Oedenburger Zeitung, Mai 1938 (Jahrgang 71, nr. 97-121)

1938-05-01 / nr. 97

PRRSPTTEITPPTTTITTRTPITPITTTTITIRTTI Mahnug:50pron,l)eåkplq MensundAbonnmteutziAnuahme.Bezug-prei-: Matllchzsopengöcathginiham). 56, Anruf: 19. &glge 97. Jahre. 71. Zonbinti ji alle Stände Sonntag, 1. Mai 1958. Uhr (13 Uhr) zur Ausgabe, Einzelblatt: 20 Heller. Unabhängiges pantiihes Schriftleitung: Sopron, Deäfpla 56, Anruf: 19. Gelangt mit Ausnahme von Sonn und Seiertages täglich nachmittags I 9. d. Iaränhi ibradı über die Judengelehe Die vereinigten Ausihüjje des Adge­­ordnetenhaufes haben in ihrer am legten Dienstag abgehaltenen Sißung die Ber: Handlung des Gejegentwurfes über „die wirfungsvollere Sicherjtellung des Gleich: gewihts im jozialen und wirtjchaftlichen Leben“, aljo furz gejagt, der „Iuden­­gejeße“, beendet und diejen Gejegentwurf im allgemeinen angenommen. Die Reove des Minifterpräfidenten Dr. von-Daranyi war im allgemeinen eine ziemlich jcharfe Entgegnung auf Die AHeußerungen, die in den legten Tagen in den Ausihußfigungen der frühere Mini­­fterpräfident Graf Bethlen und der oppo= fitionelle Reichstagsabgeordnete Dr. Karl Raliay gegen die ISudenvorlage gemacht haben. Dr. von Daranyi wies u. a. die Behauptung des Grafen Bethlen, Daß das Land dur den vorerwähnten Gejegent­­wurf „renolutioniert werde“, energilch zu= rüd. Die Wahrheit jei vielmehr die, daß die Regierung damit die „Eoolution“ des Landes anitrebe, d. H. feinen ruhigen, wirtichaftlihen Aufbau, was au Dadurd bewiejen werde, dak die Regierung jebt aud an die endgültige und gerechte Lös jung der Bodenbejigfrage heran­­zutreten beabfichtigt. Im Interefje unje­­tes armen Landvolfes joll nunmehr auf die Siedlungsaftion beichleunigt werden, zu weldem Zwed die Regierung den für die Siedlungszwede beitimmten Betrag um das Dreifache erhöht hat und außer: dem die fräftigere Unterjtüßung derfXlein­­padtgenojjenichaften beihlofien habe. Im furzer Zeit werde hiezu der entiprechende Grund und Boden zur Verfügung jtehen,, und die Regierung lege großes Gewicht darauf, möglichit viele fleine Pacdhtgüter für die unbegüterten Siedler zu gründen. Der Minifterpräfident wies auch die wei­­tere Behauptung des Grafen Bethlen zus rüd, daß unjer MWirtjchaftsleben dur diejen Gejegentwurf gelähmt werden würde. Das ISudentum würde ich jelber einen jchlehten Dienft erweijen, wenn es zu dem recht zweifelhaften Abwehrmittel der Sabotage greifen würde, wo es do gerade jet jo hohe nationale Ziele zu erreihen gilt! Die in einer früheren Ausihusfigung getane Weußerung des Ahgeordneten Raflay, da die Regierung mit ihren neuen Judengejegen nur eine Art „Rnies fall vor Großdeutihland“ gemacht Habe, wies Minijterpräfident Dr, von Daranyi mit der größten Entihiedenheit zurüd, Es jet einfach abjurd zu behaupten, daß die Regierung dieje Gejeßvorlage nur auf „eine ausländijche Interejiennahme Hin“ bejchlojjen habe. Der Minijterpräfident gab auf in jeiner hohen Verwunderung darüber Ausdrud, Daß Herr Dr. Rajiay augeniheinlich feinen Unterjchied zwiichen den „Nürnberger Gejegen“ Adolf Hitlers und diejfen ungarischen Iudengejeen zu machen veritehe. Auh die weitere Be- Ihuldigung Raflays, daß die Regierung mit diejer Gejegvorlage ,„volltommen unerwartet und überrajchend Hervorge­­treten ei“, jei ganz hinfällig, denn der Miniiterpräfident Habe fich fchon im vori­­gen Monat in jeiner GYÖörer Rede mit volljter Offenheit über die JIudenfrage geäußert und ganz deutlich gejagt, wie weit die NKegierung im diefer Hinficht zu gehen beabfichtigt. u „Schon wieder 2ondon, 30. April, „Daily Erpreß“ ichreibt in feinem „Schon wieder die Tihehen“ betitelten Leitartikel: „Wir lieben diejen unjeren Bruder nicht. Es it unmöglich, daß die engliihe Regierung verjprehen joll, um die Zufammenhaltung der auseinanderfallenden Tihehojlowafei zu fümpfen. Die Tihehojlowafei zerfällt auf den erjten Deutihen Angriff in Stüde, jelbjt wenn die tihechiiche Armee Mideritand verjuht, denn die Sudeten­­deutjchen werden fie rüdlings angreifen, die Zichechen!“ die Minderheiten aber werden fih zur gleichen Zeit befreien. Sollte Yranfreid) der Tihehojlowafei gegenüber Verpflich­­tungen auf fih nehmen, jo halte fi Eng­­land von Franfreih fern.“ „Daily Mail“ will willen, daß die engliihe Regierung unter feinen Umijtän­­den gewillt jei, ihr bisheriges Verhalten in der tihehilhen Frage zu ändern; jie jei auch nicht geneigt, ein bedingungslojes VBeriprehen für die Tihechojlowafei ab­­zugeben. Karl Srieprich Iheidet vom Städtiihen Mosi Der agile Direktor des Städtilchen Richtipieltheaters Rarl Friedricd teilte dem Bürgermeifter Dr. Michael Sopro­­nyi-Thurner mit, daß er von der Leitung des „Mozi“ zurüdtrete, um in Budapejt eine Hodotierte Direktoritelle der Filmverleihanftalt „Metro“ über­­nehmen zu fönnen. Die Mitteilung wurde vom Bürger: meilter mit Bedauern zur Kenntnis genommen, nachdem Karl Friedrich fich als ein jehr wertvoller und brauchberer Beamter der Stadt und als tüchtiger Yad)­­mann und Leiter des Städtilhen Licht: jpieltheaters erwiejen hat. Der Bürgermeijter berief für Heute nachmittags die jtädtiihe Lichtipieltheater­­fommilfion zujammen, in welcher der KRüdtritt des Direktors Friedrich beraten werden Joll. Mie verlautet, jteht das Scheiden des Direftors Friedrich) mit 1. Suli 1938 be­­vor, Bis dahin Teitet er weiterhin Das „Mozio Wer jein Nachfolger wird, ijt noch uns befannt. Mir find davon feljenfeit überzeugt, dab das Scheiden des Direktors Friedrich von der Leitung des Städtilhen Licht­­ipieltheaters jeitens der ganzen Benölfe: rung unjerer Stadt ungern gejehen wird, hingegen wieder muß es einen treuen, dak die Fähigkeiten eines Soproners aud in der Hauptitadt anerfannt werden und dak Karl Friedrich Iprunghafte Kar­­tiere macht. Die Berufung des Karl Friedrih nad Budapeit beweilt abermals: daß dem Tühtigen der Erfolg mit verjchlofjen bleiben fann... Merle der Nomantiler am Klavierabend Emilie Haniffel. Für den am 2. Mai, 8 Uhr abends, im Probejaal des Mufifvereins jtattfindenden Klavierabend der hHiefigen vorzüglichen PBianiftin und PBädagogin Emilie Has niffel, befanntlich jeinerzeit eine Der Lieblingsihülerinnen unjeres Altmeifters Viktor Altvörfer, tut fih) in mufitalijschen Kreijen unjerer Stadt Tebhaftes Intereile fund. Am Programm jtehen Werke von Menvdelsjohn, Schumann, Brahms, Grieg und Likt. Von letterem Meijter Äpielt die Künitlerin die jelten gehörte Konzert- Etüde in Des-Dur. Der Bejud) des Rone zertes Tann jedem echten Mufikfreund wärmitens anempfohlen werden, Bro­­grammablöje. Der engliije Premierminifter, Cham­­berlain, erflärte vor den franzöfiichen Staatsmännern, daß er der Tiherhojlo­­wafei feine Waffenhilfe zufichert. WELTBERICHTE Die Aktion wird aus Moskau Geitern eröffnete der Reichsverweier Nikolaus von Horthy die 34. Internatio­­nale Meffe, die fi eines großen Bejudhes erfreut. Die franzöfilhen Staatsmänner, die in London weilten, jind nah Paris zurüd­­gekehrt, Sie find mit den Beratungsergeb­­nillen über die tihehijhe Frage feines­­falls zufrieden. Die tihechiiche Regierung gab die Er­­färung ab, daR fie den Sudetendeutichen feine Autonomie gewährt. In Wien, WienerNeuftadt und Steyr werden am 1, Mai zirka 17.000 Arbeits- Iojenfamilien mit je 10 Schilling bedadht. In Frankreich bereiten die Rommuni­­iten einen Bürgerfrieg vor. Die Rommu­­niiten verfügen über viele Waffen und Tants. unterjtüßt. Unter dem dringenden Verdadhte der Erprejjung an armen Xrbeiterinnen wurde in Wien der Schwager des KRaufhaufes Krupnif verhaftet. Die Glodnerftraßenmaut wid ab 1. Mai ermäkigt, Die Mautgebühr für Fahrräder wird gänzlich aufgelalien. Die Kleine Entente hält am 4 Mai in Sinaia (Rumänien) eine Konferenz, in welcher u. a. die Beziehungen zu Ungarn bereinigt werden jollen. Der polnifhen Geigenfünftlerin Euge­­nia Uminifa wurde in Budapeit mus einem Auto eine Geige im Werte von 250.000 Bengdö entwendet. Die Polizei Tut den Dieb. Ueberrafchenderweije wurde das Inve- Ntitionsgejeg in der gejtrigen Sigung des Abgeordnetenhaujes verabjhiedet. Es stellte fih nämlich heraus, daß nad der Hugen und inhaltsreihen Nede bes Abg. Dr. Shvoy Feiner der vorgemerften Redner anmwejend war, jo daß die Gene­­valdebatte geichlofien und Finanzminiiter Dr. RemönyisSchneller feine Schlußrede halten konnte, Die Araber protejtieren gegen die Aufteilung Paläftinas. Sie erflären, PBaläjtina fei arabiihe Erde. Anläklich der Ankunft der Baläftina-Rommilfion wurden großzügige Demonjtrationen ver: anitaltet. Die „Times“ melden aus Riga, der geheime rujfiihe AntisStalin-Sender Habe geitern dreimal mitgeteilt, daß Der rujfi­­ide „Sreiheitsperband den Tod: Stalins und daß der Berband diejes Urteil ausführen werde. Es jei fein feiter Zeitpunft für Stalins „Hin richtung“ angegeben worden, Doch Hätten die Spreder des Genders erflärt, daß der Freiheitsverband bei den Feiern des 1. Mai fi) bemerkbar madhen werde, ‚bejchlofjen. habe Sremdenberfehrsiorgen Unter Borfiß des PBräjes Stefan 90 r­­vath hielt die Gewerbeforporation ihre diesjährige Momatsfigung ab, Deren Hauptpunft der Fremdenverkehr und die Raiten der Arbeiterfranfenfajja bildeten. Die Debrecener Gewerbeforporation hält demnädjt eine Bandesverjammlung ab, in der man fich mit den großen Laiten der Arbeiterfrantentajja befajien wird. Sie verlangt, dak au die Arbeitsgeber — wenn dieje jhon für ihre Angeitellten jo große Laften bezahlen müfjien — Mit: glieder jein fönnen! "Die Soproner Ges­­werbeforporation jhliegt fih diejer Af­­tion voll und ganz an! Bezüglih Abänderung des MWochen­­lohn-Auszahlungstages von Samstag auf Donnerstag, beiteht die Vorftehung für den Samstag! Als Stümperfontrollor wurde Iohann Bencsit ernannt, dejien Aufgabe es ift, all jene, die ohne Gewerbejhein ge= werblihe Arbeiten verrichten, zurAnzeige zu bringen, da es nicht angeht, dag man den jtenerzahlenden Gemerbetreibenden das Brot wegnimmt. Eine große Debatte entipann fich bei der Frage des Fremdenverfehtes, als Bräjes der Wirtsgenojlenihaft, Stefan TiHida meldete, dak jeir Monaten fein einziger Ausflügler aus Deutjh-Dejter­­reich fih in Sopron eingefunden Hat. Zur Sade jprah Stefan Weidin­­ger als PBräjes des Gewerbeverbandes; er berichtete, daB die großen Verbinduns gen, die der Gewerbeverband jeinerzeit geihaffen hat, au Heute no beitehen, da aber durch den Anjchluß alle Gewerbe: formationen neun organifiert werden, müjjen eben die Freundihaftsverbinduns gen mit den jeßigen Präfidier : neu ge- Ihaffen werden. Der Gewerbeverband ar­­beitet im Isnterejje des Fremdenverfehres und der Gajtwirte, jowie der lebensmit­­telerzeugenden Gewerbetreibenden inten­­fiv daran, Da die Ausflüglerzüge je früher nah Sopron fommen jollen! Schwierigkeiten find nicht nur aufder deutiheöfterreihiichen Seite, jondern eine große Lait ijt das Bijum der ungariihen Behörden, da dies bei jedem Ausflug 10 Schilling bedeutet. Präjes Stefan Horvath meldete, Da am 7, Mai in Budapeit der Landes» fongreß der Gewerbeforporationen ftatte findet; er wird bei dDiejer Gelegenheit aud dieje Sache zur Sprade bringen und um dringende Abhilfe erjudhen. Zur Schlußprüfung des Hufichmiede­­furjes wird im Vertretung der Gewerbe­­forporation der Präjes der Eijenindujtrie­­gruppe Stefan Molnär entjendet. Nun folgten noch Anträge interner Natur, an welder fih Dr. Balogh-Ro­­vAacs, Dr, Stefan BPalovid, Julius Münnid, Franz Horväath und are dere beteiligten. Sodanı Ichlok Präjes Horvath die Sigung. * MWie wir willen, fahren die hiefigen Gewerbeführer im Monate Mai zur Handwerferausitellung nah Berlin. Da aud der ungariihe Induftrieminifter in Vertretung der ungariihen Regierung mitfährt, dürfte eim offizieller- Empfang itattfinden; es wäre die beite Gelegeit­­heit, Die Frage des Soproner Yremden= verfehres mit den dortigen maßgebenden Kreijen zu erörtern, wenn bis dahin ders felbe nicht eingejegt hat. die . Die Entjudung Wiens wird — mie „Wiener Volkszeitung“ jchreibt — ')durh Gauleiter Bürdel jelbit geleitet. - ul &

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