Pester Lloyd, April 1854 (Jahrgang 1, nr. 77-104)

1854-04-08 / nr. 85

Hindernis zur Verständigung mit Desterreich egen. Vielmehr sei man zur einer solchen Verständigung bereit, so weit es sich um die Wahrung deutscher Interessen handle. Es werde daher eine nähere Nittheilung Darüber erwartet , a) ob Desterreich im Interesse der Nähe seiner eigenen Grenzprovinzen erforderlichen Falls die anfragenden türkischen Lande beseßen, oder : b) ob eg legtere als Pfand bis zur Wiederherstellung des Friedens in Besit nehmen, oder endlich : c) ob eg sich ak­iv an dem Kampfe betheiligen wolle. Nach dem Ausfalle der diesfälligen Erklärungen würden wir in der Lage sein , zu beurtheilen, in mie weit es sich um Wahrung deutscher Interessen handle, und ob wir etwa Dazu beitragen künften, den etwa von den Westmächten zu übenden Druc auf Oesterreich zu mildern. Ein Zirkular an die königlichen Missionen bei den deutschen Höfen vom 14. März sagt im Wesentlichen : Die Regierung habe mit Genugthuung von den Maßregelnenntniß ge­­nommen,welche Oesterreich­ an seiner südöstlichen Grenze getroffen,insbesondere soweit es sich dabei auch um die Wahrung deutscher Interessen handle.Steck­­blicke in jenen Maßregeln eine Bürgschaft mehr für die Hoffnung,daß der bevor­­stehende Kampf seinen lokalen Charakter bewahren werde.Eine gleiche Auffassung dürfe sie auf Seiten der übrigen deutschen Staaten voraussetzen.Es wird vorbe­­halten,weiterhin in nähere Erwägung zu ziehen,inwieweit die deutsche Bun­­desversammlung,insofern es sich um Wahrung deutscher Interessen handle, sich auch ihrerseits bei der Sache zu betheiligen habe. Eine österreichische Zirkulardepesche Vom 14.März wirft zunächst einen Rückblick auf die bisherige Politik des kaiserlichen Kabinetts in der orientalischen Frage,bedauert das Fehlschlagen seiner eifrigen Vermittlungsversuche und fährt dann ungefähr folgendermaßen fort:Oesterreich verhehle es sich nicht,daß der bevorstehende Kampf eine Wendung nehmen könne,die auch seine Interessen nahe berührte.Solange seine Verhältnisse es ihm gestatten,würde es an dem Kampfe keinen Theil nehmen,es müsse aber auch den Fall einer aktiven Betheiligung ins Auge fassen.Die Interessen,um die es sich hierbei handle,seien auch diejenigen derdeutschen Staaten.Darum glaube das kaiserliche Kabinet,sich der Hoffnung hingeben zu dürfen,daß in diesem Falle Preußen und die übrigen deutschen Staaten ihre Kräfte mit denen Oesterreichs vereinigen würden.Es würde als­­dann der deutsche Bund berufen sein,zu beweisen,daß er über seine vorwiegend defensive Stellung hinaus auch eine thätig eingreifende Rolle auszufüllen wissen würde.Sobald die Kriegserklärung zwischen Rußland und den Westmächten erfolgt sei,werde Oesterreich eine weitere Erklärung am Bunde abgeben.Gäbe es überhaupt noch ein Mittel dem weiteren Umsich greifen der Gefahren zu begegnen, von denen Europa bedroht werde,so liege es in dem gemeinschaftlichen Auftreten Oesterreichs und Preußens in Verbindung mit den deutschen Bundesgenossen. Endlich ist hier die Antwort anzuführen,welche der Herr Ministerpräsident auf die Frage eines Mitgliedes:Ob dem preußischen Kabinet s einerseit über den Gegenstand,auf welchen sich die neuerlichst dem englischen Parlamente vorge­­legte geheime Korrespondenz beziehe,nämlich über die für den Fall einer Auflö­­sung des ottomanischen Reiches zu verabredenden Maßnahmen Eröffnungen zuge­­gangen seien , ertheilt hat. Der Herr Ministerpräsident hat hierauf erklärt, Daß solche Eröffnungen an ihn nicht erfolgt seien, Louis Napoleon und sein Ministerium, R. Z. Waris, Ende März. Der besonnene, ruhige Beobachter der Zeitereig­­nisse kann die politische Windstille des Augenblides, die allen Windstillen gleich, dem Ausbruch der heftigen Stürme voranzieht, denen, wir in der nächsten Zeit im Norden und im Osten zu begegnen haben werden, nicht besser anwenden, als feine Blide ein wenig auf seine unmittelbare Umgebung zu richten und zu unter­suchen , wie er bei ihm zu Hause aussieht. Sein Biid muß natürlich zuerst auf das Oberhaupt dieser mächtigen Nation fallen, dessen Eigenschaften nicht mit dem strahlenden Glanze eines Meteors hervorgetreten sind, wie Dies bei seinem großen Oheim der Fall war, sondern sich in dem Vollgefühl ihrer Kraft und Selbstständigkeit, mit täglich zunehmender Klarheit allmälig entfalten. Die öffentliche Meinung, in der Heimat wie im Auslande, kann leht über den Mann nicht länger im Zweifel sein, dessen Ehrgeiz als Nachfolger und Träger des gleic­hen Namens seines Cheimg, man viel eher in einer fersilen Nachahmung seiner Eroberungsgelüste, feiner Politik, Denk- und Handelsweise, als in der Ausübung eigenthümlicher Willenskraft und Richtung seines Geistes gesucht haben würde, der aber alle, Die sich wenig oder nichts von ihm versprachen, überrascht und alle Erwartungen seiner Freunde und Anhänger übertroffen hat. Er hat die politische Weisheit seines tiefgebeugten Vorgängers, des unglücklichen Louis Philippe, in dem man den gescheictesten Fürsten seiner Zeit erbliden wollte, ganz beschämt und wird, fährt er so fort, seinem nächsten Nachfolger die Aufgabe erschweren, sich neben ihn stellen zu künnen. In diesem Zeugnisse stimmen Alle, selbst seine ehemaligen Heftigsten Geg­­ner, überein, wenn sie nicht eigensinnig oder mit Blindheit geschlagen sein wollen. In seinen neueren Thaten und Aussprüchen hat er nng die vollgültigsten Beweise der Richtigkeit seines Verstandes und die besten Belege zu der Tiefe seines Gei­­stes gegeben. Die Worte: „Die Zeit der Eroberungen ist auf immer vorbei !“ die in den Herzen aller unabhängigen Nationen ihr Echo gefunden haben, bezeichnen den festen Entschluß, der Geschichte seines Oeheims sein Beispiel zu entlehnen, das dem Fortschritt der Zeit (den er nicht verrennt) , bei ruhiger Betrachtung derselben, die nöthige Aufmerksamkeit, und in der Naban­wendung ihrer Lehren die praktische Wirksamkeit entziehen würde, deren die allgemeine Wohlfahrt sei­­nes Landes bedürfe. Zu Dieser, Hoffentlich gerechten Anschauung des Mannes ge­sellt sie von selbst die Frage: Welchen Beistand künnen ihm in der Ausführung seiner Ansichten die Männer seiner nächsten Umgebung verleihen, two findet er die Duellen, die dem Strom seiner Gedankenreihen und Beschliffe die nöthige Kraft zuführen würden, um alle widerstrebenden Vorurtheile entwurzeln zu können ? Es ist schon bemerkt worden, daß die Einheit des ersten Gedankeng, so wie die Wahl der anzumwendenden Mittel, von dem Kaiser selbst ausgehen, daß er über seine Beschlüsfe brütet, Uebereilung nicht rennt, und daß er das, was er zulecht befehloffen hat, sehnen­ und ohne irgend einer Einrede Raum zu gestatten, aus­­führen läßt — läßt, denn dieses Wort, bezeichnet die Art der Hilfe, die er von seinem Ministerium erwartet und erhält. Sein Ministerium vereinigt nicht, wie Das englische Ministerium, die Repräsentanten der öffentlichen Mei­nung und die Wortführer der öffentlichen Bedürfnisse in allen Zweigen der Ver­waltung in sich , sondern besteht als ein Ausschuß der unmittelbaren Bollstreber des kaiserlichen Willens, wozu sie als Sachmänner berufen werden. Sie sind alle mehr oder weniger brauchbare und näslihe Geschäftsmänner und Gehilfen, deren eigentliches Verdienst nicht in der Unabhängigkeit ihrer Ansichten, sondern in ihrer Tüchtigkeit zur Ausführung des kaiserlichen Willens besteht, woher sie oft von den Epüttern als bloße „Commis“ bezeichnet werden. Doch darin geschieht einem Theile derselben ein offenbares Unrecht. Man ver­langt seine blinden Werkzeuge, sondern die erforderliche Kapazität, um mit Ein­­sicht zu handeln. Innerhalb der ihnen vorgeschriebenen Aufgabe, jedoch freilich nur dann, stehen ihnen allerlei Modifikationen frei. Die in der Zmelmäßigkeit ihrer Anwendung und in dem guten Geschmack ihrer Einkleidung ihre R Rechtfer­­tigung mit sich bringen. Der Kaiser, der nie eine fremde Feder borgt, ist selbst ein guter Richter in diesen Dingen, und seine Briefe, zumal sein Brief an den tuffischen Kaiser, beweisen, daß feine eher geschichtet sein kann, als die feinige. In dieser Hinsicht entspricht Herr Drouin de ’HuY8 seinen Wünschen vollkommen. Man möchte geneigt sein, des Kaisers Ministerium in zwei Theile zu theilen, deren einer aus den „hommes raisonnes“ den Männern der Ueberle­­gung, Der andere aus den „faiseurs“, den blinden Vollstrecern des kaiserlichen Willens, besteht. Unter diesen legieren steht der Graf Persigny, der Minister des Innern, oben an. Er ist ein Mann ohne große Kapazität und rennt sein anderes Gefeg, als den Wunsch, Die Laune des Kaisers, möchte man sagen, wenn Louis Napoleon Launen einige Herrschaft über sich einräumte, aber diese rennt er nicht. Er hat des Grafen lange Treue und Anhänglichkeit mit seinem unbedingten Vertrauen und durch die Heirat mit der einzigen Tochter des Fürsten de la Mossoma, der Enkelin des Marschalls Ney, belohnt. Diese Treue und des Grafen höfliche und einnehmende Manieren bilden sein einziges Verdienst, wenn man die bloßen „Agrements de la personne‘ — wie die Tranzofen sie nennen — als Theile dieses Verdienstes zu betrachten geneigt wäre. [Man rühmt ihm indessen auch Entrupfoffenheit des Willens nach !] Ganz anderer Art war das Verdienst des bisherigen — vom Kaiser zum Oberbefehlshaber des nach dem Orient bestimmten Hilfskorps ernannten — Kriegsministers, des Marschalle de Saint Arnaud, den in dieser Stellung der Marschall Baillant zur gegen Zufriedenheit der Armee erlebt hat. Denn dieser biefist ihre Achtung und Vorliebe in eben dem Grade, als sie seinem Vor­­gänger entgehen. Die Antezerentien des Einen und des Anderen bilden scharfe Kontraste. Der zurückgetretene Kriegsminister war sein ehemaliger Soldat der großen Armee, bei dem der bloße Name Bonaparte die Flamme des alten Enthu­­siasmus wieder auflodern machte, sondern ein royalistischer Garde-nu-Korps, der ohne Zeitverlust die Fahne der Bourbons der Julirevolution opferte, darauf den Min­iaturfeldzug gegen Antwerpen mitmachte, und später in Kabylien unter dem Marschall Bugeaud und dem Herzog von Aumale zum Divisionsgeneral ernannt wurde. Kaum war er zum Kommando der zweiten Pariser Division berufen wor­­den, so nahm er Louis Napoleon zu seinem Leben und fand in ihm seine einzige Nichtschnur, und es ward täglich mehr und mehr offenbar, da­ er sich ihm mit Leib und Seele verkauft hatte. Was in den Dezembertagen zur Zeit des Staats­­streiches unter seinem Kommando vorfiel, bezeugte, daß man zur Ausführung desselben die Hand auf den rechten Mann gelegt hatte. Er hat nie das General­­kommando einer Armee besossen, nie eine Schlacht geliefert, folglich war er, den in dem französischen Heere eingeführten Regeln gemäß, Feineswegg zu dem Mar­schallstabe berechtigt, den ihm der Kaiser verliehen hat. Sebr heißt es, daß er sei­­nes sehr mißlichen Gesundheitszustandes ungeachtet das Kommando des nach dem­ Orient gehenden Armeesor­g nur deswegen erhalten habe, um Gelegenheit zu bekommen, venselben verdienen zu können, Biiden wir weiter ! Herr Achilles Tould, der bei dem Kaiser als Staatsminister (Mi­­nistre d'état et de la maison de l’Empereur) venselben Posten bekleidet, wel­­chen einst der Herzog von Baffano (Maret) bei seinem mächtigen Oheim ein­ nahm. Dieser Herr, lebt 55 Jahre alt und mit einer Tochter des ehemaligen Banquiers B. A. Goldschmidt in London verheirathet, ist der dritte Sohn des noch lebenden Banquiers B. A. Fould, der sich zu dem Range der bedeutendsten Kapitalisten der Hauptstadt erhoben hat. Er verließ, sobald er zum Deputirten der Unterparenden erwählt ward, das Bangquierhaus, das Komptoir, aber nicht die Bürre, verfolgte dann die Bahn des Staatsmannes, wo er späterhin Gele­genheit fand, in dem Kaiser angenehm, waslich, ja selbst, wie man sagt, unent­­behrlich zu machen. Es ist ein heller, wohlorganisirter Kopf, den er auf seinen Schultern trägt, aber durchaus Fein genievoller, weffen größtes Verdienst in der Haren Auffassung aller in feinen Bereich fallenden Materien, in ihrer lichtvollen Anordnung besteht, und in der zweckmäßigsten Vereinfachung aller noch so kom­plizirten, ihm aufgetragenen Geschäfte. Er fontrasignirt Die Faiferlichen Defrete und ist zugleich Minister des Faiferlichen Haushaltes, der die Verwaltung und Oberaufsicht aller kaiferlichen Luftschlöifer, St. Cloud, Berfailles, Fontainebleau, Kompiegne u. s. w., in fi begreift. Er ist ein unermüdlicher Arbeiter — ein wirklich seltener Mann, unter seinen Kollegen nicht sehr beliebt roch geachtet. Der nächste, vielleicht der mächtigste Mann im jenigen Ministerium ist unbezweifelt Herr Drouin de l’Huys, ein sehr begüterter und reichlich begabter Mann, der sich in neuerer Zeit, als Minister der auswärtigen Angelegenheiten, durch seine Korrespondenz in der orientalischen Trage und in derselben dur die Einfachheit und Klarheit seines Styls so sehr ausgezeich­­net hat. Er begann seine diplomatische Laufbahn früher als Gesandtschaftssekre­­tär, wurde dann­ im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten zum Direk­­tor unter Öuizot ernannt. Er trat bald darauf als Deputirter für das Depar­­tement von Seine und Marne in die Opposition der Deputirtenkammer, wo er ih Durch sein abschlägiges Votum in der berühmten Pritchard’schen Angelegen­­heit den Unmillen des Herrn Guizot zuzog, und alsobald von ihm seines Amtes entjegt wurde. Nach der Februarrevolution ward er von den Wählern des besag­­ten Departements zum Mitgliede der Tonstu­cirenden Versammlung ernannt. Hier, obgleich zur Majorität gehörend, votirte er mit der Minorität für Die Ver­­bannung der Orleans’schen Familie. Louis Napoleon gab ihm das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten und ernannte ihn, nach der Auflösung des damaligen Ministeriums, zum Gesandten in London. Nach seiner Zurückberu­­fung fiel ihm, als Vizepräsidenten des Senates, abermals das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten zu. Er ist der einzige Sohn eines ehemaligen sehr begüterten Steuereinnehmers (Receveur general) in Melun, der ihm und sei­­nen beiden Töchtern ein sehr beträchtliches Vermögen hinterließ. Von dieser Erb­­schaft fielen dem Sohne, dem rügigen Minister, zwei Dritttheile zu, denn er hatte seine eigene Nichte, Träulein Zulie de St. Ericq, die einzige Tochter seiner ver­­storbenen und mit einem Herrn de St. Ericq vermählten Schwester geheirathet. Sein Schwiegervater, der Sohn eines zur Zeit der Bourbong berühmt gewor­­denen Ministers, lebt seit mehreren Jahren in einer Irrenanstalt, und ist dere­selbe Herr de St. Cricq, dessen sich die älteren gewöhnlichen Promeneurs des Boulevard des Italiens als einer der seltsamsten Erscheinungen ihrer Zeit erin­­nern müssen. Er pflegte auf dem Trottoir in der Mitte der Fußgänger zu reiten, und wenn er dann im Safe Anglais oder im Cafe de Paris sein Mittagsmahl ein­­genommen hatte, sein Haupt mit der leeren Salatkumme zu beheden, um Jeder­­mann zu bedeuten, daß er seine Mahlzeit vollendet habe. Ein fünftes, besonders nennenswerthes Mitglied des Ministeriums ist der Finanzminister Bineau, der manche Jahre als Hauptingenieur die Vermat­­tung der Minen in Händen hatte und sich wenig um die Politik kümmerte, zu­­legt aber doch ihren Reizen nicht länger widerstehen konnte und sich zum Depu­­tirten für Angers erwählen ließ. Er war damals ein sehr heftiges Oppositions­­mitglied und wurde seiner ungehobelten und rohen Manieren wegen von den Journalisten nie anders als , le sauvage Bineau‘ genannt. Mit den Männern der Republik vertrug er sich so wohl, daß bei einer der V­akanzen in den verschie­denen Professoraten der Sorbonne eine der ersten Stellen ihm zugetheilt wurde. Die Wahlmänner des Departements von Maine und Koire ernannten ihn zum Mitgliede der konftituirenden V­ersammlung. Hier zeichnete er sich durch seine große Thätigkeit, besonders aber bei der gefeggebenden Versammlung durch, seinen Bericht über das Budget des Jahres 1848, der ein günstiges Vorurtheil für ihn erweckte, aus. Man rechnete ihn damals zu den gemäßigten Republikanern. Nach dem Sturze des Dailon-Barrot'schen Ministeriums erhielt er das Porte­­feuille der öffentlichen Arbeiten, verließ es aber, nachdem er die Mafadamischung der Boulevard­s und anderer Straßen eingeführt hatte, im Januar 1851. Er ist fest Minister der Finanzen und Mitglied des Senates. Auch er hat in der konstituirenden Versammlung für die Verbannung der Orleans’schen Familie und gegen die von dem Bolfe zu erhaltende Sanktion der Konstitution gestimmt. Seine Heirat mit einer reichen Erbin, einer Demoiselle Boniface, die sie ihres eben nicht gefälligen Namens und Ursprunges wegen, Loverdo als G Stieftochter des benannten Ordonnanzoffizieres Louis Philippe’s, des Obristen Loverdo, nen­­nen ließ, hat ihm eine halbe Million zugeführt, mit der er innerhalb vier Jahre so gut gewirthschaftet hat, daß sich dieses Vermögen verdreifacht haben sol. Von den übrigen Ministern sind Herr Ducos, der Minister der Marine, Herr Magne, der Minister der öffentlichen Arbeiten, und Herr Fortoul, Minister veg Öffentlichen Unterrichts und des Kultus, als fähige Verwalter ihrer r­spekti­­ven Aemter bekannt, aber zu seiner besonderen Auszeichnung berechtigt. Sterbe­­fälle ausgenommen, ist seine Wahrscheinlichkeit vorhanden, daß die Belegung der Ministerstellen eine Veränderung erleiden werde, wofern Herrn Bineau’s­chmäh­­liche Gesundheit ihm nicht seinen Rückzug aus der mühevollen Verwaltung des Finanzministeriums zur Pflicht machen sollte. Militärische Operationen im großen Styl pflegen meist noch eine arm­ere pensée neben dem Hauptziele zu verbergen. So dürfte es auch mit der Begehung der Dobrudscha der Fall sein. Es nehmen nämlich drei Arme Der Donau ihren Weg durch Diesen Landstrich, die unterhalb Turdscha nur tinfisches Ge­biet berühren. In Frühjahr und Herbst sind diese türfischen Donau­mündungen, die Dies die im Jahre 1850 von der österr. Donaudampfschifffahrt­sgesellschaft angestellten Untersuchungen ergaben, auch für größere Fahrzeuge schiffi­bar. Dieser Umstand ist vielleicht Die arm­ere Mensche, weßhalb Die Ruffen in d­ie Dobrud­­sca eingerückt : sie wollen die Reprille die Saglova-Kut­sub und die Porteffa- Mündung für englische und französische Kanonenbo­ote eben­so unzugänglich machen, wie es bereits Kilia und Sulina sind. Mi­t Hilfe der von General Pairhans fünfteuirten mit weitreichendem schweren Geld übe­rrmi­­­ten Booten wäre es den Westmächten leicht gefallen, Die Donau zu so­reiren, um die Defensivlinie ver­wuffen unhaltbar zu machen, ein Schiffszug , der fett der Bersensungen und Barragen an den Donaumündungen fast unüberwindliche Hin­­dernisse findet. Aus Dreffa lief ferner unterm 25. aus verläßlicher Duelle die Nachricht ein, daß in Sebastopol nicht ein ruffisches Kriegsschiff zu sehen , ja daß man glaubt, die Neffen führten etwas gegen Barna im Schilde. Damit stimmt auch­ eine Meldung vom 2. April überein, nach­h welcher am 30. ruffische Kriegs­­schiffe bei Kostendiche erfihienen sind. Ein Gerücht besagt, viele Bollwerfe in ver Dobrudsha felen dur D Verrath der türkischen Festungskommandanten in die Hände der Naffen gefallen. Uebrigen g­ewisfen die Diener des Czaren nicht blos mit Eisen und Gold zu sümpfen, sondern auch die Waffen der Milde zu gebrauc­hen. Wann doch zu Diesem Behufe eine allgemeine Amnestie für Deserteurs ere laffen, von denen er bekanntlich in der Dobrudscha wimmelt. Ueberhaupt hat die dortige Bevölkerung ihre Wohnpläne nicht verlassen, und wird von den Russen mit Gunstbezeugungen überschüttet. Diese Maßnahmen so­wie andere Vorberei­­tungen deuten darauf hin, daß es sich um einen langd­auernden Krieg handle. Berichtet man Doch der „Wiener medizinischen Wochenschrift" aus der Maladiei vom 29., daß die angesagten Lieferungen und Truppenkorps den bisherigen Stand des linken Flügels von 84.000 M. weit übersteigen, und in einem so riesigen Maßstabe gehalten sind, als gelte es einen Zug in eine englose M­üfte. Man Hat ferner fluger Weise für diese Tinte durchwegs gediente Kern­mannschaft gewählt, der man es verzeihen kann, wenn sie wie jenes Bataillon alter graubärtiger Krieger in J­affy an N­uhetagen dem Tutti etwas zu tapfer aufpiccht. Nent ist in ein ungeheueres Arsenal und Hauptdepot verwandelt worden, Gala und Braila sind zwei große Schlachthäuser und Pudelstät­ten; endlich rauchen alle Proviantbädereien ringsum unablässig. Eben­so mert thätig ward für den Krankentransport wie für Die Abulanze gesorgt. Die Heine gut gelegene Station Biftierna ist zum Maroveplap für Babadag auser­­sehen worden, Laden wir die journalistische Fehde Über das richtige Datum der Ein­nahme türkischer Bollmerfe in der Dobrupfiha mit mitleivigem Lächeln überges­hen, melden wir, daß die Truppenmärsche gegen Kalaratch fortnauern, und daß die ruffische Reserve bei Hirfomwa am 1. April von Marsh nach Tscher­­namoda antrat, um der ruffischen Hauptmacht zu folgen, die nach Rapporten vom 31. auf Bulurest bereits am 29. in vier starren Kolonnen vor dem Trajansmwalle fand. Man glaubt, daß daselbst zwischen dem 4. und 6. der Angriff beginnen werde, gleichzeitig aber auch die Generäle Schilder und Chraleff von Kalarash aus ihre Operationen beginnen dürften. Beier Omer soll ich am 26. von Ruftfshul nach Kaffomwa begeben haben, willens die Kämpfe bei Siliftria und am Römermnwalle persönlich zu leiten. Wir werden sehen, ob Die im türkischen Lager verkauften, sogenannten Koranshemden — Koran shirts — 9. 4. englische baummollene Hemden, auf denen Die Hauptfähe des Koran in blauer Schrift wohl aufgebracht sind, in der That die zauberhaft fliügenden „Notähemden" des Mittelalters zw erregen vermögen?! Mustapha Pascha hat sein Hauptquartier in Karaffu, — Tihernamwoda und Kor­stendiche befanden sich nämlich am 26. noch in den Händen der Türken, — an hat­ er 20,000 Mann Verstärkung erhalten, und steht sohin mit 50,000 Mann am Trajansmwalle. Dieser Wall, den der genannte römische Kaiser quer von der Donau nach dem Meer­ ziehen ließ, ist überall noch 8—10 Fuß hoch erhalten ; nach Anfen ist der Graben eingeschnitten , der westliche Theil Dieser mächtigen Berschanzung Hat die Seen wie das sumpfige Thal von Karaffu wie einen Festungsgraben dicht vor sich; der innere fünfiche Wall zieht sich in uns gleichem Abstande von 1000 bis 2000 Schritten hinter dem nördlichen Malle hin. Bezier Dmer entschuldigt seinen strategischen Fehlgriff Durch die Angabe, er habe ein Kotoyiren der rechten Flanke Mustapha Pascha’s durch die Shue­flotte gehofft und angefacht, qui s’excuse , s'accuse, der türkische Generaliffie­mus vergißt, dag Admiral Dundas um jene Zeit von der Kriegserklärung der Westmächte noch keine Sterbensfylbe wissen konnte. Daher noch nicht zur „ret­­tenden That“ berechtigt war. Wer den Schaden hat, darf für Spott nicht sorgen. Die "N. Preuß, 3." meint : „Die Westm­ächten Haben ihren Alliirten den Großsultan In eine ganz eigenthümlich „unabhängige‘ Lage gebracht: auf seinem Äußersten rechten Flügel (Kars­se in Affen) hat der Türfe einem starren ruffischen Armeekorps gegenüber nichts als traurige, vom Hunger und vom Frost, vom ruffischen Schwerte und von der Geldgier der eigenen Bafchag dezimirte Kleertrümmer ; die maritimen Defilsen, durch welche der Weg zum Schwarzen Meer führt, sind in den Händen der Engländer und Franzosen ; Gallipoli, die Dardanellens­­chlösfer und einige andere noch nicht genannte Bläße, Inseln u­­­­w. bekommen englische oder französische Befaßung , auf unbestimmte Zeit­; in Adrianopel bricht der alten Türken Born in hellen Flammen aus über die Nachgiebigkeit der Mode-Türken zu Konstantinopel gegen die Chhristenhunde, und in Epirus stehen die Epigonen der Helden von Mifrolunghi und Suli gegen die Osmanli, welche die alten barbarischen Dränger geblieben sind, ob all ihre Bart nach Patjb­ouly duftet und ihre Zunge mit Champagnerwein und Akademiezfraitzez si­ch in mehr oder minder entfernte Bekanntschaft getreten. Ueberall glimmt der Brand eines halbtausendjährigen Hafses durch all die Christenlande, über denen die Fahne des Pros­pheten flattert. An der Donaugrenze des ‚unabhängigen‘ Sultanreiches stehen Oesterreichs Bataillone, und über ihnen weht die s­chwarzgelbe Fahne, die Prinz Gugenius, der edle Mit­­ter, einst getragen, und weiter hinunter den Strom fischen fest an beiden Ufern die russ­­ischen Gef­üge, deren Donner vielleicht bald an die Pforten von Barna und Schumla Hopft. — Wo ist die unabhängige Türkei, von der man so viel spricht ? It sie, wie Defterz reich einst in Nadepsy’s Lager war, ist sie in dem Lager Omer Pascha's 2‘ Es ist in der That Vieles gut zu machen. Vor Allem muß nunmehr die Pontagflotte ihre Feuerschlünde im schwarzen Meere ein entscheidendes Wort sprechen lassen. Der Anfang ist bereits gemacht. Kapitän Brod it mit einer Anzahl Masters (Schiffer) ausgelaufen, um die Betreffungsfarten des sch­warzer­ Meeres zu berichtigen. Die Karten, welche mut jebt hat und die auf rufsische Beobachtungen gegründet sind, solen dur und durch fehlerhaft sein. Kapitän Brod unternimmt zugleich eine Nesognoszirung der rufsischen Forte und wird dabei von dem französischen Dampfer „Sampfon“ unterfrügt. In Malta geht nunmehr die Einschiffung sehr rasch von Statten. Die Truppen der T­estmächte fraternieiren, die französischen Musikbanden spielen „God save the Queen“ und die englischen Regimentskapellen antworten mit „Partant pour la Syrie.” Am 23. März reiste der­­ Brigadier Campbell mit einem Theil des Stabes Lord Raglan’s nach Stambul. Auch in Toulon wird der Transport­ der aranda d’orient mit regem Eifer betrieben. Erwähnenswert­ fheint es, daß das zum Transport verwendete Linienschiff „Algier" vasselbe­it, auf welchem einst Ao­mi­­ral Duperré bei der Einnahme von Algier seine Flagge aufgegibt hatte. Aus Konstantinopel berichtet der „Herald“ vom 20. März: Betreffe der ersten englischen, 10.090 Mann starken Truppenabtheilung ist mit der Pforte folgendes Uebereinkommen getroffen worden: Die türkische Regierung wird Lüge sich liefern : 10,000 Pfund Brod bester Dualität, 10,009 Pfund Fleisch, die Hälfte Rind­, die Hälfte Hammelfleisch , 15,000 Pfund Gerste und 15,000 Pfund Stroh. Diese Lieferungen werden in monatlichen Katenanweisungen auf das Schapsammeramt in Fonvon bezahlt. Die Truppen werden in den geräumis­ten Kasernen des Türkenviertels Davıt Dada untergebracht, und der Over­neur von Konstantinopel hat Befehl sie in guten Stand zu fegen. Man erwartete die Truppen in den ersten Tagen dieses Monats. Den Franzosen werden, wie es heißt, Die Kasernen von Sfutari ange­wiesen werden. Die Pforte hat in Eng­­land Maschinen für zwei Schraubenzweidecher und 943 eiserne Pak­hang betelt. Nachrichten aus Athen vom 31. März in der „„Triest. “." bestätigen die Niederlage der Albanesen in der Stadt Platanosg wie den Rückzug des tür­­kischen Entrages nach B­o­lo. Pappacosta wendete sich nunmehr mit seiner gan­­zen Macht im östlichen Thessalien gegen Almyros, einer offenen Stadt, die nur einige festgebaute Häuser hat. Am 14. (26.) sollte der Angriff beginnen, es wurde Coubouros, einer der angesehensten und reichsten Türken Almyro’s, an Pappacosta als Parlamentär gesandt, um wegen der Uebergabe der Stadt zu unterhandeln. Nachrichten aus Lamia vom 16. (28.) zufolge soll es die Stadt ergeben haben. Nachrichten aus Chalcis von demselben Datum zufolge sol Die Stadt ein Raub ver Flammen geworden sein, da die darin haufenden Albaneser von einer Medergabe nichts hören wollten und an verschiedenen Stellen Feuer anlegten ; nur ein Thurm und­ das Haus des Gouverneurs Coupouflat soll von dem Feur verschont geblieben sein. I­m Westen Thessasie­ns wurde der dort kommandirende Christopoulo Chapi Petro von dem tapferen Zeinel Vajda, welcher alle ihm aus Bolo, Tricala und Lariffa zugesandten Hilfsk­orps fonzens­teirt hatte, am 12. (24.) bei Zutro angegriffen ; die türkische Macht bestand aus 2000 Mann Infanterie, 200 Kavallerie und zwei Kanonen. Chabi Petro hatte kaum 700 Mann bei sich, da die übrigen Corps fd nach Phanari und anderen . Mitlitärische Rundschau.

Next