Pester Lloyd, Oktober 1855 (Jahrgang 2, nr. 229-254)

1855-10-09 / nr. 235

Heft, 8. Oktober. Die spanischen Eortes sind am 1. Oktober wieder zusammen­­etreten, ohne Daß es der Madrider Regierung gelungen wäre, die schon­­ lange in der Schwebe befindliche Allianz mit den Westmächten noch­ährend der Befragung der Bolfgvertretung zum definitiven Abschluffe­n bringen. Der Dan, der Kammer dad Bündnik als eine vollendete Kattadge vorzulegen, so daß die Versammlung nicht mehr über die Prinzipienfrage zu entscheiden, sondern nur noch. Die Höhe der, für die Expedition erforderlichen Geldmittel zu bestimmen gehabt hätte, ist geschel­­tert. Man wird sich also in Paris und London auf neue Hindernise und feiner unweitige Verzögerungen um so mehr gefaßt machen müssen, als der Widermilse der­ Konfersatisen gegen eine Betheiligung am Kampfe wider­rusland eine eben­so offenfundige. Scharfache­rt, wie die Abnei­­gung der Demokraten gegen eine Allianz mit dem Helden des Staater­streiches vom 2. Dezember. Alzusies Gewicht ist indeß auf diese Stimmungen für den Augen­­blick kaum zu legen. Die Situation is in Spanien — zumal seit den jüngsten Mairegeln gegen den Klerus und die Palastbeamten — eine zu­gespannte geworden, als daß eine Krisis noch­­ lange auf sich warten lassen sollte, und ehe sie eingetreten, befinden sich die dortigen Machthaber in einer zu prekären Lage, um, namentlich dem Auslande, genügende Bürgschaften für den Bestand ihrer Herrschaft, für die Dauer der, von ihnen eingeschlagenen Politik bieten zu können. Wie Spanien, und mit ihm wohl die ganze pyrenäische Halbinsel, sich zur orientalischen Berwiclung stelt, wird also weniger von der momentanen Konstelation seiner inneren­­ Verhältnisse abhängen, als vielmehr von der Gestaltung, welche dieselben in der nächsten Zu­­kunft annehmen werden. Da nun die Eröffnung der Cortes diese En­twicklung wesentlich be­­schleunigen muß, so erscheint es um so mehr an der Zeit, die der lebe­neren zu runde liegenden Elemente eine kurze Revue passiren zu lassen, als der fernere Verlauf der Sub­revolution von unmittelbarem Einflusse auf die große, weltbewegende Angelegenheit sein wird. Ob Castiliens Fahnen in der Krimm neben denen Piemonts, neben dem Halbmonde, dem St. Georgebanner und der Trikolore wehen, ob in Sachen der allgemeinen europäischen Koalition ein Schritt weiter vorwärts geschehen soi: dafür wird zunächst und in erster Instanz die gegenwärtige Session des Kongresses; dafür werden seine eigenen Thaten, so wie Die­­jenigen, die er etwa durch seine Opposition provoz­­ziren mag, maßgebend und entscheidend sein. Das Ministerium Espartero-C­onne­ll entbehrt ver Einig-­keit, wie des festen Rückhaltes: man Fünfte sagen, es wird von Der Kamarilla wie von den Cortes nur als pis­aller betrachtet und geduldet, so lange in ihm ver Liberalismus einen Schild gegen die Reaktion, die Königin einen festen Nothanker des Thrones wider, die hochgehenden Mogen der Demagogie erblicht. Mit Isabella und ihrem Gemahle per­­sönlich auf’3 Heftigste verfeindet, untereinander, troß aller gegentheiligen Betheuerungen, durch ihre und ihrer Parteien Antererentien zu vielfach getrennt, als daß sie zusammen Über den Hof oder den Kongreß hin­­aus an das Bolt appelliren könnten, sind die beiden Marschälle und ihre Kollegen verloren, sobald die Nationalversammlung sie fallen läßt. Der Wiperstreit der Fraktionen, die Angst, hier vor dem Absolutismus, dort vor der Demokratie hat das Kabinet bisher gehalten: so manche Anzeichen machen es zweifelhaft, ob dies Schaufelsystem auch ferner­­hin gelingen wird. Hat die Lage der Dinge das Ihrige gethan, um die Regierung in eine Sadgasse zu bringen, so läßt sie doch nicht leugnen, daß ein guter Theil der Schuld auch auf Rechnung ihrer eigenen Schwäche kommt, auf Rechnung jenes Schwansend, dad von jedem juste-milieu unzer­­trennlich is. Man hat von Hof auf’s Aeußerste gereist, und: doch hat man noch nicht den Muth gehabt, die Beamtenwelt oder auch nur die Ministerialbureau’s von den Kreaturen des Staatestreicheministeriums trüb­­seligen Angedenkens gründlich zu purifiziren, die ihre Inspirationen fort und fort von Bravo Murillo und Sartorius empfangen. Man wendet alle Hebel an, um — den Konservativen wie den Demokraten gegenüber — einer kompaften, gemäßigt Liberalen Partei die Majorität in den Cortes zu verschaffen, aber man hat weder von Legitimisten in Cata­­lonien und Navarra, noch von Sozialisten in Barcellona gehörig zu ímz­ioniren gewußt. It das Gouvernement an für den Augenblick der Einen wie der Anderen nothdürftig Herr geworden: so regen , sich Doch Die Karlisten immer wieder aufs Neue, und die Befehle und Ge­­genbefehle über Die Reorganisirung der Nationalmiliz in Barrellona haben einen unheilvollen Mangel an Beftigkeit und durchgreifender Ent­­fehloffenheit fundgegeben. Ohne eine solche Energie aber fann — das hat die Geschichte oft genug gelehrt — eine moderirte Mitte, die in revolutionärer Zeit zwischen zwei rührige und thatkräftige Extreme gefeilt ist, wenig wüsen. Dieselbe Erfahrung wird auf das ministerielle Zentrum in den Kortes machen, an dessen Seite O’Donnell, ver befte Nenner der Versammlung, Duk­e und andere Helden der Sufterhebung stehen, ja ver sich auch Evarista San Miguel, ver Lafayette ver Revolution von 1820, und selbst manche vorgeschrittene Progressisten angeschloffen haben. Findet sich nicht bald vor eine­heitliche, hartgesottene Wille, der Diese Mittelpartei thatsächlich zusammen­­schweißt, so wird sie dem gewöhnlichen Schiefab­ allmäliger Zersplitterung um so schneller unterliegen, als manche der­legten Handlungen des Mi­­nisteriums ganz geeignet waren, eine vereinte Opposition der beiden einzelnen Fraktionen wach zu rufen. So namentlich das jüngste Vorgehen gegen die Umgebung der Königin und des Königs, wobei die verfassungs­­widrige Inhaftirung eines, dem Hofinteresse ergebenen Journalisten auch in revolutionären Blättern geht, Und zu allen diesen Weberstän­den nur noch eine spezifisch spanische Misere, besondere in den Finanzen, ein Ende machen, Partei er auch angehören; Stimme seine Klientel sehr auf heftigen Widerspruch stieß, ausbeutete: — Um Dronung zu schaffen, und­­muß das Kabinet nothwendig dem Unmefen wie hoch oder niedrig feine Stellung auch sein mochte, — feinen Posten als eine melsernde Kuh für sich, feine Fa­milie und Ausnahmen, wie der Marschall Castannos, Wellington’s Waffengefährte, der nach Verwaltung der höch­stten Ehrenämter seinen Deut hinterließ, und dort stets als seltsame Käuze, als halbe Don Dutjote’8 betrachtet worden. Mit derartigen Reformen aber greift das Gouvernement in ein Wespennest! Namentlich sol der Finanzminister Bruil in dieser Beziehung ein Stein des Anstoßes für alle Fraktionen sein, da er die Thüren seines Hotels schreibt man der prid — hat Bruil in seinen Bureaus seine Vorgänger­populären in Spanien, — welcher vorgefunden, aus denen hervor­­greifen mußten, um die Deputirten gesellt sich fest versperrt halt für alle Vollsvertreter, die ihren Irgielativen Einfluß der Regierung nicht zu Gebote stellen wollen, ohne dagegen ein Aemtchen für ihre Freunde und Bekannten einzuhandeln. Tausende von Briefen „Ind. b." aus Ma­­zu gewinnen. Den ersten Che wird daher das Ministerium sofort bei der Diskussion über durch tigung des sich ganz bez Budget, Detroid, durch definitive Bereiz Schultersystemes, des Defizits Herr werden und die regel­­mäßige Berzinsung der Staatsschulden dauernd sicher­stellen. Ist dies Bild wenig erfreulich, so hat der Kongreß Dagegen wies der er den Vorschlag freudig aufnahm, das hinfort aus 70.000 Mann bestehen und Kitf die Flüchtlinge in seine Reihen aufnehmen der eine große Aufgabe versteht. Wie führt sie I. es für ihre Lösung zu begeistern das Land heruntergekommen in Godoy’s, beg Friedensfürsten, Tagen, und wie schlug es sich gleich darauf für seine Nationalität, zu einer Zeit, wo halb Europa vor Napoleon im Staube lag! Führt ihn ein den steigen Arragonesen, den zähen Catalonier, den ein in die Reihe ver Kämpen für Recht und Zivilisation, und alle jene Erbärmlichkeiten, die wie Krebsschäden an einem edlen Leibe zehren, werden in Nichts verweht sein wie Spreu vor dem Winde! Zeigt dem Spanier ein hohes Ziel, und wie 1809 wird sich sein politisches Leben schnell genug aus dem verpettenden Dunstpreis der ebenso edelhaften alt­kleinlichen Intriguen, in die er verz­wungen ist, in reinere Regionen erheben. Eine national­ ökonomische Probefahrt auf der Donau. — West, 8. Oktober. Wenn wir in unserem ersten Artikel den Nachweis geliefert haben, daß die Methode des Einsebens der Schiffe geeignet ist, den Transport wohlfeiler und schneller zu bez­weifstelligen, so liegt uns heute die relativ leichtere Aufgabe ab, die vortheilhaften Nusanwendungen dieser beschleunigten und billigeren Was­­serfahrten vorzuthun. Und da stoßen wir dem­­ Ersten$, auf den Schiffbau selbst, der gegenwärtig seinem Beifalle entgegengeht, und nur von der Benügung des in Rede stehen­­den Spystems ein neues Gedeihen hoffen darf. Wird die bisher so sehr erschwerte Bergfahrt der leeren Schiffe wohlfeiler, so schwindet die Noth­­wendigkeit, dieselben, nach vollendeter erster Thalfahrt, zu zerschlagen, was dom Schiffbau nur wasen kann. Weiß man erst, daß die Schiffe nicht nur eine, sondern mehrere Fahrten zu machen haben, so wird ihre Bauart eine solidere werden; a­ndererseits muß der Umstand, daß man nicht mehr für fast jede Thalfahrt ein neues Schiff bauen wird, zur Folge haben, daß das Schiffbauhals im Preise finft, und nicht Gefahr läuft, bald völlig erschöpft zu werden. Sind dies die Vortheile der er­­möglichten Radfahrt, so wird an das erleic­hterte Ein- und A­usheben der Schiffe an und für sich insoferne den besten Einfluß auf dieselben üben, als ihre Reparatur weit weniger schwierig wird, als bisher. Nach der neuen Methode dürfte man nämlich Schiffe und Mühlen fernerhin auf dem Wasser selbst ausliefern, wodurch die Reparatur billiger und schneller hergestellt wird. Zweitens, Steine, Brennholz und Steinsohlen, an denen die obere Theisgegend einen Ueberfluß hat, fünnten — nachedem ihr Transport nur wenig offen würde, — nach dem Alföld herabgeführt werden, das ihrer so sehr bedarf. So besist das Arrar allein in der Nähe, von Unghvár gegen 180.000 Joch) Waldungen, deren Geldertrag nur deshalb sehr gering, weil die Klafter Holz daselbst nicht über 3—4 fl. fortet, der Transport aber viel zu foftspielig ist; so­st im Szathmarer Komitate der sogenannte " Avas", — ein mehrere Meilen in Umfang habender Gebirgsfeffel, — sehr reich an Steinsohlen, die mittelst der häufig genug schiffbaren Szamos transportirt werden konnten, wenn nicht eben die Radfahrt bei der bisherigen Methode nahezu unmöglich wäre; so ist endlich der Berg bei Tofat ein wahrer Steinfoloß, vollkommen ges­chaffen, um dem Mangel an Gesteinen in Südungarn ganz und gar zu feuern. I­st unberechenbar, was die plaktische Verengung dieser Steinmasse in Alfölo zu leisten vermöchte. Klagt man über den Mangel an ordentlichen Straßen und Däm­­men, so wird die Schuld gewöhnlich, und mit Recht, vem steinlosen Bor­den zugeschrieben, wenn die Theißfluthen ihr Bett verlassen und Häuser ohne Zahl einstürzen, so ist es wieder der Mangel an Steinmateriale, der ihre Baufälligkeit veranlaßt hat, und doch ist das obere Theiß- und Bor­progthal mit allen Gattungen von Steinen, mit hartem Granit, gutem Baus und Kalkstein gesegnet, so sehr gesegnet, daß es dem fünlichen Yandestheise freundnachbarlich beistehen könnte, und sich selbst dabei einen nicht ge­­ringen Gewinn beibrächte. Hier verdient es auch noch erwähnt zu wer­­den, daß jährlich einige hundert Tausend Zentnner Salz nach Szolnot herabschwimmen, — daß man ferner auf der Szolnot-Debreesiner Schie­­nenstrede eben fest für 26 Objekte Steine benöt­igt, die vom Wasser nicht angegriffen würden, und daher aus der obern Theißgegend zu be=­­chaffen sind, um wie Vieles würden nun die Kosten dieser Transporte geringer, wenn sie nach dem neuen Systeme geschähen! Drittens, muß des Handels überhaupt gedacht werden, der durch die Anwendung des Einfachprinzipes belebter würde, und zwar dadurch, Daß er, wie wir bereits früher auseinander geießt, die Bugz­kräfte verdoppeln und so die Fahrten um ein Bedeutendes beschleunigen konnte. E83 ist für die rasche Ab­wicklung der Geschäfte selbstverständlich von hoher Wichtigkeit, wenn die Schiffe im Frühling und Herbst, wo der Fluß gewöhnlich hinreichendes Fahrmwasser hat, den Weg von Szolnos nach Tolai nicht mehr in 10—11, sondern in 5—6 Tagen zurücklegen. Gerwig würde das Geschäftsleben in Folge dieser beschleunigten Fahrten einen Zuwachs erhalten. Biertens, wollen wir schließlich noch auf die Begünstigung auf­­merksam machen, welche versensten Schiffen d­adurch zu Theil würde, Daß das Aufheben verselben mittelt schwimmender Kraniche geschähe. Die Ladungen somit binnen sehr kurzer Zeit dem Einfluß des M­affers entzogen werden konnten. Unsere Agenten der Affekuranz­­anstalten werden es am besten zu würdigen verstehen,­ welchen Bor­­theil sie von verbesserten Hebewerten zu erwarten haben. — Wie bei jeder­ neuen Institution, lasfen sich auch hier im Vorhinein die Konsequenzen bios andeuten, welche die praktische Einführung Derz felben nach sich zu ziehen verspricht; erst vor Wirklichkeit muß es über­­lassen bleiben, Das Maß der Leistungen genau zu bestimmen. A priori ge­­nügt es darauf hingewiesen zu haben, daß es nicht wenige und unbedeu­­tende Zweige der Bolfswirthschaft sind, denen das Ergebniß der Probe- In — falls es anders glücklich ausfällt, — namhafte Vortheile bieten dürfte. Die Stimmung im südlichen Italien. H. €. Palermo, 21. September. Unmöglich ist es, die Erregtheit zu schildern, welche hier eintrat, als man erfuhr, daß der Bruch zwischen Nea­­pel und dem Westen so gut als gewiß sei, hak Capua , Gaeta, Meffina und Giz­zagoffa in Vertheidigungsstand gefecht, daß die Schiffe der Kriegsflotte aus dem neuen in den alten Hafen Neapels umquartiert und bag dielazzaro in jener Haupt­­stadt zu einer Art Nationalmiliz organisirt würden, und als endlich auch hierorts militärische Rüstungen begannen, wobei gleichzeitig verlautete, das Kriegsministe­­rium wolle die Berasung Palermos durch Hersendung eines der neapolitanischen Schweizerregimenter verstärfen lassen. Angesichts der hieraus entspringenden Hoffnung auf einen Bruch mit den Westmächten kam, wie uns aus sicherer Duelle zugeht, zwischen den Parteien der Muratisten und Piemontesen (Libera­­len) eine Susion zu Stande, und zwar unter Aufstellung des Prinzips, daß die Frage, , ob Murat oder Savoyen’’? später hin von einer allgemeinen italienischen Nationalversammlung endgültig zu entscheiden sei. Die Mazzinisten, ebenfalls zum Beitritt aufgefordert, lehnten entschieden ab; sie wollen von einem italienischen Königreiche durchaus nichts wissen, sondern Tabula rasa machen, und Dann ein republitanisches Italien herstellen, und sind den beiden vorgenannten Parteien so sehr feindlich geworden, daß diese befürchten, die Repulitaner würden sich, wenn es zum Kampfe käme, nöb­igenfalls der Regierung des Königs Ferdinand anschließen, nur um das Königreich Italien unmöglich zu machen, wie denn auch von diesen Lektoren behauptet wird, sie gäben sich mit Denunciation ab, um die Häupter der liberalen Richtung durch Polizei aus dem Wege zu räumen und ihren eigenen Operationsplänen dadurch ein größeres Territorium zu gewinnen. Besonders heftig wurde die Währung, als die Kunde von der Einnahme Sebastopols durch die Alliirten anlangte. Sie ward von Cagliari aus am­ 13. b. hier so zu sagen eingeschmuggelt und hatte binnen weniger als drei Stunden durch alle Palläste, Häuser und Hütten der Stadt die Kunde gemacht. In den beiden nächstfolgenden Tagen schien es, als würde der Aufstand jeden Augenblick zum Ausbruch kommen. Jeden Abend durchwogten große Menschenmaffen die Straßen und Promenaden, und selbst unsere Lazzaroni, die doch der Mehrheit nach für Ultraroyalisten gelten künnen, machten Miene, eine antiroyalistische Färbung anzunehmen: ein neuer Beweis dafü­r, wie wenig die Regierung auf die Loya­­lität dieses Gesindels bauen darf. Das Militär war in den Konsernements fonfigz nirt und mußte sich kampf fertig halten; zum Patrouilliren wurde er jedoch, nur äußerst selten verwendet, weil der Strftstatthalter vielfach gegründete Ursache bat, der Treue seiner Offiziere und Soldaten nicht allzu fest zu vertrauen. Die Führer der Parteien Murat-Savoyen sollen bereits damit umgegangen sein, das einheitliche Italien proflamiren zu lassen, als gerade noch rechtzeitig genug, in Dies zu verhindern, das , Giornale del Regno delle due Sicilie" vom 14. b. eintraf, welches die amtliche Mittheilung des Tags vorher zu Neapel stattgehabten Ministerwechsels und somit die indirekte Verkündigung enthielt, daß der König seinen Kriegsplan aufgegeben und sich eines Andern besonnen habe. Der Gesin­­nungswechsel des Königs sei auf die Erklärungen der Fürsten Sschitella und Satriano, so wie des Herzogs von San Cesario, daß Armee und Marine dur­­t zu einen melden Mitteln das Budget und eingebracht hat, um so mehr, als geeignet sind, rühren. Bruit für das Ministerium auszuhalten haben, wonach bisher jeder Beamte so manches eine Funken die Finanzvorschläge Menge nämlich will führen von diese Propositionen schon an Sonderinteressen durch fein der theilweise Wiederherstellung stehen und großartig fort. Was Spanien fehlt, ist lediglich Ein Mann, feurigen Castilianer, die Bruil auch vor unangenehm angelegted zu des alten Fastiliantischen Geistes aufbirgen lassen, Do’ Donnell’s zu zu heute als einer Reorganisirung des Heeres der dem DVolfe wie­­s. Der böse Geist Tschuma. A.D. Bir haben vor einigen Moden eine Notiz mitgetheilt, wie die Par ladien, um einen Ort von der Cholera zu befreien, eine Strohpuppe mit einem neuen Hemd befleiden und Dabei in ihrer Sprache singen: Tihuma, Tiehuma, ma, Geh von binnen, Cholera, Geh in’s nächste Dorf hinein, Nimm dies Hemde, es ist bein. Das in diesem Liedchen vorkommende Wort „Tihuma bezeichnet böses Ungethüm, das verschiedene Menschen so folgte eine Harmische Negennacht, in ein verschiedenen Gestalten gesehen haben wollen, und welchem der Aberglaube des walachischen Volkes das Entstehen der Cholera zuschreibt. Hierüber werden der " Vasárnapi Ujság" aus Marmaros-Geige­th folgende Anekdoten mitgetheilt, die sich in dortiger Orgend der Aberglaube gez­­ichtet hat. Tshuma wurde zum ersten Mal von einem im Rausch eingeschlafenen Bauern gesehen. Als er aufmwachte, befand er sich in einer Kirche, in welcher er in weiße Kleider gehüllte heilige Männer sah, die andächtig ihre Augen zum Himmel erhoben und Gott anflehten, er möge der Seuche ein Ende machen, Die feine Gläubigen vernichtet. Vom Himmel kam Feine Antwort, Aber unter dem Altar erhob sich eine frredliche Gestalt, welche mit wildem Blicke auf die Heiligen Männer und in der Kirche umherfilm­te, und dann folgendermaßen sprach : „Die Cholera wird m­üthen, bis ein Drittheil der Menschen ausgestorben ist. — Die ausersehenen Opfer werden nicht auf einmal sterben, sondern nach und nac, Da­­mit sie nach dem Ritus begraben werden können , und das Sterben wird dauern, bis ein Drittheil der Menschen vernichtet sein wird.’ Dramatischer ist noch folgende Tschumageschichte: Ein alter Mann ging im August in den Wald, um Holz zu sammeln. Da verfinsterte sich der Wald und­­ Der Alte verbarg sich, um sich gegen das Wetter zu fűben, in einem hohlen Baum, und fehltef ein. Voi Mitternacht er­­wachte er und zitterte vor Stoff, nun Troch er hervor und machte ein Feuer an, um sie daran zu wärmen. Als er von der Flamme aufblichte, sah er eiwwas Weises, das sich bald erhob, bald nie verbuchte. Es war ein altes Weib, das zu dem Manne sagte: „Ic bin entkräftet, meine Seele zittert vor Stoff, führe mich zu deinem Feuer.‘ Der gute Alte that, was sie verlangte. Als sie sie erwärmt hatte, fragte sie den Alten: Münschest du zu wissen, wer ich bin? Wenn ich dir meinen Namen nenne, so wirst du mich rennen, ihr rennt mich Alle, ich bin Ishumaz dir will ich prophezeien, und es wird noch im Laufe dieses Jahres 1855 in Erfüllung gehen. Schließe deine Augen, Alter ! — do­ so, daß du seinen Strahl des Feuers siehst." Der Alte schlaf Die Augen. — „Dich auf, sprach Ifchuma. Was fahrt du, als du die Augen öffnete?” — Eine ungeheure Menge Korn. — „Er schließe die Augen wieder.“ — Der Alte that es. — , Blid auf." — Er öffnete die Augen. — „Was hast du gesehen 2“ — Eine ungeheure Menge Male (rv nennt man in der Marmaroide den Mais.) — „Seht schliege deine Augen zum dritten Male.” — Er that es. — „Blid auf. Was Hast du gesehen?‘‘ — Einige Menschen, heitere und zufriedene Menschen. — „Er wisse denn, sagte Zihuma, daß Korn und Mäle genug sein wird; aber von den Menschen werden so viele sterben, daß nur ein Drittheil der jecht Lebenden übrig bleiben wird ; — die künnen dann glücklich sein.‘ — Der alte Mann war der erste, der, nachdem er vom Walde nach Hause gekommen war, ein Opfer von der Prophezeiung Ishuma’s wurde. Der Aberglaube, dem diese beiden Tihumageschichten ihr Entstehen verbau­­fen, hat mit seinen Fäden auch die Juden eingesponnen, von denen sich das Bolt in Marmarosch folgende Geschichte erzählt: "In einer Stadt in der Marmarosch hielt das befümmerte Bolt Seraels in Der Wohnung eines reichen Glaubenegen offen eine Berathung, und beschlof, die Cholera einem Par junger Leute aufzunem­igen. Diner wurde ausgesandt, der fragte einen armen, jungen Juden, ob er Luft habe, zu heirathen. Dieser bejahte es: „Hast Du schon ein Mädchen gewählt, mit welcher du ein eheliches Leben führen willst 2" — Ja, antwortete der Gefragte, aber ich habe sein Geld, und sie hat auch seines. — „Sich, wir geben euch fünfhundert Gulden in Silber zum Hochzeitgeschen?,, wenn du Dich morgen Abend mit deiner Braut im jüdischen Friedhof auf dem jüngsten Grabe trauen läßt; aber ihr müßt da auf euch neh­men, daß die Cholera, wenn sie schon ihre Opfer haben soll, euch Beide in Abraz­hama Schoß führe. Wir glauben, daß Gott fi­eurer und so auch unserer er­­barmen werde.” — Um des reichen Hochzeitsgeschenkes willen nahm das arme Paar das Opfergelübde auf sich. — Am anderen Tag gingen sie unter dem Schall der Pfeifen und der eigen nach dem Friedhof, und das junge Paar wurde unter dem Jubel des Volkes auf dem jüngsten Grabe getraut. Aber drei Tage nach der Cholera starben die jungen Eheleute, und wurden in ein Grab gelegt. — Ueber die Folgen dieses Opfers ist Die Sage verschiedener Meinung; die Einen erzählen, seitdem sei in jener Gemeinde sein Jude gestorben, und die Anderen versichern hingegen, das Opfer hätte Nichts gewüßt. * Der Herausgeber des in London unter dem Titel: „Londoner deutsches Journal“, erscheinenden Wochenblattes zeigt an, daß er in der englischen Hauptstadt ein auf Aktien gegründetes Deutsches Theater zu eröffnen gedenkt. „Dasselbe“, heißt es in der betreffenden Anzeige, „soll vor der Hand auf bescheidenen Mafstab begründet werden. Allein wenn es uns nicht möglich it, dem deutschen Drama einen größeren glänzenden Kunsttempel zu eröffnen, so wollen wir mindestens die Flaffisschen Stüce deutscher Literatur, so wie die neuesten modernen B­erirrungen des proz dustigen dramatischen Geistes in Deutschland dem Publikum in einem Heinen Theater, Das nng zur Verfügung gestelt wurde, vorführen. Ne­­ben Göthe’s Haren, ewig heiteren, verklärten Zügen sollen Gußfow’s dramatische Grimaffen, die von einem Bauchgrimmen herrühren, und sich für tragischen Schmerz ausgeben, sich zeigen. Neben Schiller’8 üppiger, warmer L­ebensfülle sol Friedrich Hebbel’8 eiserner, symbolischer, Dramas­tischer Styl vorgeführt werden.‘

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