Oedenburger Zeitung, Juli 1934 (Jahrgang 67, nr. 147-171)

1934-07-03 / nr. 147

TRETEN Derwaltung: Oedenburg, Deätplag 56, Anzeigen und Abonnements-Ainnahme. te Monatlich 2.80 Pengd (jamt Zuftellung ins Haus), 67. Jahre. Folge 146; Anruf: Inanhängiges politiilie Sonhlait für alle SÜNDE Schriftleitung: Dedenburg, Deäfplag 56, Anruf: 19. Gelangt mit Ausnahme von Sonn: und Seiertagen vers vasmitaes 3 un 15 un) zur Ausgabe. dienstag, 3. Suli 1934. Einzelblett: 16 Meller. die GU.-Nevolte in dentichland. Stabschef Röhm, General Schleicher und andere GSU.-Grupbenführer erichofien. Sahlreiche Berhaftungen. — Kronprinz Wilhelm und Prinz Auguft Wilhelm in Schußhaft. — Hitlers Altion gegen die zweite Nebolte energiic fortgeiekt. Aus Berlin wird gemeldet: Eine Gruppe der ©. W. verfuhte einen Putich gegen die «Hitler-Regierung. Die Regie­­rung hat die. Vorbereitungen dazu jchon jeit Wochen überwadt und hat »Sams­­tag nachmittag zugegriffen. Der Führer deS Putihes, Stabschef Röhm, Fer dom Führer mit jeltenem Vertrauen ausgejtattet war, wurde ver­­haftet. Er iit im Gefängnis, aller Wem: ter verluftig erflärt und wird jtand­­rechtlich abgeurteilt werden. — General Schleier, der. ‚gleichfalls verhaftet werden jollte, wurde, als er jich der Ver: baftırng. widerjeßte, erjchoflen. Auch feine Frau wurde durch eine Kugel getötet. + Minifterpräfident Göring teilte Samötag abends . den Vertretern „Der Auslandpreffe -mit, daß don er ©. W­­Führung die Durhführung einer ;weiten - Revolution geplant war. Adolf Hitler, hat fih jofgrt. mit Flugzeug nah München begeben und fonnte dort die treulojen ©. U-Führer auffrifder TZatbeieiner 8on­­ferenz überrajhen. Er griff jo­­fort zu und beauftragte -Minijterpräfi­­dent Göring, im. Norden die gleiche Af­­tion durchzuführen... Im Laufe diejer Aktion wurde Stabschef Röhm. abgejett und verhaftet, ebenjo.der ©. W.-Ober­­gruppenführer von. Berlin-Brandenburg Ernit. General Schleicher wurde erjichoj­­jen. . Nach-AussageGöringshateine ganchciheVonS.A.-Führernteilv Selbst1nordverübt,teilsfixkdsie weilfieWiderstandgeleistethästten, pflichstgcmäßerschosscnworden.DieAk­­tion jei im großen und ganzen abgemwen­­det. Die nationalfozialiftiihe Partei aus Münden teilt mit: Im Zufammen­­bang mit. dem - aufgededkten Komplott wurden. nachfolgende jieben ©, A.-Füh­­ver erihoffen: Dbergruppenführer Au­­guit Schneidhuber, DObergruppenführer Edmund Heines (Breslau), Gruppen­­führer Karl Ernjt (Berlin), Gruppen­­führer Wilhelm Schmidt (Münden), Gruppenführer Hans Hayn (Sachen), Gruppenführer Hans Beter v. Heyde­­bref und Standartenführer Hans Erwin Graf Spreti (Münden). Vizekanzler von. BPapen wurde Samstag abends verhaftet, jpäter aber wieder freigelajlen. Drei Mitglieder des Berjonals des Vizefanzler3 find: zimed3 eines Verhöres eingezogen worden. Hitler hat an den neuen Stabschef Rute einen langen Befehl erlaffen, in dem er ihm feine Nufgabe vorjchreibt. In Hit Aus Berlin wird gemeldet: ler emannte zum neuen Stabschef: der .& NM Luge dem Befehl f „Jagt Hitler u. a.: „ch ver­­lange vom 6, A-Führer blinden Gebor­­jam und unbedingte Diiziplin. Ich ver­­lange insbejondere vom ©. A: Führer, daß er ein:Borbild in der Einfachheit ift, dat er feine fojtbaren Diners gibt und an jolchen wicht teilnimmt. Das Turus= riöje Stab3quartier in Berlin, in dem, wie nunmehr fejtgeitellt wurde, monat­­lich bis zu: 300.000 Mark für Fefteflen uw. ausgegeben wurden, ilt jofort auf­­zulöjen. Ich unterjfage für ‚alle: Partei­­initanzen die Beranjtaltungen jogenann= ter eiteffen aus irgend welchen Sffent­­lihen Mitteln. Ich verbiete allen ©. A­­Führern und Barteiführern, fogenannte Diplomatiihe Diners zu geben. Sch wünidhe nicht, dah SS, N-Führee im Fofr­­baren Mutomobilen Dienftreifen unter nehmen oder Dienitgelder für die An­­ichaffung derjelben verivenden, ©. N.-Führer, die ji vor aller Dffentlichfeit betrinfen, jind unmwürdig Führer ihres Volfes zu fein. S, W.-Füh­­rer, die fi) vor den Augen dev Deffent­­lichfeit unmwürdig benehmen, randalieren oder Erzefje veranitalten, find ohne Rüd­­fit jofort aus der ©. W. zu entfernen. Sch möchte insbejondere, daß jede Mut- | ter ihren Sohn in die Hitler-Sugend ge­­ben fann ohne Furcht, er fonnte dort jittli” oder moralifch verdorben werden. Sch wünidhe daher, daß alle ©. U.­­Führer peinlich darüber: mwacen,. daß Verfehlungen nad) $ 175 (der Paragraph richtet gegen die Homojerualität) mit dem fofortigen Ausihuß der Schuldigen | aus. der ©. U. und der Partei beantivor­­tet werden. Ich will Männer al3 ©, A.­­Führer: jehen und feine lächerliden Af­­fen.“ ” Aus München wird berichtet: Der Chef des Stabes der © A Luße hat einen Aufruf erlafjen, in.dem er unbe- Dingte. Irene, Iharffte Dilziplin und bingebungsvollen ee verlangt. Wie heute Mottag aus Berlin ge meldet wird, geht die Mftion gegen Die zweite Nevolution energijch weiter. Kron­­prinz Wilhelm und Prinz Auguft Wil­­helm befinden fi in Schußhaft. Ueber die Anzahl der Toten von noch Samstag und Sonntag berricht immer Unflarheit. Mit den jieben Namen, die offiziell genannt wurden, it die Lifte der Hinge­­richteten bejtimmt nicht annähernd er­­ihöpft. Die Zahl von vielen hunderten von Toten, die in einzelnen Au3land3- blättern genannt wurde, ift aber jeden­­fall3 übertrieben. E3 find übrigens nicht num formelle Sinrihtugen vollzogen worden, jondern e3 wurden auch eine Anzahl von PBerio­­nen zum Gelbitmord getrieben. Unter denen Find die beiden Adjutanten des Vizefanzlers von Bapen,. von Tirgfi und von Bode. Aehnlich ivollte man mit Röhm vorgehen, diefer hatte aber nicht den Meut, fich jelbft zu erfchießen. Daraufhin wurde er hingerichtet. Raut einer bisher unbeftätigten Mel: dung wurde auch der jüngite Sohn Rai­­jer Wilhelms, der ©.N.-Gruppenführer ipar, erichoffen. Seitens des Reihswehrntinifteriums wurde ein Erlaß herausgegeben,. in mel- Hem erflärt wird, dab fich die Re Imwehr zu Hitler ftelle, ‚ H- ie en 20 Nenerlicde Ehrung des Ibergeihans. Dedenburg, 2. Jul. Wie wir erfahren, wurde Obergeipan Dr. Ele mer von Simon für jeine großen Ber­­diente um den Heldenjtuhl vom Landes­­beidenjtuhl zum Ehren-Fapitän ernannt, Das diesbezügliche Dofument wird ihm in Fürgzejter Zeit im großen Saale des Komitatshaufes feitlih überreicht mer­­den, Wir freuen uns, daß unjerem Ober­­gejpan, der fi allgemeiner Beliebtheit erfreut, neuerlich eine verdiente Ehrung zuteil wurde. 4 Grirantung des Ibergeibans Ir. Elemer dv. Simon. Dedenburg, 2. Suli. Wie ein Zauffeuer verbreitete ih Samstag nad) mittag in unjerer Stadt die Nachricht, daß Obergeijpan Dr. Elemer von, ©i-, mon ernitlid erfranfte und auf ärzt­­fihen Nat ins Clifabethipital gebradt werden mußte. Oberjanitätsrat Doftor Eugen Kiräaly jtellte Blinddarment­­zündung feit und. hielt einen operativen Eingriff für dringend notwendig. Die Dperation wurde noch im Laufe des Abends erfolgreih durchgeführt. Wie wir nun erfahren, befindet jich unfer Obergejpan auf dem Wege der Belferung, was in allen Kreifen unje­­rer Stadt Freunde und Beruhigung aus- Töft. Z0d des älteften Mannes. Zara Ugha, der ältejte Mann der Welt, ijt, wie man aus Iijtambul meldet, geitorben. Vor einigen Tagen war er. wie berichtet wurde, in Agonie gefallen und es hieß, daß jeine SSjährige Tochter und jeine zwölfte Gattin an jeinem Kranfen­­lager weilen. Rad angeblich amtlicher Beitätigung wurde er im Jahre 1775 geboren. Er war zwölfimeal nacheinander verheiratet und hat 36 Kinder gehabt; das lette, eine Tochter, wurde angeblich geboren, als er WB Iahre alt war. Ein Sohn jtarb 1900 im Alter von 101 Iahren. Zara Aghas Bater joll 112 Fahre alt gewejen fein; er jelbjt heiratete jeine le&te Jrau mit 152 Jahren, Ueber alle dieje Daten hatte er Zertififate der türkijhen Regierung. Zara Aghea war mehr als jehs englijche Hub Hoch. Sein Gehör hatte jchon jtark gelitten, und er hatte aud feine Zähne mehr. Im übrigen war er aber nahezu bis an jein Ende ein vergnügter Alter, der gerne von fich erzählte. ar “ Saban und die Slottenfonferenz. Aus Tofio wird gemeldet: Wie ver­­lautet, will Iapan für die Flottenfonfe­­ten; von 1935 nicht nur die Teilnahme Großbritanniens, Amerifas, Sranfreihis und Italiens, jondern regt au eine Be­­teiligung von Deutihland, Spanien und jenfationeller Weije au) von der Somwjet­­­­union an. Dies ijt umfo bemerfenswerter, als Japan bisher einer Teilnahme. der USER abgeneigt war. Die amerifanijchen Borichläge, die Flottentonferenz zu ver­­tagen, werden von Iapan fategorijch aub­­gelehnt. ET a TE Stiolg der Telephonder­­billigung in Ungarn. Aus Budapeit wird gemeldet: | Geit der Ende März erfolgten Herabjegung der Eintrittsgebühren für new hinzukommen de Telephonteilnehmer find 6000 Neu­­anmeldungen erfolgt. Die neuen Teil­­nehmer wurden bereits mit wenigen Yus­­‚ nahmen eingelchaltet.

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