Pester Lloyd - Abendblatt, April 1856 (Jahrgang 3, nr. 75-100)

1856-04-02 / nr. 76

Die en­gelige­­­ Nummer Eofter- 1 Ex. EM; Medaftiond- Burean, DO. rotheagaffe Nr, 12 im erften Stod, BITTER | Neo. 16. · ; Zelegraphische Depeschen der »„Defterr, Eorresp.* Thrin, Montag. Der Siebe­nwinde gestern hier, in Genua und­ in Alessandria duch Kanonenfalven verkündet, ‚Der Hahdils- und­ Schifffahrtsver­­trag zwischen Piemont und Mexiko ist ratifizirt worden. Tur­itt,29.­März.Auf eine Interpellation des Abgeordneten Beufferio erwiderte der Justizm­inistert eine Reform des Strafkodex seisvothwesndigzesbee jetzt noch schwer ausführbarze I­ngenieur sei be­auftragt einensplan zur Verbesserung des Gefängnißwesens zu entwerfen.In·aparma ist der Staats­­­rathopräsident Baron Soldati gestorben, Livorno,30.März.Spuren des Kryptogams,die an den­ Nasenstö­­cken sich zeigen,erregen Besorgnisse­ auch für die Weinstöcke,doch dürfte die Traubenkrankheit heuer weniger ausgedehnt erscheinen.Der Saatenstand zeigt sich sehr günstig. »« --—· - sxtPest,2-Apr’il.In Wien hieß es,«G'rquud­ werde heut­e bereits Paris Verlassen auch Graf Collorede wird in der ersten Hälfte, dieses Monats in­ der­­ Österreichischen­ Hauptstadt erwartet. Der Austausch der Ratifikationen­ in Paris soll­ Ende April erfolgen, fo Daß die Räumung der Krimm .erst im Mai beginnen und schwerlich vor Oktober beendet sein dürfte... In Folge des Srievens­chluffes hat die Bank von Frankreich ihren Essompte sofort von 6 auf 5 herabgefeßt. Graf Walewsr i­st zum Croffreur der Ehrenlegion, Freiherr v. Bourgqueney zum Senator ernannt worden. Die Soldaten der­ Mlasse 1848, welche des Kriegs halber bis fett in den Reihen der Armee verblieben, sollen unverzüglich entlassen werden.­­ Staatsminister G­ould kündigte­­ keinen Sammeln den Frieden an und danfte ihnen für ihren Patriotismus. Eine­ gewöhnlich vortrefflich unterrichtete Londoner Korrespondenz DEE ,D. A. 3." m­eldet: . Der militärische Plan zur Besetzung der Türkei­ ist,wie ich höre, sanktionirt , und bereits sind Die geeigneten Befehle nach den Hauptquar­­tieren Codrington’s­­ und­ Peliffier’s abgegangen. Englands Armee wird durch thätige Werbungen stets auf der Höhe ihrer gegenwärtigen Ziffer erhalten und von den 50.000 Milizen nicht Ein Mann entlassen. Im Testen Ministerrathe wurde die Vorlage des Kriegsministers zur Debatte gebracht, welche vom Parla­­ment die Verlängerung des Milizdienstes verlangen wird. Außerdem werden die Fremdenlegionen im Orient Beschäftigung erhalten und die Werbungen mit dem frühern Eifer­ fortgefecht­ werden. Das fürfü­hz englische Kontingent ist für die Donaufürstenthü­mer­ bestimmt. Somit, schließen unsere Ministeriellen, ist England in die Lage verfecht, die Trage zu lösen, merde der Krieg aufgegeben, nämlich: Wer hat in Konstantinopel zu regieren? Offenbar die Westmächte. Dieses Ziel wird erreicht werden. Die alliirten Armeen werden Die Türkei vers­tragsmäßig drei Jahre belegt hal­en, und was dann zu erfolgen hat, werden die Umstände zu bestimmen haben. Vorläufig sieht sich die türkische Negierung troß ihrer „un« zeitigen Opposition" in den Konferenzen in Die Lage dverfeßt, abermals eine Anleihe unter der Garantie Englands und Frankreichs negozieren zu müssen. Zu diesem Ende wurden hier und in Paris Anfragen gestellt. Die von dem Ausgange der Separatserträge, welche zwischen den West­­mächten und der Türkei negoziert werden, Abhängig gemacht wurden. Welcher Natur diese­ Separatverträge sind, fügen unsere Informationen nigt bei; es ist aber zu vermuthen, daß sie die Begebung der Türkei betreffen. Man hat nach dieser Richtung Hin eine emergische Opposition N­ußlande erwartet; aber es scheint, daß der Preis’ gewisser Konzessionen deshalb so niedrig gestellt wurde, weil das Kabinet von Petersburg ein Gemährenlaffen in der Türkei usagte. eh Ueber die anglo-amerikanischen Differenzen schreibt man der "A. A. Ztg." aus New York: „Ein Krieg mit England wide wesentlich ein Seekrieg bleiben. Englische Schiffe könnten unsere Küsten Karaffiren und solche Helventhaten wie in der Ostsee und im Asowischen Meere verrichten, aber an die größern und wichtigern Punkten , wie Ne­w- York, Boston, New-Dorleans de, könnten sie sich nicht wagen. Denn diese sind auf der Seeseite hinlänglich geschiist ; unsere Stadt z. B. durch 11 Forts und Batterien mit 1000 Geschüsen, großentheils 10 bis 12zöfige Columbiaden , eine Gerbliggattung, welcher man den Vorzug vor den Palihans gibt. Es werden damit Bomben so hori­­zontal wie, eine Büchsenkugel­­ geschaffen und­ wenige Schiffe wü­rden hinreichen, um das größte Orlogschiff in den Grund zu bohren. Daß, New­ Jort auf der Landseite von Long Leland her verwundbar, ist wahr, aber der Angriff von dieser Seite her ist Tei­­nesmwegs eine einfache und leichte Lade: Wenn man überall an der Küste von Long Island mit einer Flotte landen könnte! Wenn nicht fast an der ganzen Südküste entlang die Sanddüinen ähnlich der Landzunge von Arabat erstrecken! Und wenn nicht eine englische Landungstruppe, noch ehe sie auf den Anhöhen hinter Brooklyn angelangt wäre, ebenso gründlich geschlagen sein würde, wie Patenham’s Armee 1815 bei New­ Orleans! Wie gesagt, die englische Flotte rammt den englischen Landsoldaten flößt ins Seine Furcht ein. Unsere Kaper­­schiffe würden ohnehin den Krieg bald genug an die feindlichen Kü­sten üb­ertragen, und dort den englischen Kriegsfahrzeugen Arbeit vollauf geben. Was den Krieg der ma­­teriellen Interessen betrifft, so rechnen wir, daß es für England schwerer sein würde, für Die 23,658,427 Pf. St. Warren, die es und In einem Sabre (1853) zufügete, an­dere zahlende Abnehmer zu finden als fü­r die Vereinigten Staaten, die ganze Bann­­­wollausfuhr eines Jahres (16 Mil. Pf. St.) den Pflanzern aus der Bundeskasse ab­­aulaufen und zu verbrennen! Wir rechnen endlich, daß sich in den englischen Fabrik­­städten manches begeben wu­rde . ..! Aber auf einen Krieg mit England und Trank­­reich ist man allerdings noch nicht gefaßt !” In Berlin ward schon am 31. März durch den Handelsminister 9. b. Heydt dem Herren so wie dem Abgeordnetenhause mitgethe­ilt, daß der Friede „von sämmtlichen Beschmächtigten” unterzeichnet mworw­en­det. Jede der beiden Kammern begrüßte diese Erklärung mit einem vorwerkı­­den dreimaligen Hoch­ auf den König. Zu dem Potsdamer Depyeshendiebstahl theikt víg „Patr. tg." Redakteur: Lindenberg) noch einige Thatsachen als „ver­­­­­­­ bürgte und unwiderlegbare” mit, die wir hier folgen lassen. Das Blatt schreibt :­­­nd edett hatte in­ der Negel von­ den ‚veruntreuten Schriftstiicen nur AB fegeisten genommen, die Originale aber an, die Bedienten der Beflohlenen­ zurückgege­­ben, damit sie nicht vermißt würden. Diele‘ der in Beschlag genommenen Schriften be­gehen sind auf Papier Fanzipiet,, das den Stem­pel’ der Oberrechnungskammer tigt, Wenn man für diese Thatsache, nicht nach Der­ ganz uns wahrscheinlichen Erklä­­ung greifen will, daß Teen jenes Papier., bei Herrn Seiffart gestohlen oder von die­­sem ‚zu feinen Löblichen Werken erhalten­ habe, so bleibt Faum etwas Anderes als die Annahme übrig : dab Zehen seine Aufschriften in dem Arbeitsfabinet des Herrn Seif­­fart und unter D­enügung des hier befindlichen Schreibmaterials gefertigt habe,­­ 2) Tehen hat während seiner Operationen nicht etwa blos gegen Herrn Selffart das vertrauliche­ Geständniß abgelegt, daß er ein Agent des Ministerpräsidenten , Herrn von Manteuffel sei, sondern sich auch gegen verschiedene andere Personen mit unver­­tennbarer Absichtlichkeit weffen gerihmt und namentlich fi Mü­he gegeben, dem Bedien­­ten des Kabinetsrátha Niebuhr, Der daran gezweifelt, dies glaubhaft zu machen, Teschen hat ferner einen Unterbeamten des Herrn Ministerpräsidenten zu bestechen versucht, hat mit dieser ihm eine Adresse an seine Person von der­ Hand des Herrn von Manteuffel verschaffe. Uns scheint hiernach die Beantwortung der Frage z­weifellos , ob. Tedhen­ge­­nt Herrn GSeiffart, wie dieser behauptet, oder gegen den Ministerpräsidenten Herrn in Manteuffel eine Intrigue gespielt hat. .». ")Der Herr Minister­­"sident hat zwei Briefe,die einzigen,die ihm aus dem Depeschen-Diebstahl und zwar indirekt zugegangen­­ sind, sofort Sr. Majestät Dem Kö­­nige und dem General von Gerlach m­itgetheilt und dadurch zuerst auf die Sache auf­­merksam gemacht. 41Der Brief,den der Redakteur dieser Zeitung im Sommer v.J.an den Ge­­neral V.­Gerlach geschri­eben,enthielte­h­re Mittheilung über die Anwesenheit Sr.königl. Hoheit des Sprinzen von Preußen hierin weinden,und Das,was Se-königl.«­Hoheit bei Kieser . Gelegenheit or vieren Personen. gesprochen­­ hatte. " Dieser Brief enthielt sei­­nerlei Unmahrheiten und noch, viel weniger „Berleumdungen“­­gegen den Prinzen. Egr. 90b., wie aus ‚feinem, gewiß mehrfältig Fonfersirten Inhalt leicht zu fonstatiren ist. Der General 9. Gerlach, aber hatte dem Schreiber des Briefes weder zu diesem, noch n irgend­einer andern, Mittheilung jemals einen Auftrag oder eine Anregung gegeben. Ersterer hatte den­­ Brief ganz aus eigener­ Veranlassung geschrieben und hat außerdem nur einige Gesuche in Betreff der „Patriotischen Zeitung“, sonst aber gar Fein .Schrei­­ben an den General 9. Grrlad gerichtet.“ In der Sigung Des Dänischen Reichsrathes ward am 28. März der Antrag auf Abschaffung der Reichsrathbsgage — 500 Thaler jährlich für jedes der 80 Mitglieder — mit 53 ge­­gen 17 Stimmen verworfen. Mit Bezug auf die wielerwähnte Frage über den Berfíb bei den be­­vorstehenden bischöflichen Konferenzen In Wien schreibt der „Der Bollefr­ t: "Szene Medereinfunft zwischen der Regierung und dem heiligen Stuhle, Tanz welcher, der Borsig in den bischöflichen Konferenzen je nach den Gegenständen der Verhandlungen­­ zwiischen Sr. Eminenz, dem Kardinal­ Pronuntius und den Kardinälen von Prag, Gran und Wien mwechselt, if nicht etwa ein Kompromiß aus neuester Zeit, sondern fourde früher getroffen, so wie denn überhaupt ber­zügli­cieser Konferenzen zwischen Kirche und Staat alles so geregelt und fest­­gefeßt if, daß bei Dem guten Willen und der erleuchteten Einsicht des Österreic­hischen Episkopats das einmüthige Zusam­menwirfen des katholischen Staats mit der katholischen Kirche Durch diese Konferenzen nur befestigt, aber keineswegs ge­­stört werden kann. Es­ können wohl, Meinungsverschiedenheiten zwischen der geistlichen und weltlichen Gewalt entfliehen, für deren­­ friedliche und­­ freundliche Ausgleichung jedoch im Konkordate­n selbst Sorge getragen­ ist, aber Kampf und Krieg und Kolisionen zwischen Staat und Kirche sind in Oesterreich für alle Zeiten aus­­gefähroffen, so lange der Kaiser Gott gibt, was Gottes, und das Episkopat dem Kaiser gibt, was des Kaisers it. In Bezug auf die Stellung der I­sraeliten in der Schw­eiz­ hat der Bundestag in den achten Tagen folgenden Beschluß gefaßt: „Die Schweizer Jsraeliten geriefen alle Rechte der Bundesverfassung, gleich den Übrigen Schweizer Bürgern, mit Ausnahme derjenigen, von welchen­ die Bundesverfassung sie speziell anschließt.” Damit ist der in manchen Kan­tonen geltenden Willkür der Haven abgeschnitten, a­n Maris, 29. März. Die Konfeils der Banfen von England und Stanfreich haben sich bereits wegen Herabgebung des Diskfontos verständigt. Diese Redaktion sol sofort nach Wiederherstellung des Friedens stattfinden. Was den Bagrvorrath der beiden Banken betrifft, so hat Derselbe bedeutend zuge­­nommen, — Cinem wo nicht verbürgten Verlichte zufolge würde Lam­ar­­tine seine verschuldeten Güter aufgeben, um seine Schulden zu bezahlen und sich nach den Vereinigten Staaten zurückzuziehen. — Der Plan, den größten Theil des Boulogner Gebulges und die dort Legenden Gemein­­den Ternes, Paliy, Bagatelle und Madrid mit dem eigentlichen Paris zu ver­­einen, wird binnen Kurzem wirklich in Ausführung kommen. Der nach Nenilly und Billancourt­­ hin liegende Theil des Wäldchens soll an Privatleute zur Erbauung von Landhäusern ver­anft werden. — Der Kaiser soll dem Seine­­präfekten angezeigt haben, er beabsichtige Paris so auszudehnen, daß der Triumphbogen Fünfzig den Zentralpunkt der Stadt bilden werde. Auf der Stelle der Elyfäifhen Felder In Paris, wo bei einigen Monaten der Palast der schönen Künste fand, herrscht jebt wieder die größte Bauthätigkeit, es wird dort ein Hippodrom im großartigsten Maßstabe ‚aufgeführt, da der Hippodrom an der Barriere "de Vitvile wegen Vergrößerung der Stadt­ niedergerissen wurde. Der neue Hippodrom, nach den Plänen des Architekten Arnault "ge­baut, wird von weiten Garten-Anlagen mit Kofferhäusern, Ställen und Nemi­sen umgeben sein und 3 Haupteingänge haben. Es Hat sich ein Reiter-Club gebildet, welcher die Arena zu seinen Uebungen benuben kann an den Tagen wo seine Vorstellu­ngen stattfinden. Am 15. Mai muß der Nietenbau fertig sein und sol mit einen Siegesfest eröffnet werden, an dessen Siegeswagen man jebt fon baut. — Einer der berühmtesten Miniaturmaler Ftanfreichs, Du­chesne, is, 83 Jahre alt, gestorben. Er war Hofmaler fast aller europäis­schen Höfe: Eine welzende junge Dame­ forderte ‚auf einem Balle den Marsshall Can­ . ..

Next