Pester Lloyd, Februar 1856 (Jahrgang 3, nr. 27-51)

1856-02-01 / nr. 27

wandelt dagegen die Nationalbanks Gerade den entgegengesetzten.Sie hat­ ihr Portkseuille(Darlehen gegen Wech­sel)und ihren Lombasd(Darlehen gegen Pfänder)br ständig während ihrer Insolvenz gesteigert,wie sich aus folgenden ältern Bankausweisen ergibt. Also hat sich durch Steigerung dieses Privatkredits die Lagetechnik seit Mai isch um 109 Mill­.verschlechtert,und wä­re man au­f der Schwelle des damali­­gen Diskont-und Handleihegeschäftes geblieben,so betrüge der heutige Bank- UVLMUMI AUf Uscht 378,sondern 269Mill.bei 49Mill.Baarschatz!Wer bekommt aber dieses Geld und rus geschieht mit diesem Gelde.Es sind dies nur ein Dutzend und etliche Wiener Häuser.Brauch­ ein Wiener Bankier Geld,so läßt er sich von dem Agiriren und von dedeas Geld aus der Bank holen,unter der stillschweigenden oder ausdrücklichen Versicherung,daß morgen die eine Hand die andere wasche.Mit dem Gelde geschieht mancherlei,jedenfalls geschieht aber nicht,was damit geschehen sollte,nämlich der Industriewohlfeile Kapitalien zu bieten.Eben weil dies nicht von den Bankiern geschehen ist,hat sich die österreichische Kreditanstalt gebildet.Jenes Geld(nämlich Banknoten), welches aus der Bank gezogen wird, dient rein nur den Börsen­­spekulationen, es­ dient sehr oft dazu, um der Kontremine (in Baluta) zum Siege zu helfen, das heißt gegen den Staat zu operiren, welcher Das Pari der Bank­­noten­ herstellen will. "Viele (nicht alle) großen Wiener Häuser haben ein In­­teresse daran, daß das G Silberagio hoch, die Banknoten sich niedrig halten. Manche nämlich Haben Ländereien gekauft, andere Lieferungen von Talat, Schafwolf e­tc. bestellt, und diese Ländereien oder Landesprodukte sollten in Baz­­uta (Banknoten) gezahlt werden. So besser die Baluta wird, um­so höher steigt die Schuld jener Käufer. Also haben sie ein Interesse daran, Das die Baluta nicht steige, das Silberagio nicht falle. Wir halten eine solche Operation nicht für strafbar, sondern für erlaubt. Wo es Haufiers gibt, muß es Baiffiers geben, sonst gibt es beide nicht. Aus Patriotismus s­efüh­rt man weder auf hohe noch auf niedere Kurse, sondern wein nur um Geld zu gewinnen. Nur das ist wunderbar, daß der Staat gelassen zusehen soll, wie der Banknotenumlauf, unser siebenjähriges Möbel, von Monat zu Monat sich vermehrt, Damit die Bankiers Mittel haben gegen seine Operationen zu operiren. « Unschuldiger ist eine andere Art von Geschäften.Die Bank leiht gegen einen Wechsel mit drei Unterschriften auf 4 Prozent.Die Bank leiht auf) gegen Verpfändung von Staatspapieren,sie leiht aber nicht gegen Verpfändu­­ng von bürgerlichen Schuldverschreibungen,als da sind:Nordbahn­,französische Bahnaktien,Prioritätsobligationen,fremde Staatspapier etc.,und der Speku­­lant muß daher solches Eigenthum beim Bankier verpfänden(Prolongationsge­­schäfte),aber nicht gegen 4,sondern gegen 16 und 15 Prozente. Mit dem Geld,welches der Bankier aus der Bank zieht,gewähr­t er diese Prolongastionen,er selbst zahlt 4 und nimmt 10 bis 16 Prozent,während die Differenz sein Gewinn ist und er nicht die mindeste Gefahr läuft.Dies kommt nämlich daher,weil der Bankier von der Bank Kreditaung Tage erhält,wäh­­­rend man die Prolongationen nur auf eine Woch­e,ja sogar häufig nur Von dem einen auf den andern Tag bewilligt,die Gefahr daher beinahe gänzlich pamlysirt wird. Der Bank ihr Diskont-und Lombardgeschäft untersagen,liegt nicht im Geiste der kaiserlichen Regierung,weil in Oesterreich von jeher die Schonung einzelner wichtiger Interessen selbst auf Kosten der Ganzen Maxime war,und noch geblie­­ben ist.Wagman aber thun könnte,wäre eine Erhöhung des Diskonto von vier auf sechs oder wenigstens auffranrozent,um ein wenig den schädlichen Flor des Portefeuille’g und Lombardg zu moderiren. Es muß nämlich gerechtes Erstaunen erregen,daß,während die völlig sol­­vente Bank von England ihren Diskont über 6 Prozent erhöhte,die Pariser Bank,und selbst die solide und höchstvorsichtige Münchener Bank eine Erhöhung des Diskontos fü­r zweckmäßig fanden,die Wiener Bank,welche seit sie ba wah­­ren insolvent ist,mitten in einer Geldkrise i Kapitalien zu 4 Prozent bis zu einer unerhörten Höhe verfügbar hatte,natürlich nur durch die Leistungen ihrer Bank­­notenpresse und zur Verschlechterung der fremden Wechselk­urse.Die Regierung, d.h.der Finanzminister,wäre sicherlich der erste,welcher sich einer Diskonter­­­höhung hold zeigen würde,denn er ist bereits gegen die Bank eingeschritten und hat ihr vor Monaten gesagt:»Bis hierher und nicht weiter,du sollst dein Porte­­feuille und deinen Lombard nicht mehr ausdehnend"sen.«Auch dürfen wir versichern,daß weder der Bankgouverneur noch die Verzahl der Aktionäre einer Erhöhung des Diskontos abgeneigt wären.Bei einer Höhe der Privatdar­­lehen von 160 Millionen würde die Erhöhun­g des Diskonto um ein Prozent der Banknette einen Mehrgewinn von 1,600,00()fl.oder 1279 fl.für die Aktie (älterer Emission)ei­ngetragen haben.Warum vernachlässigt man die sonor­­theil?Antwort,weil gerade die nämlichen Wiener Häuser,­welche von der Bank Geldleihen,auch zugleich Bankaktionäre sind,und durch ih­re Wahldachmk­­direktorium bilden.Die Wiener Bank muß wollen,nicht,was in ihrem eigenen, sondern was im Interesse der Wiener Häuser liegt,nicht etwa,weil diese Wien­er Häuser dem Lautwert­ ihres Aktienbesitzes nach die Majorität des Bankkapitales repräsentiren,sondern weil die ausländischen Bankaktionäre bei den Banksitzu­ngen völlig ohne Stimme sind,und daher nicht die allgemeine,sondern nur die lokale Majorität des Bankkapitals die Beschlü­sse ü­ber den Geschäftsgang faßt.Diese lokale Majorität aber repräsentiren ebenjene Wiener Häuser,ebenjene Wechsel­­schuldner der Nationalbank,ebenjene Kreditoren der Prolongationsgeschäfte, eben jene Spekulanten auf eine Verschlechterung der Valuta.Man ki­nnte mm vielleicht einwenden,daß jene Häuser,da sie Bankaktionäre sind,auch an dem Gewinn der Bank durch Erhöhung des Diskontos theilnehmen würden­.Aller­­dings würden sie es,allein diesen Gewinn müßten sie mit den übrigen Aktionären theilen­ und auf ihre Rechnung fiele dann nur eine Kleinigkeit,während sie als Schuldner der Bank statt 4 wie bisher 5 Prozent,d.h.also das Ganze des Mehrgewinnes zahlen müßten. Mit andern Worten, ein Wiener Haus, welches 100 Bankaktien besitt, würde als Banfaftionär 1250 fl. gewinnen; es hat aber vielleicht einen Kredit von 1 Mill, bei der Bank, den es um 1 Prozent höher verzinsen, folglich als Schuldner der Bank 10.000 fl. verlieren würde. Das sind die wahren Motive dieser Vorgänge. Wir glauben erwiesen zu haben, daß das Interesse der Bankaktionäre offenbar eine Erhöhung des Disz fontos verlangt. Allein was gehen uns die Aktionäre an? Weit wichtiger für das allgemeine Wohl ist eine Nebuzirung des Portefeuille­ 8 und Die Lombarde zur Verminderung des Bankfnotenumlaufes. Oesterreich’s Gewicht in den euro­­päischen Handeln hängt doch zum Theil vom Stande des Eilberngir’s ab. Wer also als Patriot wünft, Daß Oesterreich in den Friedensunterhandlungen eine nachhdrungspulle Stimme sprechye, Der muß energische Schritte gegen etwanigen Kreditunfug fehnlihft wünschen. Diese Schritte würden das öffentliche Wohl nur befördern, und höchstens die Vortheile einer wenig zahlreichen Gesatterschaft verlegen, in Bezug auf welche es zweifelhaft is, ob Die Langmuth, Econing und die Gunst der kaiserlichen Regierung nicht der Mehrzahl nach verdienstlosen Gliedern der Gesellschaft gespendet wurde. 2. Temedvar, 25. Sänner. Wie Ihnen Ihr @­Korrespondent von hier berichtet, wird die Zöhl. Direktion der £. f. priv. Nationalbanf im März eine Siliale mit einer Dotation von 600.000 fl. hier errichten, es ist daher an der Zeit, über die hiesigen Kreditverhältnisse einige Worte zu sagen. Mit Bedauern be­werken mir zwar, daß seit November drei Sartimente bis zur Höhe von ungefähr 200.000 fl. hier vorgenommen ; doch muß dabei bemerkt werden, daß alle drei Fir­­men schon in der Yeiteren Zeit kein Vertrauen geworfen haben, wofür am deutlichsten das F­aftum spricht, daß die biesige Spar­affe die Accepte dieser Firmen nur mit gutem Giro nahm, und so bei seinem der Fallimente betheiligt is. Daß die Spar­­affe bei ihrem Essomptegeschäfte noch nie verloren, bemweist ferner, daß ein Zensur­­fompté, aus achtbaren Staufleuten bestehend, jedes Streditinstitut vor Verkosten be­wahren kann. Allerdings ist das Geschäft des genannten Instituts nicht so bedeu­­end, aber andererseits ist der Essompte von 6% und­­ 2 Provision auch zu hoch, um je ersten Firmen zu veranlassen. Ihren ganzen Kredit zu benügen. Es wird Daher er Sikiäle um so leichter sein, sich vor Verlusten zu laben, da ihr Essompte ein tel niederer ist, wodurch Die besten Firmen, welche gegenwärtig des hohen Essomptes­egen bei der Sparfaffe nicht ihren ganzen Kredit in Anspruch nehmen, die Fonds er Filiale gerne benügen werden. Gleichzeitig sind wir in der erfreulichen Lage, inen zu berichten, daß das omite zur Gründung eines Handlungsspitals in den nächsten Tagen bei er TOHl. Behörde um die Sanftionirung Ihrer Statuten einkommen wird, und hoffen totr, daß die hohe Statthalterei, in Ab­erkennung der Wohlthätigkeit, ja Nothiwendige fett dieses Instituts, Diefelde möglichst bald ertheilen wird, da jede Verzögerung der zu gründenden Anstalt Nachtheil bringt. Imdeß hat diese ihr wohlthätiges Wirken bereits, aus dem Neinertrage der bis fest alljährlich arrangirten Bälle, begonnen; auch der heurige, welcher des sehlecht gewählten Tages wegen niet so glänzend als die früheren war, hat einen Reinertrag von circa 750 fl. abgeworfen. 2 Debreczin, 29, Sänner, Für d­en Sie nicht, daß auch ich noch mit Sammelberichten von sehlechten Geschäften, bodenlosen Straßen, Ueberschwenkungen und dergleichen Nachrichten komme. Sie mögen im Gegentheil vor Allem unwissen, daß auch hier auf Ansuchen mehrerer hiesiger Intelligenter Kaufleute, unterst­gt von dem vielverdienten vielstädtischen Bürgermeister Herrn Csorba, eine Merfan­­tiichhule ins Leben treten sol. Es wurde ein Komite gewählt, welches in der am 1. Februar anberaumten Styung die näheren Details dieser nach den besten Mu­­stern zu gründenden Handelsschule auseinanderfegen, und das Institut begutachten sol. Die von Handwerkslehrlingen und Handlungsbegliffenen gemeinschaftlich ber­auchten Sonntagsschulen konnten nach beiden Richtungen hin nicht genug entsprechen, und somit ihren Uivweg nicht erfüllen. Die Aneignung der nöthigen Handelswissen­­schaften war für hiesige junge Leute bisher nur mit großem Kostenaufwande verbun­­den. Es wird demnach der Gründung dieser täglichen Einrichtung bet ung mit freudiger Erwartung entgegengesehen. Zur äußeren V­erschönerung unserer Stadt trug das in einigen belebten Gas­­sen probenweise gelegte Holzspflaster unwesentlich bei, denn trog der andauern­­den schlechten Witterung erwies es sich als ganz entsprechend, und als Pflasterung für das ganze Stadtterrain praftitabel; die Befli­chtungen, daß bei dem meichen morastischen Erbgrunde die Holzwürfel finden , oder sich fegen werden, haben sich nicht betätigt. Es ist dies recht zweemäßig und nachahmenswert, auch in anderen Städten des Landes, wo Steine und deren Herbeischaffung zu theuer fomm­en. Auch diese Stadtverschönerung haben mit unserem Herrn Bürgermeister zu daffen. Von der erwarteten Gründung einer Banffiliale in hiesiger Stadt verlautet toieder Nichts. Die Deputattion, welche laut Beschluß zur Danferstattung in die Residenz bestimmt war , verschob die Neffe. Und doc wäre das Filiale für unseren stets sich­mehrenden Berfehr und Fnappen Geldmarkt um so wilnfchen Umwer­­t her, weil die Geldnote wirklich groß ist, und man selbst gegen Hypotheken nur zu treuern Zinsen Kapitalien erhält. Die Winterfanten hier und in der Umgebung stehen vortrefflich; nach Versiche­­rung unserer Defononen hat das bisherige Wetter nur günstigen Einfluß geübt; bei weiterer Berfchonung von Elementarfhäten steht uns eine so reichliche Ernte in Aussicht, wie wir sie seit drei Jahren nicht gehabt. Die Tabakeinlösung geht nun rasch von Statten; in den E Tf. Einlösämtern Den die Qualitäten sehr gelobt , und viel höher geschägt als die der festjährigen Sechfung. Dem Benehmen nach soll der raschere Weiterbau der Szolnos-Debretziner­ne dur, Vermittlung der französischen Staatseisenbahngesellschaft ge­­schehen, X. Irenfohl, Ende Jänner. Ihr hierortiger Korrespondent berichtete jüngst : „Der Unterricht in den evangelischen Schulen hat in den Testen Jahren Radschritte gemacht, und es wäre Zeit, daß die Gemeinde ihr Augenmerk darauf richte.“ Nun, wir sind billig genug, die wissenschaftliche Befähigung des uns unbe­­kannten Berichterstatters Feineimwegs in Abrede zu stellen, haben jedoch, gewichtige Grü­nde zu zweifeln, daß er sich zuvchlässige Belege über den Zustand unserer Unter­­richtsanstalten verschafft habe. Oper sollte derselbe schwach genug sein, um in den Chor derjenigen miteinzustimmen, die die konventsmäßig genehmigte und bemwert­­stelligte Umgestaltung unserer früher Lateinischen, in eine unvolständige Unter­­realschule für einen „Rückschritt im Unterrichte” erachten?! Nach einer durch­­schnittlichen Berechnung widmet sich Faum­eis Zehntheil der hierartigen männlichen Jugend dem gelehrten, die entschiedene Mehrzahl dem gemwerblichen Stande; für wen fragen wir nun, wären die lateinischen Schulen da? (Das lateinische Spracs­­tudium wird gegenwärtig in Privatstunden betrieben.) Sollte man den künfzigen Industriellen noch immer, tote cehedent, mit gelehrten, für ihn unverdaulichen Brochen füttern, und nicht endlich zu der Einsicht gelangen, daß er einer besonderen Fach­­bildung bedürfe, um einst seinem Metier vollkommen zu entsprechen, und mit der fortschrettenden Zeit selbst fortschreiten zu können? Andere Länder und Provinzen Oesterreichs haben die Anforderungen der Zeit richtiger begriffen, und denselben best­­möglich nachzukommen gesucht; man dente an Böhmen, welches zur Zeit über 30, an Mähren, welches nahe an 20 Realschulen befigt, während wir in dem weiten, breiten gesegneten Ungarn ihrer kaum ein halbes Dugend aufzumessen haben. Die Folgen einer derartigen Derfaumniß sind unschwer vorauszusehen, und werden von unterm industriellen Nahmwuchse schmerzlich empfunden werden, indem er sich von den übrigen Nachbarsölfern überflü­gelt und von jeglicher Konkurrenz verdrängt sehen wird. Um einer derartigen bedrohlichen Katastrophe vorzubeugen, hat jede bedeutendere Stadtkommune nichts angelegentlicheres zu thun, als Realschulen ins Le­ben zu rufen, und die hie und da kümmerlich vegetivenden gelehrten Seitenschulen in tüchtige Unter- und Obergymnasten zu konzentriren. In dieser Beziehung stimmten auch wir Ihrem Korrespondenten — wenn auch nicht in seinem Sinne — bei: „Es sei an der Zeit, daß die Gemeinde ihr Augenmerk hierauf richte.“ 3. Mai 1853. 2. Mai 1854. Ende Dez. 1855. Wechsel 363, Mill. 58%, Mill. 86 Mill, Pfänder LO... DÖG "éj, ·79» Zusammen 561X 4,, 833,-4,, 165» ! H­­­e­ ­ageswenigk­eiten. Welt, 31. Jänner. 7 Die Dfner Spartaffa hat ihren schon so oft erprobten Rohr­här­tigkeitssinn neuerdings bethätigt, indem sie aus dem Ueberschuffe der Gebahrun­­gen des verfloffenen Jahres, den namhaften Betrag von 1000 fl. zu Humani­­tätszreden gewidmet hat. Es erhielten nämlich von ihr : Die Armen von Ofen 400 fl., der Diner und Pester Frauenverein, sondie der Fond zur Erbauung der Leopoldstädter Kirche je 100 fl., das Pester Blindeninstitut 200 fl., die Cred­e und das Rinderspital je 50 fl. 2 Herr Karl Louis Posner, öffentlicher Gesellschafter der Firma §. Schnirer et Komp., hat dieser Tage hohen Orts ein T. E Landesprivilegium auf eine Bäderraítwírz und Einbandfabrik erhalten, und wird nunmehr die seit 15 Jahren bestehende, bestens renommirte Anstalt selbst fortführen. * Eingesandt Die Mozartfeier, welche Dienstag Nachmittags um 4 Uhr im deutschen Theater stattgefunden hat, veranlagt die hiesige Pfesse zu trübs­eeligem Kopfi­ütteln, bag sich theils in bittern Worten, theils dur Schweigen ausdrüct. Die bittern Worte gelten dem leeren Hause, das leere Haus läßt auf eine große Theilnahmlosigkeit des Publikums fliegen, und diese Theilnahmlo­­figkeit wird mit gewichtigem Tadel nicht versehent. Erlauben Sie aber mir, einem Pester, ein Wort zu Gunsten des Publikums zu sagen, dem in diesem Falle seine Schuld zur Rast saht. Alles zu seiner Zeit! — ist eine bewährte Wahrheit, und darum muß auch die Ehre, die man jemanden — in diesem Fall dem Gening Mo­­zarts und dem Kunstsinn des Publikums­­—— ermeisen will, ihre rechte Zeit haben. Nun frage ich aber , war der dritte Tag, und an diesem dritten Tage vier Uhr Nachmittags die rechte Zeit zu einer Mozartfeier, die ein deutsihes Theater in einer Stadt wie Pest veranstaltet ? Wenn die Mozartfeier überall Sonntag den 27. gefeiert wurde, warum im deutschen Theater erst Dienstag? Vielleicht, weil man die größern hiesigen Kunstkräfte, da sie im Museum beschäftigt waren, nicht zur Verfügung hatte! Gut! Aber deshalb hätte sich das Deutsche Theater den eigentlichen Festtag Doch nicht follen entgehen lassen, hätte man die „Zauber= flöte” oder eine andere Oper von Mozart, Sonntag Abends im deutschen Theater in möglichst würdiger Meise aufgeführt, so hätte Dieses Institut das feinige gethan. Sowohl jene Herren und Damen, welche sebr die Welt bedeuten­­den Bretter innehaben, als auch Diejenigen, welche sich an ihren Darstellungen so sehr erfreuen, wären einsichtsvoll genug gewesen, an dem einen Tage die Bühne für die Mozartfeier zu zeh­ren, wenn man ihnen die Sade nur ans Herz gelegt hätte. Hat es nun dennoch gewichtige Gründe gegeben, das Mozartfest post festum zu verschieben, so hätte man wenigstens dabei so vorgehen sollen, wie es der Sache würdig war. Ein Theater hat es nicht nothwendig, eine Moz­­artfeier zu einer so ungewohnten Zeit, wie vier Uhr, Nachmittags, zu veranstal­­ten ; ihm stehen seine Räume, wenn es nur will, auch in den gemähnlichen Thea­­terstunden zu Gebote. Und wahrscheinlich hat das Publikum entweder den großen Theaterzettel, der das Mozartkonzert ankündigte, für einen gewöhnlichen gehal­­ten, und sich auf Musikgenüsse gefreut, Die es Abends zwischen 7 und 10 Uhr hätte haben sollen, — oder sein Takt fühlte sich über Die unrechte Stunde so sehr verlebt, daß es sich nicht veranlaßt fühlte, bei Diesem S­onzert zu erscheinen, Daß das hiesige Publitum für eine Mozartfeier die gewünschte Theilnahme hat, das konnte man am Sonntag im Nationalmuseum sehen. Renee Do. Weit, 31. Jänner. Aus Wien vom 26. wird der „Times“ tele­­graphirt: „Rußland schlägt vor, tag die Präliminarten in Paris unterzeichnet werden sollen und äußert den lebhaften Tuna, daß der Friede möglich rasch abgeschloffen seie.“ "Partner Auch die et­chterstatter 688 , Moro" und ver „nv. b." wollen willen, daß die Konfferenzen am 10. Febr. in Paris eröffnet werden sollen, zunächst zur definitiven Unterzeichnung der Prälu­mi­­narien, über die man in Wien nur ein Protokoll aufnehmen werde. AS Bevollmächtigte Oesterreiche nennt der Ye Korrespondent den Graz­­en Buos und den Freiherrn Hübner, als N Repräsentanten der Turfet Vely und Fund oder Reshid Pafda. Nach dem „Nord “ent“ Sardinien ebenfalls von dem fünften Punkte Gebrauch zu malen, um als „kriegführende Macht” seine Se­­paratbedingungen zu stellen. Eben­so wird aus Turin dem in Genua erscheinenden „Borriere Mercantile” geschrieben:: „Ein sebr Kar gefaßtes Dokument, welches die Ansichten unserer Regierung über den fünften Punkt auseinander feßt,­­ nach Paris und London gefchtet worden.” Auch wird dem „Constitutionnel” aus Konstantinopel gemeldet, daß der fardinische Gesandte wegen Nichtzulassung zu der Kommission wegen der Reformen in Betreff der Naja dó Protest erhoben habe. Dieser Schritt hat jedoch die Fortiegung der Konferenzen nicht gehemmt, da am 16. Jänner die zweite stattfand ; indessen hat der Protest des Gesandten nicht verfehlt, große Sensation zu erregen. Ueber den Bruch mit Persien äußert sich der „Simed"-Korresp. aus Konstantinopel dahin, was Mr. Murrays Abreise von Teheran eine Uebereilung gewesen zu sein scheine. Als Beweis, daß die Ange­­legenheit nicht als eine politische­ aufzufasfen se, bemerken die Perser, daß der Schah, wer sie niemals offen in Negierungssachen mischt, zwei eigenhändige Briefe an Mr. Murray über die Streitsache gerichtet habe. Eine Bezwidkerung sei in­folge der Differenz nicht zu fürchten. Der Pariser Korresp, der , Holt" anderseits will wissen, daß die brit. Ne­­gierung Mr. Murray’S Sache als seine Privatstreitigkeit betrachtet, und sich derselben energisch annehmen wird. Der Berichterstatter des , Con­­frutionnel” aus der Türkei endlich schreibt, daß Die persische Gesandt­­schaft in­ Konstantinopel eine große Thätigkeit entfalte und sich darin der Wunsch des Schah befunde, sein Benehmen gegen den britischen Gesandten, das er bedaure, zu rechtfertigen. Zugleich ist Die Pforte auf­­gefordert worden, ihren Gesandten im Interesse weiterer versöhrlichen Vermittlung nach Teheran zu fcn­den. Die englisch amerikanischen Differenzen nehmen — nach der legten transatlantischen Post v. 15. — wieder einen ernsten Cha­­rakter an. Der „Herald“ Schreibt: „Dem Bernehimen nach hat die amerikanische Regierung von dem englischen Kabinet geradezu die A­b­­berufung Crampton’s verlangt und erklärt, das sie, falls man ihrem Ansinnen nicht willfahre, den bei der­ Verlegung der Neu­­tralisationsgefege betheiligten Herren Crampton, Barclay, Mathew und Rowcroft das Erequatur entziehen werde.“ Auch der „Courier and Enquirer‘” meldet eS als eine seinem Zweifel unterliegende That­­sache, Daß Gern Buchanan die Instruktion ertheilt worden sei, die Abberufung Crampton’s zu verlangen. Ein Brief aus Washington bhut eines daselbít stark verbreiteten Gerüchtes Erwähnung, welchem zur folge England geneigt sein­ sol, seinen Ansprücen auf die Batinseln und die Mosquitofüfte zu entsagen. In Madrid ist nach der „Epoca” die Antwort des päpstlichen Stuhles auf die spanische Denkschrift am 22. Jänner eingetroffen; sie umfaßt 111 Druckseiten des größten Formates und ist in versöhnlichem Zone gehalten. Sie sucht vornehmlich zu beweisen, daß nicht der päpst­­lde Stuhl an dem Abbruche der Beziehungen zwischen Nom und Spa­­nien schuld sei, daß ersterer bei allen seinen seit dem Juli 1854 erho­­benen Ansprüchen blos die Interessen der Religion ins Auge gefaßt habe, ohne daß Selbstsucht oder weltliche Beweggründe ihn geleitet hätten, und daß die Abberufung beg­innt und erst erfolgt sei, als der katholischen Freiheit in der religiösen Grundlage der Berfaffung zu nahe getreten wurde und die Regierung eine Menge von Anordnungen traf, die außer­­halb ihrer Befugnisse lagen. Die „Epoea” meint, daß Diese Antwort die Sachlage nicht ver­­schlimmere, sondern daß im Gegentheil, da man in Rom wie in Madrid aufrichtig die Deilegung des Zerwürfnisses wünsche, die Herstellung 968 früheren Einvernehmens durch beiderseitiges Fluges Nachgeben noch mn il­URA zu been­det. orgestern hat sih Freiherr von Beust nach Berlin begeben, jener Rütkehr nach Dissen sieht man Ende a Woche entkern. London, 23. Jänner. Das Meeting über den Fall von Ka­rs ín Der Londons Tavern zählte etwa 1500 höchaft respektabler Mitglieder, und nahm einstimmig eine Denfferift an die Königin an, welche um ein Karlsuntersuchungsfomu­s bittet. Mr. Morley, Mr. Traverg, Mr. Medi und andere Sprecher der höheren Bourgeoisie wur­den gelegentlich, fast eben so warm begrüßt, als der Journalist Mr. Ri­­chards, der Sinope und Kara in Zusammenhang brachte, und seine Meinung dahin aussprach, das all die Politik ihre Giftmischer von zugeleg­t habe und daß es lächerlich sei, die Möglichkeit politischer Kri­­minalfäle zu leugnen. Gegen den Prinz Albert und don Herzog von Cambridge erhoben sie. Die bekannten Ankragen, aber so oft sin­gebner das Wort , Berrath" over „Anklagestand" fallen lieh, Brad, die Majo­­rität der Versammlung IE­RUN­RAN. Deifall aus. Die Parlaments­­mitglieder Sir I. Dufe, W. Williams und Baron Rothfehild hatten sich wegen ihres Nichterscheinens brieflich mitschuldigt. Leuterer erklärte in seinem Schreiben, er sei vollkommen von der Nütlichkeit des Meetings überzeugt, so wie von der Nüglichkeit, daß eine von Fal von Kara be­treffende Untersuchung angestellt were. Das Meeting, welches den Protest des Volkes von Westminster „ge­­gen die Abschlierung eines, der Mo­rde und Ehre Englands nicht ent­­sprechenden Friedens" aussprechen soll, findet Mittwoch in St. Martins­­hall statt. Man hört, dag MWhigs, Tories und Radikale einträchtig haz bei zusammenwirfen wollen. Der römisch-katholische Erzbischof von Liverpool, der sebr. hochwürdige Dr. Browne, ist vergangenen Freitag plößlich gestorben.­­ Das Andenken an Mozart ist auch in vielen Städten Englands gefeiert worden. London hatte in seinem seiner großen Musiksäle eine Seiler veranstaltet, dafür versammelten sich die Berehrer des unsterblic­hen Meisters vorgestern im Glaspalaste von Syden kam zu einem Kon­­serte, in welchem, leiter ohne bedeutende Kräfte, blos mozartische Kom­positionen aufgeführt wurden. Es waren an 1200 Personen zugegen. Die Feier mußte notbgedrungen auf Sonnabend verlegt werden, da gestern, dem eigentlichen Jahrestage, als an einem Sonntage alle öf­fentlichen Zotale geschlossen waren. In Newcnstle sol ein Kollegium für Naturwissenschaften errichtet werden, und die Kosten sind auf 30.000 £. veranschlagt. Der Herzog von Northumberland, der reichste Gutsbesiger der Grafschaft, hat einen Bei­­trag von 5000 £. versprochen, wenn erst 15,000 gezeichnet sind; erreic­hen die Subskriptionen die Höhe von 30,000 £., so hat er sich vers­pflichtet, 40,000 £. beizusteuern. — Eine ähnliche V­erbindlichkeit hat der berühmte Ingenieur Stephenson übernommen. Das Gebäude ver sehr werthvollen Bibliothek von Nemweastle nämlich ist noch mit 12,000 8. verschuldet, und GStephenson versprach für seinen Theil 6000 8. herzu­­geben, wenn Die andere Hälfte der Substription aufgebracht würde. Lesteres ist beinahe ganz geschehen, und so wird dur Stephenson’s Anregung die ganze Schuld auf einmal getilgt sein. Petersburg, 22. Männer. Von den englischen Zeitungen hat namentlich eine, das bedeutendste Organ für alle Militär-Angelegenheiten in viesem Lande, die „United Service Gazette," seiner Zeit die öffentliche Aufmerksamkeit auf das fast wunderbare Entschlüpfen der rufstishhen Escadre von Detropawlowst nach den Amur-Mündungen gelenkt, und wenn die Russen bisher ü­ber eine glück­h­ften Thaten dieses Krieges ein unverbrüc­hliches Schweigen sie sich bisher in der Kühnsten beobachtet haben, so Liegt der Grund wohl sehr einfach darin, und daß

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