Oedenburger Zeitung, Juli 1936 (Jahrgang 69, nr. 148-174)

1936-07-01 / nr. 148

- XX -sp»-·s-»-«­­­­­­ MaimugxSoprou,1)eökpcatz56,21nruf:19. ’WgwandAbonn-meanunahmgBezug-preis- Ylonqtlich2.sopengö(samtznstellung ins Baus). | golge 148. Jahre. 69. BBBBBBERSSOBBRBSBUNGNBEAHE Senblall für nile stünde Mittuod, 1. Juli 1936. Schriftleitungs Sopron, Deäfplag 56, Anruf: 19. mit Ausnahme von Sonn: und Seiertagen täglich nachmittags mn 1 Uhr (13 Uhr) zur Ausgabe, Ginzelblatt: 12 Heller. Inabhängiges naliihes Gelangt die Zukunft des Böllerbundes. (Bon unjerem Berliner Korrejpondenten.) Als im SIahre 1930 Briand am Tag der vollendeten Rheinlandräumung jein Baneuropa-PBrogramm vorlegte, bemerkte der dieler Tage verjtorbene Ddeutjche Staatsjefretär des Auswärtigen, B. W. von Bülow, der Grundfehler jolder ra= tionalijtiihen Pläne jei der, daß fie Europas Wirklichkeit nit richtig ein- Ihäßten. Europa jei fein jtarrer NRah­­men, in den man »die einzelnen Nationen willfürlich hineinprejjen fönnte, jondern die maßgebende MWirklichkeit gliedere Jich in die verjhiedenen Beziehungsfelder von Nation zu Nation, die, aus der Ger ihihte gewadjen und in lebendiger Ent» widlung befindlid, zujammen den Ieben­­digen Körper der europäilhen olitit daritellten. Mas von dem Baris-Genfer Europabegriff von 1930 galt, gilt erit recht vom Bölferbund jelbjt, und niemand anders als der engliide Außenminijter Eden hat jet ausdrüdlich zugegeben, daß „ein univerjeller Völferbund“ von wirk­­lid abgerüfteten Staaten in einer für die Demokratie gewonnenen Melt“ zwar etwas jehr Schönes wäre, aber Teider „weder je exijtiert Hat, noch unter den gegebenen Umjtänden abzujehen ijt, wie lol ein Bund geihaffen werden fünnte“. Herr Eden jagte dann: „Wir müljen in­­nerhalb einer Organijation die willige Zujammenarbeit von Regierungen zus jammenfaflen, die in "ihrem Charafter völlig verjhieden find.“ Dies war in der Tat die bittere Lehre für Genf, die fi aus Italiens Konflikt mit Mbejfinien und dem jhhweren Mikerfolg der Sanf­­tionspolitif ergab. reilich ijt der Weg der Erkenntnis in England no weit. Herr Baldwin, der im Barlament und draußen im Land für feinen Außenminijter, d. h. für die jchwer bezweifelte Kontinuität jeiner eigenen Bolitit im Ablauf des Abeljinienfonflifts eingetreten ijt, Hat die Probleme, die Eden als Ridtlinien einer jpätejtens bei der übernäditen Bölferbundveriamm­­lung im GSeptemeber jprugreifen Reform ! angedeutet Hatte, in jeiner mehr perjön­­lihen Art offener ausgeführt. Zwei Buntte find es, auf die nad) Baldwins Anfiht eine vernünftige britiihe Gidher­­beitspolitif zu achten habe, eritens »aß nad) der joeben gemadten Erfahrung das Mort Sanftion gleichbedeutend jei mit Kriegsgefahr, und zweitens, dag MWeit­­europa mit „dem Ehrgeiz der Diktatoren“ zu zechnen Habe. Er Hat au Mujjolini loeben wieder beiheinigt, daß die Ganf­­tionen „feine Strafe“ hätten daritellen lollen, und hat ausdrüdlih Heroorge­­hoben, wie ernjt er das Friedensangebot des deutihen Führers und Reihsfanzlers beurteilt. In Baris jpürt man jehr wohl die Mendung der engliihen Bolitit, aber man fieht aud die Shwäden in der ge­­genwärtigen Situation der Regierung Baldwin. Deshalb jheint die neue fran­­zöfiihe Regierung, die jelbit ihren außen­­politiihen Weg angefihts der fi häufen: den inneren Probleme noch feineswegs fejtgelegt hat, es für das taftijch Richtige zu Halten, nad dem Motto: Die Sanf: tionen find tot, es leben die Sanktionen! zu verfahren. Nedenburger $eitung! Abonnieren Gie die Heute nahmiltag : Genfer Bollveriammiung! Genf, 30. Suni. Die erite Gitung der Bollverjammlung des Wölferbundes ift auf Dienstag nachmittag, 27 Uhr, an= gejeßt. Sie wird der Wahl des Präfiden­­ten, der an die Gtelle des bisherigen Prä­­fiventen Dr. Benejch treten joll, gewidmet jein. Die größten Ausfichten Hat nach wie vor die Kandidatur des belgijhen Mini­­iterpräfidenten van Zeeland. Die Ber­­jammlung wird jodann einen Yusihuß zur Prüfung der Bollmadten einjeßen. Somit wird aud das Mandat des neuen abejfiniihen Delegierten Ras Nafibu ge= prüft werden. Ras Tafari, der frühere Negus, Hat dem Generaljefretariat des Völferbundes | mitgeteilt, daß er die Abficht Habe, anläß­­lich der bevorjtehenden Bollverjammlung die Führung der abejfiniihen Delegation jelbit zu übernehmen und in der Ber­­jammlung den abejjiniihen Standpunft im gegenwärtigen Augenblid zu vertreten. * In einem Schreiben an den General­­lefretär des Völferbundes teilt der tiche- Hollowaktilhe Staatspräfident Dr. Bene mit, daß er von jeinem Amt als PBräfi­­dent der Völferbundverfammlung zurüd­­trete. Dr. Benefh benüßt die Gelegen­­heit, um zu betonen, dab jein Glauben an den Bölferbund unerjchütterlich jei. : a IETTEETEEETTEEEERPFIEHE Neues dom age. Wus Berlin wird berichtet: Die Ge­­denfartifel aus Anlaß der geitrigen fieb­­zehnten Wiederfehr des Jahrestages von Berjailles bauen alle auf demjelben Ge­­danfen, dab der Verjailler Vertrag eine erledigte Angelegenheit jei, nachdem zu­­erjt die wirtihaftlihen, dann die politi­­ihen Fejjeln abgejtreift worden jeien. Nur zwei Bunfte des Verjailler Vertrages jeien no zu Fall zu bringen: die Kriegsihuld­­lüge und die Koloniallüge. Als Auftaft zu den Feiern nnlaplicd des 550jährigen Beitehens der Heidelber­­ger Univerjität fand am Samstag abend in der neuen Univerjität die Begrügung der in- und ausländiihen Ehrengäjte jtatt. Zahlreihe Berjönlichkeiten aus Willen: Ihaft, Politif und Wirtihaft jowie Hohe Dffiziere der Wehrmadt wohnten mit den Teilnehmern aus dem Ausland der feier: lihen Hifjung der Flaggen von 31 Län­­dern bei. In der Aula der neuen Univer­­fität begrüßte der Reftor der Univerjität Heidelberg PBrofejjor Dr. Groh die Gäjte. Rad) der Feier in der Univerjität erlebten die Teilnehmer eine Heidelberger eitbe­­leudtung. 2ord Rothermere fordert in einem jen­­jationell aufgemadten Artifel in der „Daily Mail“ eine engere Zujammenar­­beit mit Deutihland und Italien. Groß- Britannien müjje fih von Bindungen an Staaten, die unter dem Einfluß Ruklands ftehen, freimaden und mit Kranfreid), Deutihland und Italien einen Blod bil­­den, Dur den der Friede gewährleiitet wird, Die faum jechsjährige Anna Maria Mufjolini, das fünfte Kind des italieni­­fhen Regierungschefs, fit jeit einigen Ta­­gen an Kinderlähmung jhwer erfranft. Den Auftatt zu den Jubiläumsfeier­­lichfeiten in Bad Gajtein, das aus Anlaf des fünfhundertjährigen Beitandes des Rurortes im feitlihen Yahnen- und Blu­­menihmudf prangte, bildete ein Fadelzug, an dem jih mehrere Mufiffapellen und Trahtenvereine aus Salzburg, Oberöjter­­reih, Kärnten und Tirol, ferner die Mehrverbände von Bad Gajtein und Um­­gebung beteiligten. Daran jchlok fi das Stiftungsfeit der Gafteiner Trachtenmu­­fit in der Friedrichslaube. Die türfiihe Regierung beabjichtigt, wie man erfährt, ein Monopol für Kohle einzuführen. Diejes Monopol wäre jo­­wohl ein Erzeugungs- als au ein Hans delsmonopol, demzufolge würden die be­­ttehenden Steinfohlenbergwerfe der Tür­­fei vom Staat übernommen werden. Der burgenländiihe Landtag wurde für Samstag, 4. Juli zur legten Sigung vor den Sommerferien einberufen. Handelsminijter Dr. Stefan Windkler it von Wien nad) Rom abgereijt. Zu jei­­ner Berabjhiedung hatte jih im Bahnhof Handelsminifter Stodinger eingefunden. Der erite Delegierte Abeifiniens beim Bölterbund Ras Nafibu hat an den Gene­­taljefretär des Völferbundes eine Mittei­­lung gerichtet, in der es u. a. heißt: In dem nichtbejegten Teil Abejjiniens beiteht eine vom Kaijer jelbjt eingejegte Regie­­rung, weldher der Kaijer die notwendigen Vollmagten für die Verwaltung des Lan­­des und für die Aufrechterhaltung jeiner Autorität erteilte. Der Negus jteht mit diejer Regierung in Verbindung. Der Kaijer Hate alle jeine Rechte behalten. Er hat nie darauf verzichtet und wird nicht Darauf verzichten, fie auszuüben. Deshalb proteitiert er im Namen des abejjiniihen Neihes, das Mitglied des Völkerbundes it, neuerlih gegen den Angriff, dejien Dpfer er geworden ijt, und fordert jeder­­zeit, allenorts und mit allen ihm zur Ber­­fügung jtehenden Mitteln die Rejpeftie­­rung jeiner territorialen Integrität und leiner politiihen Unabhängigfeit. Nicaragua it aus dem Bölferbund ausgetreten. Die Regierung hat für die­­jen Entihluß feine Erklärung abgegeben. Nicaragua Hat dem Bölferbund jeit 3. November 1920 angehört. Nah Meldun­­gen aus Buenos Aires joll aud die Re­­publif Salvador aus dem BVölferbund aus­­treten. Aus Paris wird gemeldet, Sonntag haben zahlreiche Volfsfrontfundgebungen unter Beteiligung von Mitgliedern der Regierung jtattgefunden. In Choijesle- Roi, wo eine jolhe Rundgebung zu Ehren von Rouget de Lisle, dem Berfajjer der Marjeillaije, jtattfand, erflang neben der Marjeillaije au die Internationale und wehte neben der Trifolore die rote Fahne, nad) der Devije der Rommuniftenpattei, die erflärte, daß die Fahne der Väter, die jegt zurüderobert wurde, neben der Fahne der Hoffnung, der roten Yahne, wehen mülje. Der Quftfahrtminijter Cot jprad) im Namen der Regierung. In Berjailles würdigte der Kriegsminijter Daladier den General der großen Revolution Hocde. Die Sozialiften wohnten zufjammen mit den Rommunijten der Kundgebung bei. Die Mehrzahl der Hotelbejiger an der Riviera, darunter allein 450 in Nizza, haben ihr Perjonal ausgejperrt und die | Diejes Bor: Etablifjements gejchlofien. gehen wird als Golidaritätsaft mit den Hoteliers in Cannes erklärt, deren Ber­­lonal in den Ausitand getreten war, zus gleich aber auch mit der Unmöglichkeit, die zwilchen Arbeitgebern und Arbeitnehmern generell für ganz Sranfreich vereinbarten Bedingungen auf das Hotelgewerbe anzu= wenden. Etwa 1200 Kurgäfte find von diejer Maknahme betroffen, die jedod wohnen bleiben fünnen, wenn fie bereit find, auf die Bedienung zu verzichten. In jeder Stadt wird ein Hotel in jeder Preis­­fategorie für die Durchreifenden offen ge­­halten. Zahlreiche Gäjte Haben daraufhin die Riviera und jeine Sailon vwerlajlen, die fi bejonders gut anzulaljen jhien. In der lehten Sigung des Dreiund­­dreißiger = Sanierungsausihufjes wurde die Verordnung über die Unterjftüßung der Landmwirtihaft im Wirtihaftsjahre 1936/37 angenommen. Oberhausmitglied Dr. Mutihenbader erklärte, daR der Rom- Baft von der ungariihen Landwirtichaft mit Befriedigung begrüßt wurde, weil er auf die Stabilifierung der Weizenpreije einen günjtigen Einfluß übte. Er trat für die weitere Aufrechterhaltung von Mindeitpreifen des Meizens ein und er­­juhte, diefe jo bald als möglih zu publizieren, damit die Preisbildung ein­­legen fönne. Berjhiedenen Gerüchten ge: genüber jtellte er feit, daß leider von einer Nefordernte feine Rede jein könne. Uns garn mülje fi mit einer Mittelernte zu= frieden geben. Er befürwortete die Auf­­rehterhaltung eines Mindeitweizenpreijes von Pengö 1640 ab Grenze. Wie amtlich mitgeteilt wird, hat die ungariihe Handelsdelegation, die unter der Führung des außerordentlidhen Ge­­landten Alfred Nidel in Paris, Brüffel und im Haag geführten Berhandlungen abgeihlojien. Mit der franzöfiihen Re­­gierung ijt eine Vereinbarung getroffen worden, die am 1. Juli in Kraft treten wird. Die Verhandlungen mit der nie= derländilhen Regierung führten zur Pa­­taphierung einer Vereinbarung, welde durh einen Notenwechjel zwilhen den beiden Regierungen ebenfalls am 1. Juli in Kraft treten wird. Auch die mit der belgiihen Regierung aufgenommenen MWirtihaftsverhandlungen Haben zu einer Vereinbarung geführt. Wie das Marineminifterium in Tokio mitteilt, wird am 1. Iuli d. I. mit der Erridtung zweier Arjenale, in Bort Arthur und in Maijuru (an der Wejtfüfte von Hondo), begonnen werden. Nach einer Weberprüfung durch Sadj­­verjtändige wurde endgültig feitgeitellt, daß es fi) bei dem von dem Florentiner Sammler Roberti entdedten Bild, dar: itellend die Madonna mit dem Ainde, um ein Werf von Ban Dyd handelt. Dem Bild wurde der Name „Madonna mit den Rojen“ gegeben, da die Jungfrau Maria in ihrer Hand, die auf den Knien liegt, einige Rojen hält. ES Todesfälle. In den legten Tagen find in Sopton verjhieden: Private Raimund Hünner, geb. Baula Springer, im 90., pen). Sinanzdireftor Dezjö von Tökeghy im 64., Stau GSujanna Fleilhhader, geb. Reikner, im 47., Zuderfabrifsangeitellter Andreas Zjuder im 71. und Benfionijt Emerih Borjos im 62. Lebensjahre. 1 Unfälle. Die 7ljährige Einwohnerin Katharina Unger wurde in der Thea­­tergajje von einem unvorfihtigen Radfah­­ter niedergeitoßen, wobei fie im Gefichte Verlegungen erlitt. — Der 28jährige Lö­­oder Einwohner Ignaz Pöcza jtürzte vom Magen und 308 fi) eine Ropfverlet­­zung zu. — Die Verunglüdten wurden ins . Elifabeth-Spital gebradit.

Next