Pester Lloyd - Abendblatt, November 1856 (Jahrgang 3, nr. 253-276)

1856-11-26 / nr. 273

Die einzelne Nummer Kostet Ate, EM. Abendblatt bes Pefter flop. EE erften Stod. u s Álittwmod , 26. Nonember, ro, 273. SZ Pe, 1856. + Meft, 26. November. P. DO. 3.) Der amtlien „Pektofner tg.’ entnehmen mir folgende Höchst erfreuliche Zeilen : Berläßlichen Nachrichten zu Folge dürften Ihre Majetäten der Kau­fer und die Kai­serin im kommenden Jahre in den allererst­en Tagen des Monates Mat Alerhöhst ihren feierlichen Einzug in die Landeshauptstadt halten, — dann während eines siebenwöchentlichen Aufenthaltes im Lande an einzelne Theile desselben, und namentlich‘ Die Hier Distriftualhauptstätte mit einem Allergnäßigseien Besuche beglühen. Ebenso dürften Ihre Majestäten die aus diesem Anlasse besonders feierlich zu begehende Frohnleichnamsprozession durch Mierhöcft ihre Theilnahme verherrlichen. % Weit, 26. November, Aus Triest bb. 25. b. theilt die „Wien, 3." folgende telegraphische Depetche mit : Gestern Morgens fuhren Ihre Tt. E. Matefäten auf dem Striegsdampfer „Elisabeth‘‘, begleitet von mehreren anderen Dampfern, nach Muggia, wo eine Schraubenfregatte in bester Ordnung vom Stapel lief. Se. Majestät der Kaiser geruhten sodann einem Scheibenschie­­fen der Küstenartillerie beizumahnen und die verschiedenen Marineetablissements zu befit­gen. — Heute Morgens 7 Uhr sind Ihre Majestäten auf dem Kriegs­­dampfer „Elisabeth“ nach Venedig abgereist. 6 Pr­o Wien, 25. November. Es ist eine bekannte Thatsache, daß in Oe­­sterreich die gewerbliche Kunst verhältnißmäßig noch wenig gepflegt ist, daß Originalmuster für die verschiedenen Arten der Fabrikate in unseren Rabrifen seltene Gäste sind, und daß es das schöne Frankreich is, welches ung mit den gesehmadvollen Mustern, die wir auf vielen unserer Heimischen Fabrikate bewundern, natürlich nolens völens versieht. Unter solchen Umständen ist es um so dverdienstlicer, aufmunterungs- und­­ bh­u­b­würdiger, wenn­ einheimische Industrielle die mothwendig großen Opfer nicht scheuen und eigene Musterzeichner befohden, auf die Ausbildung derselben durch Neifen m. s. w., so wie auf Ber­­solliommnung der Muster Kosten verwenden, und mit Enthaltung des Nach­­druchs fremder Delfins, nur Originalmuster bei ihren Fabrikaten anwenden. Aber diese verdienstlichen Industriellen haben, wie es allgemeine Klage ist, mit einem großen, für die Entwickklung unserer gewerblichen Zeichenzunft im All­gemeinen höcst nachtheiligen Möbelstande zu kämpfen. Es sind nämlich ihre Originalmuster d­urch sein Geiet gegen den Nachdruch von Seite weniger gewissen­­h­after Sabrifanten gefhängt, welche es bequemer finden, unter dem Schube einer Geseheslade, die kostspieligen Anstrengungen Anderer für sich zu verwerb­en und ohne Opfer blos den B Vortheil zu genießen. Welden Scha­­ben dieses Gebahren jenen thätigen Industriellen verursacht, und wie deprimi­­rend es auf ihre Anstrengungen wirken muß. Hegt auf der Hann So gefhah eg erst, im Laufe dieses F Jahres, bag die berühmte Kosmanofer Statt und ruderet, eine jener imenigen ausgezeichneten Firmen, melde auf die Gewinnung von Originalmustern von Geschmach und Perfektion für ihre Hablitate von eros­paischem Rufe jährlich bedeutende Summen verwenden, in den öffentlichen Blät­­tern den unberechtigten Nachbruch ihrer Mutter durch ein anderes Etablissement bekannt geben und durch die öffentliche Bloßftelung diesed Verfahrens sich viel­­leicht einigen Schug verschaffen mußte. Die Abhilfe dieser Nebelfänd­e durfte nun, wie ihverneh­me, ernstlich in Angriff genommen wer­den Ein Gefeb über ven Schug der Fabriksmuter gegen den unbefugten Nachdrud ist vorbereitet und sollen die Verhandlungen hierüber betreffenden Orts baldbigil beginnen Durch ein solches Gefeb wird die Ne­­gierung nur wieder eine Bedingung mehr zum kräftigen Aufschwunge unserer Industrie Herbeischaffen, für den in der jüngsten Zeit auf legislatorischen Ge­biete schon fo vieles vorbereitet wurde Ich gebrauche absichtlich das Wort „vorbereitet”, um bei dieser Gelegenheit wieder einmal das fast ver­schollene Wort „Gewerbefreiheit" auszusprechen und die Bitte nach dem bal­digen Erscheinen dieses Hochmwichtigen Geietes auszubrühen. . Es thut uns dringend Not ! Die Baud­ammaffäre, welche nach Steiermark, Kärnten und Krain gereist waren, um daselbst die Staatspomänen für die Bank zu Über­nehmen, sind von der Reise zurückgekührt und io das Uebernahmsgeschäft nun auch in diesen Kronländern beendet, ,,Belgmd,ein schöngebauter bulgarischer Flecken im Nieder-Budjaket-Kolonial­­bezirk der Provinz Bessarabien,am Flusse Alpuchz Hauptverwaltungssitz der trans­­danubischen Kolonisten.Er zähltsich Einwohner in 1037 meist steinernen Häusern, hat eine Dorfschule für­ Knaben und eine für Mädchen,eine prächtige Kathedrale und eine Friedhofskirche,in welcher der Generil Jason,dem dieb»iesigen Kolonien ihre Gründung­ verdanken,begraben liegtz feeneeöversommunegevod­ge undts Petvats I Weit, 26. November. Aus Konstantinopel geht uns Die wichtige Nachricht zu, Daß das englische Gefirmwander unter Admiral Lyon de den Win­­ter über in der Bucht von Bujufdere Liegen bleiben und nicht ins goldene Horn einlaufen wird. Die zweite Nachricht von Wichtigkeit ist die nun an vom „Moniteur" gemeldete Demiffion Alt. Pasha’s Die näch­­sten Tage werden uns heb­äten, ob der Sultan die eingereihte Demission auch angenommen. Der neurusische Kalender für 1853 enthielt eine kurze statistische Leber­­fit aller Städte und Ortschaften in Neurußland und Bestsarabien , in welcher sich folgende Notiz über das sehr so oft genannte aber so­twenig Bekannte Belgrad finde: « getreidemagazine,einen öffentlichen Garten,675 Privatgekkten,und an industriellen Anstalten­ 15 Lichtziehereien,2 Seifensiedereien,53tegelbrennereien,7 Töpfereien,8 Fähbunten,14 Schänlen,1 Gasthof und 42 Waakenläden.Das Gemeindeland hat einen Umfang von 22.765 Dessjatinen(zu 4,27er preußischen Morgen).Auf dem Wege nach Ismail befindet sich ein einem Kolonisten errichtetes Denkmal an der Stelle,wo Kaiser Nikolaus im Jahre 1828 auf dem Marsch nach der Donau sein Lager aufschlug."«s Es erhellt hieraus,daß der,,Moniteur de la Flotte­«Unrecht hat,wenn er Bolgund als ein unbedeutendes Nest von 400 Einwohnern schildert,um« dessen Besitz man sich doch lieber gar nichtstketten möge,sowie daß die west­­ländischen Diplomaten,wenn sie sich etwas näher in der russischen Geographie umgesehen hätten,Recht gutswissen konnten,daß Bolgrad am Alpuch(Yal—puk) und also unmittelbar an der Donau liege.Von einem­ zweiten Bolgrad oder Tobak ist weder in dem Oktevekzeichniß des genannten Kalenders,noch in dem Jttnekarium,nach welchem Bolgrad 41 Werst von Jemail und 216 Werst von Odessa liegt,eine Spur zu entdecken. Am 20.d.ist Sir Jame­ Outram von Southampton und­ Wom­­bap abgereist,um daselbst—­nachdee,,Times­‘s­ den Oberbefehl über die gegen Persien zu verwendenden britischen Truppen zu übernehmen. Ueber die spanischen Zustände entwirft eine Pariser Korrespondenz folgendes traurige Bild : Die Berichte aus Spanien lauten sehr schlimm, und ein Privatbrief, den ich heute erhalten habe (vom 16. Non.) bestätigt Alles, was man sich hier erzählt. ‚Es droht dem Lande,‘ so schreibt mein Berichterstatter, „eine namenlose Erschütterung, ohne Gewinn für irgend eine Partei, und no mentger für irgend ein würdiges Prin­­zip. Die schlimmsten Instinkte, der Swarinm der halbwilden Nation wird geweht, es werden durch die Art der Regierung Gräuelszenen vorbereitet, die furchtbar sein wer­­den. Mit einem Worte, die Zustände hier sind die Häglichsten, die man sich denken ann, und lasfen die grei­sten Zeitungsberichte hinter sich zurück. Alle Leute von eini­­gem politischen Urtheil sehen und fühlen das,” Narvaez befindet si in­ einer sehr schlimmen Lage, und bereut es nun, seinen Kräften, d. h. seinem Einflusse zu viel zu­­gemuthet zu haben. Der Herzog 9. Valencia hat das Spanien vor acht Jahren mit dem heutigen verwechselt, und auch den Veränderungen in den Persö­nlichkeiten nicht genug Rechnung­ getragen, Narvaez, hörte ich vor zwei Tagen von einem Spanier von hoher Geburt. Der sich in diesem Augenblicke, in Paris befindet, sagen: Narvatz hat sich eingebildet , die Königin Isabela werde sich so wenig mit Politit befassen , wie ehemals, und er ein geebnetes Leid vor si haben. Dem ist aber Feinesmegs so, Isabella II. , ohne ihre früheren Lieblingsbeschäftigungen aufzugeben, will persönlich die spanische Politik leiten, und sie fordert von Narvaez über jede Angelegenheit genaue Recentschaft. Escofura, fuhr der erwähnte Herr fort, hat ganz richtig gesehen, und das Haupthindernis, auf welches Narvaez stoßen muß, der Wahrheit gemäß hervorgehoben. Was er jedoch nicht weiß, oder was er wahrscheinlicher nicht hat sagen wollen, ist, daß gegenwärtig eine der einflußreichsten­ Personen am spanischen Hofe Mile, P., Die Kamm­erzofe der Königin, ist. Dieses Mädchen ist die Tochter eines Kaufmannes von Toledo und mußte sich so sehr in der Gunst ihrer Herrin festzulegen, daß man sie als eine Macht betrachtet”. Aus Stocholm vom 18. b. schreibt man den „Hamb. N.“ : „Unter dem 14. 9. M. dft laut Staatsratha protofol . eine königlice Antwort, auf die Frage wegen Beteiligung der Hauptflacht erfolgt. Bekanntlich war eine Kommiliton zur Prüfung dieser Frade eingefeßt, die aber noch nicht im Stande gewesen ist, Bericht darüber zu erstatten. In Betracht jede, daß im vierten Haupttitel des Budgets sehen ansehnliche Summenanschläge für Kriege­­und­­ Vertheidigungszwecke angefegt sind, so sollen im Laufe dieser Reichsversamm­­­lung seine Bewilligungen zu obigem Behufe verlangt werden und die Gage daher bis auf Weiteres vertagt bleiben. In der Neuenburger Frage liegt uns eine Erklärung­ der ministeriellen „Preuß. Korresp." vor. Im Hinblick auf die von der „Times“ mitgetheilten Altenstüde aus der Periode der Er­werbung Neufchatels durch Preußen, bemerkt sie: „Die Vertheidiger des revolutionären Regiments in Neuenburg führen, da ihren zur Begründung ihrer Ansprüche giftige Beweis«­mittel völlig abgehen, alte unwerthlose Papiere hervor, um den Charakter der­­jenigen Personen zu verdächtigen, welche im Jahre 1707 für die Unterwerfung Neuenburgs unter die Oberh­eit der Krone Preußen thätig waren. Abges­­ehen von jeder weiteren Erörterung, genügt es, darauf hinzu­weisen, Daß der Ausspruch der Neuenburger Stände, welcher zu jener Zeit das Verhältniß des Fürstenthums zum Hause Hohenzollern begründete, von den zur ständigen Organen und in der gesehmäßigen Form abgegeben warb und somit einen Rechtszustand schuf, welcher, selbst von Frankreich im Utrechter Frieden aus erkannt, seitdem nie wieder von kompetenter Seite bestritten wurde.“­­ Am 22. November, meldet die, „Pr. Korr.", wurden die Konferenzen zur Vorberat­ung eines Handelsgefegentwurfes, melde seit dem 27. Oktober mit kaufmännischen Sachverständigen und praktischen, Suristeh im Juflizministerium stattgefunden haben, dur den Herrn Yuflizmin­ister Is­mons gescloffen. Das Resultat der Berathungen ist ein sehr günstiges gemes­sen. Das System und die Grundzüge des Entwurfes haben allgemeine Billi­­gung gefunden ; im Einzelnen sind mehrfache Abänderungen vorgeschlagen, welche als wesentliche V­erbesserungen betrachtet werden können und bei­ der ferneren Bearbeitung des Entwurfs, zu­ welcher unverzüglich übergegangen werden sol. Die geeignete Berücksichtigung finden werden, Ein­ Berliner Brief vom 22. d. in den „Hamb. N.“ meldet : „Ein Vorfall, der eine nicht geringe Gensation erregen dürfte, ist Die gelb­en am späten Abend erfolgte Verha­ftung des vor ungefähr vier­­zehn Tagen aus London hier eingetroffenen Herrn Morris Moore, IH Höre darüber Folgendes: Herr Moore, der zu den bedeutendsten englischen­ Kunstfennern und Kunstkritikern zählt, Hatte sich nach Deutschland begeben, um­ die hier befindlichen Kunstgegenstände an Ort und Stelle rennen zu lernen und namentlich um feiner Polimit gegen die Richtung der Kunstkritik, welche in Berlin hauptsächlich durch den Prof. Wangen vertreten wird, zur persönlichen Anfgauung einen festeren Halt zu geben. Im­­ron hiesigen Zeitungen war deshalb wer von Moore die Rede und es wilf von ihm auch unter Anwernt, daß er in den Befig des­ Originals eines Raphaelschen Bildes gelangt‘sei. Was nun zu seiner plöpligen Verhaftung Unraf gegeben, ob politische oder

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