Oedenburger Zeitung, Februar 1935 (Jahrgang 68, nr. 27-49)

1935-02-01 / nr. 27

SIEB IIIIIIIIIIlIIIIIIIIlIIIIIIIIIIIIIlsssslIIIIIls.stilllllllllll “ Maltnug:0edeuburg,1)eükplas56,Anruf:19. Yinzeigen- amd Abonnements-innahme. Bezugspreis: Wionatlid 2.80 Pengd (jamt Zußellung ins Haus). Unabbängiges DOltiies Zugbintt für alle Sünde Steitag, 1. Februn: 1935. Ginzelblatt: 12 Meller. Folge 27. Jahre. 68. Illllllhgtll Schriftleitung: Dedenburg, Deätplag 56, Anruf: 1% Gelangt mit Ausnahme von Sonn und feiertagen täglih nachmittags 3 Uhr (15 Uhr) zur Ausgabe, Gthardt Ipriipt in MSTole In einer Mählerverfammlung zu Mis­­kolc, in ver Abgeordneter Stefan Milotay der MWüählerjchaft jeinen NRedenihaftsbe­­richt erjtattete, iprach auch Abgeowöneter Dr. Tibor von EdhHardt, der im feiner Rede u. a. folgendes ausführte: . his ZN? De — Im den jüngjt verflojenen Monaten war. ih vor Fragen von joldher Natur ge: stellt, Daß ich ziwijchen der Belhämung der Nation oder dem Verziht auf ihre Zukunft zu wählen hatte. Ihämung, no den Verziht auf die Zu: funft habe ich auf mic; genommen, obzwar ich unter der Bajt einer außerordentlichen Berantwiortlichfeit vor der Welt jtehen mußte. Doc ich Habe die Kraft zu meiner Stellungnahme 'jtets aus dem Bewußtjein geihöpft, daß an meiner Stelle jeder Un­­gar dasjelbe getan hätte wie ih. Man bejihuldigte uns in Genf, dag wir Kriegs­­politif machen, weil die KReviftionspolitif, wie man jagt, zum Kriege führt. Man bejchuldigte uns, dag wir nur darum auf Kevilton pochen, um Wirren heraufzube- Ihwören. Aber in, Wahrheit tun. wir genau das Gegenteil, weil die Revifions­­politif in diefem Falle nichts anderes ijt els Sriedenspolitif im wahren Sinne des Wortes. Soll die Politif der: Gewalt ausgejhlojen werden — und das eben it unjer Ziel —, jo bleibt uns nichts übrig, als ohne Unterlak um friedliche Revifton zu Bümpfen. Mas das Franzölifcheitaltenifche Ueber­­einfommen betrifft. muß betont werden, daß damit an Stelle dev bisherigen ein­­feitigen imperialitiihen Bolitif die Po- Iitif der KRompromilfe getreten ift. Die Löfung des Donauproblems ift nur auf dem Wege von Kompromilien denkbar. Und fragt man uns, auf welhem Wege wir diefe Rompromilje juchen, jo fünnen wir die Antwort in folgendem erteilen: Erjtens durh die Löfung des Pro­­blems der Gleichberehtigung. Zweitens durd; die Bejlerung des Schikfals der un­­gariihen Minderheiten. Die Schutfraft des Bölferbundes hat fich bisher in diefer Hinfiht als wirkungslos erwiejen und die Erfahrungen der verfloffenen fünfzehn Sahre haben uns auch gezeiat, daß es zum Schute der ungarischen Minderheiten wirfjamerer Inftrumente bedarf, Die Shidjale der ungarifchen Minderheiten müffen im Vertragswege auf eine Meife gebellert werden, dak zur Schliekung von Konflikten nicht der Völferbund, fondern der Internationale Gerichtshoh im Haag die berufene Stelle wäre. Drittens durd) die Löjung des Revifionsproblems. In diefer Hinficht will ich nur erflären. dak wir Die Korderung nach NRevijion ebenjo wenig fallen laifen wollen, als wir ae­­willt find, mit ihr Wirren ung internatio­­nale KRomplifationen heraufzubeihwören. Ic habe auch im Genf erklärt, daß ich vor der ungariichen Forderung nad Revi­­fion niemand zu fürdten braucht, der au­­ten Willens ift, weil die ungariiche Na­­tion die Möglichkeit der Revifton immer nur zuaunjten der Konjtruftion und nie zugunjten der Deittuftion ausnügen wird, Zu innerpolitiichen. Kragen überge­­hend, erklärte Dr. Efhandt zunädit, dak on Stelle der diesjährigen liberalen Mirt- Haftspolitif eine planmähige Wirtichafts­­volitif geitellt werden mur, und daß es die liberale Rofitit der Regierung ift, wegen deren er der Regierung Oppofition macht.» Nie würde ich — jagte er — für das gegenwärtige wirtichaftspolitiiche SY- ftem der Regierung Die Verantwortung auf mid nehmen und nur dann fünnte ich RHETTEETIETTT UT Giferfuchtsdpramn in der Rleinen-Bajle. Gin junger Burihe verleht durch Meileritiche zwei Mädchen ihwer und verübt dann Gelbitmordberiuc. Dedenburg, 31. Jan. Ein fürdterlides Blutbad richtete geitern nachmittag in unjerer Stadt ein eiferjüchtiger Süngling an und verjuchte ih dann jelbit zu töten. Hierüber erjah- | ren wir folgende Einzelheiten: Der Einjame... Bor etwa zweieinhalb Iahren Hatte der angejehene Wirtichaitsbürger Ludwig Steiner, Kleine Gajje 24 wohnhaft, in Grfahrung gebracht, daß der 2djährige Süngling Sranz Csifor — dejien Ba: ter zum zweitenmal: heiratete — wegen Streitigkeiten mit der Stiefmutter, das elterlihe Haus verlief und feither arbeits­­und obdachlos geworden jei. Obwohl Ludwig Steiner Vater mehrerer Kinder ijt, nahm er fich des einjamen Sünglings an. Er nahm ihn als Tandwirtjchaftliche Hilfstraft in fein Haus und hielt ihn jo, wie jeine Kinder jelbit. Franz Csifor wer jehr fleigig und machte fich bald recht beliebt bei allen Mitgliedern vier Yamilie, Die Ihöne Elifabeth,. Mirtihaftsbürger Ludwig Steiner hat außer einigen Buben auc zwei rühr­­jame Töchter, die 2ljährige Elijabeth und die 17jährige Sufanna. Die ältere Tochter, Die Hübjche Elifabeth, Hatte es dem 'heranwachienden Burjchen angetan. Er verliebte fih in ihr jterblih. Ob das Mädchen die Liebe erwiderte, weiß nie mand. Allenfalls jehien der Burihe auf das Mädchen jehr eiferfühtig gewejenen zu jein, denn feit dem legten Wirtichafts­­bürgerball wurde er jhweigjam und trüb­­finnig, weil er in Erfahrung gebracht hatte, vaß das geliebte Mädchen ein Wirtihaftsbürgerfohn vom Balle hbeimbegleitete... Ceit diejer Zeit mußte er fidy mit Böfen Gedanken beihäftigt haben, denn wenn man ihn um etwas fragte, gab er nur kurze Antworten, die auf neroöfe Stim­­mung hindeuteten. Er hat einen „Sporn“... Die Töchter des Haujes begannen fich von Yranz Csifor fürmlich zu Fürdten, leitdem er jo jhweigjam geworden war; der MWirtichaftsbürger Ludwig Steiner legte aber dem jonderbaren Verhalten des Burihen feine Bedeutung bei. „Er hat halt einen Sporn“, meinte er bloß. Es verdtoß ihm aber, daß er ihm die MWohltat, ihn ins Haus genommen zu haben, durch mürriihes Benehmen belohnte. Ixotdem jagte er fein Wort, um nicht als ungerecht su gelten. „Wenn dir etwas nit past, fannjt gehen!“ Die nernöje Stimmung, die jeit einigen Tagen in den Yamilie Herrichte, Fam bald zum Durhbrudg. Wirtihaftsbürger Stei­­nev rügte feinen älteren Sohn, weil .er Nachläffigkeit bei der Viehfütterung wahr: genommen Hatte. Franz Csifor nahm den gerügten Sohn in Schu. Darüber braujte Wirtihaftsbürger Ludwig Stei­­ner auf: „Wann dir etwas nicht paßt, gehen!“ fannijt Dieje Worte gingen dem Burjchen zu | Herzen. Traurig jah er auf den Wirtjchafts­­bürger und meinte: „Wohin joll ich denn jegt gehen!“ Langjam wandte er ih der Türe zu, um das Haus zu verlaffen, in dem er ftets jo gut behandelt wurde. Er hatte Angft, abermals brot- und obdachlos zw werden. Dem Wirtichaftsbürger reuten die frengen Worte. Begütigend Ienfte er ein: „Wegen dem braudit net aleihh weg­­tennen!... Geb’ dich zum Tifch und laß dir dein Ejjen geben!“ Um aber zw beweijen, daß er der Herr im Haufe jei und das Recht habe, Rügen zu erteilen, meinte der Wirtihaftsbürger betonen zu müjlen: „Wenn es dir aber bei uns nicht mehr paßt, fannit Die einen anderen Pat fuchen... .“ Dies jagtee der MWirtichaftsbürger bauptfählih deshalb, weil fih Franz Csifor in den legten Tagen jo eigentüm­­lich verhielt. Dak das chweinfame und jonderbare Verhalten des Burihen auf glühende Eiferjudt zurüdzuführen fei, ahnte der Wirtihaftsbürger nicht. Vielleicht auch niemand von-den übrigen Mitglie­­dern der Familie. Oder wuhte die jhöne Elijabeth darum? Am andern Tag... Geftern nachmittag verlieg Franz Csifor um etwa 1 Uhr das Haus und fehrte um etwa Halb 3 Uhr wieder zurüd. Mio er geweien, fonnte man nicht erfah­­ren. Bei feiner Heimfehr Tegte er den Ueberrod ab und nachdem er erfahren hatte, daß fi, die Töchter des Haufes im Hausgarten aufhalten, um nus dem Kar: toffelfeller für die Schweine Futtertartof­­fel 3u holen. aing er eiliaft nah vridwärts und tier Den ahnunaslojen, arbeitenden Mädchen jein Tajchenmeiler einige­­male in den Rüden... Die Mädchen Iprangen in die Höhe und mwehrten fichgegendenWüterich,derdieVet­­nunftverlorenzuhabenfchien.Er ftießundfchlugmitfeinemMesser wild herum, als wenn er ein Heer von Feinden um ji hätte. Dabei brachte er den beiden Mädchen an der Bruft jchwere Verlegungen bei. Mit jhwerer Mühe konnte fi die 17- ‚jährige Sujanna Steiner aus dem Kar­­toffelfeller retten. Sie jhrie um Hilfe und brach dann etwa 14 Schritte vor. dem Eingang des Kellers zujammen. Aud die 21jährige Elije Steiner verjuhte zu flie­­| hen .Sie fam aber nur bis zum Ausgang des Kellers. Dort brach fie infolge des großen Blutverlujtes bewußtlos zujams men. Der Nachbar eilt herbei... Auf die Hilferufe der Sujanna Stei­­ner eilten der Nachban Ferdinand Boot, der im eigenen Hausgarten arbeitete, jo­­wie dev größere Bruder der jchwerverlet­­ten Mädchen, Karl Steiner, herbei. Sie wuhten augenblidlich nicht, was ge­­ihehen jei. Sie jahen nur die ftark blu­­|tenden Mädchen und blidten dann entjett ‚in den Kartoffelfeller, aus dem fie rü­­‚helnde Töne hörten. Dort jahen fie Kranz ‚Esitor in jeinem Blute liegen. Er hatte fi; mit einem Raftermejjer am Halje eine 'Ihwere Schnittwunde beigebradt. Allen­­falls wollte ex fi, nach, der blutigen Tat, die er aus Eiferfudt an den beiden Mäbd- Er ausführte, fich die Kehle durdichnei­­den... Die Rettungsgejellihaft und Polizei wird verjtändigt, Der Nachbar Ferdinand Bosr rannte lofort zur Polizeiwachjitube in der Brud­­gajje und teilte den blutigen Vorfall mit, während Karl Steiner und die inzwiihen herbeigeeilten Nadhbarsleute fih um die Schwerverlegten bemühten. Bon der Ro- Iizeiwadjitube wurde telephonijch die Ret­­‚tungsgejellichaft verjtändigt, die in eini­­gen Minuten am Tatorte des Dramas er­­ihten. Sie bradte die Verleßten ins Spital. wo man fejtjtellte, da Sujanna Steiner zwei Brujtjtiche, einen Rippenjtih und einen Stid in das linfe Schulterblatt erhalten Hatte, während ihre Schweiter fünf Stiche erhielt, vier in den Rüden und einen Stid in die Herzgegend. Lekterer Stihhattedie Lunge durd­­bohrt. Werztlih wurde au feitgeitellt, daß fh Sranz Esifor die Kehle nur zum Teil durchtrennte. Die Aerzte rechnen damit, dai; fie alle drei Opfer des blutigen Dra­­mas durdbringen. Die jhwerfranfe Mutter... Die Yamilie Steiner tjt über den trau­­tigen Borfall troftlos. Die Mutter, die Ihwer frant it, fann fich kaum. faffen. Sie it in Tränen aufgelöft und betet zu Gott: er möge ihr ihre Kinder heil und gejund wiedergeben! Gottvertrauen Tiegen aud in. den wetterfejten Zügen des fihwer heimgejuchten Baters, der mit feitem Blid, aber gleihtalls mit blutendem, bangem Herzen dem Schidjal entgegen­­fteht.... Sonaz U. Schiller. mich dazu entichliefen, wenn in der Wirt­­ihajtspolitif der Regierung ein Syitem­­wedjel zum Wohle der arbeitenden Schid­­ten einträte. Das heutige Parlament ijt zum großen Teile eine Projeftion der liberalen politiihen Auffajiung, und eine Aenderung in diefer Hinficht wird nur denn eintreten, wenn in das Rarlament die ehrliche Vertretung der Fonjtruftiven Kräfte einzieht. Die Einheitspartei hat die NRejorms volitif der Regierung durch ihre bloke Unwejenheit und ihre politiide Hal­­tung verhindert, und es ijt endlich die Zeit gefommen, in der fie, ebenjo wie die Dppofition, Yarbe befennen muß. Unjere Probleme müflen endlich gelöft werden. Wir find weder Liberale no Marriiten und verfünden nichts anderes, als eine. nationale Aufbaupolitif, die lediglich Komftitutionelle und gejegliche Mittel fennt, jede Art der Diktatur aus­­ihliekt, feine Revolution und feinen Um­­fturz Duldet und über das ungarijche Wolf nicht herrichen, jondern ihm bis zum Ieh­­ten YAugenblid dienen will. --« —..—««e«--7msc-»s-H"h—s-.’«----. Be EEE Tu NS -..­­

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