Oedenburger Zeitung, November 1936 (Jahrgang 69, nr. 252-274)

1936-11-04 / nr. 252

Derwaltung: Solge 252. Jahre. 69. ur nit Sopron,Veåkpla356,Unruf:19. AnzeigensundAbonnementSsAnuahme.Bezugsprei5: Monatlich2.80Pengö(iathustellungiu5HAUS)— anvlan für Unnbbängiges palitiihes ale stünde Mitttivodh, 4. November 1936. (13 Uhr) zur Ausgabe. Ginzelblett: 12 Heller. Budapejt, 3. Nov. Wie verlautet, wird in der legten Novemberwoche Reichs­­verwejer Nifolaug von Horthy in Be­­aleitung des Minifterpräfidenten Dr. tolo­­man von Daranyi in Rom einen offi­­zielen Bejuc) abjtatten. Damit würde fich das von Mufjolini in feiner gejtrigen Mai­­länder Rede angefündigte Ereignis ver­­wirklichen, al3 er jagte, daß jich vielleicht nächjtens eine feierliche Gelegenheit bieten werde, bei der die Gefühle de3 italienischen Boltes gegenüber Ungarn öffentlich und ichlagend zum Ausdrucd fommen würden. &3 verlautet weiterhin, der Neichsper­­wejer werde ficherlich auf der NRüsfreije in Wien Aufenthalt nehmen, um dem Bırn­­despräjidenten Miflasz einen Bejuch abzujtatten. | Schriftleitung: Sopron, Deäfpiat 56, Anruf: 19. Gelangt mit Ausnahme von Sonn und Seiertagen täglich nachmittags 1 Uhr Kifolausp. Sorthn reiltnachNomund Wien Die jpaniiche Enticheidung (Bon unferem Berliner Klorreipondenten.) Die Entwidlung der jpanifchen Frage wird in Deutichland natürlicherweije mit bevorzugtem SInterefje verfolgt. Nach Ber­­liner Anficht nehmen die Dinge die Wen­­dung, die logijcherweife nach der inneren Dynamit des Problemd von vornherein erwartet werden mußte. Dem Diplomatifchen Auftreten Ruf­­lands im Londoner Nichteinmifchungsaus­­hu mißt man in deutfchen Kreifen nicht mehr jachliche, fondern nur noch formale Bedeutung bei. Die Somjetruffen verfol­­gen die Taktik, nach außen hin einer fla­­ren Entjcheidung, wie weit fie die Unter­­ftügung der boljchewiftifchen Streife in Spanien treiben wollen, aus dem Wege zu gehen. Nach deuticher Anficht läßt diefe Ausweichtaftif aber nicht den Schluß zu, daB die Drohungen Rußlands nur ala Bluff zu werten jeien. In Berlin neigt man im Gegenteil vielmehr dazu, in ihnen eine Tarnung zu jehen, hinter der ein wohlüberlegter Aufmarjch zur aktiven Un­­terjtüßung des roten Spaniens erfolgt. Gemäß diejer Aufafjung verfolgt man in Berlin weniger die Londoner Nichtein­­mifhungsentfcheidungen, al3 vielmehr die Tatfachen und Ereignifje im Mittelmeer jelbft. An der Tatfache eines täglich jtei­­genden Eintreffen boljchemwijtifcher Schiffe im Mittelmeer mit Unterftügungsmaterial für die boljchewijtifchen Machthaber fann nicht mehr gezmweifelt werden, auch wenn gelegentlich die Meldungen über Den Standort irgendeines Schiffes von Ruf­­land dementiert werden. Noch beunruhi­­gender wird in Berlin der Umijtand ver­­merkt, daß die rote Regierung eine Mi­­nenfperre um den Hafen von Barcelona zu legen im Begriffe ijt, wodurch die inter­­nationale Schiffahrt eine jchwere Schädi­­qung erfährt und die Quelle unabjehbarer Verwicdlungen aejchaffen wird. Anderer­­jeit3 zeigt man in Berlin Berjtändnis für die Notwehraftion der Franco-Regierung, die eine Blodade der Häfen anfündiat, Die das Ziel der ruffishen Hilfsdampfer jeien. Ein Hinübergreifen des Bürgerfrieges auf das Mittelmeer ijt alfo al8 unmittelbare Gefahr zu erfennen. Der fortjchreitenden Klärung der Macht­­verhältnifje in Spanien, die Zweifel an den Endfieg Der Franco-NRegierung nicht mehr gejtattet, führt ebenfalls völlig logifch zu einer Fflareren Stellungnahme dritter Mächte. Der moralifchen Anerfennung des Franco-Regimes durch Deutjchland und Stalien ijt jegt — und zwar gleich Die for­­melle — Anerfennung durch Portugal er­­folgt, nachdem Diejfes auf der anderen Seite die diplomatischen Beziehungen zu Madrid abgebrochen hatte. Auch in Eng­­land nehmen Die Stimmen täglich zu, Die der Burgos Hegierung die wahren Attri­­bute der Legalität zuerfennen. Alle Momente der fortichreitenden mi­­ttärifhen und politifchen Klärung um Spanien werden in Deutjchland jorafältig regiitriert. Die praftiiche Haltung der Berliner Regierung ijt durch Das Belennt­­nis zur Beibehaltung des Nichteinmi­­ihungsgrundjages im deutjch-italienifchen Brotofoll noch einmal klar umrijjen wor­­den. Snhalt und Umfang des Begriffes verNiichteinmifchung unterliegen allerdings nicht allein dDeutfcher Auslegung und Ent­­iheidung, jondern hängen vielmehr don der praftifchen Anwendung Teitens Der Macht ab, die im Londoner Ausjchuß Des offenfundigen Bruchs der Vertragspflich­­ten überführt worden 'ift. Ka A Sale an na An nn na nu Tas vente run # Das Froblem Rom, 3. Nov. Die Kommentare zur Mailänder Rede Mufjolinis in der römi­­ihen Breffe halten gleiche Linie: Italien fordert eine Revifion der Prinzipien Der politifchen Einjtellungen und Methoden in Europa. Solange diejfe Revijion fich nicht als durchgreifend erfolgreich präfentiert, wird von einer Wiederannäherung Der großen europäijchen Nationen zur Zujam­­menarbeit nicht gejprochen werden fünnen. Seit dem Tag von Berjailles jpreche und verhandle man über den Frieden in Euro­­pa. 3 ijt bezeichnend, Daß Diefer' Vertrag, der den Frieden in Europa jichern jollte, nichts al8 Unficherheit gefchaffen hat. Heute erjcheint die Gefahr einer Rüdkehr zu einer europäischen Konflagration nicht al3 ferne Eventualität, jchreibt Gayda, der Dffizio­­jus des Auswärtigen Amtes. Das beweift da3 Falliment der durch Verjailles und die angejchloffenen Friedensverträge gejchaffe­­nen Ordnung. Mufjolini habe deshalb flar und entjchlofjen Das Problem der Re­­vifion aufgeworfen. Europa muß vor al­­lem von allen ideologijchen und organijato­­tijchen Ueberfonjtruftionen befreit werden. Weiter ift es zwedlos, Regierungen und Nationen einander näherbringen zu wol­­len, wenn das Fortleben der zerfegenden Wühlarbeit des Kommunismus geduldet wird, die die primitivften Grundlagen des Sriedens bedroht. Ungarn und die Rede Mufjolinis. Bupdapeit, 3. Nov. Die Rede Mujjo­­linis, namentlich die auf Ungarn bezüg­­lichen Worte, werden in politifchen Strei­­fen und in der gejamten Deffentlichfeit als ein Ereignis erjten Ranges gewertet und mit einmütiger Freude begrüßt. An maß­­gebender Stelle wird hervorgehoben, Daß jeldjt der italienifche Minifterpräfident, der bisher jtets für die ungarischen Anfprüche eingetreten war, diefe Anjprüche noch nie­­mals jo nachdrüdlich in den Vordergrund realpolitijcher Aktualität gerüdt hat. Muf­­folini hat fich in feiner Rede ausdrücdlich für die Friedenspolitif eingejegt und dabei die allgemeine Auffafjung befräftigt, daß die Befriedigung der ungarijchen Anjprü­­che als eine wichtige Forderung der prafti­­fchen Friedenspolitif anzufehen jei. Minijterpräfident Sloloman von Dara­­nHi richtete an den italienischen Minijter­­präjidenten Mufjolini nach Mailand fol­­gendes Telegramm: „Die Mailänder Rede Eurer Erzellenz; bat im ganzen Lande einen begeifterten und dankbaren Wider­­ball gefunden. Gejtatten Sie mir, daß ich al3 Dolmetih der ungarifchen Nation Sure Erzellenz aus diefem Anlaß mit der arößten Wertihägung und in freundichaft­­licher Liebe begrüße.“ Freundliche Aufnahme in Berlin. Berlin, 3. Nov. Mailänder Nede Mufjolinis hat Hier eine jehr freund­­liche Aufnahme gefunden, und in den Stommentaren, die bis jet vorliegen, wird vor allem die Bemerfung Mufjolinis von Die der Achje BerlinRom betont. der Nevilion Franzöfische Angit. Paris, 3. Nov. Der Außenpolitifer des „Sournal* St. Brie bezeichnet Die Rede als eine „Erplofion des Realismus“. Wenn Mufjolini fi) mit der Fejtitellung des Zufammenbruches der Wilfonjchen Ideologie begnügt hätte, fönnte man ihm Beifall jpenden. Aber er habe fich mit der Forderung nad) Gerechtigfeit für Ungarn und nad) ven notwendigen Revifionen ge­­gen die Kleine Entente gewandt, und das fei beunruhigend, nocd) beunruhigender als ver Verfuch, dem neuen Europa die Linie Berlin-Rom als Achje aufzuzeigen. a Ba RE RN TEST RER SEEN a EEE TEE TEBERE SE TETETEERLE Kurzmeldungen Sn dem Durch das Ableben von FZulius don Gömbös vafant gewordenen Abgeord­­netenmandat von Abadhalöt wurde ein­­jtimmig der Kandidat der Partei der na­­tionalen Einheit Stefan Lojonczy gewählt. Der Kandidat Der MPfeilkreuzler Zoltan ‚Mestd, der fich gleichfall3 um da3 Mans dat bewarb, konnte die entjprechende AUn­­zahl von Unterjchriften für die Wahlemp­­fehlung nicht aufbringen. * Am 31. Oftober wurde im ganzen Yande von den firchlihden und weltlichen Bniti= tutionen der Jahrestag Der Reformation feierlich begangen. Zur weltlichen Feier in der Budapejter Redoute hatten fich Mi­­nijterpräfident von Daranyi, die Minijter Fabinyi und Lazar, der Präfident des Abgeordnetenhaufes Sztranyaphfy und Bürgermeifter Szendy eingefunden. Der Staat3jetretär im Kultusminifterium Tas­­nady-Nagy hielt die Gedenfrede, in der er die gejchichtliche Geftalt Martin Luthers als Träger der neuzeitlichen ulturentwid­­fung bervorhob. * Das Abgeordnetenhaus wird für Den 10. November zu feiner näcdhjiten Sigung einberufen werden. Bis dahin werden fämtliche in der erjten Sigung eingereich­­ten Gejegentwürfe durch die Ausfchülie verabjchiedet jein. = Das Budapeiter Hondedgericht hat we­­aen Spionage zugunsten fremder Staaten vier Verfonen zu Zuchthaugjtrafen von drei bis fünf Jahren verurteilt. 63 In Budapejt haben Dreihundert Her­­ren- und Damenfrifeure einen Demonitra­­tionszug Durch Die Straßen organifiert, um jo gegen die geplante Vereinheitlichung des Damen- und Herrenfrifeurgewerbes zu protejtieren. Die Frifeure planen einen weiteren Umzitq, an dem 1500 Gem '!be­­treibende teilnehmen jollen. 63 Auf der Eifenbahnlinie Stoplje—Salo­­nifi wurde der Bahndamm in der Nähe der Station Veles durch Felziturz in der Länge von 50 Meter verjchüttet. Durch rechtzeitiges Anhalten der fahrplanmäßi­­gen Eijenbahnzüge wurde ein Unglück ver­­bütet. * Sm transdanubiihen Orte Ocora jind, wie aus Budapejt gemeldet wird, von einem Berghang infolge der andauernden Negengüffe große Erdmafjen im Gewicht von etwa 500 Tonnen ins Autjchen gefom­­men. Dabei wurde ein Wohnhaus vollfom­­men zertrümmert und berjchüttet. Die Frau des Hausbejigers jowie ziwei Kinder wurden getötet, der Hausbefiger jelbjt lebensgefährlich verlegt. * Der Hafenarbeiterjtreif — der mit Der amerifanifchen Präfidentenwahl im Zus fammenbhange jteht — Hat jest den aejanı­­ten Handelsverfehr an der Weitfüite jomwie zum großen Teil auch an der Dftfüfte des Golfs von Merifo lahmaelegt. Der Aus­­ftand nimmt täglich ernjtere Formen an. Der Schaden, der durch ihn derurjacht wird, beträgt jchon jet viele Millionen Dollar. Die Gewerkichaften, auf deren Be­­treiben die Hafenarbeiter in den Streif ge­­treten find, beabjichtigen, jämtliche Häfen ver Bereinigten Staaten zu blocieren, um die Schiffahrtsgejellichaften zu zwingen, nachzugeben. — Der Streif hat jih ins Innere des Landes ausgebreitet. Die Eifenbahnen weigern fich, Waren aufzus­­nehmen, die zum Nüctransport bejtimmt jind. E3 Die Einladungen zur interparteilichen Konferenz über die Wahlrechtsreform wird derPräfident des Abgeordnetenhaufes Dof­­tor Sztranyapkfy im Laufe der nächjten Woche an die Parteien ausjenden. * Auf dem Berliner Garnijfonzfriedhof fand in traditioneller Form die Toten­­gedenffeier fiir die öfterreichifchen und uns­­gariichen Soldaten jtatt, die während des Weltkrieges im Kampfe an deutjchen Fron­­ten den Heldentod gefunden hatten und auf dem Garnijonsfriedhof bejtattet worden jind. { a Wie das Reuterjche Bureau erfährt, hat das Nichteinmifchungsunterfomitee eine fajt dreiftündige Ausfprache über die briti­­jche Anregung abgeführt, Mitglieder einer nach verjchiede­­nen Bunften Spaniens zu entjenden, um die Nichteinmischung wirffamer zu gejtal- Die Delegierten erklärten jchlieglich, daß fie diefe Anregungen ihren Regierun­­gen zur Entjcheidung vorlegen werden. * In emem Weinkeller in Beitpenterzie­­bet wurde ein Raubmord verübt. Der Tü­­ter jhoß den Ziehjohn der Befigerin des Weintellers, den jährigen Polytechniter Sohann Balos, der fich allein im Schanf­­raum befand, meuchlingg® nieder und raubte die Barjchaft von 17 Pengd. Von dem Täter fehlt jede Spur. "Unterfuhungstommiffion tert.

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