Oedenburger Zeitung, Dezember 1935 (Jahrgang 68, nr. 274-297)

1935-12-01 / nr. 274

. > 4 Ber edend BENBURHBBUHBBRGBEBBSBBRBERBEGRLCSHUNAGEELSSSURDRUHUUEHRER Derwaltung: Oedenburg, Deätplag 56, Anruf: Ungeigen- und Ubonnements-AUnnahme. Bezugspreis: Blonatlih 2.80 Pengd (jamt Zußellung Soige 274, Jahre. 68. Inabbüngines palliiiies H v­­| 7 2 Schriftleitung: Oedenburg, Deälplat 56, Anruf: 19% Gelangt mit Ausnahme von Sonn. und Seiertagen 3 Uhr (15 Uhr) zur Yusgabe, Sonntag, 1. dezember 1935. Ginzelblatt: 20 Heller. 19. ins Haus), Sagblai für alle elünde täglich nachmittags Miniiterpräfident Gömbös nad) Budapeit zurüdgelehrt. Budapeit, 30. Nov. Minifterpräft­­dent Iulius von Gömbös und Außen­­minifter Koloman von Kanye find Ge ftern abends aus Wien nad Budapeit zu­­rüdigefehrt, Dev Minijterpräfident erflärte auf Fragen der Jourmaliten: „Ich bin mit den beiten Einbrüden zurüdgetehrt.“ Aukenminifter von Kanya antwortete: „Sch war von dem Wiener Empfang ent­­züct. Er war jeher warm.“ Auf weitere Fragen erwiderte der Miniiter: „Ich bin mit den Wiener Verhandlungen zufrieden. Die Veritändigung ift eine vollfommene, Im übrigen ift die Freundichaft zwilchen den beiden Ländern bereits jo eng, daß über ihre weitere Vertiefung zu verhan­­deln unnötig it. Ich bin mit Dem Crgeb­­nis den Beiprechungen jowohl in politi­­her wie in wirtichaftlicher Hinficht voll­­fommen zufrieden.“ Mien, . Nov. Die ungariichen Staatsmänner verbrachten den geitrigen Tag in Unterredungen mit Bundesfanzlev Dr. Shufchnigg, Vizefangler Starhemberg und Außenminiiter Berger-Waldenegg, wobei zeitweilig auch die übrigen Mit- gliedev der Bundesregierung zugezogen wurden. Die Beiprehungen waren ehr eingehend und umfaßgten fümtliche politi Ihen und wirtfcheaftlichen ragen, Die beide Länder intereffieren. In politifcher Hinfücht bildete insbejondere die gefamt­­europätfche Lage, Die vom Gefühtspunfte dev Intereilen beiden Qinder geprüft wur­­de, den Gegenftand der Crörterungen. An wirtichaftlihen Fragen wurden u. a. Die der ungariihen Weigen- und Fetteinfuhr und der damit zufammenhängenden Rom: penjationen, jowie die Clearingfivage am geitrigen Abend unter Teilnahme Dev öfterreichifichen Bachminiftenr eingehend Bumdhiberaten. DasGrigiebmsigdsiesfserUnsterrddungenesw brachte die vollfommene Gleichheit der Auffaflungen beider Regierungen über die Gejamtlage und eine newerliche Bekräfti­­gung dem in den Römer Raften feitgeleg­­ten Abfücht Der beiden Negierungen, much in Hinfunft in den Delterreich und Un­­garn gemeinfam berührenden Fragen in möglichit weitgehender Uebereinitimmung vorzugehen. die Bdiskuffion über Die Sideifommille, Zu den wichtigiten Punkten: des Ne fermprogramms der Gombös-Negierung gehört wohl der Gejegentwinf über da3 Tideifommißwejen. - Fideifommiffe find gewiffe große DBelie, die unteilbar find und meiften® auf ‚den älteiten Cohn übergeben, der jo zum Majoratsherrn teird. Diefe Einrichtung hat bejonders dann große Nachteile, wenn fie jtark ausgedehnt ift, wie dag einmal bei ung in Ungarn, insbejfondere aber in Trans­­danubien der Fall iit. Die fideifommij­­jeriich gebundenen Belite Fünnen nicht eufgeteilt werden, wodurch eine gejunde Terteilung und Zirkulation von Grund und Boden verhindert wird. Die Negie­­rung hat nun einen Gejeßentwurf ein­­gereicht, welcher einen bejcheidenen und alimählien Abbau der jo gebundenen Belige vorjieht. Ueber die Frage des Fi: deifommißtwejens wurde recht viel debat­­tiert und wir dürfen gleich hinzufügen, daf; dabei auch viele jachliche Bemerfun­­gen gefallen find. E& gibt mande, die die im Gejeßentmurf porgejehene Reform für zu unbedeutend halten und die Nuffai­­jung vertreten, daß durch Das neue Ge: je& verhältnismäßig wenig Boden frei wird und au dag wird eine Weile dauern, bis Ddiefer wenige Boden tatjäch­­lieh in den Verkehr gelangt. Andere mei­­ten, daß die tatjächlihe Ausbeute des Gejetes verhältnismäßig gering tt, da­­für aber die Fideifommißgüter allerlei Regierungsfontrollen ausgejegt jind, was für den jeweiligen Eigentümer nicht ge­­trade erfreulich jein wird, Sn der Tat, das neue Gejeb ilt ziemlich bejcheiden zu nennen und unfere Bodenbefit- und agrarfozialen BVerhält­­niffe würden jehon auch eine großzügigere Ieform des Fideifommißweiens ertra­­gen, wenn nicht Ddireft erfordern. Troß­­dem joll die Bedeutung des neuen Ge­­jeßes nicht unterjchäßt werden. Sie liegt richt jo jehr auf jahlich-wirtichaftlichen tvie vielmehr auf politiichpiychologiichen Gebiet. Wie der Berichteritatter deg Ge­­jeßentiwurfes im jeinem einleitenden Be­­richt feititellte, hat es jeit mehr als hun­­dert Iahren Beitrebungen gegeben, die auf eine Neform diejer Anjtitution ab­­zielen, Und feit mehr al3 hundert Sabh­­ven it aus Diefer Reform nichtS gemwor­­den. Dabei haben jehr gewwihtige ungari- Ihe StaatSmänner für die Reform Siel­­lung genommen, fo u. a. Tranz Deäf, Defiver Szilagyi, Merander W e-­­ferle Warum die zahlreihen Reform­­abfichten jcheitern mußten, teilte ung der Berichteritatter nit mit. E3 ift aber leicht zu denfen, daß der Einfhu der all­­mächtigen Majoratsherren nicht der [ete Grund für das Scheitern der Reform­­affihten war. Wir waren jtet3 als ein Land feudaler Einrichtungen verihrien. Wenn e8 nun im Laufe don hundert Sahren nicht gelungen it, dag Kernitüg| dee Feudalismus, dasFideifommißiwefen zu reforinieren, nur weil die Macht der Majoratsherren gar jo groß war, dann miffen wir reuevoll feititellen, daß die Meinung de Auslandes nicht ganz um­­berechtigt ivar. Was jekt vorliegt, ift wie gejagt, auch feine fühne Reform. Mber immer: hin eine Neform, deren Berentung umjo größer tjt, als man fich hundert Nahre hindurch zu Ddiefer Reform nicht entichlie- Ben Fonute. EI hat fih endlich eine Re­­gierung gefunden, die die Meinung des Auslandes vom feudalen Ungarn dur Taten widerlegen will. Die ernite Tat; diejes Gejekentwurfes liegt natürlich nicht darin, daß man die Meinung des {uslandes ändern will. Schließlich ift e8 Pilicht jeder Negierung, im Ausland qıtte Etimmung für das Land zu machen. Das Entjcheidende, was fich die Negie­­rung wahrlich als Hiitoriipes Werdienft anrechnen faın, dad fie dem Einfluß je= ter Mächte wideritanden hat, deren gro- Ber politischer Macht e8 zu verdanken ‘ft, ta man im Muslande von uns als einem feudalen Land jpricht, Das tit in Ungarn unjtreitig ein neuer Zug. Denn wenn e3 auch bisher Neformen, jelbit Xodenreform und Sozialpolitif gab, Die Sntereffen diefer mächtigen Herren wur­­den davon Faum berührt. Eine voirfliche Sozialpolitif fann es aber Yoh_wur ge ben, wenn die politiiche und wirticftli- che Uebermacht einzelner Gruppen zuge ftußt wird. Gömbo3 hat den Mırt aufge bracht, auch gegen den Willen u. Die In­­tereffen Ddiejev hiltorifchen Mächte ervas zu unternehmen. Allein darin liegt Ichon eine Neformtat, auch wenn ihr ınateriel­­ler Inhalt verhältnismäßig heicheiden ft, Der Würfel ift damit gefallen ind wir Dürfen hoffen, daß nun eine allmähliche Liquidierung dejfen erfolgt, wa8 man im! Nuslande jo gerne als das feudıle Un­­gar bezeichnet. Nun fommt e3 aller dings auch auf die politifche Welt und die öffentlihe Meinung an, die fo ge Ichlagene Brejche Weiter auszudehnen und aus dem angeblich feudalen Ungarn | ein Land der Bauern, Arbeiter, des Mit­­telitandes zu machen, % Arpad Töräf, Unerwartete Bendungindftafrifa? Wenn man den abefjinifchen Berich­­ten trauen darf, hat jih das Blatt auf dem Sriegsichauplag ftarf geivendet: die Mbefjinier weichen nieht mehr zurüd, fondern greifen an und die. Italiener müffen fih auf die Verteidigung be­­ichränfen. Unfer Bericht über die leßten Ereig­­nifje lautet folgend: AdHBis Abeba, 30. Nov. Das Fai­­ferlihe Brefjebüro teilt mit, daß e8 den drei bedeutenditen Heerführern, Nas Kafja, Ras Seyum und General Mulu­­geta bereit3 gelungen ift, ihre Heeres­­gruppen zu vereinigen. Die drei Heer­­führer hielten gejtern abends eine DBe­­jpredung, worüber bisher nur joviel be­­fennt wurde, daß ein einheitlicher Aln­­griffsplan geichaffen werden fonnte. Drei italienifhe Bataillone vernichtet. Addıs Abeba, 30. Nov. Im der Kahe der nördlich von Mafalle Tiegenden Drtichaft Havale fand eine blutige Schladt jtatt. Die unter der Führung des Dedichas Boras vorrüdenden abeffi­­niichen . Truppen umszingelten in einer Schlucht die italienifchen Streitkräfte ge­­trade in dem Moment, als diefe das er­­beuttete Schlachtvieh braten und verzeh­­ren wollten, Sm Verlaufe des Kampfes töteten die erbojten Abefjinier den Kommandan­­ten und 100 italienifche Soldaten und er­­beuteten gleichzeitig 13 Maultiere famt| Munition, wie auch jehr viele Gewehre. Drei italienifche Bataillone wurden voll­­fommen vernichtet. Blutige Bajonettfämpfe, Asmara, 30. Nov, „Exchange Te: learaph” meldet, daß die abeffinischen Truppen mit einem fühnen Vorjtoß bis an den Webbi Schibeli-Fluß vordrangen. Nas Dejta wollte den Uebergang über den Fluß erzwingen, wobei e3 zu bluti­­gen und erxbitterten Nahlämpfen Fam. Ein Bajonettangriff folgte dem anderen und jchlieglich fanden fait jämtliche Krie­­ger der vorgejchobenen abefjiniichen Sturmtruppen des Ras Deita den Sel­­dentod, | Die italienifche Heeresleitung geiteht e3 num ein, daß nördlich von Mafalle, im Rüden der italienifhen Front fchrwere Kämpfe im Gange find, durch welche die ohnehin jchwierige Verpflegung der ita= ee Kampftruppen jehr gefährdet wird, Die internationale Gefahr einer Betroleumfperre. Rom, 30. Nov. In internationalen pelitiihen Kreifen greift die Ueberzeu­­gung immer mehr und mehr um fich, daß ein europäifcher Krieg jehr wahr: Icheinlich ei, wenn e8 Franfreih und England tatfahhlih gelingen follte, das Embargo gegen Italien auch auf Erdöl, Baummolle, Kohle und Metalle auszu= dehnen. Man glaubt hier, daß in einem jol­­hen Fall Muffolini nicht nur den gan­­zen oftafrifanifhen Feldzug aufgeben müßte, fondern daß dadurch auch feine eigene Stellung jcehwer erjchüttert wäre. Kiemand Fönne jedodh erivarten, daß Muffolini ein foldes Opfer freimillig bringen werde. Aus diefem Grund ift 8 wahrjicheinlic, daß Mufjolini eine Durcch­­führung des Embargo3 mit Gewalt zu verhindern fuchen würde. Gerntti Fündigt militärische men an. Paris, 30. Nov. Die Konferenzen Zaval® mit den PVotjchaftern Italiens und Englands betrafen ausschließlich die Sankttionsfrage. Der italienifche Bot- Ichafter war beauftragt, über die im Gang befindlichen militärifchen und wirt- Ihaftlihen Gegenmaßnahmen Italiens zu jprechen, die unmittelbar nach der Ausbreitung der Sanktionen auf Oel und Kohle in Kraft treten werden, €3 verlautet, daß Laval in Beant­­|wertung der Erflärung Ceruttis, Ita­­lien wünde ein Delembargo mit „Eriege­­riihen Maßnahmen“ eriwidern, Die ita­­‚lienifhe Regierung vor joldhen Maknah­­men gewarnt habe. Zaval joll erflärt ha­­ben, ein italienischer Angriff auf ein englifches Schiff würde nicht nur einen Krieg mit England, jondern mit dem ganzen Bölferbund und damit aud mit Sranfreich bedeuten. Italienische VBorftöße im Tembien-Gebiet. Rom, forps thräern Gruppen 30. Nov. Heeresberiht Nr. 58: Am der Front des eriten Armeeforps nehmen Ihlagen die der Operationen Front des ziveiten Armee zufammengejekte Dantali- Kolonne ihren Fortgang. An der Front des erpthrätichen Ar­­meeforps hat eine unferer porgefchobenen Abteilungen beim Abaro-Paß abeffinifche Kriegergruppen zerftreut. An ift eine aus Jtalienern und Exy­­Gebiete von Mai Canetta hat an der Somali­­front die abeffinifchen Dagabur mit Bomben rere Munitionslager zeritürt. erhthräifchen von meh­­der Front werden meitere Er­­fundungsflüge im Gebiete des Aichiangi- Sces ausgeführt. Die italienifhen Kolonnen, die in die einge find, haben die Truppen des Ras Seyum in die Flucht gefchlagen. In der Gegend von Mai Gohar haben itali­­eniiche Streifen abeffinifche Krieger aug- einandergetrieben, Längs des Fluffes 6 ohbar find zahlreiche gefangengenommen worden, Abeffinier gene gebirgige drungen wurden und im unferen Händen Die Auftwaffe Gegend von der Mahnah- Kolonne zahlreihe ließen. An YVembien im auf feindliche geftoßen, die in die Flucht ge- Gefan­­Stellungen belegt und Sa .. PRIERN ne A BESTEN NEE ehe Sr

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