Oedenburger Zeitung, Februar 1936 (Jahrgang 69, nr. 26-50)

1936-02-01 / nr. 26

IIIIIIIlIIlIlIIIIlIIIIIIIIlllllllllsvtllllllll-«lllllllllllllIIIIIlIi-.-tll Samstag, 1. Februar 1936. Einzelblati: 12 Heller. VerwaltungzOedenburg,Deükplatz56,Unruf:19. AnzeigeniundUbonnementssUnnahme.Bezugspreiz: Monatlich2.80Pengö(samtzustellungin5Haus). Folge26.sahrg.69. unanyånaiukxnoliliime5· Tnavlaumcallkstånse Schriftleitung:Oedenburg,Deåkplatz56,21nruf:19. GelangtmitAusnahmevonsotknsundFeiertagen täglichnachmittagsZUhr(15Uhr)zur21usgabe. Wahre Friedensjörderung. In Buenos Aires ift fürzlid) das Pro­­tofoll der Friedenstonferenz feierlich un= terzeichnet worden, die fih die friedliche Beilegung des Chaco-KRonfliktes zum Ziel gejegt hatte. Das Protofoll, in dem die ehemals friegführenden Staaten Bolivien und Paraguay die endgültige Einftellung der Feindjeligfeiten bejtätigen und fi zur Wiederaufnahme der diplomatijchen Beziehungen jowie zur NRüdgabe der Kriegsgefangenen verpfliten, ftellt den bisherigen Ertrag der Mitte Mai vorigen Sahres auf Anregung der drei Mächte Argentinien, Brafilien und Chile anges bahnten Wermittlungsaftion dar. Nad­­dem bereits im Suni 1935 dur) die Ini­­tiative der Vermittlerjtaaten die Einftel­­lung der Kampfhandlungen erreiht wer­­den fonnte, ijt jeßt ein weiterer Forts jhritt auf dem Wege der endgültigen Re­­gelung. eines- jahrelangen blutigen Ge= bietsitreites erzielt worden, der zwei Länder bereits an den Rand der Er- Ihöpfung gebradt Hatte und womöglid die Quelle nod) größerer Konflikte hätte abgeben fönnen. Die Weltmeinung unterliegt heute in ihrer Utrteilsbildung über die Aufgaben der internationalen Bolitit vielfah ge­­wiljen Theorien der Kriedensfiherung, die das Heil nicht jo jehr in der Eindäm­­mung von Gefahrenherden, als vielmehr in Borfehrungen erbliden wollen, die legten Endes auf die Ausweitung etwai­­ger Konflikte hinauslaufen müffen. Aber au) die geräufhvollite Reklame für den „unteilbaren Frieden“ Tann die Tatjadhe nit aus der Welt jhaffen, daß Ddieje Theorie dur) das Ausfindigmahen ime mer neuer, vielfach) geradezu als Bedro­­hung empfundener „Sicherungen“ nur die " Unruhe in der Welt zu vermehren geeig­­net ift, dafür aber die eigentlihe Pflicht zur praftiihen Behebung tatjählih vor­­handener Gefahren zurüdtreten läßt. Die Beilegung des Chaco-Ronfliktes ijt demgegenüber geeignet, den Blid wie­­der einmal auf die wirklichfeitsnahen und deshalb au erfolgreihen Methoden der Friedensitiftung und Friedensfiche­­zung zu Ienten. Es hat unverkennbar Iomptomatiihe Bedeutung, daß der in eriter Linie zur Beilegung des KRonflittes berufene WBö ferbund aub in diefem Streitfall verjagt hat, daß es demgegen­­über das Berdienft der jüdamerifanijhen Staaten ift, das erreicht zu haben, worum fih Genf vergeblich mühte. Es fann aber au nicht überjehen werden, daß die jüd­­amerifaniihe Bermittlungsattion durd) den Umftand erleichtert wurde, daß die­­fer Kontinent eben nit in ein Syitem tomplizierter Beijtandspafte gezwängt ijt und damit der Gefahr einer automatijchen Ronflittsausweitung zu entgehen ver­­modte. So konnte fih überhaupt nur der pofitive Einfluß des natürlihen Friedens­­willens der Nahbarftaaten geltend ma= hen, — ein lehrreiher Vorgang in einer Zeit, in der die friedensfördernde Funk: tion der Neutralität um verjtiegener Theorien willen beitritten oder gar ver­­argt wird. Es kann demgegenüber nur begrüßt werden, daß die jüdamerifanijhen Staa­­ten praftiihe Mittel und Wege zu finden verftanden, um einen tatjählihen Bei­­trag zur Friedensfiherung zu Iiefern, der für den füdamerifaniihen Kontinent einen großen Gewinn bedeutet und allen Aniprud auf Anerkennung Hat. Es ift aber ebenfalls nur zu begreifli, daß dieje Staaten für die Sicherung ihres Gewaltmarih Srazianis auf Addis Abeba. Dihibuti, 31. Jan. Nah Mittei- Bejegung Uadaras, das fi 450 Silo: meter von Dolo, dem Ausgangspunft der legten Offenfive General Grazianis in der Richtung auf Addis Abeba, befindet, haben die italienischen fliegenden Kolon­­men den Vormarich fortgejeßt, ohne auf MWideritand zu Itoßen. Der Vormarjch erfolgt jehr vafch auf der Linie der gro- Ben Seen gegen Mlata (40 Silonieter öitlih dom Nordende des Margherita See). Die italienifche motorifierte Ko- Ionne, Me au Mrabern, SomaliS und itafieniihen Mafchinengeivehrichiiten be= fteht, hat bereit die Ortidaft Adola überferitten und Nxaflai am Fuße der Berge Birbiffa Tuto und Bocco erreicht. Stalienifhe Flugzeuge übervadhen tän­­dig die Operationen. Die Italiener mad)­­ten zahlreihe Gefangene und Fonnten mehrere Leben3mitteldepot8 erbeuten. Nah diefem neuen Vormarjch fteht fait dag gejfamte Gebiet der Provinz Sidamo unter italienischer Kontrolle, Panik in Addis Abebn. ASmara, 31. Jam Wie Nachrich­­ten ausländifher Kundichafter bejagen, berrfhen in Addis Abeba Verwirrung und Banif. Kürzlid wurden Truppen mobil gemadt und eiligft abgerichtet. Sie werden ald Beritärfung zur Armee Nas Deitas abgejendet. Geftern find drei abeffinifche Minifter mit Flugzeug don Addis Mbeba nach Deffie wegen der beunrubigenden Gerüchte binfihtlich der Sicherheit Addis Mbebas abgegangen. Sn Deffie verlautet, dag Diehidichiga faft vollftändig von den abefjinifchen Truppen geräumt wurde, die gegen Sü­­den abgehen. Während neue Truppen ge­­gen Harrar und Diidichiga unterwegs find, werden die bisher in Harrar ge ftandenen Truppen gegen Gaffabaneh verjchoben. Wahjende Mifitimmung gegen die europäifchen Ratgeber. Dihibu ti, 31. Jam Nah Mittei­­lungen aus Mddi3 Mbeba herricht im abefjinifhen Hauptquartier in Deffie Ba­­nif. Die Mißjtimmung gegen die weißen Ratgeber veritärft fih täglihd. Eine Gruppe vom Kriegern z0g unter den Ru­­fen: „Nieder mit den weißen Natge­­bern!” vor die Refidenz des Nequs, Der Negus habe beichloffen, Deffie zu verlaf­­fen und fi nad Addis Mbeba zu bege ben, um die Verteidigung der Hauptitadt gegen die Bedrohung durch General Gra­­ziani zu überwachen, aber: der frühere Vertreter Abefiniens \beim Völferbund Tefle Hatvariate habe ihn mit der Be­­merfung davon abgehalten, daß feine Abreife eine unbeilvolle Wirfung auf Die Truppen ausüben und den Beginn der Auflöfung der Armee bedeuten würde. Goebbels gab einen Rüdblid auf die Vor: gänge des 30. Ianuar 1933 und aedadie der Gefallenen der nationaljozialiltiichen Bewegung. Der Minijter jhlog im Na: men der Verjammelten mit einem Treue­­gelöbnis für den Reichsfanzler. Hierauf ergriff Adolf Hitler das Wort, der zus nädjt der vierzehn Sahre vor dem 30. Ia= nuar 1933 gedachte, der für den Natio­­naljozialismus feine Weberrajhung, jon­­dern das Ergebnis jchwerer und opfer­­voller Kämpfe gewejen jei. Das deutiche Volk Habe in den leßten drei Iahren Durd) die nationaljozialijtiihe Bewegung ein Element der Einheit und Einigkeit be­­fommen. „Alle täujhen fid), die glauben, daß dieje Bewegung heute noh a eine einzelne PBerjon gebunden wäre. Ich war ihr Rufer, aus einem Rufer find heute bereits Millionen geworden. Wer von uns aud heute das Auge jhliegt, der fann willen, hinter ihm jtehen zehn an­­dere.“ Bon der Friedensliebe im Innern aus: gehend, erklärte Hitler: „So wie wir im Innern jtets den Frieden für unjer Volt gepredigt haben, jo wollen wir aud ein friedliebendes Element unter den anderen Völkern fein. Wir juhen den Frieden, weil wir ihn lieben. Deutihland wird friedliebend fein, wie nur ein Wolf fried­­fiebend fein fann, wenn diejem deutihen Bolt nidt an feine Ehre getajtet wird. Mir wollen Hoffen, daß in der Welt ein allgemeines Berjtändnis für die Rechte aller immer mehr Pla greifen möge. Es wird dies die erjte Vorausjegung fein, um einen wirklihen, ehrlichen, tiefen, inneren Srieden über die Völker zu jenten.“ Yun der legten Rammerfigung jtellte fi} die neue frangöfifche Regierung, Sar­­raut dor. Die Linien der Nußenpolitif zeichnete der Minifterpräfident in fol­­genden Worten: Franfreih mwünfcht vor allem die Sicherheit und den Frieden. Wir mollen beides durch eine jederzeit wachjame Mftion auf dem Gebiet der Zandesverteidigung und dur ein um­­auggejeßtes Bemühen auf dem Gebiet der internationalen Zujammenarbeit ge­­ben. In den Beziehungen zum Ausland wird die Regierung entjchloffen die Bo- Ktif |fortfeßen, am der Franfreih jeit foft 20 Jahren hinter dem unverrüd® baren Zeichen der beiden Boftulate: Feit­­halten an der Nufrechterhaltung des Friedens durch Achtung ber internatio nalen Verpflichtungen und Entwidlung der Folleftiven Gicerheit nah den Srundfägen des Völferbundes, feitgehal­­ten hat. Aus London wird gemeldet: Der un­­gariihe Außenminifter von Kanya begab ih gejtern in Begleitung des Legations­­rates Esafy in das Budingham-Balais, wo der Minifter von König Edward VII. in einer 55 Minuten währenden Privat­­audienz empfangen wurde. Nah Meldungen aus der Provinz Kweitihau ftehen die roten Truppen nunmehr nur nod etwa 20 Kilometer vor der Hauptitadt Kweiang. Die NRegie­­tungstruppen ziehen fih nad heftiger Gegenwehr auf Kweiang zurüd. wenn er durd) eine Macht, die als Garant des unteilbaren Friedens anderswo hoc) im Aurje fteht, gefährdet wurde. * Nenes dom Tage. Reichstanzler Hitler zum 30. Sanuar. Berlin, 31. San. Anlählid) des drit­­ten Sahrestages der Machtübernahme durh Adolf Hitler fand geitern im Quftgarten ein ©.-U.-Appell jtatt. Dofter Friedens, in nationaler wie in zwilchen­­ftaatlider Hinfiht, mit der nötigen Ent= Ihiedenheit audh dann einzutreten willen, TESZ-Generalveriammlung Dedenburg, 31. Ian. Der hiefige Bezirksausihuß des TES. hielt gejtern die Iahresgeneralverjamm­­lung, deren Borfig Bezirfspräjes Feld: marjhalleutnant a. D. Mladar Szepel- 19:Bugjch führte. Der Vorfigende be­­tonte in jeiner Eröffnungstede, daß das Präfidium mit allen Kräften varan it, jedwede Bolitit vom Berein fernzuhalten. Nah der Anjprahe unterbreitete Ge= neraljefretär PBrofejior Geza Lahlo den Bericht über die vorjährige Vereinsarbeit und bemängelte, daß der Fonds zur Er­­rihtung eines Aulturhaujes im Jahre 1935 nur um einige Bengö bereichert wurde, was der SInterejjenlojigkeit der hiefigen Bereine zuzufchreiben it. Stand des genannten Fonds Derzeit 1956’55 Vengö. Der Generaljekretär teilte feriier mit, daß das hiefige Teh.-Präfidium an den Unterridtsminifter eine Eingabe zwedfs obligatorifher Einführung eines freien Schultages am Jahrestage der Dedenburs ger Bolksabjtimmung am 14. Dezember geriäätet habe, die dahin erledigt wurde, daß die hiefigen Schulanftalten afjährlid zur Beranftaltung einer Bollsabitim­­mungsfeier am nädjiten Sonntag nad dem Sahrestag verpflichtet wurden. Dem Bericht nad) gehören dem Teh. derzeit 27 Vereine mit insgejamt 8016 Mitgliedern an. - ProfessotLäßlöikizziertedanndas diesjährigeArbeit-programm,demnach dieGinfiihrungeinerWacheablöfemit MusikbeiderständigenNationalfahne geplantift,auchiollendieNamendet Freifchätler,dieandenKämpfenum Westungarnteilnahmen,ingeziemendet Weiieverewigtwetden.Für-Frühjahr isteinKultuttagprojektiert. DerDelegiertedezJugendbundegder HörerderhiesigenFakultätfiitBergbau­­undFotstwefenftellteu.a.denAntrag, mit dem Arrangement der Märzfeier den Sugendverein zu betrauen. Der Borfit­­zende erflärte, für die Verwirklichung die­­les Antrages jowie der übrigen PBropofis tionen der Univerfitätsjugend die nötigen Säritte einzuleiten. Nachdem die Generalverfammlung den vom Generaljefretär vorgelegten Koiten­­voranihlag pro 1936 annahm, jprad) der neugewählte Mitpräjes des Teh. Prälat- Stadtpfarrer KRoloman Bapp für die Begrükungen den Dank aus. Die Gene­­ralverfammlung wurde mit einigen herz­­lihen Worten des Vorfigenden gejloffen. * Menue Steuern in Italien. Rom, 31. Ian. Durh Verordnung wurden in Italien eine Reihe neuer Steuern, beziehungsweije Steuer: und Abgabenerhöhungen eingeführt . So wurde die Verbraudsiteuer für eleftriihen Strom im Haushalt von 30 auf 40 Gentefimi per Kilowattjtunde er­­böht; für andere Zwede beträgt die Er­­höhung des Strompreijes 1% Lentefimi per Kilowattjtunde. Ferner wurde eine Berbraudsiteuer für Leudtgas einges führt. Neu eingeführt wurde weiter eine Sabrikationsiteuer für Kunftfafer, die für Kunitjeide Lire 240 für das Kilogramm und für andere KRunjtfajer Lire 160 per Kilogramm, beziehungsweije für bejon­­dere Ausnahmen 80 Centefimi beträgt. Gleichzeitig wurde der Einfuhrzoll für Baummolle, Wolle, und ihre Abfälle fo­­wie für Steintohle und Koks erhöht.

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