Pester Lloyd - Abendblatt, Dezember 1855 (Jahrgang 2, nr. 279-301)

1855-12-07 / nr. 284

Die 2 Abendblatt des he­fter AÚ m. ro, 284. he: Den, 1855. . fírntag, 7. Dezember. ment X Heft, 1. Dezember. n És ist wohl glaublich, dag írt fesem Mor­d eine Niederlage von Waffen und Munition entdeckt, und der Chef dieses die Mächte von Frieden winschen; aber wie er zu Stande kommen ! Haufes, Hr. Mas, soll, das ist nicht abzusehen — mit dieser Bemerkung begleitet die „Kreuz­­zeitung” die in der Kuft schwebenden Friedensgerüchte, zu denen fest auch schon von Wien her bemerkt wird, das Zürst Gottscharoff selber auch noch ‚nicht die reifeste, zu Friedenshoffnungen berechtigende Mit­­theilung aus Petersburg erhalten habe. An den Uinterhandlungen selber Dagegen st­ehen so wenig zu zweifeln, wie daran, daß Dieselben im Ganzen den, von uns schon seit zwei Tagen bezeichneten Gang nehmen. Auch der „Nat. 3." wird fest aus Paris versichert, daß Oesterreich dorthin neue Frieidendvorschläge gesandt habe. Das Tuilerienkabinet habe dieselben gutgeheißen und sie nach London gefchtet. Das Londoner Kabinet, von dem am 2. Die Nachantwort eingetroffen, habe sie ebenfalls angenom­­men und daher seien neue F­riedensunterh­auplungen vor der Thür Was nun die österreichischen Propositionen betrifft, so sol sich Oesterreich verpflichtet haben, denselben in Petersburg Annahme zu verschaffen. Diese Vorschläge sollen den dritten Garantiepunkt folgender Maßen interpretiren: Das schwarze Meer wird zu einem Han­delsmeer erklärtt und die Anwesenheit eines jeden Kriegsschiffes darin untersagt. Durch Diese Auslegung würde der Kriegshafen von Nikolajeff für den Augenblick wenigstens seine Bedeutung verlieren, wenn es auch Nurland möglich wäre, Port eine neue lotte zu bauen und sie ih­r spätere Zeiten zu rüsten. Die ministerielle Berliner „Zeit” schließt­ einen Artikel über die von Napoleon an die Neutralen gerichtete Aufforderung mit folgen­­den Worten: Die vier Punkte sind eine Schablone, durch die man alle Farben streichen kann. Welche Farbe man wählen will, darüber ist Europa noch d­urchaus nicht aufgeklärt. Frankreich und England wollen seine Eroberungen machen. Das ist das einzige Positive, was man von ihrem Programme weiß. Ob darunter auch verstanden ist, daß sie für Andere seine Eroberungen auf Kosten Rußlands machen wollen, das weiß man aber nicht. Die neutralen Staaten, ehe sie eine Erklärung abgeben, sind daher berechtigt, superderst eine deutliche Erklärung zu verlangen. Neben vielen Friedensgerüchten wiederholt sich Die Sage, Die Alliir­­ten wollten die Krimm räumen, nachdem sie 30.000 Mann auf dem Eher­­fonnes- Plateau zurückgerufen, und zum ersten Hauptangriffeob­­jeft für die dritte Kampagne Riga wählen. Aus London 4. Dez. wird den „Hamb. Nachrichten" telegraphirt: Der König von Sarpintien besuchte heute die City in Begleitung des Prinzen Albert und des Herzogs von Cambridge unter dem Enthusiag­­mus einer zahllosen Menge von Zusäpm­ern. Auf die französisch abgefaßte Adresse des Lordmayer erwiderte der König auf italienisch im Wesentlichen etwa Folgendes: So nehme den mir zu Theil gewordenen Empfang als einen Beweis der Sym­­pathien an, wie sie hervorgerufen sind Dur) Die Politik, welche ich, befolgt habe und welche zu befolgen ich nicht aufhören werde, auch im Mißgesich­t nicht. Denn Das Haus Savoyen hat es bisher stets für seine Pflicht erachtet, Das Schwert zu ziehen im Kampfe für Recht und Unabhängigkeit, und wir Finnen die Waffen nicht wieder nie verlegen, bis nicht ein ehrenvoller und dauernder Sirenen gesichert ist. Zum Schluß beglück­lichte der König die Vertreter der City zu der hohen Stellung, welche England erreicht habe. . Nach einer Pariser Korrespondenz der»Augsb.Lillg.Z.«hc«iste es nicht an solchen gefehlt,welche in der Verleihung der­ französischen Mili­­tärmedaille,da sie nur für persön­liche Tapferkeit gewähre w wird, eine Demonstration gegen Oesterreich erblicken wollten—besonders als auf dem Stadthausfeste kein einziges Mitglied der k.k.Legation erschien­.­­Allein die Diplomatie sei auf den Bällen des Herrn von Hausmann überhaupt immer sehr spärlich vertreten,weil dieser Seine­ Präfekt mit den­ Einladungen an die,ihm von den Gesandten empfohlenen Fremden nicht so freigebig sei,wie seine Vorgän­ger.Bei der Aufwartung des diplomati­­schen Körpers sei dagegen Heii­ v.Hübner mit seinem gesammten Lega­­tionspersonale erschienen und auch von Viktor Emanuel bestens em­­pfangen worden. Aus Konstantinopel bringtiinsver Telegraph die traurige Meldung, daß der berühmte polnische Dichter Adam Mickiewicz,ehemaliger Professor am College de France, welcher sich vor ein paar Monaten im Auftrage der französischen Regierung zu wissenschaftlichen Zwecken nach dem Oriente bez­ieben hatte, an der Cholera gestorben ist. Die polnische Literatur verliert in dem Dahingeschiedenen eine ihrer größten und edelsten Stügen. Miche­­wies war 1789 zu Nomwogrodes in Lithauen geboren, studirte 1814 zu Wilna, war Lehrer an der Schule zu Kowno und wurde 1823 politischer Verbindungen wegen verhaftet und nach der Tatarei veri­iefen, wo er die schönen von Gustav Schwab überlegten Sonetten schrieb. Nac­d­em ihm eine Erleichterung seines Schicsald zu Theil geworben , lebte er dann in Mos­kau und Petersburg und machte 1829 eine Reise durch Deutschland, Die Schweiz und Italien. Als die polnische Revolution im Jahre 1850 aus­­gebrochen, wolle Michewicz sich nach seinem Vaterlande begeben, wurde Jez­po von den preußischen Behörden auf der Durchreise in Posen angehalten, von wo er sie im Jahre 1832 nach Paris verfügte. Von seinen vielen trefflichen Werten heben wir hervor: Die Todten­­feier (Dziady); N­omangen und Balladen (Switezianka); die Rückehr des Baterd (Powrot taty); die Bücher des polnischen Wolfes und der polnischen Pilgerschaft, Konrad Wallenrodt, und seine im Drude erschienenen B Vorle­­sungen über flavische Literatur. Die spanischen Cortes haben einen wichtigen Theil der Ber­assungs­­resigion vollendet und folgende Artikel aufgenommen: Die Cortes werden von der Thronfolge die Personen ausschließen, die zu regieren unfähig sind, oder die irgend­eine Handlung verübt haben, welche sie jedes Rechtes auf die Krone verlustig macht, "Sie werden all befugt sein, die Personen, die ich im nämli­­chen Falle befinden, von der Vornumpschaft des Königs auszuschließen. Zu Saragossa hat man in den Magazinen eines großen Handlungs­­hauses, das mit den bedeutendsten Personen der Stadt in Beziehung steht,­­­­ hat sich geflüchtet. Die in den Tagen der dortigen Meuterei gemachten Zugeständnisse hat die fest erstarrte Behörde „zurückge­­nommen und dadurch die Währung gesteigert; Patrouillen mußten die Stadt durchziehen und zahlreiche­­ Verhaftungen erfolgten. Die vom Gene­­ralfapstän zu Saragossa, Gurren, nachgesuchte Entlassung ist ihm von der Regierung verweigert worden. Eine Depesche aus Madrid vom 2. Dez. lautet : Die Demokraten haben gestern den General O’Donnell angegriffen. Die Majorität der Cortes hat diesen Angriff mit 107 gegen 6 Stimmen zur­cgemtefen, no wird die Diskussion üiber das demokratische Botum gegen das Zensurgefek­eginnen. In Berlin ist der dortige englische Gesandte Lord Bloomfield Íoeben aus London eingetroffen. Dem preußischen Landtage wird eine Vorlage wegen Einführung eines allgemeinen Landesgerichtes gemacht werden, ebenso liegt ihm der Entwurf eines Gefäßes vor, welches die Bestimmung der Berfaffung aufheben sol, nach wer einem Richter sein anderes befoldetes Staatsamt übertragen­­­er­­den darf. an New-Dorlea­nd haben am 5. Nov. blutige Wahlhändel statte gefunden, bei welchen es nicht ohne Tödtüngen und V­erwundungen abging. Der „Dift. Kor.“ schreibt man vom 25. Nov. aus: Odessa: Die russschen Papierschriften wurden in neuerer Zeit abermals verschärft. Srembe, welche von Neurußland und Bessarabien nach den Fürstenthümern und auch nach Galizien reisen wollen, müssen früher die Erlaubniß des Armeekommandanten Lüders einholen und da schon die Erlangung des Gubernialaustrittspasses gewöhnlich sechs Wochen Zeit foftet , General Lüders sich häufig auf Neffen befindet, und außer ihm Niemand Anderer die oberwähnte Ber­illigung ertheilen Fan, so benöthigt Der Fremde, um mit seinem Paffe in Ordnung zu fomm­en , wenigstens drei Monate, selbst wenn er hier in Odesfa sich aufhält. Das die Erledigung der Palifache noch wett­län­­ger Fee sparten mäßt, wenn der Paßtwerber in der Provinz wohnt, versteht sich­elbst. Die Dum­antaine gegen die Schiftenthümer wurde von vier Ta­­gen auf zwei Wochen verlängert, hiemit faktiich Die Grenze gesperrt, weil jeder Nef­­fende, selbst wenn er schon vor Reny wäre, lieber den In fünf Tagen zurüczulegenden Ummeg über Grem­owits wählt. Auffallend ist demnach unter diesen Umständen der Brücenbau Über den Bruth bei Stultany, Liber in welchen Ort die Straße nach Safly führt, zumal, wenn man­ bedenkt, Daß in der seäten Zeit große Truppenabtheilungen son Osten her nach der Pruthgrenze und Beffarabien gefehlt wurden. Gopcenich hat mit seinen Schiffen das asow’sche Meer verlassen, ohne geladen zu haben. Sechs sei­­ner Fahrzeuge waren bei Taganrog durch Zurückweichen des Meeres auf den Grund erab­en. Man verzweifelte schon an deren Rettung als plögliche Rückstauung der See ie mieder flott machte.­­­­ Die­ hierortige kaiserliche Kom­m­erzbank hat die Zahlung in Münze eingestellt und beschränkt selbst die Ausfolgung von kleinen Banknoten,da kein Zwangskurs der Bankbillets kundgem­acht­ wurde,sos gibt es in den Bankhallen häufig Auftritte m­­it Parteien­,welche die bei der Bank depositirten Kapitale in Münze wieder zurückver­­langen und statt derselben­ nur Papiere erhalten.Als hierauf die­ Hens d’armerie die 1111­ zufriedenen mahnte, daß sie sich Durch Verweigerung der Annahme des Kaiserlichen Pa­­piergeldes politisch verdächtig machen künften; seitdem wurden die Bankbilfets wohl schweigend angenomm­en, es bildete sich aber dafü­r ein Su­beragio von 12 bis 15 Pro­­zent und­ der­ halbe Imperiale stieg von 5’15 auf 5 ° 45. In den Zuderbädereien und Gasthäusern fragte man­ den Galt, ob er Sleistgeld habe, ehe man ihn das Verlangte verabfolgt, und solchergestalt Fällt die Umwechslung einer großen Banknote ziemlich schwer. Den meisten Nasen­bienen ziehen Die Wechsler, die feine Münze verschwand großentheild vom Plabe. Durch längere Zeit wurden die fremden Kriegsgefangenen von der Stadt ge­trennt, in der Quarantäne gehalten. Generalgouverneur Graf Strogonoff­­ wollte es nicht zulassen, daß Diefelßen mit der Benöfferung, von Odessa in Berührung­­ traten. Die gefangenen französischen­­ Offiziere wendeten ich. deshalb um Abhilfe an den Kommandanten der Sü­darmee General Lüders, welcher denselben erlaubte, in die Stadt zu kommen und Daselbst ihre Einkäufe zu besorgen.­­ Seit zwei Tagen sieht man abermals Die Kaplis und Rothhofen in den Gaffen,­ wo sie von der Menge zwar ber gafft werden, aber gewiß Feiten Grund haben, über Unartigfetten des Publikums zu sagen. Selbst der gemeine Ruffe befieht sie mit Vergnügen, weil er in ihnen den tapfern Feind achtet. „Das sind Die Jungens, die uns so zufegen “" fragte Tegthin ein bärtiger Nuffe, und als Schreiber dieses mit dem Kopfe nickte, entgegnete er einfach : „Molodzi”, was so viel sagen will, als : „Brave Burfchen.” Die Witterung ist Hier im Ganzen genommen noch ziemlich milde. Der „Preuß. Korr.” entnehmen wir Solgendes: Die türstsch moldauische Regierung hat kürzlich mit Genehmigung der türftischen P­­orte unter gewissen einschranfenden Bedingungen die Ausfuhr von Bauholz und Salz aus dem­ Hafen von Galacz freigegeben. Wie es scheint, ist die ur­­sprünglich nur für Holz allein beabsichtigte Ausfuhrfreiheit zu dem 3wed auch auf Salz ausgedehnt worden, um durch Eröffnung eines Abfaßweges zur See dem mit diesem Artikel nach Belfarabien stattfindenden Schmuggel zu feuern. Unter den Bar­­bedingungen für die Ausfuhrerlaubnig nimmt die Forderung, daß die Produkte in sei­­nem Falle Rußland zugeführt werden, die erste Stelle ein. Zur Steerung genügender Bürgschaft für Die Erfüllung dieser Bedingung ist in Bezug auf die Holzausfuhr an­­geordnet, daß jeder Kaufmann die betreffende Ladung in Galap deflartrt, worauf die Hafenbehörde sich von der Menge, der Quantität und dem Werth der Ladung überzeugt. Außerdem muß ein anderer geachteter Kaufmann in Galacz die Bürgschaft ü­ber­­nehmen , daß bei einer Geldstrafe im Betrage des doppelten Holgwerthes binnen 5 Mo­­naten die Ausschiffung der Ladung an ihrem unverdächtigen Bestimmungsort nadiger töteten werde. In seiterer Beziehung hat auch der Schiffsführer noch eine verpflichtende Erklärung abzugeben, bevor er die Erlaubniß zum Auslaufen erhält. Bei alle Dem bleibt nun die Ausfuhr von Holz und Salz noch davon abhängig, daß russischer­heits neutrale mit diesen Produkten beladene und nach neutralen Häfen bestimmte Fahrzeuge auf Grund von Zertifikaten nach Art der für die Getreideladungen erforderlichen, auf ihrer Fahrt stromabwwärts durchgelassen werden. Aus Turin meldet man, daß der verloren geglaubte Dampfer „Sitz degna“ in Konstantinopel eingetroffen und die Nationalgarde in Diella wegen Ungefömmlichkeiten aufgelöst worden it. In der „Deft. 3.” seien wir unter dem Datum Wien, 6. Dezember: Die gestern mitgetheilte­ Kundmachung, betreffend das Verbot der Pferde­­ausfuhr, wide hier in einem Sinne gedeutet, der ihr ferne liegt : ‚man er­­mangelte nicht Daraus allerlei politische Schlüffe zu ziehen und selbst die Börsenkurse wurden davon einen Augenblick­gang affizirt. Es­ ist dies aber eine rein innere Maß­regel, die in jeder Beziehung als dringend geboten erschien. Der Landwirth hat bekam­tlich eben feinen Ueberfluß an biefen für den Arterbau in nöthigen Thieren und die Vferbezucht in Oesterreich hat noch lange keine solche Stufe erreicht, daß Taus­­ende von Pferden ohne sonderliche Beeinträchtigung ausgeführt werden konnten. Dazu konmen noch militärische Nachsichten.

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