Oedenburger Zeitung, Januar 1935 (Jahrgang 68, nr. 1-26)

1935-01-01 / nr. 1

. I. 68. Jahre. Folge 1. flllci IlsllllllllllIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIInlan-«tllllllllllll·lllllsl»in verwaltung:Oedeubnrg,Veäkplaisc,Unruf:19. InzeigeusundAbonnmentinunchne.Bepgpwwx Uemächksopmgöcannwngiuhmy Anblicpr TMMIIUMI Ins smadktagtichuqchws he (15 Uhr) zur Ausgabe dienstan, 1. sanuar 1935. Ginzelblatt: 20 Heller. Schriftleitnng:Oedeubargveäsplatzös,21nkaf:19. GelangtmätunsuahmmsouuinudFeiettagu .«s;.­­ $ 1:4 % i er . en Berhaftungen und Füfilierungen in Rußland. Nach Berihten, die aus der fibirijc.­­mandihuriihen Grenzitation Mandihuli eingetroffen find, Hat fich die Erregung in Zujammenhang mit der Ermordung von Kirowraud auf die Rote Armee des. Fer­­nen Ditens übertragen. Die Verhaftungen. und Erjehießungen lollen in verjhiedenen Teilen Ruklands andauern. Bisher jeien 70 Namen von Erihojjenen des Bailal-Rorps und des tehniihen Korps der Garnijon Boljhaja befannt.- Im Chaborowsf jeien. mehr als zehn Mitglieder der Roten Armee erjchoj­­fen worden. Moskau, 31. Dez. Wie amtlich be­­fanntgegeben wird, hat das Militärkolle­­gium des oberjten Gerihtes in dem Ver: fahren gegen Nifolajew und jeine dreizehn Mitangeflagten dahin entichie­­den, daß alle vierzehn Angeflagten ves Bergehens gegen Paragraph 58 des Ari­­minalgejegbuches der Sowjetunion für Ihuidig befunden worden find. Sie wur» den zur Hödjititrafe — Tod durh Er- Ichiegen — verurteilt. Das Urteil it be­­reits vollitredt worden. Das Eigentum der Angeklagten fällt dem Staat zu. Damit erhöht fich die Zahl der im Zu­­lammenhang mit der Ermordung Kitows Hingerichteten auf 119. Baris, 31. Dez. „Ercelfior“ beric­­tet, dak die franzöfiihe Regierung den feit Ianger Zeit in Frankreich Tebenden ehemaligen rufliihen Voltstommiljär ı Troßfi nicht an Somjetrußland ausliefern werde, obihon die ruffiihe Regierung bei ihrem Auslieferungsbegehren fich auf Dokumente gejtüßt Hätte, die beweijen jollen, daß Irogfi mit dem Mord an Kirow in Verbindung gejtanden ei. Boltstiimlichkeit tT«undStaatsmannHtum. Im Leben bedeutender Politiker fommt es nicht jelten vor, da fie vor die Frage gejtellt werden: jollen fie ihrem Gewiljen als Rolitifer folgen, jollen fie das tun, was ihnen das Interejle des Staates und ‚des Bolfes gebietet oder jollen fie, -Rüdfiht auf dieje höheren Intereljen, Te ‚diglich darauf bedacht jein, ihre Volfs­­tümlidfeit bewahten? Es iit leider jo, dak das Volf die höheren Staatsinterefjen nicht immer und nicht alljogleich begreifen ann, dak dem Volfe mander zu ohne uns erwünicht ijt, die Tekten Endes jeinem eigenen Mohle dient. Wenn fih nun der anjoniten große Boltstüm­­lichkeit Bolfe nicht recht verjtandenen Schritt ent: jo fann es leicht paffteren, dak er feine Volfstümlichkeit aufs Spiel da fich das Volt von ihm abwendet. Nun es aber in dak man, Das der Geihichte wenn jett, immer To, dar fich wirkliches Staatsmannstum darin zeigte. es der Wigenblid den Mut aufbradte, die In­­tereifen von Wolf und Staat dem perfön­­lichen Wunih nad; VBolfstümlichfeit vorar­­aujeten. it gewillermaken meik er am beiten, warn was zu machen „it. Er muß aber duch Charafterfeitigfeit um her Stimme jeines politijhen Gemillens zu folgen — nicht jeinen menic­­lihen Shwähen. Und wer möchte zweifeln, daß Tihfeit — der Hang nah Volfstüm- wenn auch durhaus be­­areiflfihe — -menihlihe Shwädhe tt?! Unitreitig it der idealite Yuitand, wenn der wahre Steatsmann auch aroße Volfs­­tümlichfeit geniekt, wenn jeine Bolitit vom Rolfe neritanden wird, wenn es ihm auftimmt. Leider it diefer ideale Zuitand nicht immer gegeben. In: diefem Kalle muRk eben das Itaatsmänniiche Gemilien tärfer jein, als der Munich nad Volfs­­tümlichfeit. Menn auch nicht immer die Gegenwart, aber die Geichiehte wird einen Die unga­­riihe Geihihte der Tekten Zeit fennt sinen jolhen Fall. Stefan Tika Fat es ganz bewuhkt auf fi genommen. eine in der damaligen. Zeit höchitt unpopuläre Aufgabe zu erfüllen. Die Motine, die ihn dazu veranlakt haben, waren die höheren Seither hat die Ge- Staatsinterejjen. Ihichte Tira volllommen Recht gegeben. Tika wollte die Grokmadtitellung Der Monarchie und damit die Machtitellung Ungarns und des Maayarentıims genen eine Bolitif, die damals zwar jehr nolfs­­tümlih war, aber. do nur untergeord­­nete und ausithtsloje Ziele verfolgte, ret­­ten. Mie jehr das notwendig mar, be­­weijt der bald eingetretene Meltfrieg und fein Ausgang. * Marum wir das vorausgejchiet haben? Weil gewille Kreije die Rolle, die Tibor von Efhardt in der Iekten Zeit einge: nommen. hat, dazu benüßen, um die Bolfstümlichkeit, die er bei den ungari- Ihen Mailen unzweifelhaft genießt, zu zeritören. Es wird ihm als Sünde ange­­rechnet, dak er dem Miniiterpräfidenten Gömbös gegenüber eine abmartende Haltung einnimmt, da er eine Mahl­­tehtsreform fordert, die dem MWunfche des Volitifer, erforderte, Rrüfitein fhliekt, war Den befiken, Schritt, genießt, eine für Eigenkhaften Zufammenhänge aus, mande Mahknahme zu den einem -erhten schten Staatsmann Er der Selen Rolitifer rechtfertigen. jolden zeichnen fteht tiefer Politif. ein der vom awei die Staatsmann. in. Demnad es be­­Volfes genau jo nachkommt, wie fie gleid­­zeitig auf die Höheren Interejjen des Staates bedacht nimmt. Bor allem: heute läßt fich noch feines­­wegs ein abjchließendes Urteil über die politijche, Rolle Ekhardts bilden, weil die Frage, die damit aufs engite zujame menhängt, die MWahlredtsfrage, noch ungeklärt it. Mas fi aber über dieje Rolle heute jchon jagen läht, wollen wir nit verjhweigen. Edhardt ift ficher- Ti nicht jo unflug, daß er jeine große politiihe Zufunft dem augenbliklihen Genug der Macht opfert. Er ift jung genug, um warten zu fünnen. Er jteht an der Cpiße einer großen Volfsbewegung und weiß es, genau jo qut wie wir, dah ihm Ddieje Stellung ein politiides Schwer­­gewicht verleiht, welches größer it als das mitunter graue Amt eines Minijters, Er hat es nicht notwendig, zwilchen der Macht eines Miniiters und der eines poli­­tiihen Barteiführers zu wählen. Seine politiihe Stellungnahme fann alfo un­­möglih durh dieje Frage beeinflußt werden. Wovon wird fie nun beeinflußt? Ce bardt führt jeit Sahren einen erbitterten Kampf gegen das unehrlide und unauf- vom Ziele nur noch weiter entfernt. Die richtige Syitem der Volfsvertretung. Nun beginnen die Früchte feines Rampfes all­­mählich heranzureifen. Die Frage der Mahlredtsteform Äteht im Vordergrund. Die Regierung Gömbös ift bereit, das neue Gejeg dem PRarlament vorzulegen. Es wird aber immer deutlicher, dar id die Regierung Dabei auf ihre eigene VWartei nicht gana verlaffen fann, weil man dort mit dem heutigen Zuftand zufrieden ilt und hHöshitens zu einer unwefentlichen ! Gegner der Ausdehnung der Volfsrehte tehben fampfbereit. Sie find fiherlid ftürfer als die VBerfünder radifaler Sprün­­ge, als die Gegner jedweder Mäkigung. Ron diefer Seite aus fünnen fie nicht ge= Ihlagen werden. Wenn fie geichlagen wer­­den fünnen, jo nur Yyurh eine fortichtitt­­liche Mitte, zu deren vornehmiten Vertte­­tern Tibor von Edhardt gehört. Ärpad Töröf, | Xenderung bereit. It das num eine Gün­­de, wenn Efhardt den Kampf gegen die Saboteure „der Mahlrehtsteform auf: nimmt und wenn aud Minijterpräfident Gömbös das gleihe will was EAhardt?! Es wäre wirklich fein Zeichen politijcher Reife, wenn man eine Regierung nur deshalb befümpfen wollte, weil fie eben Regierung tft. Es kommt doch wohl dar­­auf an, was die Regierung für eine Ro­­litif mad! Sicherlich wird es mandhe geben, die mehr haben wollen, als womit jih Ed- Hardt zufrieden gibt. Und Ddieje werden es nicht unterlaifen, gegen Edhardt Stimmung zu madhen. Aber da muß jich das Staatsmannstum Efhardts zeigen. Er wird fich über die Intrigen feiner MWider­­jaher leicht Hinwegjegen fünnen, weil er weiß. da eine NRadikalifierung unferer politiihden Verhältnijfe nicht nur nicht im Intereife des Volkes und Staates Tiegt, jondern, day durch allzu weit gehende Kor: derungen auch des, was heute zu erreichen it, in Rrage gejtellt wird. Durch jchritt­­weiles Vorgehen Tann das Ziel erreicht werden. Mill man aber Sprünge maden, ‚To kann es leicht pajfieren, daß man fich a ET ae Neues vom Sag. Gräfin Ejafy gejitorben, Budanejit, 31. Dez. Die 60Ojährige Frau des Yeldimarichalleutnants in Ven­­ion Grafen Siegmund Cjäfy wurde geitern in einem Kino plöglich von Un wohljein befallen und ift nad, einigen Minuten dortjelbjt verjchieden. Die yrau — die Mutter des ungari- Ihen Geichäftsträgers in Madrid, Grafen Stefan Cjafy — litt jeit Iahren an einer Herzkrankheit. Verhaftungen in Wien? Laut einer Meldung aus Budapeit jol­­len 63 Militärperjonen der Wiener Gat­­rilon wegen nationaljozialiitiiher Orga­­nilation verhaftet worden jein. Dieje Nahridt wird aus Wien dementiert, Vizekanzler Fürjt Starhemberg in Ungatn. Vizekanzler Fürt Starhemberg hat fich zu Furzem Erholungsaufenthalt nah Ungarn begeben. Die erjten ' Tage des neuen Jahres verbringt der Vizefanz­­ler bei Franz Graf Ejterhazy auf deilen Chlof in Tata. Neujahtsgratuletion Hitlers an den Bapit. Berlin, 31. Dez. "Der deutiche Bot- Ihafter beim Heiligen Stuhl, von Bergen, hat vem Papit hHerzlihe Neujahrsgrüße |des Führers und Reihskanzlers ausge­­\ Iprochen. Raps Bius XI. hat den Botichafter ge- | beten, dem Führer und KReichskanzler mitzuteilen, daß er für jeine Glükwünjcde ‚aufrihtig danfe und fie wärmitens er­­! widere. TE ei. ae Rünftleriiche Pläne unieres Gtadtpfarrers. Prälat-Stadtpfarrer Koloman Bapp, der für alle fünftleriihe Beitrebungen im unjerer Stadt jtets ein warmes Interejje befundet, gedenft in Kürze an die Ber: wirflihung mehrerer jeiner Pläne, die eine großzügige Förderung unjerer heimi­­ihen Künjtler bedeuten würden, heranzu­­treten. So plant Stadtpfarrer Bapp u. a. die Errihtung von würdigen Grabmonu­­menten für jeine Vorgänger im neuen Michaelisfrievhof, die Regulierung der Umgebung der Micaelisfirhe und eine Renovierung der Heiligengeijtfirche, deren Seniter auch mit neuen Glasgemälden verjehen werden jollen. Auch die Anfer­­tigung eines Erlibris für jeine Privat­­bibliothek hat der funitbegeijterte Firchliche Mürdenträger im jein Programm aufge: nommen. Mie wir erfahren, hat fi Prälat- Stadtpfarrer Koloman Rapp zweds Rat» Ihläge an unjeren KRunjtverein gewendet. Es ijt mit Sicherheit zu Hoffen, dak die Ausführung der Projekte unjeren heimi- Ihen Künitlern übertragen wird. Die Mettbewerbe jollen in Kürze ausgejhrie­­ben werden. % Neformierter Bilchof dr. Ga Antal aefiorben. Mie aus Papa berichtet wird, ijt dort vergangene Nacht der reformierte Bijchof Zransdanubiens, Dr. Ga Antal, an Arteriofflerofe im Alter von 68 Jahren verihieden. Der hohe ‚Eirhliche Würdenträger, der erit Fürzlic fein zehnjähriges Bilhofs­­jubiläum beging, erfreute fih ob jeiner Hilfsbereitichaft, die er jedermann ohne fonfejfionellen Unterjchied angedeihen lieh, großer Volfstümlichkfeit. 1910 wurde er zum Abgeordneten von Papa und 1927 vom Munizipalausihug des Vekpremer Komitats zum Oberhausmitglied gewählt. Die Details der“ Irauerfeierlichkeit werden im Laufe des heutigen Tages be- Iprochen. f Silvesternnterhaltnngdes Wirtithaftsbürgers Mannetgefangveteins. Dedenburg, 31. De. Mie jchon gemeldet, veranitaltet der Mirtihaftsbürger - Männergejangverein heute Montag, 8 Uhr abends, in den KRäumlihfeiten des evang. Leje- und Sünglingsvereins (St. Georgengafle 14) einen mit Borträgen, verjchiedenen Belu­­igungen und Tanz; verbundenen Silve­­iterabend, der allen Anzeichen nad einen großen Bejuch zu verzeichnen und einen gemütlihen Verlauf nehmen dürfte. Die Tanzmufit bejorgt die Levente-Mufik­­fapelle. Für frohe Stimmung werden die feichen Sänger jorgen. Zum Ausichant gelangt ein guten Dedenburger Tropfen; auh für falten Imbik wird beitens ge­­jorgt. Eintrittspreis 1 PRengö. Separate Einladungen wurden nicht verjandt. Zur Beranjtaltung find. die Gönner und Freunde des Wirtichaftsbürger-Männer­­| gejangvereins auf diefem Wege. einge: ‚laden! *. Die Levente-Mufiffapelle veranitaltet heute Montag, 12 Uhr nadts, eine Bum­­­melmufik.

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