Pester Lloyd, April 1856 (Jahrgang 3, nr. 77-102)

1856-04-08 / nr. 83

Eine preußische Stimme.­ ­Berlin,5.April.Unsere offiziellen und offiziösen Kreise mögen den Enthusiasmus über den Friedensabschluß noch so sehr zur Schautraguns im Grunde bedauert trotzdem jeder Denkende die Rolle,welche­ Preußen in dieser großen Frage übernommen sind ,könnte der streng-preußische Patriotismu­s sich auch­ mit der»sparsamen« Politik zufriedengeben.Deutschland hatte jedenfalls ein Recht, von der zweiten deutschen Großmacht ein thätigeres Einwirken zu for­­dern,und muß ihm seine Passivität umso mehr zur Last legen,als darunter auch Oesterreich leiden mußte.Oesterreich,das vom An­­fange an die­ Bedeutung deroh­emalischen Frage Athlet­kutschein­­teressen im vollen Maße würdigte,und eine noch größere Energie ent­­wickelt hätte,wäre Preußen ihm unterstü­tzend beigestanden.Dazu­­künftige Historiker wird der Aufgabe n­icht entgehen können,zwischen den Unterzeichnern dritten Pariser Friedens eine Parallele zu ziehen,—­­die Parallele zwischen den­ beiden deutschen Großmächten wird aber wahrlich,nicht zu unseren Gunsten ausfallen. Daneit aber nicht genug.Wie auf politischem,gewinnt auch an volkswirthschaftlichem Gebiete ins Oesterreich immer mehr den Vorrang abz die letzten,bei ihnm eingeleiteten Zolltarifherabsetzt­ngen legen dafür neues Zeugniß ab. So kommen ti­t heute«die»Nat.-Z.«die erwähnte österreichische Maß­­regel in folgender Weise­: »Die Tarifher­absetzungen,um welche Preußen mit den­ Zollver­eins­­staaten Jahrelang vergebens markten mußte,nimmt Oesterreich rasch und mit dem rücksichtslosesten Muthe vor.Es bringt seine Tariifsätze auf ein fast gleiches,vielerwärts sogar niedrigeren Niveaus­erab,als die Tau­fsätze des Zollvereins einnehmen,und sucht damit die österreichisch-deutsche­ Zolleinigung nicht nur leicht durchfü­hrbar­,sondern sogar unvermeidlich zu mac­­en.Preis­­ßen ist durch den Zollverein gehindert,in seiner Handelspolitik mit­ Defin­­ireich in Konkurrenz zu treten,und es tritt der vor einigen­ Jahren unt­ruf­­bare Ausgang ein,daß Oesterreich in der deutschen Zollverfassteng das an­­regende Element wird.Der Zollverein mag vorsehen!Stillstand ist jetzt mehr als jeder entschiedenste Rückschritt.« Schließlich gestalten sich auch unsere Preßverhältnisse in einer Weise,die sie wahrlich wenig beneidenswerth machen;das Bild­­welches die Motivirung des Ab­geordnet h­at bis in der Kammer von ihnen entworfen,beseitigte jeden­ Schleier­­—und wenn heute noch die»N.Z.«an eine detaillirte Darstellung derselben geht,so kann sie­s wenigerdachrdienst des Neuen als des Aus demleben gegriffenen für sich in Anspruch nehmen.Die Darstellung gewährt einen solch klaren­ Einblick in die betreffenden Zustände,daß einige Zitate daraus auch für Sie von Interesse sein dürften. „Wir sind weit entfernt, sagt das genannte Blatt, ung eben persönlich zu befragen­­, wir künnen nicht behaupten, daß­ wir etwa speziell und am meisten verfolgt wären; aber wir können versichern, daß Deffen ungeachtet un­­sere Lage eine solche geworden war, daß, wenn­ wir unser Verhalten von den momentanen Ansichten und Strömungen der Auffassung bei den Auf­sichtsbehörden hätten abhängig machen wollen, es selbst dann für uns uns möglich geworden wäre, mit einiger Zuschlässigkeit voraus zu missen, was anstößig sein würde und was nicht. Eine ganz unverfänglich erscheinende Sache erregte an, für uns entscheidender Stelle vieleicht den größten Un­­willen, weil Persönlichkeiten hinter ihr standen, von denen wir Finne Ahnung hatten, oder die Regierung Wege verfolgte, die uns nicht vorlagen, oder weil sogar die Sache, die besprochen wurde, gar nicht erörtert werden sollte. Wir wissen sehr wohl, Daß das große Publikum sehr häufig mit der Presse unzufrieden ge­wesen ist. Es ist natürlich, daß Seder seine Ansicht für wichtig, für berechtigt hält, daß er lebhaft wünscht, einen Gegenstand von Dieser Seite besprochen zu sehen, Daß sogar der Einzelne, Der sich viel­­leicht für eine Regierungsmaßregel hart betroffen oder gebracht fühlt, Die Sache, die ihn in seinen innersten Interessen berührt, allem Hebrigen voran­­stellt und Plas dafür in der Presse suht; aber Wenigen ist bekannt, mit welchen Schwierigkeiten die Pfefse zu kampfen hat. Es is vorgekommen, daß uns bei Vermeidung der Konfissation aufgegeben wurde, die Besprechung geriisser Gegenstände ganz zu vermeiden; man hatte die Konfissation ganz ohne Rücksicht auf den vielleicht noch so unschuldig gehaltenen fünftigen In­­halt der Besprechung vorweg angedroht und dadurch die Preßfreiheit noch unter die alten Tage der Zensur herabgedrückt. Es haßt si selbst unter den Härtesten Gefegen noch leben, wenn man nur sicher if, daß diese Gesebe ganz ihrem Wortlaut und Geiste gemäß "angewendet und nicht ertendirt , künftlich interpretirt oder sogar unwillkürlic ganz beseitigt werden. . Unser Prefsgefeb ist gewiß sehr streng; es bestimmt in seinem S. 54, daß der zuständige Richter auf Berlust der Befugniß zum Gewerbebeitieb er­­fennen darf wegen eines mittelst der Presse begangenen Verbrechens zum ersten Male, oder wenn wegen eines solchen V Vergehens innerhalb fünf Jahre zum zweiten Male eine Verurtheilung erfolgt. Bei einem Verbrechen nach dieser Richtung hin kann man sich hüten, aber man wente sich einen Redak­­teur in seiner Geschäftsführung und man wird nicht leugnen, mag es selbst dem gewissenhaftesten Manne leicht begegnen kann, schon in wenig Monaten mehrere Mal Hinter­einander wegen eines Preßvergehens verurtheilt zu werden. Unsere Presse ist noch jung; gute Arbeiter auf diesem Felde sind so selten, daß selbst die über die reichsten Mittel gebietenden Staatsinstitute sich folche ihmer beschaffen können. Eine große Zahl von Zeitungen und Korre­­spondenzen sind täglich zu lesen respektive zu überfeßen und zu ertrank­en ; der gewonnene Stoff it zu fichten; das Wahrscheinliche vom Lügenhaften mit schnellem Blit zu unterscheiden ; totale Begebenheiten sind auf ihre Duelle zurückzuführen ; die große Politik erfordert ihre wissenschaftliche, vaterländssche, im Sinne und Geiste des Blattes gehaltene Auffassung und schnelle Besprec­hung, über die innere Politik, die Verwaltung, über eben zu Tage tretende Fragen fordert das Publikum Nachricht, Belehrung, ja Anregung; die Num­merverhandlungen sollen verfolgt sein; Gegenstände des Etats, der Finan­­zen, Zölle, Steuern, der Gesettgebung machen eine eindringende Untersuchung nothwendig; selbst die Kunst und Wissenschaft will ihre Vertretung; im Sluge muß Allem sein Recht und seine Bedeutung gesichert sein — man vergegenwärtige fi Dies bis auf Die Behandlung der Annoncen und Inse­­rate hin, und man wird nicht leugnen können, ja der fixengste, gewissenhaf­­teste unserer gewiß an Arbeit gewohnten Beamten wird zugestehen müssen, daß viel zu leisten is. Wenn hierbei ein Mederfehen, ein Ausgleiten der Becher, ein nicht gehörig temperirter Ausbruch vorkommt, oder wenn geradezu etwas Saltes mit unterläuft, wenn endlich gegen irgend­einen Paragraphen des Preßgesetes verstießen wird — dann wird, wenn auch der Nichter nach dem Kriege verurtheilen zu müsen glaubt, doe der Redakteur moralisch Ent­­schuldigung verdienen. E83 gehört in der That viel Glück dazu, fünf Jahre lang nicht in Strafe zu verfallen; wir sagen „Glück”, weil seine menschliche Bleichunt und Vorsicht ausreicht, dies zu vermeiden." (a Dies sind die Vreigruftánze der preußischen Ha­upts­tadt Daß sie in der Provinz nicht rofiger aussehen, hat Delius in der Kammer durch die Thatsache bewiesen, vas in Köln­ die Besprechung des G­e­­meindegefeges durch die Presse untersagt wurde. Halten wir nun dem den Freimuth entgegen, mit welchem Die österreichische Sournalistis fast sammtliche große Fragen, welche die Gegenwart beherrschen, in den Kreis ihrer Erörterung zieht, — daß, um bei Ihrem Blatte zu bleiben, der „Petter Lloyd“ die wictigsten Negierungsmaßregeln, wie den D­omänenverlauf, die Bildung der Kreditinstitute, das Tabakmono­­pol, die Administration der Metarialbergwerfe und so vieles Andere ver unbefangensien und, wie aus Allem ersichrlich, wurch Nichts gehemmten Kritik unterwirft; so kann es nicht zweifelhaft sein, wo vie Prüfzustände erfreulicher sind, in Preußen oder in Oesterreich,. X Wien, 6. April, Im Nachhange zu meiner IebtLin gemach­­ten Mittheilung, betreffend vie Szigeth Namen y-Bahn, kann ich Ihnen heute berichten, daß die betreffenden Aftenfuüche bereits an das 9.8­8. Handelsministerium gelangt sind, welches nun die Mairegeln zur Ausführung des Baues zu treffen hat. Die geringste Reifedauer von Szigeth nach Wien ist vermalen 5 Tage; nach Vollendung der Eisen­­bahn wird man nach Pet in 18 Stunden gelangen, Auch höre ich, daß die Galine zu Königsthal (in der Marmaros) aufgelasfen,­ und alle Salzerzeugung in den drei Gruben Nhonapef, Szlatina und Gw gatagh (wohin die Pferdebahn von Szigeth geführt wird). Konzentrirt werden sol­­td Ferner wird mir berichtet­ daß die Staatsverwaltung ihre in Kroatien,im Bezirke des k.k.2.Banal-Grenz-Regiments zu Ter­­gove nächst Petrinia und Dvor gelegene Bergbau-Unterneh­­mung auf Silber,Vlei,Kupfer und Eisenstein mit so Grubenfeld­­maßen,Wassergefällen und allen montanistischen Agrargebäuden und Grundstücken,dann sonstigen Material-und Inventarialvorräthen zu dem­ Preise von 260.000 fl.CM.verkauft habe.Die bezügliche Offertverhandlu­ng hat vor wenigen Tagen im Finanzministe­­rium stattgefunden.Das Interessante hiebei ist,daß diese Bergwerks­­unternehmung,welche schon seit dem 26.Dezember 1854 zum Ver­­kaufe öffentlich ausgeboten ist,kurz darauf zudem Preise von 20.000 fl.’ CM.beinahe verkauft worden wäre,wenn sich nicht im letzten M­o­­mente gezeigt hätte,daß der Käufer einer taklite,mithin besitzun­­fähifei.­­ Die Uebergabe dieser Aerarialbergwerke an die Privatindustrie kann man sowoh im Allgemeinen,Vom volkswirthschaftlichen Stand­­punkte­ als auch mit Rücksicht auf die Ausfallsziffer in der Bergbau­­abtheilung des letzten Finanzausweises eine Maßregel von bedeutender Wichtigkeit und großem Nagen nennen. Die Unternehmung selbst hat eine gute Zukunft vor sich. Die Eisensteinlager in der Umgebung Tergoves, die noch nicht gänzlich aufgeschlossen sind, werden in der Nähe des Meerses theild un­­terirdisch, theils mit Sagarbeit abgebaut. Die Gattungen der Eisen­­steine sind : Brauneisensteine und Spatheisensteine; ihre Ovalität ist eine gute zu nennen. Die Schürfungen auf Kupfer silberh­ältige Blei und Eisenerze zu Tergove wurden auf Anordnung der ehe­­maligen f. f. Hofkammer in Münz- und Bergmwesen im Jahre 1840 be­­gonnen, seither aber nach Eröffnung mehrerer baumürdiger Erzlager zum Theil in förmliche, nicht unbedeutende Bergbaue ausgedehnt. Auf eine Kubisflatter abzubauende L­agermasse entfällt im Durchschnitte ein Kupfers­inhalt von 6 Zentnern, was als eine seltene Reichhaltigkeit anzusehen ist. In den noch in der Muthung aufrecht erhaltenen 21 Eisensteinschürfen können ein paar Millionen Eisenerze nachgewiesen werden. Die Aussichten beim Tergoveer Bergbaubetriebe haben sich über­­haupt in den lesten 4—5 Jahren, wo die Belegungen nur auf die v­or­­züglicheren ager beschränkt waren, sehr günstig gestaltet, und man kann aus dem dermaligen Zustande dieses Montanwertes die Folgerung zie­­hen, wa­s an allen Kupferwerten des Österrei­­chischen Staates feines einen solchen Reichthum an vor­­bereiteten Erzmitteln befist, wie Tergove. 34 habe viele kurzen Daten einer guten statistischen Quelle ent­­nommen, und sie hier angeführt, um die Wichtigkeit des bewerkstelligten Verlaufes zu beleuchten. Ich glaube nicht zu irren, wenn ich der neuen Privatunternehmung bei umsichtiger Leitung ein auch für das Allgemeine heilsamen Prosperiten prophegeie.­­ Die Aufnahme des Herzogs von Broglie in die Akademie. A Haris, 4. April. Die gesammte Presse beschäftigt sich Heute mit der Aufnahme des Herzogs von Broglie in die französische Akademie, welche gestern stattgefun­­den hat. Die Aufnahme war auf 2 Uhr festgefest, aber von um 10 Uhr Morgens drängten sich die glücklichen Billetebefiger an den Thüren des Palastes vor fünf Akademien. Lange vor Eröffnung der Einung waren sämmtliche Pläne belegt, und unter andern war Lord Claren­­don bis auf die Äußerste Tribune zurückgedrängt. Glücklicherweise bemerkte er die Prinzessin Mathilde, und ließ dem Grafen in ihrer Tribüne einen Plan anbieten. Das P­ublikum war ein wahrhaft aus­­erwähltes; die Faubourgs St. Henre und St. Germain hatten sich Nendezuoug gegeben, und Herr v. Broglie hielt seine Rede vor einem Parterre von Herzoginen. Die Lobrede des Herrn von Saint Aulaire war das Thema seiner Rede, aus welcher wir einige Hauptstellen mittheilen. Nach­dem Herr v. Broglie der Akademie für die Aufnahme gedankt, und dann zu seinen Ansprüchen auf diese Wahl übergeht, erinnert er an die Zeit „wo Frankreich fidy glücz­­lich, fhäßte, ja fiol; darauf war, eine Reihe von Institutionen erlangt zu haben, deren Seele und Leben gewissermaßen das Wort war, Zeiten wo dad Publikum fidh gern, vielleicht zu sehr, wie man sagt, in die Öffentlichen Angelegenheiten mischte.” Dann fuhr er fort: „In dieser Zeit gingen Politif und Literatur Hand in Hand. Ich bin, meine Herren, das lebte Propduft dieses freien Austausches zwischen penshönen Wissenschaften unppver Politif;verlegte,dem Datum und dem DBerpdhenfrenad; pie lebte Spur von dem, was nicht mehr is. Das ist mein ein­zi­ger Anspruch auf viese Dahl und er rechtter Ken tie . Der Neodner kommt dann auf seinen Freund St. Aulaire, an dessen Stelle er erwählt, und mit dem er sich in seiner Neue allein bes­chäftigen wird. Wir übergehen die Details, das Leben des Herrn de St. Aulaire betreffend, und zitiren nur einige Hauptstellen über die politischen Begebenheiten. Bei Gelegenheit des Staatestreiched vom 18. Brumaire sagt er: „Wie man auch die Natur und den politischen Charakter dieses Ereignisses beurtheilen mag, ce war ein glückliches, Man kann Alles übertreiben, aber nicht den großen Dienst, welchen eő Sranfreich geleistet hat. Erschöpft Durch Ten DBerlust seines besten Blutes auf dem Echaffet orer im Kriege, vezimirt dur­ den Staats­­streich, Durch die Deportation nach ungetunten Küsten, so stand grant rei­­da, als seine Feinde seine Grenzen angriffen, fl­­ehen um die Beute streitend. Keine Sicherheit mehr an der Grenze, für Nichts und für Niemannen, Zwangeanleihe, sein­e Gottssdienst, mehr, Die Tempel ge­schlosfen oder entheiligt ; Edwärme von Naubingern mästeten sich mit dem Wenigen, das noch überblieb.­­ Die Gefrge zerstörten Das Wenige, was von Sitte und Familiengeist no vorhanten war. Sene großen, heiligen Ideen der Vernunft, der Freiheit, des Hortfipritzes, der bürger­­lichen und sozialen Gerechtigkeit, waren, wie alle Soote, grausam, ichmusig, flupive geworden. Der Weise wünschte fort Die Irrihüm­er ver Vergangenheit zurück, und der rechtschaffene Diann ihre Mißbräume. Alles war im Untergeben begriffen. Das Berdienst bey Stonfulats ist 68 ge­­wesen, Frankreich in weniger als einem Jahre den Sieg und den Frie­­den wiederzugeben.“ Nachdem ver Rezipiendar dann furz die U­mwand­ung de8 Konsu­­late‘ in das­­ Kaiserreich und die neue Stellung, welche St. Aulaire in dieser Epoche erhielt, gefoll­ert hat, fährt er fort: „Wer hätte da­­mals (während v18 Kaiserreich) anders als in der Theorie die Freiheit zurücgewünscht, von der wir nichts And­res als Erzeffe gefannt haben? Der Kaiser, Erbe pieses Nechts des Stärkeren, welches alle Parteien der Reihe nach ausgeü­bt hatten, mißbrauchte es nicht so sehr, wie diese. Er war absolut; überall, forderte er Unterwerfung und Schweigen, aber nicht sowohl für seine eigene Ruhe als zum Besten beg kan­des; er sprach: Der Staat, bag bin ich, und dies war in mehr als­ einer Beziehung wahr. Ueber die Restauration sagt Herr von Broglie: „Sie hatte zwei Vortheile; einerseits knüpfte sie Die Kette der Reitperiode an; sie verband mit der neuen Gesellschaft, was von der alten noch blieb, sie wedte schöne Erinnerungen wieder auf, und be­­lebte von Neuem in den Herzen diesen Kultus der Vergangenheit, wel­­chen man gewissermaßen die brüderliche Pietät der Nationen nennen kann ; andererseits gab sie Frankreich nach, was das Kaiserreich ihm wieder ge­­geben, noch versprochen hatte, eine Regierung gegrün­det auf die Vertheilung, da­rleihgewicht und Die gegenseitige Kontrolle der öffentlichen Gewalten. Ihre Mission war alle großmüthigen Meinungen zu versühren, welc­hes auch ihr Datum oder ihre Natur war, und alle legitimen Inters de gleicherweise unter die Garantie weiter und gerechter Institutionen­ zu stellen.­­ : nach einer kurzen Kritis des Werkes von St. Aulaire, die Ge­schichte ver Stonde, kommt Herr Broglie zu der Epoche von 1830, wo Ersterer nicht in Paris anweseno, und daher nicht nöthig hatte, in dieser Krise Partei zu ergreifen. Herr von Broglie führt dies nur der Wahrheit wegen an, und sagt von sich selbst: „Was mich betrifft, so bedauiere ich weder, noch retraftire ich den Antheil, welchen ich an­ vier­ter Epoche genommen habe. Ich habe gethan, was mir gerecht und nothwendig schien. Wenn ich geirrt habe, fo irre ich noch heute; aber welch inneren Kampf ver Angst e8 In einem solchen Sale Fortet — Gott allein weiß es. Der­ Fürst, welcher in diesen britischen Umständen auf den Thron berufen wurde, hatte mehr als eine Pflicht zu erfüllen, mehr als eine Gefahr zu beschwören. Das Werf des Konsulats fortzufegen in Allem, was es Vortreffliches für die innere Politik hatte, ven Meinungen und ven Rechten Fr­ankreichs nach Außen Achtung zu verschaffen, ohne den revolutio­­nären Geist heraufzubeschwören, das Wert der Restauration fortzufegen in Allem, was es Vortreffliches hatte durch Befestigung ver öffentlichen Freiheiten, die Ordnung aufrecht zu erhalten, ohne Gewaltmaßregeln, den Grund und Boden mit näglichen Arbeiten zu bereden, ohne die Steuerlast zu vermehren — das war seine Aufgabe, die edelste und schwierigste, welche je einem Fürsten zu Theil geworden ist. Sch werde über vielen Fürsten schweigen. Er würde nicht meine Sache sein, ihm Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Sch erwarte mit Vertrauen das Urtheil, welches die Geschichte über ihn fällen wird; sie wir sagen, ob die achtzehn Jahre Frieden auf Kosten, der Ehre und der Interessen des Landes erfaubt sind; ob seine Weisheit: nicht jene Wohlfahrt herbeigeführt hat , deren Früchte wir fest mit vollen Hängen ernten; ob die Armee, melche­ er gebildet hat, sich Frankreichs würs a bewiesen hat, ob seine Söhne sich dieser Armee würdig bewiesen­aben. E. C. London , 4. April. Am 16. April wird die Königin fi von London aus nach Portsmouth begeben und nach abgehaltener Ftottenmusterung denselben Tag nach der Stadt zurückkehren. Nach einem Gerücht solen auch die in Paris versammelten Beschmächtigten her­ übernommen, um das Schauspiel mit anzusehen. Den Parlamentsmitglie­­dern wird die Admiralität eine Anzahl Dampffregatten zur­ Verfügung stellen. Von der zu musternden Flotte waren gestern, schon. 111. Segel auf der Nhede versammelt. Die Seeparade, die 1814 in Gegenwart der alliirten Monarchen vor Portsmouth abgehalten­ wurde, war ohne Zweifel nur ein Kinderspiel verglichen mit dem bevorstehenden groß­­mächtigen Geegepränge. Andererseits hatten die Heinen Kriegsfegel, die ein Nelfen, ein Cochrane und andere Serhelden geführt, ganz­e andere Erinnerungen aufzuweisen, als die Armada von Napier und Dangas. Die lang erwartete Eröffnung der Kommissions-Untersuc­hung über den Krimibericht von Sir 3. Mac­Neill un­d Oberst Zulloch hat endlich gestern Morgen in Chelsea stattgefunden, doc­h wur­­den nur einige Formalitäten abgemacht, und dann die­ Sigung auf Montag vertagt. Graf Lucan wird zuerst gehört werden; nach ihm wird Earl Cardigan an die Reihe kommen. Der zahlreich­ anwesenden Poli­­zeimannschaft war es sehr leicht, Ordnung zu halten, denn­ nur­ wenige Zuschauer hatten sie eingefunden. Die Reporters flagen, daßs man ih­­nen einen sehr unzwemäßigen Plan — einige zwölf’ Schritt hinter dem Rüden der Zeugen — angemiefen habe. Di­e in Parlamentsverbandlungen vom 3. April. Oberhaus-Sigung. Lord Albemarle sagte, daß er zwei Anzei­­gen auf dem Brett habe, die eine auf den 14. April, die andere auf den 3. April; beide beziehen sich auf den Gebrauch der Tortur in der Präfii­dentschaft Madras. Die Aktenfuüde, deren Vorlegung er heute beantragt, weisen nach, daß am 27. und 28. Juli 1855 wieder 14 Personen auf das Scheußlichste gefoltert wur­­den. Die Steuer, welche zur Folter Veranlassung gibt, führt den arabischen Namen „moturpha“ und wird nicht nur von allen erdenklichen Ge­werben, sondern für jedes einzelne Handwerkszeug und selbst für Hand­ierungen unter freiem Himmel und an der Landstraße eingetrieben.­­ Der Barbier 3. B. muß selbst zum Steuereinnehmer geben, der ihn­ oft tage lang warten Yäht, um die Erlaubniß zum Gebrauch seines Rafirmessers, das 2 d. werth ist, zu erlaufen. In der Regel überflc­gt die Steuer 6 Mal den Werth des besteuerten Werkzeuges, und sie wird auch von den geringsten Verkaufsartikeln erhoben. Ursprünglich von den Mohamedanern eingeführt, wurde sie anno 1793 in Bengalen von dem menschenfreundlichen Lord Cornwallis abgeschafftz in Bombay bestand sie bis 18445 in den nord­westlichen Provinzen und im Penpichab hat sie niemals exziftirt, weil der kriegerische Charakter der Einwohner einigen­ Ein­­bruch auf die Herren Direktoren machte, und ihrer Furcht die Oberhand über ihre Raubsucht verspaffte. Nur in Madras erift­rt sie fort. Im Bezirke Chengleput rief sie ab 1844 einen an Aufstand grenzenden Tumult hervor. Im demselben Bezirf kam es nun vergangenes Jahr vor, daß der Steuereinnehmer, Mr. Shubrid, einen seiner Stellvertreter, Namens Strevantee Row , vermahnte, daß er hier ganze Webstuhl­­feuer im Dorfe Pariapolium (im Betrage von 21­8. 15 © h. 4­8 ungesamm­elt gelassen, und den Rückstand bei Strafe einer „strengen " rare" eintreiben müsse. Was der Kunstanspruch „severe order” bedeute, set zum unbekannt, aber die Folge der Bermahnung war, bag 14 armen Webern „Zwang angethan wurde.“ En umschreibe man in der indischen Gerichtssprache das Wort Folter. Sie­­ wur­­den der sogenannten „anundal” unterworfen, einem Zwang, der vor einiger Zeit einem alten Mann wegen eines Nachtlandes von 51­. d. das Leben gefottet hat. Man ftelte sie nämlich um 8 Uhr früh mit einem 12 Pfd. schweren Stein auf dem Naden in die Sonne und ließ sie fastend, ohne einer Tropfen Wasser oder einen Biffen Brod bis gegen 10 Uhr Abends in dieser Stellung verharren; zur Abwech­­selung erhielt Jeder gelegentlich statt des Steines einen Mann auf den Naden, während zwei Agenten ihn „zwidten.“ Um 10 Uhr Abends erhielten sie die Erlaub­­nis ihr Brühstück in einer “eloaca” einzunehmen. Den nächsten Tag sfoten erholte man dies verfahren, obgleich sie um Gnade flehten, , da sie sich das Geld nicht aus dem Naden schneiden konnten.’’ Wie lange es fortgefegt wurde, weiß der edle Lord nit­­ genug, da die Unglücklichen in einer Bittschrift an Mr. Shubrid um „‚eine kurze Gesteindung‘“ baten. Mr. Shubrid untersuchte darauf die Sache , und nahm den „‚tahsildar’“ (indischen Steuersammier) in die lächerlich unbedeutende Geld­­bute von 5 Nupten (IOSh.), , In Anbetracht, daß die Weber eine ansehnliche Summe schuldeten, deren Zahlung je hinauszuschieben suhten, und daß der tahsil­­dar durch eine Ordre des Einnahmendepartements die Steuer persönlich einzutreiben gezwungen­ war." Der eine Lord schließt seine Darstellung mit einem Antrag auf eine Adresse an Ihre Majestät um Vorlegung aller betreffenden Schriftftiche. Der Herzog v. ArgyLl erwidert, in Abwesenheit des Konfet­spräsi­denten, daß die Regierung nichts­­ gegen die Vorlage habe, allein die Altenftüde seien nicht da und es würde nöthig sein, sie aus Sapien holen zu lassen. Zugleich versicherte er, die­­­egierung wünsce die moturpha abzuschaffen, obgleich dem noch Hindernisse im Wege finden. Die Torturfrage habe Index nichts mit der Steuerfrage zu schaffen, denn aus der Auflegung der Abgabe folge nicht, wa sie, dur folche Zwwangsmaf­­regeln wie die erwähnten erhoben werden müsse. Auf eine nochmalige Bemerkung des Earl of Albemarle erwidert der Herzog v. Aguil, daß sich Feines der verlangten Dokumente im Besit der Regierung befinde. — Lord Albemarle ent­­gegnet, das habe er sich gedacht, und er kenne seine Motion nicht zurü­cziehen. "Sie wird Darauf­ genehmigt, und die Vorlage angeordnet. Unterhbauflisung. Emwart richtet an den Premier, die Frage, ob Schritte gethan worden seien, um Die griechische Regierung zur Aufhebung

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