Pester Lloyd, Oktober 1855 (Jahrgang 2, nr. 229-254)

1855-10-02 / nr. 229

«Æ Wir ersuchen jene unserer HekteU Plblmtettkeug» wollen.Der Pränumerationspreis beträgt fürs7 Oktober blis E­nde Dezember deren Pränumeration mit letztem September endet,dieselbe baldmöglichst erneuern­ Its in Post-Ofen mit täglich zweimalig er stcfendtengins Haus 3si«30krs mit Post-Versend,,,xgbez täglich einnigngerszxskssufesiidqug»4si.,bezi«täglich zweimaligerztfl.30kr.,welche in frankirten Briefen einzusenden sind­­en wird gebeten. Die Expedition. Um Beischluß einer der gedruckten Adressenschleif­­­ ­­ e Credit Mopbilier. IV, West, 1. Oktober. Der jüngsten Differenz zwischen der französischen Regierung und dem €. M. war es vorbehalten, den eigentlichen wunden Lied bis legteren aufzudecken. Auch wir müssen daher bei diesem, übrigens noch­ keineswegs definitiv beigelegten Streite etwas ausführlicher verweilen. Das Thatsächliche davon läuft in k kurzer Skizze auf Folgendes inaus. In Gemäßheit des 7. Paragraphen der Konzessionsurkunde : „Nach solständiger Einzahlung des Stammkapitals, ist die Gesellschaft ermäch­­tigt, Geldverbindlichkeiten bis zum­ zehnfachen Betrage desselben — also bis zu 600 Millionen — einzugehen‘, beabsichtigten die Direktoren ein Ansehen von 120 Millionen abzuschließen. Es sollten zu dem Behufe 240.000 Obligationen á 500 Fred. zum Kurse von 56 %­, oder zu 230 res. ausgegeben werden, welche die Sozietät mit 3 "/a verzinsen und im Verlaufe von 90 Jahren al pari einlösen wollte. Bei der Subskription gewährte man jedem Aktionär für e­ine der 120.000 Aktien das Vorrecht auf zwei Obligationen,und versprach dabei die erst im Jänner und Juli nächsten Jahres fälligen Aktien­­koupons———von denen det·Administrationsrath versichert,daß sies diokt heute eine Dividende von 200 Fres.repräsentiren—­in der Artaxr Zahlungs statt anzunehmen,daß jeder Besitzer einer Aktie nur 80 Fres. baar zu erlegen hatte,um in den Besitz eines Börseneffektes zu gelange­n, das auf 500 Fres.lautete und nach seinem Nennwerthe Verzinst,sowie zurückbezahlt werden sollte.Trotz der Legalität dieses Projektes,kassirte es der kaiserliche Staatsrath in­so ferne, als er nur die Hälfte der Par piere — je Eine Obligation auf Eine Aktie — auszugeben erlaubte. Das Ungesunde, Ungolfswirthschaftliche, das in einer solchen Abhängig­­keit der Kreditinstitute von der Regierung liegt, zeigte sich wieder einmal recht deutlich darin, daß die lettere fast gleichzeitig an die Gesellschaft, die sich noch offenbar in einer Geldflamme befand, das Ansinnen stellte, ihr zur Erleichterung der Lebensmittelfrisig mit einer bedeutenden Summe unter die Arme zu greifen. Der E. M. weigerte sich dessen, ob es nun mit dieser Weigerung in einem Causam­erus steht, wenn der Telegraph uns heute meldet, die Ausgabe der Obligationen sei ganz und gar vertagt . Darüber haben wir die näheren Aufklärungen abzuwarten. Jedenfalls indes ergibt es aus obigen Daten unzweideutig gening der Krebsschaden, an dem der E. M. lernet: wir können ihn kurzweg definiren als ein grobes Mitverhältniß zwischen dem große artigen, eine halbe Welt umspannenden Dau und der unproportionirl kleinen Unterlage von 60 Millionen Baarfonds, worauf derselbe ruhen soll. Nicht nur um die Foloffalen Unternehmungen, in die er sich ringelaffen, rentabel zu machen, sondern au) — was ungleich fehlimmer ist — um die Zahlung der verheißenen Dividende zu ermöglichen, findet der €. M. 18 anget­reffen, das Gesellschaftskapital zu erhöhen; der Weg aber, wen er zu diesem Behufe einschlagen muß, ist — obschon sollfommen­ statutenmäßig — inmitten der gegenwärtigen Geldfrisis doch voll so augenscheinlicher Ger­fahren, daß Die Regierung sich genöthigt sieht, einen Machtspruch zu thun, und der E.M. selber 18 zulegt für gerathen hält, auf das Projekt zu verzichten. Ob und welche andere Nessourcen er­st nunmehr auf­­zuschließen gewennt, ist für unseren Zweck gleichgiltig: hier handelt re sich nur Darum, daß die erwähnten Daten den Keim des N­ebels bloß­­legen, an dem der E. M. findet, und das ihn über Nacht an den Rand des Derverbeng führen kann, wenn vem Umsichgreifen desselben nicht rechtzeitig dar Nachfalmittel Einhalt gethan wird. Schleunige und beträchtliche Vermehrung des Baar­­fondes meist entsprechender Beschneidung der Dividenden und Einschränkung in Bezug auf fernere Entreprisen: sie sind und bleiben aber in dieser Beziehung für den E. M. die ein­­zige wirkliche Arznei. Alles andere sind nur Palliative, und diejenige Cour, an die der E. M. selber zuerst gedacht, trägt leider — offen ge­­standen — mehr den Charakter einer Pfuscherei oder Schwindelei, als den einer Operation, wie man sie von gewiegten Finanzmännern er­­warten sollte! Schon Ende 1854 war der E­. M. für mehr als den ein­­fachen Betrag seines Aktienkapitals an Effektenanläufen betheiligt. Ge­wig, er hat bisher mit vielen Effekten sehr glücklich und im Ganzen auch soliode fpefüh­rt: liegt aber im viefer bloßen Möglichkeit oder — wenn man lieber wit — Wahrscheinlichkeit fernerer Gesciniste, Liegt in ihr eine Garantie für ein 90jähriges Ansehen von 120 Millionen? für ein Ansehen, das sich auf vas Doppelte des, noch dazu bereits enga­­girten Gesammtvermögens der Gesellschaft beläuft ? Darin sollen wir die Bürgschaft suchen, Daß — nach eben jenem Paragraph 7 der Statuten — „die ausgegebenen Obligationen stets in ihren­ Gesammtbetrage durch Staatspapiere, Arten und Obligationen im Portefeuille des Instituted repräsentirt werden müssen“? Aber iiere Effekten sind ja doc auch wieder nur Papier, unch dur einen einzigen unglücklichen Börsentag, durch einen einzigen Panik gerade so gut zu Wasser werden kann, wie die erhofften Gewinnfte und Di­ivenden! Und was bedeutenden Obligationen, als eine Anleihe „etwas faul Summe so sind 200 Fred. Dividende auf Aktien von 500 Sred. unzweifelhaft eine schöne Sache; von Effekten beren in An­weifungen ein auf wie jedoch ein oliver Ge­schäftsmann einen solchen Dividendenfoupon,­fchon im Oktober, nach dem derzeitigen Standpunkte der Bilanz geht, aufrichtig gestanden, zu Drüden und so Dividen­de sammt Portefeuillebestand aufs Ernstlichste zu gefährden. Ist aber zukünftige für voll esfompti­­ren kann, als wäre von den folgenden SO Barfentagen gar nichts mehr zu befürchten — das über unseren Sorizont ! Sicherlich auch wäre so etwas den routinirten Finanziers des EC­­M. nie in den Sinn gekommen, wenn sie nicht in­­ Verlegenheit darüber gewesen wären, wie sie das Geld zur Baarbezahlung einer Dividende von 24 Millionen herbeischaffen sollen, ohne durch ven Kourse eine Dividende, Die man nicht anders als zur halbwegen Dedung forder künftlich Verkauf in Prioritäts­­Dividenden realisiren ann, ein Messer ohne Klinge, dessen Heft verloren gegangen, ist gar in Die Höhe ge­­triebenen Dividen von recht handgreifliches Warnungszeichen, son Paris muß auch den Blinden überzeugen, wie dort 1848, besonders aber seit der Restauration des Kaisertribums Kreptit- Industriesi­nternehmungen zur Modesache geworden sind. Das Kapital wendet sich ihnen mit jener­­ blinds hoffnungsvollen Phantasie zu, die von Eldorado’ träumt und dabei erst mach institute in der der Februarrevolution Million beträgt — 91 nur auf 151 Millionen, von jeder Negoziation mit dem so! Ein Blid in die Bankstatistik entstanden: eingezahlte Kapital für und auf Die Bank seit dem Jahre nur zu geneigt ist, einen riesen­­haften Bau auf schwachen Fundamente aufzuführen. Von den vierzehn Bank­­instituten, die jest französischen Hauptstatt einfu­zen, sind zwölf auch Das dreizehnte, auch die älteste Rivalin ver Banque de gebenden Kreditinstituten ertheilen will: France, datirt nur von 1846. Aber während vieler beiden frühesten Kredit­­auf die caisse commerciale — beläuft sich das der zmölf jüngeren zusammen welchem 3uwa dse 125 Millionen allein aus dem Sabre 1851 herstammen. Allein das Gesammtkapital von 252 Millionen übertrifft nur um ein Viertel das der Österreichischen Nationalbank; und kommt dem der Einen Bank von England — 14 Millionen Pfd. St. oder 350 Millionen auch noch nicht annähernd gleich. Die Bank von Frankreich Fr. — hat sechsmal so viel Noten im Umlaufe, als ihr Kapital beträgt: Die von England nur anderthalb Mal so viel. Die englischen Aktienbanken geben seine eigenen Obligationen aus: in Frankreich kann der E. M. das Zehnfache, der Kre­­dit Foneier das Dreizehnfache (200 Millionen) seines Baarfonds (15 Mil­­lionen) in Obligationen emittiren ! Die Folgen eines etwaigen Panik Srankreich kann man sich also an den fünf Fingern abzählen. Und wenn schon die inlän­­dische Regierung „in Anbetracht der wichtigen, im Gange befindlichen Unternehmungen“ seine Konzessionen mehr zu neuen, Werthzeichen aus­­so dünft uns für fremde Stan­­C E. M., troß dessen unlängbarer Berz­dienste, doch die Äußerste Vorsicht Doppelt und dreifach geboten! G Wien, 30. September. Die bevorstehenden Finanzope­rationen ziehen noch fortwährend die Aufmerks­amkeit 0-8 Publikums hier auf sich, und die wenigen sicheren Nachrichten darüber werden mit dem größten Interesse gelesen. Leider sind aber die Iegieren nicht immer aus den lautersten Direk­en geschöpft, und so war kürzlich in einer bie­­figen Zeitung mitgetheilt, daß jebt feine Hypothesenbanken ins Le­­ben gerufen werden sollen, und daß der Plan, solche Institute hier ein­­zuführen, gar nicht bestan­den habe. Dies ist vollkommen unrichtig.. Von den Finanziers, die mit Herrn von DBrud verhandelt­ haben, hat blos Herr Pereire solche Anträge gestellt, die auf Die Errichtung einer Hypothesenbank seinen Bezug hatten. Er ging beständig von der Hoe aus, eine Anstalt nach dem Muster des Credit mobilier, die sich haupt­­sächlich mit dem Effektenhandel zu befassen hätte, in Oesterreich ins Werk zu geben. Das Moment, das der Einigung im Wege stand, war bies die Bildung der Verwaltung, für die Herr von DBrud eine v­oll­­ständige Selbstständigkeit in Anspruch nahm. Kurz vor der Abreise des Herrn Pereire soll, in dieser Beziehung wenigsteng, eine Verständigung erzielt worden sein, und das zu begründende Institut würde eine Verwaltung erhalten, die von der Pariser Kredit­­gesellschaft vollkommen unabhängig wäre. Der Banquier aus Frankreich war also der Einzige, der bezüglich­ einer Hypothesen­­bank seine Anträge stelte und jene Mittheilung ist daher wenigstens sehr einseitig zu nennen. Dagegen bask­ten die Propositionen der Deutz­schen Partei auf dem Projekte der Errichtung einer Hypothekenbank, und Herr Otto Hübner soll als Beauftragter, namentlich jenen älteren Pan benügt haben, der vor einigen Jahren dem Herrn von Baum­gartner bereits vorgelegt worden war. Ob Herr von Bruch in diesem Augenblicke die Einführung einer Hypothesenbank beabsichtigt, darüber kann ich Ihnen natürlich nichts Sicheres berichten, daß aber während seiner Finanzverwaltung schon der Plan, Kreditanstalten für die Boden­­industrie und Leben zu rufen, ernflich in Erwägung gezogen und die Einführung solcher Anstalten in Oesterreich prinzipiell beschlossen wurde, dies kann ih verbürgen. Ein Beweis, wie sehr er die Noth­­wendigkeit, für die Hebung des Nealfrevits etwas zu thun, anerkannt hat, liegt in der günstigen Aufnahme, die den englischen Kapitalisten von ihm zu Theil geworden ist, welche sich vor längerer Zeit, wie Sie sich noch errinnern werden, zur Begründ­ung einer österreichischen Hypo­­thesenbank mit englischen Kapitalien angeboten haben. Leider ist dieser Plan wegen der unsicheren Verhältnisse des englischen Geldmarktes un dann auch, wie man wissen will, politischer N­ücksichten halber, nicht zur Ausführung gekommen; dieses Projekt hätte die größten Garantien der Splivität geboten. Sie ersehen also aus dem hier Gesagten, daß Die Finanzverwaltung si mit dem Gedanken der Einführung einer Hypo­thesenbank allerdings beschäftigt. Die Eingangs erwähnte Mittheilung it daher falsch. Die Frage ist nur, ob Baron Brud ein derartiges In­­stitut in einer späteren Zeit oder schon fest ins Leben zu rufen die Ab­­sicht hat; und wenn ich mir eine Antwort hierauf gestatten soll, so wirde ich sagen, daß er hödít wahrscheinlich früher unser Geld­wesen in Dronung bringen und die Parität zwischen Metall und Papier berg fielen, und dann erst an Die Hebung des Nealfredits Hand anles­en wird. Meber die Neffe des rufsischen Kaisers nach dem Süßen des Reiches sind bisher hier noch Feine Nachrichten eingelangt. So ab­­furo und unwahrscheinlich es auch klingt, so muß ich es Ihnen body melz­den, daß man in sonst gut unterrichteten Kreisen hier die Bermuthung aufstellt, daß der vollbrachten Reife des Kaisers bald der Befehl zum Madzuge aus der Krimm auf dem Fuße nachfolgen dürfte, e E. C. London, 27. September. Die gesammte Presse spricht heute, wo man durch zahlreiche Privatmittheilungen über den verfehlten Angriff auf den Redan näher unterrichtet ist, einmüs­chig ihre Entrüstung über die Dispositionen von Seiten der kommandirenden Generäle aus, denen man das Mitlingen haupt­­sächlich zuschreibt. Zunächst ist freilich zu berücksichtigen, daß Die Lauf­­gräben, aus denen die englischen Sturmkolonnen hervorbrachen, noch zu weit von dem Angriffspunkt entfernt waren (200 Meter, während die französischen von dem Malasoff nur 25 Meter abstanden) und also der zurüczulegende Zwischenraum schon eine Unzahl von Opfern fostete. Aber Dieselben waren, wie General Simpson selbst bereits in seinem Bericht angedeutet hat, auch so eng und unbequem und die in ihnen anz­gesammelten Truppen so dicht zusammengedrängt, daß es unmöglich war, die Ordnung unter ihnen zu erhalten. Er gab den Ausschlag, Day theils aus diesem­ Grunde, theild dur­ unbegreifliche Nachlässigkeit, namentlich des Generald Codrington, sowohl die Sturmkolonnen als die zu ihrer Unterftügung bereit gehaltenen Reserven bei weitem nicht starr genug waren. Die Vergleichung der Zahl der Mannschaften, welche die Franzosen an den einzelnen Punkten aufwandten, namentlich ver unaufbarlich in Masse nachgeschobenen Reserven, wirft auf die Voraussicht der englischen Befehlshaber nicht das beste Licht. Ein schlagendes Zeugniß ist, daß Oberst Windham, der einzige kommandirende Offizier, ver lebend im Nedan ankam, und dort mit heroischer Anstrengung den Kampf auf den verschiedensten Punkten leitete, nachdem er vorher drei Offiziere abgefchtet, die­ unterwegs verwundet wurden und deshalb ihren Auftrag nicht ange­richten konnten, endlich genöthigt war, den Kampfplan zu verlassen, um selbst den General Eodrington mit seiner Lage bekannt zu machen und aufs Dringen ofte die Absendung von Verstärkungen zu fordern. Man gab ihm nun die Garden, mit denen er voreilte. Aber es war bereits zu spät. Die Neffen hatten sehr bedeutenden Zuzug erhalten, gingen selbst zum Angriff über und warfen den furchtbar zusammengeschmolzenen Rest der eingedrungenen Engländer aus dem Werte heraus, nachdem derselbe sich fast zwei Stunden ohne die nöthige Unterstüßung behauptet hatte. Oberst Windham war nur noch Zeuge dieser Niederlage. Die sich nicht mehr aufhalten Tiefe­n Betreff der vollständigen Verwirrung, die bei dem ganzen Aus­griff geherricht, wird als Probe noch angeführt, daß die Adjutanten des Generald Epprington aus Unferntung der Topographie der Kaufgräben seine Drores an falsche Regimenter brachten. Ein anderer Mißgriff soll in der Auswahl der Truppen bestanden haben. General Simpson selbst gibt an, daß er Die zweite und die leichte Division wählte, weil sie aus frühern Aktionen den Schauplan am beten kannten, aber abge­­sehen von der Ungerechtigkeit, Regimenter zu diesem Dienst auszuwählen, welche schon in frühern Kämpfen und in den Laufgräben so furchtbar gelitten, scheine der Oberbefehlshaber die TIhatsache übersehen zu haben, daß diese tapfern Korps, welche schon bei der ähnlichen Operation am 18. Juni zurückgeschlagen worden, mehr junge Mannschaften und uner­­fahrene Offiziere in ihren Neihen hatten all irgend­eine Division der Armee, was die unvermeidliche Folge ihrer früheen Verluste war. Wäre der Angriff von den D­eteranen der Hochlandbrigade over den Garbei einer­ten die lebteren anbetrifft, Zumal bei 101 ist im Staate Dänemark!‘ in Frankreic it dem das plößlichen und 10 so vaß ő­n.. IN­ TE T T T T T T T T T T TEEEETTTTTE n nnnenn TTTTn TTTT TEE TTn En n nnnnenn Ein Blick in das Innere von Sebastopol. (Dem Korrespondenten der Times.) Die Ueberraschung, welche im Lager der Alliirten am Samstag (9.) herrschte, als die Nachricht, Die Russen hätten die brennende Stadt vollständig geräumt, sich mit Blibesschnelle verbreitete, ist unbeschreiblich. Wußte man zu jener Zeit doch nicht, welche Tragweite die Belebung des Malakoffs haben werde, und war man doch im englischen Lager auf einen neuen Sturm gegen den Redan vorbereitet. Alles wollte nun die brennende Stadt in nächster Nähe sehen und um die Menge von der riesigen Brandstätte abzuhalten, in deren Mitte noch immer Erplosionen stattfanden, sahen fi Die englischen Generäle veranlaßt, einen Postenfordon längs der ganzen Fronte aufzustellen. Bevor dies jedoch­ der Fall war, hatten Auaven- und Matrosenhaufen schon ihren Weg in die Stadt gefunden, kamen mit Beute aller Art beladen zurück und fügten sich eben nicht am willigsten, wenn die Posten Miene machten, ihnen diese ab­­zunehmen.­­ Als am Sonntag Morgen die Nefte der französischen Regimenter, welche den Heinen Redan und die Linie Eeite des Malakoff gestürmt hatten, zurückkamen, mußten sie vor den auf dem Paradeplabe aufgestellten zwei enge Tischen vorbei marschiren. So wie die erste Linie dieser Braven anrückte, brachte sie den englischen Waffengenossen ein donnerndes Hurrah. Das von den Eng­­ländern freudig erwiedert wurde. Die Offiziere salutirten einander; die Eng­­länder präsentirten das Gewehr — es war der erste Bewilliommsgruß nach der Hölfe des vorigen Tages. Die Naffen fanden den Tag über nichtgedrängt auf den jenseitigen Höhen und beobachteten mit­­ sichtbarem Interesse die Fortschritte des Brandes. Allmälig kamen Generäle und Stabsoffiziere der englischen und franzö­­sischen Armee zur Fronze geritten, um der Stadt einen Besuch zu machen. Aber das Fort Nikolaus war noch immer ein Flammenmeer, Fort Paul war noch immer nicht erplodirt und die Ingenieure erklärten, vor 48 Stunden ließe sich die Stadt mit Sicherheit nicht betreten. Mit Chem Korrespondenten­ mit noch einigen Anderen gelang es indessen, die aufgestellten Posten zu umgehen und z­wischen dem Mamelon und Malakoff ins Freie zu gelangen. Der Weg war mit beutebeladenen Franzosen und Trupps russischer Gefangenen beredt. Auch Todte, Sterbende und Verwundete, die aus dem Malakoff in die Lagerhospitäler ge­­­­schafft wurden, gab es an dieser Stelle in Maffen. Wir drängten und mitten durch Dieses Gem­ühl bis zum Kopfe der französischen Sappe und ung gegenüber lag der furchtbare Malakoff. Ruhig glänzte auf seiner Höchten Spithe die fran­­zösische Trikolore und neben derselben war man bereits mit der Anlegung eines Semaphors beschäftigt. Noch ein Schritt vorsichtig gethan, um die herum­­liegender Verwundeten nicht zu verlegen und die Sappe ist in unserem Roden. Zu unseren Füßen dehnt sich ein 20 bis 22 Fuß breiter, etwa 10 Fuß tiefer Graben. Das ist der led, wo ihn Die Franzosen überschritten. Sie b­aten 08 vermittelt Planfen, die zweckmäßiger als Leitern sind: sie hatten übrigens blog. 10, die Engländer dagegen 200 Yards bis zum feindlichen Graben zu durchlaufen. Da liegen noch die Schanzförbe, die den Stanzofen halfen, eine fliegende Sappe zu Fonfteuiren, die es ihnen möglich machte, ihre Verstärkungen ohne Unterbrechung nachzusenden und weiter vorne stößt man auf eine Erbfurche, die erste Arbeit der französischen Ingenieure, um etwaige Drähte, die zu Pulverz­einen führen könnten, aufzufinden und durchzuschneiden. Wir steigen auf's Parapet hinauf und auf dessen anderer Seite wieder hinab. Da stehen 8 Reihen Schanzfarbe, eine auf die andere gethürmt und jede Reihe bildet im Zurück­­weichen eine vortreffliche Banfette für Die Vertheidiger. Im Innern aber ist’g Thauerlich. Die Franzosen schaffen ihre Verwundeten fort und fünf Leichen­­haufen liegen aufgeschichtet zur Seite, um die Passage für die Lebenden frei zu halten. Blutlachen bedecken den Boden und schon jegt ist der Gestanf unerträg­­li. Garstige Fliegenschwärme umsummen Todte und V­erwesende , zerbrochene Slinten, zerfeßte Tschafo’s, Patrontafchen und Tornister, zertrümmerte Feld­­flaschen liegen in wüsten Haufen mit Patronen, Granaten und Bombenfuüden gemischt umher. Die Traversen sind so Hoch, daß sich der Malakoff von seinem Punkte aus ganz übersehen läßt; in seiner Mitte aber steht noch ein ruinenartig aussehender Erdhügel, vielleicht die Decke eines bombenfesten Gemwölbes, viel­­leicht der Nest des ursprünglichen, längst verschwundenen Malafoffthurmes. Die Geschüse, die hier gefunden wurden — 60 an der Zahl — sind durchwegs Schiffskanonen und wurden wie diese bedient. Außerdem gab es in diesem Werfe­blog einige wenige altmodische Mörser. Die Stärke der Nuffen war zugleich ihre Schwäche; sie gingen durch ihre bombenfesten Gewölbe zu­grunde. Ein anfangs schmaler, dann immer weiter mwerbender Gang führt vom Malle in diese Gemächer. Sie sind 4 bis 5 Fuß hoc und halten 8 bis 10 Fuß im Gevierte. Das Licht fällt von Außen sehr spärlich ein und in diese Löcher verfroh sich die Befabung, wenn das Bombardement am stärksten wütdete. Der Anblick dieser Höhlen, der Gestalt in ihnen ist fürchterlich, aber sie sind gegen die allerschwersten Bomben geborgen. Auf der Dede ist eine Lage sorgfältig geschichteter zerfügter Mastbäume angebracht, darauf eine Lage Erde, auf dieser eine Schichte von Schanzkörben und zulest wieder eine Dicke Erdlage. In einem dieser in den Felsen selbst eingehauenen Löcher scheint der Kommandant gewohnt zu haben, fürwahr ein trauriger Aufenthalt. Der Boden war hier fußhoch mit Schriften bedeckt, das ganze Gemach ist wahrscheinlich ein Ueberrest des alten ‚weißen Schurmes.’ — Der Malakoff selest ist ein geschlosfenes Werk; blos rüdwärs gegen die Stadt zu blieb es offen und diese Döffnung sowohl wie die Seitenöffnungen, die zu den nach dem großen und Heinen Nedan reichenden Kourtinen führten, wur­­den von den Stanzusen natürlich verfehloffen, so wie sie eingedrungen waren. Auf diese Weise allein wurde es ihnen möglich, ihre Verstärkungen ununterbrochen au s sih zu ziehen und den wiederholten verzweifelten Angriffen des Feindes Stand zu halten. Auch Feldgefhhte brachten sie möglichst rasl­ nach und beschossen aus ihnen die russischen Reserven, worin ihnen die englischen Batterien in den Stein­­brüchen aufs Wirksamste beistanden. Mit dem Malakoff war Sebastopol für Die Nuffen verloren. Der auf der Nordseite befindliche Graben ist noch immer mit rufsischen und französischen Leichen gefüllt; gegen den Heinen Nedan zu ist,der Boden buchstäblich vor Leichen nicht zu sehen. Das war die Stelle, wo die Franz­­osen in ihrem Angriffe auf den Redan furchtbar gelitten haben. Aber auch Die Verluste der Ruffen innerhalb dieses Werfes waren grauenhaft. Noch Liegen ihre Leichen wie in einem Schlachthaufe dort aufeinander gethürmt, Diese scheußlichen Irrstümmlungen! diese Blutlachen! es ist entfeglich. — Bom Malafoff Hinabsteigend, gelangten wir in eine gegen den Hafen hin offene Vorstadt, deren Häuser in Trümmern liegen. Sie ist mit Todten angez­­üllt. Die Ruffen hatten sich in die Winkel und Verstede Dieser Häuser versrochen, um dort wie vergiftete Natten zu verenden. Artilleriepferde, denen der Band von Kugeln aufgefhisst wurde, daß die Gedärme heraushangen, liegen auf dem hinter dem Malakoff befindlichen Raume hingestreut und bezeichnen Die Stelle, auf der die Nuffen den rechten Bersuch machten, das Werk mit Hilfe ihrer durch schwere Sedes Haus, jede Artillerie gewechten Kolonnen den Tranzofen zu entreißen. el

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