Oedenburger Zeitung, Oktober 1936 (Jahrgang 69, nr. 224-250)
1936-10-01 / nr. 224
= % - .» En. Du eine Derwaltung: Sopron, Deäfplat 56, Anruf: 19. Anzeigen: und Abonnements-Annahime. Bezugspreis: Monatlich 2.80 Pengö (famt Zuftellung ins Baus), $olge 224, Sahre. 69. 7 gras! Könyyr edonbur: tie , Sr: Er# Be ER ii. 1 C S UX w f 7 = SOPRON N BEEBESER Deäfpias 56, Anruf: 19. von Sonn und ‚Feiertagen Uhr (15 Uhr, zur Ausaabe. Ginzelblatt: 12 Heller. Unabhängiges lies gugbiatt für ule Stünde Yonnerstan.1. Iitober 1936. Schriftleitung: Sopron Gelanat mit Ausnahme täglich nachmittags 1 Der Anariif auf Miadrid hat eingejekt Rabat, 30. Sept. Nach einer Mitteifung des Senders von Jerez de la Frontera haben die nationalen Truppen die Offenfive auf Madrid begonnen. Die Anhänger der Regierung arbeiten fieberhaft an der Erridfung don Drei Verteidigungslinien rund um die Hauptftadt. Die Kolonne Kaftejon befindet fich fieben Kilometer von Toledo und fanı rajch auf Madrid vorrüden. Die Regulares, die ala erjte in Toledo eindrangen, werden an der Spite marjcieren. Der Gemeinderat von Madrid beichäftigt fich mit der Anjchaffung von Xebensmittelvorräten für den Fall einer Belagerung und hat einen Kredit von 20 Millionen PBejeten bewilligt. Berlin, 30. Sept. Der „Zofalanzeiger“ veröffentlicht eine Unterredung jeinesSonderberichterftatterd mit dem Oberhaupt der Alcazarbefagung Oberjt Moscarda. Ueber 10.000 Granaten und Die mehrfahen Dynamitfprengungen verwandelten die jchlofartige Feitung in einen ITrüme merhaufen. Eine einzige Mine forderte 47 Todesopfer und verwundete 60 Berteidiger. Zum Glücd befand fih im Alcazar ein Bergbauingenieur, der Die Minierarbeiten der Belagerer abhören fonnte und rechtzeitig Die Räumung des gefährdeten Teils veranlaßte. Als legte Zuflucht war nur ein hoher Wohnföller gebließen, der aber auch nicht mehr länger als drei Tage hätte gehalten werden fünnen. Gejtern fand inmitten der Trümmer der Burg ein Danfgottesdienst jtatt, bei dem der einzige noch lebende Priefter von Toledo, der Kardinalerzbifchof, die Meife zelebrierte. Alle jeine Amtsbrüder find erichoffen worden. Baris, 30. Sept. Sn einem Seegefecht, das jich in der Meerenge von Gibraltar zwifchen dem nationalen Kreuzer „AL mirante Cervera” und den beiden Kegierungs-Torpedobooten „Sravina“ und „AL- mirante Fernando” abjpielte, ift das Tettgenannte gefunfen, Ein Teil der Befatzung fam in denYy Wellen um, ein anderer Teil wurde von dem franzöfifchen Dampfer „Eoutoubia“ aufgenommen. St-Zeande Luz, 30. Sept. 220 nationaliftifche Geifeln, die auf einem Schiff im Hafen von Bilbao gefangengehalten wurden, find von anarchiftifchen Stauen ermordet worden. Die Frauen, befant unter dem Namen „Note Carmen“, ftürmten da3 Schiff aus Wuf über einen erfolgreichen nationnliftifden Bomberi> angriff, und richteten ein furchtbares Blutbad unter den wehrlofen Geifeln an. Dreigig Priefter, die fich den Frauen entgegenitellten, waren Die erjten Opfer. Madrid, 30. Sept. Die Regierung gibt die Einberufung des Parlaments für 10 Uhr vormittags, befannt. Auf der Tagesordnung fteht Die Frage der Verteidigung der Republif und die allgemeine Erhebung des VBoltes zur Verteidigung der Freiheit. den 1. Oftober, ötalien wittert Gefahren Sir Samuel Hoare, erfter Zord der britijhen Marine, ift fürzfich von feiner Studienfahrt im Mittelmeer nach London zurüdgefehrt. Er hat ZHpern, Haifa, Malta und Gibraltar befucht und bei jeder fich bietenden Gelegenheit Erflärungen über die britifche Mittelmeerpolitit abgegeben. Daraus geht einmwändfrei hervor, daf Großbritannien nicht im mindeften gefonnen fei, auf feine Stellung im Mittelmeer zu berzichten oder, wie e& fürzlich hieß, Malta aufzulafien. Im Gegenteil, e3 tft willeng, den neuen Fragen die Stirn zu bieten umd feine eigene Sicherheit noch) mehr auszubauen. Sir Samuel Hoare hat aber auch der italienischen Preffe geantmwortet, die jchon mährend der Reife des englifhen Königs im Mittelmeer jorgenvol den Wunfch hatte durchbliden Lafjen, worin denn eigentlich feine neue Mittelmeerpolitif beftehe. Der erfte Lord der britifhen Admiralität aber will von einer neuen Politif in diefen Gewäfjern nichts twiffen. Die englifche Mittelmeerpolitif, jo behauptet er, jei nach wie vor diefelbe: mit den übrigen Mittelmeermächten in möglichit freundfchaftlichen Beziehungen zu leben und die Verbindungen Englands mit feinem Weltreich zu fichern. Die italienische Prejje hat dieje Erflärung zur Kenntnis genommen und hat zu berjtehen gegeben, daß niemand den Engländern das, Recht jtreitig machen wolle, Ach im Mittelmeer zu bewaffnen. &$ jei Stalien nicht entgangen, daß bereit3 während der wirtfchaftlichen Belagerung STatiens Die britische Flottenpolitif darauf ausgegangen war, in aller Eile fich neue Alottenftügpunfte zu jchaffen. Daher täuide fi) auch fein Menjch in FStalien darüber, gegen wen jich vor allem die neuen britifchen Nüftungen im Mittelmeer richten. Wenn jedoch die geänderte englische Drientierung eine Folge des ojtafrifaniichen Krieges it, jo wird man auf italieniiher, Seite fejtitellen dürfen, daß auch die von England bisher vorgejchlagene Zufammenarbeit der europäifchen Mächte einer neuen Ueberprüfung ihrer Vorausjegungen bedarf. Natürlich jpielt bei aängen der jpanifche nicht geringe Rolle. um die nötige NRube, diefen Gedanten- Bürgerfrieg eine Er bringt die Stadas große Falkner LØufbauwerkiu OstafrikaohneNebengealfe erdenklichen Anjtrengungen, das Wert zunichte zu machen. Man jpracd damals don Geheimflaufeln, jprach davon, Daß Bort Mahon auf der Baleareninjel Miund ein weiterer Stügpunft auf Majorca den Italienern zugedacht waren. Bir wiffen aber auch, daß Herriot, als Leiter der franzöfifchen Bolitif, in dem Augenblid, da aus der jpanifchen Monar‚bie eine Republif geworden war, Minorca für jein Vaterland "gewinnen wollte, um die franzöfifchen Truppentransporte aus Nordafrika im Ernjtfall zu erleichtern. Allein Spanien wollte bon einer Abtre- tung der Baleareninjel nichts wifjen und nicht zur franzöfiihen Hilfsmacht herabjinfen. Italien erblidt heute im weitlichen Mittelmeer einen großen Gefahrenherd. Die fajchiftifche Regierung wacht aufmerffam über alles, was dort gejchieht, und ebenso halten e3 Frankreich und England. Stalien will fein rotes Spanien, jchon aus dem Grunde nicht, weil es dann vom Bolihewismus fajt ganz eingefreiit wäre, einer feindlichen Front gegenüber- ftände, die von Madrid und VBaris bis nach Moskau und vielleicht noch weiter reihen würde. Ein fajchiftifches Spanien wiederum würde Frankreich und Dejjen Freunde im Mittelmeer unter Englands Slagge Ioden. Diefe ernten Sorgen der Italiener werden nicht viel gemildert Durch den Hin und wieder laut werdenden Wunjch fervativer enaliicher PVolitifer auf eine Annäherung an Stalien. Danfen in Angriff zu nehmen. Er zwingt fie, auf da3 Gleichgewicht der Kräfte im weitlichen Mittelmeer bedacht zu fein umd jede Störung Ddiejes Gleichgewichtes mit tauglichen Mitteln zu beantworten. Man "fürchtet den franzöfiichen Einfluß in Spanien und hat jeine guten Gründe dafür. Als der Fafhismus emporfam, hieß eg, den Plan, mit Hilfe des Rifffrieges die franzöfifche Grenze gegen Tanger vorzittragen, abzuwehren. Als Italien dann mit Primo de Rivera einen Freundjchaftsund Schiedsgerichtspertrag aefchlofjen hatte, unternahmen England und Frankreich Norca | Sahresveriammlung der weitungariichen Zierärzte Die wejtungarifchen Tierärzte hielten Sonntag unter dem VBorfit des Veterinärrate3 Dr. Karl Kodarzif (Sopron) in Szombathely die Fahresverfammlung. Der VBorjigende wies in feiner großangelegten Eröffnungsrede auf die materielle Lage der ungarifchen Tierärzte Hin und unterjtrich, daß obwohl in den legten Sabhren diesbezüglich eine Beflerung zu berzeichnen ift, die Tierärzte den ihnen zufommenden Lebenzitandard noch nicht er= reicht Haben. Mit lebhaften Interefje ver- Das fiche eite Bollwerk gegen die bolichewiltiiche Zeritörungspolitil Nom, 30. Sept. Smmer wieder wird in den Leitaufjägen und Berichten der italienifchen Prejje das Problem der Befümpfung Des Bolihewismus _autfgezäumt. Gin umfaffender Artikel des „Negime fascijta“, der nicht ohne Fronie an die legten Vorfälle in Genf erinnert, befaßt fich mit den Bemühungen Mufjolinis um die Aufrechterhaltung des Friedens und des Wieneraufbaues Europas. Als bedeutiamjtes Ereignis der nächjten Zeit behandelt der Verfafjer die bevoritehende Konferenz der drei Außenminifter in Wien. Zwei franzöfifche Schriftiteller hätten aqanz zu Unrecht Wien als Pforte de3 Srieges bezeichnet. Wien — Pforte | des Friedens — fei das Motto im Programm der dfterreichifch - italienifch - un = garischen Zufanunenarbeit. Die wirfliche Kriegsgefahr liege in Genf. Seit die Somjetdiplomatie ihren Siß im Bölferbund einnimmt, fei nicht nur die bolfchewiftifche Propaganda in verfchiedenen Ländern erleichtert worden, fondern der Subverjivismus babe den Völferbund vergiftet. Litwinow jpiele zwei Karten aus. Sein Triumph müffe Europa in den Hbarund reifen. Ein hermonifches, jyitematifiertes Zentral- und Donaueuropa bildet daS ficherite Bollwerk gegen die bolichewiitifche Zerjtärungspolitif. fon folaten die in großer Anzahl erfchienenen Tierärzte die Ausführungen des Snipeftor3 für Veterinärwefen in Weftungarn, Ludwig Kerte$, über die neue Verordnung bezüglich der Impfpflicht der Hunde. Legterer betonte, daß die Durchführung der wichtigen Verordnung mit allen Kräften unterftüßt werden müffe. „Ehriftentum und Dorf“ Beim Katholitentag, welchen die Actio Gatholica in Szeged-Aljötanya veranitaltete, hielt die Fejtrede Staaizjefretär im Suftizminifterium Dr. Stefan Antaf, der fich unter Hinweis auf die demnächit in Budapejt im Zeichen de Gedanfens „Shrijtus und das Dorf“ ftattfindende fatholifche Fejtverfammlung ebenfallg3 mit den Thema „Ehrijtentum und Dorf“ beichäftigte und u. a. ausführte: Die Tatfache, daß er als einer der Funktionäre der gegenwärtigen Regierung auf Diejer Tagung das Wort ergreife, be= weife einerjeits, daß die gegenmärtigen Leiter der Staatsgejhäfte beftrebt feien, das mächtige jeelifhe und jvziale Programm der Kirche duch ihrerfeits mit allen Kräften zu fördern, andererjeits, daß Die Probleme der Dorfbevölferung nationale Brobleme geworden jeien, die im Mittelpunkt des öffentlichen Interejjes und der Fürforge jtehen. Ohne eine Löfung diejer Probleme im Hriftlichen Geifte gebe es feine ungarijche VBerjüngung, feine ungarifche Auferjtehung. Das öffentliche Leben und die PVolitit feien auf diefem Gebiets,in Ungarn in der Vergangenheit ziemlich zurücdgeblieben, denn Sahrhunderte lang habe fih um das geiftige, phyfifche und materielle Wohlbefinden der Dorfbevölferung jozujdgen nur die Kirche gefümmert. Dies habe fich auch in den Jahren 1918 und 1919 gerächt, denn die bolfchewiitische feelifche VBerjeuchung hätte nicht die Nation überwältigt, wenn in diejen jehweren Stunden Hinter ven nationalen Jnterefjen eine ausgeglichene, jozial gejunve, jeelifch und fulturel auf einem Hohen Niveau ftehende Dorfbevälferung geftanden wäre. Die Einfchaltung der mächtigen, vöffifchen Maffen der Dorfbevölferung in ven Kampf gegen die umffürgferifhen Jpeen und Beitrebungen bilde ein wichtiges Intereffe ver bürgerlichen Gejellichaft. Sp wie im jechzehnten Jahrhundert der afiatifche Zmperialismus de3 Jslams die Kulturvölfer Europas bedrohte, jo wolle fich heute der afiatifche Bolfchewismus im Zentrum Europas feitfeßen, der Boljchewismus, der dankt der gegenüber den arogen Intereffen der Hriftlichen Solidari=tät empfindlichen europäifchen Bolitif ein wichtiger Faktor des internationalen Lebens geworden fei und Die chriftliche Sulturwelt mit Vernichtung bedrohe. Allein jo wie fich Damals hohe kirchliche Würdenträger gefunden haben, Die das Gemijjen der europäifchen Völker aufrüttelten, jo habe auch jegt der Bapit in einer Botjehaft mit Dramatifcher Kraft die Aufmerkfamfeit der Völker auf die Gefahr gefentt. Der Gedanfe Der KHriftfichen Brüderlichfeit jei feine einfache kirchliche Yormel, jondern ein öffentliches Altionsprogramm mit ernjtem renlpolitifchen Inhalt. Sn diefen Gedanten müfjen fich alle na= tionalen und chriftlichen Kräfte in diefem Lande finden.