Pester Lloyd - Abendblatt, März 1857 (Jahrgang 4, nr. 49-73)

1857-03-23 / nr. 67

.· .." ··. · « Revaktipps­ ; Die « . einzelne «­" Bureau,Do-«« enaseero A jak $ | Nr. 12 im I­LA ; . a · L­eriten Pati 3 Montag, 23. Mär}. ro, 67. Pe, 1857. Politische Nundichan, 23. März Die Diplomatie hat ihre Hände soll, von allen Seiten drängen si ihr brennende Fragen auf. Da ist an der Spibe die italienische Trage, welche sich nun in den mettmächtlich­­neapolitanischen und österreichisch - sardinischen Streit abzwneigt. Die Suriner Kammerverhandlungen über die Befestigung Alessandria's haben das Maß voll gemacht. Graf Cavour, nach dem eigentlichen Zmede Dieser Befestigung gefragt, erswheberte : „Derr della Margarita sagt, daß die Befestigungen Alessandria's zum öwede haben, zu bemweifen, daß Piemont in der italienischen Poli­­tif beharrt. Meine Herren, ich nehme d­iesen Vorwurf an. Sa, die Forti­­fikationen Alessandria’s sind die Sorge unserer Politik, jener, die uns am Kriege und an den Friedensverhandlungen theilnehmen machte. Diese Po­­lität besteht darin, aus unserem Lande den Vertheidiger der legitimen Nechte Italiens (große Sensation), einen Vertheidiger mit Fejtigkeit, Klugheit und Mäßigung zu machen. Dies ist unsere Politik, die Fortifikatio­­nen Alessandria’s sind die Folgen derselben. (Lebhafte Zustimmung.)“ Gegenüber einer solchen Erklärung erübrigte Der österreichischen Regie­­rung Nichts als ihren Gesandten in Turin abzuberufen Graf Paar wird indeß seine Päsfe nicht verlangen, sondern blos nach Wien reisen und da­­selbst abwarten, bis Cavour seine Sprache ändert. Die zweite brennende Trage ist de­r deutsch-dänische, um­so brennender, als England und Frankrei, gesrüßt auf den Londoner Vertrag, die Kompetenz des deutschen Bundes bestreiten und die Trage als eine "europoli­­se" betrachten wollen. Wie es heißt, soll Ftankreich bereits bestimmte Zu­­sicherungen an Dänemark gemacht haben; „gewiß ist jedenfalls so viel, schreibt unser Wiener R-Korrespondent, dag Dänemark die an die Deutschen Großmächte gerichteten Noten noch vor ihrer Absendung an die deutschen Höfe den Westmächten mittheilen ließ, und Dag diese den Inhalt ge­­billigt haben.” Außer Der Depesche an die Höfe von London, Petersburg, Yar ris und Stocholm, in welcher Die dänische Regierung deren Beistand gegen die Berbnderungen der deutschen Mächte anruft, hat Dieselde übrigens noch eine an Detre, die Skandinavische Bewegung betreffende Note vom 20. Februar an ihre Gesandten bei den genannten Höfen gerichtet. Wir wer­den sie im Morgenblatte folgen Tasfen, doch die Neuenburger Angelegenheit hat noch seinen Schritt vorwärts gemacht. Allerdings meldet eine telegraphische Depesche aus Paris, das heute die dritte Sikung stattfinden sol; aber außer dem „ob“ ist insbeson­­dere Das „mwie” ungewig. Ein Berliner Korrespondent der „Deutsch. Allg. 3." gesteht gleichfalls ein, Daß er von den Iechten, an den Grafen Habfeld­ abgegan­­genen „mündiren" Instruftionen seine genaue Kenntniß Habe: „Nichtsdestoweniger, schreibt der Korrespondent, werde ich fhmnwerlich irren, wenn ic Ihnen sage, dag ein Hauptgewicht auf Diejenigen Bedingungen gelegt wird, melde sich auf die Sicherstellung der Mechte und Freiheiten des Bosis von Neuenburg beziehen, d. h. auf die Wiederherstellung der Bourgeoisien und die Garantie für Leben, Freiheit und Vermögen der Noyalisten. Die in der Konferenz vereinigten Mächte werden, wie man in den höchsten politischen Krei­­sen annimmt, ersucht werden, Preußen gegenüber gemeinschaftlich die Bürgschaft für die eben erwähnten Bedingungen zu übernehmen. Gebrigens sieht es außer allem Zweifel, Daß Der König von Preußen nur im Falle der unbedingten An­­nahme der genannten Bedingungen sich auf den Standpunkt stellen wird, den Die S­onferenz mit der Empfehlung der Abtretung des Fürstent­ums zu dem ihrigen gemacht hat, denn seine Haltung ist weniger von seinen Nechten auf Neuenburg als von den Pflichten abhängig, die er den Neuenburgern als seinen bisherigen Unterthanen als gemwissenhafter Fürst schuldig zu sein glaubt. Die D­o­m­­ai­nenfrage betrifft lediglich das materielle Interesse und wird deshalb keine Schwierigkeit machen. Worauf es dem König hierbei ankommt, ist nicht der Ertrag der Domänen, sondern der Verbleib der Schlösser Neuenburg und Balen­­gin bei der Familie Hohenzollern, an welche sich ihre ruhmreichsten Erinnerungen nüpfen. Auf eine von der Schweiz in der Höhe der Fapitalisirten somme royale zu zahlende Entschädigung für die Domänen dürfte der König nicht ein­gehen, da dies den Schein erregen würde, als habe ein Verkauf des Fürsten­­thums stattgefunden, ein Umstand, der ebenso wenig der Stellung des Könige als der Würde des Bolts von Neuenburg entspräche.“­u den Donaufürstenthü­mern beginnt nun die Wahlbewe­­gung, wir theilen nach der „Bufur. Deutsch. Ztg." weiter unten den vom 26. Februar datirten Erlaß des Fürsten Alexander Ohifa mit, welcher die strengste Unparteilichkeit anordnet. — Gleichzeitig geht und aus London die Nachricht zu, das in der Unterhaussigung vom 18. Dtway die Frage stellte, ob die Negierung sich bemüht habe, den zwanzig bis dreißig war­lachischen Flüchtlingen, denen allein noch unter den ursprünglich aus der Walachei verkannten der Aufenthalt in ihrem Vaterlande verwehrt sei, die Erlaubnis zur Nordwehr in die Heimath zu erwirken, worauf Lord Palmerstion entgegnete : Er wisse sehr Mob, dag die­son seinem ehrenwerthen Freunde erwähnten Personen höchr achtbare Männer seien, gegen deren Schiefal man nicht gleichgiltig sein dürfe. Man sei auf dem Wege, die Angelegenheiten der Donaufürstenthümer zu ordnen. Mit der Räumung des Landes Seitens der österreichischen Truppen sei bereits der Anfang ges macht, und sie werde bald vollständig erfolgt sein. Die Divans würden sich nächstens versammeln, um über die für das zukünftige Wohl des Landes am besten geeigneten mai­egeln zu berathen. Er zweifle nir im Geringsten daran, daß man jenen Männern die Rückkehr in ihre Heimat gestatten werde; jedenfalls werde die britische Regierung, so weit ihr Einfluß reiche, darauf hinzuwirkfen suel. Jene Personen hätten gerechten Anspruch darauf, in »diese Balachei zurüczukehren, und in Bezug auf die ihnen zu er­­thei­ende Erlaubniß werde es­­ sich wohl nur um den Zeitpunkt handeln. Die offizielle "London Gazette" vom 21. b. bringt in einem Crivablatt eine königliche Proflamation, welche Die Parlamentsauflösung für heute, Mon­tag, betreii­t. Die Befragung geschah am 24. Nachmittags halb zwei Uhr drch eine königliche Kommiliton. Aus der Wahlbewegung in London liegt uns folgende Bahladresse Disrae­li’s an die Wähler von Bulingham­­shire vor: Meine Herren ! Da das Haus der Gemeinen dur ein feierliches Votum, an welem die hervorragendsten Männer aller Parteien Theil nahmen, Die von den Agen­­ten der Regierung den Chinesen gegenüber befolgte grausame und zweideutige Politik getadelt hat, so ist das Parlament aufgeldfft worden. Seit Ankündigung der Par­­lamentsauflösung hat das Ministerium erklärt, daß es seine Agenten in China durch andere erregen werde, und so die Gerechtigkeit des Unterhausfotums eingeräumt. Of­­fenbar ig daher der für die Auflösung angeführte Grund ein bloßer Vorwand. Was aber it der wahre 3wed? Ein Jahr unnüg zu vergeuden. Lord Palmerston ist ein hervorragender Mann, der sich große Verdienste um sein Vaterland erworben hat. Als Premierminister jedoch nimmt er eine falsche Stellung ein. Er ist das toryistische Haupt eines radikalen Kabinetts. Da er seine innere Politik hat, so sieht er sich ges­nöthigt, die Aufmerksamkeit des Dorfes von seinen eigenen Angelegenheiten auf die auswärtige Politik abzulenken. Sein auswärtiges System ist turbulent und aggressiv, damit seine Herrschaft zu Hause ruhig und unangefochten sein möge. Daraus ent­­springen übermäßige Ausgaben, eine sch­were Steuerlast und das Stohen jedes sozia­­len Fortschrittes. Seine Berhaltungs­weise ist jedes politischen Prinzips so vollstän­­dig bar, daß, wenn er si genolt­igt sieht, an das Bolt zu appelliren, sein einziger Anspruch an das Vertrauen desselben in seinem Namen besteht. Solche Kunstgriffe und­­ Hilfsmittel mögen dem despotifischen Beh­rrsscher eines von Resolutionen erschöpften festländischen Staates ziemen. Einem britischen Minister, der ein Land regiert, wel­­ches stolz, frei, fortschreitend, von glorreichen Weberlieferungen beseelt ist und einer glänzenden Zukunft entgegenstrebt, ziemen sie nicht. Die Ehre und die besten­nteressen des Landes erhelrchen es, daß Männer mit bestimmten Prinzipien in das neue Parlament gewählt werden. Wenn Sie mir zum vierten Mal die hohe Auszeichnung verleihen wollen, mich zu Ihrem Abgeordneten zu wählen, so werde ich, wie bisher, unsere Verfassung in Kirche und Staat aufrecht zu erhalten suchen und jene sollsthü­mlichen und aristokratischen Einrichtungen unterstüsen, welche in unserem Lande die Macht zu einem Prisilegium gemacht, den Resis dieses Privilegiums jedoch auf alle diejenigen ausgedehnt haben, die sich bemühen, desselben würdig zu werden ; — Einrichtungen, welche eine Nation zum Streben und zur Aus­­zeichnung erzogen haben, Die allgemeine Politik, welche ich unter den oerwaltenden Umständen zur Geltung bringen möchte, laßt sich in folgenden paar Worten bezeichnen : Ehren soller Irrede, Steuerermäßigung und sozialer Fortschritt. Man macht in unseren Tagen den Berfuch, die Parteien, welche gegenwärtig in der Kirche (d. h. der Kirche von England) bestehen und bis zu einem gemeisten Grabe stets darin bestanden haben, für politische Zwede gegen­einander ins Beld zu führen. Es ist gefährlich, wenn An­­­hänger der Kirche ein solches Verfahren sanktioniren. Die Kirche,­­welche, abgesehen von ihrem höheren Berufe, eine der großen Bürgschaften des Griides Englands ist, hat ohnedies schon Feinde genug. Sie braucht sie nicht erst In ihrem eigenen Rufen zu suchen, und es scheint mir, daß die Angehörigen dieser Kirche besser daran thun würden, wenn sie, statt untereinander zu hadern, gegenseitige Duldung walten Tiefen, sich auf dem geweinsamen Boden der kirchlichen Politik vereinigten und sich allen Bersuchen widerlegten, die Integrität jener reformirten Kirche von England anzutasten, welche die beste Bürgschaft für Die religiöse Freiheit aller Klassen und Glaubensbekenntnisse der Unterthanen Ihrer Majestät is. Ich habe die Ehre Je. Hughenden Manor, 17. März. 8, D’SEraelk. Eine Pariser Devefhe vom 22. meldet: Fgerut Khan kommt am 10. April nach Paris zurück. Das Budget für 1858 wurde bei Sammer­gestern übergeben; der Leberschug der Einnahmen beträgt 25 Millio­­nen Franke. Einer Pariser Korrespondenz der "Times" zufolge ist wiederum von einer Ministermodifikation und von dem Eintritt des Herrn v. Persigny ins Stabinet die Rede. Die offizisre „Patrie" bringt folgenden bemerkens­­unwerthen Artikel, worin sie die Gründung eines imperialistischen Adels befpricht. Er lautet, wie folgt: „Die „Afsemblie Nationale” gibt heute nach einem fremden Journal die Nach­richt von der nahe bevorstehenden Errichtung eines imperialistischen Adels. Wir glau­­ben, daß dieses Blatt nicht genau unterrichtet is. Der Adel, der nur die Verherrlic­hung der Verfahren ist, wenn von langem Datum, und der Glanz der persönlichen Verdienste, wenn neu, steht in vollkommenem Einflange mit dem gegenwärtigen Regim­e. Dir figen sogar Hinzu, daß der Adel ber Schlufftein ist, nothiwendig einer De­mokratie, die sein Privilegium, aber alle Verdienste anerkennt und sie durch Auszeich­­nungen heilige. Wir glauben zu wissen, daß nichts von dem fihon befihloffen ist, was man bereits als ausgemacht angibt. Es besteht nur ein sfandalöser Mißbrauch, wer die Aufmerksamkeit der Regierung auf figg ziehen mus, nämlich die Usurpation von Titel und Namen. Es ist die Zeit da, einem Stande der Dinge ein Ziel zu fegen, der die ehr­enhaftesten Auszeichnungen der Eitelkeit und dem Kharlatanismus preis­­gibt. Sidermann wird die Mairegeln billigen, welche die Abschaffung dieses Mitbrau­­ches und die Erhöhung der Würde der Titel und Namen bezwehken, indem man zugleich das Recht derjenigen, die sie auf legitime Weise tragen, gegen den Betrug derer vertheidigt, die sie ufurptren.” Am 4. d. hielt Buchanan seinen Einzug in W­ashington. Eine telegraphische Dereshe vom 3. Abend berichtet: Die Stadt it der Schauplag der größten Aufregung. Die Avenue ist troß der Kälte dicht mit Bürgern und Fremden beiderlei Geschlechtes angefült. Eine unge­­heure Menge ist im Kapitol und eine noch größere Waffe am Wege dahin. Die Ho­­tels und die Privatwohnungen sind überfüllt, und viele Menschen werden die Nacht auf der Straße zubringen müssen. Das ist der­ größte Zulauf von Fremden, den wir je gesehen. Einige Balgereien haben stattgefunden, aber bis fest ist nichts Ernstliches geschehen. Die Erwartung für morgen ist aufs Äußerste gespannt. Die Richter des Dobergerichtes haben diesen Morgen Buchanan in seinem Hotel ihre Aufwartung ge­macht. Präsident Derce hat Mittags das Komite der Stadtbehörden und mehrere Bürger empfangen, wobei gegenseitige Anreden gehalten wurden.“ Eine telegraphische Depesche aus London vom 21. d. meldet: „Mit dem aus Newport zurecht angekommenen Dampfer ist die Botschaft des Präsidenten Buchanan aus Washington hier eingetroffen. In derselben empfiehlt er die Befolgung einer friedlichen Politik, Nichtintervention, außer wenn es die Selbst­­erhaltung erherrscht, eine Verminderung des Tarifs und der Schulden, Vermeh­­rung der Flotte, Errichtung einer Militärstrage nach Pacific, Nichtagitation in der Stravenfrage und Sparsamkeit in der Vertheilung von Ländereien.“ Nach dem „Dr. th­." befanden sich unter der Deputation, welche die tsherkefftigen Stämme zu Mehemed Bey nach Tuabs entsandten, auch einige Hundert, zum größten Theile polnische Deserteure der russischen Armee. In Der, auf Andrängen Nurlands zur Untersuchung der ganzen Er penitzon in Konstantin­opel niedergelösten Kommission beschuldigt der Dragoman, welcher Rußland darin vertritt, die zirkasfischen Sarm­onen in dem Harem des Sultans, Mehemed Bey mit beträchtlichen Summen unterstüßt zu haben. Die Pforte hat übrigens leichtes Spiel, da der rufische Dragoman hat zugeben wien, daß seine Gesandtschaft den ganzen Plan bereits seit zwei Monaten

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