Oedenburger Zeitung, November 1934 (Jahrgang 67, nr. 247-270)

1934-11-03 / nr. 247

STETTEN TREE DIT PPPTLITIILTITLTTTITLLTTTTLTTTTL ENTE ILELLDSTIELEEL ELITE Derwaltung: Oedenburg, Deätplag 56, Anruf: 19. Anzeigen. und Abonnements-AInnahme. Bezugspreis: Wlonatlih 2.80 Pengd (jamt Zußellung ins Baus). 67. Jahrg. Folge 247. DH Schriftleitung: Oedenburg, Deäfplat 56, Anruf: 1% ‚Samstag, 3. November 1934. &inzelblatt: 12 Heller. nabpüngiges volies Sunhitt für ale Stände Gelangt mit Ausnahme von Sonn. und Seiertagen täglich nachmittags 3 Uhr (15 Uhr) zur Ausgabe, die Bejuche in Rom. Rom, 2. Nov. Zu dem bevorftehen­­den Bejucd, des ungariihen Minifterpräfi: denten Julius von Gömbös in Rom und der jpäteren Romfahrt des öjterreidhi­­ihen Bundestanzlers Dr. von Shujde nigg Ihreibt die „Stampa“, die Bejpre- Hungen mit dem italienijehen Regierungs­­chef würden dem Geijt und dem Budhitaben der Protofolle von Rom entiprehen. Un­­garn Habe in Dejterreih, im Te&ter Zeit den Abjchluß eines fulturellen Abfommens vorgeichlagen, das bei der ölterreichiihen Regierung eine ver­­ftändnisvolle Aufnahme finde, da das Abkommen zur Ergänzung und Fejtigung der beitehenden Beziehungen beitrage, Borlänfig feine Berlinfahrt Gömbös’. Zu Zeitungsmeldungen über eine be­­voritehende Neile des ungariihen Mini: iterpräfidenten Gömbös nah Berlin teilt die Wiener ungariide Ge­­fandtjihaft mit, daß eine derartige Reife Derzeit niht geplant ift. Maflenfälihunnen ungnriicher Bennöftüde. Budapeft, 2. Nov. Mie aus Mis­­folc gemeldet wird, hat die Polizei die Sctlofjergehilfen Anton Rebe und Zoltan Macza verhaftet. Sie Hatten achttaujend Stüd überaus gelungener jal­­iher Ein- und Zweipengöftüde hergeitellt und zum Teil in den Berfehr gebradt. Die Falfififate wurden auf dem falten Mege verfertigt und mit Silber galvani­­ftert. Sithardtüber aubenpolitiije sogen. Eine Unterredung mit dem Berichterjtat­­ter des „Bölfiiden Ein Spezialberiterjtatter des „BB. B.“ Hatte Gelegenheit in Budapejt fi mit dem Kleinland:­­wirteführer Tibor Edhardt über außenpolitiihe Fragen zu unter­­halten. Das Geipräd, geben wir, wie es im „B. B.“ erjhienen ilt, im Wortlaut wieder. Dr. Tibor von Edhardt empfing mic, in jeinem Parteibureau Maria-Baleria­­utca 7. Als erjtes jtellte ich an ihn die Frage: „Welden Einjlug wird das Marjeil­­ler Attentat auf die innerpolitijchen VBerhältnijie in Zugojlawien haben?“ „Meiner Anfiht nach,“ erwiderte mir Herr von Ekhardt, „wird das Marfeiller Attentat auf König Alerander, ebenjo wie alle anderen Attentate, die wir aus der Gejhichte kennen (außer dem von Sara­­jewo, 28, Suni 1914), feinen Einfluß auf die Friedenspolitif der meijten europäi­­ihen Staaten haben. Selbit in Iugojla­­wien find momentan im politijchen Kurs feine WVenderungen zu erwarten, wenig­­ftens jolange der neue innenpolitijche Kurs fich nicht feitgelegt hat. Sollte fid; jedoch der innenpolitiihe Kurs in Jugo- Hawien ändern, jo würde in erjter Reihe das Donauproblem jtarf beeinflußt wer­­den. Mie Sie willen, war der Zwed der Parifer Reife des Südflawenfönigs die Bejeitigung der jugollawiichefranzöfiichen Meinungsverjchiedenheiten, die in Tetter Zeit — Ineziell in der Behandlung der öfterreichtiihen Frage — ftarf zugenommen haben. Dadurch wurde au die itafienijch­­franzöftiihe Annäherung gehemmt; dieje lollte durch die bereits angefündigte Nom: teile Bartfous befejtigt werden. Durch die graufame Marjeiller Mordtat, der auch Außenminifter Barthou zum Opfer fiel, werden die Projefte, meiner Anficht nad), weit hinausgejchoben.“ „Und glauben Sie, Herr Miniiter, dak Das Xttentat eine Rüdwirfung auf die Kleine Entente haben wird?“ „Es it anzunehmen,“ ermwiderte mir Herr von Efhardt, ‚da das Fehlen der itarfen Perjönfichkeit des Königs Aleran­­der in der Kleinen Entente fich unbedingt fühlbar machen wird. Eine jhnelle Wen­­derung der beitehenden Konjtruftion der Kleinen Entente ift aber, meiner Anficht nach, nicht zu erwarten. Es wäre aller: dings wünjhenswert, daß das Ihroffe Al: tanziyitem fi elaftiicher gejtalte und fid den Lebensinterejjen anderer Völfer an­­palle.“ „Wird nun die Michtigfeit der Marjbauer Konferenz tes Minijterpräjidenten Gömbös dur den Tod der beiden Staatsmänner nicht beeinflußt?“ Minijter von Edhardt antwortete: „Minijterpräfident Gömbös projeftiert. bereits jeit längerer Zeit eine Reife nah Warihau und Rom. Belannt­­lich herrichen ja traditionell gute Bezie­­hungen zwilchen Rolen und Ungarn. Die RKeije des Premiers bezwedte feinen poli­­tiihen Vertrag, da fi Ungarn aus prinzi­­piellen Gründen zw den politiihen Paften lfeptiich verhält. Ungarn legt jet haupt­­fühlih auf wirtichaftlihe Ahmahungen, die auch in der Warjchauer Konferenz zur Sprache fommen, den größten Mert.“ „Run können jagen, beipeohenen Habsburger Frage jtellt?“ Herr von Edhardt erwidert mir ganz furz: „Die Frage fann ich Ihnen mit zwei Morten beantworten: Nicht aftuell, Es gibt zwar in Ungarn eine große Zahl von 2egitimiiten, 'diejer Bewegung; der Legitimismus ijt je- * Die. Anipvahe Des Berichterjtatters Herr Minijter“ ijt eigentlich ivre­­führend. Der Berichterjtatter glaubt allen=: falls, .dag Cdhardt als Bevollmäghtigtem beim Bölferbund diejer Titel gebührt. Sm Ungarn tjt. es jedoh nicht üblich, diejen | Titel zu gebrauden, wenn er nicht verz Beobachter“, Sie mir, Herr Minijter, doc) zurzeit jogar mehrere Abgeordneteliehen wurde. feine ernite politijche Angeles wie jih Ungarn zu der jet jo vie [| genheit bei uns.“ Neues dom Inne. Die Priejterverfolgung in Merifo, Der merifaniihe Staatstongre hat das KRultusgeje mit der Begründung auf­­gehoben, daß die Tätigkeit der Geiltlichen unnötig jei; daher werde deren bisherige Amtserlaubnis für ungültig erklärt. A Marconi Fündigt jeinen yernjeher an. Bei der Eröffnung der neuen tömis Ihen Radioftation Prato Smeraldo rid­­tete Marconi eine Aniprahe an die Ver: einigten Staaten, worin er unter anderm ausführte, dag er in einigen Monaten neuerlih von derjelben Station aus zu den Amerifanern jprechen werde. Bei diefenr Gelegenheit werde er. mittels Sernjehers den Zuhörern die Appa­­rate zeigen, die er Ffürzlih bei feinen Berjuhen mit Mikrowellen verwendet hat, und vielleicht werde er jelbit das Vergnügen haben, einige feiner Zuhö­­ter jenjeits des Dzeans Zu fehen. % Sapan bejteht auf der vollen Gleid­­berehtigung zur See. Der japanische Botjchafter Saito in Maihington hat Iournaliften gegenüber erklärt, dag SIapan die Flottenparität mit England und den Vereinigten Staa­­ | Franzöfiiche Vorfehrungen im Saargebiet. London, 2. Nov, Die Londoner „Times“ meldet: Die franzöfiihe Regie­­rung hat dem General, der die Truppen an der Saargrenze befehligt, Weilungen erteilt, die ji auf den Fall beziehen, da der Präfident der Caarregierungstommij­­‚fon Dr. Anor um Beiltand erjuht. — Dieje MWeijungen, die Bereitichaftsporfeh­­tungen beim 20. franzöfiichen Armeeforps in Meb betreffen, find anjcheinend durd die Gerüchte veranlaft worden, da ge­­wille Kreile einen Handitreih auf das Saargebiet planen, um nodh vor der Ab ftiomung eine vollendete Tatjache zu haften. % Sn 57 Stunden vom Stillen zum Atlan­­tiihen Ozean. Der neue Gtromlinieneijenbahnzug der Vereinigten Staaten machte Diejer Tage jeine erjte Kahrt von Los Angeles nah New-Norf; er brauchte zu Dieler Rahrt 56 Stunden 55 Minuten, um 15% Stunden weniger als die bisher jchnellite Zeit, die im Jahre 1906 erzielt wurde. *% ten fordere. grundiäßlid; Grund der begründete dieje Forderung nit nur mit | Vorihläge des Bundestanzlers vollzogen. außenpolitiichen, jondern au mit nerpolitiichen Notwendigkeiten, betonte, dag Die gegenwärtige legenheit Japans die nationalen Gefühle des japanilchen Bolfes verlete länger geduldet. werden fünne. und die Leidenjhaften aufpeitiche und darum nicht | die Abgeordneten Dieje Rarität zugeitanden werden. in­­ Die Organe der öjterreihijhen Bundes­­ gejeggebung. Mien- 2. Nov. Der Bundespräfident \ hat die Ernennung der 50 Mitglieder des | Staatsvates, der 40 Mitglieder des Bun müjfe Japan |desfulturrates und der 80 Mitglieder des Eaito |Bundeswirtihaftsrates | Die neuen Organe | beratung der auf Bundesgejehge­­indem er|bung, denen nad der Verfajlung die Bor: Unter= der Gefebentwürfe obliegt, |; werden fi bereits | fonjtituieren nach wenigen Tagen ihrer Mitte des Bundestages wäh- und dann aus Ten, dem die Beihlußfaflung über Gelet­­ (TETELTE TEE ETETEETEN SEK TURE TEEN NTTEHTERTTEE LAIEN TE ER TELEEETTEENSTAREN TTS EETARAZETPERTZEEEZREETENERRER EEE IURR * NEE | | | ! | | | | ET TEE EEE jesporlagen zuiteht. * Der Bundespräfident hat über Vor Ihlag des Bundestanzlers das Mitglied des Gtwatsrates, Betriebsdireftor der öfterreichiichen Bundesbahnen, Hofrat In­­genieur Werner Nouadh zum Borfit­­zenden des Stwatsrates ernannt. die franzöfiihe Alademie als Uniderjalerbin Barthous. Baris, 2, Nov. Der unter tragiicden Umftänden verjchiedene jranzöfilche Auken­­minijter Youis Barthou hat in feinem Zeitament die Aoademie Srancaije, das altberühmte erjte wijjenjhaftliche Institut Frankreichs, sur Univerjalerbin eingeleßt. Neformationsfeier der edangelijch-theologi: ichen Salultät Dedenburg, 2. Nov. Am 31. Oktober nachmittag veranital­­tete die evang. theologijche Fakultät eine gut gelungene Reformationsgedenffeier. Diejelbe wurde durh das Reformations­­lied eingeleitet, das das dicht gebrängte Bubliftum jtehend mitjang. Darauf hielt Detan Dr. Deaf jeine Eröffnungstede, in welcher er die Bedeutung des Reforma­­tionsjejtes hHeruorhob. Nad, derjelben wurden die Zuhörer durch den vom Chor. der Theologen vorgetragenen Choral „En Sitenem te vagy bizalmam“ und dur die Deflamation eines Gedichtes von Geza Gyöni duch den Hörer Yadislaus Bußtai, die allgemein belobendes Aufjehen erregte, ergößt. Nun beitieg Profejfor Dr. Eugen Kijs den KRatheder, um jeinen tiefjchürfenden und doch Zar veritändliden Vortrag über die Grundwahrheiten der Rejorme­­tion im Spiegel des Römerbriefes zw Hal­­ten. Zur Einleitung desjelben zeigte er die meiiterhafte Gedenfmebaille, die der ungarilche Bildhauer Beran zum vier­­hundertjährigen Iubilium der Quther­­bibel angefertigt hat. Dann legte er den Snhalt des Römerbriefes gemäß dem VBeritändnis des Neformators auseinan­­der. Drei Bilder find es, die diejes Kern­­jtüdf des Neuen Teitaments uns vor Augen führen. Der in der Günde gefangene Menich, die befreiende Gnade Gottes und der befreite Menich. Dies entiprücht auch dem Weg, den Luther jelbit ging, der, verzweifelnd über der ungelöften Frage: Mie friege ich einen gmädigen Gott?, endlich, gerade im Römerbrief die rettende Erfenntnis der göttlichen Gnade fand. Das Entiheidende, dak Gott Die Brüde zu uns herüberbauen fünne, it der Glaube, daß Iejus Chriltus mein Erlöfer it. Darum dringt Quther auch darauf, daß diefe Bedingung nit in al­­lerlei Werfen gejucht werde. Zum Schluß eines Tortrages rief Dr. Kijs der Ges meinde das Schriftwort zu: „Halte was du Bat, dak niemand dir deine Krone nehme!“ Auf diefen Vortrag folgte die form vollendete Vorführung zweier Mufititüde von Haydn und Händel durd ein Streich | quartett ven Theologen. Die Feier wurde durch die abermals jtehend gelungenen Shlukverje des LuthersLiedes beendet. Sp. TE ar

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