mitarbeiter gut ge­­wählt und führt jeft mit deren Hilfe einen Reinigungsprozek durd, der jchon jeit 15 Jahren dringend notwen­­dig war. Sämtlihe jozialdemokratiichen - Funftionäre, die vielfah Hohe Gehälter . bezögen hatten, find furgerhband auf die Straße gejeßt worden. Die Penfioniiten der zoten, ehemaligen Machthaber (nad dem non den Auftnobolichewifen gejchaffe­­nen Penftonsgejeg für Die Stadt Wien war jeder Stadtrat oder Gemeinderat, der eine Funktion hatte, nah zehn Jahren penfionsberechtigt und bezog eine Monats­­penfion von 800 Schilling) verloren ihre Venfion. In allen Kranfentajien, Ber­­fiherungsinitituten, Kürjorgeanitalten hat man verläßliche Leute Hineingejett. Aber auch gegen die Nationalfogialiften geht man jcharf voor. Bebanntlih find in Deiterreich viele Beamte, insbejondere Richter, national: jezialiftiich eingeitellt. Soweit es anging, werden dieje penfioniert oder verwarnt. Der Vizetanzler % ey griff bejonders ehrergiich ein. Alle Beamten und Funfktio­­näre, die fich während des Kebruarputiches Tau benommen hatten, wwrden oder wer­­den noch entjernt. &o zum Beilpiel wurde der Präfident der techmilchen Nothilfe, Oberit Baron VBrohasfe, den jeine nationallogialijti­­iche Gefinnung früher offen befundete und in den Febrwartagen nicht mit großem Eifer gewirft hat, von einem Tag auf den anderen ohne jedwere Abfertigung entlaj­­fen. Aud, einer ganzen Reihe anderer Funktionäre ift Dasjelbe Los widerfahren. Der Shuberungsprogek fjoll mod nicht beendet jein; offenbar will man nicht zu viel Staub aufwirbeln. Der Zulauf. zur veterländifhen Front it em folofialer: ein Beweis deifen, da Pie große Mafje gewöhnlich zu dem hält, der die Macht Hat. Die nationaljozialiftiihe Wartei ver­­hält fih in Anbetracht der Energie des Vizefanzlers Aukerit ruhige Am 12. Februar wurden zwei Rapierböllerwerfer, die offenbar von dem boljchewiftifchen Umjtwrzverjuh feine Kenntnis hatten, im dritten Bezirk, nachdem fie die Böller zur Erplofton gebraht hatten, von der Sicher­­beitswahe awf Der Stellenieder­­geihojfien. Seitdem hört man von diejem Unfug nichts mehr. DielegitiimistifchensKreisewittern wieder Miorgenluft und beginnen ihre Anhänger zu ralliieren. Leider haben fie feinerlei Ausfichten. So gutmütig und gemütlich der Mie­­ner it, Veränderungen irgendweldher Art liebt er nit. Er will „sei Ruah“ haben und daher bleibt er jett Republikaner. Eogar der Virefanzler Fey, der ein ausgeiprochener Momarhift fein Toll, hat fh einem Reftaurationsprojeft gegen- Aber, für den Augenblid wenigjtens, voll i fommen ablehnenmd verhalten. €..9. an, dab füh die wie ein Yeiterreihiih-ungeriiche Aufammenarbeit. Hierüber jchreibt in der Grazer „Za­­der ungarijhe Aderbauminifter Wirtichaftsverbindungen gerecht zu wer­­den, will ip mit der befannten, grund» fögend einfachen Wahrheit beginnen, daß Ungarns beiter und natürlicjter Markt Dejterreih und Defterreih8 natürlichfter Markt Ungarn beiter und ift. Gegen diefe grundlegende Wahrheit jündigt dem­­nach der öfterreichiihe Bäder, der öfterreihiiche Publifum mit Gebäd ver­­forgt, das nicht aus ungarifhem Weizen bzw. Mehl, jondern aus Manitoba her­­geitelkt ift, und nicht minder fündigt ge­­gen dieje Wahrheit der ungarifche Kauf­­mann, der jeinen Bedarf nicht in erjter Linie in Defterreich dedt, oder der und unabänderlie Wahrheit, daß twir ung jelbjt die Schuld geben wcmiwirdieFolgerungenausihrnicht cbleiten,denVerkehrzwischendenbeiden StaatendurchnackurwidrigeAnstrengu11- geneinschränkenunddi—egegebe11en!virt­­schaftlichenMöglichkeitcnundKräftezur wechselseitigenHilfenichdftärkernützen. An der Erreihung der genannten Biele arbeite ih im Einvernehmen mit Herrn Bundeskanzler Dr. Dollfuß, der auch die ungarischen Intereffen voll Ver- Htandnis bis zu jener: Grenze zu befrie­­digen jucht, die ihm von den öjterreichi­­jhen Agrarintereffen gejegt it. Wir um­­jererjeitS gehen in der Gegenleiitung no weiter und opfern dem erjtrebten Ziel in vieler Hinficht auch die Interefjen unserer induftriellen Produftion. So ergänzt ih die öfterreichifch-ungarifhe Zufam­­menarbeit, vertiefen jich die öfterreichtich­­ungariihen WirtfchaftSbeziehungen, wo­­bei ih mit Freude feititellen darf, daß ziwiichen den Geelen der Bürger beider Staaten jhon lange fein folder Einklang herrichte als eben jet.” gespoft“ Nikolaus v. Källapy: „Um den garifche Tourift, faub, nicht Das alte ijt ‚jterreichijdh = ungariichen der feinen Sommerur­­in Defterreich verbringt. eine jo das un­­ftarfe, jahrhundert­­müflen, Aupenminilter Roloman v. Kanye über die Ziele der ungariichen Außennolitif. Yus Budapejst wird berichtet: In einer Unterredung, die Außenmimjter Koloman dv. Käandya einem Prefjever­­treter gewährte, erflärte er, die Ziele der ungariijhen Außenpolitif feien die Be­­ftrebungen nad) Verwirklichung der natio­­nalen Wipirationen durch friedlihe Mit- | tel, die Sicherung der Unabhängigfeit und Gelbitändigfeit Ungarns und Die wirtichaftliche Projperität de Landes. Dieje jeine Ziele wolle Ungarn im Wege der friedlichen Zufammenarbeit mit allen europäifhen Staaten erreihen. Durch die römmfchen Vereinbarungen haben die Beziehungen Ungarns zu Oejterreih und Italien eine jyjtematiihe Regelung er­­fahren. Der römische Pakt bedeute, die Befiegelung des auch) bisher bejtandenen freundichaftliden VBerhältniffes ziwijchen Ungarn, Defterreih und Italien. Die rö­­milden Abmadhungen bejhränfen feinesweg® Die politifde Freiheit Ungarns und es jei be­­itrebt, feine internationalen Beziehungen auch zu den anderen Staaten zu vertiefen und auszubauen. Die nädite Aufgabe jei, fowohl mit Italien al auch mit Defterreich. eine lebhaftere und tiefere wirtichaftlide Verbindung berzujtellen und den gegenjeitigen Warenaustaujch zu beleben. Die römishen Abmadhungen jtellen den eriten ernten Verfuch dar, die Damme des durch die mitteleuropäijchen Staaten errichteten autarfiftifchen Sy­­jtems zu duchhbrecdhen. auf EEE h . s ... «.·-«J—-..—-k-—«-s.-k Hesurheit? Unjer Leitartikel in der Nummer vom 25. Mürz, „Sugendgruppe“, hat ir­­genfdiwo, wid, das willen wir nicht, große Empörung wusgelöjt. Diefe Empörung ging jo: weit, um an die Redaktion folgen­­den anonymen Briejl zu jehreiben: „Nur jo weiter mit diefer Hegarbeit. Allo wir armen Teufel, die wir zum „vorrneh­­men“ Mitteljtand gehören, wir jdhauen geringichägend und wegwerfend auf Die armen Leute herab? Das ijt gemeine und unverantwortliche Hearbeit. Wir wollen daraus auch die Kıonjequenzen abziehen. MWir werden das jogiale Gleihgewicht nicht jtören, jolle es nur der unverantwortliche Artiteljchreiber nicht jtörem mit jeiner fortwährenden Hebarbeit.“ Gegeichnet: „Mehrere Abonnenten.“ Es ijt natürfih eine Geihmadiache, aus dem fiheren Schu der Anonymität jemandem redt „vp,ornehbme Grob­­beiten zu jagen. Ob dem von uns angeblih jo Ichlecht behandelten Mittel­­fand durch Berteidiger, die mit jo „edten“ Maffen fümpfen, viel gedient iit, möchten wir immerhin bezweifeln. Aber das ijt nicht das Wichtigfte. Wenn wir uns mit dem Schreiber des anonymen Briefes auseinanderjegen, jo gehen wir von der Vorausjegung aus, daß er jeine nicht gerade in mittelitändiihen Kormen gehaltene Beichwerde aus reiniter Em: pörung über das Unrecht, welches angeb­­lich dem Mittelftand zugefügt wurde, I0g gelallen hat. Wir wollen nicht annehmert, obzwar man auch das annehmen fünnte, dak der Schreiber. fü einfach Darüber ge­­ärgert hat, daß die Iugendgruppe von der Kleinlandwirtepartei umd nit etwa von einer Partei, die ihm näher jteht, gegründet wurde. In legterem Falle würde es jih um parteipolitifhen Neid handeln, und der ganze Streit wäre damit von jelbjt erledigt. In dem erwähnten Artikel wurde im Zujammenhang mit der Gründung einer Jugendgruppe der Kleinlandwirtepartei ausgeführt, dag unjer Mitteljtand Die jeeliiche und joziale Verbindung mit den niedrigeren Ständen nicht in dem Maße gefunden hat, wie das im Interefje eines dauernden Jogialen Gleihgewichtes gelegen wäre. Das ijt eine Behauptung, die man mit mathematilher Eraftheit matürlich nicht beweijen fann. Damit ift aber nicht gejagt, daß fie unwahr it. Man möge einmal Menjchen zu Rate ziehen, deren loziales Empfinden befannt ijt, man möge fich insbejondere mit Leuten über diejen Gegenitand unterhalten, die in der Welt herumgefommen jind. Sie werden alle dasjelbe behaupten, jie werden alle zu. geben müllen, dag bei uns der feelifche Abitand zwilchen den einzelnen fozialen Schichten ungewöhnlich groß tft. Das iit übrigens eine Tatjahenfrage, über die ih nicht recht jtreiten läht. Entweder es it jo oder es ijt nicht jo. Daß dem jo ift, bezeigt nit num die Meinung zahlreicher Autoritäten, jondern gewiller- Mi auh das Regierungsprogramm, weihes ih Die wirtjchaftliche und foziale Hebung der Kleinen Leute zur Aufgabe tellte. Würde diefe joziale Schichte den ihr gebührenden Pla einnehmen, jo wäre ein jolches Regierungsprogramm überflüjfig. Eine andere Frage it es allerdings, ob wir dadurd, dak wir auf ein beitehen­­Ge- Nugnieker des jogialen Uebels find, unangenehm, Cole perjönlichen oder Klaflenintereffen wiß ift das jenen, Hinweilen, wenn man die die Hekarbeit füh für die die Shhliehung Rom, 3. April. Das heilige Jahr wurde geitern vormittags mit der feier­­lihen Schließung der Heiligen Pforte im Petersdom duch PBapit Pius XI. abge­­ichlofjen. Der Bapit begab ich in Begleitung zahlreicher hoher Firchlicher Würdenträger unter den Klängen der jilbernen Bojau­­nen und von der Menge jtürmijch affla­­miert, in die Betersficche. Auf dem Wege, |den der Zug nahm, hatten die Mitglie­­der regierender Käufer und die römifche Ariitofratie fowie das Diplomatijche Korps auf Ehrentribünen Pla genom- der Seiligen Biorte. men.., Der PBapit jegnete von jeinem Thron aus den Kalf und die Ziegel, die zur Schliegung der Heiligen Pforte dienen follten. Hierauf fniete er’ nieder, um­­gürtete ji mit einer Schürze und warf mit einer Maurerfelle dreimal Kalf die Schiwelle. Sodann nahm ex drei die- |ides loztales Webel gel und legte damit den Grundjtein der | betreiben. Wie foll man aber ein joziales Mauer, mit” der die Heilige Pforte ge-| Hebel abichaffen, ichloffen wurde, um bi zum nädjten' Abihaffung öfflentlich nicht einfegt?! Jubiläumsjahr nicht mehr ‚geöffnet zu] werden,

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