Oedenburger Zeitung, Juli 1935 (Jahrgang 68, nr. 147-172)

1935-07-02 / nr. 147

­­ITE Ess. " I «Verwaltung:Oedenbitrg,Deükplatz56,Unr11f:19. Anzeigensund21bonnementss21nnahme.Bezugsprei5: unanvångtgcznotjtiimez Ulonatlich2.801)engö(samtzustellungin5hau5). Tqanmn für nie Siönde täglich nachmittags 3 Uhr (15 Uhr) zur Ausgabe, Solge 147. Jahre. 68. dienstag, 2. Juli 1935. Ginzelblatt: 12 Heller. Schriftleitung:Oedenburg,Deåkplatz56,2lnkuf:19. GelangtmitUusnahmevonSonnsundFeiertagen + Nbichluß der Verhandlungen zwiichen Ungarn und Yeiterreich. Bien, 1. Juli. Ms Ergebnis der| Wie wir erfahren, ift in dem neuen! in den legten Tagen in Wien zwifchen | Abkommen vorgejehen, daß jeitens der, einer öfterreihiihen und » ungariichen| Ungariichen Nationalbanf Beträge im| Delegation geführten Verhandlungen! Ausmaß von zunädit vier bis fünf jind ein Teemdenverfehrsabtommen | Viillionen PBenao für ungarijche Rei: und mehrere Vereinbarungen zur Ne=| jede, die in Defterreih Aufenthalt neh­­gelung anderer Fragen des -öfterreichifch- | men wollen, zur Verfügung geitellt wer­­ungarischen Wirtjchaftsperfehres unter-| den, wogegen Defterreih zufjätliche zeichnet worden. Agrarimporte aus Ungarn im gleichen Durch) das Fremdenverfehrsabfom-| Mate tätigen joll. Sollten diefe Beträge men wird, ie amtlich mitgeteilt wird, | nicht ausreichen, jo jheint zu einem jpä- Voriorge für die geficherte Abwicklung teren Zeitpunft eine Erweiterung der eines gejteigerten Neifeverfehrs während | diesbezüglihden Mbmahungen möglid zu der Sommermonate ziwijchen den beiden | jein. Zäandern getroffen. InSbejondere wird! * dadurch) eine Mejentlihe Erleichterung Hinfichtlih der Anwendung der neuen) Budapeit, 1. Juli. Wie verlautet, ungarifhen Devijenvorfchriften geichaf- | wurde im dem in Wien paraphierten Ab­­fen werden. Ein weiteres Abfommen | fommen zwiichen Dejterreih und Un­­fieht Die Erneuerung des im PVorjahre, gar ein Weizenhöditpreis von 20 Schil­­abgeichlojjenen Weizenabfommens vor,| ling für Dejterreich jtatuiert. Die Hjter­­demzufolge für das Wirtihaftsjahr) reihiiche Forderung, daß die Abtwilung 1935/36 die gleichen Grumdfäte wie im!des Weizenverfehres dem djterreichiichen Vorjahre gelten werden. Damit im Bus | Öetreidehandel vorbehalten werden joll, fammenhang ergab jich Gelegenheit, ver-) ilt zum Teil erfüllt worden. Die ungari­­ichiedene aftuelle Fragen des gegenfeiti-| jhen Banfen und NReijebüros haben gen Wirtjchaftsverfehres zwiichen den! heute bereits größere Schillingbeträge beiden Staaten einer Regelung zu une) für die nah Defterreih Neifenden zur terziehen. Verfügung geitellt. die Aufgaben unierer Nararbolitif. Bom Reihstagsabgeordneten Matthies von Matolcsy, Sekretär des Ungarijchen ihrift „Ungarifcher Volkswirt“. In Ungarn kann als ausichlieklides Mittel den Steigerung der Landwirtichaft­­lihen Erzeugung unter feinen Umftänden die KRapitalsanlage allein gelten, denn fann die Lage unferer Iandwirtichaftlichen Arbeiterihaft nicht Löfen. Sie würde bloß jene joriafen Probleme vertiefen, die als Ichmerzlihe Wunden im Körpern der Na­­tion Elaffen. Die Förderung wirtjhaftlihen Produktion nur bewerfitelligen, Arbeitsfähigfeit halten der wirkfjamite, wittihaften hervorgehen, Arbeitnehmer, rende Motiv, in der Täpt und willen wenn jie im Webereinjtimmung mit! den Interejien der Nation wir des Land­­volfes ausnügen und in den Dienft der Broduftion jtellen. Ein Meg hiezu, nad; meinem Dafür­­ijt eine Aenderung der gegenwärtigen Struftur der Agvar­­‚produktion. Aus den derzeitigen Tandwitt­­ihaftlihen Großbetrieben müllen damit in Die intenfive Erzeugung aufm jene Schichten einbezogen werden, die bisher der Regel nur als als Ange: jtellte an diefem MWerf mittun,. Die Kräf­­tigung der Prowinzbevölferung tft hiebei außer wirtichaftlichen Belangen wie Prof. Dr. Bela Initituts für Wirtichaftstorihung. Aus dem Suniheft denn, Kendz, Handelsminiiter a. D., jagt, trägt diefe Klalie den grökten Teil der öffent: lichen Laiten und Tiefer mit ihren Gühe nen die Mehrzahl unjerer Armee. Die­­felbe Auffaliung gelangt auch im dragefimo Terme chreibt: „Wegen der Verwertung des agrarifhen Arbeitsfraft-Ueberihulles muß man fich früher oder jpäter mit einer den gegebenen Verhältnifien entiprechen­­den Verteilung des Grundbefites befafjen. In diefer Frage wird es nicht ausfchlag­­aebend fein, ob der Aleinbetrieb oder der Großbetrieb mehr zu erzeugen vermag.“ Die Anhänger der Wirtichaftsordnung des Quadragefima Anno teen fich daher die Schaffung von je mehr Tebensfähigen Kleinwirte-Eriftengen zum Ziele. In Ungarn it diefe Frage auch von den Gefihtspunften der Ropulations­­bewegung und der Vermögensverteilung von eritflaffiger Bedeutung. denn jede Verfügung, die auf eine Steigerung der Zahl diefer Eriftenzen absielt, mehrt auch die Wohlfahrt des Volfes. Doch einer richtigen Bejitpolitif bedarf es auch jheon deshalb, um die bereits beitehenden Kleinbefige nicht durch Erbichaft oder fonitwie weiter zerjtüdeln zw Taffen. Aus dem Gefichtspunfte einer gefunden Befit­­politif bieten fich mithin zwei Modalitä­­ten. Die eine ijt die Feitjegung des Höchitbefikes in einer Hand, die andere die eines Beitikminimums, um einer wei­­teren Zeritüdelung der Grundbefife vor­­zubeugen. Vor der 45 Millionen zäh. lenden Agrarbewölferung Ungarns find| diefen Befigen nicht rühren. Doc, ift aud) "des Befigmarftes ufw. Nach; meinen Be- 673 Prozent Tandwirtichaftliche Arbeiter, Gejinde, ferner Zwergbefiter und Täd­­ter unter 5 Ioch, dagegen nur 297 Pro­­zent Kleinbefiter. Eine richtige Boden­­politif muß den niedrigen Lebensitandard diejen fait vier Millionen Seelen zählen: den Menichenmafle auf einen höheren Stand heben. Fait drei Millionen zählen die Sandiwirtichaftlichen Arbeiter, das Ge­­finde und die Kleinbefiker; 750.000 Samilienerhalter. davon find Natürlich eig- nen ji ‚nicht alle diefe Elemente zu einem jelbjtändigen Landwirtedafein. Na meiner Auffajlung bieten die Be­­ige über 500 Katajtraljoh Umfang die zur Errichtung Fleinerer Wirtjchaften ges eigneten Bodentlähen. Die Erijtenz der Mittelbeiike von 100-500 KRatajtraljoch | ijt genau jo wichtig, wie jene der Klein­­ı befige. Aus eben diefem Grunde darf | man aus nationalen Gefichtspunften an rehnungen ließen fich von dem zu Gied­­lungszweden geeigneten Gebiet von 26 Millionen Katajtraljoh auf einem Ge­­| biete von 16 Millionen Ratajtraljoh 280 neue Gemeinden jhaffen; der Reit von einer Million Kataftraljoh wäre aber | unter die bereits bejtehenden Gemeinden zw verteilen. Das wäre die Höchitmöglich­­feit, die in Ungarn die Siedlungsaftion erreichen fünnte. Anno“ der Zeit­­das tüh­­zum Wusdrud, Tand­­Tih Alein­­„Qua= denn deren Umfang nicht groß genug, um dem | Eingriff zu begründen, denn die Belite diefer Art umfaljen in Ungarn insge­­‚amt 22 Millionen Kataitraljoh. Die Bejikpolitif der Nahfolgejftaaaten mahm im großen und ganzen das Befikhädjt­­mak von 500 Soh zur Grundlage. Ich muß, jedoch bemerfen, daR ein jolhes Be: fiämarimum fih nur auf die Tandwirt- Ihaftlich beitellbaren Gebiete bezieht und die Hödhjitbemeilfung der Waldbefite nicht | hieher gehött. Nach den derzeitigen Bejititatiitifen ‚ zählt Ungarn 1785 Bejite über 500 Kata: |trafjodh; ihr Gejamtumfang aber beträgt 28 Millionen Io, wobei natürlih nur die Bejite mit freiem Verkehr berüdjicd­­tigt find, Die Siedlungsaftion mu genau ıBedaht auf örtliche Sonderwerhältnijie nehmen, jo auf Bevölferungsdichte, Um­­‚Ntände der Bodenbeitellung, Möglichkeiten Höhenunft des Brager Ratholifentages. Prag, 1. Juli. Der erjte ganzitaat-, begann unter dem Geläute aller Prager lihe Kongreß.» der tichechojlomwakischen | Kirchengloden die Auffahrt des Kardi- Katholifen in Prag fand am Beter und|nallegaten Verdier, Erzbiihof von Pa- PBaul-Tage feinen Höhepunkt im einer! xis, in dem hiftorifchen vergoldeten jechs­­mehtvollen eucharitiichen Weierlichkeit| jrännigen Wagen. Ihm folgten die Erz- vor dem Denfmal des heiligen Wenzel. An der Teierlichfeit nahmen Tichechen, Slavenen, Deutjche, Ungarn, Bolen und Nuthenen, zum Teil in ihren verjchiede­­nen Nationaltrachten teil. Um 20 Uhr biihöfe von Olmüß und Prag und 2000 | ®eiftliche mit brennenden Kerzen. Beim | Sanft-Wenzel-Denfmal erteilte der Kar­­dinallegat der Menge den päpitlichen Segen. Schwere Wetterintaftrophe TIofio, 1. Juli. Tofi und der jüd­­lich diejer Stadt Tiegende Teil Japans wurden am Samstag don einem fchtme­­ren Unwetter betroffen. In Fufuofa, too ich da Unmetter zuerjt entlup, Wr den an 25.000 Häufer überf nit. An Kioto ftehen 20.000 HaufjePftnter Woffer. Militär wurde zur SHilfeleiftung eingelegt. In Diafa find 50.000 Häujer überihiwenmt. In Tofio und Nofohama war da Unmetter von fchweren Exd­­|Ntäßen begleitet, die aber feinen Schaden ‚anrichteten. 62 Brüden, darunter 37 allein in Kioto, wurden von den Fluten | tengeriffen. Der Schaden wird auf 20 Millionen Jen gejchäßt. 60 Menichen | famen um3 Leben. in Japan. &r-Zar Ferdinand in Budapefi. Budapeit, 1. Iuli. Budapeft be­­fommt einen hohen Gajt. Der gewejene bulgarische Zar Ferdinand fam mit einem Gefolge in der ungariihen Haupt- Vom Bahnhof, wo ihn die Mit­­glieder der bulgariichen Gejandtichaft empfangen hatten, fuhr ern direft auf die Margareteninjel. Unter dem Namen „Graf von Murdny“ trug fi der ehema­­liche Herricher im Hotel „Palatinus“, wo er abgeitiegen ijt, ein. | jtadt am. Stvei Tourilten tödlich berunglüdt. Graz, 1. Juli. Bei einer Bergtour im Dadhjteingebiet find der 18 Jahre alte Student Wilhelm Gärtner, Sohn des gleichnamigen Studienrates in Linz, und jein Begleiter, eim Handelsangeitellter aus Steyr, „deiien Name bisher noch nicht feitgejtellt werden fonnte, von der Scheib­­lingswand zirfa 80 Meter tief abgejtürzt und tot liegen geblieben. Die von der Gendarmerie Ramjau im Bereim mit Bergiteigern geborgenen Leichen wurden in die Totenfammer nad Ramjau ge bracht. %* Bor Negierungsktrije in Bulgarien. Belgrad, 1. Juli. Aus Sofia eingetroffenen Nachrichten zufolge rech­­nei man dort für morgen oder übermor­­gen mit dem Ausbruch einer Regie rumgsfrije des Kabinettschefs Tojcheff. Tier Finanzminifter Rjaskoff, von dem bereit3 anläßlich jeiner Reife ing Aus: land behauptet wurde, er habe jeine De­­mifjion eingeveicht, ift geitern nad) Sofia zurüdgefehrt. Iournaliften gegenüber lehnte e8 der Finanzminister ab, jich über die Frage feines Nüdtritieg zu äußern. ae un den Rüden geitochen. In der Gemeinde Lövö (Komitat Dedenburg) ereignete fih vergangene Nacht ein blutiger Vorfall. Im Gemein­­degajthaus unterhielt fih der Sährige Landmann Sojef Balogh mit einigen jeiner Freunde. Im Berlaufe eines Streites, in dem fih au Fremde ein­­mengten, wurde dem Landmann von einem unbefannten Manne mit einem Tajchenmeller ein Stich in den Rüden ver­­legt. Der Schwerderlegte wurde jofort ins Elijabethipital gebracht, wo man ihn logleich in Pflege nahm. Sein Zuftand ijt \ lebensgefährlih. Die Gendarmerie hat die Nahjorihungen nach dem Täter eingelei­­tet. m Nah einem Erpoje des franzöfiidhen Sinanzminifters bat der Finanzausichuß der Kammer mit 9 gegen 8 Stimmen einen jozialiftiihen Antrag angenommen, wonach vom 1. Januar 1936 angefangen die Erzeugung und der Handel mit Kriegswaffen und Kriegsmaterial in Stanfreich ausichlieglihh dem Staate vor­­behalten fein follen. Nah einer Meldung aus Hollywood wurden die Künftlerinnen Sari Fedaf und Vilma Afnay in dem gegen fie in der Affäre Vajda-Afnay angejtrengten | Strafprozeg freigejproden.

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