Oedenburger Zeitung, Oktober 1934 (Jahrgang 67, nr. 222-246)

1934-10-02 / nr. 222

Derwaltung: Bedenburg, Deäfplag 67. Jahrg. Folge 222. 56, Anruf: 19. Unzeigen- und AUbonnements-Innahme. Bezugspreis: Monatlich 2.80 Pengd (jamt Zuftellung ins Haus). ZM N L so LK, V prRONZ ELLELLELLELEEELLELLEELLLLDLELDDLDIDDS/ATLLLELEDSEL EEE TI Unabhängig Zonblaii Tür ale Elünde es yoltiiles Schriftleitung: Oedenburg, Deätpla 56, Anruf: 19% Gelangt mit Ausnahme von Sonn: und Feiertagen täglich nachmittags 3 Uhr (15 Uhr) zur Ausgabe, dienstag, 2. Sftober 1934, Einzelblatt: 12 Heller. Ins Buödnpelter Frontlämbfer: treffen verboten. |dapeit ein großes Aus Budapejt wird gemeldet: Der Berband der ungariihen Srontfimpfer hatte für ven 6. und 7. Dftober nach Bu- Srontfämpfertreffen einberufen, zu weldem aud) eine 1000 Manu jtarfe Abteilung aus Dentichland und 400 Maun aus talien fommen jollten, Der Oberitadthauptmann hat diejes Treffen verboten, da die Polizei zur Anfrechterhaltung der Ordnung da­­ bei nicht zahlreich genug jei. Das Verbot wurde vom \nnenminijter betätigt. * In diefer Angelegenheit hielt Sams: tag abends die Dedenburger Ortögruppe des Landesverbandes ungarischer Front­­fämpfer im Hotel „Bannonia”“ eine Zus jammenfunft, bei welcher da8 Verbot mitgeteilt wurde, Oberjefretär vitez Karl Bacsfay forderte die Mitglieder auf, das Verbot Itillichiveigend, Disziplinierten Kameraden gemäß, zur Kenntnis zu nehmen. Im weiteren Verlauf der Zufammen­­funft wırrden an jene Funftignäare, Die jih um die DOrganijation des Front­­fämpferverbandes Berdienfte erworben haben, Verbands-Diplome verteilt, und ziwar: vitez Nofef Ro, vitez Karl Bacs­­fay, vitg Dr. Michael VBegkendrödy, Bela Hoffmann und Franz Wayan. Im Namen der Nusgezeichneten jagte vitez Dr. Vegkendrödy Danf. Er jtellte gleich­­zeitig den Antrag, die Dedenburger OrtS- gruppe nach Graf Stefan Szechenyi zu benennen. Der Vorjigende verjprach, diejen Aln­­trag der fommenden &eneralerfamme lung zu unterbreiten. Nah dem offiziellen Teil der Zu­­janınenfunft folgten heitere Vorträge. Dabei trug Eifenbahnoberinjpeftor Jo­­bann Drosnyaf jelbitverfaßte Ge­­dichte dor, die mit Beifall aufgenommen wurden. Spbhelter Kaufpreis für die Gnargruben? Es maht einen grundjäglichen Unter­­ichied aus, ob man die wirtihaitlide Li­­quidation des Weltkrieges als eine ehr­­liche Gemeinjcheftsarbeit aller Bölfer oder | aber als die Pflicht eines einzelnen Vol: | fes anjieht. Nach den wiederholten und‘ flaren Ausiprüben vdesjenigen Mannes, der jhlieglich Die Initiative zur Beendi­­gung des Krieges ergriffen hat, des da­­maligen amerifaniihen Rräfiventen Mordrow Milfon, fonnte nur die erite diejer beiden Auffaflungen in Frage fommen. Die Ronjequenz diejer Auffaj­­jung, die auch in der Botihait Wiljons an den amerifanijhen Kongreß vom 8. Sanuar 1919 niedergelegt worden ijt, Tau­­tet in bezug auf den franzöfiihen MWie­­deraufbau folgendermaßen: „Alles fran­­zöftiche Gebiet jollte befreit und jein be­­jegter Teil wiederhergeitellt werden.“ Ein wejentliher Teil der Zerjtörungen, die in der fFranzöfiich-belgiichen Kriegs­­zone durch Kampfhandlungen beider Rar­­teien heroorgerufen worden find, entfällt auf die nordiranzöfiihen KRohlengruben. Ihre Produktion hatte durd; den Krieg einen Rüdgang bis fait , zum Nullpunft erfahren. Als Erjat hiefür Hatte der Verjailler Vertrag der franzöfiichen Re­­sierung die Steinfohlengruben des Saar: gebietes zugejprochen. Diefer Sadwerbalt Tag den Ausfüh­­tungen zugrunde, die der deutiche Aupen­­minitter am ’19. September in der Schlußfigung des internationalen Stra- Benfongrejjes zu Berlin über den Rüdfauf der Emargruben dur die deutjhe NRegie­­rung machte. Wenn überall in der Welt itreng darauf gehalten worden wäre, daf der im Krieg entitandene Schaden wieder: hergeitellt werde, ohne daß eine Seite dabei einen Sonderprofit erziele, hätte folgende Rehnung aufgemaht werden müjjen: 1. .welche Einbuße an Kohlenför­­derung bat Ayranfreich dur; die Zeritö­­rung der nördlichen Gruben erlitten? 2, wie fann die frühere Produftionsfähig­­feit diejer Gruben möglichit jchnell wieder erreicht werden? und 3. welde Erjaß­­menge ijt anderwärts zw bejchaffen, um die Förderungsausiälle der nordfranzöfi­­ihen Gruben zu deden? Die Statijtif zeigt, da die beiden in Betracht fommenden Kohlengebiete, näm­­fi das von Arras (Ras de Calais) und das von Douai (Nord) im Nahre 1913, aljo vor dem Kriege rund 27'4 Millionen Tonnen Steinfohlen lieferten, daR ihre Produktion im eriten Nahkriegsjahr 1919 auf weniger.als 8 Millionen Tonnen ge­­lunfen war, da es aber der von Deutjch­­land wejentlich unterjtüßten Aufbauarbeit gelungen ijt, bereits im Jahre 1925 wie­­der eine Produktion von 287 Millionen Tonnen, aljo mehr als die Vorfriegsför­­derung. zu erzielen. Der deutiche Außen: minilter bat in jeiner erwähnten Rede folgende beiden Zahlen genannt: der Förderungsausfall der nordfranzöfiichen | Kohlengruben im Krieg und im den eriten Nahfriegsjahren belief fi auf 70 Millionen Tonnen. Die franzöfiihe NRe­­gierung hat aus den ihr übereigneten Caarfohlengruben bisher 189 Millionen Tonnen herausgeholt. Weiter find meh-, rere Millionen Tonnen Kohle in der Nachkriegszeit als deutihe Enhlieferun- Deutihland in den eriten Nachkriegsjah­­ten hohe Rohlenkontributionen auferlegt und dadurch der Defung des inländijchen deutjchen Bedarfs erhebliche Schwierigfei­­ten bereitet. Nach; Ablauf mehrerer Iahre flaute jedoh das Interejje an deutjchen Kohlenlieferungen jtarf ab. Schlieklich ‚Ihliefen die deutihen Kohlenlieferungen ‚auf Reparationstonta fait volljtändig ein, Kohlengruben haben Bedeutung für die gejamte internationale KRohlenbilanz, aber ‚auch für die Bedarfsdedung in der Nad­­barichaft. Kohlen find ein „ipezifilch ge= tingwertiges“ Gut, d. 5. die Gewichts: ‚einheit hat einen verhältnismäßig niedri­­gen Wert und Preis und verträgt daher feine langen und Efoitjpieligen Irans­­‚porte. Troß der 1äjährigen Zugehörigkeit ‚des Saarlandes zum franzöfiichen Zoll ‚gebiet hat jich am überwiegenden Abjat (08 Saarfohle nad; den jüdlihen Teilen Deutichlands nichts MWejentliches geändert. |Menn aljo nad; wirtihaftlicher Vernunft ‚entihieden werden joll, fan — bei einem ‚QWolfsvotum zugunjten Deutihlands — ‚fein Zweifel darüber bejtehen, daß die | Saetlahlengruben jo bald wie möglich; in ‚die Verfügungsgewalt Deutichlands zu: ‚rüdgelangen müjjen. Soweit jranzöfijche | Grenzgebiete an der Belieferung mit ‚ Saarfohlen interejjtert oder etwa gar auf ‚eine jolhe Belieferung angewiejen find, ‚läßt fi ohne Mühe diejer Bedarf aus gen nach Frankreich gelangt. Wenn man friegszeit in einem großen Irrtum dar­­der laufenden Produktion der Saargruben aljo eine Kohlenbilan; ziehen will, jo über befunden, wie es um die Sicherung deden und auch gegen etwaige Störun­­würde jie am 13. Ianuar 1935, dem Tag des laufenden Bedarfs an Steinfohlen be­­gen dur bejonders vertragliche Verein­­mit der Saarabitimmung, einem Aftiv­­jtellt jei. Die Ententemähte Haben | barungen ficheritellen. jaldo von etwa 120 Millionen Tonnen zuguniten Sranfreihs enden. Und trof­­dem it Deutjichland faut Vertrag gehalten, vom franzöliihen Staat die Saarkohlen­­gruben zurüdzufaufen! In der hier angejhnittenen Frage ijt es offenfundig, dak der BVerjailler Ver: trag den urjprünglichen Anfichten des Friedensvermittlers Milfon und der ji darauf aufbauenden Friedensbereitichaft der Völker nicht entipridt. Die vorite= hende Aufrechnung ergibt, dak Deutich­­land die franzöfiihen Kohlenverluite be­­reits jeßt überzahlt hat, und daß der Rükfauf der Saarfohlengruben durd Deutichland im Grunde eine dopvelte Be­­zahlung desjelben Objekts it. Na. dem förmlichen Recht des Verjailler Vertrages läht fi am der Verpflichtung der deutihen Regierung, die Saarfohlengruben zurüd­­zufaufer‘, troß des erwähnten jchweren moraliihen WVorbehalts nichts einwenden. Es jollte aber als jelbitveritändlicd, anae­­ieben werden, dak der deutichen Reaie­­rung der Rüdfauf der Saarfohlengruben jo leicht wie nur irgend möglih aemart wird, und dat insheiondere die franzd­­jtiche Regierung auf die Anwendung: jeq= ‚licher formeller Handhaben verzichtet, die den glatten und ichnellen Rüdfauf der Saargruben durh Deutichland türen könnten. Die Welt bat fih in der eriten Nad- - Biss «- .- , kl-«s. Nämka "-*«­­ -««--. III-Ex- .-.J-,TM-«..»«-.»"­­ — —a>— 80 Wiener Sänger in dedenburg. Dedenburg, 1. Oftober. Obwohl der für geitern angejegte zweite Dedenburger Sägertag verichoben wurde, trafen Samstag abends trogdem SO Wiener Gäfte — Mitglieder der „Koberjäger” und des Radfahrer- Sägerbataillons Nr. — in unjerer Stadt ein, ein Zeichen, daß die Wiener ftetS gerne nach Dedenburg fommen, two fie jih immer froh und wohl fühlen und freundliche Aufnahme finden. Die Wiener Gäfte, die unter Füh­­rung des beliebten gejchäftsführenden Obmannes der „Koberjäger”, Ulrich Himmer, mittel$ zwei Nutobufjen nach Dedenburg famen, wurden an der Landesgrenze von den Funftionären des biefigen gameradichaftsperbandes geme­­jener 11er Jäger in berzlichiter Weife empfangen. Die Begrüßungsanfpracde hielt Säger-Präfes Stefan Weidinger, der auf die treue Freundichaft der ehe: maligen Säger binmwies, Anfprachen bielten auch der ehemalige Säger-Dffizier Edmund Simonovanffy und der Sunftionär der biefigen 11er Jäger Karl PBager. Für den herzinnigen Empfang und die Begrüßungsuden danfte im Namen der ehemaligen ler Jäger Ob­­mann frauje Sodann erfolgte die Fahrt in Die Stadt, wo vor dem Hotel „PBannonia“ die Gälte durch den Direflor der Trem­­denverfehrsfanzlei, Rudolf BPotticha­­her, begrüßt wurden, Zu Ehren der Säfte fand dann im Hotel ,„Bannonia” ein. Kamerad- Ihaftsabend jtatt, dem auch Ilb­­ordnungen hiefiger Kameradichaftsper­­bande jomwie alle Mitglieder des hiefigen KRameradichaftsverbandes geivejener 11er Säger beitvohnten. Unter den Wiener Saiten befanden ji auch mehrere Wiener Heimmehrleute, die in ihrer Uniform all­­gemein auffielen. (Die Seitenwaffen mußten fie bei der Grenzpaslierung ab­­geben. Das Eintreten in Heimmehrumni­­form fonnte auch exit nach beitimmten sormalitäten erfolgen.) Am Abend mwur­­den mehrere Anjipradhen gehalten, und ziwar don Präles Stefan Weidinger, Obmann Kraufe und Obmann Ulrich Himmer, die auf treue Kameradichaft ihre Släfer leerien. Mit der ungarifchen und der ölterreihiihen Hymne wurde der offizielle Teil des Abends beendet, mo­­nach ernite und beitere Vorträge folgten. Die Mufifvorträge des Dedenburger Zi: therbundes "trugen zur Hebung der fro­­hen Stimmung viel bei. * Sonntag früh wohnten die Wiener Bälte dem Hohamt in der Stadtpfarr­­firde zu St. Michael bei, dann murde das Honveddenfmal auf dem Deafplat befranzt. Eine teifempfundene Anfprache bielt hiebei Obmann Rraujfe, der piä­­tätspoll der im MWeltfrieg gefallenen Krieasfameraden gedachte. Nah diefem Feitaft erfolgte unter Führung des geprüften Fremdenführers Teopbill Straßner die Beichtigung der Stadt. ES Murde u. a. auch der Stadtturm beitiegen. Nach einem gemein­­jamen Efjen in der „Bannonia”-Reftau­­ration fand eine Numdfahrt durch die Stadt jtatt; e8 wurde. auch der Krois­­bacher Steinbruch und die Große Teich­­müble forwie das Lömwerhotel befichtigt. Selbitveritandlich fjuchte man au mehrere Buichenichenfen auf, um den Dedenburger Wein zu verfoften. Um 9 Ubr abends erfolgte dann in frober Stimmung die Heimfahrt. &ıh. nn ENTE ZEN ee... x "Kleine Nachrichten. In Salinas (Kalifornien) fam es zu ihweren Zujammenitößen zwiihen Eijjen und PBhilippinos. Ein Arbeitslager wurde ron Weiken niedergebrannt. Eine Bhi­­lippinofrau jand in den Flammen den Tod. Die Dai Nippon-Spinnerei (Iapan) hat jich ein Patent gejihert, Das die Ent­­fettung von Baummellrüditänden ermög­­licht. Damit eröffnet jih der japaniichen Kunitjeideindujtrie ein neuer Rohitoff. Die Bufarejter Blätter bringen auf­­jehenerregende Mitteilungen über eine jehr geheimnisvolle Affäre. Es handelt ih um den Plan einer Majlenvergiftung der in der Kantine des Dffizierskafinos von Bufarejt jpeijenden Offiziere. Die Somjetregierung hat für den Hilfsfonds zuguniten der Opfer der Tai­­funfatajtrophe 100.000 Ien gejpendet. Diejer Hilfsfonds beträgt bis jet mehr als eine Million Ien einjchlieklich 50.000 Ien, die der KRaifer von Mandichufuo gejpendet hat. nn ji EREEEN er NS U ÄENE sren-, ’ } 1 j

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