Oedenburger Zeitung, April 1937 (Jahrgang 70, nr. 72-96)

1937-04-01 / nr. 72

—­­ Oedendur e - . ED z s-, .’. Derwaltung: Pl Pr p eifung Sopron,Deåkplatz56,Unruf:19. AnzeigewxmdUbonneinentS-21nnahme.Bezugsprei5: Monatlich2·80Pengö(sa1ntzustell11ngin5Hau5). Solge 72.” Jahre. 70.: . Schriftleitung:Sopron,Deåkplatz56,21nruf:19. Belangt mit Ausnahme von Sonn: und Seiertagen Unabhüngiges volltiices Sonblatt für alle stünde täglich nachmittags ı Uhr (15 Uhr) donnerstag, 1. April 1937 zur Ausgabe. Einzelblott: 12 Heller. a 7 [a 1 j uf 1, ‚a “ 5, % v 2 Av Bi Rs € Kr Ein neuer bedeutiamer Schritt zum Europe: frieden Sn der vorigen Woche hat fich in Bel­­grad ein Ereignis vollzogen, das viel dazu beitragen dürfte, die politifche Lage in Südofteuropa weiter zu fonfolidieren und überhaupt die weiteren Ausfichten auf die Erhaltung des europätfchen Friedeng zu verbeifern. Wir meinen damit den Befuch De3 italienifchen in der Aupßenminijter3 Grafen jugoflawifchen Hauptitadt und das bei diejer Gelegenheit zuftandege­­fommene Ausjföhnungswerf zwijchen Ddie­­lang, nämlich jeit der Beendigung des Weltfrieges, hat dag zeitweife jogar fehr gefpannte Verhältnis zwifchen Rom und Belgrad gedauert, und den europäijchen Diplomaten bereits Hfters VBeranlafjung zu den lebhafteften Befürchtungen bezüg­­lich der Erhaltung des Friedeng gegeben. Da ift e8 wohl nicht zu verwundern, wenn jest nicht nur in Den beiden davon zu> nächft betroffenen Staaten, jondern unge- Tähr in ganz Europa die größte Befriedi­­gung Darüber herricht, in politifcher, daß wie denen e3 nunmehr in wirtjchaft­­licher Beziehung zu einer vollen Einigung zwischen Stalien und Jugojlawien gefom­­men tft. Gleih am erjten Tage feines Aufent­­haltes in Belgrad haben der italienifche - Außenminifter Graf Ciano und der jugo- Hawifhe Minifterpräfident Stojadinowics zwei Abfommen auf einmal unterzeichnet, was im Diplomatifchen Xeben Europas nicht oft vorzufommen pflegt. Dieje bei­­den Ablommen, in die fünftigen politischen und wirticaftlichen Beziehun­­gen zwijchen den beiden Ländern in allen Einzelheiten feitgelegt find, lagen nämlich bereit3 vollflommen ausgearbeitet vor den beiden Staat3männern, als fie fich an den VBerhandlungstifch festen, und e3 bedurfte nur einer wenige Stunden dauernden Be­­tafıng bis zur beiderfeitigen Unterzeich­­nung Diefer beiden hHochbedeutfamen Palte. Aus dem neuen politiichen Abkommen ‚zwiihen Rom und Belgrad, dag natur­­gemäß auch verjchiedene militärifchen SHaufeln enthält, erjehen wir aber doch mit aller Deutlichkeit, dab der. Geijt diefes BPaltes ein Durchaus friedlicher ift, und tein einziges Land in Europa fich von ihm bedroht zir fühlen braucht. Dies geht wohl am flariten au3 dem dritten Artikel diejes Übkommens hervor, worin e3 heikt, daß die beiden vertraggichliegenden Parteien, wo dies möglich it, niemals zum Krieg ‚als zu einem Werkzeug der internationa= len Politit greifen und alle Gegenfäße jtet3 mit friedlichen Mitteln beizulegen berjuchen werden. Auch wir Ungarn haben natürlich alle Urfahe dazu, diefe Einigung zwiichen Stalien und Sugoflawien mit der größ­­en Freude zu begrüßen. Eriteng deshalb, weil dadurch unfer bewährteiter und treuejter Freund, Italien, wieder in nor­­male Beziehungen zu Sugojlamwien ge­­‚treten ijt, und zweitens, weil unjer ge­­ade jebt in der Entwicdlung begriffenes gutnahbarliches Verhältnis zu Sugofla­­wien Durch jeine Ausjöhnung mit Stalien nur weiter gefördert werden fan. Abonnieren Gie die Vedenburger deitung! Ciano jen beiden Ländern. jowoh! Ungefähr 18 Jahre Sriedenspredigt des Füritpeimas Dr. Seradi Ehtergom 31. März. Kardinal- Fürftprimag Dr. Suftinian Seredi hielt in der hiefigen Baitlifa eine Friedens: predigt. „Sahrhunderte Hindurch,” jo führte er aus, „jehnte jich die Menschheit nach dem wahren Frieden. Aber vielleicht noch nie jo ehr wie in den gegenwärtigen Zeiten. Leider fann eg feinen dauernden Frieden geben, jolange fich die Menfchheit bon der Gerechtigkeit abwendet. Vergeblich verjucht man, durch jogenannte Frieden3- berträge oder Friedengdiktate den inter­­nationalen Frieden herbeizuführen. ©p­­lange eine ungerechte Lage nicht aus der Welt geichafft ift, fann e3 feinen wahren Frieden geben. Die pofnifche Nation war Sahrhunderte lang in Ketten geichlagen, auch fie ijt wieder erjtanden. Wenn aber einzelne Nationen die Gerechtigkeit unter die Füße treten, dann ift e3 mit dem inneren Frieden zu Ende.“ Y Baron Julius Wlallics geftorben Bupdapeit, 31. März. Baron Julius Blajjiecez ift geitern an den Folgen eines Schenfelbruches, den er fick bei einem Sturz im Zimmer zuzog, im Xiter von 85 Sahın gejtorben. Mit ihm ver ichwindet eine der marfantejten und be= dextenditen PBerjönlichkeiten Großungarns auz dem öffentlichen Leben. Als Recht3- gelehrter, al3 Bolitifer, als Richter Hat er mis jeinem Wirfen bleibende Spuren im öffentlichen Leben feines Landes zurüdge­­lafjien. Ms Strafrechtslehrer der Buda­­pejter Univerfität genoß er europäifchen Ruf. Als Präjident de3 Verwaltungs­­gerichtähofes war er das Mufterbeifpiel wiljenfhaftlicher Objektivität und geläu: terter politifcher Weltanfchyauung. Freie Einfuhr in die Türkei Mnfara, 31. März Die türfifchen Miniiterien für Boll3wirtichaft und Fi­­nanzen bereiten gegenwärtig einen Gejeb­­entwurf dor, durch Den jedwede Einfuhr befchränfungen gänzlich aufgehoben wer: den jollen. In Zukunft fol die Einfuhr in die Türfei in jedweden Mengen und aus jedem Lande völlig frei fein, mit an= deren Worten der Zuftand wieder herge­­jtelt werden, der vor Einbruch der aro­­ken Weltwirtichaftsfrife überall beitann. Budapeit, 31. März. Sn Rakos­­palota bei Budapejt fpielte fih ein furcht­­bares Familiendrama _ ab. Der Ned ungsfontrolloer de3 Kultusminijteriums Dr. Julius Fodor fand, alß er nad Haufe zurücfehrte, jeine Yrau mit einer Schußwunde tot auf. Auf dem Boden neben ihr lag jein MWAjähriger Neffe mit einer tödlichen Shußmwunde in der Bruft. Nach den Mitteilungen Fodor3 hat die Polizei feitgeitellt, daß fein Neffe mit feiner Frau in Beziehungen gejtanden war. %odor hatte den Neffen deswegen Riobesdramn von Sante und Neffe aus dem Haufe verwiejen. Er dürfte nun aus Rache die Frau Fodor3 erjchoffen und fih dann jelbjt die tödliche Schußmwunde beigebradht Haben. Frau Fodor war Mutter eines fünfjährigen Knaben. Verihwörung gegen die Frante- Negierung Bariz, 31. März. Nach einer Mel­­dung der Agence Havaz murde auf dem Tlugplage von Tetuan eine Verfhwörung gegen die natiomaliftifche Regierung ent­­hült. Die an der Verfhmwörung beteilig­­ten dreißig Berjfonen wurden füfiliert. Polnilcher Komponilt Szymanovfky geltorben Bern, 31. März. In einer Laufanner Klinik ift der befannte polnifche Kompo­­nift Sofol Szymanopvjsfy im XUlter bon 54 Fahren geitorben. Der Beritor­­bene wird nad Warfchau überaeführt, wo ihm ein Staat3begräbnis bereite wird. Silsejter Hintusta angeblich im Sungeritreit Budapeit, 31. März Wie man be­­tichtet, Hat der Eijenbahnattentäter Sil­­veiter Matusfa im Beiter Komitatsgefäng­­nis einen Hungerjtreif begonnen, meil man ihm nicht geitattet habe, dem Be­­gräbnig feiner Schwägerin beizumohnen. Die Schwägerin, die Frau eineg Arztes in dem Budapeiter Borort Dunaharafti, hatte vor Dftern au3 Gram über den Tod ihre3 neugebornen Kindes Gelbitmord begangen. Al Matusfa Die Erlaubnis zur Teil­­nahme am Begräbnis verweigert wurde, ‘ei er im den Hungerftreil getreten und babe die Diterfeiertage, im Gebet ver­­junfen, in feiner Zelle verbracht. DER WIENER SANGER­­KNABENCHOR IN SOPRON!? Künstler des Burgtheaters und des Deutschen Volkstheaters in Sopron ? Wann und wo? Sremdenverfchrsaftion des Sopreoner Gewer: beverbandes Vie in der geftrigen Nummer beric­­tet, hat der hiefige Gewerbeverband, an dejien Spige der rührige Bräjes Stefan Weidinger jteht, eine großzügige Frem: denverfehrspropaganda eingeleitet, »ie unjerer Stadt im Falle Gelingenz eine gar nette Summe bringen dürfte. Sn die­­jer Sache erhalten wir folgende Zum icrift: Schon im Borjahre widmete fich der Soproner Gewerbeverband der Pflege des Stremdenderfehr3 und will dies der Ber: band im heurigen Jahre intenfiver be= treiben, um Die fo fchön begonnene Freundichaft zwifchen den ungarifchen Städten und auch mit den gewerblichen Vereinigungen des Auslandes weiter zu pflegen. Aus Ddiefem Grunde hat der Verband bejchlofjen, eine größere Anzahl Gewerbevereine einzuladen, unferer jchö­­nen Stadt einen Bejuch abzuftatten. - 40 folde Briefe, in befonderd herzlichem Tone gejchrieben, liegen fertig und werden diejer Tage verjendet werden. Wenn auch nur der Hälfte Diejer herzlichen Einladun­­gen Folge geleijtet wird, jo bedeutet dies einen Bejudh von Taufenden von Berio­­nen. Die Briefe find vom Präjes Des Gemwerbeverbandes Stefan Weidinger, dom Mitpräjes des Gemerbeverbandes Franz Horväth, dom Präfes der Gaft: wirtegenofjenfchaft Stefan Tihida und dem Sekretär de3 VBerbandes Julius Rauch gezeichnet. Im vergangenen Sommer war mit dem Gewerbeverband aus Wien auch der praftifche Arzt Dr. $. Uherr jamt Gemah­­iin ın Sopron nnd war Über die Schön­­beit unjerer Umgebung und Stadt derart entzüct, daß bereits die Berftändigung fam, daß genannter Arzt mit dem Ber: ein „Werft Neues Leben“ nah Pfingiten auf zwei Tage nach Sopron fommt. &3 find bisher bereit3 über 400 Anmeldun­­gen.erfolgt und wurde vom genannten Arzt Direktor Rudolf Pöttfchacher erfucht, wegen Quartieren und Verföftigung die­­fer Gäjte mit den hiefigen Gaftjtätten zu verpandeln. Sn der Zeit vom 4. bis 6. Juli findet die Weltlonferenz der Snternationalen Kommifjion zum Schuge des Kleingewer­­be3, welche ihren ftändigen Sit in Rom bat, in Wien jtatt und wurden hiezu be­­reit3 die beiden agilen Führer der Sop­­toner Gemwerbetreibenden Stefan Horvath und Stefan Weidinger eingeladen und werden Diefelben mit einer großen Anz zahl Gemerbetreibenden aus Sopron an dem Kongreß teilnehmen. Ein Ereignis don großer Bedeutung wird der internationale Kongreß der Ma=­­ler und Anftreichermeijter im Monate Auguft fein und wird bei diejer Gelegen­­heit die Gemwerbeforporation und der Ge­­werbeverdband eine Gemerbeaugftellung arrangieren, um den Gäjten eine 5O0pro­­zentige Bahnermäßigung fichern zu fün­­nen. Aber auch die Weltauzitellung in Pa­­rig3 wollen die Gemwerbetreibenden befich­­tigen, um zu lernen und ihr Können zu erweitern. Da aber die offiziellen Reifen zu lange dauern und zuviel foften, hat der Gewerbeverband eine achttägige Reife ausgearbeitet, welche nur die Hälfte foftet. Dabei ift geplant, inZürich einen längeren Aufenthalt zu nehmen, wo unter Füh- IA IE Ale

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