Oedenburger Zeitung, Februar 1938 (Jahrgang 71, nr. 25-47)

1938-02-01 / nr. 25

IIIIIllllllllllllllllllIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIi-llIIIIIIIIIIlIIIIIIIIIc-Z Verwaltung:50pron,Veåkplatz AuzeigensundUbonnementS-21nnahme.Bezugsprei5: Monatlich2.80Pengö(sathustellanginSHaus-) 56, Anruf: 19. Unabhüngiges volitiihes Zondiatt für ale Stände Schriftleitung: Sopron. Deäfpiat 56, Anruf: Belangt mit Ausnahme von Sonn: und Seiertaaen täglich nachmittags 1 Uhr (15 Uhr) zur Ausgabe. Einzelblatt: 12 Heller. dienstag, 1. Sebruar 1938. T 1% Solpe 25. Jahre. 71. NEN. PORT Ganitäre Maknahmen für die Sprfbevölferung Budapeit, 3. Ian. Minijterpräfi­­dent Dr. Koloman von-Daranyi, der ; bei der Löjung der janitären und jozialen ‚Brobleme der Dorfbevölterung auh an die Opfermwilligfei der ungariihen Gejell­­ichaft appelliert, hatte den Präfidenten der Ungariihen Nationalbant von Im­­redi eriuht, fih in den werichiedenen MWirtihaftskreijen darüber zu orienteren, ob die Möglichkeit für die Beihaffung eines einmaligen größeren Betrages zur Löjung Diejer Probleme beitünde, Im­­redi hat nun berichtet, Daß für den ge­­nannten Zwed ein Fonds von drei Millionen Bengö aufgebracht werden fönnte. An der Be- Ihaffung würden fi die Ungarische Indu­­‚ftrie mit 11, Millionen, die Hauptitädti­­ihen Geldinjtitute mit einer Million und die Ungarische Nationalbanf mit einer halben Million Pengö beteiligen. Der Jahrestag der Machtergreifung in Berlin. Berlin, 31. Ian, Aus Anlaß. des ‚ fünften Sahrestages der Machtergreifung | Hitlers fanden Sonntag in ganz Deutid­­land große Feiern des Staates und der | Bartei jtatt. Im Mittelpunkt der offiziellen Feiern KRundgebungen in Berlin. Der Höhepunkt war die Morgenfeier der Jugend, bei der Reihsminiiter Dr. Göb­­bels die Feitrede hielt, die auf den deut­­ihen Sendern übertragen wurde. Am Bormittag vollgog fih aud Der traditionelle Vorbeimarih der Leibitand­­arte „Mdolf Hitler“ vor dem Reichsfanz­­ler, der die Barade in jeinem mit der Standarte. geihmüdten Kraftwagen ab­­nahm. Abends fand vor der Reichsfanzlei auf dem Wilhelmsplaß, der im Lichte groker Scheinwerfer erjtrahlte, ein Yadelzug, an dem jich 25.000 Berjonen beteiligten, vor Reichstanzler Hitler jtatt. die Beim gejtrigen Borfampf in Hamburg zwiichen Mar Schmeling gegen den Mei­­jter des britischen Imperiums, Ben Food, ging Schmeling als PRunftfieger hervor. Nationale Klieger überflogen Barce­­lona und warfen 40 Bomben ab, Es wurden 300 Berjonen getötet und viele verlegt. Mehrere Gebäude jind zeritört worden. Um Teruel herrichen erbitterte Kämpfe. - jehr Die Niagarabrüde, die von den Eis­­mallen zerjtört wurde, ift zum Großteil im MWajjer verihwunden. Es beiteht die Gefahr, daß aud das OntariosKraftwerf von den Eismajjen zerjtört wird. Wie er­­flärt wird, währte der Bau der Niagara­­brüde mehrere Iahre; binnen fünf Se funden wurde fie von den Eismajlen zer: trümmert. In der Sigung des Völferbundrates wurde der Beriht des Neferenten des Finanzfomitees betreffend die Yinanzlage Ungarns ohne Debatte angenommen. Der Berichteritatter betonte, daß in Ungarns Finanzlage bereits jeit jehs Sahren eine Bejjerung bemerkbar jei. Die ungariche Regierung fönne ftolz fein auf ihre unter ausnehmend jchweren Umjtänden erzielten Erfolge. WELTBERICHTE Die Nationaljozialiiten veranitalteten geitern in Nyiregyhäza eine Großver­­jammlung, an welcher 10.000 Berjonen teilnahmen, Bird Rußland eingreifen? (2. 6.). KRürzlid gab es im japani­­ichen Reichstag in Tofio erregte Debatten, aus Denen, wie dies faum anders zu er=­­warten war, die Militärpartei Tiegreih hervorging, die nach wie vor im Gegenjaß zu den bürgerlichen. Parteien, dafür ein­­trat, China mit dem Schwerte in der. Hand zu „Eolonifieren“‘, — das heißt,-dort die japaniiche Vorherrihaft aufzurichten ! und den alten Traum des Fürjten Yama­­oata zu verwirklichen, . der fid freilich mit dem Reich der Mitte allein nicht begnügte. Er wies auf auf Sibirien hin und ftredte feine Hände nad den unermeßlihen Erz lagern des Urals aus, den reichten und wertvolfften der ganzen Erde. Gijen, Kohle, Blatin, Kupfer, Gold und Silber find hier nod in ungeheuren Mengen an gehäuft, Daß fie faum je erjhöpft werden fönnen. Unermeßlih tjt das Erzlager um den Magnetberg Blagodatj und das Mag- netlager von Wilfofaja Gora und Auns Ihwinit. Sahraus, jahrein werden hier taujende Kilogramm Gold en und! ebenio viel Platin. Hundert: und une Arbeiter find im Uralgebiet: beichäftigt, Hohofen reiht ih an Hocofen, Semwjetregierung hat alle nur erdenflihen tegniihen Einrichtungen und Wervoll­­fommnungen getroffen, um die Schäße der Erde zu entreiken. Rein Wunder, wenn das: übervölferte und an Rohitoffen bitterlih arme Sapan feine Augen auf diefes Gebiet geworfen bat. Aber an den Ural fommt man nicht jo einfach und leicht heran, — der Meg dorthin führt über fünf nördliche Provin­­zen, die an Mongolien und an die Mand- Icurei grenzen. Schon im Iahre 1931 hat ver japaniihe Minifterpräfident Tanata in dem Blatte „The China Critic“ einen Artikel veröffentlicht, in dem er unume wunden erflärte, der Angriff auf. die Mandihurei jei erft der Beginn der japaniichen Erpanfion. Aljo bejtand jhon damals der feite Wille, das Uebereinfom­­men »0m 6. Februar 1922, wonach Iapan ausdrüdlih erklärt hatte, „die Werhält­­niffe in China zu achten und darauf zu verzichten, in China bejondere Rechte er­­langen zu wollen“, als einen „Segen Ba: pier“ zu behandeln, indem es ih auf jeine am 18. Ianuar 1915 an China ge: richteten 21 Forderungen berief, die die japanijchen Interejlen in der Mandichurei und in Mongolien betvafen. Gemeint ilt damit die japanilche Beherrihung vdes Gelben Meeres und des Golfs von Pe: tiehili, — und die im Hintergrund liegen den Eijenerzlager wie die reichen, hod­­fultivierten Baummwollpflanzungen. s Mandihufuo ift der Schlüljel für dieje japaniihe Erpanjion. Wie in einer Ge­­neralverjammlung der „Nippon Sangyo“ erit vor kurzem auseinandergejegt wurde, wird fie die Kontrolle über die Eijen­­­­undStahlerzeugung, die Leichtmetall-, Au­­tomobil-e und Flugzeugberitellung jowie verjhiedene andere Yabrifationszweige ausüben, ebenjo aber auch über die Golp- | gewinnung und andere Bergbauunterneh: mungen. Die japaniich = mandichuriice | Wirtihaftserpanfion würde jih aud auf| Korea, Iehol, Tihachar, Hope. Schanfi und „Schantung erjtreden. Iapan, würde dadurdh in den Bejit aller lebenswichtigen Rohitoffe fommen. Die „Nippon Sangyo“ ift eine Gejellihaft, die mit nahezu einer halben Milliarde Men arbeitet, Es it wohl jelbitverjtändfid, da Rufland all dem nicht ruhig und gelallen . zujehen fann. Mird der japanilchen, mit lo zäher und hartnädiger Kraft betriebe­­nen Erpanfion nicht energiih Halt gebo- | ten, wird die drohende Gefahr für Sibi­­rien mit jedem Tage größer. Und ganz Aiien füllt Iapan in den Shoi, wobei na­­türlih aud die amerifaniichen, engliihen und franzöjiihen Interejien hier arg ge­­fährdet werden; reits jtarf beunruhigt, denn es geht um die in China inveitierten Milliarden! Dak übrigens Iapan jelbjit damit redh­­net, gegen Ruhland fämpfen zu müljen, erjieht man jchon daraus, Daß es jegt an den Grenzen von Mandjchufuo -riefige Mi­­litärmafien anjammelt. Auch fonnte man vor einiger Zeit in der führenden japani­­ihen Wirtihaftszeitihrift „Oriental Eco- | nomijt“ fefen: „Mir müljen damit redh­­nen, dah ein anderer Krieg mit no ern­­‚teren Folgen dem hinejijch-japaniichen Konflift rer wird.“ Am 6. Auguit 1931 Blüdher es übernommen, und bat Marichall im Grenzraum ‚der. Mandichurei ‚eine eigene Armee aufzuitellen. an der Amurküjte Im Ber: faufe der verflofjenen jerhs Iahre it nun ein wahrhaft muitergültiges Ver: fehrsneg ausgebaut worden, auch wurden jonjt noch wichtige militärische Leitungen in bedeutjamer Weife vollbradt. Neue Snduftriegentren und Tandwirtichaftliche ı Produftionsjtätten find entitanden und vollfommen neue Bahnlinien tellen eine |gfatte und raiche Verbindung mit Innen: rußland her. Fort und fort treffen neue Infanteriedivt fionen aus SInnenrußland lein, ebenjo Kavallerie, Banzerregimenter, | Sliegerabwehrartilferie, mittlere und ihwere Xrtillerieabteilungen und taulen­­|de und abertaujende Frontflugzeuge. Die ‚ Truppen verteilen jih entlang der rufftich­­mandjichuriichen und vuffildh- mongeliichen Grenze. Stehen aljo den Iapanern gegen: | über. Meberdies find von Blücher in der | äußeren Mongolei, die zu Rußland ‚Freumdichaftlihe Beziehungen unterhält, | wichtige militäriiche Stüßpunfte angelegt worden. Endlich wurden zahlreiche Befe­­tigungen und Flugpläße angelegt wie Majhinengewehrneiter. Ebenjo wurde die \pazifiihe Küjte umMladiwojtof befeitigt, während im Hafen von MWladimwojtof jelbit unzählige Bomber, Unterjeeboote und Flugzeuge lagern, die im hödjitens vier Stunden Tofio und Djafa erreichen fün­­nen. Sibirien it in vorbildlich großartiger Meije gerüjtet und bereit, und jo wartet Marichall Blüher nur mehr auf as Zeis hen, um losichlagen zu fünnen. Diejer Augenblie ijt bereits nahe, jehr nahe ge­­rüdt! , & und ae ‚bier tatjächlich find fie ja be- | D. Alerander Bahr 1861—1938. Geitern Sonntag, vormittags um halb 10 Uhr, verihied in jeinem Heime einer unjerer ehrwürdigjten Aitbürger, D. Wle­­zander Bayr, emeritierter Vrofejlor der evangeliich-theologiihen Fakultät der fön. ung. Elijabeth-Univerfität. Mit ihm ver­­lieren wir einen der beiten Kenner dei Gejhichte unjerer Stadt und namentlich der evangeliihen : Gemeinde dajelkit. Sahrzehnte Hindurch gehörte er zu den harakterijtiiheiten Köpfen der Stadt, nahm niit nur regen Anteil an ihrem geiltigen. und fulturellen Zeben, jondern gehörte zu ihren beiten geijtigen Yüh­­rern, der fih allen idealen und jchönen Beitrebungen mit opferfreudiger Kraft zur Verfügung itellte. Alexander PBayr wurde in: Bapa an 25.. Februar 1861 - geboren aus einem alten PBfarrergeihledt. Seine -Iugendzeit verbradte er zum Teil im Pfarrhaus von Balf und gedachte aud in jeinem jpäten Alter mit rührender Liebe der jorgenvoll­­ihönen Tage, die er dort verleben durfte. Hier in unferer Stadt Befudhte er. die Schulen, jtudierte er Theologie. Bon hier 309g er nach Bajel, um auf der dortigen Univerjität jeine Studien zu vollenden. Am 26, September 1886 wurde er zum Pfarrer ordiniert und diente dann: zuerit in Sarnär und Györ als Hilfsprediger. Bald wurde er aber von der evangelilcher Gemeinde PBuhtavam zum Pfarrer ge­­wählt, Aber er fonnte jid) dort faum ein­­tfeben, als jhon die firhliche Oberbehörde, die jeine große Begabung und jeinen- un­­ermüdlihen Fleiß fannte und jhäßte, auf ihn aufmerfjam wurde und ihn zurüd­­hoite in das alte Lyzeum, wo ihm eine RBrofejjur übertragen wurde. Aber inzwi­­ichen hatte: ihn jeine Gemeinde jchen Der: art liebgewonnen, dah fie ihn Drängte, wieder zurüdzufehren: faum nad, einem halben Iahr verlieg Payr den Katheder und ging zurüd nad Buhtavam. Mit gro- Ber Liebe widmete er jih der Gemeinde, gab für fie ein deutjches Gejangbucd Her­­aus. Das Kirhenlied und das Gejangbucd ijt jeitdem jein Lieblingsarbeitsgebiet ge­­bfieben, mit dem er jtch bis in jeine leßten Tage beihäftigt hat. Er wurde ein aus­­gezeichneter Kenner des ungariihen evan­­geliihen Kirhenliedes und jeine wiljen- Ichaftlichen Arbeiten werden auf diejem Gebiete lange Zeit hindurdh wegweijend jein. Troß der großen Liebe zu Jeiner Gemeinde mußte er dennoch bald von ihr jcheiden: Zuerjt rief ihn Bilhof Franz Gyuraß zu fih nah Papa. dann über­­nahm er wieder die Brofejlur für Kirdhen­­geihihte an der theologijchen Hochichule des Qyzeums in unjerer Stadt. Seit 1. September 1899 lebte er nun jein jtilles, arbeitiames Gelehrtenleben in Sopron. Bald erfannte man hier die großen Ga­­ben, den jeharfen jtrahlenden Geijt feiner Verjönlichkeit; er jtand in der eriten Reihe derer, die ih um die Geihichte unjerer Stadt bemühten. Die Gelhichte erwachte zu neuem Leben unter feinen Händen, mit unermüdlihem Fleiß Durd­­forjhte er Archive und Bibliotheken, ver: öffentlihte Tängjt vergeliene, entlegene Dokumente, Heute it faum jemand mehr imjtande, die zahlreichen fleineren und größeren Beröffentlihungen aufzuzählen, die von jeiner fleijigen Feder geihrieben in. Büchern, Zeitjehriften und oft auf in der hiefigen Tagespreile erihienen. Was

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