Pannonia, Januar -Juli 1897 (Jahrgang 26, nr. 1-60)

1897-01-03 / nr. 1

die­ Flut Seite 2. - | | | | 4 |] | [ | | | | | \ \ „Bannonia“ ür die Reconstruction des alten Theaters plan­­­irten, um die Stadt vor tiefer Verschuldung zu bewahren und die Steuerlast des Bürgers nicht noch um ein Bedeutendes zu erhöhen, werden Zeit­­lebens über den Luxus grollen, daß für Kaschau, das eigentlich ein sehr gringes Theaterpublikum hat, ein Theater um nahezu eine halbe Million erbaut worden ist.­­ Und daß in Kaschau, im Verhältniß zur Be­völkerung, ein sehr kleines Theaterpublikum ist, wissen wir aus Erfahrung, da­shaß/ Theater — auch das alte — in den letzten Decennien immer sehr schwach besucht worden ist. Und an dem Indifferentismus gegen die Kunst im Allgemeinen und gegen das Theater im Besonderen trägt hauptsächlich die Stufenweise Verarmung des Bürgerstandes schuld. Eine erschieFende Verarmung, welche theils der allgemeinen Geschäftslosigkeit, theils der immer größer wachsenden Steuerlast zuzuschreiben ist. Die Pessimisten in dieser Beziehung­­ sagen, daß das Theater diejenigen erbauen sollen, die gerne dasselbe besuchen, nicht aber jene, welche gar nie hingehen. Und sie haben eigentlich nicht Uns­er, da­­ das Theater in der Mehrzahl von sol­chen Leuten besucht wird, welche keine Communal­­steuer bezahlen. Es wäre übrigens ganz rei t und billig, wenn zum Baue des Theaters auch das Comitat etwas beitrüge, da es ja nicht allein für die Stadt, sondern auch für die Umgebung erbaut wird. Und dann steht ja auch das Comitat in der Schuld der Stadt! Es hat ja doc seiner­ Zeit jenen Grund, welchen es so gut verwerthete, den gewe­­senen Comitatsmeierhof, von der Stadt zum Ger­schenk erhalten. Noch eines ! Wir erinnern und noch sehr gut des Um­­standes, daß als vor 15­ oder 16 Jahren zuerst die Sprache von einem neuen Theater war, der f. k. Kämmerer Nikolaus v. Ketzer sich dahin er Härte, 10000 fl. zu spenden, wenn“ der Bau eines neuen Theaters wirklich zu Stande käme. Nun, wir, stehen jezt beim Beginnen des Baues. Es wäre demnach angezeigt, wenn einige einflußreiche Personen den Herrn Kämmerer an sein ehemaliges Beisprechen erinnern möchten. — Ein seltener Neujahrstag war der heurige, gar „nicht winterlich, wie gewöhnlich. Ein Grad warm und keine Spur von Schnee. Erst in der Nacht von 1. auf den 2. Jänner fiel ein wenig SHne­. — Gottesdienst am Sylvesterabend. Nade — Verlobung. Der Maschinen -Ingenieur Emil Varsänyi, verlobte sich mit Fräulein Ilona, Toch­­ter des Waisenhaus-Verwalters Paul Holecsek. — Ernennungen. im­­ Dienste der Inspektor Philipp kennung seiner Der seit Verdienste zum langen Jahren Kaschau-Oderberger Bahn stehende in­­ner­­Generalinspektor er­­nannt. Ferner wurden mit Genehmigung des Handels­­ministers die I Inspek­toren Julius Szekula Anton bes und Heizhausleiter Ludwig Barna zum Oberingenieur ernannt. — Das Concert alten Gesangsvereines wird am 5. b. 1 Abrányi: mit folgendem Programm stattfinden : Mein tausendjähriges Vaterland. Männerchor d:3 Gesangsvereines. 2. Eduard Szerencsi : begleitet von Frin Risa Spielmann. 3. Schumann: Wäre, ich, ein Bögelein ! Op. 43. Bargiel : Im Frühling. Damenc­hor unter Leitung von Frnn Agnes Spielmann. 7 Hußka, Klaverbegleitung von Frin Risa LE IE­USE set > .4. Gaul: Begräbniß der Nase : Männerchor mit => Der Sylvester: Abend wurde Stadt an mehreren Orten fröhlich begangen. in unserer­­ Es fans den Unterhaltungen im großen Casinosaale, im Tar­­saskör, im Hotel Schiffbek etc. statt. Auch das an diesem Abende stattgefundene Conzert des „Mükedve­­lek köre“ gelang ausgezeichnet. s . — Das Budget der Stadt Kaschau für das Jahr 1897, wurde vom Minister des Innern gutgeheißen und die Einhebung von 40 Perzent Com­­munalzuschlag, genehmigt. Die Einhebung der Haus­­­­zinskreuzer wurde nicht bewilligt. Der dies­­ezügliche Vorschlag wurde mit der stereotypen Bemerkung zu­­rückgewiesen, daß die Organisation der Municipien ohnedies nahe bevorttehrende sei.­­ Was können wir hieraus folgern Etwa daß eine bessere Wirtschaft eingeführt, daß vielleicht der Beamtenstand herabgei­ht, oder anderweitige Erspar­­nisse erzielt werden und auf diese Weise an der drü­­denen Lage der Bürger eine Erleichterung zu ge­­wärtigen sei? Auf diese Frage antwortet uns das Hohngelächter der verwaltenden Kreise, deren ganzes Dichten und Trachten darauf gerichtet ist, dem steuer­­zahlenden Bürger je größere Lasten aufzubürden, seine ohned­es drühende Lage je mehr zu erschweren. — Vertheilung der Hengste. Laut einer Kundmachung des Präsidenten der Pferdezucht:Com­­mission, Dr. Ladislaus Semsey, werden die vom Landwirtschaftsministerium für das Comitat Abauj­­torna bestimmten Staats­hengste, am 11. Januar ut Eperjes zur Vertheilung gelangen. Wovon die Pferde­­züchter zur Darnachachtung hiemit verständigt werden. — Corrections­-Anstallt. Wie wir bereits erwähnten, beabsichtigt das Ministerium in Kaschau eine Correctionsanstalt für 120 Kinder zu errichten. Die Stadt hat Grundfläche von sich bereit erklärt, für diesen Zweck die 6 Jod entweder unter dem Kalva­­rienberge oder bei den Ziegelöfen herzugeben. Das legtere Terrain wäre jedenfalls geeigneter. — In der Solzhade des F. Ehrmann sind bereits 2 Unglücksfälle vorgekommen, weshalb die Stadthauptmannschaft die Angelegenheit der Staats­­anwaltschaft aus dem Grunde übergeben hat, da der Eigenthümer die gewerbebehördliche Begehung nicht abwartend auf eigene Faust den Betrieb begann. Diese Unglückssäle wären gewiß nicht erfolgt, wenn der Eigenthümer die polizeiliche Begehung abgewartet hätte, da derselbe auf die Sani­ung der gefährlichen Stellen aufmerksam gemacht, bzw. zu gewissen Abän­­derungen verhalten worden wäre. — Für Einjährig-Freiwillige. Das Kriegs­­ministerium hat gestattet, daß Einjährig-Freiwilligen, welche ihre Studien an einer ausländischen Lehranstalt fortlegen, die Wahl des Präsenz­­dienstantrittes nach Paragraph 72 der Wehr vor- Falls ein Zweifel darüber besteht, ob solche Lehranstalten als höhere zu bezeichnen sind, ist die vielfällige Entscheidung des Kriegsministeriums einzuholen, - schriften freistehe. Tagesneuigkeiten. | | | | | / einem Damensolo von Jela Ada Demeter. 5. Brahms: Bigeunerweisen. Gemischter Chor unter Leitung des Kapellmeisters Hugo Morascher.­­ Klavierbegleitung von Fran Agnes Hupka. Nach dem Concerto Tanzunterhaltung. — Eine Ironie des Shidiales. Der Um­­stand, daß inmitten der Wächter der öffentlichen Sicher­heit, die Cassa bestohlen wird, kann nicht anders be­­nannt werden. In der Nacht vom 29. auf den 30. Dezember geschah es, daß in der hiesigen Gendarmerie- Kaserne die Cassa eröffnet und daraus die Summe dem in der neuerbauten Kathedrale durch eine lange von 3420 fl. 95 kr. entwendet worden ist. Abends um 6 Reihe von Jahren keine Sylvester-Andacht gehalten 1 Uhr schloß der Gendarmerie-Hauptmann in Gegenwart worden ist, versammelte sich am 31. Dezember 1896, daselbst eine außerordentlich große Menge Andächtiger, meistens aus der Intelligenz, um am Schuße des Jahres den Geist mit Dankesgefühl zur Allmacht zu erheben. Das Dunkel­­ einer Kirche kann wohl mystisch genannt werden und viele Menschen zur beschaulichen Andacht stimmen ; das Sylvesterfest ist jedoch kein Trauergottesdienst und es wäre viel­­ erhebender ge­­wesen, wenn die prachtvolle Domkirche auch prachtvoll erleuchtet worden wäre. Es war schon einmal die Rede davon, daß in die Domkirche die elektrische Beleuchtung eingeführt werden soll. Nun, warum säumt man denn hiemit. Wo Millionen verausgabt worden sind, können doch einige hundert Gulden keine wesentliche Rolle spielen. ‚ Warum ist denn überhaupt die elektrische Leitung nicht zur selben Zeit in die Dombridge eingeführt wor­­den, als selbe in die nächstliegenden Geschäfte und Häuser eingeführt worden ist ? Es ist dies, wie wir meinen, die Obliegenheit der Stadt, welchh das Patronat übt ; und wir sind davon überzeugt, daß die Repräsentanz einen diesbe­­züglichen Antrag des Magistrates mit Freuden ange­­nommen hätte. Gleichzeitig mit der Kritik über die mangelhafte und s<wache Beleuchtung der Kirche, wurden auch “Über das schwache Organ des Predigers Bemerkungen laut, und es wäre, wahrlich zu wünschen, daß die­se Gemeinde in Kaschau und namentlich die Ka­­thedrale endlich einmal eine tüchtigen Prediger bekäme. zweier Offiziere, mittels zwei Schlüssel die Cassa und als er seine am folgenden Morgen öffnen wollte, fand er, daß das eine Schloß offen und die Kassa leer sei, daß selbe demnach mittels eines werden mußte, um zum Juhalte, Nachs­clüssels geöffnet welcher aus 14 St. Hundertern, 300 St. ganz neuen Fünfern und aus Silbergeld bestand, gelangen zu können. — Eissport. Die Eisbahn wurde am 1. Jän­­ner zur großen Freude der Schlittschuhläufer eröffnet und die Freunde des Eissportes vergnügten sich bei den Klängen der Militärmusik auf das köstlichste.­­ Juristenball. Der Ball der Kaschauer Nechtsöhörer verspricht im heutigen Fasching besonders E38 werden wenigstens alle Vor­­bereitungen getroffen, um denselben so prächtig, als „glänzend zu werden, nur möglich zu gestalten. Derselbe wird am 16. Ja­­nuar stattfinden und zwar wie gewöhnlich im Prunk­­saale des Hotel Schalkhäz. Die Einladungen wurden bereits versendet und es ist daraus ersichtlich, daß das Patronat folgende Damen übernommen haben: Frau Elemer Bernäth, Frau Franz Darvas, Gräfin Ladis­­laus Forgách, Frau Nikolaus Koczan, Baronin Niko­­laus Sennyey und Baronin Géza Sennyey. Das Arrangirungs-Comits besteht aus folgenden Rechtshörern: Präsident Géza Szmrecsányi. Viceprä­­sidenten: Bela Elbel und Josef Zabräczky, Major Domus Edmund Kausay, Cassier Nikolaus Podho­­rányi, Controler Nikolaus Barczay. Notare : Georg Blassovich, Ludwig Horváth jun. und Bela Piller. Comito-Mitglieder : Andor Aranyossy, Aristid Ara­­nyossy, Ludwig Barczay, Filipp Brudl, Andor Cso­­hány, Anton Diósfy, Ferdinand Ehrenheim, Eduard Förster, Alexander Feier, Béla Gömöry, Nikolaus Helmbacher, Dito Jankovich, Johann Jánossy, Emil Kirkner, Koloman Klein, Emerich Krotkovsky, Andor Laczki, Michael Mariässy, Streymir Mayer, Zoltan Pallaghy, Oskar Palugyay, Emil Piläpy, Aurel Bégy, Stefan Puky jun., Julius Riedl, Orban Szepessy, Josef Szilvássy, Balint Szanigló, Arpad Ujházy, Ti­­hamer Vanis und Baron Edmund Waldbott. Karten sind zu haben bei Jermy'3 Nachfolger, Gustav Megay und Béla Stefanovits; für eine Person 2 ff., Familienkarten für 3 Personen 5 fl. — Anfang 9 Uhr. — „Otthon“-Abend. Gelegentlich des am 9-ten b. stattfindenden Otthon-Abends wird Frl. Ka­l­­mar Piroska, die hier in bester Erinnerung stehende Naive des Budapester Lustspiel- Theaters mitwirken. Nach den Vorbereitungen zu schließen, dürfte diese we­nig allen Richtungen hin glänzend ausf­allen.­­ Kant zu Rindskopf, wurde Oberinspektoren Cello-Solo. Am Klavier LOROS 3 und 77 ... eine zweite, eine viel größere Schramme. 9394 brummte über diese passagestörende Art, Weine abzuladen, aber da kam ich schön an. Der Wirth rief seinen Schankburschen, der Wein­­bauer nahm seine Peitsche zur Hand, so daß ich ein­­sah, daß wir da in Güte nicht auseinander kommen würden. I< entfernte mich daher in der nöthigen, schnelleren Gangart, machte aber einen R:uder auf diese Passagestörung aufmerksam. Das Neuglein des Gesetzes blichts mich verwundert an, zuchte mit der Achsel und schritt dann mitleidig lächelnd von dannen. Diese Art des Weinabladens wird vielleicht ein alter Brauch sein, sagte ich mir, aber unan­­genehm ist sie doch. Man könnte das vielleicht so ar­rangiren, daß man es Nachts macht. In solchen Gedanken schritt ich weiter. Da hörte ich,­­ wie mir eine Stimme, aus der ein bedeutender Konsum von Spirituosen herauszuhören war, ein „Aufg'shaut“ zurief. Ich „schaute auf“ und ruhig flog mir ein Zuderhut an den Kopf. Mein Cylinder hatte das dritte „Wan“. Diesmal­ war es aber mehr “als das, denn auch die Krämpe war gebrochen. Nun wurde ich wüthenn — Können Sie denn die Ruderhüte nicht anders­­ abladen ! ries­ig, als daß sie vom Wagen in das Geschäftslokal geschupft werden? Warum trägt man denn den Ruder nicht hinein ? Es war doch gar nicht so heiter, was ich da sagte, die Leute lachten aber denno<. Besonders jener handlungsbeflissene Jüngling, der die Aufgabe hatte die ihm vom Wagen aus zugeworfenen­ Zuderhüte aufzufangen, wollte sich schier zu Tode lachen, als ich die Wunden meines Cylinders vorwies. Nachdem ig also diesen Heiterkeitserfolg erzielt hatte, stülpte ich meinen armen Hut auf das Haupt und schritt weiter. Wieder begegnete mir ein Wach­­mann. Allerdings erst eine Viertelstunde später. Ich theile ihm mein Erlebniß mit. Er lächelte und meinte : „Das ist nicht mein Rayon.“ Dann schritt er, gleich­­falls agreszudent, von dannen. Nun aber nahm den, damit ich nicht noch einen polizeilichen Anstand ich mir vor, sehr acht zu ge­ babe, wie allen Geschäften, vor deren Thüren und Schaufenstern Unterrede, Flanellankerln­ und Damen­­unterhosen im Winde hin und her baumelten, sorgsam aus, ging den Spediteurgeschäften aus dem Wege, damit wir ungehindert ihre schweren Kisten über das Trottoir wälzen können, und beschrieb, wenn ich an Gebäuden vorüberf­im, auf denen Tauben nisten, große Kreise. So kam ich glückig zur großen Promenade. Dort aber geschah das Entjegliche! Ein Windstoß riß mir den Hut vom Kopfe und kollerte ihn dem Esermely zu. Eine Anzahl Kutscher war so freundlich, mit mir Jagd auf den Cylinder zu machen. Sie liefen ihm mit ihren Peitschen nach und hieben auf ihn los. Jeder Hieb traf ihn und zugleich mein Herz. Aber die Jagd hatte ein günstiges Resultat, ehe der Cylinder in die allzu bedenkliche Nähe des Chermely geriet­, brachten wir ihn glücklich zur Strebe. Aber wie sah der Arme aus! Seine frühere stolze, himmelanragende Gestalt war verschwunden, er sah nun aus wie eine Ziehharmonika.­­ I< flüchtete zu einem Hutmacher. Stumm reichte ich ihm meinen Cylinder. Er zu die­s<neigend mit den Achseln. — Nichts mehr zu machen ? fragte ich. — Nichts | IH erstand einen billigen Hut, ließ die Cy­­linderleiche in ein Papier widern und entfernte mich, den Weg Meine heim zu einschlagend. Frau lachte, daß ihr die Thränen über die Wangen rieselten, und sie war doch sonst nicht so gefühllos. 4 — I< sagte Dir ja, Du sollst Dir einen weichen niedern Hut kaufen, meinte sie, aber Du willst ja Alles besser wissen. IH senkte mein Haupt in Demuth und begrub meinen Cylinder im Kehrichtkorbe. Nachmittags wan­­derte er in den „patentirten staubfreien“ Kehrichtwagen. Unser Dienstmädchen trug ihn zur Grabe. Niemand hat ihn begleitet.­­ Re '

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