Pester Lloyd - Abendblatt, Juli 1855 (Jahrgang 2, nr. 152-177)

1855-07-24 / nr. 171

9ro. 171. et Abendb — Dientag, 24. uti. att des Pe­ter Llo KEZD Bade . . kö sex RS, ZN b Ein * Weit, 24. Sült. Die Stterreidhtíchen Anträge in Frank­furt fomiten erst in der Übermorgenden Stzung des Bundestages defnuitto zur Beichlußfassun­g. Am 19. wurden sie zusammen mit den Beichlußan­­trägen des orientalischen Ausschusses (erstens, Dant für Desterreich"8 Bemühun­­gen um den Frieden; zweitens, Webereinstimmü­ng mit der Ansicht . Desterreich 8, daß Die Nebennahme neuer Verpflichtungen nicht nöthig sei; drittens, Fortdauer der Kriegsbereitschaft) vorgelegt und vorläufig besprochen. Die „Hamb. B. H.“ erhält aus Wien „aus verlößlichster O Quelle“ fol­­gende Enthüllung von hohem Interesse : Nach Unterbrechung der Wiener Konferenzen theilte Graf Bud­ Her Drouin de PHuy8 seine neuere Erläuterung betreffs des dritten Garantiepunktes mündlich mit; der französische Meinister versuchte hierauf, den Grafen Biol einen Schritt weiter zu führen, als aber dieser sein jusqu’iei energisch aussprach, erklärte sie Herr Drouin de VHuys damit voll­­kommen einverstanden und übernahm die schriftlige Ausarbeitung disser öster­reichischen Idee. Die Vorschläge also, wie sie den Regierungen der Wer­mächte zugesandt wurden, rühren von Drowin de l’Huys selbst her. Im Parlamente erklärte Balmerstion am 20. Juli auf eine Brage Layard’s­­eg tage in Wien sein Ausschuß, welcher damit beauftragt sei, einen Verfassungsentwurf für die Donaufürstenth­ümer an­zuarbeiten. Doch gebe es allerdings­ in der österreichischen Hauptstadt einen ge­mischten Ausschuß, welcher die etwaigen, durch die Österreichische Decupation ver­­anlaßten Beschwerden entgegenzu­nehm­en habe. Bei der Debatte Über die türkische Anleihe am 4. Juli sprachen Ricardo, Vilapstone, d’Israeli, Gardivell gegen die Negierung, diese gemeinsame englisch-französische Garantie könne leicht zu einer Quelle der Zwietracht für die Allierien werden. De Lacy Evans und der Schachkanzler vertheidigten, nebst Palmerstom, den Antrag des Gouvernements. General Brenneville hat bereits eine Audienz bei dem Grafen Buol gehabt: den zweiten Mititel der „Deflerr. Eortesp.“ über die Zentral­kongregationen imt lombardo­ venetianischen Königreiche tragen wir im Morgen­­blatte nach. Im Gebiete von Reggio haben sie Banden gebildet, welche in dem Herzogthum Parma eindringen zu wollen scheinen. 70 mit Dolchen ber­waffnete Individuen sollen bei einer Zusammenkunft in einem unterirdischen Gange entdeckt worden sein. In Hannover ist der Rücktritt des Ministeriums zweifellos, man er­­wartet ihn, so wie das neue Kabinet gebildet ist. An der Sachse selbst ist damit freilich nichts geändert, ebensowenig Tann der Roresfensturm, der in der Haupt­­stadt und in Osnabrück, wo Stiive Bürgermeister ist, bereits­ begonnen hat, der Nothwendigkeit abhelfen, daß Krone und Negierung die von dem Bundestage vertagten Behfassungsmodifikationen werden­ ausführen müssen. E. C. Zondon, 20. Juli. Obgleich sie niemand über den Ausgang der Noebudh’schen Debatte einer Furcht oder Hoffnung hingeben konnte, herrschte doch gestern Nacht keine geringe Aufregung im Hause. Persönliche Scharmügel haben für die Masse der ehrenwerthen Mitglieder am meisten Interesse, und da die Koryphäen selbst in die Arena herabstiegen, erwartete Mancher eine kleine Enthüllung, einen Blie Hinter die Comissen von Domningstreet. Aber die Mi­­nister hielten Kollegialisch zusammen und wußten auch die ausgetretenen Peeliten, die ja möglich­er Y­eise wieder mitreden durften, mit zarter Schonung zu behan­­deln. Ihrer­ parlamentarischen V­erlegenheiten ist die Regierung fest (08, so daß sie schon morgen getrost ihren Whiteballsschmaus verzehren dürfte. Leider sind die Nuffen gefährlicher als d’Israeli’s Ausfälle, und Sebastopol­­ ist ein zäherer Bilfen als N­oebrd’s Komitébericht. Was die Blätter an Nefferionen über die­ gestrige Sikung zu Markte bringen, if kaum der Wiederholung werd. Auf „Daily News“ Hat die Haltung des Hauses einen ,h­art traurigen und niederschlagenden* Gindruc gemascht. Die „Times“ preift Noebud’s Gesinnungen in abstracto u und lobt sich den Ausgang seiner Agitation in concreto. „Herald“ hett, es sei noch nicht aller­ Tage Abend, und tröstet sich vor der Hand mit dem Roebue’schen Sak, daß die Minister durch Annahme der Vorfrage ihre eigene Schuld bekannt haben. Während man daran denkt, dem englischen Krimmheere aus Indien neue Kräfte zuzuführen, und es alle mögliche Mühe gibt, eine Fremdenlegion auf die Beine zu bringen, stellt die"­ Times" folgende Betrachtungen über die Wehr­­haftigkeit Englands an: „Wenn irgendwo bange Zweifel darüber obwalten sollten, ob England wirklich im Stande sei, eine Streitmacht in’­ Feld zu stellen, die­ feiner­ staatlichen Stellung und den Anforderungen des gegenwärtigen Krieges entspricht , so wird eine bloße Hin­weisung auf feststehende Thatsachen vollkommen genügen, jede Ungemeißheit in dieser Beziehung zu beseitigen Im Jahre 4813 hatten wir 20 Jahre lang mit geringer oder gar Feiner Unterbre­­chung Krieg geführt und waren der mit einen so anhaltenden Kampfe verbun­­denen Erschöpfung ausgefekt. Die Einwohnerzahl Großbritanniens im Jahre 1811 betrug 12.596,803 Seelen. Von dieser Bevölkerung haben wir für das Jahr 1813 nicht weniger als 140.000 Matrosen und Marinesoldaten, so­wie 237,000 Mann regelmäßiger Truppen aus. Außerdem hatten wir 83,000 Mann regelmäßiger Milizen unter den Maf­fen und konnten auf eine Unterstügung von 288,000 Mann Lokalmiliz, so­wie von 65,000 berittenen Yeomen rechnen. Das macht zusammen 813,000 Mann. Nun betrug aber im Jahre 1851, als die lette Volkszählung stattfand, die Ein­wohnerzahl Großbritanniens 24.121,967 Seelen, so daß sie also lebt, wenn wir den sei­vent erfolgten Zuwachs mit" in Anschlag bringen, beinahe doppelt so starr ist, wie im­ Jahre 1813. Wir überlasfen es unsern Lesern, den sie daraus er­gebenden Schluß selbst zu ziehen.“ Das singt Alles ganz gut. Doch sieht sich auch die , Times" genöthigt, gleich hinterher zu erklären, daß diese anscheinend so reichen Hilfsquellen dur den Umstand sehr viel von ihrer Ergiebigkeit ver­lieren , daß sie ihre Strömungen von allen möglichen Himmelsgegenden ü­ber den ganzen Erdkreis, bis nach Pegu, Hong-Kong, Australien und zu den Kaisern hin, vertheilen müssen. Der König der Belgier und die Prinzessin Charlotte von Belgien werden morgen von Osborne aus der Gräfin von Neuilly einen Besuch in Claremont abstatten und am Abend desselben Tages nach der Insel Wight zurückkehren. Die in Dover befindliche Schweizer Fremdenlegion zählt dem , Globe" zufolge gegenwärtig 1000 Mann, von welchen die Hälfte vollkommen breit ist, sofort ins Feld zu rücken. „Shronkcle* erwähnt die Nachricht der „Iriester Zeitung“, daß die Westmächte die Dardanellenschlöifer für Die englische und die Bosporusforts für die französische Armee verlangt hätten.“ mit der Nandbemerkung: „Da hat man eine Probe von den albernen Geschichten, die man hier von Zeit zu Zeit zum Besten Neußlands in Umlauf fett." Parlam­ent, 19. Zul. Unterhaus. Die vertagte Debatte über den Antrag Roebud’s wird wieder aufgenommen. Der Attorney General erinnert an die Um­lände, unter welchen Lord Palmerston an die Sorge der Negierung gelangt sei, und behauptet, soweit die Frage, um Die eS sich handle, den Premier betreffe, Habe das Haus­ gar Fein Necht, bis über den Zeitpunkt, wo er diesen Posten überwähnt, zurückzugehen. ES wü­rde unbillig sein, ihn für Vorfälle verantwortlich zu machen und zu laden, im deren Folge die Derbyiten­ zu dem Entschlusse veranlaßt worden sind, sich dem edlen Lord zu dem Zwecke, eine Regierung zu bil­­den, anzuschließen. Angenommen, dieses Bildniß ware damals zu Stande gekommen, und England würde jet von einem Ministerium Palmerston:Derby regiert, widen dann die Der­byiten wohl auch für den Antrag und gegen ihren Führer stimmen? Wenn so genötigt seien, diese Frage mit Nein zu beantworten, so seien sie auch nicht befugt, sich an einem An­griffe, Der dert 3med habe, Lord Palmerston aus dem Amte zur treiben, zu ee während sie, wenn Palmerston ihr Bundesgenosse und Kollege geb­eten wäre, einen solcher Berfudi ber­­ampft haben mülden. Seit dem Amtsantritte des edlen Lords seien gewaltige Veränderungen in der Lage der Dinge auf der Krimm vorgegangen, sind selbst der­ scharfe Späherbiid Noc bus’8 Habe seitdem nichts entdeckt, was zu einer Klage­ gegründeten Anlaß geben könnte. Wel­­ches Recht also habe das Haus, in die Vergangenheit zurüczugreifen, um auf Grund einge­­fandenermaßen unzulänglicher Beweismittel eine Rüge gegen Lord Palmerston auszusprechen, namentlich, da man sich zur Zeit seines Amtsantrittes’ erklärt habe, die energische Fortführung des Krieges durch seine Parteifeindseligkeiten stören zu wollen ? Whites­id­e Spricht für den Antrag. Der Vorredner, bemerkt er, habe die­ eigentliche Hauptfrage gar nicht berührt, sondern den Präsidenten des Untersuchungs-Ausschuffes­ getadelt, weil derselbe eine Resolution beantragt habe, Die sie auf den Bericht des Ausschuffes stoße. Jenem Berichte zufolge seien die Leidhen des Heeres hauptsächlich daraus entsprungen, daß man, als die Krimmerpedition unternommen und ausgeführt worden, schlecht unterrichtet gewesen sest. Habe doch der Herzog von Newcastle selbst eingeräumt, daß er nichts von der Krimm gewußt habe, und diese Umrissenheit sei der Hauptgrund alles Unheild gemesen. Mit dem Ginwande, daß Die Beweise, welche der Ausschuß zu­ Tage gefördert, nicht genügend seien, habe es nichts auf ich. Was die Schuld der einzelnen Personen anlange, so seien diese Bennweife vollkommen ausreichend. Weshalb man Lord Palmerston nicht mit in die Anklage einschließen­ sollte, vermöge er nicht einzusehen ; er halte denselben vielmehr für den Schlimm­en Schul­­digen von Allen. Der Attorney General habe einen verfassungsunwidrigen Versuch gemacht, den gegenwärtigen Premier von den ü­brigen Mitgliedern der vorigen Regierung zu trennen. Darin liege ein Verstoß gegen die von Macaulay so trefflich auseinandergefegte Lehre von der ministeriellen Verantwort lig fert. Man möge bedenken, daß Palmerston an’s Nuder gelangt se­i, das der Untersuchungsausschuß seine furchtbaren Enthüllungen an’s Tageslicht ge­macht habe. Lord 3. Ruffell hofft, Lord Palmerston werde die von dem Attorney General in Bezug auf ihn vorgebrachten V­ert­eidigungsgründe nicht annehmen, indem jedes Mitglied des Kabinetts Aberdeen fü­r die von diesem Kabinett gethanen Schritte verantwortlich bleibe. Noe­­but wolle die Frage als eine Frage der Gerechtigkeit aufgefaßt wissen, und doch­ sei er in seiner Anklage zu wiederholten Malen von den Geboten der Gerechtigkeit abgewichen. Worin eigentlich die wahre Frage bestehe, die Noebud dem Hause zur Entscheidung vorgelegt habe, sei schwer zu sagen. Wenn die Hauptanfrage, wie Sir 3. Palington behaupte, die jei, daß die Regierung die Expedition nach der Krimm abgesandt habe, ohne Hinlänglich unterrichtet zu sein, so müsse er diese Beschuldigung als ungegründet bezeichnen. Die Regierung sei damals so gut unterrichtet ge­wesen, wie es die Umstände, nur immer gestattet hätten. Seines Er­achtens sei es möglich gewesen, Sebastopol nac der Schlacht an der Alma zu neh­men, und wenn man die Folgen eines solchen glückichen Ereignisses bedenke, so müsse das Wagniß, auf welches man sich eingelassen habe, gerechtfertigt erscheinen. Die vorige Negierung habe ein so schönes Heer ausgesandt, wie sie habe aufbringen künnen, und sei es nun wohl wünschenswerth, daß das Parlament, weil dieses Heer seinen unmittelbaren 3wed, die Einnahme von Sewastopol, nicht erreicht habe, einen Tadel gegen Diejenigen aus­­spreche, von meiden der Plan zu der Graedition ausgegangen sei? Gerner­ sei es politisch, unter den obwaltenden Umständen ein Votum abzugeben, welches die gegenwärtige Regierung über den Haufen werfen würde? Daran schließe sich die weitere Frage, ob der Krieg von den Ministern mit hinreichen­­dem Nachbruch geführt werde. Wenn die jenigen Machthaber si als­ vollständig unfähig, ger­zeigt hätten, dann wilde Grund vorhanden fett, sie mit Schimpf und Schande aus dem Amte zu jagen. Allein den Beweis solcher Unfähigkeiten habe Noebud nicht geführt. Da der Antrag weder gerecht, noch politisch sei und durchaus sein für das Land erszrießliches Resultat herbei­führen könne, so werde er für die Vorfrage­ flinmen. » Bright äußert,er habe nicht für die Einsetzung des Ausschusses gestimmt,weil das Verlangen nach demselben ihm als etwas Einseitiges und als eine Art von­ Verschwörtun­g gegen der zvorigen Premierminister und einige seines­ Genossen erschienen sei.Da aber dem Hause nun einmal der Bericht des Ausschusses vorliege,so­ müsse es auch etwas in Bezug dann aufthun.Wozu er nenne matt überhaupt einen Ausschuß,wetn man,«nachdem derselbe sein Gutachten abgegeben,die Sache auf sich beruhen lassen wolle?Es handle sich seiner Ansicht nach um ein Tadelss Votum gegen die jetzte Regierun­g,und zwar hauptsächlich gegen Lord Palmerston Der Redner unterwirft hierauf­ die Politik des Premiers einer strengen Kritik­ führt eif­ige Seitenhiebe gegen die,,Times«­,tadelt die schwächliche und verächtliche Cas bale im Parlamente gegen Lord J.Russel und spricht sein Bedauern darüber aus,daß ein Matm an der Spitze der Regierung stehe,der nicht in­ dem erforderlichen Grade das Vertrauen der großen Mehrheit des englischen­ Volkes besitze. Sir de LachE«bans glaubt,daß­»das Land Herrn Roebrtck Dankschulde für den Eifer und die Ausharter,womit er eine Untersuchung,deren Ergebnis von der äußersten Wicht­­igkeits für das Land sei,geleitet habe.Allein ihm­ scheine die Resolution zu weit zu gehen,und er würde derselben­weit eher seine Zustimmung gegeben habest,wenn der darin ausgesprochene Tadel weniger allgemein wäre-Air dem Benehmen der vorigen Regierun­g habe er viel auszu­­setzen,ihre Sangseligkeit und ihr Verte auch­ auf die Kraft von­ Protokollen sei sehe zu bekla­­gen.Er sei ebenso wie Brigth,der Ansicht,daß sie dem Strome der öfsentlichen Meinung zu d­el nachgegeben habe,in seine Ausfälle auf die..Times«jedoch vermöge er nicht einzustim­­men.Dieses Blatt habe vielmehr dem Lande dadurch das es seine Aufmerksamkeit auf die Lage des Krimmnheeres gelenkt,eine ungeheure Wohlthat erwiesen.Auch die An­­sicht Brigth’s über die Politik Lord Palmerston’s vermöge er nicht zu theilen.Er hege vicl m­ehr großes Vertrauen zu dem Muthe und der Entschlossenheit des edlen Lords und werde für einen Antrag, der die Wirkung haben würde, ihn aus dem Amte zu vertreiben, seine Stimme nicht abgeben, wenn er gleich einräumen müsse, daß Palmerston in Tegter Zeit die ihm eigene Ener­­gie nicht be­wiesen habe. Er hoffe jedoch, daß diese Energie sich bald wieder einstellen werde. Denn wenn man nicht Maßregeln ergreife, den Krieg ernstlich zu verfolgen — als eine Dieser Maßregeln hebt der Redner die Anwendung des indischen Heeres hervor —, so sei er allerdings, wünschensmwerth, die jenige Regierung 108 zu werden, und zwar je eher besto bes­­ser. Wenn man den Krieg ordentlich führe, so brauche man seine Befürchtungen für die Zuk­­unft zu hegen; aug habe das englische Heer in militärischer Beziehung seinerlei Unfälle er­­litten. Auf der anderen Seite suche die Schmach, melde die Waffen Rußland, eine weltbes herrschende­ Militär magt, erlitten, ihres Gleichen in der Kriegsgeschichte. ? ©. Herbert erklärt, er werde gegen das Amendement des Generals Deel stimment, und räumt ein, daß der Antrag Noebud’s vollfonmen fonstitutionel sei. Auch gegen den Un­­tersuchungsausschuß hat er seine Anklage zu erheben und bedauert nur, daß die Untersuchung sie im Bezug auf ihren Gegenstand ein zu beschränftes Ziel gefegt habe. In Bezug auf den

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